Das Mädchen und der verlorene Traum: Die Geschichte von Marie und Titus Band 2
Von Markus Fels
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Über dieses E-Book
Markus Fels
Der Anfang der siebziger Jahre in Essen geborene Autor Markus J. Fels weiß seine Leser mit unkonventionellen Psychothrillern zu begeistern. Dabei lässt er die urbane Romantik und das besondere Flair des Ruhrgebiets, insbesondere seiner Heimat Essen in seine Romane einfließen. Kuriose Situationskomik und Wortwitz sind ein weiteres Merkmal seiner besonderen Geschichten. Als begeisterter Historien und Lost-Places Fan erkundet er auf Streifzügen durch das Ruhrgebiet immer neue Locations für seine Romane und findet Inspirationen in gut beobachteten Details der Landschaften, Orte und Menschen seiner Umgebung, die er in längeren Texten, aber auch in Kurzgeschichten und Gedichten verarbeitet.
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Das Mädchen im Regen: Die Geschichte von Marie und Titus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
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Das Mädchen und der verlorene Traum - Markus Fels
Ein ruhrgebiets Krimi Teil 2
Das Mädchen und der verlorene Traum
Ein Ruhrgebiets Krimi Teil 2
von
M.J. Fels
Das mädchen und der verlorene Traum
von
M.J. Fels
This book is a work of fiction. Names, characters, places and incidents are either the product of the author's imagination or are used fictionally. Any resemblance to actual persons, living or dead, or to actual events or locales is entirely coincidental.
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Version 2017.04.22
1 BREAKDOWN
Freitag, 23:02
Blinkendes Blaulicht auf regennassem Asphalt. Hektische Bewegungen, Rufe, das Geräusch eines Martinhorns, ein schnell davon fahrender Notarztwagen. Blitzlichter von Handys, Gaffer die Fotos machen. Doch all das erreicht mich nicht. Ich sitze auf der Trage eines Krankenwagens. Ein Arzt kümmert sich um meine Schussverletzung, ein glatter Durchschuss. Es ist egal, alles ist in diesem Moment egal. Ich starre ins Leere und sehe doch nur Maries Gesicht. Rebecca steht direkt vor der Trage und will mich trösten, doch der Arzt hält sie zurück. Ich bleibe stumm. Es gibt nichts mehr zu sagen. Die Rettung war in letzter Sekunde gekommen. Mark hatte eine Nachricht über sein Mobiltelefon an Rebecca geschickt, diese konnte letztendlich den Polizisten überzeugen. Die Rettung war in letzter Sekunde gekommen, oder war es bereits zu spät? Ich finde keine Antwort, ich finde keinen Gedanken. Mein Kopf ist leer. Eine Windböe treibt den kalten Regen in mein Gesicht. Ich spüre es nicht. Alles ist wie taub. Geräusche dumpf und in weiter Ferne, Blicke die mich treffen, ich sehe sie nicht. Die Hand des Arztes, der mich sanft auf die Liege zurück drückt, ich spüre sie nicht.
Ich falle, haltlos, tiefer und tiefer in einen bodenlosen Abgrund, es gibt keinen Halt. Maries Gesicht entfernt sich von mir und verblasst in der Dunkelheit. Die Türen des Krankenwagens, in dem ich liege, werden zugeschlagen, dann setzt er sich in Bewegung. Die Sirene heult auf, um uns Vorrang zu verschaffen. Doch mich müssen sie nicht retten. Ohne Marie, was zählt es, wenn ich überlebe? Leben - ohne Liebe nur eine leere Hülle, zwecklos, bedeutungslos. Rebecca sitzt mit im Krankenwagen, rechts neben der Liege. Sie hat so lange auf den Arzt eingeredet, bis dieser sie mitfahren lässt. Sie hält meine Hand und streicht mir tröstend über die Stirn. Abermals breche ich in Tränen aus.
