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Robert und das Amulett
Robert und das Amulett
Robert und das Amulett
eBook348 Seiten5 Stunden

Robert und das Amulett

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Über dieses E-Book

Eines Nachts bekommt Robert von einem geheimnisvollen Amulett magische Fähigkeiten anvertraut, die er aber nur im Verborgenen nutzen darf, sonst verliert er sie wieder. Kurz darauf geraten er und seine Freunde Chris und Tim in einen immer dichter werdenden Strudel von Verbrechen, zu deren Bekämpfung Robert seine neuen Fähigkeiten nur dann einsetzen kann, wenn es ihm gelingt, kreativ zu sein.
Robert bekommt es mit einer Bande von brutalen Mädchenhändlern zu tun, deren Anführer Edinger, genannt "Diamanten-Edi", über Leichen geht. Zu allem Überfluß wird die Stadt auch noch von rassistischen Skinheads terrorisiert, die auf Schutzgelderpressung und Rauschgift spezialisiert sind. Ihre kriminellen Geschäfte machen sogar vor Roberts Schule nicht halt und bringen ihn und seine Freunde bald in tödliche Gefahr…
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum16. Sept. 2011
ISBN9783844207231
Robert und das Amulett

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    Buchvorschau

    Robert und das Amulett - Jo Hartwig

    Jo Hartwig

    Robert und das Amulett

    Robert und das Amulett

    Jo Hartwig

    Copyright 2011 Jo Hartwig

    published at epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    ISBN 978-3-8442-0723-1

    Inhalt

    Das Amulett

    Stolpersteine

    Invisible

    Verdammte Bande

    Die Falle steht

    Im Untergrund

    So ein Mist

    Gefangen

    Schutzgeld

    Schnee in der Schule

    Satte Beute

    Das Leben geht weiter

    Das Amulett

    Heute ist nicht mein Tag, denkt Robert und starrt missmutig in den Badezimmerspiegel. Über Nacht hat sich ein Pickel mit dickem weißem Eiterpunkt gebildet, genau auf seiner Stirn, wo jeder ihn sehen muss, logo, seine Pickel wachsen immer so, dass jeder sie sehen muss.

    Beim Frühstück wartet er förmlich darauf, dass seine Mutter eine Bemerkung loslässt. Er schaut sie herausfordernd an.

    Und prompt sagt sie: „Hast du schon gesehen: ein neuer Brummer in deinem Gesicht, Schatz. „Den musst du ausdrücken! Schweigend senkt er den Blick und löffelt sein Müsli weiter.

    „Soll ich ihn dir schnell ausdrücken? Ist doch gar kein Problem. Ruck, zuck, und du bist das Ding los! Komm, wir erledigen das fix. Robert platzt der Kragen. Er schiebt seinen Teller zurück. „Du sollst mir gar nichts ausdrücken. Und ich drück auch nichts aus. Pickel lässt man am besten in Ruhe. Sonst gibt das Narben. Es war ein Fehler, sich auf eine Diskussion einzulassen, er hätte es besser wissen müssen. Seine Mutter setzt sofort an zu einem langen Vortrag, sie ist OP-Schwester und weiß sowieso alles besser. Trotzdem soll sie ihn in Ruhe lassen.

    „Nun lass doch den Jungen endlich", brummt sein Vater beschwichtigend.

    Jetzt ist sie beleidigt. Und obendrein ist jetzt Zoff zwischen seinen Eltern. Wirklich, das ist nicht sein Tag! Montage sollten überhaupt abgeschafft werden. Wenn er Pech hat, kriegen sie heute die Deutscharbeit zurück. Er hat Pech. Vier minus steht unter dem Aufsatz. Irgendwie hat er wohl die Aufgabenstellung nicht ganz verstanden. Seine zwei besten Freunde, Christian, den alle nur „Chris" nennen, hat eine Drei und Tim sogar eine Drei plus.

    Für den Nachmittag verabreden sich die drei Freunde im Keller. Tim und Chris tun geheimnisvoll und sehr wichtig. Der Keller des Hochhauses, in dem Robert wohnt, erstreckt sich über zwei Etagen und ist in verwinkelten Gängen angelegt. Robert hat es sich zur Gewohnheit gemacht, dort rumzustreifen, um zu sehen, was sich da tut und wer sich hier so herumtreibt. In einigen Kellern wird gebastelt, aber die meisten sind mit Brettern verrammelt, da ist einfach nichts zu erkennen. Zu einem Keller geht Robert besonders gerne. Dort arbeitet der große alte Mann mit den kurzen weißen Haaren. Er hat sich eine richtige Werkstatt eingerichtet und ist fast immer am Basteln. Geduldig gibt er Auskunft und lässt Robert bei seinem Werkeln zuschauen. Da ist alles blitzsauber, alle Späne verschwinden sofort im Müll.

