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Kinderwunsch-Tage: In-vitro Berlin
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Kinderwunsch-Tage: In-vitro Berlin
eBook193 Seiten2 Stunden

Kinderwunsch-Tage: In-vitro Berlin

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Über dieses E-Book

In ihrem neuen Buch setzt sich Sonia Rossi gewohnt ehrlich mit einem ernsten Thema auseinander, das mittlerweile mehr als zwei Millionen Menschen betrifft: Der unerfüllte Kinderwunsch und die Spirale aus Hoffnung und Enttäuschung bei der In-vitro-Fertilisation. Sonia Rossis Sohn ist drei Jahre alt und sie hat einen Freund, den sie liebt. Nur ein zweites Kind fehlt ihr zum großen Glück und sie lässt nichts unversucht, um ihren Wunsch endlich Wirklichkeit werden zu lassen. Freimütig beschreibt Sonia Rossi die Achterbahnfahrt der Gefühle, die ein Paar mit unerfülltem Kinderwunsch erlebt, und spart dabei auch die so brisanten Fragen nach verletzten männlichen Gefühlen und all den Herausforderungen nicht aus, vor denen man steht, bevor der Arzt hoffentlich irgendwann sagt: "Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger."
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum13. Jan. 2014
ISBN9783844279696
Kinderwunsch-Tage: In-vitro Berlin

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    Buchvorschau

    Kinderwunsch-Tage - Sonia Rossi

    1. Kapitel

    „Ich weiß aber nicht, ob ich jetzt ein Kind will. Das Thema hatten wir schon."

    Malte führte den Bierkrug an die Lippen, nahm einen Schluck von seinem Gambrinus und drehte den Kopf weg. Vor uns entfaltete sich eine Straße der Prager Neustadt mit ihren schmalen Bürgersteigen, den Jugendstilbauten und den Cafés, die mich an Wien erinnerten. 

    Wie jedes Jahr im Juli besuchte mich meine Mutter in Berlin. Wir hatten ihre Anwesenheit genutzt, um ein Wochenende zu zweit zu verbringen, in der Gewissheit, dass mein Sohn bei ihr in guten Händen sein würde. Nachdem wir angekommen waren und unser Gepäck im Hotel in der Altstadt gelassen hatten, waren wir zu einer ausgedehnten Sightseeingtour aufgebrochen, bis der Hunger uns zu einem Stopp in einem Restaurant gezwungen hatte, das traditionelle tschechische Küche anbot. 

    Am Nebentisch versuchte ein italienisches Paar um die dreißig mit Dolce-&-Gabbana-Sonnenbrillen, dem jungen Kellner mit Händen und Füßen klarzumachen, dass sie auf keinen Fall etwas mit Knoblauch bestellen wollten. Sie brüllten dabei so laut, als könnten ihre Stimmen die Tatsache kompensieren, dass der Mann anscheinend kein Italienisch verstand. Er schaute sie verwirrt an, versuchte zu raten und zeigte dabei auf verschiedene Gerichte der Speisekarte, erntete aber nur noch mehr Kopfschütteln und Geschrei. 

    Malte lachte.

    „Deine lauten Landsleute. Du könntest doch übersetzen."

    Ich hob die Schultern und stocherte mit der Gabel in meinem Gulasch herum.

    „Sollen die doch Englisch lernen."

    Malte schaute mich ratlos an.

    „Hast du schlechte Laune?"

    „Nein. Warum?"

    „Du klingst so verbissen."

