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Der Plan
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eBook173 Seiten2 Stunden

Der Plan

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Über dieses E-Book

Ein Mann wird entführt. Für ihn und seine Familie beginnt ein schrecklicher Albtraum. Erst spät wird die Polizei in das Verbrechen eingeschaltet. Es beginnt für die Ermittler ein Wettlauf gegen die Zeit, vor allem, als der Entführer davon erfährt, dass gegen seine Regeln verstoßen wurde.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum6. Jan. 2019
ISBN9783742708984
Der Plan

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    Buchvorschau

    Der Plan - Bianca Hirtreiter

    Kapitel 1

    Der Plan

    von Bianca Hirtreiter

    There is no perfect crime, but if you create enough reasonable doubts, you might have a perfect defense!

    (by DB Russell, CSI Vegas)

    Er war aufgeregt.

    Sein ganzer Körper war angespannt, bis in die letzte Faser. Seine Hände schwitzten in den schwarzen Lederhandschuhen.

    Das berühmte Lampenfieber.

    Wer kannte dies nicht. Ein großer Auftritt stand bevor und kurz davor stieg die Nervosität ins Unermessliche. Sei es eine Rede vor einem großen Publikum, die Premiere eines Theaterstückes, ein Referat in der Schule oder, wie in seinem Fall, die Abholung seines Gastes – es spielte keine Rolle. Jeder war vorher nervös, manche mehr und manche weniger.

    Seine Vorfreude rückte völlig in den Hintergrund. So etwas hatte er noch nie gemacht, es war sein allererstes Mal.

    In den letzten Wochen und Monaten hatte er alles durchgeplant. Versuchte an jedes noch so kleine Detail zu denken. Immerhin sollte alles perfekt sein, wenn sein Gast kam. Das Zimmer, das Bett – alles war bereit. Nichts würde schief gehen – nichts durfte schief gehen!

    Die Abholung selbst war er ebenfalls gefühlte tausendmal in Gedanken durchgegangen. Hatte alle Eventualitäten durchgespielt, alle möglichen Probleme und Komplikationen bedacht. Jeden verdammten Tag in den letzten Wochen und Monaten hatte er geübt und trainiert. Er musste zugeben, es hatte ihm teilweise auch großen Spaß gemacht und die Vorfreude auf den großen Tag wurde immer größer. Fast wie die Vorfreude auf den Weihnachtsabend.

    Am Morgen der Abholung war er zwei Stunden vor seiner üblichen Zeit aufgestanden. Bevor er zur Arbeit gefahren war, kontrollierte er alles noch ein letztes Mal. Das vorbereitete Zimmer mit dem Proviant, dem Eimer, der Matratze und der Kette. Schnell noch den Inhalt der Sporttasche gecheckt, alle benötigten Utensilien waren eingepackt, alles war komplett. Zum

    Schluss noch die Prüfung seiner Kleidung auf mögliche, auffällige Elemente, Risse oder Flecken.

    Sein Gast konnte sich geehrt fühlen. So viel Arbeit, nur für ihn. Er hatte viel Geld für das alles ausgegeben, viel investiert. Ein so großes Unterfangen hatte er noch nie in seinem bisher langweiligen Leben durchgeführt. Er freute sich schon wie ein kleines Kind auf die Zeit mit seinem Gast, auch wenn ihm bei dem Gedanken etwas mulmig zu Mute war.

    Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm die Zeit: 21:00Uhr. In wenigen Augenblicken war es soweit, gleich würde sein Gast auftauchen und die Abholung konnte beginnen. Seine Nervosität erreichte den Höhepunkt, sein Puls raste, sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Seine Hände badeten in den Handschuhen in seinem Schweiß. Sein Unterhemd war feucht. Die Angst zu versagen machte sich breit. Er musste sie irgendwie besiegen. Wer zu viel Angst hatte, machte Fehler – und das durfte nicht geschehen, es durfte

    nichts schief gehen. Er musste sich einfach nur darauf konzentrieren, was er in der letzten Zeit bis zum Umfallen geübt hatte und daran festhalten, dass an alles gedacht wurde.

    Der Plan war wasserdicht.

    Oder?

    Aufkommende Zweifel nährten sich von seiner Angst. Was, wenn er doch etwas vergessen hatte? An eine Kleinigkeit nicht gedacht hatte?

    Er schüttelte seinen Kopf.

    Konzentrier dich, Alter!

    Im darauffolgendem Moment öffnete sich eine Tür, Schritte waren zu hören und kurz darauf gingen die Lichter an und tauchten die Tiefgarage in ein mattes, kaltes Licht. Jemand hatte den Bewegungssensor aktiviert. Sein Stichwort aus seinem Versteck einen vorsichtigen Blick zu wagen, wer derjenige war, welcher das Licht aktiviert hatte. Er war sein Gast, Frank Harland.

    Fast pünktlich auf die Minute, wobei keine wirkliche Zeit ausgemacht war. Harland trainierte jeden Dienstag im Fitnessstudio des Gebäudes stets bis zum Schluss, um neun Uhr abends. Bis er dann geduscht, umgezogen und bei seinem Wagen war – das nahm schon zehn bis zwanzig Minuten in Anspruch.