    Ein ganz anderer Typ schleicht da auch häufiger rum. Er hat eine runde Brille mit dicken Gläsern, durch die seine Augen riesengroß erscheinen. Sie sind blassblau und wässerig. Graue Haare, die wirr vom Kopf stehen, und ein bleiches aufgedunsenes Puddinggesicht. Meistens hat er einen grauen Handwerkerkittel voller Flecken an. Darunter schauen blass und dürr seine nackten Beine hervor, die in abgelatschten Hausschuhen stecken. Ein ganz unangenehmer Mensch, er redet überhaupt mit niemandem. Auch wenn Robert ihn grüßt, gibt er ihm keine Antwort. Aber die Gänge im Keller sind einfach so eng, dass ein Kontakt, eine Berührung, wenn der da unten rumschlurft, nicht zu vermeiden ist. Dann geht der Kerl einfach, als ob er ihn nicht sehen würde, grob auf Robert zu und stößt ihn beiseite. Widerlicher Typ.

    Chris und Tim sind schon da. Sie hocken in einem der hinteren Verschläge, der zur Wohnung von Tims Familie gehört. Chris zieht feierlich eine Packung Zigaretten und ein Gasfeuerzeug aus der Tasche.

    „Kommt, wir rauchen eine!"

    Tim und er zünden sich gekonnt eine Filter an und geben Robert auch eine. Aber er hat noch nie geraucht. Er zögert. Deutlich ist seine Abneigung zu erkennen. Er hält die Zigarette vorsichtig zwischen zwei Fingern, als ob sie ihn gleich beißen würde. Tim zieht schon genussvoll den Rauch tief ein.

    „Was ist los, Robert, mach mit! Chris hält ihm die Flamme hin. Robert muss husten, weil ihn der Rauch reizt, den Tim ihm ins Gesicht bläst. Außerdem brennt der Qualm in den Augen, sie fangen an zu tränen. Chris lacht spöttisch: „Das ist was anderes als Mamis Äpfelchen essen, wie?, zieht er ihn auf.

    Robert versteht die Anspielung und ärgert sich. Ja, seine Mutter gibt ihm jeden Tag einen Apfel mit in die Schule. Und wehe, er bringt den wieder mit nach Hause, dann gibt es Krach. Seine Eltern sind beide Nichtraucher und stehen überhaupt ziemlich auf Gesundheit. Na und, was ist falsch daran? Robert gibt sich einen Ruck:

    „Sagt mal, ist das alles, was ihr vorhabt? Erst macht ihr das so geheimnisvoll, als ob irgendetwas Wichtiges zu besprechen wäre und dann so ein Mist. Es ist ja nichts Besonderes, zu rauchen. Jeder Depp raucht heute schon, aber ich nicht." Entschlossen gibt er Chris die Zigarette zurück.

    „Was ist los, du bist doch kein Milchbubi, drängt Tim. „Oder hast du Angst, dass du in die Hosen machst. Wir sind schließlich schon vierzehn. Also mach schon!

    „Keinen Bock", sagt Robert nur cool. Er denkt an seine Tante Martha, Mutters Schwester, die immer so aus dem Mund stinkt. Angewidert muss er jedes Mal den Kopf wegdrehen, wenn sie ihn begrüßt und sich zu ihm runterbeugt. Sie will ihn unbedingt immer mit einem Kuss begrüßen. Und dabei stinkt alles an ihr ganz ekelhaft nach Rauch.

    „Du musst es einfach mal probieren, drängt Chris. „Beim ersten Mal ist es immer eine Überwindung! Ich weiß es von mir, ich musste auch husten, aber dann willst du nicht mehr aufhören!

    „Vergiss es. Ich will mich nicht überwinden und ich will auch nicht husten müssen. Macht ruhig weiter, aber ohne mich." Robert ist es jetzt völlig egal, ob die beiden sich ärgern oder nicht.