    Ich schüttelte mehrmals den Kopf, um zu bekräftigen, dass alles gut sei. Aber das war es nicht. Ich hatte einen wunderschönen Sohn, ich hatte mein Mathestudium abgeschlossen und einen Job in dem Ingenieurbüro bekommen, für das ich schon als Studentin gearbeitet hatte. Ich liebte meinen Freund und er mich, zumindest glaubte ich das. Ich schrieb Bücher, während er ein talentierter Musiker und Schauspieler war. Wir passten zusammen wie die Faust aufs Auge. Er konnte mich zum Lachen bringen oder mich zu Tränen rühren und war der beste Lover, den ich je gehabt hatte. Wir waren seit über einem Jahr zusammen. Er wusste aber noch nicht, ob er Kinder wollte. Als wir uns kennenlernten, erzählte er mir mehrmals, dass er auf jeden Fall vor seinem vierzigsten Geburtstag Vater werden wolle. Er war damals fünfunddreißigeinhalb. Wenn ich gelegentlich Andeutungen machte, wurde er aber immer vager und versuchte, das Thema zu vermeiden. 

    Ich selbst hatte mich nie gefragt, ob ich Kinder wollte. Ich war mit dreiundzwanzig ungeplant Mutter geworden, und ich genoss alles daran. Trotz der Tatsache, dass ich damals mittellos, mitten im Studium und mit dem falschen Mann liiert war, hatte ich es geliebt, schwanger zu sein, die Tritte zu spüren, auf dem Flohmarkt Strampler auszusuchen, und hatte mich auf das kleine Wunder in meinem Bauch gefreut. Später liebte ich es, mit meinem Sohn in der Wanne U-Boot zu spielen, unten im Hof zu kicken oder zum zwanzigsten Mal dasselbe Piratenbuch vorzulesen. Ich liebte es, für ihn zu kochen, ihn abends zuzudecken, mich um ihn zu kümmern. Ich war verrückt nach der kleinen Hand, die mich jeden Morgen streichelte, und nach seinen Gute-Nacht-Küssen. Ein Leben lang kinderlos zu bleiben war in meiner Vorstellung so absurd wie Scientology beizutreten. Als ich Fynns winzige Füßchen zum ersten Mal küsste, wurde mir sofort klar, dass er nicht mein einziges Kind bleiben sollte. 

    Als kleines Mädchen hatte ich der Geburt meiner fünf Jahre jüngeren Schwester entgegengefiebert wie sonst nur Heiligabend. Stolz lief ich mit meiner Mutter neben dem Kinderwagen und nahm in den folgenden Jahren meine Vorbildfunktion als große Schwester sehr ernst. Den ersehnten Bruder hatte ich nie bekommen, denn die Ehe meiner Eltern war bei der Geburt meiner Schwester schon lange am Ende. Aus dem Grund hatte ich mir geschworen, wenn es so weit wäre, mindestens drei Kinder zu haben. Ich wünschte Fynn, auch diese Vertrautheit, diese Kameradschaft unter Geschwistern zu erleben. Ich wollte ihn nicht allein groß werden lassen. Eine von hellem Kinderlachen erfüllte Wohnung war für mich die Vorstellung von einem glücklichen Leben.

    Doch der Traum von einem zweiten Kind hatte sich lange nicht verwirklichen lassen. Mit fünfundzwanzig hatte ich unter meiner unglücklichen Ehe einen Schlussstrich gezogen. Ich hatte versucht, Fynn so viel Zeit wie möglich zu widmen und gleichzeitig mein Studium zu beenden, um unsere Zukunft zu sichern. Außerdem hatte ich keinen Partner. Erst als Malte in meinem Leben auftauchte, wagte ich überhaupt, wieder an meinen Kinderwunsch zu denken.

