Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Schön, dich gesehen zu haben
Schön, dich gesehen zu haben
Schön, dich gesehen zu haben
eBook222 Seiten3 Stunden

Schön, dich gesehen zu haben

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Alles, was Eva von ihrem Leben noch wollte, war Ruhe und Sicherheit, deshalb hatte sie sich auch für eine Vernunftbeziehung entschieden, denn Aufregung hatte sie als alleinerziehende Mutter schon genug. Doch kaum war das Haus nebenan neu vermietet, war es mit der Ruhe vorbei - und das lag u.a. an einem gewissen Möbelschreiner.
Max hatte genug Negatives in seinem Leben erlebt, um sich zurückzuziehen, er wollte nur Lucca beim Umzug helfen und dann zurück in seine selbstgewählte Isolation.
Aber wieso konnte er nicht aufhören, an Luccas neue Nachbarin zu denken?
Aber machte mit seiner Vorgeschichte irgendeine Beziehung überhaupt Sinn?

"Schön, dich gesehen zu haben" ist der 5. Band der Hier und Jetzt Reihe, alle Bücher sind in sich abgeschlossen, wobei man beim Lesen die Reihenfolge einhalten sollte, da sie zeitlich aufeinander aufbauen!
Buch 1: Ich bin das Beste, was dir je passiert ist
Buch 2: Was du für den Gipfel hältst ...
Buch 3: Die beste Zeit ist genau jetzt
Buch 4: Die Antwort ist ganz einfach - eigentlich!
Buch 5: Schön, dich gesehen zu haben!
Buch 6: Was auch immer wir hatten
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum22. Aug. 2016
ISBN9783738081268
Schön, dich gesehen zu haben

Ähnlich wie Schön, dich gesehen zu haben

Titel in dieser Serie (3)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Schön, dich gesehen zu haben

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Schön, dich gesehen zu haben - Robin Lang

    - Eva -

    Inhaltsverzeichnis

    8. Juli 2016

    Sommerferien!

    Ein traumhaftes Wort für jedes Schulkind und wohl auch für jeden Lehrer, vielleicht auch für Familien.

    Für mich leider nicht!

    Denn ich gehörte zu der Gruppe der Alleinerziehenden, die die „Erzeugerhälfte" ihrer Kinder meist komplett vergessen konnte. Der Kindergarten, in dem ich als stellvertretende Leitung arbeitete, würde die ersten drei Wochen auch zu haben. Die würden kein Problem werden, aber dann? Wenn ich wieder arbeiten musste, dann würde ich jonglieren müssen. Mein Exmann Peter, der sich vor über drei Jahren von mir getrennt hatte - in seinen Augen hatte ich mich getrennt – hatte mir schon klargemacht, dass er dieses Jahr nun wirklich keine Zeit hätte, sich für die Kinder freizunehmen. Zum einen hätte er zu viel zu tun, immerhin müsse er ja genug Geld verdienen, um den Unterhalt zu bezahlen und zum anderen wüsste ich ja, dass seine Freundin nicht so wirklich Lust auf die Kinder hätte.

    Zwei der drei Wochen hatte ich schon durchorganisiert, die dritte würde ich auch noch schaffen. Ich könnte natürlich meinen Ex darauf festnageln, dass er die Kinder nehmen müsste, aber wie könnte ich das? Meine beiden Kinder waren mein Ein und Alles, wie sollte ich sie dann zu ihrem Vater geben, wohl wissend, dass der gar keine Lust hatte, sie zu sehen?

    Zum Glück waren meine Ex-Schwiegereltern eher auf meiner Seite. Natürlich standen sie zu ihrem Sohn, aber sie fanden nicht alles gut, was er tat und Vicci und Paul freuten sich darauf, mit ihnen eine Woche an die Nordsee zu fahren. Die zweite Woche würden sie in den Ferienspielen verbringen und die dritte Woche? Da musste ich mir noch etwas einfallen lassen. Meine Eltern wohnten zu weit weg und waren selber auch zu alt, um die beiden für ein paar Tage zu übernehmen. Aber mit Hilfe von Freundinnen und anderen Familien würde ich auch diese Ferien meistern. Wobei meine Tochter Vicci – eigentlich Victoria, aber so nannte sie kaum noch jemand – behauptet hatte, dass sie mit elf Jahren auch ruhig mal einen Tag alleine bleiben könnte. Ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Paul war da nicht so sicher, aber der hatte ein paar Freunde, bei denen ich ihn dann unterbringen konnte.

