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Johannes Wiedergänger
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eBook221 Seiten2 Stunden

Johannes Wiedergänger

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Über dieses E-Book

Protagonistin ist Klara, die sich tapfer und meist allein durchs Leben schlägt, aber immer wieder auf der Suche nach ihrem Johannes ist – konkret oder virtuell, und zwar in Zeiten großer seelischer Not, wie sie selbst erkennt.
Klara ist beruflich erfolgreich, scharfzüngig und in ihren Freundschaften etwas sperrig, aber gern Gastgeberin und dort, wo sie Zuneigung verspürt, auch großzügig und liebevoll.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum22. Feb. 2022
ISBN9783754186022
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    Buchvorschau

    Johannes Wiedergänger - Brigitte Pyka-Behrends

    1. KAPITEL

    1.

    September 2021

    Da taucht er schon wieder auf meinem Bildschirm auf, wie seit Monaten jeden Morgen: der dünne kleine Kerl mit der Zahnlücke. Noch vor den Nachrichten aus aller Welt und dem Wetterbericht für Berlin. Doch was er zu verkünden hat, rückt schlechtes Wetter in den Hintergrund. Seine Botschaften sind klar und müssten vom Dümmsten verstanden werden. Das schätze ich an Johannes, diese Klarheit. So war er schon als Kind.

    Ich heiße Johannes. Darf ich deine Schultasche tragen?

    Und ich sehe auch, dass er immer noch gern lacht, obwohl seine Prognosen so düster sind. Die Kontakte, die er sucht, machen mir deutlich, dass er nicht in einem Meer aus Tränen versinken wird oder mit dem Gedanken spielt, sich vor einen ICE zu werfen. Warum auch? Die Nachrichten aus aller Welt, die ich mir jeden Morgen reinziehe, deprimieren auch mich und ich wundere mich: Wie armselig muss ein Mensch sein, der den Ehrgeiz entwickelt, durch Barbarei größer zu werden? Aber bislang sammle ich keine Tabletten, um sie, in Alkohol aufgelöst, mit einem letzten Prost auf die Welt mir einzuverleiben. Warum also sollte Johannes das tun? Er befindet sich immerhin in einem Metier, in dem er sich auskennt und wohlfühlt und nicht nur mit-, sondern gar vorreden kann.

    Warum Johannes damals den Kontakt zu mir suchte, weiß ich nicht. Ich bekam als Kind den Mund kaum auf, weil ich sehr schüchtern war. Vielleicht hatte er die Neigung, schüchterne Mädchen aufzuheitern. Vielleicht fand er mich einfach nur hübsch. Obwohl ich nicht glaube, dass es so einfach ist im Leben: einen Menschen hübsch/gut aussehend zu finden und in der Fortsetzung der Betrachtung, in einem vorgeschritteneren Alter als in einem kindlichen, als unwiderstehlich sexy. Und dann eine alles überwältigende Lust zu empfinden, sich mit diesem Menschen zu verbinden. Das würde zum Beispiel eine Völkerwanderung von Frauen auslösen auf den Sexiest Man Alive. Es muss etwas anderes geben, etwas Wesentlicheres, die Lust auf einen Menschen zu wecken, sonst hätte Johannes mich in unserem kindlichen Alter nicht angesprochen und mir angeboten, meine Schultasche zu tragen, um mich in die Schule zu begleiten.

    Jahrelang hatte ich nicht mehr an ihn gedacht. Bis er dann, während eines verlängerten Wochenendes, das ich auf meinem Sofa verbrachte, mir wieder einfiel. Er war ausgelöscht aus meiner Erinnerung an eine Kindheit, als ich sechs, sieben Jahre alt war und in die erste oder zweite Schulklasse ging. Johannes mag damals eine, vielleicht zwei Klassen über mir gewesen sein. Jedenfalls saß er nicht in meiner Klasse, denn sonst hätte er mein Leben vielleicht nachhaltiger geprägt und wäre nicht zu einer Erinnerung verblasst, die erst viele Jahre später wieder lebendig wurde. Er hätte vielleicht immer wieder von der linken Schulklassenseite, in der die Jungs saßen, zu mir in die Mädchenseite herübergeschaut und mich – ungehemmt ob seiner Zahnlücke – angestrahlt. Vielleicht hätte er aber auch mit einem Bein nervös gewippt, wie das viele Jungs taten und was ich schon als Kind nicht leiden konnte.