    Ich hatte Angst, dass mein Sohn meinen neuen Freund nicht akzeptieren würde und umgekehrt. Umso euphorischer war ich, als Fynn und Malte sich zuerst vorsichtig annäherten und dann immer mehr zusammengewachsen sind. Wenn wir zu dritt unterwegs waren, nahmen viele an, dass Malte der Vater sei. Manchmal stand ich nachmittags am Fenster und konnte aus der Ferne Fynns helles Lachen hören, während er auf Maltes Schultern, nachdem der ihn vom Kindergarten abgeholt hatte, herumgeschaukelt wurde. Malte beschwerte sich nie, egal wie lang der Weg und wie taub seine Halsmuskulatur schon war. Er war auch ein toller Märchenvorleser. Mühelos verwandelte er sich dabei in eine Hexe oder in einen Ritter, in einen Drachen oder in eine Prinzessin. Ich stellte mir vor, unser gemeinsames Kind würde sein musikalisches Gespür, seine geschmeidige Stimme und seine vollen Locken bekommen. Ich phantasierte schon, wie wir alle zusammen am Esstisch sitzen und die Kinder sich lachend Brotkrümel zuwerfen würden. Fynn würde seinem Geschwisterchen Fahrradfahren und Fußballspielen beibringen. Er war schon immer ein beliebter, aufgeschlossener Junge gewesen, und ich war mir sicher, er würde in der Rolle des großen Bruders aufgehen. Wir würden zusammen in einer geräumigen Altbauwohnung in der Nähe vom Helmholtzplatz oder im Winsviertel wohnen, mit Stuck, Dielen und Flügeltüren. Am Sonntagmorgen würden Malte und ich auf dem Balkon Kaffee trinken und den Trubel auf der Straße beobachten, während die Kinder Autorennen in der Küche spielten.

    Dass das Leben mit zwei Kindern anstrengend werden würde, darüber dachte ich nicht nach. Ich hatte mich schließlich allein mit Fynn durchgeschlagen. Mit einem verantwortungsvollen Freund und einem Job wäre der Familienzuwachs problemlos zu schaffen. Ich war sechsundzwanzig, ich hätte mit einem zweiten Kind auch zehn Jahre warten können. Aber mit einem pubertierenden Jungen im Haus noch mal mit Windeln und Brei anzufangen, stellte ich mir nicht optimal vor. Außerdem würde sich Fynns Begeisterung, wenn er kurz vor dem Abitur ein Geschwisterchen bekäme, wahrscheinlich in Grenzen halten. Ich wollte schon immer jung Kinder haben. Meine innere Stimme sagte ja zu einer zweiten Schwangerschaft. Malte dagegen zweifelte. Er zweifelte - wie viele Adoptivkinder - grundsätzlich an allem, was mit engen menschlichen Bindungen zu tun hatte. Eine Vaterschaft verband er mit der Pflicht, sesshaft zu werden, was ihn wiederum erschreckte. Er war als Schauspieler daran gewöhnt, den Koffer zu packen und irgendwo hinzufahren, wenn es ihm zu langweilig wurde. Er hatte überall in der Bundesrepublik Freunde, von Kiel bis Freiburg, und war bei ihnen stets willkommen. Was die meisten Menschen mit ihrer Studienzeit verbanden und mit deren Ende als geschlossenes Kapitel betrachteten - auf WG-Sofas schlafen, nachts durch Kneipen tingeln und am nächsten Tag am Flussufer mit Augenringen frühstücken, um später in der Sonne ein Nickerchen einzulegen -, machte ihm mit sechsunddreißig Jahren noch zu viel Spaß, als dass er darauf verzichten wollte. Sein Ehrgeiz und die Liebe zu seinem Beruf trieben ihn oft dazu, Engagements zu akzeptieren, egal, an welchem Ort. Die Jobs seien hart umkämpft, da könne man sich nicht den Luxus leisten, nein zu sagen, meinte er immer. 

    „Willst du wirklich mit ihm eine Familie gründen? Dann bist du de facto doch wieder alleinerziehend", sagten meine Freunde besorgt. Die meisten teilten über Malte die gleiche Meinung: ein liebenswerter, charmanter, intelligenter Streuner, der aus seinem Junggesellendasein noch den letzten Tropfen heraussaugte. 