    Jetzt aber standen erstmal die volle Würdigung der Zeugnisse und das traditionelle „all-you-can-eat-Schuljahrsende-Essen" beim Chinesen an.

    Vicci hatte ihr erstes Schuljahr auf dem Gymnasium sehr erfolgreich hinter sich gebracht und sich zu meinem Entsetzen für Latein als zweite Fremdsprache entschieden. Und bei Paul lief es nun auch wieder ziemlich gut. Das dritte Schuljahr war tatsächlich das beste, das er bisher gehabt hatte. Die ersten beiden waren auch wegen der Trennung nicht leicht gewesen, für uns alle. Aber für einen Sechsjährigen ist der Papa nun mal der Held und wenn der plötzlich weg ist, ist das nicht leicht zu verkraften.

    Sie waren (und sind!) aber auch beide viel zu klein, um zu verstehen, warum unsere Ehe in die Brüche gegangen war. Ich hatte mein Bestes getan, um diese Fragen von ihnen fernzuhalten, ich hatte auch versucht, nie ein böses Wort über Peter zu verlieren und ihre Beziehung zu ihrem Vater aufrecht zu erhalten. Auch, wenn er mir mehr als einmal in den Rücken gefallen war, mit Äußerungen wie „eure Mutter wollte, dass ich ausziehe, wenn es nach mir gegangen wäre, dann würde ich noch bei euch wohnen!" Die Bedingungen dafür behielt er für sich – dass ich ihm nämlich so ab und zu schon mal eine Affäre zugestehen müsste. Er sei nämlich kein Mann, der auf Dauer mit nur einer Frau glücklich werden könnte! Von drei anderen Frauen während unserer Ehe wusste ich – ich vermutete aber, dass es mehr waren. Und das wollte und konnte ich irgendwann nicht mehr.

    Also hatte ich ihn vor die Tür gesetzt – und in seinen Augen eine gut laufende Ehe beendet. In den ersten Monaten war er der absolute Vorzeigepapa, aber das änderte sich, als der Alltag Einzug hielt.

    Zu Beginn unserer Ehe waren wir uns darüber einig gewesen, dass er der Haupternährer werden würde. Er hatte BWL studiert, ich hatte meine Erzieherausbildung abgeschlossen und ein Pädagogikstudium hinten drangehängt. Damit wollte ich „später" mehr machen. Aber als ich dann mit Ende 20 schwanger wurde, legte ich meine Karrierepläne auf Eis. Und ich tat es gerne, denn ich hatte immer Kinder haben wollen, wollte eine Mutter sein und auch für meine Kinder zu Hause bleiben. Während Peter also Überstunden schob (und seinen Schwanz in seine Sekretärin …), blieb ich fast fünf Jahre zu Hause. Danach war es nicht so leicht, wieder eine Stelle zu bekommen, denn für mich war klar gewesen, dass ich gerne erstmal nur in Teilzeit zurück in den Beruf wollte.

    Das änderte sich mit der Trennung, denn ich musste mehr verdienen. So hatte ich vor über zwei Jahren meine Stunden erhöht und die stellvertretende Leitung übernommen. Diese Posten waren leichter zu bekommen als die „normalen", denn die Verantwortung und Verwaltung wollte keiner gerne übernehmen.

    Ich bekam den Alltag mit Vollzeit und den Kindern ganz gut hin, mein Ex nicht so. Er war es nicht gewohnt, einzukaufen, zu waschen, Hausaufgaben zu betreuen, Schwimm- und Keyboardstunden zu bedenken, zu kochen …, eben der ganz normale Wahnsinn. Darüber hatte Peter sich wohl weniger Gedanken gemacht und immer öfter hatte er an den Wochenenden Seminare oder schlichtweg keine Zeit für die Kinder. Mir wäre es ja noch egal gewesen, aber Vicci und Paul hingen selbstverständlich an ihrem Vater. Also fand ich Entschuldigungen und bekniete ihn, sich um die Kinder zu kümmern. Es war ein ständiger Kampf und Drahtseilakt, gespickt mit Vorwürfen seinerseits.