    Jetzt versuchen sie es anders. „Du hast wohl Muffensausen, dass deine Eltern was merken? Komm, jetzt geh nicht in die Knie, probier’s einfach, du gehörst doch zu uns!"

    „Ist ja gut, aber nicht damit, Robert verzieht nur ganz leicht sein Gesicht und lächelt matt. „Kommt, macht, was ihr wollt, aber lasst mich mit so einem Blödsinn in Ruhe! Die beiden sind sichtlich verärgert, aber das kümmert ihn weiter nicht. Er lässt sie alleine und verzieht sich aus dem Keller.

    Er fährt mit dem Fahrstuhl hoch in den elften Stock. Seine Mutter ist schon von ihrer Arbeit im Mainzer Krankenhaus zurück. Sie hat gerade Besuch von einer Nachbarin. Aufgeregt reden die beiden Frauen über das, was in letzter Zeit auf dem Parkplatz hinter dem Hochhaus passiert. Irgend jemand scheint da Glas auf die parkenden Autos zu werfen. Es scheint immer nachts zu passieren, wenn alle schlafen und wenn alles ruhig ist. Viele Autos wurden schon beschädigt. Windschutzscheiben gingen kaputt, und im Dach eines Wagens hat auch schon eine Flasche gesteckt, ein Riesenschaden. Das stört natürlich den Hausfrieden und schafft permanente Unruhe im Haus. Die Nachbarin will wissen, ob die Versicherung den Schaden bezahlt, und will deshalb seinen Vater sprechen. Er ist Versicherungsmann, jede Menge Leute rufen ständig an und brauchen seine Hilfe.

    Robert denkt darüber nach. Wer mag wohl hinter dieser Sache stecken? Er kann sich gar nicht richtig auf die Hausaufgaben konzentrieren. Ob Tim und Chris schon davon gehört haben? Er fährt nochmals runter in den Keller, um zu sehen, ob die Beiden noch da sind. Sie sind weg. Aber die Luft riecht intensiv nach kaltem Zigarettenrauch. Widerlich! Robert dreht sich um und will gerade gehen. Plötzlich hört er ein leises Flüstern: „Da ist er wieder, sag es ihm."

    Robert kehrt um und sieht in diesem diffusen Licht niemanden. Er schaut auch um die Ecke, aber auch hier kann er erst mal nichts erkennen. Doch dann sind da plötzlich die zwei großen Ratten zu sehen, eine weiße und eine schwarze, bei der ihm sofort die hellen Pfoten auffallen. Ganz schöne Brummer! Sie sitzen dicht neben den Holzleisten, die einen Keller abschließen. Robert zuckt unwillkürlich zurück. „Halt, sagt die weiße, als er abdreht und weglaufen will, „bleib doch bitte hier!

    Verblüfft bleibt Robert stehen und glaubt nicht, was er gehört hat.

    „Warst du das, hast du was gesagt? Wieso verstehe ich dich?", sagt er zögernd zu den Ratten.

    „Diese Geschichte wirst du bald verstehen, doch nun höre mir erst einmal in Ruhe zu. Ich werde dir sagen, was los ist! Wir suchen schon sehr lange einen Menschen, der so ist wie du. Der stark ist und sich nicht provozieren lässt. Wir haben dich und deine beiden Freunde beobachtet und gesehen, wie du dich standhaft geweigert hast, dich von ihnen zum Rauchen verführen zu lassen. Sie konnten dich nicht provozieren. Es klingt so einfach, aber genau das zeigt uns, dass du der Richtige bist, dass du die richtigen Anlagen hast."

    Robert kratzt seinen blonden Schopf. Die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen vertieft sich, misstrauisch schaut er sie mit seinen tiefbraunen Augen an. Es ist ja wie im Märchen, auf einmal reden Ratten mit ihm! Und was heißt, er ist der Richtige, nur weil er es ablehnt zu rauchen? Er denkt an nichts, und auf einmal so was: sprechende Ratten! Jetzt ist er wirklich neugierig, was da auf ihn zukommt.

    „Geh jetzt wieder weg und komme um Mitternacht wieder zu uns beiden in den Keller, dann wirst du alles Weitere erfahren. Beim ersten Mal, wenn wir dich einweihen, müssen wir ein Zeremoniell einhalten."

