Gender und Diversity in Organisationen: Grundlegendes zur Chancengleichheit durch Personalpolitik
Von Gertraude Krell, Renate Ortlieb und Barbara Sieben
()
Über dieses E-Book
Der Inhalt• Dominanzverhältnisse als Ausgangs- und Ansatzpunkt• Soziale Kategorien, Stereotype, Vorurteile, Diskriminierungen• Vielfältige Wettbewerbsvorteile• Gender-bezogene Management-Konzepte• Diversity-bezogene Management-Konzepte
Ähnlich wie Gender und Diversity in Organisationen
Ähnliche E-Books
Gender und Beratung: Auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in Organisationen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrauen, Männer, Mikropolitik: Geschlecht und Macht in Organisationen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSupervision mit größeren Gruppen und Teams Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGruppenkompetenz in der Supervision – Es geht nicht ohne! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStrategische Personalentwicklung in der Praxis: Instrumente, Erfolgsmodelle, Checklisten, Praxisbeispiele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSupervision auf dem Prüfstand: Wirksamkeit, Forschung, Anwendungsfelder, Innovation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZeit- und Selbstmanagement: Ein Trainingsmanual – Module, Methoden, Materialien für Training und Coaching. Arbeitsmaterialien im Web Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse: Ein Lehr- und Lernbuch für Klinik und Praxis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSich selbstständig machen in Therapie und Beratung – wie geht das? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiversity Management als Führungsaufgabe: Potenziale multikultureller Kooperation erkennen und nutzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOrganisationsbeobachtung als diagnostische Methode: Ein Werkstattbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPartizipative Forschung: Einführung in die Forschungspraxis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiversity Management in der Personalauswahl: Kulturelle Vielfalt in Unternehmen und Behörden ermöglichen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSystemische Perspektiven: Die Pioniere der systemischen Beratung im Gespräch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSystemische Ansätze in der Heilpädagogik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenQuick Guide Female Leadership: Frauen in Führungspositionen in der Arbeitswelt 4.0 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachhaltiges Personalmanagement in der Pflege - Das 5-Säulen Konzept Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPraxishandbuch Aufstellungsarbeit: Grundlagen, Methodik und Anwendungsgebiete Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mensch in der Selbstorganisation: Kooperationskonzepte für eine dynamische Arbeitswelt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTalent Management: Talente identifizieren, Kompetenzen entwickeln, Leistungsträger erhalten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFreiburger Anti-Gewalt-Training (FAGT): Ein Handbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch sehe was, was Du nicht siehst ...: Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Perspektiven in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schöpferische Besprechung: Kunst und Praxis des Dialogs in Organisationen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVielfalt der Prävention entdecken!: Schutz vor sexuellem Missbrauch in Kindertagesstätten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmpathie in sozialen und Pflegeberufen: Entwicklung und Evaluation eines Trainingsprogramms Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFührungs- und Organisationsverantwortung bei Mobbing: Psychologische und juristische Analysen und Empfehlungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmployee Assistance Programs: Externe Mitarbeiterberatung im betrieblichen Gesundheitsmanagement Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSystemische Lerntherapie: Ein integrativer, beziehungs- und ressourcenorientierter Ansatz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFairness als Führungskompetenz: Strategie und Leitfaden für Führungskräfte und Unternehmen der Zukunft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSelbstentwicklung für Lehrkräfte: Das Praxishandbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Personalwesen & Personalmanagement für Sie
Fachkräftemangel oder Machkräftemangel?: Warum Personalprobleme oft hausgemacht sind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon der Fachperson zur Führungsperson: Eine Einführung und Starthilfe für neue oder zukünftige Führungspersonen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOnboarding - optimale Einarbeitung für neue Mitarbeiter: Mit einem Unternehmensbeispiel und einer empirischen Untersuchung des Einarbeitungsprozesses Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRekrutierung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMitarbeiter finden: Die Kunst der Mitarbeitergewinnung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHuman Resource Management – Grundlagen: Humankapital verstehen und erfolgreich managen. Funktionen und Herausforderungen des Human Capital Managements. