Die Mentorin
Von Eva Janssen
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Über dieses E-Book
Da erhält sie den Auftrag, die Lehramtsanwärterin Rebekka Wiesner als Mentorin zu betreuen ...
Ein entlarvender, bitterböser Roman über den Umgang mit Macht.
Eva Janssen
Eva Janssen wuchs im Kölner Friesenviertel auf. Nach ihrer Ausbildung in der Grafikabteilung des DuMont Buchverlages studierte sie Germanistik und Slawistik in Köln und am Gorki-Institut in Moskau. Im Anschluss war sie als freie Übersetzerin, Referentin und Kritikerin tätig. Heute arbeitet die Autorin als Lehrerin in der Erwachsenenbildung. "Marienbilder" ist ihr vierter Roman. Eva Janssen ist verheiratet und hat zwei Kinder.
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Buchvorschau
Die Mentorin - Eva Janssen
Zur Autorin dieses Buches
Eva Janssen wuchs im Kölner Friesenviertel auf. Nach ihrer Ausbildung in der Grafikabteilung des DuMont Buchverlages studierte sie Germanistik und Slawistik in Köln und am Gorki-Institut in Moskau. Im Anschluss war sie als freie Übersetzerin, Referentin und Kritikerin tätig. Heute arbeitet die Autorin als Lehrerin in der Erwachsenenbildung.
Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Für Lara
Vorbemerkung
Die Figuren und Lebensgeschichten dieses Kurzromans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Lünen, 3.März
Roman hat mir dieses Buch geschenkt. Es riecht so gut nach dem Ledereinband und dem Büttenpapier. Das ist lieb von ihm. Er hat es auf dem Weihnachtsmarkt für mich gekauft, sagt er. Also hat er es schon länger für mich aufgehoben. Gestern hat er es mir dann zu meinem 38. Geburtstag geschenkt. „Damit du etwas ganz alleine für dich hast. Deinen eigenen Raum zum Atmen. Dein Refugium sozusagen."
Es überrascht mich, dass er meint, ich brauche das, wo wir drei doch rundum glücklich sind. Aber natürlich werde ich ihm den Gefallen tun, vor allem, weil er sich so liebevoll Gedanken um mich gemacht hat. Ich werde dich, mein Buch, also benutzen, um meine Gedanken wandern zu lassen, und vielleicht auch, um mich später an diese Zeit erinnern zu können. Um Raum zum Atmen zu finden, wie Roman sagt.
Ja, das werde ich tun.
Lünen, 6. März
Lukas hat heute Nacht geweint. Ich habe ihn aus dem Bettchen geholt und herumgetragen. Aber er wollte sich erst gar nicht beruhigen, der kleine Mann. Schließlich sind wir beide auf dem Sofa eingeschlafen. Er hat auf meinem Bauch gelegen und ist zuerst ganz schwer und warm geworden. Daran merke ich immer, dass er einschläft, und dann entspanne ich mich auch. Er sah aus, als würde er sich nach langen Kämpfen dem Schlaf ergeben, gegen den er sich so gewehrt hat. Ich habe ihn dann noch eine Weile betrachtet. Er ist so süß und zerbrechlich, wenn er so erschöpft daliegt, mit offenem Mündchen und ganz roten Bäckchen. Er ist mein ganzes Glück! Nie darf ihm etwas Schlimmes zustoßen. Ich behüte ihn.
Lünen, 8. März 2017
Ich hatte ganz vergessen, die Jahreszahl zu schreiben. Wer weiß, ob ich mich später noch daran erinnern werde, in welchem Jahr ich das hier geschrieben habe? Aber das ist ja Unsinn! Ich werde es immer an Lukas´ Alter errechnen können. Seine Geburt war schließlich eine einschneidende Veränderung in meinem, unserem Leben.
Lukas schläft und Roman hämmert unten im Wohnzimmer an den Fußleisten herum! Hoffentlich wacht Lukas nicht auf! Es ist so gemütlich in unserem Heim, wenn es auch noch nicht fertig ist.
In der Schule läuft alles zum Besten. Auch wenn die Kinder oft schwierig sind und sich nicht immer gut verhalten. Aber es ist ja meine Aufgabe, ihnen zu helfen. Und das tue ich gerne. Ich werde darauf achten, dass Lukas sich später in der Schule und auch schon vorher im Kindergarten benimmt. Eine gute Erziehung ist doch die Grundlage für das ganze weitere Leben.
Die Kinder in der Schule tun mir oft leid. Schließlich können sie ja nichts für ihre Elternhäuser. Ich bin dankbar dafür, dass es uns so gut geht!
Manchmal gibt es etwas Stress mit Silke. Aber wo gibt es keinen Stress? Das gehört einfach zum Leben dazu. Angelika hat sich früher mehr um uns gekümmert, hatte ein Auge für unsere Situation. Außerdem hat sie nicht andauernd die Chefin raushängen lassen. Im Gegenteil! Sie hat uns und unsere Vorschläge ernstgenommen, hat uns unterstützt in unserer Arbeit. Silke dagegen meint, alles, was wir tun, kontrollieren zu müssen. Aber das ist ihr Problem, nicht meins. Ich komme damit schon klar. Alles andere wäre ja auch unprofessionell. Ich konzentriere mich einfach weiterhin auf meine erfolgreiche Arbeit.
Alles in allem läuft mein Leben in guten Bahnen. Und dass ich meine Gedanken darüber in diesem Buch niederschreiben und vertiefen kann, erhöht mein Glücksgefühl noch. Roman hatte also Recht, als er davon sprach, dass mir dieses Buch Kraft und Selbstvertrauen geben würde.
Lünen, 30. März 2017
So lange hatte ich keine Zeit mehr zu schreiben! Es gab einfach zu viel zu tun. Ach! Mein Leben ist so prall und voll!
Ich habe die ersten Seiten, die ich bereits geschrieben hatte, noch einmal durchgelesen. Wie glücklich wir sind, Roman, Lukas und ich! Auf meiner Arbeit kann ich viel bewirken, kann schwächere und benachteiligte Kinder unterstützen. Und den Rest des Ausbaus werden wir auch noch überstehen. Da bin ich zuversichtlich. Roman ruft nach mir. Ich muss Schluss machen.
Lünen, 31. März 2017
Der komplette Strom ist ausgefallen! Roman hat aus Versehen beim Fliesenlegen oder Bohren irgendeine Leitung getroffen. Das kann passieren. Schließlich ist er kein ausgebildeter Installateur, sondern ein Amateur in all diesen Dingen. Aber dafür macht er es sehr gut. Bei so einem Ausbau wird das Leben oft zum Abenteuer. Über Langeweile können wir jedenfalls nicht klagen.
Natürlich brauchen wir dringend Strom, um abends Lukas´Mahlzeiten aufwärmen zu können, um ihn zu baden und zu waschen. Denn die Therme springt ja ohne Strom auch nicht an. Und der Elektriker kommt erst morgen.
Roman hat irgendeinen Gaskocher besorgt und gemeint, ich solle mich nicht aufregen. Das könne schonmal passieren, wenn man alles selber macht. Es ist lieb von ihm, mich zu trösten. Schließlich muss ich mich um Lukas kümmern!
Zum Glück schläft Lukas schon. Ihn hat die Aufregung sicher müde gemacht. Wie genau er spürt, wenn etwas mal nicht