    Aber Schluss mit den trüben Gedanken. Ich war auf dem Heimweg, meine beiden Süßen warteten auf mich. Zum Glück konnte ich mich auf Vicci verlassen. Sie hatte ihren Bruder nach ihrem eigenen Schulschluss an der Grundschule abgeholt – ihre Bushaltestelle und Pauls Schule waren nicht weit voneinander entfernt und sie waren zusammen nach Hause gegangen.

    Ich fuhr in die Einfahrt und winkte meiner Nachbarin kurz zu.

    Schade – sie würden bald wegziehen.

    Sie und ihr Mann hatten sich vor ein paar Jahren auf dem freien Grundstück neben meinem Haus ein Traumhäuschen gebaut. Ihr Mann saß im Rollstuhl und sie hatten nach seinen Vorgaben ein ideales Haus gebaut. Man hatte ihnen die Hoffnung auf ein Kind genommen und so hatten sie sich auf ihre Berufe konzentriert. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, sie war schwanger geworden und hatte gerade ihr Baby entbunden. Nun war ihnen aber das Häuschen zu klein und sie hatten sich etwas Neues gesucht und wohl auch schon gefunden. In ein paar Wochen würden sie ausziehen. Ich konnte nur hoffen, dass ihr Nachmieter genauso nett sein würde. Sie hatten mir neulich erzählt, dass sie nur an jemanden vermieten würden, der dieses Häuschen genauso lieben und wertschätzen würde, wie sie es immer getan hatten. Was also bedeutete, dass es wohl wieder ein Rollstuhlfahrer werden würde.

    Als ich den Motor ausmachte, zeigte mein Handy eine Nachricht an.

    Ich musste lächeln, sie war von Thomas, meinem Freund. Wir waren seit ein paar Monaten zusammen. Es war schön, nicht immer alles alleine zu machen. Wir wohnten nicht zusammen, verbrachten aber ein paar Abende zusammen, gingen ins Kino, wenn die Kinder bei Peter waren, fuhren wir auch schon mal übers Wochenende (oder zumindest für eine Nacht) weg. Ich wusste, dass ich nicht in Thomas verliebt war. Aber mit 39 Jahren hatte ich auch keine Lust mehr gehabt, ewig zu warten. Ja, die Beziehung mit Thomas war eher bequem als leidenschaftlich, aber das reichte mir für den Moment!

    Als ich die Nachricht las, verging mir das Lächeln, denn es gab genau ein Problem mit Thomas – er war vergesslich, aber nur dann, wenn es um meine Termine ging. Denn nun wollte er wissen, was wir heute Abend unternehmen würden. Dabei hatte ich ihm ziemlich deutlich gemacht, dass dieser Tag immer meinen Kindern gehörte.

    Thomas war 10 Jahre älter, seine Tochter war aus dem Haus, seine Frau vor fünf Jahren an Krebs verstorben. Er richtete sich nach nichts und niemandem und konnte nicht verstehen, dass der letzte Schultag ein bedeutendes Ereignis für Grundschüler oder Fünftklässler war. Wir dagegen hatten den Tag durchgeplant: zuerst essen beim Chinesen, dann ein bisschen shoppen und dann einen Videoabend. Nur der Film stand noch nicht fest – definitiv kein Platz für einen 50-jährigen!

    Also antwortete ich ihm und versprach, mich morgen zu melden, dann könnten wir weiter planen.

    Mehr Zeit ließen mir meine Kinder nicht, denn sie hatten mein Auto gesehen und kamen aus dem Haus gerannt.

    Na gut, Paul kam gerannt, Vicci war weniger aufgeregt – ein bisschen Sorgen machte ich mir schon um sie. Die Pubertät begann und ich war manchmal überfordert mit ihren Zickenanfällen. Ihr fehlte der Vater, der die Sache auch mal aus der Distanz sehen würde!