    Beim Anblick seines Gastes waren seine Zweifel und seine Ängste blitzartig verschwunden. Er fühlte sich gestärkt und bereit.

    In die eine Hand nahm er den kleinen Knüppel und in die andere das mit Chloroform getränkte Taschentuch.

    Mit beiden bewaffnet schlich er sich lautlos und doch recht zügig von hinten an seinen Gast heran. Dieser

    bemerkte davon nichts.

    Das war auch gut so.

    Harland schlenderte ahnungslos auf seinen Wagen zu, einem schwarzen BMW X5 SUV und verstaute seinen Rucksack auf der Rückbank. Er war schon im Begriff die Fahrertür zu öffnen.

    Das war sein Stichwort!

    Die nächsten Sekunden, Augenblicke ging alles rasend schnell. In dem Moment, als Harland die Hand an der Fahrertür hatte, schlug der Knüppel auf seinen Hinterkopf nieder. Mit einem kurzen Aufschrei fiel er nach vorne. Zügig ließ er den Knüppel fallen, schlang seinen Arm und Harlands Körper, klemmte ihn zwischen sich und dem Wagen ein und presste ihm das mit dem Narkosemittel getränkte Taschentuch fest auf Mund und Nase. Der Gast war stark, er versuchte um sich zu schlagen, versuchte zu schreien, warf den Kopf hin und her, wehrte sich mit aller Kraft gegen den Angriff.

    Und genau für diesen Fall hatte er das Krafttraining absolviert. Das tägliche Hanteltraining zahlte sich nun aus.

    Harland versuchte immer wieder zu schreien, doch es kamen nur gedämpfte Laute.

    Der Kampf dauerte einige Sekunden, gefühlte Minuten und mit jedem Atemzug seines Gastes gelangte immer mehr Chloroform in seinen Kreislauf. Zunehmend nahm die Gegenwehr ab und schließlich sackte Harland bewusstlos zusammen.

    Puh… kurz durchatmen. Den Puls wieder etwas beruhigen. Die Arme durchschütteln. War doch anstrengender als gedacht.

    Nun gut. Der erste schwierige Teil war zur Hälfte erledigt. Zu gerne würde er sich jetzt eine Pause gönnen wollen. Gemütlich ins nächste Café setzen und einen Latte Macchiato schlürfen.

    Nur war das nicht möglich, zumindest noch nicht. Er musste jetzt weiter machen, seinen Gast zum vorbereiteten Zimmer bringen. Schnell, effektiv und allen voran – unauffällig.

    Im Moment befand er sich mitten in einer öffentlichen Tiefgarage, in jeder Sekunde könnte jemand auftauchen. Es war zwar fast zehn Uhr nachts, trotzdem befanden sich noch andere Fahrzeuge hier unten. Eins davon könnte dem Fitnesstrainer gehören zum Beispiel, wenn der jetzt auftauchen würde,

    während er über dem bewusstlosen Harland stand – der Plan wäre vorbei, ehe er richtig angefangen hätte. Also, zurück an die Arbeit!

    Zuerst öffnete er den Kofferraum, dann hievte er den schlafenden Harland hinein. Zu gerne wäre er mit dem Porsche des Gastes gefahren. Diese Erfahrung blieb ihm bisher erspart, sein Konto war dadurch nicht ausreichend gefüllt.

    Andererseits wäre für die Abholung der Porsche unangebracht gewesen. So schön ein Porsche Carrera 911er auch war, hatte er doch einen großen Nachteil – einen wirklich kleinen Kofferraum. Harland würde da niemals reinpassen. Er hätte ihn also auf der Rückbank transportieren müssen. Das wäre eventuell aufgefallen.

    Da war der BMW weitaus besser.

    Nachdem er nun den Sitz und die Spiegel auf seine Größe eingestellt hatte, startete er den Motor.

    Wow, was für eine Sound. Das klang weitaus besser als bei seinem alten Jeep.

    Ab der Tiefgarage hieß es nun weiterhin äußerste Vorsicht walten zu lassen. Einen Unfall musste er jetzt vermeiden. Denn die Wirkung der Betäubung würde nachlassen, während sie auf eine Polizeistreife warteten. Noch dazu käme es vor den Beamten etwas blöd mit einem betäubten Mann im Kofferraum rumzufahren.

    Das würde alles zu nichte machen.

    Sein Weg führte über den Stadtgraben, über die Durchfahrt am Theresien Center zur Regensburger Straße und schließlich raus aus der Stadt Richtung Tierpark. Alles verlief ohne Probleme, welche er auch nicht wirklich erwartet hatte. Denn mitten im Verkehrsgetümmel interessierte sich keiner für den anderen. Niemand hinterfragte, ob der Fahrer gleichsam der Halter des Fahrzeugs war. Es gab auch keinen Grund dafür. Immerhin war es nicht unüblich sich einen Wagen zu leihen oder ein Dienstfahrzeug zu fahren. Im Verkehr spielte nur eine Sache eine

    Rolle – jeder wollte so schnell es ging an sein Ziel. Jeder hasste es im Stau zu stehen. Ähnlich war es auch bei den Passanten, auf die Fußgänger und Radfahrer musste man als Autofahrer besonders achtgeben. Nur Egoisten, die an ihr eigenes Vorankommen dachten.