    Die beiden Ratten drehen sich um und verschwinden rasch, ohne weitere Erklärung, hinter den Holzleisten, die die einzelnen Keller trennen. Nach dem Abendessen sagt Robert schon einmal „Gute Nacht" zu seinen Eltern und zieht sich in sein Zimmer zurück. Im Fernsehen läuft ein langweiliger Film, zumindest kommt er ihm langweilig vor, weil er es nicht erwarten kann, dass es Zwölf wird. Was wollen diese Ratten von ihm und überhaupt, wieso Ratten? Spinne ich, fragt er sich oder haben mich wirklich zwei Ratten angeredet? Na ja, wir werden sehen. Aber die Zeit schleicht heute wirklich ganz langsam dahin. Endlich ist es so weit, in einigen Minuten ist es Mitternacht. Robert schleicht aus der Wohnung und fährt in den Keller.

    Da wird er schon an derselben Stelle von den beiden Ratten erwartet. Die weiße Ratte, sie ist scheinbar die dominante, stellt sich erst einmal vor:

    „Ich bin Alban, und mein Begleiter ist Arix. Mit uns kannst du dich jederzeit in Verbindung setzen, wenn du Hilfe brauchst. Das wird jetzt am Anfang sicherlich noch oft der Fall sein, so lange, bis du völlig eingeweiht bist." Beide rücken etwas zur Seite, und Robert kann sehen, dass sie zwischen sich einen kleinen Beutel verborgen haben.

    Arix zieht ihn näher heran, und Alban zischelt: Jetzt kommt das Besondere auf dich zu. Hier drinnen ist ein kleines Amulett, das dich in Zukunft begleiten wird. Trage es immer bei dir und verrate niemandem das Geheimnis! Du wirst viele außerordentliche Fähigkeiten bekommen, aber vorher musst du eine Testaufgabe lösen. Erst dann, wenn du Erfolg hast, wirst du voll eingeweiht werden.

    „Was heißt, eine Testaufgabe, was muss ich da tun?" Robert ist einerseits ziemlich ungläubig, auf der anderen Seite reizt natürlich das Neue.

    „Das wird sich von selbst ergeben. Du wirst von irgendetwas hören, was die Leute beschäftigt, was sie sich nicht erklären können. Dann kannst du die Lösung anbieten, das Amulett wird dir dabei helfen."

    „Wie denn, wie soll mir denn so ein kleiner unscheinbarer Beutel helfen können?", ist sein ungläubiger Einwand.

    „Das Amulett wird sich von selbst bei dir melden, wenn du weißt, was du willst. Hast du irgendeine Aufgabe gefunden, wobei du helfen möchtest, wird das Amulett im Traum zu dir sprechen. Und nun nimm es und geh! Aber denke daran, es wird nur so lange für dich arbeiten, solange du niemandem davon erzählst! Wenn du redest, wird alles, was du bis dahin gelernt hast, verschwinden, das Amulett wird für dich völlig wertlos sein. Vergiss das nie! Alban funkelt ihn mit seinen kleinen, glänzenden Augen an: „Sei doch nicht so ungläubig, Robert, du erlebst ja schon hier etwas Außergewöhnliches. Du kannst mit uns sprechen, und nicht nur das, sondern in Zukunft wirst du mit allen Tieren reden können.

    „Wenn du uns brauchst, reibe dein Amulett, und wir werden es sofort wissen. Wir erwarten dich dann hier im Keller", fügt Arix noch hinzu.

    Die beiden, Alban und Arix, stecken über dem kleinen Beutel ihre Köpfe zusammen und zischeln etwas Unverständliches vor sich hin, dann nimmt Alban den kleinen Beutel zwischen seine Vorderpfoten, richtet sich auf, setzt sich auf seine Hinterpfoten und hält ihn Robert hin.„Hiermit nimm das Amulett an und behalte es immer bei dir!" Abrupt drehen sie sich beide gleichzeitig um und huschen weg.

    Neugierig öffnet Robert den Beutel und schaut sich den Inhalt vorsichtig an. Es ist nichts Besonderes zu sehen. Das Amulett ist ein einfaches ovales Metallstück, offenbar aus Kupfer, das ganz unscheinbar in der Hand liegt. Einige undefinierbare Linien sind eingeritzt, er kann nicht erkennen, was sie darstellen. Sicherlich durch die lange Lagerung bedingt, ist es grünlich angelaufen. Robert nimmt sich vor, das Amulett gleich morgen früh zu reinigen. Er steckt es in den Beutel zurück, fährt mit dem Fahrstuhl hoch und schleicht sich in sein Zimmer. Dort legt er das Amulett vor sich hin und schaut es nochmals aufmerksam von allen Seiten an, danach hängt er sich den kleinen braunen Lederbeutel um den Hals. Erwartungsvoll geht er zu Bett und fragt sich, was jetzt geschehen wird.

