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Der Reeder
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eBook202 Seiten2 Stunden

Der Reeder

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Über dieses E-Book

Die Familie der Reederei Römer ist schockiert. Zuerst sorgt Tochter Stefanie für einen Skandal, dann wird der älteste Sohn und Erbe auf grausame Weise umgebracht.
Kommissar Rau und seine Assistentin tappen im Dunkeln. Als auch noch ein zweites Mitglied der Familie tot aufgefunden wird, kommt der Kommissar nach und nach einem schmutzigen Geheimnis auf die Spur.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum5. Feb. 2012
ISBN9783847601562
Der Reeder

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    Buchvorschau

    Der Reeder - Brigitte Tholen

    Der Reeder - Kriminalroman

    Der Reeder

    Kriminalroman

    Brigitte Tholen

    Copyright Brigitte Tholen

    Cover: Brigitte Tholen

    Kapitel 1

    Die Sonne schien durch die Buntglasfenster der Eingangshalle und legte ein Farbennetz auf die alten, mit Blätterwerk verschnörkelten Kommoden und den Terrazzoboden.

    Tobias blieb einen Augenblick stehen, um sich für das Gespräch mit seinem Bruder und dem Vater zu wappnen.

    Die massive Doppeltür zum Wohnzimmer war nur angelehnt, und als er den Raum betrat, umgab ein bedrohliches Schweigen die beiden Männer, die auf ihn warteten.

    Er musterte das wütende Gesicht seines Vaters und warf einen kurzen Blick auf seinen älteren Bruder Harald, der mit trommelnden Fingern seine Knie malträtierte.

    Was gibt's? Gereizt ließ er sich in einen der braunen Ledersessel fallen. Was hat sie wieder angestellt?

    Festgenommen wurde sie!, schimpfte der alte Römer. Wegen Ruhestörung und Besitz von Rauschgift. Eine Römer!

    Verdammt! Thomas biss sich auf die Unterlippe.

    Harald nickte heftig.

    Sie ist verrückt. Seit Jahren zieht sie unseren Namen in den Dreck. Und es ist ihr scheißegal. Seine Stirn krauste sich unwillig. Man sollte Stefanie endlich beibringen, ihren Verstand zu benutzen.

    Sekundenlang war es still im Raum, dann klatschte der alte Römer mit seinen Handflächen auf die Sessellehnen. Schluss! Aus! ... Das Maß ist voll. Gestorben ist sie für mich. Wagt es nicht sie hinter meinem Rücken in dieses Haus zu lassen. Ich will sie hier nicht mehr sehen.

    Mit einem Blick auf Harald grollte er: Mit dir rede ich morgen. Deine Eskapaden müssen auch ein Ende haben. Bin ich hier in einem Narrenhaus?

    Schwerfällig wuchtete sich der Vater aus dem Sessel und schwankte zur Tür. Sein graues Haar hing ihm wirr ins Gesicht. Die wulstigen Lider ließen nur noch Schlitze seiner Augen erkennen. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.

    Tobias seufzte. Wann wird sie bloß vernünftig? Drogen? Alles Mögliche, aber Drogen … das glaube ich einfach nicht. Mit einem raschen Blick versicherte er sich, dass der alte Mann die Tür geschlossen hatte. Ich finde, Vater reagiert zu extrem. Der Ruhestand bekommt ihm nicht.

    Hör auf! Harald drehte ihm langsam sein Gesicht zu. Du weißt so gut wie ich, dass sie total abgesackt ist. Seine Stimme wurde lauter. Vor drei Wochen hat sie im LeMonde einen Strip hingelegt. Mein Disponent hat es mir erzählt. Das passt. Drogen und ..."

    Tobias hob abwehrend die Hand und wollte etwas sagen, doch Harald ließ sich nicht unterbrechen: Sie tut alles, um uns gesellschaftlich zu ruinieren. Vater hat Recht. Was zu viel ist, ist zu viel.

    Als rede er von einer ansteckenden Krankheit, fuhr er fort: Es ist besser, wenn sie nicht mehr kommt. Vor allen Dingen Diana will ich diesen Umgang nicht zumuten.

    Red nicht so einen Unsinn. Deine Frau ist tolerant und hat ihr Herz am rechten Platz. Außerdem scheint bei dir auch einiges im Argen zu liegen. Wäre der Alte sonst so zornig auf dich?

    Harald sprang auf. Er hatte die kleine Statur des Vaters ebenso wie dessen Korpulenz.