    Mein Wirbelwind kam mit seinem Zeugnis in der Hand auf mich zu gestürmt.

    „Mama, schau mal, nur gute Noten, nur in Reli und Kunst 'ne Drei dafür Sport eine Eins!" Damit hatte er das komplette Zeugnis beschrieben – der Rest waren Zweien.

    Ich küsste ihn: „Schatz, ich bin so stolz auf dich!" Das war ich wirklich – und das hatte nichts mit den Noten zu tun und genau das sagte ich ihm auch.

    Vicci - so zaghaft sie auch auf mich zugekommen war – strahlte übers ganze Gesicht. Ihr Zeugnis war auch bombastisch, ich glaube nicht, dass ich jemals so gute Noten gehabt habe.

    „So, wer hat Lust auf Chinese?"

    Lauthals stimmten beide zu und wir machten uns auf den Weg.

    Unsere Stimmung war ausgelassen und wir verbrachten ein paar sehr angenehme Stunden zusammen.

    „Habt ihr eurem Vater eure Zeugnisse auch schon fotografiert und geschickt?"

    „Ach, das interessiert ihn doch eh nicht, für den gibt es doch nur noch Sabrina", kam es von Vicci. Sabrina war seine neueste Eroberung, die irgendwie schon seit über sechs Monaten auf der Bildfläche war, keine Anstalten machte, zu verschwinden und mit Kindern nicht wirklich klar kam.

    „Süße, so ist das nicht, er hat nur immer so viel zu tun und …"

    „Immer nimmst du ihn in Schutz und willst, dass wir Zeit mit ihm verbringen."

    „Ich hab ihn vorhin angerufen!, kam es von Paul. Er lachte: „Aber der wusste noch nicht mal, dass es heute Zeugnisse gegeben hat!

    Ich fing einen Blick von Vicci im Rückspiegel auf, der eindeutig „ich hab es dir ja gesagt" bedeutete.

    Gott – ich hatte Angst vor der echten Pubertät!

    - Eva -

    August

    Drei entspannte Wochen lagen hinter mir und den Kindern. Wir hatten viel unternommen, hatten sogar für ein paar Tage meine Eltern in Süddeutschland besucht.

    Peter hatte sich nur zweimal in dieser Zeit gemeldet, Paul hatte ein Wochenende bei seinem Vater verbracht – Vicci nicht. Sie wollte nicht. In einem Gespräch hatte sie fallen lassen, dass sie mit Sabrina nicht klar kam, denn die wolle immer ihre neue beste Freundin werden und mache sich dadurch nur lächerlich.

    „Mama, ich finde es einfach nur affig, wenn sie dann vorschlägt, dass wir uns gemeinsam die Nägel machen und über Jungs reden. Aber genau das ist ihre Vorstellung von gemeinsamer Zeit. Sie versucht mich dann auch immer über Papa auszuhorchen. Darauf habe ich keine Lust!"

    Weil ich so viel Zeit mit meinen Kindern verbracht hatte, war Thomas ein bisschen auf der Strecke geblieben. Aber das wollten wir diese Woche nachholen, denn die Kinder waren gestern mit meinen Schwiegereltern weggefahren und würden auch erst nächsten Sonntag wiederkommen.

    Ein bisschen fühlte ich mich wie Falschgeld oder eine schlechte Mutter. Meine letzten elf Jahre waren vor allem von den Kindern und dem Leben mit ihnen geprägt. Man stellte seine komplette innere Uhr nach ihnen und wenn sie dann mal weg waren, dann wusste man nicht viel mit sich anzufangen.

    Ich hatte erstmal das Haus geputzt und mich dann ziemlich dekadent mit einer Flasche Sekt in die Badewanne gelegt. Dazu hatte ich mir noch Viccis Minianlage genommen und laut Musik gehört. Beinah wäre ich sogar in der Wanne eingeschlafen – das warme Wasser zusammen mit dem Alkohol hatte wohl diese Wirkung auf mich.

