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Das Leben neben mir
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eBook140 Seiten2 Stunden

Das Leben neben mir

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Über dieses E-Book

Dina ist fast 15 und sehr unglücklich. Gemeinsam mit ihren Eltern muss sie in eine andere Stadt ziehen, weg von all ihren Freunden und weg von ihrem Zuhause.
Und dann ist auch noch die neue Schule eine große Enttäuschung.
Die Schulkollegen sind schrecklich und Dina bemüht sich sehr, ihr Geheimnis, das sie immer mit sich trägt, zu verbergen. Niemand soll erfahren, was vor einiger Zeit passiert ist und auf keinen Fall will sie den Sportunterricht besuchen, denn dann könnte es herauskommen.
Aber in ihrer Klasse interessiert sich sowieso niemand für sie, nur zwei Mädchen aus anderen Klassen wollen mit ihr befreundet sein. Und es scheint so, als ob sich jetzt alles zum Guten wenden würde. Doch dann geschehen schreckliche Dinge und nichts ist mehr so wie es einmal war.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum4. Okt. 2014
ISBN9783847614807
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    Buchvorschau

    Das Leben neben mir - Catharina Thanner

    Neubeginn unfreiwillig

    Freiwillig wäre ich niemals hier. Dachte ich damals.

    Herausgerissen hatten sie mich aus meinem Leben. Innerhalb kurzer Zeit war nichts mehr so, wie es einmal war. Es blieb mir gar nichts anderes übrig als die Situation zu akzeptieren. Die Alternative war nicht brauchbar gewesen. Schon gar nicht in meiner Situation.

    Ich zitterte so stark, dass ich Angst hatte, sie würde es merken. Aber sie konzentrierte sich auf die Straße. Es war ziemlich viel Verkehr heute Morgen und sie kannte sich nicht aus in der Gegend.

    Ich versuchte meine Hände ruhig zu halten und atmete tief ein. Die nächste rote Ampel nutze sie um mich genau zu betrachten. Ich machte nicht mal den Versuch zu lächeln. Erstens hatte ich keine Lust, die heitere, verständnisvolle Tochter zu spielen und zweitens hätte ich sowieso nichts, das einem Lächeln ähnlich gesehen hätte, zustande gebracht. „Es ist alles o.k., sagte ich, nur weil ich irgendetwas sagen musste. Sie gab nicht auf: „Geht es dir wirklich gut? Du weißt, wir könnten wieder umdrehen und nach Hause fahren, wenn du dich krank fühlst! Nun war ich echt genervt, diese übermäßige Fürsorge ging mir auf die Nerven. „Es ist wirklich alles o.k. Mam!", sagte ich, sicher eine Spur zu laut.

    Währenddessen flog draußen die Landschaft vorbei. Obwohl wir mitten in der Stadt waren, gab es hier rechts und links der Straße zwei schnurgerade Alleen mit unzähligen Bäumen. Die Baumkronen trugen weiße Schneehauben, die in der Sonne glitzerten. Fast wie im Wiener Prater an einem sonnigen Spätwintertag. Fast wie zu Hause.

    Mitten in meine Gedanken hinein, tauchte die Schule vor uns auf. Da war schon einiges los, morgens so kurz vor Schulbeginn.

    Und ich, ich fühlte mich jetzt so richtig schlecht und mein Magen zog sich zusammen. Nun war es also soweit. In Gedanken hatte ich das in den letzten Tagen mindestens hundertmal durchgespielt. Wie ich in die neue Klasse reingehen und lässig „Hallo" sagen würde und ganz normal würde ich gehen, so normal wie andere auch. Und wie die anderen neugierig sein würden, auf die aus der Großstadt. Und wie sie mich fragen würden, was ich denn bisher so gemacht hätte und wie es denn in Wien so sein würde und warum ich überhaupt jetzt hier sei und so... Das hatte ich mir gedacht und gehofft hatte ich, dass es o.k. sein würde hier, zumindest ein wenig so wie zu Hause.

    Und dann stand ich da, am ersten Tag in der neuen Schule, in der neuen Stadt. Weit weg von Zuhause. Ich war jetzt da, wo ich überhaupt nicht sein wollte. Und das auch nur, weil mein Vater seinen alten Job geschmissen hatte und wir jetzt hier wohnen mussten. Und deshalb war ich sehr wütend auf ihn. Dass er mir das angetan hatte!