    Für mich war er dennoch der Hafen meiner Sehnsüchte und ein Traumvater für meine Kinder. Wenn er auf der Bühne stand, brannte in ihm ein Feuer, das bei vielen erwachsenen Menschen durch den Alltagstrott erloschen war. Ich stellte mir vor, wie viel er unseren Kindern geben könnte: seine Liebe zur Kunst, seine kindliche Seele, seinen Humor. Das Pflichtgefühl, dessen war ich mir sicher, hätte sich spätestens eingestellt, wenn er sein Baby in den Händen hält. Er war kein Mann, der jeden Abend mit seiner Familie auf der Couch fernsieht, aber damit konnte ich leben. Meine Oma pflegte seit eh und je zu sagen, dass man nie die Henne im Topf und am nächsten Tag ein frisches Ei haben konnte. Aber ich wollte irgendwie beides. 

    „Das Jüdische Museum müssen wir uns unbedingt anschauen", sagte Malte und tippte auf einen Punkt in der Mitte unseres Stadtplans. 

    Ich schaute nach oben. Es war kühl geworden. Die Wolken umzingelten mittlerweile die Prager Burg, die in der Ferne zu sehen war, wie eine feindliche Armee. 

    „Vielleicht sollten wir erst mal schnell da hochklettern", sagte ich und zeigte dabei auf die Turmspitzen, die von unten wie zwei Storchenschnäbel aussahen, die an der Himmeldecke kratzten. 

    Malte nickte. Wir beglichen die Rechnung, stiegen in eine altmodische Straßenbahn, überquerten die Karlsbrücke und trabten auf der Neruda-Straße, die sich an einer Flanke des Hügels hochschlängelte, zur Burg. Die anmutigen Barockfassaden standen im Kontrast zur Aufdringlichkeit der schrillen Läden, die den Touristen Tassen, T-Shirts und Taschen mit Prager Motiven anboten. 

    Plötzlich verschwand Malte in einem der Geschäfte, noch bevor ich es merkte. Ich fand ihn, wie er Bilder von Sehenswürdigkeiten betrachtete, und schmunzelte. Er kaufte selten etwas, was er nicht zum Überleben brauchte, und schon gar keine Dekoration für die Wohnung. Seine zwei Zimmer, in die er erst vor kurzem eingezogen war, waren so karg eingerichtet, dass man hätte meinen können, ein buddhistischer Mönch wohne dort. Oder jemand, der sich höchstens ein paar Tage im Jahr dort aufhielt. „Was hältst du davon? Könnte ich über dem Bett aufhängen. Ich will es bei mir ein bisschen gemütlicher gestalten. Diesmal habe ich nicht vor, so schnell wieder auszuziehen", sagte er lächelnd und zeigte auf ein Poster, auf dem die Karlsbrücke bei Sonnenuntergang abgebildet war. Es war kein Bild, das ich mir gekauft hätte, aber sein letzter Satz störte mich viel mehr. In seinen zwei Zimmern würden Fynn und ich niemals Platz finden. Und er hatte anscheinend nicht vor, sich was anderes zu suchen. Die Altbauwohnung mit Stuck und Dielen würde es nicht geben, zumindest nicht mit ihm. 

    Ich hob die Schultern. „Ja, ist okay. Schön", flüsterte ich. Seine Miene versteinerte sich.

    „Magst du also nicht. Ist es kitschig?"

    „Nein, nein. Kauf es ruhig, wenn's dir gefällt. Ich muss ja nicht bei dir wohnen."

    Ich bemühte mich, meine Enttäuschung zu verbergen, aber er hatte mich verstanden.

    „Ach, darum geht es also. Ich habe dir das schon erklärt", seufzte er.

    „Ich habe noch nie mit einer Frau zusammengewohnt. Dafür bin ich nicht geschaffen."

