Jo und die Unbezähmbaren: Ein jeder ist einzigartig
Von Rita Mintgen, Karsten Mohr und Susanne Koß
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Buchvorschau
Jo und die Unbezähmbaren - Rita Mintgen
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Impressum:
Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© 2019 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstraße 10, 88085 Langenargen
Telefon: 08382/9090344
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Titelbild und Illustrationen: Susanne Koß
ISBN: 978-3-86196-869-6 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-96074-138-1 - E-Book (2020)
Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de
*
Inhalt
Der Neue
Sportstunde
Jos Schulalltag
Gemobbt und ausgebremst
Der Nachbarsjunge
Annäherung
Der Überfall
Im Krankenhaus
Befragungen
Vertrauen
Freunde
Montag
Jos persönliche Geschichte
Winter
Eiszeit
Das Basketballteam
Krankenbesuch
Das ganz besondere Weihnachtsfest
Monate später
Die Akteure dieser Erzählung
Danksagung
Die Autoren
*
Der Neue
Der Schultag der Klasse 4b verlief heute wie an vielen anderen Vormittagen. Die Schüler waren mit zahlreichen Dingen beschäftigt, nur nicht mit dem Unterricht. Sie hörten Musik über ihre Kopfhörer, schauten auf ihre Handys oder schrieben sich gegenseitig Zettelchen. Manchmal hörte man auch ein Lachen oder ein Aufstöhnen.
Frau Knopf, die junge Religionslehrerin, hatte es zwischenzeitlich aufgegeben, die Schülerinnen und Schüler zu ermahnen oder eine Beschwerde im Direktionszimmer vorzubringen. Denn nicht nur sie hatte ein Problem mit der Klasse, nein, von allen Seiten hörte man nicht allzu viel Gutes von der Klasse 4b. Es war nur noch nicht gelungen, den eigentlichen Störer ausfindig zu machen, denn eine große Gruppe der Klasse, Die Unbezähmbaren nannten sie sich, hielt wie Pech und Schwefel zusammen. Und die übrigen sagten nichts, da sie sich vor der Rache der Gang fürchteten.
Genauso war es heute, als ein hartes Klopfen und das anschließende ruckartige Öffnen der Klassentür Frau Knopf völlig aus dem Konzept brachte. Vor Schreck fiel ihr der Zeigestock aus der Hand und polterte zu Boden. Genau vor die Füße des Schuldirektors, der nun neben sie getreten war. Eingeschüchtert schaute Frau Knopf ihren Chef an, zuckte dann mit den Schultern und hörte ihm zu.
Herr Oberhauser, der Schuldirektor, wandte sich nach einem starken Räuspern an die Klasse. „Guten Morgen, alle miteinander, hört mir bitte einen Augenblick zu."
Er wartete einen Augenblick auf die verhaltenen Reaktionen und sagte nun etwas strenger: „Würden die Damen und Herren die Handys ausschalten, die Kopfhörer abnehmen und mir einen Moment ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken?"
Er schaute streng in die Runde und gewann sofort die Aufmerksamkeit aller Schüler.
„Geht doch!, sagte er und sprach nun in einem sanfteren Ton weiter: „Ich möchte euch einen neuen Schüler vorstellen, der ab heute in eure Klasse kommt. Ich bitte euch, ihm Hilfestellung zu geben und ihn in die Gemeinschaft aufzunehmen.
Die Schüler reagierten kaum. Der eine oder andere widmete sich sofort wieder anderen Dingen. Herr Oberhauser ging schnellen Schrittes zurück zur Tür, öffnete diese weit und trat einen Schritt zur Seite. Einen Moment dauerte es noch, dann rollte ein blasser Junge im Rollstuhl zur Tür herein und blieb vor der Klasse stehen.
Der Direktor schloss die Türe hinter ihm, trat neben den Rollstuhl und sagte laut. „Dies ist Johannes, Johannes Mohr!"
