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Die Glocke
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eBook958 Seiten14 Stunden

Die Glocke

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Über dieses E-Book

Die Glocke spielt in den USA der 1920er Jahre und befasst sich mit der aufstrebenden Mafia und der daraus resultierenden Spirale aus Gewalt und Tod. Aus der auktorialen Perspektive von dem Exmafiosi Mason, dem gutherzigen Soldaten Fin und der wohlbehüteten Hollie werden deren unterschiedliche Versuche, den Kreislauf zu durchbrechen und ein friedliches Leben zu führen, beschrieben. Dieses Unterfangen wird nicht nur die widerkehrenden Dämonen der Vergangenheit erschwert, sondern auch durch die Liebe, die Hollie für beide Männer empfindet.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum20. Sept. 2016
ISBN9783738084955
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    Buchvorschau

    Die Glocke - Elle West

    Kapitel 1

    Die Glocke

    Hell’s Kitchen, New York, 1925

    Er saß an einem Tisch in einer illegalen Jazzbar, die trotz Prohibition Alkohol ausschenkte, so wie jede illegale Bar, die weiterhin bestehen wollte. Seine Hände fuhren über das Wachstischtuch, das seine besten Zeiten hinter sich hatte, wenngleich das schummrige Dämmerlicht seine Unansehnlichkeit gut zu verbergen vermochte. Dann griff er unter den Tisch, zog sich seine schwarze Reisetasche auf den eigenen Schoß, öffnete den Reißverschluss, nicht ganz, nur ein Stück weit, sodass er hinein sehen konnte. Die Dollarnoten stapelten sich scheinbar ungeordnet in seiner Tasche und ließen ihn augenblicklich grinsen. Er berührte die Scheine eines Bündels, ließ sie wie ein Daumenkino tanzen. Er hatte alles richtig gemacht. Deshalb schätzten die Menschen Geld so sehr. Nichts gab einem Mann so sehr das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, wie Geld.

    Er zog einen 50 Dollarschein hervor und legte ihn auf die Tischplatte, stellte den Boden seines Glases auf eine Ecke, um ihn dort zu befestigen. Dann schloss er den Reißverschluss und erhob sich, den Griff der Tasche mit fester Hand umschlossen.

    Während er die Bar über einen Hinterhof verließ, achtete er darauf, dass ihm niemand folgte, ihn niemand auch nur ungewöhnlich neugierig beobachtete. Das Geld sorgte für Zufriedenheit, aber auch für Angst. Es war nicht nur sein Geld. Einen Teil davon musste er an seine Partner abtreten. Dennoch war er mit sich selbst und seinem Verhandlungsgeschick zufrieden. Das Risiko, dass sie alle eingingen, er jedoch bei Weitem am meisten, wie er fand, hatte den Preis eben erhöht. Er hatte argumentiert und einen größeren Gewinn heraus geholt. Seine Partner hatten ihn gewarnt, diesen Weg einzuschlagen, hatten ihm verbieten wollen, dem Boss ein solches Angebot zu unterbreiten. Sie hatten gesagt, er solle nicht gierig werden, weil dies bekanntlich im Verderben endete. Also würde er die 20 Prozent, die er gegen alle Ratschläge heraus gehandelt hatte, in die eigene Tasche stecken. Damit würde nicht nur er zufrieden sein, sondern auch seine ängstlichen Partner, die ihn hierbei ohnehin nicht unterstützt hatten. Seine Arbeit, seine Investition, seine Initiative. Also auch sein Bonus, seine 20 Prozent extra. Und immerhin hatte er es bereits von New Orleans hier her geschafft. Nun musste er nur noch seinen höheren Gewinn abschöpfen, ehe er das restliche Geld nach Harlem bringen würde. Der schwerste Teil lag also weit hinter ihm.

    „Hey, Mann, kannst du ’nem armen Mann die Zeit sagen?"

    Er betrachtete den Obdachlosen, der in Lumpen gehüllt vor ihn getreten war und ihm ein wenig den Weg versperrte, während er ihm abwartend ins Gesicht sah. Seine hellblauen Augen stachen in dem schmutzigen Gesicht deutlich hervor.

    Er wunderte sich über den Obdachlosen, wenngleich er nicht sicher sagen konnte, wieso. Vielleicht weil seine Augen so deutlich hervor stachen. Er schüttelte kurz den Kopf und umfasste die Taschengriffe noch ein wenig fester. Er war schließlich nicht so weit gekommen, hatte nicht so viel riskiert, um in einem Hinterhof von einem Penner überfallen zu werden.

    Als er an ihm vorbei gehen wollte, stellte sich ihm der Mann neuerlich in den Weg und grinste entschuldigend. „Komm schon. Ich muss nur wissen, wie spät es ist.", wiederholte er und zuckte nervös die Schultern.

    Er dachte, dass dieser Obdachlose vermutlich auch eines dieser Drogenopfer war, die von der Cosa Nostra und deren Opiumhandel ins Verderben gestürzt wurde. Also hob er den rechten Arm, damit der Ärmel seines Trenchcoats ein wenig hinaufrutschte und sah auf seine Armbanduhr. „Es ist 23 Uhr 42, Kumpel.", las er ab.

    Dann ertönte ein gedämpfter Knall, der ihm doch ohrenbetäubend laut zu sein schien. Er sah erschrocken hoch, als er den Schmerz in der Brust fühlte. Der Obdachlose hatte eine Waffe auf ihn gerichtet. Er sah in die blauen Augen seines Gegenübers, verständnislos, weil er darin keine Gier, sondern Verzweiflung fand. Wurde er Opfer eines Überfalls oder war der Mann nur verwirrt und es war ein unglücklicher Zufall, dass sie aneinander geraten waren?