    In dieser Nacht geschieht absolut nichts. Robert ist ziemlich enttäuscht, als er das nach dem Aufwachen merkt. Na gut, die beiden Ratten haben ihm ja gesagt, dass das Amulett nur dann zu ihm sprechen wird, wenn er ein Problem lösen will, und noch hat er keines gefunden. Also muss er erst suchen und überlegen. Er nimmt das Amulett vom Hals und untersucht es wieder. Es hat sich aber nichts verändert, es ist nicht anders, als am Abend vorher. Er holt sich einen Lappen und reinigt es sehr sorgfältig, noch bevor er sich anzieht.

    In der Schule ist er ziemlich unkonzentriert. Seine Gedanken sind damit beschäftigt, eine Aufgabe zu suchen, aber er findet keine. Ihm kommen die absurdesten Ideen. Soll er quasi als Robin Hood den armen Leuten helfen oder soll er in der Schule irgendwelche besonderen Leistungen zeigen? Seine Gedanken fliegen in die tollsten Richtungen. Das Ergebnis ist ziemlich unbefriedigend, in Mathe hat er sich einen kräftigen Rüffel geholt, weil er mit seinen Gedanken nicht bei der Sache war. Beim Abendbrot reden seine Eltern wieder über die merkwürdigen Vorfälle im Haus. Jetzt werden schon jede Nacht Glasflaschen auf die Autos geworfen, die hinter dem Haus auf ihren Parkplätzen stehen. Immer nur nachts, so dass niemand den Werfer sehen kann. Die Betroffenen gehen zur Polizei, und die Beamten nehmen die Anzeigen auf, aber helfen können sie auch nicht.

    „Was erwarten Sie von uns?, kommt immer die Frage. „Wir können uns nicht auf Verdacht hinstellen und warten, dass etwas geschieht! So ist die Aussage immer gleich: „Solange der Täter nicht erwischt wird, können wir Ihnen auch nicht weiterhelfen!"

    Die Hochhausbewohner sind schon ganz verzweifelt, einige werden auch schon verdächtigt, aber es hilft nichts, die Schäden an den Fahrzeugen nehmen zu. Jede Nacht sind zwei scharfe Knaller zu hören, meistens gegen Morgen. Roberts Eltern machen sich Sorgen, weil sie sich gerade ein neues Auto gekauft haben. Es ist noch nicht mal abbezahlt. Bisher hat es zum Glück noch nichts abgekriegt, aber wenn das so weitergeht mit dem Flaschenwerfen auf dem Parkplatz? Das Auto ist zwar gut versichert, aber nach so einem Schaden ist natürlich der Wert nicht mehr so hoch.

    Robert hört sich alles an und wird immer aufgeregter. Da, da ist sie doch, die Aufgabe zur Probe, die er so verzweifelt sucht! Er will denjenigen erwischen, der diesen Mist macht. Klasse! Sofort nach dem Abendessen zieht er sich in sein Zimmer zurück. Sein Vater sitzt schon gemütlich vor dem Fernseher und seine Mutter ist noch in der Küche beschäftigt. Robert kann unbemerkt die Wohnung verlassen. Im Fahrstuhl drückt er den Knopf für den Keller, dann zieht er sein Amulett, das er um den Hals hängen hat, heraus und reibt es zwischen Daumen und Zeigefinger. Im Keller stehen schon die beiden Ratten und erwarten ihn neugierig. Robert ist ganz fasziniert, das funktioniert ja genauso prompt, wie es die beiden Ratten vorhergesagt haben.

    „Ich will den Flaschenwerfer finden, was kann ich da tun?", sprudelt er sofort eifrig hervor.

    „Robert, wir freuen uns, dass du schon so weit bist, aber du musst warten, bis dein Amulett sich im Traum meldet. Du hast ja jetzt ein Ziel, eine Aufgabe, antwortet Arix freundlich. „Aber bis dahin kannst du schon einmal auskundschaften, von welcher Etage die Flaschen geworfen werden.

