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Humor ist Chefsache: Besser führen, verhandeln und präsentieren – so entwickeln Sie Ihren humorvollen Fingerabdruck
Humor ist Chefsache: Besser führen, verhandeln und präsentieren – so entwickeln Sie Ihren humorvollen Fingerabdruck
Humor ist Chefsache: Besser führen, verhandeln und präsentieren – so entwickeln Sie Ihren humorvollen Fingerabdruck
eBook526 Seiten6 Stunden

Humor ist Chefsache: Besser führen, verhandeln und präsentieren – so entwickeln Sie Ihren humorvollen Fingerabdruck

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Über dieses E-Book

Mit diesem Buch können Sie als Chef Ihren persönlichen Humorstil entdecken, trainieren und bewusst einsetzen.

Humor gehört in jeden guten Handwerkskoffer einer Führungskraft. Es ist ein Instrument, um Aufmerksamkeit zu bekommen, eine Stimmungslage zu verändern oder Spannungen abzubauen. Viele Menschen wünschen sich, Inhalte mit mehr Humor gut verpacken zu können. Wer ein Händchen für Humor entwickelt, hat einen klaren Vorteil, sei es in der Mitarbeiterführung, einer Verhandlung, einer Präsentation, in einer Krisensituation oder beim Small Talk – egal ob als Arzt oder Ingenieur, als Top-Manager oder Kommunalpolitiker, als Teamleiter oder Projektmanager.

Dieses Buch wird Ihnen Lust machen, Ihren noch schlummernden Humor zu entdecken, zu schärfen und noch geschickter einzusetzen. Ihr Gewinn: mehr Erfolg und Gelassenheit in Ihrem anspruchsvollen Alltag als Führungskraft. Humor und Schlagfertigkeit kann man üben. Eva Ullmann zeigt Ihnen wie.

Aus dem Inhalt

  • Humor, was ist das? Und welcher Humortyp sind Sie?
  • Humor in der Präsentation, im Vertrieb, in der Verhandlung, im Mitarbeitergespräch, im Konflikt, in Transformations-prozessen, in der Personalarbeit
  • Mit zehn Humortechniken Humor situativ einsetzen


So sehen Führungskräfte Humor im Führungsalltag

„Humor gezielt anzuwenden, ist ein Werkzeug, das umso ehrlicher rüberkommt, wenn man es nicht manipulativ einsetzt. Wenn es eine spielerische Note hat, dann findet es auch Akzeptanz.“

Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen, Bundesagentur für Arbeit


„Es gibt diesen wunderbaren Satz eines amerikanischen Kollegen: `Wenn du den Humor in den Dingen erkennst, dann überlebst du sie.´“

René Borbonus, Spezialist für berufliche Kommunikation, Präsentation und Rhetorik


„Für mich ist es eine Basistugend, Humorin den Alltag zu integrieren. Es darf nicht peinlich werden. Es darf nicht albern wirken. Es darf nie verletzend werden oder jemanden vorführen.“

Marc Raschke, Leiter der Unternehmenskommunikation des Klinikums Dortmund


„Wie kommen wir auf Ideen? Eigentlich sind es immer tagesaktuelle Themen.“

Frank Büch, Head of Marketing der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) 


„Humor sorgt dafür, dass man sich noch mehr konzentriert, weil es noch spannender wird.“ 

Reza Razavi, Change- und Transformationsberater der BMW Group München


„Als technischer Experte bekommt man mehr Humor in seine Themen, indem man sich selbst nicht so ernst nimmt. Alle wissen schließlich, dass man Experte ist. Man muss also nicht unbedingt unnahbar sein, um als Experte zu wirken.“

Tobias Schrödel, „Deutschlands erster IT- Comedian“ (Chip) erklärt IT-technische Systemlücken und Zusammenhängefür jeden verständlich und lässt dabei den Spaß nicht zu kurz kommen


„Ich denke, es ist wichtig, zum richtigen Zeitpunkt den Humor auch ein Stück zurückzunehmen und ganz klare Grenzen zu setzen.“

Sören Hammermüller, Regionalleiter Süd-Ost bei der Deutschen Fachpflege und Geschäftsführer des Heimbeatmungsservices Brambring Jaschke GmbH


„Der Zweck von Humortechniken ist es nicht, dass man sich an der Definition aufhängt, sondern dass man einen zuverlässigen Ort findet, wohin man gehen kann, wenn man einen Witz braucht, und zwar sofort.“ 

John Vorhaus, Comedy-Altmeister mit jahrelanger Hollywood-Erfahrung (er schreibt u.a. für Serien wie „Wunderbare Jahre“ und „Eine schrecklich nette Familie“ Al Bundy) 


Mit einem kurzen Überblick über die aktuelle Humorforschung von Prof. Dr. Tabea Scheel, Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Europa-Universität Flensburg


SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum15. Okt. 2020
ISBN9783658300951
Humor ist Chefsache: Besser führen, verhandeln und präsentieren – so entwickeln Sie Ihren humorvollen Fingerabdruck

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    Buchvorschau

    Humor ist Chefsache - Eva Ullmann

    © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

    E. UllmannHumor ist Chefsachehttps://doi.org/10.1007/978-3-658-30095-1_1

    1. Nützlicher Humor

    Eva Ullmann¹  

    (1)

    Deutsches Institut für Humor, Leipzig, Deutschland

    Eva Ullmann

    Email: ullmann@humorinstitut.de

    1.1 Humor im Unternehmen: Notwendigkeit oder Luxus?

    1.2 Humorvoller Fingerabdruck einer Führungskraft

    1.3 Autoritätsverlust durch Humor?

    1.4 Humor für Skeptiker: Humor kann man lernen!

    1.5 Der humorvolle Fingerabdruck eines Unternehmens

    1.6 Humor in der Krise

    Literatur

    Zusammenfassung

    Dieser Buchteil geht den Fragen nach,

    was es mit Humor eigentlich auf sich hat.

    wie sich Humor unter der Lupe der Nützlichkeit betrachten lässt.

    wie Sie testen können, welchen Humorstil Sie selbst haben.

    was passiert, wenn Sie Humor zulassen, und was, wenn nicht.

    wie Sie Humorstile managen.

    was Humor mit dem Hoch- und Tiefstatus zu tun hat.

    warum Humor im Spiel liegt anstatt im Kampf.

    welcher Humor ein hilfreicher Krisenmanager ist.

