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Den Tieren ganz nahe: Eine Tierärztin und Reiterin erzählt...
Den Tieren ganz nahe: Eine Tierärztin und Reiterin erzählt...
Den Tieren ganz nahe: Eine Tierärztin und Reiterin erzählt...
eBook105 Seiten1 Stunde

Den Tieren ganz nahe: Eine Tierärztin und Reiterin erzählt...

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Über dieses E-Book

Eine Tierärztin beschreibt mit Humor, Präzision und Ehrlichkeit einige Stationen ihres Lebensweges, die immer mit Pferden und anderen Tieren verbunden waren. In den Erinnerungen an eine entbehrungsreiche Kindheit skizziert sie bruchstückhaft das Leben in einer Großfamilie und auf einem Bauernhof während der letzten Kriegsjahre und der ersten Nachkriegsjahre im Norden Schleswig-Holsteins. Anschaulich lässt sie Lausbubenstreiche und wichtige Ereignisse der Studentenzeit vorüberziehen. Instruktive Schilderungen aus dem tierärztlichen Klinikalltag und der Landpraxis werden ergänzt durch Patientenschicksale, Begegnungen mit Pferdepersönlichkeiten und Angaben zur artgerechten Pferdehaltung.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum21. Nov. 2016
ISBN9783741869136
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    Buchvorschau

    Den Tieren ganz nahe - Dr. Margrit Herbst

    I – Eine Kindheit auf dem Lande mit vielen Tieren

    Alltagsgegebenheiten jenseits jeglichen Überflusses

    Die geliebten Großeltern

    Das Schaukelpferd - Mein erster Patient

    Der Traber Moppi - Eine erste unglückliche Liebe

    Die schlauen Meerschweinchen

    Molli, die verwöhnte Mischlingshündin

    Erwin - Der erste Jugendfreund

    Ein Traum geht in Erfüllung - Der erste Reitunterricht

    Ferien auf dem Bauernhof

    II – Lehrjahre einer Tiermedizinstudentin

    Das vorklinische Studium

    Rennbahnerfahrungen

    Unterassistentenzeit  in der Klinik für Pferde

    Horizonterweiterung in der Schweineklinik

    Willi, das Revolverschwein

    Kinderwagen statt Richtkranz

    Klinikgeheimnisse

    III – Das studentische Leben in der Wohnheimgemeinschaft

    Mein neues Zuhause

    Unsere Stammkneipe

    Der Silversterkarpfen

    Das hannoversche Schützenfest

    Praxisvertretungen

    Zwischen Angst und Zuversicht – Staatsexamensmonate

    IV – Berufsalltag in der Großtierpraxis

    Meine Begleiter im Alltag

    Die fliegende Oma und die bestrafte Neugier

    Natronlauge ist kein Pferdefutter

    Der feuerrote Lipizzanerschimmel

    Ein unerwarteter Behandlungserfolg

    Eine Heilung durch eine riskante Behandlungsmethode

    Auch Kutschpferde haben Gefühle!