    Seine rechte Hand, die sich zur Faust geballt hatte, schoss vor und machte kurz vor Tobias Nase Halt. Er keuchte, das Gesicht hochrot angelaufen.

    Na, schlag doch zu! Komm schon!, forderte Tobias ihn auf und schlug lässig ein Bein über das andere.

    Vielleicht wirst du dann ein wenig lockerer. Du kannst von Stefanie sagen, was du willst, aber dein Leben möchte ich auch nicht führen. Weißt du eigentlich, wie man eine Frau glücklich macht? Diana jedenfalls sieht nicht danach aus.

    Haralds Gesicht verzerrte sich. Ich warne dich, sagte er und packte Tobias Arm.

    Wovor?

    Unwillig schüttelte Tobias die Hand ab, strich sorgsam mit seinen schmalen Fingern den Anzug wieder glatt. In aller Ruhe erhob er sich.

    Als die Brüder sich gegenüber standen, konnte man erkennen, wie unterschiedlich sie auch im Aussehen waren. Tobias war größer, hatte einen schlanken, durchtrainierten Körper. Das kurz-geschorene, dunkle Haar ließ sein Gesicht ein wenig eckig und hart erscheinen. Genau wie seine Schwester Stefanie hatte er die großen grau-grünen Augen der Mutter. Die vollen Lippen waren jetzt ärgerlich zusammengepresst.

    Harald schüttelte sich, als erwache er aus einem bösen Traum. Ich hab keine Lust, mit dir über meine Frau zu diskutieren. Ich weiß, dass du in sie vernarrt bist. Oder glaubst du, ich sehe nicht, wie du um sie herumschleichst?

    Er straffte seine Schultern und verließ aufgebracht den Raum. Mit einem Knall flog die Tür zu.

    Tobias zuckte leicht zusammen. Er ging zur Terrasse und atmete tief die frische Luft ein.

    Diana - Harald konnte sich ja nicht im Entferntesten vorstellen, wie sehr er diese Frau begehrte.Mein Gott, was sind wir doch eine tolle Familie, dachte er. Sein Blick streifte den Garten, der von außen her durch hohe Zypressen uneinsehbar war.

    Seine Eltern hatten die Villa 1935, nur wenige Kilometer von Leer entfernt, gebaut. Onkel Tido, Vaters Bruder, hatte sich im Nebengebäude, etwas abseits von der Familie, häuslich niedergelassen. Er kam nur selten herüber. Tobias konnte es ihm nicht verdenken.

    Er drehte sich um und ging mit raschen Schritten durch das Wohnzimmer in den Flur. Das Eichenparkett, das im ganzen Haus verlegt war, knarrte unter seinen Schuhen.

    Seine Gedanken wanderten zu Stefanie. Bestimmt würde sie nicht einmal mit der Wimper zucken, wenn er ihr von Vaters Reaktion berichtete. Sie besaß eine Eigentumswohnung in Leer und kam nur selten ins Elternhaus.

    Er verstand nicht, warum sie so ein selbstzerstörerisches Leben führte. Diese häufig wechselnden Männerbekanntschaften, andauernde Partybesuche bis zum frühen Morgen und jetzt das.

    Eigentlich kam nur Harald mit Vater aus. Tobias war acht, als die Mutter bei einem Autounfall starb. Er versuchte, der Beste in der Schule und später im Studium zu sein, um von seinem Vater beachtet zu werden. Vergebens. Als Rechtsanwalt hatte Tobias inzwischen eine gut gehende Kanzlei und arbeitete als Firmenanwalt für die Reederei.

    Er stieg die geschwungene Holztreppe hinauf, betrat sein Studio und öffnete eines der Fenster, die eine herrliche Aussicht auf die Ems boten. Das Tuckern der Schiffe drang leise herüber. Es war ein schöner Spätnachmittag im April. Die Luft hatte sich erwärmt, und die Natur schüttelte ihren Winterschlaf ab. Zierliche Buschwindrosen hoben ihre Köpfe. Krokusse in allen Farben, gelbe Forsythien, Schlüsselblumen, Narzissen und Tulpen hatten ihre Blüten entfaltet und begrüßten die Sonne. Aufgeregte Spatzen wurden immer frecher, ließen sich auf Hecken und Bäumen nieder, schwatzten und tschilpten, flogen in die Luft und setzten sich wieder. Schmetterlinge flatterten lustig schwankend von Blüte zu Blüte, trunken vom Nektar. Wie eine Zauberin hatte die Sonne mit ihren Strahlen die Natur verwandelt. Doch all das sah Tobias jetzt nicht; auf seine Seele hatten sich dunkle Wolken gelegt.

