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Can't stop us!: Wir fallen nicht, sondern fliegen
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Can't stop us!: Wir fallen nicht, sondern fliegen
eBook307 Seiten4 Stunden

Can't stop us!: Wir fallen nicht, sondern fliegen

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Über dieses E-Book

Laut ihren Eltern ist Liv perfekt: Sie ist Klassenbeste und Einserschülerin. Als Josh in ihre Klasse kommt, sind sich beide sofort unsympathisch. Er ist ein absoluter Badboy. Seine Noten sind schlecht, er raucht und ihm ist offensichtlich alles egal. Aber mit der Zeit bemerken sie, dass sie doch nicht so unterschiedlich sind, wie anfangs gedacht ...
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum20. Dez. 2017
ISBN9783740756260
Can't stop us!: Wir fallen nicht, sondern fliegen
Autor

Diana Mond

Diana Mond ist eine deutsche Jugendbuchautorin. Seit ihrer Kindheit schreibt sie leidenschaftlich gerne Geschichten über alles, was sie interessiert. Am liebsten schreibt sie nachts um 02:00 Uhr und schläft dann bis 12:00 Uhr durch. Sie schwimmt außerdem gerne, wobei ihr meistens die besten Ideen kommen. Mehr über Dia und ihre Werke findet man auf ihrer Seite dianamondsite.wordpress.de.

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    Buchvorschau

    Can't stop us! - Diana Mond

    Kapitel

    1.:

    Alles schien perfekt. Die Sonne lachte, im Himmel sah ich strahlendes Blau ohne eine einzige Wolke. Alle Leute lächelten mich an. Ich trug mein buntes Lieblingskleid mit den schwarzen Ballerinas, in denen es sich anfühlte, als würde ich auf Wolken laufen.

    Trotzdem war ich nicht glücklich.

    Es war der erste Schultag nach den Ferien und obwohl alles perfekt schien, ging es mir nicht gut. Ich vermisste das Gefühl der Freiheit jetzt schon. Jeden Tag ausschlafen zu können und den ganzen Tag frei zu haben ohne eine einzige Aufgabe oder Sorge… Das alles würde ich schrecklich vermissen.

    Aber das Leben ging weiter. 10. Klasse. Wow. So langsam wurde es ernst. Ich versuchte, mich selbst zu motivieren, aber es half nichts. Ich freute mich nicht, dass ich wieder zur Schule gehen musste. Als Klassenbeste und Einserschülerin würde das womöglich niemand erwarten, aber es war die Wahrheit. Alle dachten, ich hätte keine Sorgen. Aber dieser Stand ließ nur noch mehr Druck entstehen.

    Trotz allem setzte ich ein Lächeln auf meine Lippen. Gute Miene zum bösen Spiel. Ich wusste, dass von mir nichts Anderes erwartet wurde. Alle dachten, dass es mir nichts ausmachte, nahezu spurlos an mir vorbeiging. Und manchmal glaubte ich sogar selbst daran.

    Ich war eine der ersten, die in der Schule ankamen. Wie immer. Vor unserem Klassenraum stand ein Sofa, auf das ich mich setzte. Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und stellte fest, dass ich kaum Akku hatte.

    Normalerweise hätte ich mein Handy schon am Vorabend geladen, schließlich war ich perfekt organisiert, aber mein Vater hatte sein Ladekabel verloren und sich meines geliehen. Als liebevolle Tochter hatte ich es ihm natürlich ohne Widerworte überlassen, obwohl ich es auch gebraucht hätte. Während ich schlief durfte ich mein Handy auch nicht laden. Meine Mutter hatte Angst, dass das Kabel defekt sein könnte und über Nacht unser Haus abbrannte. Obwohl ich nicht daran glaubte, hatte ich natürlich auf sie gehört. Wie man es von mir erwartete.

    Nun konnte ich weder lesen noch Musik hören, da ich den letzten Rest Akku brauchte, falls meine Mutter oder mein Vater mich erreichen wollten. Also steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren, machte aber keine Musik an. Ich wollte ungestört sein und nachdenken können.