Die Mitschüler starrten nun alle den Jungen im Rollstuhl an. Aber niemand sagte etwas. Daher sprach der Direktor weiter. „So Johannes, dies sind deine neuen Mitschüler der Klasse 4b. Sicherlich werdet ihr euch in den nächsten Tagen näher kennenlernen. Schau erst einmal, an welchem Tisch du am besten sitzen kannst. Aber ich glaube, Frau Knopf, deine Religionslehrerin, wird sich um alles Weitere kümmern!"
Er schaute die Lehrerin an, die nun ergriffen auf Johannes zukam. Sie streckte ihm die Hand entgegen und hieß ihn herzlich willkommen.
Der Schulleiter hatte sich zwischenzeitlich zurückgezogen. Frau Knopf wies auf den Tisch in der ersten Reihe. „Magst du vielleicht dort Platz nehmen, Johannes?, fragte sie und zeigte auf den Tisch am Fenster. „Dort neben Laura ist ja noch ein Plätzchen frei.
Johannes rollte auf den angewiesenen Platz zu. An seinem Tisch stand natürlich noch der Stuhl, der zunächst einmal weggerückt werden musste. Doch niemand schien dies zu bemerken.
Dann jedoch eilte Frau Knopf herbei und nahm den Stuhl schnell weg. „So, sagte sie zu Johannes, „geht es wohl leichter.
„Ja, danke, antwortete er und rückte seinen Rollstuhl gekonnt an den Tisch. Anschließend wandte er sich seiner Tischnachbarin zu und begrüßte Laura freundlich. Diese schaute einmal auf, antwortete kurz und knapp „Hallo
und rückte gleich ein wenig von ihm weg.
Johannes hörte hinter sich eine männliche Stimme laut und deutlich sagen: „Da haben wir ja die richtigen zwei zusammen. Die Dicke und der Krüppel."
Johannes schaute sich um. Er blickte in zwei kalte blaue Augen, die ihn fixierten. Der Junge nickte und sagte „Ja, genau dich meine ich!" Dann begann er zu lachen und die meisten Mitschüler fielen in das Gelächter ein.
Frau Knopf hatte sich derzeit wieder der Tafel zugewandt. Sie war ganz in ihren Unterrichtsstoff vertieft und hatte diese letzten Worte gar nicht gehört.
Als endlich die Schulglocke erschallte und somit die Schulstunde beendete, strebten die Mitschüler schnell nach draußen. Johannes jedoch blieb erst einmal still an seinem Platz. Er war in Gedanken versunken. Viele Fragen gingen ihm gleichzeitig durch den Kopf.
„Wo, so dachte er, „bin ich hier gelandet?
Sollte es hier noch schlimmer sein als auf der letzten Schule?
Warum nur musste seine Familie wieder einmal umziehen? Konnte sein Vater nicht irgendwann einmal in seinem Beruf an einem Ort bleiben dürfen?
So erlebte Johannes diesen ersten Tag an der neuen Schule. Und hatte wieder dieses mulmige Gefühl wie jedes Mal, wenn er irgendwo als Neuer erschien. Auch hier, das war ihm klar, musste er sich durchkämpfen, ehe er akzeptiert wurde. Er war froh, als endlich die Schulglocke das Ende des Unterrichtes ankündigte. Als Letzter verließ er das Klassenzimmer und fuhr auf den Parkplatz vor das Schultor, auf dem sicherlich schon das Taxi auf ihn wartete, das ihn, wie künftig an jedem Schultag, nach Hause bringen sollte.
Am Abend fragten natürlich Johannes’ Eltern, wie der erste Schultag verlaufen sei. Johannes gab ihnen einen kurzen Einblick, wobei er keine Einzelheiten, insbesondere nicht die Beleidigungen des Klassenkameraden hervorhob. Denn er wollte nicht, dass sich jemand einmischte, und er wollte auch nicht, dass sich seine Eltern sorgten.
In der Nacht hatte Johannes wieder einmal diesen fürchterlichen Traum. Er durchlebte zum wiederholten Mal seinen tragischen Unfall, der ihn seit etwa drei Jahren an den Rollstuhl fesselte. Irgendwann