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Arme kleine Antje: Karin Bucha Classic 70 – Liebesroman
Arme kleine Antje: Karin Bucha Classic 70 – Liebesroman
Arme kleine Antje: Karin Bucha Classic 70 – Liebesroman
eBook120 Seiten1 Stunde

Arme kleine Antje: Karin Bucha Classic 70 – Liebesroman

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Über dieses E-Book

Karin Bucha ist eine der erfolgreichsten Volksschriftstellerinnen und hat sich mit ihren ergreifenden Schicksalsromanen in die Herzen von Millionen LeserInnen geschrieben. Dabei stand für diese großartige Schriftstellerin die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Fürsorge, Kinderglück und Mutterliebe stets im Mittelpunkt.
Karin Bucha Classic ist eine spannende, einfühlsame geschilderte Liebesromanserie, die in dieser Art ihresgleichen sucht.

Gewitternacht! Blitze zucken rosa-violett vom nachtschwarzen Himmel, zerreißen für Bruchteile von Sekunden die schweren Wolkenwände. Regen peitscht und der Wind heult schaurig durch die Dunkelheit, rüttelt an den Läden des Waldhauses und treibt sein Spiel mit ihnen, pfeifend braust er durch den Kamin. »Ekelhaftes Wetter«, sagt Heiner Voß zu dem väterlichen Freund, der tief in Gedanken versunken an dem bis zum Erdboden reichenden Fenster lehnt und den entfesselten Elementen lauscht. »Hm«, erwidert der nur. Heiner Voß greift zum Schürhaken und entfacht das Feuer, legte einige dicke Holzkloben auf die Glut und lehnt sich wieder in dem tiefen Sessel zurecht. Den Blick hält er auf Dietrich Umbach geheftet. Seine Blicke gleiten über die reglose, elegante und doch so kraftvolle Gestalt. Er seufzt unterdrückt und starrt wieder in die hellauf lodernden Flammen. Ihn fröstelt trotz der Wärme, die angenehm den weiten, prachtvollen Raum durchströmt. Flutet diese Kälte von der hohen Männergestalt her? Oder kommt sie aus dem eigenen Herzen? »Dietrich!« »Bitte?« kommt es fragend vom Fenster her. »Wirst du mir wohl ein paar Minuten zuhören?« »So wichtig?« Es klingt gleichgültig.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum21. Dez. 2021
ISBN9783740984373
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    Buchvorschau

    Arme kleine Antje - Karin Bucha

    Karin Bucha Classic

    – 70 –

    Arme kleine Antje

    Karin Bucha

    Gewitternacht! Blitze zucken rosa-violett vom nachtschwarzen Himmel, zerreißen für Bruchteile von Sekunden die schweren Wolkenwände. Regen peitscht und der Wind heult schaurig durch die Dunkelheit, rüttelt an den Läden des Waldhauses und treibt sein Spiel mit ihnen, pfeifend braust er durch den Kamin.

    »Ekelhaftes Wetter«, sagt Heiner Voß zu dem väterlichen Freund, der tief in Gedanken versunken an dem bis zum Erdboden reichenden Fenster lehnt und den entfesselten Elementen lauscht.

    »Hm«, erwidert der nur.

    Heiner Voß greift zum Schürhaken und entfacht das Feuer, legte einige dicke Holzkloben auf die Glut und lehnt sich wieder in dem tiefen Sessel zurecht. Den Blick hält er auf Dietrich Umbach geheftet. Seine Blicke gleiten über die reglose, elegante und doch so kraftvolle Gestalt. Er seufzt unterdrückt und starrt wieder in die hellauf lodernden Flammen. Ihn fröstelt trotz der Wärme, die angenehm den weiten, prachtvollen Raum durchströmt.

    Flutet diese Kälte von der hohen Männergestalt her? Oder kommt sie aus dem eigenen Herzen?

    »Dietrich!«

    »Bitte?« kommt es fragend vom Fenster her.

    »Wirst du mir wohl ein paar Minuten zuhören?«

    »So wichtig?« Es klingt gleichgültig.

    »Sehr, Dietrich.« Heiner hält es nicht mehr auf seinem Platz. Ihn treibt die innere Unruhe empor. »Für mich ist es von größter Wichtigkeit.« Seine Stimme bebt.