    Immerhin hatte ich noch meine Fantasie. Ich konnte Stunden damit verbringen, nachzudenken. Ich dachte über mein Leben, meine Mitschüler, die neusten Filme und Bücher und andere Dinge nach. Besonders gern stellte ich mir meine Zukunft vor. Wobei dieses Bild fast immer gleich aussah: Ich als Ärztin mit meinem Mann und meinen zwei Kindern in dieser Stadt.

    Manchmal stellte ich mir jedoch etwas anderes vor. Wie würde mein Leben wohl aussehen, wenn ich keine Kinder hätte? Oder wenn ich auswandern würde? Ich konnte mir einen anderen Job suchen und an einem Ort wohnen, wo immer die Sonne schien! Wo ich einfach glücklich sein konnte…

    Ich verdrängte den Gedanken daran schnell wieder. Ich kannte meinen Weg bereits. Seit ich klein war, hatte er immer gleich ausgesehen. Es brachte nichts, über andere Dinge zu spekulieren, die einfach nicht möglich waren.

    Zumindest nicht für mich. Diese Dinge waren zu unsicher. Andere hatten vielleicht so ein Leben, aber ich nicht.

    Nicht einmal, als meine Freundin Isabel in die Schule kam, nahm ich meine Kopfhörer aus den Ohren. Ich wollte mit keinem reden, sondern einfach meine Ruhe haben.

    Ich hatte Isabel auf dem Gymnasium kennengelernt und ehrlich gesagt war sie die Einzige aus unserer Klasse, mit der ich Zeit verbringen wollte. Natürlich unternahm ich auch Dinge mit anderen Leuten, aber ich mochte die meisten aus meiner Klasse nur sehr bedingt. Entweder waren sie nicht auf meinem Niveau, waren gemein oder hatten einfach eine ganz andere Meinung als ich. Und ich wollte nicht bei Leuten sein, die mich nicht verstanden.

    Deswegen hatte ich auch in diesem Moment keine Lust auf Isa. Ich mochte sie wirklich gerne, aber auch sie konnte nicht nachvollziehen, was in meinem Kopf vorging. Ich war einzigartig und keiner konnte mich verstehen. Das war schon immer so gewesen und würde sich auch nie ändern. Ich hatte mich damit abgefunden.

    Ich beobachtete aus den Augenwinkeln, dass Isabel sich in eine Ecke setzte, einen Block herausnahm und malte.

    Sie war sehr kreativ. Ich war eher praktisch veranlagt und interessierte mich für Wissenschaften, nicht für Kunst.

    Während ich meine Ruhe wollte, redete Isabel noch mit den Mitschülern. Sie war immer gesprächig und extrovertiert. Ich war ganz anders.

    Fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn kam Isabel dann doch zu mir und wedelte mit einer Hand vor meinen Augen. Sie glaubte wirklich, dass ich Musik hörte.

    „Liv?", fragte sie.

    Ich nahm meine Kopfhörer aus den Ohren und tat so, als würde ich die Musik ausschalten. Dann stand ich auf und umarmte sie zur Begrüßung.

    „Hast du schon unseren neuen Mitschüler gesehen?", fragte Isabel.

    Sie war aufgeregt. So waren die anderen Mädchen aus meiner Klasse immer, wenn ein neuer Schüler kam. Ich war nicht so. Ich war wie immer die Ausnahme. Es interessierte mich nicht, wenn es einen neuen Schüler gab. Ich wollte keinen Freund. Der würde mich nur ablenken. Ich konzentrierte mich auf meine Karriere und die Verwirklichung meiner Träume.

    „Er sitzt dort hinten", fügte Isabel noch hinzu.

    Entweder hatte sie mein Desinteresse nicht bemerkt oder es interessierte sie nicht.