Weiße kahle Wände, kaltes Neonlicht. Eilig ziehen sie die Liege durch den Flur, der direkt zur Notaufnahme führt. Hektische Rufe. Eilige, professionelle Handgriffe. Perfektionierte Arbeitsabläufe. Ohnmacht, ihr Geist treibt davon. Dunkelheit umgibt sie, die Geräusche verstummen. Zurück bleibt Stille. Sie schwebt. Ist federleicht. Ihr Geist von ihrem Körper getrennt, unsagbar leicht, befreit von jeglicher Last. Ist es Zeit zu gehen?
Keine Schmerzen mehr, keine Gewalt, keine Angst, kein Leid, keine Liebe. Dieses Gefühl vermisst sie am meisten. Sie hatte gehofft, dass sie es mit Titus hätte erleben können. Doch ein anderes Gefühl umfängt sie, befriedigt all ihr Verlangen. Hüllt sie ein in Wärme und Geborgenheit, füllt sie mit Zufriedenheit und Glückseligkeit. Bringt sie an einen Ort, an dem alles beginnt. Sie schließt die Augen und lässt sich forttragen.
Als Marie ihre Augen wieder öffnet, findet sie sich auf einer herrlichen Wiese liegend wieder. Sie liegt nackt auf den taufeuchten Halmen, doch sie verspürt keine Scham. Mit fließenden Bewegungen richtet sie sich auf und blickt sich um. Es ist angenehm warm. Eine leichte Brise streicht über ihren unbedeckten Körper. Die Wärme eines fernen Gestirns strömt durch ihren Körper und sie fühlt sich befreit. Hier will sie bleiben.
Als ich aus der Narkose erwache, erkundige ich mich sofort nach Marie. Das Schlimmste befürchtend, starre ich den Arzt an. Keine zehn Minuten später, stehe ich an Maries Bett.
Ein Geräteturm baut sich neben ihrem Bett auf. Kontrollmonitore registrieren ihre Lebenszeichen. Ein unförmiger, klobiger Plastikschlauch steckt in ihrem Mund. Sie wird künstlich beatmet. Kabel, die in Elektronen enden, kleben auf ihrer Haut. Das gleichmäßige Piepen der Geräte, das Zischen des Beatmungsapparates, und inmitten dieses Alptraumes meine geliebte Marie. Ihre Haut ist bleich, fast durchscheinend. Sie kommt mir wie ein Geist vor. Ich frage mich wie viel Leben noch in ihrem so leblos erscheinenden Körper ist. Rechne jede Sekunden damit, dass sich hinter mir die Tür öffnet, mich ein Arzt zur Seite nimmt und mir die schrecklichste aller Nachrichten versucht beizubringen. Marie, warum habe ich nicht mehr um dich gekämpft? Warum hast du es nicht zugelassen, dich zu lieben? Warum hast du es dir verboten, mich zu lieben? Was zog dich in dieses Leben, das du gelebt hast? Was lockte dich auf den falschen Weg?
Ich greife nach ihrer Hand, so leicht, so klein in meiner. Gebe ihr einen sanften Kuss auf ihre Stirn. Ihre Haut, so kalt, so blass, wie Elfenbein, so zart.
Die Tür hinter mir öffnet sich. Ich merke es, als plötzlich das grelle Licht der Flurbeleuchtung in das abgedunkelte Zimmer in dem Marie liegt, flutet. Ich will mich nicht umdrehen. Halte Maries Hand fest, will sie nicht mehr loslassen. Nie mehr in meinen Leben will ich sie loslassen. Eine Hand legt sich auf meine Schulter.
Herr Mann, es ist besser, wenn sie sich jetzt erst einmal selbst ein wenig Ruhe gönnen.
Sie wird sterben.
Wir haben Frau Breyl in ein künstliches Koma versetzt. Ihre Verletzungen sind bedrohlich. Doch, wenn sie stark ist, dann wird sie es schaffen.