    Irgendwo auf dem asiatischen Kontinent. In der riesigen Bibliothek werden uralte, wertvolle und mitunter geheime Bücher verwahrt. Aufseher der Institution ist ein dickleibiger, sehr grimmiger Mönch. Hierher hat sich Doctor Strange – ein abgehalfterter Chirurg, der gleich noch zum Helden mutieren wird – verirrt, um die Weisheiten des Lebens zu ergründen. „Was passiert eigentlich, wenn ich die Bücher zu spät zurückgebe?, will er von dem Bibliothekar wissen. „Werde ich gevierteilt? Oder wird mir nur die Hand abgehackt? Werde ich etwa ausgepeitscht? Vielleicht sogar gehängt? Der Mönch steht regungslos vor ihm, verzieht keine Miene, geht in keine Reaktion, macht schlichtweg gar nichts – außer immer noch sehr grimmig und steinern dreinzublicken. „Na, früher haben die Leute wenigstens noch über mich gelacht, reflektiert Doktor Strange die Situation. Der Mönch antwortet ihm: „Dann waren das ganz sicher Ihre Angestellten.

    Diese kleine Szene aus der Marvel-Verfilmung macht deutlich, worum es geht: „Wenn der Chef lacht, gibt es zwei Möglichkeiten, warum gelacht wird: Weil er wirklich witzig ist – oder weil es eben der Chef ist." Dieses Zitat stammt von Klaus-Peter Hansen aus einer Anmoderation meines Humorvortrages. Er ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen – Bundesagentur für Arbeit. Der charismatische und sympathische Mann führt 6.000 Mitarbeiter. Für mich war schnell klar: Hier sitzt eine Form von liebevollem und offensichtlich wertschätzendem Humor – und diesen lässt er auch zu. Und das, obwohl er den Formen der Behörde entspricht und an vielen Stellen als Führungskraft seine Neutralität wahren muss. Übrigens: Sie dürfen ihn später auch noch im Interview erleben (vgl. Abschn. 2.​2).

    Dieses Buch hilft Ihnen, das eine vom anderen zu unterscheiden. Und es unterstützt Sie dabei, eine neue Blickrichtung auf das Thema zu bekommen. Gerade Führungskräfte haben es mehr als alle anderen im Unternehmen schwer, mit Humor umzugehen und ihn einzusetzen. Denn von ihnen wird in erster Linie Autorität, Seriosität, Souveränität und Durchsetzungsvermögen erwartet.

    Muss man als Führungskraft Humor haben? Nicht zwingend! Mit Sicherheit sind Sie eine produktive, großartige und leistungsstarke Führungskraft. Sie können auch ein patenter Chef sein, ohne Humor zu „machen". Doch Humor hilft eben auch als Bewältigungsstrategie, die sich zwar lohnt, aber keine Voraussetzung und kein Muss ist. Vielmehr soll dieses Buch eine Einladung sein. Sie können sich freiwillig dafür entscheiden, sich damit mehr oder weniger auseinanderzusetzen – und ich werde nicht sagen, dass Sie eine schlechtere Führungskraft sind, nur weil Sie keinen Humor einsetzen. Schließlich wird von einer Führungskraft auch erst einmal erwartet, dass sie einen guten Job macht, und nicht, dass sie Humor kann. Gewissermaßen ist es also ein Luxusthema, dem man sich widmet, wenn man Zeit und Lust dazu hat. Doch ich sehe es ebenso als eine Notwendigkeit, ein Ventil und eine Überlebensstrategie – gerade um die unlogischen Dinge des Unternehmensalltags gut zu bewältigen. Meiner Ansicht nach kann Humor im Business nicht nur Krisen bewältigen, sondern sogar Leben retten.

    Humor ist immer irgendwo mit dabei und es lohnt sich als Führungskraft, sich damit zu beschäftigen. Humor ist Teil eines Unternehmens – so wie Mitarbeiterpausen und wie Luft zum Atmen. In Ihrem Unternehmen wird es unter Garantie eine Humorkultur geben. Und Sie als Führungskraft haben darauf eine Wirkung, einen Einfluss. Wenn Sie Lust haben, sich damit genauer zu beschäftigen, können Sie als Führungskraft Ihren Humor sogar geschickt dosieren und nutzen.

    Von der attraktivitätssteigernden Wirkung des Humors profitiert der übliche Chef nicht immer. Peter McGraw (McGraw und Warner 2015) definiert Humor wie folgt: Humor entsteht, wenn eine Situation vom Rezipienten als „harmloser Verstoß" angesehen wird. Doch manche Chefs erkennen oft da einen humorvollen Verstoß, wo das Gegenüber nicht mal einen Hauptsatz erkennt. Das führt besonders in der Mitarbeiter- und auch Kundenkommunikation dazu, dass Missverständnisse entstehen und die Beziehung belastet wird. Dabei kann gerade im Business und Berufsalltag der Humor ein pfiffiger Begleiter sein. Dabei geht es nicht darum, Witze zu erzählen oder permanente Karnevalssitzungen abzuhalten. Es geht um die passende Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor. Ich möchte Sie durchaus animieren, humorvollere Auftritte hinzulegen, brisante oder bittere Themen anders anzufassen und mit Humor sogar Ihre Produkte und Dienstleistungen auf innovative Weise vorzustellen. Sie haben genug kommunikative Herausforderungen mit Mitarbeitern und Kunden – da kann eine neue Perspektive doch nicht schaden, oder?

    Humor als Instrument von Führungskräften kann Aufmerksamkeit schnell verändern, Stress entspannen und sogar unfaire Angriffe parieren. Humor hat also offensichtliche Vorteile und kann als Handwerkszeug ein kleines spitzes Messer sein oder eine große Axt, mit der Sie durch das Unternehmen rennen. Die folgenden Kapitel sollen Ihnen Lust machen, den Humor, den Sie ohnehin schon haben, zu schärfen und noch geschickter einzusetzen. Und damit mehr Gelassenheit in den anspruchsvollen Alltag als Führungskraft zu bringen. Dieses Buch wird verändern, wie Sie als Führungskraft über Humor denken.