    Abends war Thomas vorbeigekommen. Eigentlich hatten wir ausgehen wollen, aber ich war dann wohl doch zu angeheitert und er hatte schnell entschieden, dass wir etwas bestellen würden. Er war dann über Nacht geblieben, etwas, was er sonst so gut wie nie tat. Er hat nach eigenen Aussagen keine Lust, sich morgens mit meinen Kindern ums Bad zu streiten oder ihnen beim Frühstück gegenüber zu sitzen. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Vor allem Vicci konnte meine Wahl nicht verstehen, aber da Thomas sich fast immer aus unserem Familienleben raushielt und es kaum zu Berührungspunkten kam, funktionierte das für uns alle ganz gut.

    „Meine Tochter will heiraten – Weihnachten, irgend so einen Punk aus der Uni!"

    Thomas ließ die Bombe fast beiläufig platzen.

    Ich musste ein Lachen unterdrücken.

    Ich hatte seine Tochter kennengelernt, Leonie war 25, ziemlich abgeklärt und studierte Medizin, sie würde sich mit Sicherheit nicht auf einen „Punk" einlassen.

    „Thomas – so schlimm wird es schon nicht sein, oder? Hast du ihn schon kennengelernt?"

    „Ich habe ihn ein oder zwei Mal gesehen, er studiert mit ihr zusammen, scheint schon ein bisschen älter als sie zu sein."

    „Du bist auch zehn Jahre älter als ich …", warf ich ein.

    Er sah mich über den Rand seiner Teetasse hinweg an.

    „Das ist was anderes, wir sind im zweiten Versuch!" (Nett, ich wollte schon immer der zweite Versuch sein!)

    „Außerdem hat er lange Haare und ist tätowiert …, ich werde die Jugend von heute nicht mehr verstehen. Und er hat so 'nen komischen Namen, klingt seltsam … Juri, glaube ich."

    Nun musste ich lachen.

    „Was spricht gegen den Namen?"

    „Na, du weißt, was ich meine, wer weiß, wo der Junge herkommt."

    „Thomas, wenn der Junge, wie du sagst, mit ihr auf der Uni ist und Medizin studiert, dann wird er ein Abitur haben und nicht ganz ungebildet sein. A ußerdem glaube ich, dass deine Tochter klug und zielstrebig genug ist, sich nicht auf irgendeinen Punk einzulassen."

    „Aber sie ist zu jung zum Heiraten!"

    „Wenn ich richtig rechne, dann hattest du in ihrem Alter schon ein Kind und du warst auch schon mit deiner Frau verheiratet!"

    „Das waren andere Zeiten damals!"

    Irgendwie war es süß von ihm, sich so um seine Tochter zu sorgen. Sie war sein Ein und Alles, zumindest seit sie erwachsen war. Ich konnte nur hoffen, dass er sich beruhigen würde, denn ich wusste, dass Leonie nie von ihrem einmal gefassten Vorhaben abgebracht werden konnte. Ich nahm mir vor, sie demnächst mal anzurufen und auf einen Wein einzuladen. Sie hatte meine Beziehung zu ihrem Vater von Anfang an unterstützt, mich aber auch schon öfter gefragt, was ich mit ihrem eher langweiligen Vater überhaupt wollte. Im Grunde stände ich viel zu sehr im Leben, als dass mir das reichen könnte. Aber abgesehen davon kamen wir prima klar und sie hatte auch schon den einen oder anderen Abend bei mir verbracht, damit meine Kinder nicht alleine waren und ich mit ihrem Vater ausgehen konnte.

    „Und außerdem sind die erst zwei Monate zusammen – da muss man doch nicht gleich heiraten, oder?"

    „Na, sie hat ja noch ein paar Monate Zeit, es sich anders zu überlegen. Und du kennst deine Tochter besser als ich, aber wenn ich sie richtig einschätze, dann wird sie eher bockig, wenn du versuchst, es ihr auszureden!"

    „Ihr fehlt einfach die Mutter. Glaubst du, du könntest mal mit ihr reden, so von Frau zu Frau?"

    „Wenn es dich glücklich macht und dich beruhigt, dann spreche ich mit ihr. Ich rufe sie morgen mal an! Aber jetzt muss ich arbeiten und du musst auch ins Büro, oder?"

    Thomas arbeitete in einem gut laufenden Architekturbüro – so hatten wir uns auch kennengelernt. Es gab

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1