    Sie deutete auf einen Jungen, der weiter hinten im Flur auf einer Heizung saß. Er trug schwarze Schuhe, eine schwarze Hose und einen schwarzen Pullover, dessen Kapuze ihm ins Gesicht hing. Außerdem hatte er schwarze Kopfhörer in den Ohren, die an seinem schwarzen Handy angeschlossen waren. Hätte er nicht so einen fixierten, fast schon wütenden, Blick, hätte ich geglaubt, dass er ein Emo war.

    „Ich glaube, ich weiß schon, was seine Lieblingsfarbe ist", flüsterte Isabel.

    „Schwarz ist keine Farbe", erwiderte ich.

    Isa verdrehte die Augen. Sie hasste es, wenn ich sie verbesserte.

    „Er sieht total gut aus, oder?", fragte Isabel.

    „Das könnte man besser beurteilen, wenn man auch noch einen Teil seines Gesichts sehen könnte!", antwortete ich.

    Diesem Typ hing die Kapuze so tief ins Gesicht, dass man ihn kaum noch erkennen konnte.

    „Ich finde ihn cool!", meinte Isabel.

    Und damit war sie nicht die Einzige. Die ersten Mädchen aus meiner Klasse liefen bereits zu unserem neuen Schüler, um ihn kennenzulernen. Immerhin mussten sie gucken, ob er als zukünftiger Freund infrage kam.

    Armselig, wie sie ihn alle angrinsten. Ich würde mich schämen, wenn ich so zu ihm gehen würde.

    „Ich will auch zu ihm! Kommst du mit?", fragte Isa.

    „Bestimmt nicht."

    „Warum?"

    „Warum sollte ich?"

    „Weil er total gut aussieht und vielleicht deine große Liebe sein könnte!, erklärte Isabel grinsend. „Oder meine!

    „Jemand wie er kann niemals meine große Liebe sein. Ich mag Jungs mit Klasse und Anstand."

    Ich war eben erstklassig und brauchte jemanden, der auf meinem Niveau war.

    „Du kennst ihn doch gar nicht!", erwiderte Isabel.

    Ich winkte ab: „Ich will sowieso keinen Freund! Der würde mich nur Zeit kosten. Und Zeit ist im Moment das Wertvollste, das ich habe."

    „Hätte ich jetzt auch gesagt! Insgeheim wünschen wir uns doch alle unseren Traumprinzen!"

    „Wolltest du nicht zu ihm gehen? Wenn du ihn so toll findest, dann geh doch! Gleich kommt Frau Spengel!", sagte ich.

    Das ließ sich meine Freundin nicht zweimal sagen und lief zu ihrem neuen Schwarm.

    Ich schüttelte den Kopf. Wie konnten sie sich nur alle so aufführen wegen einem Jungen? Er war auch nur ein Mensch! Sie sollten sich lieber auf die Schule konzentrieren, anstatt dem erstbesten Typen nachzulaufen! Das hatten sie nötig! Ich, als bestes Beispiel, verschwendete meine Zeit nicht mit diesem Kindergarten.

    Lea kam von dem Fremden zurück und auf mich zu. Ich mochte Lea nicht. Sie war arrogant, egoistisch und hatte keine Ahnung vom Leben. Wenn sie kam, lächelte ich sie trotzdem freundlich an und tat so, als würde ich sie mögen. So gehörte sich das doch, oder? Selbst wenn Menschen einen nervten, musste man nett und freundlich bleiben. Leider.

    „Hast du unseren neuen Schüler schon gesehen? Er ist ja so heiß!", schwärmte sie mir vor.

    Wir definierten heiß anscheinend auf sehr unterschiedliche Weisen.

    „Endlich kommt mal ein gutaussehender Junge in unsere Klasse!, erzählte Lea weiter. „Ich hoffe, ich gefalle ihm genauso sehr.

    „Bestimmt", erwiderte ich.

