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Ich weiß, daß ich Dich immer lieben werde - eu sei que vou te amar!: Roman
Ich weiß, daß ich Dich immer lieben werde - eu sei que vou te amar!: Roman
Ich weiß, daß ich Dich immer lieben werde - eu sei que vou te amar!: Roman
eBook210 Seiten2 Stunden

Ich weiß, daß ich Dich immer lieben werde - eu sei que vou te amar!: Roman

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Über dieses E-Book

Sebastian ist ein Träumer.
Er lebt in einer Welt aus Worten und Gedanken, die er jeden Tag neu auf seiner alten Adler-Reiseschreibmaschine erstehen läßt. Die Wirklichkeit begreift er als unfassbaren Gegner.
Es bedarf einer Naturgewalt wie Brasilien, um den Zweiundzwanzigjährigen aus dem Baumhaus seiner Phantasie zu stören. Während einer Reisereportage in Südamerika wird er ausgerechnet von der riesigen Kaffee- und Wirtschaftsmetropole São Paulo in den Bann gezogen. Vielleicht sind es deren indianisch-afrikanische Ursprünge, die unerwartet Sebastians Sinnlichkeit zum Leben erwecken.
Er verliebt sich. In einen Mann.
Doch das späte Erwachen ist schmerzhaft. Als er nach vier Monaten zum zweiten Mal von München nach São Paulo zurückkommen will, ist dort Winter, und nicht nur die Temperaturen sind erkaltet.
Eine Geschichte über Liebe, Sexualität und Sinnlichkeit; Ängste, Täuschung und Selbsttäuschung. Über Illusion und Vergänglichkeit des Augenblicks. Über das männliche Unvermögen, sich zu binden, und die weibliche Sehnsucht nach Geborgenheit: zwei entgegengesetzte Pole im selben Menschen. Über die Unwahrscheinlichkeit, daß zwei Menschen zur gleichen Zeit am selben Ort die gleichen Empfindungen haben. Eine Dreiecksgeschichte wie Goethes 'Stella', bei der zwei der Liebenden Männer sind: Eu sei que vou te amar: ich weiß, daß ich Dich immer lieben werde!
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum25. Aug. 2014
ISBN9783737505475
Ich weiß, daß ich Dich immer lieben werde - eu sei que vou te amar!: Roman

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    Buchvorschau

    Ich weiß, daß ich Dich immer lieben werde - eu sei que vou te amar! - Sascha Merlin

    I

    Ankunft · Severio

    1

    Manchmal muß man weit reisen, um zu einer nahe liegenden Erkenntnis zu gelangen.

    Sebastian schaute hinaus.

    Schwarz und undurchdringlich blieb das Rund der Flugzeugluke, das nichts preisgeben wollte, das in seiner dichten Abgeschlossenheit zu keiner Auskunft bereit war. Ihn jetzt und hier der Nacht auslieferte. Einer undurchdringlichen Nacht, der nie mehr enden wollenden Dunkelheit, dem brasilianischen Winter.

    Sebastian wollte sich wärmen.

    Wollte Wärme und Zuversicht finden in den Lichtern São Paulos da unten. Wollte sich heimisch fühlen, aufgehoben, geborgen.

    Und konnte es nicht.

    Was, wenn wir nur Freunde wären, dachte er und war selbst von der plötzlichen Gedankeneingebung überrascht.

    Als wären sechstausenddreihundertfünfzig zurückgelegte Flugmeilen, das Wechseln der Erdhälften, das Kreisen des Flugzeugs im Luftraum von São Paulo Grundvoraussetzung für die Formulierung dieser sechs Worte. Als lösten das Abheben in eine Flughöhe von über 10.000 Metern, die unwirkliche, dreizehnstündige Isolation in diesem Stahlvogel Gedanken- und Gefühlsblockaden.

    Brächten das Unterbewußtsein zum Sprechen.