    Hengstkastrationen am stehenden Patienten - Nicht nur eine Werbemaßnahme

    Vorübergehende Gefühlsverirrungen bei der Behandlung der eigenen Tiere

    V – Begegnungen mit Pferdepersönlichkeiten

    Dolly - Ein Militarypferd  wird  Damenpferd

    Bogenschnur - Hubertusjagd im Renntrab

    Anuschka - Ein pfeilschnelles Jagdpferd

    Franzel und die unüberwindliche Abneigung gegen Cowboystiefel

    Das explosive Vielseitigkeitspferd Julchen

    Wasserspiele mit Nico

    Gallant - Das Kinderpferd und der Zauberbesen

    Blakkur - Vom Reitschulpferd zum Freizeitbegleiter

    Ausreitversuche mit Sally

    Granni - Ein dominanter Charmeur

    VI -  Artgerechte Pferdehaltung

    Die natürlichen Bedürfnisse der Pferde

    Das Pferd vom Nutztier zum Freund

    I – Eine Kindheit auf dem Lande mit vielen Tieren

    Alltagsgegebenheiten jenseits jeglichen Überflusses

    Nachdem ich im Kriegsjahr 1940 geboren wurde, wohnte unsere Großfamilie viele Jahre in einem Wohn- und Geschäftshaus meines Großvaters in Sörup, einem Dorf in der Nähe von Flensburg, zusammen mit vielen Flüchtlingen. Die Versorgung der Bevölkerung war durch das Kriegsgeschehen stark eingeschränkt. Eine rationierte Abgabe von Lebensmitteln wurde über Bezugskarten und Lebensmittelmarken geregelt. In vielen Waschküchen kochte man aus Zuckerrüben Sirup als Zuckerersatz. Auf abgeernteten Kartoffelfeldern wurden im Boden verbliebene Kartoffeln sorgfältig  „ nachgesammelt ", damit aus ihnen Kartoffelmehl gewonnen werden konnte. Äpfel wurden kleingeschnitten und zur Haltbarmachung getrocknet. Hunde und Katzen erhielten überwiegend Essenreste, sofern diese Reste nicht anderweitig verwertet werden konnten. Da es in der Kriegszeit noch keine Kühlschränke gab, mussten Lebensmittelvorräte überwiegend im Keller oder in einer Speisekammer gelagert werden.

    Die Milch wurde von einem Milchhändler mit einem Pferdefuhrwerk angeliefert. Aus einem Metalltank wurde über einen kleinen Hahn Milch in die mitgebrachten Metallkannen oder Krüge der Dorfbewohner abgefüllt. Private Schweinehaltungen wurden nicht den Behörden gemeldet, weil Fleisch Mangelware war und somit wurden die gemästeten Schweine in Nacht- und Nebel-Aktionen heimlich geschlachtet.

    Aus der Wolle abgetragener Strickwaren wurden erneut Stricksachen angefertigt und aus Stoffen alter Kleider neue Kleidungsstücke genäht. Zu klein gewordene Kleidung konnte man an andere Menschen weiterreichen. Abgetragene Schuhe wurden vom Dorfschuster neu besohlt oder mit Flicken versehen. Ansonsten blühte der private Tauschhandel. Von der  heutigen Konsum- und Wegwerfgesellschaft war man damals weit entfernt, weil man den Wert und Besitz vieler einfacher Dinge zu schätzen gelernt hatte.

    In der Schule, eine kleine graue Holzbaracke mit Ofenheizung, wurde anfangs auf einer kleinen Schiefertafel mit einem Kreidestift geschrieben. Gelöscht wurde die Schrift mit einem kleinen gewässerten Schwamm. Später, als Papier zur Verfügung stand, hatte jedes Kind ein Tintenfass auf der Schulbank, weil nun mit einer Metallschreibfeder oder einer angespitzten Gänsefeder geschrieben wurde. Schreibgeräte hatte jedes Schulkind mitzubringen. Schönschrift wurde damals auch gelehrt.

    Vor dem Lehrer hatten wir damals viel Respekt. Wenn er die Klasse betrat, mussten wir aufstehen und uns auf Geheiß hinsetzen. Bestrafungen durch den Lehrer, wie z. B. „ In der Ecke stehen ", Strafarbeiten, Ohrfeigen oder Schläge mit einem Lineal auf die Finger, waren damals üblich. Oft wurden wegen des Raum- und Lehrermangels mehrere Klassen in einem Raum von einem Lehrer unterrichtet. Lesen und Schreiben haben wir trotzdem gelernt!

    Wegen des akuten Mangels an Lebensmitteln gab es täglich in der Schule in den ersten Nachkriegsjahren eine sogenannte Schulspeisung. Diese bestand meistens aus einem Teller Suppe oder Brotscheiben mit Margarine und Rübensirup. Zusätzlich gab es einen Löffel Dorschlebertran. Obgleich die meisten Schüler den Lebertran wegen des intensiven Fischgeruchs höchst ungern zu sich nahmen, hätte ich ihn ohne weiteres flaschenweise trinken können.