    Sein Ton war höflich, aber bestimmt. Ich merkte, wie mein Magen sich verkrampfte. Am liebsten hätte ich mit den Füßen gestampft, wie mein Sohn, wenn ein Legoturm umfiel. Ich wollte mit ihm zusammenleben. Mit wüsten Haaren neben ihm aufwachen, mit ihm essen und mich abends mit ihm über den Tag unterhalten. Mich meinetwegen auch mit ihm kabbeln, weil er nach dem Duschen die Fliesen nicht getrocknet und weil er die Zahnpastatube offen gelassen hat. Zusammensein, ohne alles zu teilen, fand ich so sinnlos wie fliegen, ohne vom Boden abzuheben, oder im Regen zu tanzen, ohne nass zu werden. In Italien wohnen die meisten Menschen von der Geburt bis zum Tod mit ihrer Familie zusammen. Auf der Suche nach Abenteuern hatte ich mit achtzehn Italien verlassen und in Berlin meine zweite Heimat gefunden. Aber nie hätte mich auch nur der Gedanke gestreift, dauerhaft allein zu bleiben, ohne Mann und Kinder. Meine Augen wurden feucht. Um Malte abzulenken, tat ich so, als ob ich mich für eine Tasse mit der tschechischen Fahne interessieren würde, und kaufte sie tatsächlich. 

    „Ich schicke sie nach Italien zur Oma, die steht auf so was", sagte ich lächelnd und wedelte mit meinem soeben erworbenen Souvenir. Das Letzte, was ich wollte, war, einen Streit in einem Kiosk anzufangen, dessen Personal womöglich noch Deutsch verstand. 

    „Zahl dein Poster und lass uns gehen, ich will nicht den ganzen Nachmittag hier verbringen", flüsterte ich Malte zu. Im Hof des Königlichen Palasts knipste er ein Bild von mir. Ich presste die Lippen zusammen und zog meine Sonnenbrille auf, obwohl es bewölkt war. Ich trug das lange Kleid mit Leopardenmuster und V-Ausschnitt, das er so liebte. 

    „Lasziv" sagte er immer dazu. Er liebte laszive Frauen und hatte viele davon gehabt, die er dann verließ, sobald es ernst wurde. Spätestens wenn sie zusammenziehen und Kinder bekommen wollten. Er beobachtete mich, während ich mit dem Reiseführer in der Hand über das gepflasterte Gelände lief, der Saum meines Kleides im Wind flatternd, die herumwirbelnden Haaren, und schoss noch mehr Fotos mit meiner Digitalkamera. 

    „Aus dem Fenster wurde der habsburgische König geworfen. Damit begann der Dreißigjährige Krieg", sagte ich, als er sich mir wieder näherte, und zeigte auf den linken Seitenflügel.

    Wir schauten beide nach oben. „Das war bestimmt eine eifersüchtige Frau. Von wegen Politik, lachte Malte. Ich lachte auch. Wenige Sekunden später fiel der erste Regentropfen auf meine Nase, weitere folgten im Sekundentakt. Ich sah auf meine nackten Füße. In Berlin war es sehr heiß gewesen, als wir losgefahren waren. Einen Schirm hatten wir nicht dabei. Malte nahm auf Reisen grundsätzlich so wenig wie möglich mit, alles musste in einen Rucksack passen, und ich hatte es ihm nachgetan. „Scheiße, sagte ich nun und breitete die Arme aus. Der dünne Stoff meines Kleides sog sich binnen weniger Sekunden mit Wasser voll. 

    Malte schaute mich an. „Ich würde sagen, wir türmen." Keuchend und klatschnass rannten wir durch die Gassen, bis wir uns verirrt hatten. Irgendwann, es hörte nicht auf zu gießen, suchten wir unter einem Balkon Schutz. Ich schaute auf das Straßenschild, fand die winzige Gasse aber nur mit Mühe auf dem Stadtplan. 

    Wir standen mindestens zwei Kilometer weit weg von der Moldau, die wir hätten überqueren müssen, um zum Jüdischen Museum zu gelangen. Ohne lange zu überlegen, betraten

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