    Sechs Worte schimmerten wie Leuchtbuchstaben da draußen vor seiner Flugzeugluke. Und Sebastian wußte, daß sie die Wahrheit sagten. Und hätte sie so gerne seiner Angst zugeschrieben.

    Wie anders war die Landung vor vier Monaten gewesen. Vielleicht, weil er da keine Erwartungen gehabt hatte.

    Es war Tag gewesen und kein Winter. Die Maschine war von Buenos Aires aus gestartet.

    Er war um fünf Uhr morgens aufgestanden, hatte kaum geschlafen.

    Gleichgültig und seltsam träge hatte er im Flugzeugsessel gesessen, auf dem Weg in das Land des Kaffees den wässrigen Instantkaffee getrunken, den eine ebenso schöne wie gleichgültige Stewardeß ihm gereicht hatte.

    Die Landung setzte alles außer Kraft.

    Als wäre mit der Berührung des brasilianischen Bodens durch die Flugzeugräder, deren Zierlichkeit Sebastian immer überraschte, die Anbindung an Brasiliens Zauber gelungen. An die unbeschreibliche Magie dieses rätselvollen Landes.

    In der Flugzeugluke sammelten sich Rinnsale des Regens, der sintflutartig über das Land niederging, der allen trockenen Staub in tiefen Schlamm verwandelt hatte. Gierig und unauffindbar eingesogen wurde vom undurchdringlichen unergründlichen Grün der Wälder, um ihn dann nie wieder preiszugeben.

    Sebastian war zu hause.

    Vergnügt schaute er aus dem Flughafenbus in die ausweglose Häßlichkeit scheinbar im Zustande des Sich-Auflösens befindlicher Häuserverschachtelungen. Nach unbekanntem System über einander gestapelt in unterschiedliche Höhen. Ungleich und doch kaum von einander zu unterscheiden.

    Ihren Bewohnern schien diese Häßlichkeit ebenso gleichgültig zu sein wie der Regen, der in endlosem Guß die grauen Schachtelbauten zum Einsturz bringen wollte.

    Sebastian lachte und trank mit den Augen den nicht enden wollenden Fluß dieses Regens wie sein eigenes Lebenselixier.

    Wie im Rausch, der alles bisher Gewesene in seinem Leben hinweg spülte, alle Zukunft außer Kraft setzte und nur die Gegenwart zuließ. Die Gegenwart in dieser Stadt, in diesen Straßen, in diesem Regen. In diesem Land, in dem er doch schon immer gewohnt hatte, in dem er nun für immer wohnen würde.

    São Paulo.

    „Warum konnten wir nicht in Buenos Aires bleiben?"

    Die schöne Italienerin ihm gegenüber verzog den Mund, während sie ebenso wie Sebastian aus dem Bus in die von Auflösung bedrohten, aussichtslosen Häuserverschachtelungen sah, in den nicht enden wollenden Regen.

    Doch Sebastian hörte sie nur von Ferne. Hörte sie nur weit weg.

    Sah nur den Regen und diese graue, häßliche Stadt, die darunter zerfließen wollte. Die sich im Zustand der Auflösung befand, der dieser Zustand so gleichgültig war wie eine lästige Fliege.

    Und war glücklich. Und war zu hause.

    An der Rezeption des Hotels nahm er seinen Zimmerschlüssel in Empfang, als wäre dies immer schon so gewesen. Er ging wie selbstverständlich zum Lift und fuhr in den achtzehnten Stock, als hätte er dies immer schon so gemacht. Öffnete ohne Erwartungen die Tür zu seinem Zimmer, nahm den langflorigen, hellen Teppichboden und das leicht abgenutzte Mobiliar zur Kenntnis, wie man einen alten Bekannten zur Kenntnis nimmt, an dessen Eigenheiten man sich gewöhnt hat, und duschte in dem engen, schwarz gekachelten Bad.

    Danach stand die feuchte Luft im Raum, als wolle sie auf seltsame Art mit der Feuchtigkeit des Regens draußen korrespondieren.