    Silvester sitzen wir mit Freunden in lustiger Runde zusammen. Üblicherweise wird über gute Vorsätze gesprochen. „Ich muss unbedingt fitter werden, mehr Sport machen, ein paar Kilo abnehmen. Sie kennen die Phrasen. Ich bin ein großer Fan von Zielen, aber nicht an Silvester. Dieser Tag birgt die kürzeste Halbwertszeit für Ihre Ziele, selbst wenn sie S.M.A.R.T. sind. Also gehe ich in die Küche, nehme dort das Spülmittel der Marke FIT in die Hand, stelle mich im Wohnzimmer in den Türrahmen und sage: „Mein Vorsatz für das neue Jahr? FIT halten! Es dauert einen Moment. Alle lachen. Das Thema wird gewechselt. Und plötzlich wird Humor nützlich. Darüber möchte ich mich mit Ihnen austauschen: über die Effekte von Humor in Ihrem Business. Dabei mache ich es uns an mancher Stelle nicht zu einfach. Humor kann sehr offensichtlich sein und leicht von der Hand gehen. Durch manche Aspekte von Humor werden wir uns jedoch geduldig arbeiten müssen, wie der Biochemiker durch den Citratzyklus. Ich möchte Sie ermutigen: es lohnt sich!

    Zwanzig angehende Oberärzte sitzen in einem Seminarraum. Sie nehmen an einer verpflichtenden Schulung zur Kommunikation für Führungskräfte an der Medizinischen Hochschule Hannover teil. Um auf anstehende Aufgaben inhaltlich und kommunikativ vorbereitet zu werden, steht auf der Agenda heute das Thema Arbeitssicherheit. Die meisten verdrehen die Augen. Einige haben schon zum Smartphone gegriffen und erledigen offene E-Mails, andere basteln an der Fachpräsentation für die Konferenz in der kommenden Woche. Die meisten haben schon beschlossen, nicht zuzuhören. Ich komme herein, bitte die Gruppe sich in drei gleich große Teams aufzuteilen und drücke allen einen Briefumschlag in die Hand. „Meine Damen und Herren, sage ich in der Art einer Moderatorin. „Herzlich willkommen bei der ungewöhnlichsten Arbeitssicherheitsschulung Ihres Lebens. Hier erhalten Sie den ersten Aufgabenumschlag einer Schnitzeljagd. Es befinden sich fünf weitere auf dem gesamten Campus versteckt. Bitte suchen Sie diese mit Ihrem Team und lösen Sie die Sicherheitsaufgaben schnellstmöglich. Möge das beste Team gewinnen. Die Oberärzte trauen ihren Augen nicht und plötzlich kommt Bewegung in die Sache. Abgesehen davon, dass sich die Teilnehmer wie Zehnjährige auf die Aufgaben stürzen, ist diese Geschichte besonders bezeichnend für die humorvollen Effekte bei trockenen Themen. Die Teams mussten unter anderem in eine Weinhandlung und dort zwei Gefahrenstoffe abholen. Ein Gefahrenstoff war Wein und ein anderer Olivenöl. Die Arbeitssicherheit musste die Gefahrenstoffe markieren und begründen, welches der größere Gefahrenstoff ist. Es entspann sich eine absurde Diskussion, dass es wohl gefährlicher ist, vor einer Operation eine Flasche Olivenöl zu trinken – im Gegensatz zu einer Flasche Wein. Die restlichen Teilnehmer lagen am Boden vor Lachen. Die Aufmerksamkeit in dieser gesamten Sicherheitsschulung war signifikant hoch. Für mich ist das immer wieder ein Beispiel, dass es sich lohnt, Ihre wichtigen, komplexen, manchmal drögen Themen mit Humor zu verpacken. Je trockener das Thema, umso wichtiger ist die humorvolle Verpackung, mit der Sie es an Mitarbeiter weiterreichen.

    Funktioniert das für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleich gut? Nein. Die Humorforscher Alexander Pundt und Laura Venz veröffentlichten 2016 eine Studie, in der Strukturbedürfnisse als Rahmenbedingungen für Humor genauer angeschaut wurden (Pundt und Venz 2016). Das Ergebnis: Sehr strukturbedürftige Menschen können weniger mit dem Humor der Chefin oder des Chefs anfangen als Menschen mit niedrigem Strukturbedürfnis. Letztere reagieren dagegen sehr positiv auf einen Humoreinsatz. Die gute Nachricht: bei Menschen mit hohem Strukturbedürfnis machen Sie als Führungskraft durch Humor auch nicht viel kaputt. Doch bei allen anderen erhöhen Sie stärker die Aufmerksamkeit und bringen Gelassenheit ins Business.

    Bei uns daheim ist es morgens mitunter etwas hektisch. Das Kind hat viel zu spät gefrühstückt, noch lange keine Zähne geputzt, ich müsste längst im Auto auf dem Weg zum Vormittagstermin sein. Jetzt werde ich richtig kratzbürstig, fahrig und möchte verbal am liebsten um mich schlagen. Die Luft brennt. Aus den Augenwinkeln sehe ich noch, wie mein Mann – inmitten von Regenstiefel-anziehen und Vesperdose-einpacken – einfach verschwindet. Wenige Minuten später biegt er um die Ecke, trägt plötzlich den Fahrradhelm auf dem Kopf und sagt: „So, ich rüste mich mal lieber – bevor es noch Verletzte gibt!" Im ersten Moment bin ich irritiert, dann kann ich mir das Lachen schon nicht mehr verkneifen – die Situation entspannt sich augenblicklich.

    Humor unter Stress findet auf einem anderen Level statt als Humor, wenn alles okay ist, wenn es einem gut geht, man genug gegessen und ausreichend geschlafen hat. Dann geht auch der Humor leicht von der Hand. Wenn hingegen der Stresspegel steigt, dann ist das Steinzeitverhalten schnell zur Stelle. Und man geht direkt in den Keller zum Lachen. In den folgenden Kapiteln finden Sie Techniken, die Sie aus dem Keller wieder herausholen. Denn wenn uns jemand angreift, schlagen wir gerne oben drauf – mit einer frechen Bemerkung oder einer wirschen Ansage. Deeskalierend ist das nicht, eher Öl ins Feuer gießen. Jetzt sagen Sie vielleicht, Sie wollen auch gar nicht jede Situation deeskalieren. Völlig richtig. Und das müssen Sie unterscheiden können: Humor, der entspannt, und Humor, der beschämt. Schauen wir uns doch gemeinsam an, in welchen Momenten die Konsequenzen von Humor überlebensnotwendig sind. Gefolgt von Situationen, in denen man auch verschiedenste Humorstile und -techniken miteinander kombinieren kann.