    Ich holte noch mal tief Luft und stieg aus dem Auto. „Alles Gute für deinen ersten Schultag!", rief Mam mir nach. Ich winkte ihr, drehte mich aber nicht mehr um. Ich wollte nicht noch mal ihr besorgtes Gesicht sehen müssen. Langsam ging ich auf das Schultor zu, ganz genau setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ganz vorsichtig und gerade ging ich und hinkte dabei kein bisschen. Das konnte ich, wenn ich mich sehr bemühte, sehr aufmerksam war und nicht zu laufen begann. Heute schaffte ich das, trotz meiner Nervosität. Noch hatte mich niemand beachtet. Die Jungs und Mädels vor der Schule alberten herum und kümmerten sich nicht um mich. Noch ein paar Schritte, dann war ich vor dem großen Eingangstor angekommen. Dann bemerkten sie mich doch, ich spürte ihre neugierigen Blicke. Sie grinsten und tuschelten miteinander. Das fing ja gut an. Mein Magen zog sich noch mehr zusammen und ein sehr unangenehmes Gefühl machte sich in mir breit. Hinkte ich etwa doch beim Gehen oder warum lachten die so offensichtlich über mich? Ich fing wieder zu zittern an und bekam Angst. Was, wenn eine von denen mit mir in eine Klasse ging? Die waren sicher in meinem Alter. Mein Herz klopfte wild und ich hatte das Gefühl, dass ich ihr Gelächter hinter mir hören konnte. Trotzdem hatte ich mich im Griff, das Zittern meiner Hände merkte keiner außer mir. Ich stand jetzt in der Eingangshalle und schaute nach oben. Die Schule machte den Eindruck, als ob sie bereits sehr alt wäre, der Steinboden war mit Schriftzeichen durchzogen, die ich nicht lesen konnte. Fast war ich ein wenig beeindruckt, aber nur fast. Was war das schon gegen meine Schule in Wien. Die war auch alt, aber vertraut. Und es fühlte sich gut an, als ich noch zu Hause in die Schule ging. Es fühlte sich gut an, als ich noch zu Hause in meinem alten Zimmer schlafen konnte. Es fühlte sich alles gut an in meinem alten Zuhause, das wurde mir erst jetzt so richtig klar. Das Leben war schön, dort wo ich zu Hause war, meistens jedenfalls. All das dachte ich, als ich nun durch diese neue Schule ging.

    Die Realität holte mich ein. Es war fünf Minuten vor acht und ich musste möglichst schnell meine neue Klasse finden. Inzwischen strömten immer mehr Schüler durchs Schultor und liefen in alle Richtungen davon. Ich begann zu schwitzen und mein Magen zog sich wieder zusammen, so wie er das in den letzten Tagen bereits mehrmals gemacht hatte. Ich fühlte mich ziemlich alleine und hilflos und so sah ich wahrscheinlich auch aus. „Hallo, bist du neu hier? Ich erschrak, als mich jemand von hinten ansprach. Eine große Blonde stand vor mir und schaute mich neugierig an. Jetzt sollte ich etwas sagen: „Ja, ich habe heute meinen ersten Schultag hier. Weißt du zufällig wo die 5 M ist? „Natürlich weiß ich, wo die 5 M ist! Ich gehe schließlich in die 5 N, das ist die Klasse daneben!, sagte die Blonde grinsend und zog mich mit sich. Ein Stockwerk höher, zweimal um die Ecke und wir waren vor der 5 M angekommen. „Also, dann mach’s gut! Ich heiße übrigens Toni, na ja, eigentlich Antonia!, rief mir die Blonde zu und noch bevor ich mich bedanken konnte, war diese Toni in ihrer Klasse verschwunden.