    So aber, mit einem Altersunterschied von ein, zwei Jahren, gab es da nur den gemeinsamen Schulweg und den auch nur einmal. Allerdings sah ich ihn noch einige Male auf dem Pausenhof unserer Schule. Er spielte ausgelassen mit anderen Jungs Fußball in einer abgelegenen Ecke des Hofes. Ballspiele waren zwar nicht erlaubt, aber das Aufsichtspersonal blickte großzügig über das Verbot hinweg, wenn keine Gefährdung für andere Kinder bestand.

    Dann sah ich Johannes nicht mehr. Ich weiß nicht, ob er auf das Gymnasium wechselte. Wenn es so war, dann muss er zwei Klassen über mir gewesen sein. Also auch zwei Jahre älter.

    Darf ich deine Schultasche tragen?, hat er mich also gefragt und mich dabei angelacht. Er muss sich auch vorgestellt haben, denn warum sonst konnte ich mich viel später an seinen Namen noch erinnern. (Der Name irgendeiner biblischen Gestalt, musste ich nur kurz überlegen, bis er mir wieder einfiel. Und sofort fiel mir auch sein Nachname ein. Wie aneinandergekoppelt in meinem Gedächtnis – sein Vor- und sein Nachname.) Ich heiße Johannes, sagte er damals und wird mich gefragt haben, wie ich denn heiße. Vorstellbar, dass ich ihm meinen Namen leise genannt habe, den kurz und bündigen Vornamen Klara. Weitergegeben von meiner Großmutter, die auch meine Patin war und auf die Vererbung ihres Vornamens an ihr erstes Enkelkind bestand. Dankbar war ich für das Erbe nicht, es klang für mich immer nach Oma.

    Vorstellbar aber auch: Ich habe ihm meinen Namen nicht verraten.

    Ich weiß nicht, ob ich Johannes meine Schultasche zum Tragen überlassen habe. Warum auch? Sie war leicht. Sehr viel leichter als zum Beispiel die Taschen, die Kinder heute zu schultern haben. Sie zog mich keineswegs zu Boden. Und selbst wenn sie es getan hätte: Es war meine Schultasche, auf die ich zu achten hatte. Was ich weiß, ist: Ich habe den Weg in die Schule gehasst.

    Weil er mich zur Schule führte.

    Ein vieljähriges Elend, aus dem ich mich erst mit Beginn der Pubertät durch ein ziemlich clowneskes Verhalten erlösen konnte. Noch fand ich innerhalb des Klassenzimmers keine Sprache. Meine albernen Aufführungen drückten sich eher in Grimassen und schnell gebastelten Accessoires aus: eine dicke rote Schleife um meinen Hals gebunden; Eselsohren aus Papier, die ich meinen ohnehin schon großen Ohren überstülpte. Und noch immer wurde meine Mutter von Zeit zu Zeit in die Schule zitiert, um zu bestätigen, dass ich meine Hausaufgaben selbst erledigte. Vor allem meine Aufsätze: Wer schrieb sie für mich? Es war dem Lehrpersonal unverständlich, dass ein Kind, das während des Unterrichts nicht sprach, selbst auf nachdrückliche Forderungen oder auf ein flehendes Bitten hin den Mund nicht öffnete, dass ein solches Kind rechnen und schreiben konnte.