    Alle Mädchen aus meiner Klasse schienen diesen Jungen jetzt schon zu lieben. Eigentlich war es jedes Mal so. Oft merkten sie allerdings noch am ersten Tag, dass es sich nicht lohnte, diesem Typen nachzulaufen.

    Zum Glück musste ich mich nicht weiter mit Lea unterhalten, denn unsere Klassenlehrerin kam und wir gingen rein. Ich hasste den ersten Moment im Klassenraum. Jeder wollte einen guten Sitzplatz ergattern. Ich hatte Glück und konnte mich mit Isabel ans Fenster setzen. Wir saßen zwar in der hinteren Ecke, hatten aber viel Platz und ich musste nicht neben diesem neuen Schüler sitzen.

    Aber wie ich sah, war das auch gar nicht nötig. Die Mädchen stritten sich schon fast darum, neben ihm sitzen zu dürfen. Und er? Er grinste nur bescheuert. Immerhin konnte man jetzt auch etwas von seinem Gesicht sehen.

    Irgendwann hatten dann doch alle einen Platz und der Neue war nur von Mädchen umzingelt. So ein Idiot.

    „Guten Morgen!", rief Frau Spengel schließlich durch den Raum.

    Alle murmelten eine Begrüßung.

    „Wie ihr bereits sehen könnt, haben wir einen neuen Schüler… Das ist Joshua", stellte Frau Spengel ihn vor.

    Sie wirkte nicht so freundlich wie sonst, sondern eher genervt von ihm. Es klang fast schon abwertend, wie sie ihn vorstellte. Das war ich von unserer Klassenlehrerin so nicht gewohnt, konnte es aber verstehen.

    „Ich werde normalerweise Josh genannt", sagte er.

    Das interessierte unsere Klassenlehrerin anscheinend wenig. Ihr Blick lag auf Joshua, während sie sagte: „Ich hatte gestern ein nettes Gespräch mit deinen Eltern…"

    „Mein Beileid!", rief Josh dazwischen.

    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

    Frau Spengel atmete tief durch. Es war offensichtlich, dass sie unseren neuen Schüler nicht mochte.

    „Ich möchte nur, dass du weißt, dass du solche Dinge mit mir nicht abziehen kannst", erklärte sie ruhig.

    „Sie wissen anscheinend schon, was sie erwartet."

    „Ich erwarte anständiges Benehmen von dir."

    „Darauf können sie lange warten."

    Frau Spengel beschloss, nicht länger mit ihm zu diskutieren und holte stattdessen einen Stapel Papiere heraus.

    Mit diesem kurzen Dialog hatte Josh sich schon mächtigen Respekt in der Klasse verschafft. Keiner würde sich trauen, so mit unserer Lehrerin zu reden. Natürlich nicht! Wir waren vernünftig. Ich verstand nicht, was sein Problem war!

    „Ich mag ihn, flüsterte Isa mir zu. „Er ist mutig.

    „Dumm", korrigierte ich sie.

    „Ich finde es nicht dumm. Er macht eben, was er will. Er setzt sich durch und lässt sich nichts sagen. Das macht nicht jeder. Dafür bewundere ich ihn sehr", erklärte Isabel.

    Sie hatte recht. Leider. Obwohl ich ihn nicht leiden konnte und sein Verhalten sinnlos fand, bewunderte ich ihn insgeheim auch für seinen Mut. Kaum jemand von uns hätte sich das getraut. Dennoch war es dumm.

    Einfach nur dumm.

    „Welche Fremdsprache hast du?", fragte Jacob.

    „Französisch", antwortete Josh.

    Immerhin. Ich lernte seit Jahren Latein in der Schule. Das war wichtig, weil ich Ärztin werden wollte.

    „Und in welchem WPU-Kurs bist du?", fragte Linda.

    WPU bedeutete Wahlpflichtunterricht. Es gab verschiedene Kurse, die man belegen konnte. Darunter fand man für fast jeden etwas. Es gab Musik, darstellendes Spiel, Kulturwissenschaften und Naturwissenschaften, was ich natürlich hatte. Das half mir hoffentlich in anderen Fächern auch weiter.