    Ohne sich zu wenden, spöttelt Umbach: »Bin gespannt, was du wichtig nennst.«

    »Dietrich, bitte, nimm mich ernst.«

    Der junge Mann steht zitternd hinter Umbach, dem schwerreichen Großindustriellen. Mühsam unterdrückt er seine Erregung.

    Gelassen wendet sich Dietrich Umbach ins Zimmer, geht auf den Kamin zu und auf den ihm gegenüberstehenden Sessel deutend, läßt er sich nieder.

    »Bitte, ich stehe dir zur Verfügung.«

    »Gestatte, daß ich mir Bewegung mache, ich – ich…«

    Heiner bricht erregt ab und durchquert den weiten Raum. Vor Umbach bleibt er wieder stehen.

    »Dietrich, ich begrüße die Gelegenheit, daß ich endlich einmal ungestört mit dir sprechen kann. Ich danke dir auch, daß du mich mit dir genommen hast. Sonst pflegst du ja deine kurzen Urlaubstage allein zu verbringen.« Er zögert einen Moment, fährt dann fort: »Ich – ich muß es dir sagen. Ich kann nicht Kaufmann werden! Ich kann es nicht. Alles, was ich in deinem Auftrag unternehme, geschieht mit innerer Unlust. Ich zwinge mich zu allem nur, um dich nicht zu enttäuschen. Nur, um nicht undankbar zu sein, arbeite ich nach deinem Wunsch. Aber ich kann es nicht länger ertragen. Ich bitte dich, Dietrich, laß mich mein Musikstudium zu Ende bringen.«

    »Niemals!«

    »Dietrich!«

    »Ich wünsche…«

    »Ich wünsche, ich wünsche«, unterbricht Heiner ihn verzweifelt und ballt die Fäuste. »Ich kann das schon nicht mehr hören. Jeder Satz beginnt mit ›ich wünsche‹. In den Werken höre ich: ›Herr Umbach wünscht‹. Deine Angestellten sagen: ›Herr Umbach wünscht‹. Mit diesen verfluchten ›Ich wünsche‹ tötest du jeden anderen Willen neben dir. Ich werde zur Zerrfigur meiner selbst. Ich verachte mich deshalb schon selbst. Ich…, ich…«

    Erschöpft bricht er im Sessel zusammen. Stöhnend birgt er das Gesicht in den Händen.

    »Bist du nun fertig?« fragt Umbach gelassen, die hellen, herrischen Augen streng auf Heiner geheftet.

    »Fertig! Fertig!« keucht Heiner. »Noch lange nicht. Aber es ist doch zwecklos. An deinem Willen zerbricht alles.« Mutlos sinkt er in sich zusammen.

    »Gut, daß du es einsiehst. Jedes Wort in dieser Beziehung ist wirklich zwecklos.«

    Gelassen entzündet sich Umbach eine Zigarette und erhebt sich. Langsam kehrt er zum Fenster zurück und starrt in das Brausen und Tosen.

    »Hilfe!«

    Heiner zuckt empor.

    »Da rief doch einer!«

    Dietrich Umbach hat schon das Fenster aufgerissen und lauscht in die dunkle Nacht hinaus.

    »Hilfe! Zu Hilfe!«

    Er stößt das Fenster zu. Ein Sprühregen hat ihn überschüttet. Er spürt es kaum.

    »Komm! Menschen in Not!«

    Mit ein paar Sätzen steht er in der Diele des Hauses, und dort erscheint wie aus dem Erdboden gewachsen Friedrich mit dem Ledermantel vor ihm.

    »Das kam aus dem Steinbruch, Herr Umbach. Ich möchte mitkommen, vielleicht kann ich helfen.«

    »Nein, hierbleiben!« Dietrich schlüpft in den Mantel, lehnt die Hilfe des Alten ab. Er weist auf Heiner, der bereits angezogen ist. »Genügt, wenn Herr Voß mitkommt.« Und direkt zu Heiner sagt er: »Nimm die Seile und die Windlampe mit. Ich geh’ voraus.«

    Friedrich hat schon alles herbeigeschleppt. Das Seil legt er Heiner über die Schulter und reicht ihm das Windlicht. Im Nu taucht er neben Umbach auf. Schwer kämpfen sich die beiden Männer vorwärts. Der Sturm wirft sich ihnen wie ein Untier entgegen, zwingt sie aber nicht nieder. Regen peitscht ihnen das Gesicht.

    Keuchend erreichen sie den Steinbruch und verhalten lauschend den Schritt. Außer dem Sturm, der in den Bäumen rast, ist nichts zu hören.