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRatgeber Arbeitszeugnis: Rechtsgrundlagen, Inhalte, Verschlüsselungstechniken, Formulierungshilfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie ComOp-Methode im Personalwesen: Die richtigen Mitarbeiter mit der richtigen Motivation an der richtigen Stelle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPersonalmanagement Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMusterkonzept zur Personalentwicklung: Von A-Z ausformuliertes und professionell strukturietes Musterkonzept für eine professionelle Personalentwicklung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kaizen-Methode: Mit kleinen Schritten viel erreichen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Leipziger Führungsmodell: Führen und beitragen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Enneagramm: Eine Methode zum Bestimmen des eigenen Persönlichkeitstyps Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTwin Star - Lösungen von anderen Stern: Teamentwicklung für mehr Erfolg und Zufriedenheit am Arbeitsplatz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParkinsons Gesetz: Die Tücken der Bürokratie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSocial Media Recruiting - Personalgewinnung über Facebook & Co.: am Beispiel des Landratsamtes Böblingen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie optimale Arbeitsumgebung: Tipps für mehr Wohlbefinden und Produktivität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPersonalmanagement auf einen Nenner gebracht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenQuick Manual Generation Z Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Bedürfnispyramide: Menschliche Bedürfnisse verstehen und einordnen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Gewaltfreie Kommunikation im Beruf: Methoden für die konstruktive Konfliktlösung und professionelle Zusammenarbeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönnen Sie Hirnverführung?: Die Praxisanleitung für Motivation auslösende Beeinflusser Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas 7-S-Modell: Schlüssel zum Erfolg eines Unternehmens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kündigung eines Arbeitnehmers: HR-Wissen für Führungskräfte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnternehmenskultur verstehen und nachhaltig fördern: Erfolgsfaktoren beim Change Management Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFührung im Unternehmen: Erfolgsfaktoren und Fehlerquellen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie SMART-Methode: 5 Kriterien für gut definierte Ziele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Peter-Prinzip: Der Zusammenhang zwischen Beförderung und Unfähigkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFokus Self-Leadership - Gesunde und wirkungsvolle Selbstführung in Zeiten hoher Komplexität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Gender und Diversity in Organisationen
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Gender und Diversity in Organisationen - Gertraude Krell
Gertraude Krell, Renate Ortlieb und Barbara Sieben
Gender und Diversity in OrganisationenGrundlegendes zur Chancengleichheit durch Personalpolitik
../images/418831_1_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.gifGertraude Krell
Berlin, Deutschland
Renate Ortlieb
Graz, Österreich
Barbara Sieben
Hamburg, Deutschland
ISBN 978-3-658-20553-9e-ISBN 978-3-658-20554-6
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20554-6
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature
Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Vorwort
Die vorliegende Monografie steht in der Nachfolge des Herausgeberbandes „Chancengleichheit durch Personalpolitik: Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmen und Verwaltungen. Rechtliche Regelungen – Problemanalysen – Lösungen", der zuerst 1997 von Gertraude Krell und zuletzt 2011 in sechster Auflage von Gertraude Krell gemeinsam mit uns herausgegeben wurde.
Mit seiner Breite an Beiträgen aus Forschung und Praxis ist dieses Buch weiterhin ein Standardwerk, sowohl in der Lehre wie auch für Personalverantwortliche, Gleichstellungsbeauftragte, Betriebsräte und andere, die eine betriebliche Chancengleichheitspolitik begründen und umsetzen wollen. Während der inhaltliche Fokus zunächst auf Gender und der Chancengleichheit von Frauen und Männern lag, wurde er später auf Diversity und Diversity Management erweitert – und damit auch um weitere diskriminierungsanfällige Dimensionen über Geschlecht hinaus.
Seit 2014 haben wir zu dritt die siebte Auflage geplant. Sie sollte noch umfangreicher als die bisherigen Auflagen werden und aus zwei konzeptionellen Bänden sowie einem Praxis-Band bestehen. Allerdings zeichnete sich im Laufe des Jahres 2015 ab, dass sich dieser Plan aufgrund der fortschreitenden Erkrankung von Gertraude Krell nicht realisieren ließ. Die vorliegende Monografie resultiert aus diesen Entwicklungen und unseren gemeinsamen Beschlüssen. Sie basiert auf einem Textfragment, an dem Gertraude Krell bis kurz vor ihrem Tod am 5. Januar 2016 gearbeitet hat. Wir haben dieses Fragment grundlegend überarbeitet und erweitert. Dabei war es uns ein Anliegen, die Stimme von Gertraude Kell so originalgetreu wie möglich beizubehalten und gleichzeitig unsere eigenen Einsichten einzubringen.
Wie die früheren Auflagen von „Chancengleichheit durch Personalpolitik" richtet sich auch diese Monografie gleichermaßen an Studierende, Forscher_innen und Praktiker_innen. Sie soll theoretisches Rüstzeug für die praktische Gestaltung einer an Chancengleichheit orientierten Personalpolitik wie auch für die weitere Forschung bieten. Sie soll außerdem zum kritischen Reflektieren und Weiterlesen anregen; dies ist auch ein Grund dafür, warum sie ein sehr umfangreiches Literaturverzeichnis enthält.