    „Keine Ahnung", meinte Josh, sichtlich genervt.

    Frau Spengel schaute in ihre Unterlagen und stellte fest, dass Josh Naturwissenschaften belegt hatte. Na toll. Wir waren im gleichen Kurs. Nach einem kurzen Verhör wussten wir, dass Josh keinen bilingualen Unterricht hatte und im Religionskurs war.

    „Ich habe übrigens auch schon die Listen für den Förderunterricht in diesem Jahr und übernehme selbst das Fach Deutsch. Aus unserer Klasse möchte ich keinen sehen, außer Joshua. Deine Eltern haben dich bereits im Vorfeld angemeldet. Wenn sonst noch jemand diese Hilfe in Anspruch nehmen möchte, darf er das natürlich trotzdem, aber ich denke nicht, dass das nötig sein wird", erzählte Frau Spengel.

    Es wunderte mich nicht, dass Josh Nachhilfe brauchte.

    Man sah ihm schon förmlich an, dass er keine guten Noten hatte. Traurig, aber wahr.

    „Bevor ich euch jetzt euren Stundenplan gebe, habe ich noch die AG-Listen für euch", sagte unsere Klassenlehrerin und gab uns die Zettel herum.

    Obwohl ich in meinem Alltag viel zu tun hatte, fand ich trotzdem Zeit, bei einem deutschlandweiten Wettbewerb mitzumachen: Jugend debattiert. Begeistert nahm ich mir eine Liste und sah, dass die AG auch dieses Jahr wieder stattfand. Zum Glück.

    „Und Liv? Wirst du dieses Jahr wieder mitmachen?", fragte meine Lehrerin mich.

    Sie richtete sich an den Rest der Klasse.

    „Liv gehörte letztes Jahr zu den Besten in ganz Niedersachsen und hat es fast ins Bundesfinale geschafft.

    Also ich finde, das ist einen kleinen Applaus wert", sagte Frau Spengel und klatschte in die Hände.

    Fast die ganze Klasse stimmte mit ein. Alle, außer einer: Josh. Er saß auf seinem Stuhl und sah mich an. Auch als ich zu ihm blickte, sah er nicht weg. Ich konnte nicht einschätzen, was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging. Vermutlich etwas wie: So eine Streberin!

    Die ersten beiden Stunden vergingen wie im Flug. Nach dem Organisatorischen hatten wir noch eine Rechtschreibwiederholung mit Frau Spengel. Das hatte meine Klasse auch wirklich nötig, obwohl ich genau wusste, dass sie das Gelernte sowieso nicht anwenden würden.

    In der Pause ging ich zu den anderen aus meiner Klasse.

    Sie waren draußen vor der Schule und unterhielten sich.

    Manchmal redete ich mit, oft setzte ich mich aber einfach nur hin und hörte Musik oder las etwas. Sollte mein Handy Akku haben…

    Als ich nach draußen ging, fiel mein Blick auf Josh. Er saß an der Bushaltestelle auf einer Mauer und rauchte.

    „Er raucht?, fragte ich überrascht in die Runde. „Wie alt ist er denn?

    „17", antwortete Lea.

    „Wie kann man denn mit 17 in der 10. sein?", fragte ich.

    „Er ist letztes Jahr sitzengeblieben und hatte erst vor kurzem Geburtstag", erklärte Annie.

    Ich schüttelte den Kopf. Er rauchte. Wie konnte man nur rauchen? Natürlich rauchten viele, weil sie Probleme hatten, aber ich hatte dafür trotzdem kein Verständnis.

    „Wisst ihr denn, warum er die Schule gewechselt hat?", fragte Isabel.

    „Irgendein Problem mit Drogen oder so", meinte Annie.

    Ich runzelte die Stirn. Das wurde immer besser.

    Anscheinend hatte er einen perfekten Lebenslauf.