    Abends mussten die Fenster wegen möglicher Fliegerangriffe mit Bordwaffen verdunkelt werden. Trotzdem wurde ein Projektil in unser Wohnzimmer geschossen und streifte einen Schrank. Verletzt wurde niemand. Wenn die Motoren von Flugzeugen zu hören waren, liefen wir schleunigst in dem Keller, wo wir viele Stunden und Nächte, mehr oder weniger verängstigt, im Halbdunkel verbracht haben. Obwohl unser Dorf selten im Visier angreifendender Militärmaschinen war, haben die von uns Kindern hautnah erlebten Ängste der Erwachsenen möglicherweise bis heute viele unbewusste und uneingestandene Angstgefühle hinterlassen.

    Die geliebten Großeltern

    Oft habe ich mich bei Oma und Opa aufgehalten, die mir die Liebe, Geborgenheit und Zuwendung gegeben haben, die ich bei meinem Vater vermissen musste. Immer hatten die Großeltern Verständnis und Zeit für mich. Sie verwöhnten mich und gaben mir Aufmerksamkeit und Anerkennung. Sie halfen mir nicht nur bei den Schularbeiten, sondern trösteten mich, wenn ich traurig war. Als mein Großvater mir an einem Weihnachtsabend bei unserer Familienfeier ein fast naturgetreues, schwarzes Pferd mit weißer, wallender Mähne schenkte, hat mein Vater mir das Pferd vor den entsetzten Augen aller Anwesenden weggenommen und im Wohnzimmerschrank eingeschlossen. Wohingegen meinem Bruder von meinem Vater ein blauer Stahlroller geschenkt wurde, von dem ich bisher nur träumen konnte. Da ich angeblich zu schwer für diesen stabilen Roller war, wurde mir verboten, mit ihm zu fahren. Fasste ich ihn in Anwesenheit meines Bruders nur an, wurde ich verpetzt. Dieses fadenscheinige Verbot hat mich tief getroffen und erneut vor Augen geführt, dass ich für meinen Vater immer das ungeliebte Kind bleiben würde.

    Bei meinen Großeltern habe ich nicht nur beim Gewitter Schutz gesucht, sondern auch, wenn mein Vater mir Ohrfeigen wegen Nichtigkeiten verpasst hatte. Vielfach hat der Vater meine Kinderseele verletzt, indem er mich herabgewürdigt hat. Dabei habe ich mir sehnsüchtig gewünscht, dass er mich endlich als liebenswerten Menschen wahrnimmt und achtet. Viele Jahre habe ich gebraucht, um die damals entstandenen Minderwertigkeitsgefühle zu neutralisieren. Aus einer Art Selbstschutz bin ich zu einer „ Rebellin " geworden, die durch die extreme Bevorzugung meines Bruders ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl entwickelt hat.

    Mein Großvater war Kaufmann und Inhaber eines Gemischtwarenladens. Besonders erwachsen und stolz fühlte ich mich auch, wenn ich meinen Großvater zu seinem Kneipenstammtisch am Sonntagvormittag begleiten durfte. Pferde besaß Opa nicht, war aber Ehrenvorsitzender in unserem Reiterverein. Von einem Landwirt im Nachbarort wurde ihm vielfach ein Kutschwagen mit Wagenlenker zur Verfügung gestellt. Die vielen Kaffeefahrten mit den Großeltern an den nahegelegen Ostseestrand waren für mich immer ein traumhaftes Erlebnis. Ständig war mein Großvater von Tieren umgeben. Häufig waren es Kanarienvögel oder Wellensittiche, die sich meistens frei in der Stube bewegen durften. Später umsorgte er liebevoll Zierfische.

    Meine Großmutter mütterlicherseits ist auf einem kleinen Bauernhof kurz hinter der dänischen Grenze aufgewachsen. Kochen und Backen hatte sie in einem königlichen Hotel in Apenrade gelernt. U. a. backte sie ständig leckeres Brot für unsere Großfamilie, das in einem Schrank in der Küche aufbewahrt wurde. Oft, wenn ich zum Naschen in der Küche war, ging die Küchentür auf und unsere Hauskatze marschierte herein, nachdem

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