Gertraude Krell wurde im Jahr 2003 für ihre Arbeiten zum Thema „Chancengleichheit durch Personalpolitik" mit dem Margherita-von-Brentano-Preis der Freien Universität Berlin ausgezeichnet. Dieser Preis war für sie nicht nur Anerkennung und Ansporn, sondern ein Teil des Preisgeldes kam auch dieser Monografie zugute.
Unser besonderer Dank geht an Barbara Roscher von Springer Gabler. Außerdem danken wir Paul Krell, Gudrun Krummel, Heike Pantelmann, Manuela Sterba, Vanessa Zweiger, Gero Küsel, Elena Glauninger und Sabine List.
Renate Ortlieb
Barbara Sieben
GrazHamburg
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 1
2 Dominanzverhältnisse als Ausgangs- und Ansatzpunkt 7
2.1 Von Majoritäten und Minoritäten 7
2.1.1 Der Diversity-Diskurs 7
2.1.2 Soziologische Klassiker 9
2.1.3 Der Token-Status und dessen Effekte 10
2.1.4 Das Konzept der Gendered Organizations 12
2.2 Antidiskriminierungsrechtliche Regelungen als Dominierungsverbote 14
2.2.1 Differenzierungs- oder/und Dominierungsverbote? 14
2.2.2 Unmittelbare und mittelbare Diskriminierung 15
3 Jede(r) in eine Schublade? 19
3.1 Vorbemerkungen 19
3.2 Soziale Kategorien, Stereotype, Vorurteile, Diskriminierungen 20
3.3 Intersektionalität oder: Die Verschränkung von Kategorien 25
3.4 Gegebene Unterschiede oder gemachte Unterscheidungen? 28
3.4.1 Zur Praxisrelevanz dieser Frage 28
3.4.2 (Un-)Doing Gender zwischen Differenz und (De-)Konstruktion 30
3.4.3 Zum (Un-)Doing von weiteren Diversity-Dimensionen 32
3.5 „The Paradox of Diversity": Zum Nutzen von Schubladen 36
4 Vielfältige Wettbewerbsvorteile 39
4.1 Was genau kann Wettbewerbsvorteile bewirken? 39
4.2 Welche Wettbewerbsvorteile im Einzelnen? 41
4.3 Wettbewerbsvorteile versus Antidiskriminierung? 53
5 Gender-bezogene Management-Konzepte 57
5.1 Vorbemerkungen 57
5.2 Ausgewählte ältere Ansätze und Aktivitäten 58
5.3 Frauenförderung oder -politik und deren Zukünfte 61
5.4 Gender Mainstreaming und dessen Zukünfte 62
5.4.1 Warum Zukünfte? 62
5.4.2 Was wird unter Gender Mainstreaming verstanden? 63
5.4.3 Gründe für die Realisierung von Gender Mainstreaming 64
5.4.4 Aktuelle Herausforderungen 66
5.4.5 Zwischenbilanz: Hat Gender Mainstreaming ausgedient? 67
5.4.6 Gestaltung der Personalpolitik nach dem Prinzip des Gender Mainstreaming 68
6 Diversity-bezogene Management-Konzepte 71
6.1 Entstehungshintergrund 71
6.2 Diversity als Begriff und Konstrukt 73
6.3 Diversity Management als Konzept 76
6.4 Zur Umsetzung in der Praxis 81
7 Fazit 87
Literatur89
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018
Gertraude Krell, Renate Ortlieb und Barbara SiebenGender und Diversity in Organisationenhttps://doi.org/10.1007/978-3-658-20554-6_1
1. Einleitung
Gertraude Krell¹ , Renate Ortlieb² und Barbara Sieben³
(1)
Institut für Management, Freie Universität Berlin, Berlin, Deutschland
(2)
Institut für Personalpolitik, Karl-Franzens-Universität Graz, Graz, Österreich
(3)
Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Helmut Schmidt Universität, Hamburg, Deutschland
Renate Ortlieb
Email: renate.ortlieb@uni-graz.at
Barbara Sieben
Email: barbara.sieben@hsu-hh.de
Die Botschaft, dass Chancengleichheit für alle Beschäftigten nicht nur rechtlich geboten, sondern auch ökonomisch vorteilhaft ist, gilt heute als Binsenweisheit. Aber genauso gängig sind Äußerungen wie: „Wir behandeln doch schon alle gleich!, „Bei uns wird niemand benachteiligt!