    „Mir hat er erzählt, dass er etwas mit einer Lehrerin hatte und als das herauskam, musste er die Schule wechseln", erzählte Lea.

    „Ich habe gehört, dass er die Lösungen für eine Klassenarbeit aus dem Lehrerzimmer geklaut hat", meinte Jacob.

    „Alles klar…", murmelte ich und sah zu Joshua, der genussvoll an seiner Zigarette zog.

    Wie konnte man nur so dämlich sein? Niemals würde ich mich mit einem Jungen abgeben, der so war wie Josh.

    Was fanden die nur alle an ihm? Okay, er sah ganz gut aus und war cool. Aber im Kopf hatte er anscheinend nichts! Das merkte man doch sofort! Wie hatte er es bitte aufs Gymnasium geschafft?

    „Scheinbar gibt es schon viele Gerüchte über ihn. Was denkst du denn?", fragte Isabel mich.

    „Keine Ahnung. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass er versucht hat, die Schule in Brand zu stecken. Zutrauen würde ich es ihm", sagte ich.

    „Was hast du eigentlich gegen ihn? Du kennst ihn doch gar nicht."

    „Ich kenne Jungs wie ihn. Er kümmert sich nicht um Dinge wie die Schule, fühlt sie wie der Coolste und spielt mit Mädchen."

    Ich spannte meinen Körper an, wie immer, wenn ich wütend wurde. Dieses Verhalten machte mich wütend.

    Isabel lachte jedoch.

    „Das hört sich aber eher nach Frustration an. Kann es sein, dass du dich ärgerst, weil du denkst, dass du keine Chance bei ihm hast?", fragte sie.

    „Niemals! Niemals würde ich mich mit einem Jungen wie ihm abgeben!", widersprach ich.

    Und das war mein voller Ernst. Wie kam sie nur darauf?

    „Ich glaube, du findest ihn besser als du zugibst", meinte Isa.

    „Du hast eine blühende Fantasie, Isa. Wirklich."

    „Wer weiß! Vielleicht steckt hinter seiner Fassade eine herzergreifende Geschichte und er hat eigentlich eine ganz tolle Persönlichkeit", sagte meine beste Freundin.

    „Ja, klar…", erwiderte ich ironisch.

    „Mit deiner Einstellung nimmst du dir nur selbst die Chance, ihn kennenzulernen. Ich finde, du solltest ihn nicht so schnell abschießen. Schließlich kann man einen Menschen nicht nur nach dem Äußeren beurteilen", sagte Isabel.

    Hinter seinem Äußeren steckte sicher nicht mehr als ich vermutete. Vielleicht sah ich sogar noch zu viel in ihm.

    Solche Jungen wie Josh kannte ich gut. Wahrscheinlich interessierten sich seine Eltern auch nicht für ihn und halfen ihm nicht in der Schule, er trank viel Alkohol, rauchte und hatte bestimmt auch schon Drogen genommen. Auf dieses Niveau wollte ich mich nicht herablassen. Ich war zu gut für solche Sachen.

    Die ersten Tage des neuen Schuljahres vergingen und es tauchten immer neue Gerüchte über Josh auf: Er sollte angeblich einer Lehrerin Schlafmittel untergemischt haben. Es wurde auch erzählt, dass er in seine alte Schule eingebrochen war und einige Dinge beschädigt hatte.

    Gerüchten zufolge hatte er außerdem Drogen auf dem Schulhof verkauft. Keine Ahnung, was davon stimmte, möglicherweise auch alles. Ich würde es ihm zutrauen.

    In den ersten Tagen hatte ich weder unter vier Augen noch in der Gruppe mit Josh gesprochen. Ich hielt mich von ihm fern, was vermutlich auch besser so war. Seine Stimme hatte ich auch kaum gehört. Schließlich hörte ich nicht zu, wenn er mit den Anderen sprach. Im Unterricht beschäftigte er sich mit anderen Dingen, melden tat er sich nie. Aber da waren die meisten Anderen aus meiner Klasse auch nicht besser. Manchmal hatte ich das Gefühl, Einzelunterricht zu bekommen.