    Er legte sich aufs Bett, das überraschend hart und schmal war, mit gestärkter, weißer Bettwäsche und kratzender Wolldecke. Sprang wieder auf, öffnete das Fenster, das bis zum Boden reichte, trat auf den kleinen, engen Balkon, auf dem sich der Regen unaufhörlich sammelte, und versuchte sich im niedergehenden Regen abzukühlen.

    Er sah erneut auf die endlosen, gleichgültig lieblos zusammengefügten Gebäudeverschachtelungen São Paulos, als sähe er sie zum ersten Mal. Als wären sie unendlich schön, wie sie sich endlos in den Horizont fortsetzten.

    Und fühlte sich angekommen.

    Wußte, daß er hierher gehörte. An dieses Fenster vor diesem Balkon, auf den der Regen prasselte, mit diesem Blick auf diese grauen Dächer São Paulos, die sich endlos bis in den Horizont fortsetzten. Und wieder Dächer und wieder Antennen und wieder Stockwerke.

    Er legte sich zurück aufs Bett und schlief vier Stunden wie im Rausch. Als wolle er im Schlaf die Gegenwart einholen, die Brücke schlagen zwischen dem, was er erlebte, und dem, was er fühlte.

    Als er am frühen Abend in die Hotelhalle kam, fühlte er sich schon anders, fühlte er sich den Anderen schon fremd.

    Sie gingen zum Essen in ein Restaurant an der nahe gelegenen Rua Concolaçao.

    Sprachen aufgeregt vom Regen, der nicht aufgehört hatte, sich über ihnen zu entladen, saßen in großer Runde um den Tisch. Unsicher, was sie hier erwarten würde, unsicher, wie ihre Arbeit hier werden würde.

    Sprachen gedämpft, fast ehrfürchtig, als hätten sie Angst, daß sie jemand belauschte. Tauschten Befürchtungen aus, in denen sie sich gegenseitig bestärkten wie Kinder, die einander im Dunkeln vor dem Lagerfeuer Gruselgeschichten erzählten.

    Alles ist gut, dachte Sebastian. Und suchte die Zustimmung des Regens draußen. Fühlte sich nicht zugehörig, als sprächen die Anderen auch eine andere Sprache.

    Und gehörte doch dazu.

    So verloren wirkten sie und doch so selbstsicher. Verließen sich mit fast kindlicher Naivität auf deutsche Tugenden wie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Waren dabei tausend Mal mehr gefährdet, dem brasilianischen Zauber und seiner Zärtlichkeit zu verfallen als jede andere Nation der Welt.

    Und Sebastian wollte unterbrechen, wollte sagen: nein, es ist nicht so, wie Ihr sagt, es ist ganz anders!

    Wenn Ihr so über Brasilien sprecht, werdet Ihr es nie verstehen. Dann werdet Ihr es nie begreifen! Und wenn Ihr so über Brasilien sprecht, bleibt Ihr nur an der Oberfläche eines riesigen, unermeßlich tiefen Ozeans!

    Sebastian wollte ihnen von Brasiliens Liebe erzählen.

    Daß sie so groß war wie nirgendwo sonst auf der Welt. So allumfassend, daß sie alles Andere wettmachte, was überholt, verbraucht, vernachlässigt erschien.

    Und der Kaffee.

    Wie eine Droge, fast süßlich scharf gebrannt und dickflüssig eingekocht wie Medizin. Mit Limonen, deren Säuerlichkeit das Gefühl des Rausches noch verstärkten. Sebastian konnte nicht aufhören, diesen Kaffee zu trinken.

    Als könne er ihn so durch seine Adern fließen lassen und damit eine Bluthochzeit manifestieren. Seine Bluthochzeit mit Brasilien, mit diesem Land, mit dieser Stadt. Wie er sich nicht satt sehen konnte am Regen, der den ausgewaschenen Beton der sich auflösenden Hochhäuser immer tiefer aushöhlen wollte.