    Sinn für Humor ist die Fähigkeit, etwas als lustig zu empfinden oder etwas lustig zu machen, es braucht nicht beides. Wenn sich eine Führungskraft schwer damit tut, mit Menschen in Kontakt zu treten, kann sie trotzdem Sinn für Humor haben – auch wenn die Mitarbeiter diese Person nicht gerade für den geborenen Kabarettisten halten. Die folgenden Seiten sollen dabei helfen, Humor greifbarer und wiederholbarer zu machen. So wird Humor erst recht in komplexen Führungsmomenten zu einem wichtigen Handwerkszeug, zu einem Instrument mit einer gewissen Systematik.

    Was ist Humor?

    „Humor ist das, was man nicht hat, sobald man es definiert." So formulierte es Rudolf Presber (Presber o.J.). Humor vollends zu definieren, ist praktisch unmöglich. Es bleibt immer ein Versuch. Humor wird manchmal auf die Fähigkeit reduziert, Witze gut erzählen zu können. Der Witz ist im Deutschen eine Erzählung, in der die Darstellung eines Sachverhaltes plötzlich eine unerwartete Wendung nimmt. Ein Pendant, jedoch mit anderer Bedeutung, hat der Begriff „Witz in dem englischen Wort „wit – hier geht es um schnelle, geistige Witzigkeit, Esprit und Lust an intelligenter Interpretation. Der Duden definiert Humor als die „Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren". Humor hat viele Gesichter, Melodien, Formen und Zustände. Und immer wieder tauchen in dem Zusammenhang verschiedene Begriffe auf:

    Nonsens-Humor: Ulk, Komik und Amüsantes ohne offensichtlichen Sinn und Verstand. Vor zwanzig Jahren waren Monty Python, Mr. Bean, Oliver Hardy und Stan Laurel für viele Deutsche der Inbegriff von Nonsens. Inzwischen sind auch deutsche Filmregisseure wie Michael Bully Herbig und Christian Ulmen oder Komikerinnen wie Anke Engelke oder Martina Hill („Knallerfrauen") in diesem Bereich vertreten.

    Ironie: Ironie benennt das Gegenteil dessen, was in der Luft liegt, oder spricht das Gegenteil von dem aus, was man meint. Ironie begreift ein Mensch laut der Humorforschung erst im Alter von acht bis zehn Jahren, einige je nach Training und Sozialisierung bereits vorher, manche scheinbar nie. Als kleines Kind versteht man nicht automatisch, dass der Ausruf der ins Kinderzimmer kommenden Mutter ein Scherz sein soll: „Oh, hier ist es ja ordentlich! Selbstironie bedeutet, sich selbst nicht zu ernst und damit auf die Schippe nehmen zu können. Zum Beispiel: „Ich bin so zerstreut, dass schon der Salzstreuer neidisch wird.

    Spott: Spott ist das bewusste Lächerlichmachen einer Person oder von deren Werten. Hohn ist eine abschätzende Haltung gegenüber anderen und dient der Demütigung. Schadenfreude ist die Freude über das Misslingen, den Schaden oder das Missgeschick anderer Menschen. Satire und Parodie sind Spottdichtungen, die Zustände und Missstände überhöht darstellen. Die Satire ist eine häufig künstlerische Form von Hohn und Spott, mit dem Wunsch zur gesellschaftlichen Veränderung – und somit ein Korrektiv für die Gesellschaft.

    Sarkasmus: Sarkasmus ist beißender Spott und bitterer Hohn, ironische Bemerkungen mit pessimistischer Grundhaltung. Das Wort Sarkasmus kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „sich das Maul zerreißen, zerfleischen. Sarkasmus fand schon in der Rhetorik der Antike Anwendung: „Heirate oder heirate nicht. Du wirst beides bereuen, spottete Sokrates. Auch Benjamin Franklin ließ gern mal sarkastische Sprüche fallen: „Wer im Leben selbst kein Ziel hat, kann wenigstens das Vorankommen der anderen stören."

    Zynismus: Manche führen ihn auf den Kynismus zurück, also eine antike Philosophenschule, die Bedürfnislosigkeit und Genügsamkeit forderte – so erklärt es der Duden. Zynismus verwirft zentrale Normen und Moralvorstellungen, befindet sich außerhalb der gesellschaftlichen Normen und Werte und macht sich über diese lustig. Zum Beispiel: „Glück ist, wenn das Pech die anderen trifft", wie Horaz es formulierte.

    Übrigens: Humor ist weder gut noch schlecht, weder lieb noch böse, sondern lediglich ein Perspektivwechsel. Sarkasmus und Zynismus gehören ebenso dazu wie Spott, Schalk, Komödie, Ironie, Satire, Übertreibung und viele andere Formen des Komischen. Wir unterscheiden uns allerdings darin, was jeder Mensch für Humor hält. In seinem tiefsten Kern ist Humor die Bereitschaft zur Selbstironie und damit die Fähigkeit, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen (vgl. Ullmann und Hansmeier 2019).

    1.1 Humor im Unternehmen: Notwendigkeit oder Luxus?

    „Hier wird gearbeitet und nicht gelacht!" Der alte Patriarch streift über das Firmengelände und blinzelt seine Mitarbeiter mürrisch an. Seine Aussage ist Programm, ein Modell, das die guten preußischen Tugenden zeigt und noch aus dem Industriezeitalter stammt. In einer Welt, in der von Kapitalisten die Rede war, in der alle Prozesse effizienzgetrieben sein mussten und Spaß als uneffektiv galt, hatte das vielleicht noch seine Berechtigung. Sicher sind wir uns einig: Diese Zeiten haben sich verändert, gehören der Vergangenheit an. Alte Traditionen werden hinterfragt, alte Gewohnheiten abgelegt. Die Forderung der Menschen nach Humor verändert sich.