    Nun aber fand ich Freundinnen in der Schule. Mädchen, die sich sogar von ihren Busenfreundinnen trennten, um mich zu begleiten. Ich war unterhaltsam geworden – lustig und frech. Und endlich sprach ich auch, wenn auch immer noch nur außerhalb des Klassenzimmers. Was ich meinen neu gewonnenen Freundinnen erzählte, strotzte nur so vor Übertreibungen und Unwahrheiten. Aber wem machte das etwas aus? Nicht unserer kleinen Mädchengruppe, die sich nach Schulschluss gemeinsam auf den Weg nach Hause machte.

    Warum ich mich so viele Jahre später an Johannes erinnerte: Es war seine Selbstverständlichkeit, sich einem anderen Menschen, der ihm gefiel, zuzuwenden. Ich hätte mich das nie getraut. Und an sein freundliches Lachen habe ich mich erinnert. Und natürlich an seine Zahnlücke. Ich hatte zwei.

    Vielleicht überließ ich dem Johannes aber doch meine Schultasche. Denn warum sonst hätte meine Mutter, die uns auf dem Hinweg zur Schule beobachtet haben musste, nicht so überaus belustigt meinem Vater nach meiner Rückkehr aus der Schule verkündet haben: Klara hat einen Kavalier! In dem Moment war mein Status als Dame mit einem Kavalier auch schon Vergangenheit.

    Die fängt ja früh an, wird mein Vater gedacht oder gesagt haben. Kochend vor Wut. Sofortiges Einschreiten war nötig. Wie er den Kontakt unterbunden hat, weiß ich nicht, jedenfalls nicht wie ein paar Jahre später. Da war ich neun oder zehn Jahre alt und somit noch gefährdeter als im Alter von sechs, sieben Jahren.

    Wir waren zu der Zeit in einen Neubau gezogen, raus aus der barackenähnlichen Unterkunft, in der wir zusammen mit den Großeltern gelebt hatten. Aus unserer neuen Wohnung, die im vierten Stock lag, hatten wir einen weiten Überblick über die Straße, in der wir nun zu Hause waren. Aus dem Küchenfenster heraus wird mein Vater mich entdeckt haben (ja, ich stand unter fast ständiger elterlicher Beobachtung), als ich in einer kleinen Gruppe aus dem Freibad kam. In der Gruppe befand sich auch ein Junge, der nach Ansicht meines Vaters nur mich meinen konnte als das Objekt seiner Begierde. Was so falsch nicht war, denn der Junge hatte mir im Schwimmbad ein paar bunte Karten angeboten: Porträts von den Größen der Leinwand und von Sängern und Sängerinnen. Fotos, auf die wir alle erpicht waren, die ich aber selbstverständlich nicht annahm. Mein Vater muss die Treppen vom vierten Stock bis hinunter auf die Straße geflogen sein – immer fünf, sechs Stufen auf einmal nehmend. Die Kraft, mir eine schallende Ohrfeige zu versetzen, hatte er allerdings noch. Vor einem erschrockenen Publikum. Ich ging nie wieder ins Freibad. Die Scham über die öffentliche Demütigung war zu groß.

    Die Familie von Johannes war stadtbekannt und wahrscheinlich darüber hinaus. Sein Vater war Künstler: Maler und Bildhauer, und einige seiner Skulpturen wurden von der Stadt angekauft und im Stadtgarten und längs des kleinen Flusses aufgestellt, der unsere Stadt in eine Ober- und Unterstadt teilte. Wir wohnten in der Unterstadt wie auch mein kleiner Kavalier. Doch nicht in unmittelbarer Nachbarschaft. Er muss einen Umweg gemacht haben, um mich auf dem Weg zur Schule abzufangen, denn es gab einen sehr viel kürzeren Weg von seinem Elternhaus zur Schule. Ich muss also wieder einmal beobachtet worden sein, doch anders als die elterlichen Observationen rührte mich die vom kleinen Johannes, als er mir auf meinem blauen Sofa in Kreuzberg, etwa zwanzig Jahre später, wieder einfiel.

