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Bunte Mischung: Schicksal und Begegnungen
Bunte Mischung: Schicksal und Begegnungen
Bunte Mischung: Schicksal und Begegnungen
eBook121 Seiten1 Stunde

Bunte Mischung: Schicksal und Begegnungen

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Über dieses E-Book

Ein paar kleine Geschichten. In den letzten Jahrzehnten für meine Nachttischschublade geschrieben.

DER LETZTE TAG
Ein ganz kleiner endzeitiger Ausblick auf eine nahe Zukunft, die wir uns alle nicht wünschen.

ZEIT DER TRAUER
Hier geht es um Trauerbewältigung über den plötzlich Unfalltod des geliebten Mann, der von einem Betrunkenen überfahren wurde. Wie soll die Witwe damit umgehen?

EIN KUSS WIE FLEISCHSALAT
Geburtstagsparty unter Arbeitskollegen. Einer kommt mit seiner Verlobten, die noch keiner kennt. Der ›Held‹ schließt mit Kollegen eine furchtbare Wette ab.
Er muss sie gewinnen, sonst leidet sein Ego und sein Ruf darunter. Die Story ist laut und bunt wie eine Party.

LICHT IM DUNKEL
Wie verhält man sich in der düsteren wirklichen Welt, wenn man plötzlich und unerwartet die Liebe seines Lebens begegnet?
Dies ist ein erotisches, religiöses Märchen. Biblische Vergangenheit trifft auf moderne Gegenwart. Kann es in dieser Konstellation wirklich ein Happy End geben?

DER BETRUG
Erotische Abenteuer in einem Expresszug durch die Nacht. Wie weit lässt sich eine junge, schöne Frau vom Akteur beeinflussen, mit ihm zu schlafen?
Flüchtiger Verkehr oder spätere Beziehung?
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum24. Nov. 2015
ISBN9783737570589
Bunte Mischung: Schicksal und Begegnungen

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    Buchvorschau

    Bunte Mischung - Bernhard Hinze

    Der letzte Tag

    Ich ging durch die engen, leeren Straßen. Die hohen Häuserschluchten drohten mich zu verschlingen und mich unter ihren Schuttmassen zu begraben. Von irgendwoher wehte mir Orgelmusik entgegen. Dann mischte sich das helle Singen einer Frauenstimme mit den Klängen, die aus den unsichtbaren Orgelpfeifen kamen. Die Klangwellen sausten an die Häuserwände, brachen sich, wurden reflektiert und kamen zurück, wobei sie sich mit den entgegenkommenden Wellen kreuzten. Ich stand mitten im Zentrum und war plötzlich selbst ein Teil dieser Symphonie. Der Sog dieser himmlischen Musik verschlang mich, ließ seine Brandung über mir zusammenbrechen. Die Tonfontänen spritzten in den Himmel, brachen in die Knie und ließen ihre Klangtropfen aus D-Moll auf das Straßenpflaster klatschen. Die Stimme verwehte im Wind und verschwand durch die offenen Fenster, die mich wie schwarze Dämonenaugen aus den Wänden anstarrten. Von den gigantischen Höhen funkelte die Sonne auf mich herab. Funkelte wie ein Diamant, in dem ein eiskaltes Feuer loderte, welches die Herzen der Menschen, wenn es überhaupt noch welche gab, zu Eisklumpen gefrieren ließ. Fröstelnd zog ich den Nacken ein, obwohl die Sonne warm über die Haut meines nackten Körpers strich. Plötzlich bemerkte ich die körperliche Nähe einer lebenden Kreatur. Ich drehte mich suchend um, sah dreihundert Meter vor mir in einem zerfallenen Torbogen eine Bewegung. Sollte ich jetzt in der Einsamkeit des Weltunterganges jemanden finden, der dieses Los mit mir teilte? Ich schlurfte also los. Weiße nackte Haut flimmerte dort im warmen Sonnenlicht, verwischte in der Schwüle wie verschüttete Milch auf einem blankpolierten Küchentisch. Mit abnehmender Entfernung sah ich nunmehr weibliche Formen. Dort stand ohne Zweifel ein Mädchen von Anfang 20. Sie hatte langes, schwarzes Haar und eine schlanke, ebenmäßige Figur. Etwas ängstlich sah sie mich an und verdeckte mit beiden Händen ihre Scham, was ihr aber nicht ganz gelang. Es trennte uns nur noch eine Straßenbreite, und ganz plötzlich überkam mich die Wonne und Begierde. Ich fühlte mich zurückgesetzt in die Zeit mit Sandra, als es noch alles gab auf der Welt.