    * * *

    Haralds Zorn war noch immer nicht verflogen, als er die Wohnung im Obergeschoss des Hauses betrat. Der Fernseher lief, und Diana verfolgte interessiert einen Bericht über Pandas. Fragend sah sie hoch.

    Das war wohl eine heiße Diskussion? Habt ihr Ärger im Betrieb?

    Harald war bemüht, sich aus seiner dunklen Gefühlswelt zu reißen. Er hatte nicht vor, ihr von dem Wortwechsel mit Tobias zu erzählen. Aber die Sache mit Stefanie musste er ihr berichten. Wieder einmal überlegte er, was für ein Glück es war, dass er Diana zur Frau gewählt hatte. Was ihre Herkunft betraf, war sie für ihn die passende Partie gewesen. Leider hatte ihr Vater, ein bekannter Architekt, durch Fehlspekulationen fast sein ganzes Vermögen verloren. Aber das war kein Problem für Harald. Ihr Aussehen, ihre Art sich zu bewegen, waren einer Königin würdig. Besitzen wollte er sie - wie einen Orden. Seinem Vater eine würdige Schwiegertochter vorzeigen.

    Er atmete tief durch und sah in Dianas ovales Gesicht. Die schmalen Linien ihrer Brauen waren hochgezogen.

    Langsam schüttelte er den Kopf. Nein, im Betrieb ist alles in Ordnung.

    Voller Groll schilderte Harald nun die neuesten Tollheiten seiner Schwester. Unruhig lief er dabei im Wohnzimmer auf und ab. Das spöttische Zucken ihrer wohl geformten Lippen konnte er nicht sehen. Ebenso wenig ihre wie Bernstein glänzenden Augen, die ihn spöttisch anblickten.

    Die übergroßen, wie Bernstein glänzenden Augen, blickten ihn ironisch an.

    So so, deine Schwester hat es also wieder einmal geschafft, die Familie Römer zu schockieren. Mein Gott, dein Vater muss ja außer sich sein. Aber wie ich Stefanie kenne, kratzt sie das nicht.

    Leider hast du Recht. Sie ist absolut unmoralisch.

    Diana nahm einen Schluck aus ihrem Cognacglas.

    Übertreibst du da nicht? Sie ist schließlich deine Schwester. Es wäre besser, du würdest einmal vernünftig mit ihr reden. Nachdem deine Mutter gestorben ist, hat sie unter euch Männern kein leichtes Leben gehabt. Dein Vater hat Stefanie überhaupt nicht beachtet. Du selbst hast mir erzählt, wie es hier abgelaufen ist. Dir ist nur die Gunst deines Vaters wichtig. Deine Geschwister sind dir vollkommen egal.

    Harald hatte inzwischen seine Wanderung unterbrochen und ließ sich neben Diana auf die Couch fallen. Er nahm ihre Hand.

    Du bist wundervoll, wenn du dich so aufregst. Halt mir ruhig eine Standpauke. Es stimmt. Stefanie hatte es nicht leicht. Arrogant fuhr er fort: Aber sie trägt den Namen Römer und daran sollte sie eigentlich denken.

    Diana rollte mit ihren großen Augen und schüttelte den Kopf. Herrgott, ich kann es nicht mehr hören. Euer Name! Euer Ruf.

    Sie entzog Harald die Hand und stand auf. Es ist Stefanies Leben und nicht unseres. Mein Gott Harald, warum bist du nur anderen gegenüber so intolerant. Jeder macht mal Fehler.

    Diana stellte ihr Glas ab. Auch du hast Abgründe in dir.

    Harald starrte sie mit offenem Mund an und sah überrascht, wie ihre Augen feindselig blitzten.

    * * *

    Stefanie räkelte sich auf der Liege in ihrem Bad und ließ sich von ihrer Freundin Nora eine Schönheitspflege verpassen. Mit lauwarmem Wasser hatte diese gerade die Avocado-Maske von Gesicht und Hals entfernt und verteilte jetzt mit professionellen Bewegungen Creme aufs Dekolleté.

    Nora, eine gut aussehende junge Frau mit hellblondem Haar und einer neunzig-sechzig-neunzig Figur, hatte sich vor drei Jahren als Kosmetikerin selbstständig gemacht.

    Was glaubst du, was jetzt bei dir zu Hause los ist?

    Stefanie zuckte leicht mit den Schultern. Vater wird wahrscheinlich einen Tobsuchtsanfall bekommen und Harald wird lamentierend herumrennen. Du glaubst gar nicht, was für ein Ekelpaket mein Bruderherz sein kann. Tobias ist der Einzige, mit dem ich klarkomme.