    Ich habe überlegt, ob der Kontakt zu einer frühen kindlichen Begleitung in die Schule nicht so abrupt durch meinen Vater unterbunden worden wäre, wenn die Familien von Johannes und mir unmittelbare Nachbarn gewesen wären. Nachbarn, die sich miteinander unterhielten und im Sommer im Innenhof unseres Hauses, in dem ich geboren wurde, zusammen saßen und auf ihre flapsige Art die eigentlichen Nöte wegdrängten, da die Sonne schien und der nächste Tag ein Sonntag war. Mal wieder ausschlafen dürfen. Wäre also ein Nachbarsjunge aus dem Haus, in dem wir zusammen mit unseren Großeltern lebten, weniger suspekt gewesen, weil kontrollierbarer, und der gemeinsame Gang in die Schule somit geduldet?

    Aber diese Frage war müßig. Denn damals herrschte eine absolute Geschlechtertrennung in unserer katholisch geprägten Kleinstadt am Niederrhein – sieht man einmal ab von der gemischten ersten, zweiten und dritten Schulklasse, die es ab dem vierten Schuljahr auch nicht mehr gab. Es gab einfach keine gemeinsamen Wege von Jungen und Mädchen und kein gemeinsames Spiel. Und je ärmer die Familien waren, desto strenger wurde auf Trennung geachtet. Es musste also ein Fremder kommen, Sohn eines Künstlers, der sich die Freiheit zu unerlaubter Nähe nahm. Vielleicht kannte er die Regeln der sogenannten Unterschicht nicht oder sie waren ihm schnurzpiepegal.

    Wann ich mich in meiner Erwachsenenwelt zum ersten Mal an Johannes erinnerte, weiß ich also noch gut. Ich hatte ein zwei Tage währendes Trinkgelage hinter mir und lag verkatert auf meinem kleinen blauen Sofa mit Blick auf sehr viel Grün und in der Ferne sah ich den Alex. Ich lebte in Kreuzberg. Um mich herum wirkliches Leben: Wohngemeinschaften zur Linken, die sich wieder einmal zu einer Fete zusammenfanden bei lauter Musik, aber nicht laut genug, um das enthusiastische Stimmengewirr in ihrem Haus zu übertönen; Kinder auf einem sehr großzügig gestalteten Freiauslauf vor unseren Häusern, die bis spät in die Nacht dort herumtoben durften; Nachbarn in meinem Haus, die sich von Fenster zu Fenster in einer Sprache unterhielten, die ich weder verstand noch verstehen wollte. Ich wollte gar keine Stimmen hören.

    Ich war frustriert. Wieder einmal. Es gab durchaus eine Einladung aus dem Wohngemeinschaftshaus zur Linken: Willste nicht auch kommen? Wir machen Fete. Kurze Zeit vorher hatte mich dieser Wohngemeinschaftsgenosse angerufen, um mich zu fragen, ob ich in der Wohnung, in der ich seit einigen Wochen lebte und in der ich mein Nest gefunden hatte, wirklich weiterhin unbedingt leben wollte. Die Wohnung sei doch eigentlich viel zu groß für nur eine Person und die Mutter seiner kleinen Tochter bräuchte unbedingt ein neues Domizil in seiner Nähe, damit sie sich mit der Betreuung der Tochter abwechseln könnten.

    Eines der ungeheuerlichsten Telefonanrufe meines Lebens. Wenn auch nicht das einzige dieser Art. Es folgten weitere während der Dauer meines Kreuzberger Lebens: Ich habe drei Kinder, drei! und mich gerade von meinem Partner getrennt. Kannste dir nicht `ne kleinere Bleibe suchen? (Alternativ: Können wir nicht unsere Wohnungen tauschen?)