    Ich drehte meinen Rücken zum Himmel, der von den Baumkronen verdeckt wurde. Sandra lag unter mir und stöhnte leise. Gleitend fuhr meine Hand über ihre schweißüberströmten Brüste, die im Sonnenlicht glänzten. Sie sah mich mit großen tränenverwischten Augen an. Ihr dunkler, sinnlicher Blick war ängstlich und gierig zugleich. Sandra hatte ihre zarten Arme um meinen Hals geschlungen und mit ihren feingliedrigen Händen kraulte sie meine Nackenhaare.

    Daran dachte ich, als ich meinen Fuß auf die Straße setzte. Endlich hatte ich nach Jahren wieder einen Menschen getroffen. Nun brauchte ich nicht mehr allein durch die leeren, brüchigen Häuserschluchten zu gehen. Vielleicht konnten wir Kinder in diese zerstörte Welt setzen. Das wäre ein Anfang für eine neue Menschheit, die sich aus dem atomverseuchten Schutt herausbuddelt, um dann ihren Planeten neu aufzubauen. Dies brauchte nicht der letzte Tag zu sein, weder ihrer noch meiner. Noch zwei Schritte trennten mich von der Zukunft, die für unsere Nachfahren mal besser sein sollte, als ich ein sausendes Brummen hörte. Ich sah noch die weit aufgerissenen Augen des Mädchens, da traf mich ein Steinbrocken, der sich vom kaputten Dach gelöst hatte, im Nacken. Ich hörte nur noch den langen, nicht enden wollenden Schrei des Mädchens, und merkte nicht mehr, wie mein Genick brach und mein Kopf zerdrückt wurde, als gehöre er einer Schaufensterpuppe.

    © Bernhard J. Hinze, 1972

    Zeit der Trauer

    Ute Meier.

    Die Trauer nagt an ihr wie eine Ratte. Sie fühlt sich innerlich kalt und leer. Verzweifelt steht sie vor einem Abgrund, der Einsamkeit heißt. Alle Freuden, jedes Glück sind dahin. Sie kann nicht mehr richtig schlafen. Es ist eine Ungerechtigkeit. Ein Betrunkener, zu nichts nutze. Und doch mächtig genug, um ihren geliebten Mann zu töten. Schlimmer noch: Ihr Kummer schwindet dahin. Franst irgendwie aus. Die Schmerzen bleiben, aber sie lösen sich in Erinnerungen auf. Wie lange kann ein Mensch ausbluten? Sie erinnert sich an seine Haut, an seine Umarmungen, auch an sein Gesicht, muss dann aber bereits die alten Fotos betrachten. Die guten Tage, die lustvollen Nächte. Das Lachen. Die ernste Miene, wenn er mit ihr böse war. Doch die Erinnerung verdünnt, verwässert mit alltäglichem. Sie versucht, sich an ihre Trauer zu klammern, sie zu hätscheln und zu pflegen. Es gelingt ihr nicht. Nur ihre Kinder, zwei kleine Mädchen, halten sie davon ab, sich gehenzulassen.

    »Das Leben geht weiter«, sagt ihr Rita, ernst und vorwurfsvoll. Alle bemühen sich um sie.

    Ein Schlag, eine Tragödie. Die Welt hätte aufhören müssen sich zu drehen. Aber sie dreht sich weiter. Ute funktioniert. Nur wenige Stunden nach der tränenreichen Beerdigung sitzt sie wieder in der heimischen Küche und macht den Haushalt. Sie hört sich die Beileidsbekundungen ihrer Bekannten, Nachbarn und Freunde an. Sie fährt fort zu leben, leben ohne ihn. Freunde versuchen alles mögliche. Besuche, Einladungen, Parties und Grillfeste. Bemühen sich, sie auf andere Gedanken zu bringen. Versuchen, sie mit anderen Männern bekanntzumachen. Ute lehnt alles ab. Äußert, dass sie in den nächsten Jahren bestimmt keine neue Beziehung eingehen wird. Sie hängt herum in ihrem Haus südwestlich von Stade und frisst den Kummer in sich rein.

    Sie versucht sich abzulenken. Alkohol hilft nicht. Tabletten auch nicht. Ebenso fernsehen. Eine schlanke Frau, durch die beiden Geburten in der Hüfte etwas breiter. Dunkle Augen, braune Haare, helle Haut. Ernste, traurige Gesichtszüge, von Tragik umwittert. Ihre weitere Bestimmung gedämpft, aber vorhanden, bereit. Alles jederzeit zur Verfügung. Liegt brach. »Ich will alles«, hatte sie zu ihrem Mann gesagt. Aber es ist vergeudet. Kein Bedarf. Jetzt bewegt sie sich schwerfällig durch das Leben ohne Sinn und Reiz. Das Gift der Trauer ist in ihr. Sie verfault von innen heraus.