Marie ist stark, denke ich und gebe dem Drängen des Arztes nach. Doch aufzustehen und ihre Hand loszulassen kostet mich beinahe mehr Überwindung, als ich in diesem Moment aufbringen kann. Ich erhasche einen Blick des Arztes, der mir Mut machen will.
Jessica hat sich von einem Taxi nach Hause bringen lassen. Als sie auf dem Rücksitz Platz nimmt, ist ihr bewusst, dass sie der Taxifahrer im Rückspiegel fassungslos anstarrt. Sie gibt ja auch ein katastrophales Bild ab. Ihre Haare total zerzaust und staubig. Obenherum nur mit einem Bustier bekleidet, da sie ihr T-Shirt ja notdürftig als Verband gebraucht hat. Ihre Jeans an den Knien fast durchgescheuert und rechts in Höhe ihres Oberschenkels eingerissen. Wann ihr das passiert ist, kann sie beim besten Willen nicht sagen. Horror pur waren die vergangenen Stunden gewesen. Sie kann noch immer nicht so recht glauben, dass sie mit Hilfe der alten Frau, Emma, erinnert sie sich, diesem Verbrecher und dem unterirdischen Bunkerlabyrinth entkommen konnte.
Von Ratzeburger hält mit vor Wut zitternden Händen sein Handy in der Hand. Das Display zeigt ein Foto auf dem Maria auf einer Trage liegend gerade in den Notarztwagen geschoben wird. Darunter - Die Zeitungen werden morgen voll damit sein: Blutiger Machtkampf im Dortmunder Rotlichtmilieu. Die polizeilichen Ermittlungen laufen schon. Eine Sekunde später ruft er bei Mike an. Was ist das für eine riesen Sauerei!
Doch Mike lässt sich nicht von ihm beeindrucken. Wirbelt mächtig viel Staub auf. Burak war immer schon etwas unüberlegt
, sinniert er.
Er bringt noch das ganze Projekt mit seinen Alleingängen in Gefahr
, knirscht von Ratzeburger. Er sieht halt auch nur, wo er bleibt in diesem Spiel um Macht, Geld und schönen Mädchen
, erwidert Mike einfältig. Ratzeburger schüttelt angewidert seinen Kopf. In den ungebildeten Schichten, in welchen sich Mike, Burak und Konsorten sich herumtrieben, mochte das so sein. Doch auf dem Level, auf welchem sich von Ratzeburger bewegte, ging es doch ganz anders zu.
Wo hält Burak sich jetzt auf?
, will er von Mike wissen.
Die Ratte ist erst mal untergetaucht. Spurlos von der Bildfläche zu verschwinden, war schon immer ein besonderes Talent von ihm. Aber glauben sie mir, solange diese Marie noch lebt, wird er früher oder später wieder auftauchen um die Sache zu Ende zu bringen.
Die Sache mit dieser Marie zieht mir schon zu große Kreise.
, beschwert sich von Ratzeburger.
Nun, ich habe auch von den Polizeiaktionen gehört. Ich habe nichts zu befürchten. Meine Spuren sind verwischt. Ihre auch?
Nach diesen Worten legt Mike auf. Er hatte sich dem Mann in Erinnerung gerufen. Mike wusste, wenn es schmutzige Arbeit zu erledigen geben würde, wäre er im Geschäft, und er hatte keine Skrupel dabei gegen Burak vorzugehen, auch wenn sie für Yusuf auf einer Seite gearbeitet hatten. Er schuldete Burak nichts. Marie war ihm ebenso egal. Sie zählte in seinen Plänen nichts. Doch, wenn sie zu einer Gefahr für von Ratzeburger werden würde, hatte Mike auch in dieser Richtung keine Skrupel, ordentlich aufzuräumen. Er war nun mal der Mann für die Drecksarbeit, doch er wusste, sich bezahlen zu lassen.