    Die anderen Mädchen meiner Klasse waren nach wie vor begeistert von Joshua. Mir war klar, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis eine von ihnen seine Freundin wurde. Den ganzen Tag schwärmten sie von ihm, sagten, dass er so gut aussehen würde und so liebevoll war. Ich konnte nur darüber lachen. Angeblich waren auch schon die ersten Freundschaften seinetwegen zerbrochen. Die hatten Probleme, oder?

    Isabel mochte Josh zum Glück nicht so sehr wie die anderen. Sie meinte, dass sie zwar begeistert von ihm war, sich aber nicht vorstellen könnte, etwas Ernstes mit ihm zu haben. So ganz nahm ich ihr das nicht ab, aber eigentlich war es mir egal. Es war ihr Problem.

    Bald schon kam unsere erste Musikstunde mit unserer neuen Lehrerin Frau Evasburg. Sie war eine ältere Frau, deren Falten sich quer über ihr Gesicht erstreckten. Ihre grauen Haare hingen ihr glatt über die Schulter und eine Brille thronte auf ihrer Nase. Eine lange schwarze Kutte überdeckte ihren ganzen Körper.

    Wie wir feststellten, war Frau Evasburg eine sehr selbstbewusste Frau, die uns sogleich dazu aufforderte, uns nicht alles von der Schule gefallen zu lassen. Meine Meinung dazu war ziemlich klar: Die Lehrer saßen am längeren Hebel, weshalb man sich lieber nicht gegen sie auflehnte. Das gab nur Probleme.

    Außerdem verkündete sie uns, dass wir Referate über Komponisten halten würden: „Ihr werdet Referat halten. Immer zu zweit zu einem Komponisten. Wir losen aus, wer welchen bekommt. Ihr könnt dann noch kurz tauschen, aber nur, wenn beide Gruppen damit einverstanden sind. Klar? Findet euch dann jetzt zusammen, damit wir losen können."

    Ich seufzte. Das war immer mein Problem: einen Partner finden. Wenn ich Glück hatte, konnte ich mit Isabel arbeiten. Hatte ich Pech, arbeitete sie mit jemand Anderem und ich war alleine. Heute hatte ich Pech.

    „Tut mir leid. Ich mache schon mit Annie", hatte sie gesagt.

    Toll. Jetzt hatte ich niemanden. Ich sah mich im Raum um, in der Hoffnung, noch einen guten Partner zu finden.

    Alle hatten sich schon zusammengefunden und unterhielten sich. Nur einer saß alleine: Josh.

    Zuerst griff ich nach meiner Wasserflasche und trank einen großen Schluck, um wieder klar denken zu können.

    Ich musste mit Joshua zusammenarbeiten. Mein Blick ging noch einmal gründlicher durch den Raum. Ich überprüfte, ob jemand krank war. Leider nicht. Josh war der Einzige, der übrig war.

    Ich war überfordert. Was sollte ich tun? Ich hatte noch nie mit ihm geredet! Meine erste Reaktion war ein Griff in meine Tasche. Ich holte ein Blatt Papier und einen Stift heraus und fing an, einen Brief zu schreiben. So musste ich nicht mit ihm reden.

    Ich schüttelte den Kopf und zerknüllte den Zettel. Wieso stellte ich mich überhaupt so an? Er war auch nur ein Mensch! Ich würde einfach zu ihm gehen und mit ihm reden.

    Dennoch war ich sehr nervös, als ich bei ihm ankam.

    „Sieht so aus als wären wir jetzt Partner", sagte ich.

    „Dann stell dich schon mal darauf ein, das Referat alleine zu machen. Von mir kannst du keine Hilfe erwarten", meinte Josh.

    Ich sog scharf die Luft ein. Kaum zwei Worte hatte ich mit ihm gewechselt und er brachte mich

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