    „Du brauchst beim Einbruch der Dunkelheit nur hinter das Hochhaus gehen und Guru rufen. Das ist eine Waldohreule, die sowieso jede Nacht auf Jagd ist. Die kann dir sicherlich helfen. Sie soll diesmal ihre Runden beim Hochhaus ziehen. Sie wird es sehen, wenn nachts jemand mit Flaschen wirft. Aber erschrick nicht, du kannst Guru nicht hören, sie fliegt völlig geräuschlos. Rufe sie immer nur abends, wenn es dunkel wird, sie ist ein total hilfsbereiter Kumpel. Alles andere wird dir das Amulett sagen."

    Alban reibt sein weißes Fell an Roberts Fuß und quietscht vergnügt: „Wir freuen uns, dass du eine sinnvolle Aufgabe gefunden hast und wir wünschen dir viel Erfolg für die Lösung!" Damit verschwinden sie wieder in einem Kellerverschlag.

    Gespannt läuft Robert in die Grünanlage hinter dem Hochhaus. Er will zum Grillplatz, wo er sich unbeobachtet fühlt. Er ist fast erschrocken, als schon auf dem ersten Baum ein großer Vogel sitzt. Es ist eine Eule, die ihn mit großen orangegelben Augen ansieht, als er um die Ecke kommt. Anscheinend wartet sie schon auf ihn, denn sofort spricht sie ihn ohne zu zögern an:

    „Hallo Robert, ich habe gehört, dass du Hilfe brauchst. Sag mir, was ich tun soll." Robert sieht zum ersten Mal so einen großen Vogel aus der Nähe und ist überrascht, wie zutraulich er ist. Er gibt sich einen Ruck und berührt ganz vorsichtig die graubraunen Federn der Eule und fühlt, wie zart sie wirklich sind. Er hätte es nicht gewagt, die Hand nach so einem Tier auszustrecken, denn unter den dichten Federn an den Beinen sind kräftig gebogene Krallen zu sehen. Aber er fühlt sofort, dass die Eule keine Gefahr ausstrahlt. Dass sie mit ihm redet, ist auch nicht mehr ganz so überraschend, denn durch Alban und Arix ist Robert schon ein wenig damit vertraut, sich mit Tieren zu unterhalten.

    „Hallo Guru, und ich freue mich, dass ich mit dir reden kann, dass wir Freunde sein können. Robert schaut Guru mit warmen Augen an. „Auf keinen Fall will ich dich in Zukunft in Gefahr bringen, wenn ich dich um Hilfe bitte!

    Robert ist stark beeindruckt. Mit einem Vogel Verabredungen zu treffen, ist das Größte, eine ganz neue Erfahrung! Sie vereinbaren, dass Guru darauf achtet, wer sich nachts in den oberen Stockwerken des Hochhauses zu schaffen macht, vor allem muss die Eule darauf achten, in welchem. Völlig geräuschlos fliegt Guru weg. Morgen Abend werden sie sich wieder treffen.

    Robert freut sich auf diese Nacht. Endlich hat er eine sinnvolle Aufgabe, die gar nicht so leicht zu lösen sein wird. Ungeduldig versucht er schnell einzuschlafen. Doch so einfach geht das nicht. Lange liegt er wach und denkt über seine Gespräche mit den Ratten und mit Guru nach. Doch irgendwann übermannt ihn endlich die Müdigkeit und er schläft ein. Plötzlich, Robert weiß nicht ob er wach ist oder ob er träumt, sieht er vor sich ein helles weiches Licht schweben. Es hat eine ovale Form, etwas größer als sein Amulett. Es steht ruhig vor seinem Gesicht und Robert hat schlagartig die Gewissheit: Das muss das Amulett sein!

    „Ja, Robert, ich bin das Amulett. Du hast deine Testaufgabe gefunden, darum komme ich wie versprochen zu dir. In Zukunft bin ich immer für dich da, wenn du genau weißt, was du willst. Du kannst dich aber nicht ausschließlich auf meine Hilfe verlassen, auch deine Kreativität ist gefragt. Ich erwarte von dir, dass du dir schon genau überlegst, wie du deine zukünftigen neuen Kräfte einsetzen willst. Heute gebe ich dir Hilfestellung, um diesen Flaschenwerfer zu stellen. Als Erstes hast du die Fähigkeit, dass du dich mit Tieren unterhalten kannst. Das hast du schon ausprobiert. Nutze diese Eignung und plane die Hilfe der Tiere gut ein! In diesem speziellen Fall wird der Flaschenwerfer, wenn du ihn identifiziert hast, zu nicken beginnen, wenn es dir gelingt, in ihm Angst und Unruhe zu erzeugen. Er muss ein schlechtes Gewissen bekommen. Wie du das machst, musst du dir genau überlegen. Er wird mit dem Nicken dann nicht aufhören können. Tag und Nacht nicht. So lange, bis er sagt, dass er es ist, der diesen Unfug macht, und bis er den Schaden, den er angerichtet hat, wieder gutgemacht hat."