    Ob mittelständisches Unternehmen oder Konzern: Führungskräfte dürfen sich heutzutage auch mehr als nur ein Lächeln erlauben. Doch vielerorts ist diese Botschaft noch gar nicht angekommen. Auf einem großen Patientenforum einer Krankenkasse traf ich auf einen ehemaligen Vorstandsvorsitzenden. Seit fünf Jahren war er nun in Rente und wir plauderten über den Humor im Businesskontext. „Eigentlich bin ich ja ein Karnevalstyp, schließlich bin ich Rheinländer, also eine Frohnatur, öffnete er sich. „Aber auf der Arbeit, da kannte mich so keiner – im Büro, da gab es keinen Spaß. Auch wenn eine solche Einstellung veraltet sein sollte, ist sie noch immer geläufig. So manche Führungskraft meint noch immer: wo nicht gelacht wird, da wird ordentlich gearbeitet. Dabei zeigen Studien immer wieder, wie einträglich der Humor in Sachen Effektivität, Leistung und Gesundheit ist.

    Wenn Sie gerade im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Arbeitssicherheit darüber nachdenken, wie Sie Menschen dazu bekommen, dass sie sich gesünder verhalten, dann ist Humor durchaus eine interessante Stellschraube. Der gesamte Aspekt der Gesundheit der Mitarbeiter ist für eine Führungskraft durchaus relevant – damit sie ihren Job gut machen können und möglichst lange dem Betrieb erhalten bleiben. In vielen Unternehmen erlebe ich allerdings, dass der Gesundheitsbeauftragte mit Äpfeln und Sportkursangeboten durch die Abteilungen streift – und keiner will davon etwas wissen. Andere Betriebe haben da schon einen eher humoristischen Zugang geschafft, beispielsweise die Unfallkassen und Berufsgenossenschaften, die als Pflichtversicherung für Unternehmen schon recht weit sind mit ihrer Strategie: Anstatt nämlich damit zu drohen, was alles passiert, wenn ein Fall oder Unfall eintritt, wird Lust auf Prävention gemacht. Die Kampagne www.​kommmitmensch.​de macht durch unterhaltsame Comics, interaktive Workshops und durchaus humorvolle Filme zur Arbeitssicherheit Lust auf Verantwortung. Die Macher binden das Thema in die gesamte Unternehmenskultur ein. Sie lassen die Arbeitssicherheit nicht verstaubt in einem Büro und bei einem zuständigen Mitarbeiter liegen. Sie machen alle Mitarbeiter einladend dafür verantwortlich. Das ist so ähnlich wie bei Marc Raschke (vgl. Abschn. 1.5), der als Leiter der Unternehmenskommunikation auf die Frage, wie viele Mitarbeiter er in seinem Team habe, antwortet: „4.100 Mitarbeiter. Denn so viele Mitarbeiter hat unser Klinikum und sie alle vertreten das Klinikum nach außen und innen. Also sind sie Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation. Ich lade immer wieder alle ein, mit mir zusammen zu arbeiten."

    Die Einstellung der Führungskraft zum Humor prägt jedes Unternehmen. Humor kann nicht verhindert werden – wenn der Chef keine Scherze wünscht, passieren diese eben hinter verschlossener Tür oder sobald er den Raum verlassen hat. Mit dem Humor verhält es sich wie mit Kaffeeduft: Auch wenn man ihn in die Kaffeeküche wegsperren will, bahnt er sich seinen Weg durch die Ritzen und erreicht eben doch die Sinnesorgane der Menschen. Im Bestfall wird Humor ein fester Bestandteil der täglichen Arbeit. In meinen Seminaren sitzen mitunter Menschen, die gemerkt haben, dass sie bei spröden Themen ihre Leute nicht erreichen, keiner hört mehr zu. Viele wünschen sich, dass sie Inhalte mit mehr Humor gut verpacken können. Wer ein Händchen für Humor entwickelt, hat einen klaren Vorteil: Humor findet nicht mehr ungefiltert statt, sondern als nützliches Hilfsmittel – so nimmt der Humor schon mal keine destruktiven oder demoralisierenden Formen an.

    Es lohnt sich, Humor als wirkungsvolles Instrument der Kommunikation genauer zu betrachten. Humor kann Spannungen lösen, Aufmerksamkeit steigern und die Stimmung positiv beeinflussen. Diese und andere Vorteile der Ressource Humor sind für das Management und die Unternehmensführung durchaus relevant und interessant. Ob in Verhandlungen, Mitarbeitergesprächen oder Marketing-Kampagnen: Humor ist für Führungskräfte richtig brauchbar.

    Jede Führungskraft hat Einfluss auf das Thema Humor, steuert Einstellungen und Glaubenssätze sehr wohl. Ob Sie als Führungskraft im Betrieb Humor zulassen oder nicht, hat Auswirkungen. Übrigens: In dem Begriff Führungskraft steckt das Verführen schon mit drin. Vielleicht denken Sie jetzt bei der Verführung durch eine Führungskraft an Manipulation – die Werbung, geschulte Verkäufer und so mancher Versicherungsvertreter haben es uns ja schon vorgemacht. Anderen fällt sofort die Propaganda ein, die Massen werden zum totalen Gehorsam verführt. Keine Angst, den totalen Humorkrieg können Sie so schnell nicht ausrufen. Zu Humor kann man nur einladen, man kann ihn nicht befehlen oder beauftragen – auch wenn ein großes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen im Dokumentenmanagement-Bereich versuchte, den Humor im Arbeitsvertrag zu verankern, was schief ging. Regelungen wie „Du musst gute Laune haben! oder „Du musst lustig sein! oder die Dienstanweisung „Nimm’s doch mal locker!" funktionieren nicht. Humor ist eher wie ein ungeschriebenes Gesetz. Und messen lässt er sich eben auch nicht so einfach – ein Witz bringt keinen unmittelbaren Erlös wie ein verkauftes Produkt.