    Durch diese allgemeine Ignoranz jedoch war es ihm möglich mit einem betäubten Mann im Kofferraum durch die Stadt zu gondeln, in einem geklauten BMW. An eine Maskierung hatte er zwar gedacht. Sich dann aber dazu entschlossen keine zu verwenden. Auch dafür gab es für ihn keine wirkliche Notwendigkeit. Am Abend bzw. in der Dunkelheit zu fahren gab dem Fahrer eine gewisse Anonymität. Außerdem, wie oft war er schon in einer Stadt unterwegs gewesen, oder auf Autobahnen. Bestimmt an die Hundert- oder Tausendmal. Und er konnte sich an kein einziges Gesicht erinnern.

    Darauf vertraute er jetzt auch.

    Vom Abholort bis zu seinem Jeep brauchte er maximal zehn Minuten. Ein relativ kurzes Fahrvergnügen mit dem coolen BMW. Er stellte den Motor ab und hielt kurz inne.

    Der Wagen fuhr sich einfach gigantisch! Zu gerne würde er ihn behalten, den BMW gegen seinen Jeep eintauschen.

    Ein Ding der Unmöglichkeit.

    Er fokussierte seine Gedanken wieder auf das Wesentliche. Seinen Gast. Er warf einen Blick in den Kofferraum, Harland schlief seelenruhig und atmete gleichmäßig. Und damit dies auch so blieb, hielt er ihm das Taschentuch, welches er erneut mit Chloroform tränkte, vors Gesicht. Immerhin hatten sie noch eine lange Fahrt vor sich und in der Zeit durfte Harland nicht aufwachen. Erst wenn er in seiner neuen Bleibe war.

    Nach einer Minute verstaute er das Tuch wieder in seiner Jacke und holte sich seine Sporttasche von der Rückbank. Darin befanden sich nämlich die

    „Schmuckstücke" für seinen Gast: Handschellen, Knebel und Augenbinde. Die Hände fesselte er ihm zunächst auf den Rücken und die Augenbinde fixierte er zusätzlich mit einem breiten Klebeband. Damit sein Gast nicht in die Versuchung kam die Augenbinde abzustreifen. Sollte der Gast jemals sein Gesicht sehen, dann würde der Worst Case eintreten – und dazu war er noch nicht bereit. Er konnte auch nicht sagen, ob er jemals dazu bereit wäre.

    Während der Heimfahrt lief der Radio. Er hörte allerdings nur mit einem Ohr zu. Er war mal wieder in Gedanken versunken. Es war irgendwie alles so einfach gewesen. Auch die Beschaffung seiner Werkzeuge, ein Kinderspiel. Den Knüppel, die Handschellen, das Chloroform – alles hatte er aus dem Internet. Das Klebeband hatte er im Baumarkt gekauft. Die Lederhandschuhe in einem Kleidungsgeschäft. Er fand es erstaunlich, was man heutzutage alles im Netz kaufen konnte. Man musste nur wissen, wo!

    Seine Nervosität war mittlerweile gänzlich gewichen. Der Adrenalin Kick des Überfalls war gigantisch. Sein Herz raste zwar noch, doch dieses Mal war es ein gutes Gefühl, ein verdammt gutes Gefühl. Alles lief problemlos, so kinderleicht.

    Sein Training hatte sich bezahlt gemacht. Er war nun der festen Überzeugung: Der Rest würde genauso reibungslos ablaufen.

    Kurz nach 23:00Uhr befuhr er sein Grundstück. Home Sweet Home

    Seinen Jeep stellte er gleich in die Garage und schloss das Tor, zum Schutz vor den neugierigen Augen seiner Nachbarn. In einer kleinen Ortschaft zu wohnen hatte seine Vor- und Nachteile. Positiv war die Ruhe, kaum Verkehrslärm. Aber, jeder kannte jeden. Ein Privatleben gab es hier kaum. Vor allem das Privatleben anderer war interessant. Jeder im Dorf wusste, dass er seit Monaten Single war. Er war schon oft Thema bei Skat Abende in der Kneipe gewesen.

    Erntete teilweise schon mitleidige Blicke seiner Nachbarn. Und das Gerücht, er sei schwul, machte langsam die Runde. Aber keiner von denen kannte die Wahrheit. Niemand interessierte sich auch nicht für die Wahrheit. Sobald ein Gerücht die Runde machte, wurde es von allen ausgeschlachtet und verbreitet. Völlig egal ob die Information stimmte oder frei erfunden war.

    Manchmal überkam ihm das Bedürfnis seinen Nachbarn die Wahrheit ins Gesicht zu brüllen. Er war nicht schwul. Ganz im Gegenteil. Er war auf der Suche nach einer Frau fürs Leben.

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