    „Wie kann ich mich denn mit ihm verständigen?", fragt Robert neugierig.

    „Du kannst nachts, wenn er schläft, im Traum mit ihm reden. Du kannst ihn bedrohen und beunruhigen. Das musst du so lange machen, bis er begriffen hat, dass zwischen seinem Nicken und seinem Flaschenwerfen ein Zusammenhang besteht. Er muss sich fürchten, wieder ins Bett zu gehen. Um Ruhe zu haben und mit dem Nicken aufhören zu dürfen, wird er letztendlich alles tun, was du von ihm verlangst."

    „Wie geht das denn, wie kann ich ihm im Traum erscheinen?"

    „Rede einfach nachts laut zu ihm, als ob er vor dir stehen würde. Du kannst ihm Albträume verursachen. Sage einfach als Beispiel: „Eine große Schlange wird sich um deinen Körper wickeln, und er wird genau diese Szene im Traum erleben. So, und nun lasse ich dich mit deiner ersten Aufgabe alleine."

    Den ganzen nächsten Tag gehen Robert die Worte des Amuletts nicht aus dem Kopf. Der Werfer muss ein schlechtes Gewissen bekommen, dann kann er ihn fassen. Aber wie macht man das, jemandem ein schlechtes Gewissen zu verursachen?

    Ungeduldig wartet er auf den Abend. Endlich ist es so weit: Er trifft Guru in den Grünanlagen, beim Grillplatz. Robert hat das Gefühl, einen alten Freund zu treffen. Dass auch Guru so fühlt, erkennt er daran, dass sie sich ihm ohne Scheu auf die Schulter setzt und dicht an seinem Ohr berichtet:

    „Gegen Morgen hat sich in der obersten Etage ein grauhaariger Mann blicken lassen. Er hat an dem Fenster neben dem Müllschlucker lange gestanden und hat nur beobachtet. Alles war ruhig und kein Mensch war zu sehen. Plötzlich hat er sich gebückt und zwei Flaschen mit Schwung nach unten geworfen. Guru dreht ihren Kopf ohne den Körper zu bewegen und sagt: „Robert, genügt dir das?

    Robert überhört die Frage, weil er ganz fasziniert gesehen hat, wie die Eule ihren Kopf ohne Anstrengung drehen kann. Das schaut aus, als ob der Hals ein eigenes Gelenk hat, schießt es ihm durch den Kopf. Guru merkt, dass er mit seinen Gedanken nicht da ist und wiederholt die Frage.

    „Ja, ja, vielen Dank, Guru. Du hast mir sehr geholfen." Zufrieden fliegt die Eule weg.

    Nachdenklich Robert fährt wieder in den elften Stock hoch. Seine Eltern sind beim Fernsehen. Erstaunlicherweise ist auch sein Vater schon zu Hause, sonst macht er um diese Zeit immer noch seine Kundenbesuche. Robert setzt sich an seinen Computer und überlegt, was er tun kann. Ein merkwürdiger Typ muss das sein, der da in der Nacht Glas aus dem neunzehnten Stock wirft. Was könnte man machen, damit dieser Mensch ein schlechtes Gewissen bekommt? Wenn er an den Unbekannten nur appelliert, wie groß der Schaden ist, den er den anderen zufügt, wird das nichts nützen. Das wird dem völlig egal sein, der lacht sich höchstens eins.

    Plötzlich kommt Robert eine Idee. Er wird eine Nachricht schreiben, die der Unbekannte finden muss, wenn er nachts wieder rumgeistert. Sofort setzt er sich an seinen PC und schreibt: Hallo, du Mistkerl, ,ich habe dich entdeckt, ich weiß, wer du bist. Die Strafe wird folgen, bald hörst du von mir.