    Wieder schlief er wie im Rausch. Diesmal bis zum Morgen.

    Und fühlte sich danach so wach wie nie zuvor auf dieser Reise, wie selten überhaupt in seinem Leben. Als hätte er eine Kur hinter sich, als wäre er von langer Krankheit genesen.

    Sebastian war angekommen.

    2

    Der Rausch wollte sich nicht wieder einstellen.

    Draußen über dem Flughafen lag die Nacht. Eine undurchdringliche, verschlossene, abweisende Nacht. Wenig bemüht, sich mitzuteilen.

    Kein Regen, dafür eine für Brasilien unwirkliche Kälte. Als hätte er Europa, wo doch jetzt Sommer war, nicht wirklich verlassen. Als würde ihm der ewige Winter hierher folgen, als wäre dieser Winter kein Teil Europas, sondern Teil seiner selbst.

    Es friert, außerordentliche 18 Grad Celsius, und es schneit. In der Sprache, die nicht mehr die meine ist, heißt der Schnee qanik, er schichtet sich zu Stapeln, fällt in großen, fast schwerelosen Kristallen und bedeckt die Erde mit einer Schicht aus pulverisiertem, weißen Frost.¹

    Sebastian wollte umkehren.

    Wollte der Fluggesellschaft mitteilen, daß sie sich geirrt hatte, daß ein Irrtum vorlag. Daß sie fälschlicherweise nicht in São Paulo gelandet waren, sondern in einer anderen Stadt.

    Daß diese Stadt hier fremd war und kalt.

    Daß sie keines Flughafens bedurfte.

    Keiner Flugzeuge, die aus anderen Ländern hoffnungsvolle Menschen hierher brachten.

    3

    Sebastian war ein Träumer: die Wirklichkeit war sein natürlicher Feind. Eine Realität, wie sie sich anderen Menschen offenbaren mochte, erreichte ihn selten. Unbeirrt tauchte er alles in das Licht seiner Phantasie wie ein Maler, der doch auch alles, was er sieht, ausschließlich in seinen Farben wiedergibt.

    Seine Verweigerung der Wirklichkeit offenbarte sich in seiner gesamten körperlichen Erscheinung: ihr haftete etwas Traumwandlerisches an. Als wäre er nicht von dieser Welt, als wäre er eben erst aus einem anderen Universum versehentlich hier gelandet. Betrachte nunmehr erstaunt seine eigenartig veränderte Umgebung.

    Der Blick seiner grünen Augen abwesend, auch wenn er anderen Menschen direkt gegenüberstand, waren sie fast immer in fernen Horizonten unterwegs. Als könnten sie dort ausmachen, was er aus unersichtlichem Grund verloren zu haben glaubte.

    Sollte er sein Gegenüber doch aus Versehen einmal mit seinem Blick erfassen, so war dieses unwillkürlich erschrocken von einer Tiefe, die endlos schien und es fast zu verschlingen drohte! Wie zum Schutz hatten sich lange Wimpern um Sebastians Augen gelegt, die wie seine Haare und Augenbrauen aschblond waren. Er hatte sich daran gewöhnt, seinen Blick gesenkt, seine Lider im halb geschlossenen Zustand zu halten. So konnte er mit schnellen, verstohlenen Blicken trotzdem alles wahrnehmen, was um ihn herum geschah.

    Als habe er beabsichtigt, in seiner gesamten Erscheinung wenig Aufsehen zu erregen, war er weder besonders groß noch besonders kräftig. Seine Bewegungen jedoch waren von erstaunlicher Schnelligkeit: wie ein Blitz vermochte er sich aus seinem traumhaften Verharren lösen, um sich gleich einer Gazelle den Unwägbarkeiten der Gegenwart zu entziehen.