    »Hier müssen wir suchen. Aus dieser Richtung kam der Hilferuf«, schreit Umbach.

    Meter um Meter leuchten sie den Boden und die an dieser Stelle steil abfallenden Wän-

    de ab, die nur hier und da von dichtem Gebüsch unterbrochen sind.

    »Da, da!« Heiner drückt das Windlicht tiefer und neigt sich über den Hang. »Bei dem ersten Strauch liegt ein Mensch.«

    Umbach rollt das Seil auf und beginnt den Abstieg. Da steht Heiner schon keuchend neben ihm.

    »Laß mich hinab, Dietrich.«

    »Wieso? Ist mein Leben wertvoller als deines?« Auch in dieser Minute verläßt ihn der Spott nicht.

    »Ja, Dietrich, dein Leben ist wertvoller als meins. Denk an deine Werke, die den Chef brauchen.«

    »Die werden auch ohne mich weiterbestehen. Aufgepaßt!«

    Schon ist er in der Tiefe verschwunden. Heiner muß alle Kräfte anspannen, um das Seil zu sichern.

    Endlose Minuten vergehen für Heiner, in denen er um Dietrich Umbachs Leben zittert. Er spürt, wie sehr er im Grunde an diesem Mann hängt, der sein Wohltäter ist. Und es ist nicht nur Dankbarkeit. Hat er ihn nicht aus dem Waisenhaus in sein Haus geholt? Eine vorzügliche Erziehung hat er ihm angedeihen lassen. Nur keine Sonne, keine Wärme. Warum Dietrich wohl so hart ist? denkt Heiner.

    Da wird am Seil gerissen. Heiner arbeitet, daß ihm die Adern zu platzen drohen und ihm der Schweiß aus den Poren bricht.

    Langsam, Schritt um Schritt, arbeitet Umbach sich empor, bis er keuchend und schwer atmend eine Gestalt vor Heiners Füße legt.

    »Es ist eine Frau. Schnell ins Haus zurück.«

    Ehe Heiner recht begriffen hat, hat Umbach die Last auf seine Arme genommen und kämpft sich durch Sturm und Regen vorwärts, dem Waldhaus zu.

    *

    Eigentlich ist es ein Bündel triefender Kleider, das Dietrich Umbach sorglich in die Kissen der Couch gleiten läßt.

    Sekundenlang zögert er, dann gibt er dem neben ihm stehenden Heiner ein Zeichen, worauf dieser das Zimmer verläßt.

    Umbachs Hände zittern leicht, als er Stück für Stück die Kleidung von dem regungslosen Körper streift. Nur eine Minute liegt die Frau in makelloser, schimmernder Nacktheit vor ihm, dann rafft er rasch die seidene Decke auf und breitet sie über so viel Schönheit und Liebreiz. Bis unters Kinn zieht er sie empor.

    Jetzt ist er wieder ganz beherrscht. Er knotet das Tuch auf, das unförmig Gesicht und Kopf umschließt. Eine Fülle rotblonden Lockengewirrs fällt auf die grünseidene Decke.

    Ein schmales, von feinen Brauen gezeichnetes Frauenantlitz, ein schwellender, jetzt blasser, schmerzverzogener Mund. Seidige Wimpern werfen zarte Schatten auf die bleichen Wangen.

    Mit einem Entsetzenslaut ruckt Umbach empor, um sich im nächsten Augenblick tiefer über das schöne Gesicht zu neigen.

    »Antje Ratzky«, flüstert er überwältigt. Unbewegt starrt er in die lieblichen Züge, als müßte er sie sich für ewig und alle Zeiten einprägen. Dann wendet er sich schroff von dem Lager ab, wandert ruhelos über die weichen Teppiche.

    »Die Vergangenheit steht auf«, murmelt er.

    »Wie steht es mit der Frau? Ist sie verletzt?« Heiner kommt auf Zehenspitzen näher.

    Wie aus schwerem Traum erwachend, fährt Umbach sich über Stirn und Augen.

    »Unverletzt. Die Frau hat Glück gehabt. Ich vermute den Ausbruch eines Fiebers. Die Ohnmacht müßte längst vorüber sein. Nimm dich ihrer an. Friedrich schicke ich gleich mit einem Eisbeutel. Ich gehe mich inzwischen umziehen.«

    Kopfschüttelnd

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