    Die Frage ist also, wie sich Humor geschickt und passend für alle Beteiligten nutzen lässt. Ein Arzt, der einer jungen Frau nach ihrem Motorradunfall mitteilte, dass es ihren Zwillingen gut geht, hat es da nicht so brillant angestellt. Sein Witz wurde nicht verstanden und so wirklich wollte er die Sache mit dem Humor auch gar nicht anfassen. Es gibt übrigens weder guten noch schlechten Humor, es gibt nur passenden oder unpassenden. Den Unterschied zu kennen und auch sensibel genug dafür zu sein, welchen Humorstil denn mein Gegenüber, mein Mitarbeiter, Kunde, Patient oder Geschäftspartner gerade benötigt, ist ein Teil des Könnens.

    Jede Führungskraft braucht Humor. Er gehört in jeden guten Handwerkskoffer der Führung. Er ist ein Instrument, um Aufmerksamkeit zu bekommen, eine Stimmungslage zu verändern oder Spannungen abzubauen. Humor baut Vertrauen auf, kann Schmerzen begegnen – und soll letztendlich nicht beschämen, sondern motivieren und mobilisieren. Mit Humor lassen sich Menschen erreichen und öffnen, er kann sogar die Lerntiefe positiv beeinflussen. Humor kann man lernen, nutzen und berechenbar einsetzen. Führungskräfte dürfen und sollen Humor einsetzen, das ist meine klare Forderung – die auch noch einen schönen Nebeneffekt hat: nämlich dann, wenn einem selbst und auch dem Team der Job wieder mehr Spaß macht. Geben Sie sich also die Erlaubnis und lassen Sie zu, dass gelacht wird im Unternehmen. Humor ist ein sehr mächtiges Instrument in der Hand einer Führungskraft. Er ersetzt auch nicht Ihre Kompetenz, sondern ergänzt sie.

    1.2 Humorvoller Fingerabdruck einer Führungskraft

    „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. So hat es Joachim Ringelnatz einmal treffend formuliert. Um Humor kennenzulernen und gezielt oder bewusst einzusetzen, sollten Sie erst einmal sich selbst betrachten dürfen: Welcher Humor ist bei Ihnen als Führungskraft eher ausgeprägt? Sozialer oder aggressiver Humor? Welchen Humor machen Sie aus Gewohnheit oder intuitiv? Ich lade Sie ein, das zu reflektieren. Hannah Gadsby, eine australische Comedian, hat einmal erklärt, dass für sie Witze nie eine beliebig gewählte Methode in einem Leben voller Möglichkeiten waren. Vielmehr war der Umgang mit Humor seit ihrer Kindheit der Weg, dem Druck der Gesellschaft zu entkommen. „Das war kein Hobby für mich, es war eine Überlebenstechnik. (Passmann 2018) Also werfen Sie einen Blick auf Ihre eigene Humorbiografie. Interessant ist tatsächlich auch, wie Ihr kindlicher Humorprofi mal aussah und wie gut Sie heute im Kontakt mit ihm sind.

    Ihr Humor beginnt, wenn Sie morgens auf die Straße gehen, unabhängig davon, ob Sie eine Führungskraft sind oder nicht. Wenn an der Ampel der kleine Kasten mit der Aufschrift „Fußgänger – bitte drücken steht und Sie plötzlich einen Passanten umarmen und fest drücken, hat das durchaus etwas mit Humor zu tun. Oder Sie sind in der Firma angekommen, stehen im Lift und eine andere Person fragt: „Wollen Sie nach oben? Dann könnte Ihre humorvolle Antwort zur Abwechslung doch lauten: „Nein danke, heute mal nach rechts! Werden Sie gefragt „Ist Ihr Haus denn kindersicher?, dann überraschen Sie Ihr Gegenüber mit der Antwort: „Nein, eins hat es doch reingeschafft."

    In welcher Alltagssituation wünschen Sie sich dagegen mehr Humor? Möglicherweise in der ständig unaufgeräumten Kaffeeküche der Abteilung? Dann nehmen Sie sich doch ein Beispiel an jenem Hausmeister, der offensichtlich sehr genervt war, weil die Hausbewohner den Müll immer in der falschen Ecke abstellten. Also brachte er folgendes Schild an: „Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod? Hier Müll abstellen und Sie finden es heraus. Dieses Schild lässt sich ganz einfach zum Thema „Kaffeetassen in die Spülmaschine räumen adaptieren. Mit Überraschungen und Irritation lässt sich im Arbeitsalltag schnell etwas verändern. Oder sind Sie mit Ihrem Unternehmen schon wieder auf einer Messe präsent und wollen die Aufmerksamkeit der vorbeieilenden Besucher gewinnen? Dann machen Sie es doch wie die Moderatoren, die am Messestand freundlich grinsend ganz offen verkündeten: „Hier nicht stehen bleiben. Hier lernen Sie nur was. Hier haben Sie nur Spaß. Gehen Sie bitte weiter!"

    Ich lade Sie ein, kurz Ihren Humor zu überprüfen. Dazu habe ich vier Situationen für Sie vorbereitet – mit jeweils zwei Reaktionsmöglichkeiten. Stellen Sie sich die Situationen vor und achten Sie darauf, was Sie dabei denken oder wie es Ihnen damit geht. Übrigens: Falls Sie keines der Beispiele amüsant finden, heißt das nicht, Sie haben keinen Humor – ich habe einfach nicht Ihren Geschmack getroffen.

    Selbsttest: Zu welchem Humor-Typ tendieren Sie?