    Ihre Stimme wurde leiser. Vater und Harald sind beide aus ein und demselben Holz geschnitzt, sie ... Stefanie brach ab und zögernd fuhr sie fort: Ich habe nie verstanden, warum Mutter bei ihm geblieben ist.

    Sie starb ziemlich früh, nicht wahr?

    Ja, bei einem Autounfall. Ich war gerade vier Jahre alt und kann mich kaum noch daran erinnern. Wäre sie nicht gestorben, wäre sicher alles anders gekommen. Aber so...

    Stefanie verzog schmerzlich das Gesicht: Au! Pass auf meinen Kopf auf, mein Schädel brummt wie verrückt. Nie wieder fasse ich so ein Mistzeug an, zusammen mit Alkohol ist das Selbstmord.

    Nora grinste. Mein Kopf hat das eigentlich ganz gut verkraftet. Aber noch mal werde ich das blöde Zeug auch nicht rauchen. Zuerst schwebe ich im Himmel und dann erwach ich in der Zelle.

    Beide lachten schallend. Stefanie stand auf und streckte sich. In diesem Augenblick klingelte es an der Wohnungstür.

    Das wird Tobias sein, um mir die Leviten zu lesen.

    Kichernd öffnete sie die Tür. Das Lachen blieb ihr im Halse stecken, als sie sah, wer dort stand.

    Harald!

    Kapitel 2

    Im Zimmer roch es nach Schweiß, der sich mit dem Duft von Parfüm und Rasierwasser vermischt hatte. Nackt und sichtlich ermattet nach dem Liebesspiel lag er auf dem Messingbett. Die Hände und Füße noch mit weißen Seilen an die goldfarbenen Sprossen gefesselt.

    Küss mich, flüsterte er, das war toll. Ich dachte, ich sterbe.

    Noch immer hielt er die Augen geschlossen. Die Frau stand, nur mit schwarzen Stiefeln und Handschuhen bekleidet, vor dem Bett. Sie lächelte. Aber sie küsste ihn nicht.

    Ich zeige dir noch mehr, jetzt kommt dein Geschenk. Es ist etwas ganz Besonderes. Die Frau sprach mit leiser und ein wenig rauchiger Stimme.

    Der Mann öffnete die Augen und musterte sie. Du bist das Schärfste, das ich kenne. Ich hätte mir all die Nutten sparen können. Wenn ich dich so ansehe ... ich könnte schon wieder.

    Die Frau lachte, während sie langsam etwas aus dem Stiefelschacht zog.

    Der Mann versuchte, sich aufzurichten. Sei so lieb und löse mir die Fesseln.

    Aber das Beste kommt doch erst. Bleib liegen.

    Die schlanken Finger hielten plötzlich ein Rasiermesser mit einem goldenen Griff und näherten sich langsam seiner Kehle.

    Irritiert versuchte der Mann, sich trotz der Fesseln aufzurichten. Was machst du? Das soll mein Geschenk sein? Ich versteh nicht. Das ist ein sicherlich schönes Stück, aber ...

    Es ist genau das Richtige, konterte die Frau und ihre Stimme klang diesmal hart und bestimmt. Jeder bekommt von mir das, was er verdient.

    Sie kniete jetzt breitbeinig über ihm.

    Verblüfft verfolgte der Mann ihre Aktivitäten. Gehört das mit zum Spiel?

    Aber ja! Lachend warf sie den Kopf in den Nacken und schüttelte ihre blonde Mähne.

    Der Mann schluckte. Plötzlich schien er zu ahnen, dass sich etwas geändert hatte. Das Spiel war zu Ende. Ihr Gesicht glich einer Statue und die Augen sahen ihn verächtlich an. Er bewegte die Lippen. Kein Ton kam aus seiner Kehle. Mit den Fingern ihrer linken Hand hob sie sein Kinn ein wenig an. Die rechte Hand umfasste das Rasiermesser und war wie zum Schlag erhoben. Voller Panik starrte er darauf. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, und das Gesicht verlor alle Farbe. Entsetzt sah er, wie die rechte Hand sich seinem Hals näherte. Er riss und zerrte wie wild an den Fesseln. Die weißen Taue gaben nur wenig nach und schnitten ins Fleisch. Mit aller Kraft bäumte der Körper sich auf. Das Messingbett klapperte und quietschte. Den Kopf hin- und herwerfend, versuchte

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