    »He, alte Kameradin«, sagt ihre Freundin Rita, wie ein Mann zu einem Mann reden würde, »wir müssen dich da rausholen. Stellen wir doch für eine Nacht die Stadt auf den Kopf, du und ich.«

    »Nein«, widerspricht Ute Müller.

    »Hör doch auf, dich selbst zu bemitleiden!«

    »Meinst du, dass ich das tue?«

    »Natürlich. Es ist nichts als Selbstmitleid.«

    »Na schön«, meint Ute, »mach' ich dir die Freude. Sonst gibst du ja keine Ruhe. Gehen wir.«

    Sie fahren nach Stade. Trinken. Tanzen. Trinken. Fahren heim.

    Halten unterwegs bei altbekannten und neuen Kneipen an, um noch mehr zu trinken.

    Brüllen. Singen.

    Und Ute hasst sich dafür. Selbstbetrug.

    Nach Mitternacht. Irgendwo in der Altstadt. Rita sagt:

    »He, alte Freundin, wir haben ein Männer-Strip-Lokal neu im Bezirk. Wie wär's, wenn wir das mal besichtigen würden?«

    »Wozu denn, zum Teufel?« brummt Ute. »Ich habe schon mal nackte Männerhaut gesehen.«

    »Komm doch! Mach mir bloß nicht weis, dir wird nicht feucht im Schritt, wenn dir so ein strammer Hengst seinen Schwanz vor dem Gesicht wedelt.« Man merkt sofort, dass Rita viel getrunken hat, es ist sonst gar nicht ihre Art, solche Sprüche in diesem Vokabular loszulassen.

    »Wir trinken noch ein Glas oder zwei, bleiben etwas und amüsieren uns.«

    »Höchstens eine halbe Stunde«, stimmt Ute nun zu, damit sie ihre Ruhe hat. Das Lokal heißt BIG BAG, was wohl eine Andeutung auf die gezeigten Geschlechtsteile sein sollte. Eine Art Scheune mit Tischen, die kaum größer als ein Taschentuch sind. Eine Stehbar. Zwei Bühnen nebeneinander. Auf jeder gleichzeitig drei Männer. Sie tanzen eine Viertelstunde lang zur Discomusik vom Plattenteller. Dann kommt die nächste Schicht Tänzer.

    »Oh, Mann«, sagt Rita und streicht sich mit den Händen über die schwarzen Haare.

    »Schau dir den mit dem Riesending an, dort drüben. Kein Wunder, dass der so breitbeinig geht.«

    Die Viertelstunde ist vorüber. Die Tänzer verlassen die Bühnen. Gäste, nur Frauen, winken. Männer, die eben noch auf der Bühne tanzten, kommen rüber, steigen auf Tische und geben Solovorstellungen. Sie tragen nur einen winzigen Stringtanga mit einem Bändchen zwischen den Pobacken, damit sie die Trinkgelder wegstecken können. Andere tragen gar nichts.

    »Die machen ungefähr vierhundert die Nacht«, meint Rita lallend. »Wie findest du das?«

    Ute antwortet nicht, ihr wird übel. Sie riecht billiges Rasierwasser. Schweiß. Abgestandenes Bier. Urin. Deodorants, die einem das Wasser in die Augen treiben, die einem das Mittagessen wieder hoch aus dem Magen holen.

    »He, alter Kumpel, gönnen wir uns doch einen. Unser ganz privater nackter Dandy. Wie wär's mit dem Blonden von der linken Bühne. Mir gefällt sein rasierter Sack.« Rita kann es nicht lassen, in dem ungewohnten Gassenton zu reden.

    »Ganz wie du meinst«, sagt Ute und ekelt sich, weiß nicht, was sie hier tut. Die Musik verstummt. Rita kommt schwankend auf die Beine, winkt den Blonden heran. Er bahnt sich seinen Weg durch die Tische. Atmet schwer. Glitzert vor Schweiß.

    »Hallo, die Damen. Privatvorstellung? Kostet aber zwanzig.« Provozierend wiegt er sich in den Hüften.

    »Kann ich mir denken«, erwidert Rita, greift in die Tasche und drückt ihm den Schein in die Hand. Wie unbeabsichtigt streicht sie ihm mit den Fingern über das Geschlecht.

    »Du bist aber viel Mann fürs Geld«, kichert

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