    Stellen Sie sich vor, Sie kommen in ein Besprechungszimmer, haben die Türschwelle nicht gesehen und stolpern einmal der Länge nach hin. Sie antworten entweder „Meine Damen und Herren, das war erst mein Anfang! oder „Ich bin blond, wie Sie sehen, krieg ich auch nix hin. Und muss mich sogar selbst flachlegen. Im ersten Fall lassen Sie sich gut dastehen, im zweiten ziehen Sie sich selbst durch den Kakao. Der Tag schreitet voran, Sie sind bei einem Kunden. Mitten im Gespräch fällt ihm das Wasserglas herunter. Dieses Missgeschick kommentieren Sie entweder mit dem Satz „Sie können aber gut loslassen. Dafür muss ich jede Woche zum Yoga! oder mit der Bemerkung „Na, in Ihrem Alter kann man auch das Wasser nicht mehr so gut halten. Im ersten Fall lassen Sie den anderen gut dastehen, im zweiten ziehen Sie ihn durch den Kakao. Endlich ist Mittagspause, Sie gehen in die Kantine. Neben Ihnen sitzt ein Mitarbeiter, der sich gerade bekleckert hat. Sie antworten entweder „Niemand hat so einen einzigartigen Pullover wie du, das ist besser als Picasso! oder „Deine Mutti hat dir wohl auch nicht beigebracht, wie man den Löffel gerade hält! Im ersten Fall lassen Sie den anderen gut dastehen, im zweiten ziehen Sie ihn durch den Kakao. Ein schwieriges Gespräch mit einem Mitarbeiter steht an. Er ist verunsichert, hat Angst vor dem, was Sie ihm gleich eröffnen werden. Sie beginnen den Austausch mit dem Satz „Hören Sie: Ich bin seit 25 Jahren mit demselben Mann verheiratet, trage immer dieselbe Frisur und wohne schon immer in derselben Wohnung. Was Sie also von unserem Gespräch erwarten können? Ich bringe Ruhe rein in die kritische Situation und dazu brauche ich Ihre Hilfe. Oder Sie starten lieber mit dem Auftakt: „Na, haben Sie sich ’ne Ritterrüstung angezogen? Machen Sie sich schon mal nackig! Jetzt geht es rund.

    Wie erging es Ihnen mit diesen kleinen Alltagssituationen? Wo konnten Sie schmunzeln, was entspricht Ihrem Humor? Wenn Sie sich meistens bei den ersten Antworten sehen, dann neigen Sie eher zu Sozialem bzw. Selbstaufwertendem Humor. Ihr Lachen ist eher ein Hahaha oder Hihihi. Sie sorgen gern für Unterhaltung, ohne dass jemand dabei zu Schaden kommt. Diese Art von Humor tut keinem weh. Sie haben einen generell humorvollen Blick auf das Leben und die Tendenz, sich über die Inkongruenzen (Widersprüche) des Lebens zu amüsieren (vgl. Kuiper 1993).

    Sozialer Humor bedeutet auch, spontan Witze oder humorvolle Geschichten erzählen zu können, eine Situation humorvoll umzudeuten. Sie nehmen sich selbst nicht zu ernst. Ohne dass Sie sich dessen immer bewusst sind, können Sie mit Humor andere zum Lachen bringen und gleichzeitig Spannungen reduzieren. Dieser Humorstil hängt zusammen mit Extraversion, Offenheit für Erfahrungen und psychologischem Wohlbefinden. Auch Heiterkeit, Selbstbewusstsein, Intimität und Beziehungszufriedenheit sind bei diesem Humorstil sehr ausgeprägt. Dieser Stil hängt weniger zusammen mit Depression, Sorge, Ernsthaftigkeit und schlechter Laune (vgl. Martin 2007). Sozialer Humor entspannt, erheitert, lockert auf. Er wertet Beziehungen auf. Er schafft Nähe. Sozialer Humor bedeutet, Stimmungen in einem Team zu managen, auch als Führungskraft – ohne seine Autorität erhöhen zu müssen, ohne jemanden im Team zu beschämen. Zu diesem Stil gehört auch, dass Sie sich selbst humorvoll gut dastehen lassen können. Dann spricht man von Selbstaufwertendem Humor. Sie sind wertschätzend mit sich und können eigene missliche Situationen liebevoll karikieren. Das beginnt bereits morgens beim Blick in den Spiegel. Sie denken eher: „Na, Zuckerfee, noch ein bisschen zerknittert? Dann gibt es ja tagsüber viele Entfaltungsmöglichkeiten anstatt „Ich kenne dich nicht, aber wasch dich trotzdem! Sie gehen morgens aus der Haustür zur Arbeit und haben den Schlüssel liegen lassen. Sie denken: „Ich wollte schon immer mal ausprobieren, ob ich wie im Actionfilm meine Tür mit einer Kreditkarte aufkriege."

    Selbstaufwertender Humor bzw. Sozialer Humor wird in diesem Zusammenhang als Coping-Mechanismus, also als Bewältigungsstrategie beschrieben. Dieser Humorstil kann eine emotionale Regulierung von Alltagsstress möglich machen. Dafür muss man kein extrovertierter Mensch sein. Diese Regulierung kann nach innen oder in der Kommunikation nach außen stattfinden. In sich humorvoll zu wohnen, hat etwas mit Vertrauen und Vertrautem zu tun. Meine Humorkollegin Katrin Hansmeier schrieb ihre Diplomarbeit als Schauspielerin über den unverordneten Humor im Konzentrationslager. Tatsächlich wurde sogar in dieser extremen Lebenslage Humor gemacht, um nicht wahnsinnig zu werden.

    Konnten Sie bei dem kurzen Test eher immer über die zweite Variante bzw. Antwort lachen? Man erkennt es an Ihrem Hohoho-Lachen. Dann neigen Sie vermutlich eher zu schwarzem oder sarkastischem Humor. Man spricht dann auch von Aggressivem bzw. Selbstabwertendem Humor. Sie bringen andere zum Lachen, indem Sie auf eigene Kosten oder auf Kosten anderer Menschen Humor machen. Sie erlauben anderen, sich über Sie lustig zu machen, nehmen aber auch jedermann gern auf die Schippe. Willkommen bei den Briten: sie sind gerne sarkastisch und spotten über andere. Tatsächlich sticheln und verhöhnen Sie auch mal gern (vgl. Zillmann 1983). Sie amüsieren sich wahrscheinlich zum Beispiel über folgende Schlagzeile einer englischen Tageszeitung nach dem Fußball-WM-Ausstieg von England: „What’s the difference between England and a teabag? – A teabag stays in the cup longer."

    Aggressiver Humor bezeichnet den Impuls, lustige Dinge zu sagen, die andere verletzen. Sie denken bei der morgendlichen leeren Kaffeedose eher: „Der Kaffee ist alle, du allumfassender Trottel, eine Amöbe könnte besser für sich sorgen als du. Mit Selbstabwertendem Humor erzeugen Sie Distanz zu sich selbst und zur Umgebung. Für die eigene Gesundheit scheint es manchmal überlebenswichtig, sich von Beziehungen und Ereignissen, vielleicht auch von Krankheiten oder Tod distanzieren zu können. Woody Allen schrieb: „Ich habe keine Angst vorm Sterben. Ich möchte einfach nur nicht dabei sein, wenn es passiert. Man lacht mit anderen über sich selbst und wertet sich dabei ab. Das macht einen manchmal sehr sympathisch. Es kann wohltuend sein, sich von sich selbst zu distanzieren. Wann hat man schon Urlaub von sich und seinen Macken?