    In seinem Zimmer hatte er – wie in einer Festung – an allen Wänden Regale bis zur Decke. Vollgestopft mit Büchern, nach schwer ersichtlichem System geordnet, sorgsam sortiert, über einander gestapelt, manchmal auch auf dem Fußboden. Er hatte alle davon gelesen und kannte sie auswendig. Als würde sein inneres Auge gleich einer Kamera beim Lesen jede Seite photographieren.

    In seinen Büchern lebte er. Sie waren seine Wirklichkeit.

    Zu seinem eigenen Leidwesen besaß Sebastian die verhängnisvolle Eigenschaft, in anderen Menschen lesen zu können, lange bevor diese sich ihm offenbarten, sie zu verstehen, lange bevor sie sich selber verstanden. Diese unheilvolle Eigenschaft bemächtigte sich seiner, ob er in der U-Bahn einem Fremden gegenüber saß oder zu Hause einem Freund, den er seit langem kannte: Schicksal, Gedanken, Gefühle der Anderen teilten sich ihm unaufhaltsam mit. Vielleicht war es deshalb, daß er den direkten Blickkontakt mit Menschen so mied und sich jeder Menschenansammlung so schnell wie möglich entzog: die Flut der Mitteilung menschlichen Leides überwältigte ihn!

    Sebastian einzufangen, war schwer.

    Nur wenige setzten sich der erheblichen Mühe aus, ihn seinem Tarnmantel zu entreißen. Und wenn sie es taten, sahen sie einen Menschen, der sie vielleicht erschrak, auf jeden Fall verwunderte, und der sich ihnen schon entzogen hatte, noch bevor sie die Hand ausstrecken konnten, ihn festzuhalten.

    Sexualität erlebte Sebastian immer noch als Überraschung.

    Eine unbekannte Größe, die schwer einschätzbar war. Eine fremde Sprache, deren Klang ihn zwar erregte, in unbekannten Tiefen erreichte, ihn gleichzeitig aber auch bestürzte und befremdete, weil sie ihn in seiner Freiheit beschnitt. Das Bedürfnis, einer möglichen Gefahr auszuweichen, blieb meist größer als die Sehnsucht nach Erfüllung.

    Wenn Sebastian sein Herz wirklich einmal einem Menschen öffnete, so geschah es wie im Rausch: der Andere mußte unwillkürlich erschrecken! Nur wenige konnten dieser Flut, die sich unerwartet aus seinem Wesen ergoß, standhalten. Aber mitgerissen zu werden, versetzt die meisten Menschen in Angst! Doch auch wenn Sebastian meist mehr sah, als ihm lieb war, verweigerte er sich jetzt beharrlich dieser Gabe: er wollte nicht mehr sehen! Wie ein Bildhauer der griechischen Antike erblickte er in den Menschen nur noch das Ideale, verlängerte er ihre Potentiale bis in die Unendlichkeit. Möglichkeiten, die sie vielleicht in einem zurückliegenden Leben gehabt haben mochten, oder in einem zukünftigen haben würden. Nur durch ungünstige Lebensumstände waren sie dazu gezwungen, sich augenblicklich nicht ihrem edlen Charakter gemäß zu verhalten!

    Natürlich litt Sebastian darunter, daß die Welt nicht so war, wie er sie sich erträumte, daß die Menschen sich nicht so verhielten, wie er sie malte, daß sie ihn – da sie nun mal an ihre irdische Existenz gebunden waren – enttäuschten und verletzten.

    Wenn dies geschah, zog er sich zurück in sein Zimmer und verschloß die Tür. Grollte mit der Macht, die ihn aus dem Paradies hierher vertrieben hatte, setzte sich an seine alte Adler-Schreibmaschine, auf die er stundenlang einhämmerte wie ein wütender Pianist: einsam, ohne einzuhalten, als existiere die Wirklichkeit nur in diesem traurigen Lied zwischen ihm und seiner Maschine.

    Ein herzzerreißendes Lied, ein Lied des Schmerzes!

    Doch die Seiten, die er aus der

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