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Affen in meinem Kopf
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eBook148 Seiten2 Stunden

Affen in meinem Kopf

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Über dieses E-Book

Eine junge Frau kämpft um Anerkennung von den Eltern. Ist konfrontiert mit Mobbing in der Schule und im Berufsleben, sucht Liebe, die sie nicht sofort findet, verliert Freundschaften und den Boden unter den Füßen. Am Ende zerbricht sogar eine Ehe. Ihr Coming-out fällt ihr zudem schwer. Immer ganz nah an der Grenze zum Burnout, findet sie schließlich ihren Weg zum Happy-End, doch dieser ist lang und steinig...
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum17. Okt. 2019
ISBN9783750244382
Affen in meinem Kopf

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    Buchvorschau

    Affen in meinem Kopf - Melanie Bayer

    Affen im Kopf

    Affen im Kopf

    Titel/Autor

    Widmung

    Impressum

    Hinweis

    Gedankenkarussell

    Nach jeder Lösung ein neues Problem

    Nur nicht kirre machen lassen

    Die Lage verschlimmbessert sich

    Eine Runde Selbstmitleid

    Die Suche nach Ausgeglichenheit

    Danke

    Melanie Bayer

    Affen in meinem Kopf

    Für

    meine Oma Luise & meinen Opa Kurt

    Impressum

    Text: © Copyright by Melanie Bayer (alle Rechte vorbehalten)

    Umschlaggestaltung/Illustration: © Copyright by Ria Raven (www.riaraven.de)

    Lektorat/Korrektorat: Andrea Lehnigk

    Verlag: Neopubli GmbH, Köpenicker Str. 154 a, 10997 Berlin

    Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engeren Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Autorin und des Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

    Trotz sorgfältigem Lektorat können sich Fehler eingeschlichen haben. Die Autorin und der Verlag sind dankbar für diesbezügliche Hinweise.

    Hinweis

    Dieses Buch basiert auf wahren Begebenheiten. Alle erwähnten Schauplätze und Personen sind real existent.

    Um niemandem zu nahe zu treten, sind jedoch sämtliche Eigennamen geändert und die Ortsnamen nicht explizit genannt.

    Gedankenkarussell

    Meine Großeltern hatten einen großen Garten. Ich erinnere mich noch gut daran. Überall wuchsen prächtige Blumen, wild und doch gekonnt in Szene gesetzt. Der Weg war gesäumt von Obstbäumen, deren Äste schwer mit Früchten beladen nach unten hingen, und es roch ständig nach Pflaumen und Mirabellen. Die langen Beete waren stets üppig bepflanzt mit Kartoffeln, Karotten, Bohnen, Kohl und Erdbeeren. Die Sträucher trugen den ganzen Sommer über Johannisbeeren, Himbeeren und Stachelbeeren. Als Kind war dieser Garten für mich das grüne Paradies auf Erden. Wenn ich an meine Großeltern zurückdenke, sehe ich sie genau vor mir: auf den Beeten vornübergebeugt, schwer arbeitend, braun gebrannt von der Sommersonne und stets zufrieden, bis ins hohe Alter.

    Viele Jahre später wollte es der Zufall, dass ich selbst zu einem großen Garten kam. Er war zwar nicht annähernd so weitläufig wie der meiner Großeltern, aber für mich völlig ausreichend. Als ich ihn das erste Mal betrat, musste ich sofort an meine Kindheit denken. Heute sitze ich auf einer Holzbank zwischen den Beeten und höre Musik von PUR auf meinem MP3-Player. Mein Lieblingslied „Affen im Kopf vor mich hin summend lasse ich den Blick schweifen. Der Garten besteht zum größten Teil aus Rasen, aber ein Drittel ist Nutzfläche. Das wollte ich so. Dort lege ich mich Jahr für Jahr ins Zeug und pflanze und ziehe, damit alles ansatzweise dem grünen Paradies aus meiner Erinnerung gleicht. Und jede Minute, die ich auf dem Acker zubringe, bringt mich meinen Großeltern ein bisschen näher. Ich denke täglich an sie, an sie und meine restliche Familie. Eine Familie, zu der ich zum größten Teil keinen Kontakt mehr habe. Und ich denke darüber nach, wie und warum es dazu gekommen ist und ob ich selbst daran schuld bin. Manchmal lassen mir diese Gedanken auch nachts keine Ruhe und rauben mir den Schlaf, genau wie PUR es in „Affen im Kopf besingen. Dann tue ich das, was ich immer tue, wenn mich etwas beschäftigt: Ich schreibe es nieder und versuche so, es ein für alle Mal hinter mir zu lassen.