oder auch „Das [Geschlecht] ist egal. Die Qualifikation muss stimmen, und dass er zur Mannschaft passt! Das letzte Statement stammt von einer männlichen Führungskraft, die im Rahmen einer Studie zum Thema „Unternehmenskulturen verändern – Karrierebrüche vermeiden
interviewt wurde (Kaiser et al. 2012, S. 15). Diese weit verbreitete Überzeugung spiegelt die mangelnde Sensibilität wider, wen die Mitglieder einer vorhandenen ‚Mannschaft‘ als zu ihr passend erachten und wen nicht. Dass dabei Geschlecht nach wie vor sehr wohl eine Rolle spielt, zeigen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen – wie zum Beispiel eine Fallstudie über „Selektionspfade im Topmanagement: Homogenisierungsprozesse in Organisationen" (Erfurt Sandhu 2014). Die Studie verdeutlicht zudem, dass diese Prozesse nicht intendiert sein müssen, sondern oft ‚hinter dem Rücken‘ der Beteiligten ablaufen. Und es wird dort herausgearbeitet, dass Interventionen für mehr Chancengleichheit wenig wirksam sind, solange die Mechanismen, die zur Reproduktion des Status quo führen, nicht erkannt werden – und auch die Rolle, die die Personalpolitik dabei spielt, im Dunkeln bleibt.
Insofern zeugt das Statement „Das [Geschlecht] ist egal …" von Geschlechtsblindheit, aber eben nicht in dem Sinne, dass die Besetzung von Führungspositionen tatsächlich unabhängig vom Geschlecht bzw. ‚geschlechtsneutral‘ erfolgt; dagegen sprechen ja schon die geringen Frauenanteile auf den Führungsetagen (Holst und Friedrich 2017). Blindheit diagnostiziert werden kann vielmehr bezüglich des Einflusses von Geschlecht bzw. von Dominanzverhältnissen zwischen den Geschlechtern auf die Besetzung von (Top-)Führungspositionen. Insbesondere dadurch, dass die Prozesse der Stellenbesetzung mit steigender Hierarchieebene zunehmend intransparent sind, werden Geschlechterungleichheiten (re-)produziert. Dies wirft außerdem die Frage auf, ob diese Praktiken mittelbar benachteiligend sind – und damit rechtswidrig. Ein weiteres Beispiel für solche ‚blinde Flecken‘ in der Wahrnehmung ist die Entgeltpolitik: Wenn der sogenannte Gender Pay Gap damit erklärt wird, dass Frauen schlechter bezahlte Berufe oder Tätigkeiten wählen, dann bleibt ausgeblendet, dass ein hoher Frauenanteil grundsätzlich mit einer geringeren Bewertung und Vergütung einhergeht, und zwar unabhängig davon, um welche konkrete Tätigkeit es sich handelt. Beispiele dafür sind Kranken- und Altenpflege. Außerdem: Wenn Personalverantwortliche oder auch Expert_innen für Chancengleichheit der Auffassung sind, dass es dort, wo auf Basis von Tarifverträgen vergütet wird, gar keine Benachteiligung aufgrund des Geschlechts geben könne, dann bleibt ausgeblendet, dass Tarifverträge und andere scheinbar geschlechtsneutrale Regelungen zur Entgeltdifferenzierung mittelbar benachteiligend sein können – und nicht selten sind sie dies auch (Krell und Winter 2011).
Ein Pendant zur ‚Geschlechtsblindheit‘ ist ‚Farbenblindheit‘. Auch in diesem Kontext muss zwischen ‚Farbenblindheit‘ und ‚Rassismusblindheit‘ unterschieden werden. So schreibt Malik (2015): „Der assimilatorische Impuls, Menschen als Bürger [oder auch Arbeitnehmer_innen; die Verf.] gleich zu behandeln, statt sie als Vertreter einer spezifischen Hautfarbe oder eines kulturellen Kontextes zu betrachten, ist viel wert. Doch das heißt nicht, dass der Staat [oder auch die Personalpolitik; die Verf.] die Diskriminierung bestimmter Gruppen ignorieren darf".