    Robert druckt die Nachricht fett aus. Leise, damit seine Eltern nichts merken, schleicht er aus der Wohnung. Er läuft die acht Etagen übers Treppenhaus bis in den neunzehnten Stock hinauf und klebt den Zettel auffällig an die Wand neben der Fensteröffnung, die zum Parkplatz zeigt. Hier muss ihn der Unbekannte unbedingt sehen, wenn er wieder aktiv wird. So, der Köder ist ausgelegt, mehr kann ich momentan nicht tun, überlegt Robert. Jetzt muss ich nur noch auf den Morgen warten und beobachten. Robert kann kaum einschlafen, so gespannt und aufgedreht ist er. Wird dieser Zettel Wirkung zeigen oder ist es umsonst, was er da geschrieben hat? Wie wird es aussehen, wenn der Kerl sich so verhält, wie das Amulett angekündigt hat? Lange beschäftigen ihn diese Fragen noch, bis er endlich übermüdet einschläft. Es ist wieder ein strahlend schöner Morgen, blauer Himmel und die Sonne lacht. Es wird bestimmt ein warmer Tag werden.

    Robert ist schon neugierig, ob er jemanden sehen wird, der ständig nickt. So richtig kann er sich das gar nicht vorstellen, wie das ausschauen soll. Schon früh steht er auf und guckt sich neugierig die Augen aus, aber er sieht niemanden. Dann muss er zur Schule, auch danach ist niemand zu sehen. Den ganzen Tag treibt er sich rum, voller Angst, dass er den Mann übersehen könnte. Natürlich kommt er mit seinen Hausaufgaben in Verzug. Wieder kann er sich am nächsten Tag in der Schule kaum konzentrieren, vor lauter Angst, etwas zu versäumen. Aber auch danach an diesem Tag kann er niemanden sehen, der am Nicken ist. Ganz klar, dass sich wieder Zweifel einstellen. Vielleicht hat der Mann durch seine Nachricht gar keine Angst bekommen und den Zettel gar nicht ernst genommen? Vielleicht ist es ihm auch völlig egal. Dann war sein Versuch ein Schlag ins Wasser.

    Robert überlegt, ob er wieder mit den Ratten sprechen soll, aber dann sagt er sich, dass er den Vorhersagen des Amulettes vertrauen muss, sonst hätte das Ganze ja überhaupt keinen Sinn. Die beiden Ratten können ihm in dieser Situation auch nicht helfen. Er überlegt sogar, ob er nicht in der neunzehnten Etage bei jeder Wohnung läuten soll, um zu sehen, wer da nickt. Aber der Mann braucht doch ganz einfach seine Wohnung nicht zu verlassen, und niemand sieht ihn. Aber irgendwann muss er schließlich einmal rauskommen, er kann doch nicht ewig im Verborgenen bleiben.

    Voller Ungeduld liegt Robert weiter auf der Lauer, er schleicht nochmals in den neunzehnten Stock hoch und sieht, dass sein Zettel nicht mehr da klebt. Also wurde er von irgendjemandem gefunden und entfernt. Immer wieder streift er durch das Treppenhaus und treibt sich im Eingangsbereich herum. Er bewacht sogar die Briefkästen und beobachtet, ob die Post entnommen wird. Aber auch da ist nichts Ungewöhnliches zu erkennen. Aber Robert fällt auf, dass in den letzten Tagen nachts auf einmal alles ruhig war. Das ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen. Es wurde keine Flaschen geworfen.

    Endlich, am dritten Tag geht früh am Morgen die Fahrstuhltür auf, und der bleiche Typ mit dem Puddinggesicht kommt heftig nickend aus dem Fahrstuhl. Er läuft, ohne sich umzusehen, aus dem Haus. Er hat den schmierigen grauen Kittel an, den er im Keller immer trägt. Cool, denkt Robert erleichtert: er hat den Typ! Robert ist jetzt voll aufgedreht, der Kerl entkommt ihm jetzt nicht mehr! Der Bursche nickt so heftig, dass er andauernd seine Brille festhalten muss. Er schaut weder nach links noch nach rechts, sondern stürmt direkt in den Fußgängerbereich des Einkaufszentrums. Es ist gelungen, der Mann lebt in Angst, sein Nicken ist der Beweis. Es ist Herr Reben aus dem obersten Stockwerk, ein Einzelgänger, unverheiratet. Endlich ist er aus seinem Loch heraus gekrochen. Es ist schon sehr auffällig, wenn ein Mann, noch dazu einer in einem schmierigen grauen Kittel, so heftig nickend, dass ihm die Brille dauernd von der Nase rutscht, durch die Straßen läuft. Den wenigen

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