    Mit 34 bin ich zwar noch einige Jahre von der klassischen Midlife-Crisis entfernt, doch bereits jetzt liegt ein chaotisches Leben voller Höhen und Tiefen hinter mir. Der Grundstein dafür wurde in meiner Kindheit gelegt. Bis ich neun Jahre alt war, arbeiteten meine Eltern beide in Vollzeit, weshalb meine Großeltern sich viel um mich kümmerten. Ich liebte meine Oma, war aber trotzdem ein typisches „Opa-Mädchen". Mein Großvater verstand mich wortlos, sodass ich kaum zu reden brauchte. Ich wurde viel verhätschelt, was seinen Töchtern, meinen Tanten, wohl nicht gefiel. Vielleicht auch, weil er mir mehr durchgehen ließ als ihnen, als sie klein gewesen waren. Trotzdem würde ich das Verhältnis zu meinen Tanten als gut bezeichnen, zumindest habe ich nur gute Erinnerungen an sie. Gerne denke ich an rauschende Familienfeste, gemeinsames Plätzchenbacken in der Weihnachtszeit, Besuche im Planetarium oder Kino, Rumalbern im Garten und Hilfe bei den Hausaufgaben zurück. Doch obwohl ich mir immer eine engere Beziehung zu meinen Tanten wünschte, kam es mir so vor, als ob sie mich nicht näher an sich heranlassen wollten. Nur so nah, wie es unbedingt sein musste, weiter nicht. Ich hätte gerne eine oder mehrere weibliche Bezugspersonen gehabt. Meine Mutter konnte diese Position nicht einnehmen, denn sie arbeitete viel und ich konnte mich auf sie in dieser Hinsicht nicht verlassen. Da ich in meiner Familie nicht fündig wurde, erweiterte ich meinen Suchradius auf Mädchen in meinem Alter. Meine für lange Zeit einzige und somit beste Freundin war Anna, mit der ich zur Grundschule ging. Mit ihr teilte ich jahrelang meine Pferde-Vernarrtheit. Typisch für Mädchen in dem Alter. Anna und ich waren jedenfalls unzertrennlich – bis sie auf die Haupt- und ich auf die Realschule wechselte. Die Schulen befanden sich in zwei verschiedenen Städten. Unsere Freundschaft blieb jedoch bestehen. Vorerst. Irgendwann hörten wir auf, mit Barbie-Pferden zu spielen, und verbrachten die Mittage auf dem Dachboden von Annas Elternhaus, um zusammen Geschichten zu schreiben. Ich denke gerne daran zurück. Wir haben viel gelacht. Aber leider sahen wir uns in der Freizeit nicht mehr so häufig wie zu Grundschulzeiten. Mir fehlte meine beste Freundin. Dadurch intensivierte sich allerdings die Freundschaft zu Sarah, der Nichte meines Onkels. Ich kannte sie ebenfalls von klein auf, wir hatten uns aber bis dahin immer nur sporadisch auf Familienfeiern gesehen. Als Kinder spielten wir miteinander, als Teenies quatschten wir, bis uns die Ohren glühten, und irgendwann wurden wir zu besten Freundinnen. Wir telefonierten regelmäßig und trafen uns immer öfter. Auf Familienfeiern machten wir Unmengen von Selfies – ganz altmodisch mit einer Einwegkamera. Wir teilten die Leidenschaft für Mangas und schrieben uns ständig SMS oder Briefe – heute, im Zeitalter von E-Mails und WhatsApp, kaum vorstellbar, aber damals war das ganz alltäglich.

    Die dritte innige Freundschaft, oder besser Leidenschaft, hegte ich zum Schreiben. Dazu gekommen bin ich durch Walt Disney: Für mich gab es als Kind, und gibt es auch heute noch, nichts Schöneres als Disney-Zeichentrickfilme. Sie heitern mich auf, machen mich glücklich und lassen mich für kurze Zeit die Realität vergessen. Basierend auf den zauberhaften Märchen begann ich, mir eigene Geschichten auszudenken. Damals war ich gerade einmal elf Jahre alt. Bis ich meine Ausbildung begann, schrieb ich, wann immer ich konnte. Manchmal ging mir sogar das Papier aus.