    Man beobachtet bei diesen Humorstilen tatsächlich weniger Beziehungszufriedenheit, weniger psychologisches Wohlbefinden und Selbstbewusstsein. Forscher gehen davon aus, dass diese Humorstile eher verteidigend und schützend benutzt werden. Diese Stile beinhalten Vermeidung von Streit und Elemente von niedrigem Selbstbewusstsein. Auch Sorge, Grübeleien und Depression sind längerfristig eine Gefahr, schreiben Rod Martin und auch Tabea Scheel in ihren Studien zu den Humorstilen (vgl. Martin 2003, Scheel 2016).

    Menschen mit diesen beiden Stilen werden im Ärger oder bei Stress auch unbedacht verletzend, zynisch und sarkastisch. Es fehlt in angespannten Situationen oft die Liebenswürdigkeit. Selbstabwertender Humor und Aggressiver Humor schaffen Distanz, verletzen, machen mundtot und sind oft beschämend. Kabarettisten nutzen Aggressiven Humor, denn sie haben den Auftrag zu kritisieren, Distanz zu einem politischen System herzustellen oder den Menschen einen Spiegel vorzuhalten. Man bekommt mit Aggressivem Humor oft einen schnelleren Lacher. Auch wenn zwei Menschen eine vertraute und stabile Beziehung haben, ist Aggressiver Humor durchaus amüsant und sinnvolle Psychohygiene. Manchmal täuschen Arbeitsbeziehungen jedoch eine Vertrautheit vor, die nicht beidseitig vereinbart ist, und Aggressiver Humor schadet dann mehr, als man vermutet. Aggressiver Humor kann Konflikte ignorieren und lässt für einen guten Witz die Stimmigkeit der Situation völlig außer Acht. Er integriert nicht, sondern untermauert Hierarchien, Unterschiede, Distanzen.

    Es spricht absolut nichts gegen eine gesunde Portion Aggressiven Humor zum rechten Zeitpunkt. Im Gegenteil. Aber wenn es die Situation erfordert, scheint es hilfreich, Sozialen Humor auch im Repertoire zu haben. Es ist ungefährlicher, Sozialen Humor einzusetzen. Das kann man trainieren. Wenn Sie als Führungskraft Humor in einem Mitarbeitergespräch einsetzen wollen, wenn Sie als Bereichsleiter einen schwierigen Change-Prozess begleiten, wenn Sie als Abteilungsleiter bei einem Konflikt zwischen zwei Mitarbeitern deeskalierend wirken müssen oder wenn Sie als Marketingchef eine Werbekampagne umkrempeln möchten, dann erscheint in solchen und ähnlichen Situationen ein Feingefühl bzw. Sozialer Humor wirksamer als Aggressiver Humor. Der situationsgerechte Humor erfordert Mitgefühl statt Abwertung. Die Grundlage von Humor bzw. des eigenen Humorstils besteht daher immer auch aus dem Faktor Empathie, der inneren Haltung und dem eigenen Selbstwert (vgl. Ullmann und Hansmeier 2019).

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    1.3 Autoritätsverlust durch Humor?

    Wichtige Voraussetzung für wirkungsvollen Humor ist, liebevoll karikieren zu können, statt Humor zynisch auf Kosten der Mitarbeiter zu produzieren. Abwertende Klischees haben vor allem im Geschäftsleben eine andere Wirkung als wohlwollende, positive Klischees. Wenn Sie nicht in die ewig gleichen Witzkerben von Männer- und Frauenwitzen, Ossi- und Wessiwitzen, Ostfriesen-, Blondinen-, Undsoweiter-Witzen dreschen wollen, die oft keine wirklich entspannende Wirkung haben, lohnt es sich, über den Tellerrand dieses Humors hinauszuschauen. Es kann beispielsweise sehr heilsam sein, mit Klischees zu spielen.

    Eine zentrale Frage beim Einsatz von Humor in Ihrer Rolle als Führungskraft muss sein: Was wollen Sie damit erreichen? Ein aggressives Wort für eine spezifische Branche oder Berufsgruppe finden Sie schnell, doch für den Einstieg in ein Gespräch oder in einen Kundenkontakt eignet sich das weniger. Der Arzt und Psychotherapeut Viktor Frankl hat betont, dass es nichts gibt, was schneller Distanz herstellt als Humor. Ich ergänze das gerne mit der Behauptung, dass nichts so schnell Nähe zwischen Menschen herstellt wie Humor. Wollen Sie als Führungskraft also Humor nutzen, damit sich jemand öffnet oder um sich zu distanzieren? Dient Humor dazu, eine Situation erträglich zu machen, gewissermaßen wie ein Ventil wirkend? Falls Sie versuchen, einen Widerstand zu entspannen, werden Sie das mit Aggressivem Humor nicht schaffen. Sie sehen also: Um Humor in den Handwerkskoffer der Kommunikation aufnehmen zu können und ihn gerade auch in komplexen Führungsmomenten sofort griffparat zu haben, muss man nicht nur die Humorstile unterscheiden können, sondern auch wissen, was sich wann und wo wie eignet. Welchen Humorstil habe nicht nur ich, welchen haben meine Mitarbeiter, meine Kunden? Auch diese Ebene gilt es zu berücksichtigen.

    Als Führungskraft bekommen Sie ständig Humorangebote und machen welche. Es ist energieraubender mit Humorangeboten, die Sie nicht unterhaltsam finden. Der Humor kann zu Ihnen passen – und auch zu Ihrem Gegenüber. Trotzdem kommen Sie als Führungskraft nicht drum herum, Mitarbeiter zu managen, die nicht denselben Humor haben wie Sie. Das ist Ihr Job. Und als Führungskraft kommt noch eine weitere Dimension dazu: Sie sollten die Humorstile managen – also beispielsweise jemanden schützen, der nicht mitlacht, oder die Härte und Schärfe rausnehmen, wenn jemand zu fies wird.

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