    Dabei waren es keine Sozialhilfeempfänger, die auf einen Einzug in meine Wohnung drängten. Sie hätten sich durchaus eine größere Wohnung leisten können und sie auch ziemlich schnell bekommen. Es gab noch keinen Wohnungsnotstand. Aber das Haus, in dem ich lebte, lag schön eingebettet in viel Natur und bot einen für Kreuzberg überraschend weiten, freien Blick. Was also wollte ich, die Single-Frau, mit so viel Wohnqualität? Jahre später, als die Wohnungen zum Kauf angeboten wurden, meldeten sich alle noch einmal (und ein paar andere dazu). Ob ich mir den Kauf meiner Wohnung überhaupt leisten könne? Es würde ja heißen, ich ginge wieder zur Schule, um das Abitur zu machen. Respekt übrigens für diese Veränderung, denn die Jüngste für einen Schulbesuch sei ich schließlich nicht mehr.

    Wiederum einige Jahre später fiel die Mauer und der gesellschaftliche Umgangston auf der Duz-Ebene mit hastemal, kannstemal, sei mal ein bisschen solidarisch!, wurde zurückgedrängt durch Gruppen, die sich einfach nahmen, wovon sie sich einen Profit versprachen. Und sie fanden ein Klientel, das finanzkräftig genug war, aufwändig sanierte und restaurierte Wohnungen in unserem Kiez zu kaufen oder zu mieten. Und nebenbei ein bisschen Kreuzberger Lokalkolorit am Abend zu genießen, als Kompensation ihres kräftezehrenden Lebens in der Wirtschaftswelt.

    Haste eigentlich einen Vogel?, hätte ich den Anrufer aus der Wohngemeinschaft fragen sollen und den Telefonhörer sofort auf seine Station knallen müssen, als der Kreuzberger Kiez, in dem ich lebte, vor dem Mauerfall noch eine Nische war für diejenigen, die sich künstlerisch ausleben wollten. Wie auch ein Teil der Wohngemeinschaftsleute im Nebenhaus. Oder einfach nur nächtelang durchmachen wollten, was für diesen Teil im Nachbarhaus nicht unbedingt galt. Oder beides wollten wie viele andere in unserem Kiez. Ich habe dem künstlerischen Genossen im Nebenhaus zwar einen negativen Bescheid gegeben, aber mit so viel überflüssigem Drumherumgerede, dass ich wie schuldbewusst geklungen haben muss. Und dann ruft mich der Typ ein paar Tage später an, um mich zu einer Fete einzuladen: Es gibt Bier und Wein, Salate und Würstchen, teilte er mit.

    Wie schön. Als könnte ich mir selbst Bier und Wein, Salate und Würstchen nicht leisten. Es lag doch auf der Hand, dass er sich mit mir in eine ruhige Ecke der Wohngemeinschaft verdrücken und weichklopfen wollte, damit die Frau, die er geschwängert hatte mit dem Ergebnis dieser Schwängerung immerhin in seiner Nähe leben konnte.

    Also schlug ich die Einladung in den Wind und lag in dem Bemühen, wieder nüchtern zu werden, auf meinem gemütlichen Sofa, mit einer großen Wasserflasche auf dem Beistelltisch und machte mir Gedanken: Über die Liebe und die Sehnsucht nach ihr. Denn meine Frustration hatte nicht nur mit den Anrufen des Genossen aus der Wohngemeinschaft zu tun. Auch nicht mit dem PC, den ich vor ein paar Tagen angeschafft hatte und nicht bedienen konnte. Das erste PC-Modell, dem noch viele weitere folgen würden und das eigentlich so einfach zu bedienen war wie eine ratternde Schreibmaschine in den Jahren meiner Ausbildung in einem Büro. Aber ich wollte diesen PC nicht; er stieß mich ab, weil er mir seine Persönlichkeit aufdrängte. Ich sollte ihn und sein Glotzauge bedienen, anstatt er mir diente. Doch als Buchhalterin, die ich damals war, hatte ich gefälligst zu lernen, mit diesem Ding, das die Welt verändern würde, klarzukommen. Und das tat ich am besten zu Hause ohne dass mir jemand über die

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