    Mein erstes Erfolgserlebnis als angehende Schriftstellerin hatte ich, als ich auf einer Veranstaltung unserer Ortsbibliothek eine meiner Geschichten vorlesen und mir danach als Belohnung ein Buch vom Verkaufsstand aussuchen durfte. Das war zwar in einem sehr kleinen Rahmen, mit zwölf, dreizehn Jahren bedeutete es mir trotzdem unglaublich viel. Meine eigenen Worte und Ideen vorzulesen und mit anderen zu teilen, die mir anschließend sogar applaudierten, war wirklich toll. Leider teilten meine Eltern diese Freude nicht mit mir. Sie waren immer nur mit ihren Jobs beschäftigt und – so kam es mir zumindest vor – gar nicht an meiner Leidenschaft interessiert. Bei einem landesweiten Schreibwettbewerb für Jugendliche, an dem auch meine Schule teilnahm, war ich unter den Besten und bekam eine Urkunde mit Buchpreis. Meine Eltern holten mich damals lediglich von der Schule ab, mehr nicht. Sie gingen mit keiner Silbe auf meine Leistung ein. Ich glaube, dass sie mir den Erfolg überhaupt nicht zugetraut hatten. In keinerlei Hinsicht. Bis heute hat weder meine Mutter noch mein Vater je eine Zeile von mir gelesen. Auch als ich später in einer Showgruppe tanzte, kamen sie zu keiner einzigen Probe oder Aufführung. Das hat mein Selbstwertgefühl als Teenie nicht gerade gestärkt.

    Aber als Kind muss man viel lernen, unter anderem mit Enttäuschungen zurechtzukommen. Die Enttäuschungen häuften sich jedoch, vor allem ab dem Zeitpunkt, als ich kein Einzelkind mehr war. Das lag allerdings nicht an meinem kleinen Bruder, sondern an meinen Eltern. Sie zeigten, wahrscheinlich ungewollt, aber eindeutig, wen sie lieber hatten. Das wollten meine Eltern allerdings natürlich nicht wahrhaben, weil es in ihren Augen nicht so war.

    All diese Erfahrungen prägten meine Kindheit und Jugend und sorgten für Gefühlschaos pur. Ich kam mir vor, als hätte jemand in meinem Kopf eine gut versteckte und versiegelte Truhe geöffnet. Aus dieser kamen jedoch keine Dämonen wie in meinem Lieblingsmanga „Skip Beat, sondern Dutzende kleine, freche Gedanken-Affen. Diese fabrizierten fortan regelmäßig Chaos in meinem Kopf. Durch einen weiteren Umstand kam alles noch mehr ins Schwanken. Ich bemerkte lange nichts. Erst mit 16 wurde mir immer mehr bewusst, dass ich anders war als die anderen. Wie merkt man so etwas? Zum Beispiel, dass man lesbisch ist? Vielleicht daran, dass man wie ein verdattertes Huhn in der Schulpause bei den anderen Mädchen steht und überhaupt nicht verstehen kann, warum diese die Jungs aus der Parallelklasse anschmachten? Oder daran, dass man sich unbewusst verstellt, um so zu sein wie die anderen? Während nämlich meine Klassenkameradinnen alle für Jungs schwärmten, verguckte ich mich in meine Schulfreundin Nicole. Ich selbst nahm das ziemlich cool auf. Es fühlte sich wie ganz normales Verliebtsein an, wie man es aus Filmen kennt. Nur dass ich eben in ein Mädchen verknallt war, nicht in einen Jungen. Natürlich erzählte ich das nicht herum, da zu meiner Schulzeit Homosexualität als abartig und unnormal galt. „Lesbe war damals sogar ein Schimpfwort. Doch irgendwann nahm ich all meinen Mut zusammen und schrieb einen Liebesbrief an Nicole. Das kam allerdings bei ihr, wie ich schon befürchtet hatte, nicht so gut an. Von diesem Moment an musste ich alleine zur Bushaltestelle laufen, saß alleine auf der Schulbank und Nicole sprach kaum noch ein Wort mit mir. Mein Geheimnis machte danach natürlich schnell die Runde. Verantwortlich dafür war jedoch nicht Nicole, denn ihr war es peinlich, dass ich Gefühle für sie hatte. Nein, es war ihre Freundin Katrin, die den Mund nicht halten konnte. Was daraufhin folgte, war grausam. Ich wurde von allen Seiten schikaniert. Das war im Prinzip nichts Neues für mich, denn ich war seit der Grundschulzeit wegen meiner roten Lockenmähne gehänselt worden. Die unzähligen Spitznamen, die sich meine Mitschüler deswegen für mich ausgedacht hatten, waren vielfältig und verletzend kreativ: Pumuckl, Hexe, Schamhaarkrause, Schaf, … Und es wurde immer schlimmer. Ich bin nie gerne

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