Mit Blick auf die Personalauswahl verdeutlicht das ‚klassische‘ Experiment von Word, Zanna und Cooper (1974) die unbewusste Reproduktion von Dominanzverhältnissen zwischen weißen und schwarzen US-Amerikanern¹: Die Versuchspersonen waren weiße Studenten, deren Aufgabe darin bestand, Auswahlinterviews zu führen, und zwar sowohl mit weißen als auch mit schwarzen Bewerbern. Dabei verhielten sich die Versuchspersonen gegenüber Schwarzen anders als gegenüber Weißen: „Unabsichtlich zeigten die Collegestudenten Unbehagen und Mangel an Interesse beim Interviewen der afroamerikanischen Bewerber" (Aronson et al. 2004, S. 507; Hervorhebung i. O.). Das äußerte sich unter anderem darin, dass die Interviewer weiter entfernt von den schwarzen Bewerbern saßen, also körperlich auf Distanz gingen, dass sie beim Sprechen mehr Unsicherheiten zeigten, zum Beispiel stotterten, und dass sie die Gespräche viel früher beendeten als dies bei den weißen Bewerbern der Fall war. Um die Auswirkungen dieser Verhaltensweisen der Interviewer auf die schwarzen Bewerber zu untersuchen, wurde ein zweites Experiment durchgeführt. Dazu wurden die Interviewer in zwei Gruppen eingeteilt und so instruiert, dass die eine Gruppe sich gegenüber den Bewerbern – jetzt allesamt Weiße – so verhielt, wie im ersten Experiment gegenüber weißen Bewerbern, die zweite Gruppe dagegen so, wie es die Interviewer im ersten Experiment gegenüber schwarzen Bewerbern getan hatten. Die Auswahlinterviews wurden mittels Video aufgezeichnet, und danach wurden auf Basis dieser Videos alle Bewerber von unabhängigen Experten beurteilt. Was wir schon ahnten: Im Ergebnis schnitten diejenigen, die wie weiße Bewerber behandelt worden waren, sehr viel besser ab als diejenigen, die wie schwarze Bewerber behandelt wurden.
Dieses Experiment wird in Standardwerken zur Sozialpsychologie als Beleg für eine sich selbst erfüllende Prophezeiung angeführt, das heißt dafür, dass die erwarteten Leistungsunterschiede zwischen Weißen und Schwarzen durch die unbeabsichtigte und damit unbewusste, unterschiedliche Behandlung tatsächlich bewirkt wurden und damit die Erwartung bestätigt wurde (s. a. Greitmeyer 2008). Das Experiment wurde zwar schon in den 1970er Jahren durchgeführt, aber es ist zu vermuten, dass ähnliche Resultate erzielt würden, wenn es heute – und im deutschsprachigen Raum – wiederholt werden würde. Und das dürfte gleichermaßen für veränderte Designs gelten, bei denen die Gruppe der schwarzen Bewerber oder auch Bewerberinnen durch andere Personen ersetzt werden, die nicht zur dominanten Gruppe gehören. So zeigen zahlreiche aktuellere Experimente und Feldstudien im deutschsprachigen Raum, dass Personen mit Migrationshintergrund bei Auswahlentscheidungen benachteiligt werden (Imdorf 2010a, b; Kaas und Manger 2011; Schneider et al. 2014; Weichselbaumer 2016; Baldsch et al. 2018).
Welche weiteren Gruppen in der Personallehre als nicht-dominant kategorisiert werden, lässt sich der jüngsten Auflage eines Standardwerkes im Fach entnehmen, dem „Handwörterbuch des Personalwesens (Gaugler et al. 2004). Dieses Buch enthält Beiträge über die folgenden ‚besonderen‘ Gruppen: „Arbeitnehmer, ältere
, „Arbeitnehmer, ausländische (heute hieße es vermutlich „Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund
), „Arbeitnehmer, behinderte und „Arbeitnehmer, weibliche
. Spezielle Artikel über männliche, deutsche, nicht-behinderte Arbeitnehmer ‚im besten Alter‘ gibt es dagegen nicht, denn die sind die Norm(alität) bzw. die ‚invisible norm‘. In den Worten von Lewis und Simpson (2010, S. 5): „Individuals who occupy the normative position (such as white, middle class men) tend to get unnoticed. They don’t represent a particular (e.g. gendered, raced) category and in this sense they are ‚unmarked‘". Die von der unsichtbaren Norm Abweichenden werden dagegen ‚markiert‘: als ‚besonders‘, als ‚anders‘ und oft auch als ‚defizitär‘.
Da das Verhältnis zwischen der dominanten Gruppe und wie auch immer gearteten Minderheiten in Organisationen sowohl für das Verständnis von Gender und Diversity wie auch für eine an Chancengleichheit orientierte Gestaltung der Personalpolitik zentral ist, gehen wir im folgenden Kap. 2 ausführlicher auf diese Dominanzverhältnisse ein. Ähnlich grundlegend ist Kap. 3, das die Prozesse sozialer Kategorisierungen – einfach gesprochen: ‚Schubladisierungen‘ – behandelt. Da die praktische Gestaltung einer an Chancengleichheit orientierten Personalpolitik stets in ein Geflecht aus (mikro-)politischen Prozessen eingebettet ist, sind Argumente, die sich an den Zielen von Organisationen orientieren, von entscheidender Bedeutung. Kap. 4