    Gleich daneben war also meine neue Klasse, die 5 M. Ich öffnete die Türe und ging langsam rein. Ungefähr die Hälfte der Kollegen waren schon da, also probierte ich es mit: „Hallo! und schaute mich um. Einige der Jungs und Mädels sagten „Hallo, ein paar starrten mich einfach nur an. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen: „Wo ist noch frei? Ein Junge mit rotblonden Haaren zeigte schweigend auf den Platz neben sich. „Danke, sagte ich und passte genau auf, mich möglichst lässig in den Stuhl fallen zu lassen, ohne dass ich schwankte oder unsicher wirkte. Im selben Augenblick kam eine Gruppe laut lachender Mädels in die Klasse und die erkannte ich sofort. Es waren genau die, die draußen vor dem Schultor über mich geredet und gelacht hatten. Aber ich tat so, als ob ich nichts bemerkt hätte und räumte meinen Rucksack aus. Da läutete die Schulglocke und eine kleine schlanke Frau kam rein. Ich kannte sie, es war die Lechner, meine neue Klassenlehrerin. Als ich mit meinem Vater zur Anmeldung hier war, hatte die Direktorin sie uns vorgestellt. Die Lechner nickte mir freundlich zu und sagte laut: „Guten Morgen! Es freut mich, dass wir heute eine neue Schülerin bei uns begrüßen dürfen. Dina Gärtner kommt aus Wien und war dort bereits auf einem Musikgymnasium. Herzlich willkommen, Dina! Ich hoffe, du wirst dich bei uns wohlfühlen! Und dann wandte sie sich mit ernster Miene an die Klasse und sagte: „Und euch bitte ich, Dina zu helfen, sich gut bei uns einzuleben! Ich hoffe, ich kann mich auf euch verlassen! Sie lächelte mir nochmals zu und ich lächelte zurück. Dann startete sie und gab ein unglaubliches Tempo vor, ich war überrascht wie viel Lernstoff sie in eine Deutschstunde reinpackte. Das konnte ja heiter werden! In meiner alten Schule waren wir nicht so weit, hoffentlich schaffte ich das hier! Ich war so in Gedanken, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass mich mein Nachbar, der Rotblonde, die ganze Zeit anstarrte. Irritiert schaute ich weg. Um alles mitzubekommen, was die Lechner da an Unterrichtsstoff brachte, musste ich mich ziemlich konzentrieren. Ich wollte mich schließlich nicht gleich an meinem ersten Tag hier blamieren, sollte sie auf die Idee kommen, mich was fragen. Aber die Lechner war gnädig, sie ließ mich in Ruhe und warf mir nur ab und zu einen aufmunternden Blick zu. Als die Stunde zu Ende ging, war ich trotzdem erleichtert. Eines stand mit sofortiger Wirkung fest, in Deutsch musste ich mich ziemlich anstrengen, damit ich bei dem Tempo mitkam! Die Klasse war scheinbar wenig beeindruckt von der Lechner und ihrem Vortrag, die meisten saßen gelangweilt da oder machten irgendwas anderes, wie zum Beispiel SMS zu schreiben, Wörter auf Zetteln zu kritzeln oder miteinander zu quatschen. Einige wenige von ihnen hatten aufgepasst, was die Lechner so erzählt hatte und kaum war sie rausgegangen, brach ein ohrenbetäubender Lärm aus. Ich konnte kaum glauben, dass es hier so laut werden konnte, nur weil die Pause begonnen hatte. Einige kreischten herum, Gegenstände flogen durch die Luft und laute Musik hämmerte aus irgendeinem Gerät. Wieder kümmerte sich niemand um mich, scheinbar interessierte es keinen, wo ich herkam, was ich so machte und warum ich in diese Stadt gezogen war. Aber heute war es mir sowieso lieber, dass mich alle in Ruhe ließen, denn mir war ganz und gar nicht nach Plaudern zumute. Der Rotblonde neben mir war gleich zu Beginn der Pause aus der Klasse verschwunden und bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht. Da läutete es und die nächste Stunde begann. Langsam ließ der Krach nach. Auf dem Stundenplan stand Mathe, aber kein Lehrer tauchte auf. Es vergingen zwanzig Minuten und niemand kam, aber das schien keinen meiner neuen Kollegen zu interessieren. Die meisten standen in Gruppen zusammen und unterhielten sich. Niemand interessierte sich für mich. Der Rotblonde neben mir las in einer Autozeitschrift und ignorierte mich ebenfalls. Ich fühlte mich ziemlich alleine in dieser eigenartigen Klasse und wusste nicht, was ich von den neuen Kollegen halten sollte.

    In meiner alten Klasse war alles anders. Wir waren so was wie eine Gemeinschaft und miteinander befreundet. Der Gedanke an meine Freunde in Wien schlug sich schlagartig auf meine Stimmung und ich musste sehr schnell an was anderes denken, sonst kam im schlimmsten Fall noch das heulende Elend über mich. Endlich läutete die Schulglocke und die Stunde ohne Lehrer war zu Ende. Keiner meiner neuen Kollegen hatte etwas unternommen. In meiner alten Schule war es üblich, dass man im Konferenzzimmer nachfragte, wenn ein Lehrer nicht zum Unterricht erschienen war. Aber das kam sehr selten vor, denn wenn einer der Lehrer krank war oder aus einem anderen Grund nicht unterrichten konnte, wurde er von einem anderen vertreten.

    Wieder mal wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, denn Toni, das Mädel aus der Nachbarklasse, stand plötzlich vor mir. „Na du, wie war’s, hast du deine neuen Kollegen schon kennengelernt? Die sind ja besonders toll! Ich wusste nicht, was sie damit meinte. „Naja, du wirst dich schon einleben, bist ja schließlich deutschsprachig! Wieder wusste ich nicht, was ich darauf sagen sollte und was das mit „deutschsprachig bedeuten sollte, war mir völlig rätselhaft. Hoffentlich meinte sie nicht meinen Wiener Dialekt. Naja, Dialekt konnte man das eigentlich nicht nennen. Wir sprachen in Wien meist hochdeutsch in der Schule, das war so üblich dort. Und viele meiner Freunde sprachen auch außerhalb der Schule so. „Wienerisch war bei uns nicht so üblich. Vielleicht sprach ich doch zuviel hochdeutsch oder warum sagte sie „deutschsprachig"? Ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte. Doch bevor ich ihr sagen konnte, wo ich herkam, redete sie schon weiter:

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