    Dann der nächste Schuss. Sein Bauch brannte. Er blickte an sich herunter. Sein helles Leinenhemd hatte sich bereits mit seinem Blut vollgesogen. Er sank auf die Knie, umklammerte noch immer die Reisetasche, als er sich gänzlich zu Boden fallen ließ. Seine Atmung beschleunigte sich, stockte. Sein Herz raste unregelmäßig. Er starrte in den schwarzen, sternenlosen Himmel. Das hier würde er nicht überleben. Der Schmerz war überwältigend, begann, ihn gänzlich auszufüllen.

    Er hörte, wie der Obdachlose sich ebenfalls zu Boden fallen ließ. Er schluchzte wie ein Kind und sagte immer wieder, dass es ihm Leid tue.

    Er selbst jedoch starrte nur weiter ins dunkle Grau über ihm. Er wollte auch weinen, doch ihm liefen nur einige Tränen aus den Augenwinkeln. Er wollte auch schluchzen, aber das Atmen schmerzte zu sehr. Und er wollte fluchen und flehen, um sein Leben bitten, doch er hustete nur sein eigenes Blut und hatte keine Stimme mehr.

    Er hörte Schritte. Zwei Paar Schritte, die sich ihm und dem Obdachlosen näherten, langsam und stetig.

    Ehe es gänzlich schwarz um ihn herum wurde, ehe der Schmerz ihn verließ und ihm sein Leben nahm, wurde ihm plötzlich klar, was an dem Penner so seltsam gewesen war: Der Mann hatte nur nach der Uhrzeit, nicht aber nach Geld gefragt.

    Kapitel 2

    Upper East Side, New York, 20. Februar 1925

    Rory Coleman war 47 Jahre und auf dem Höhepunkt seines Lebens. Er war von sportlicher Statur, nicht weil er viel Sport trieb, nur zwei Mal die Woche spielte er Golf, zwei Mal die Woche Tennis und das war alles an Sport, was er ertrug, sondern hauptsächlich, weil seine Frau Maisie ihn zwang, sich gesund zu ernähren. Ob er seine Gesundheit nun ihr und ihren Essensplänen zu verdanken hatte oder er einfach gute Gene hatte, wusste er nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Tatsache war jedoch, dass er noch immer schlank, sein dunkelbraunes Haar noch voll war und er, obwohl er auf die 50 zuging, noch immer attraktiv auf Frauen jedes Alters wirkte. Rory war allerdings nicht nur gut aussehend, sondern ebenfalls intelligent. In jungen Jahren hatte er als Schriftsteller für ein kleines Lokalblatt angefangen und hatte sich kontinuierlich hoch gearbeitet. Mittlerweile schrieb er kaum noch eine Zeile selbst, ihm gehörten allerdings zehn Zeitungen. Rory war also ebenfalls reich. Und er hatte drei Kinder. Keine Söhne, also nicht unbedingt den Erben, den er sich gewünscht hatte, als Maisie vor 26 Jahren das erste Mal schwanger geworden war. Doch heute, als erfolgreicher Unternehmer und stolzer Vater von drei wunderschönen Mädchen, hatte er aufgehört, sich um seine Nachfolge Sorgen zu machen. Entweder er würde einen seiner Redakteure für die Nachfolge bestimmen oder eine seiner Töchter würde sich dazu bereit erklären. Im Grunde hoffte er, diese Arbeit selbst noch eine Weile ausführen zu können. Er ging gerne jeden Tag ins Büro und er kontrollierte gerne selbst eine Ausgabe, ehe sie in den fertigen Druck ging. Er hatte selbst gerne die Kontrolle über sein Eigentum, nur dann konnte er sicher sein, dass es ebenso funktionierte, wie er es sich vorstellte. Doch vielleicht, in ein paar Jahren, könnte seine mittlere Tochter, Hollie, diese Aufgaben übernehmen. Vielleicht in sieben Jahren. Dann wäre sie 30 und hätte vermutlich genug Erfahrungen mit dem Leben gesammelt, um ins Geschäft einzusteigen. Und er selbst würde dann auf die 60 zugehen und hätte genug Erfahrungen gesammelt, um sich zur Ruhe zu setzen.

    Neben Hollie, hatten Maisie und er noch Chloe, ihre älteste Tochter mit 25 Jahren, und Scarlett, die Jüngste mit ihren zarten 18 Jahren. Alle drei Mädchen lebten noch im Hause ihrer Eltern. Maisie würde sie erst ziehen lassen, wenn sie heirateten und ihr eigenes Leben führten. Rory selbst war eher der Meinung, dass sie ihr eigenes Leben erst dann führen könnten, wenn man sie in die Freiheit entließ, aber seine Frau war für derartige Gedanken unzugänglich. Maisie war ohnehin stur. Es war schwer, ihr etwas recht zu machen, weil sie eine selbstbewusste und ehrgeizige Frau war. Sie hatte Rory immer unterstützt und hatte auch zu ihm gehalten, als er mit seinen Zeitungsartikeln noch unbedeutend wenig Geld verdient hatte. Obwohl Maisie, eine geborene Benett, in einem schicken Herrenhaus mit unzähligen Dienstboten aufgewachsen war und in ihrer gesamten Jugend keinen Handschlag hatte selbst tun müssen, hatte sie sich nicht beschwert, als sie die Ehe mit Rory zur Selbstständigkeit gezwungen hatte. Dafür hatte er sie geliebt. Sie hatte ihn gefragt, ob er es wirklich wollte, die Schriftstellerei. Als er es bejaht hatte, hatte sie genickt und sich am nächsten Tag eine Arbeit als Schneiderin gesucht. Es war ihr nicht wichtig gewesen, ob die Leute über sie schlecht redeten, ob es unter ihrer Würde wäre, selbst zu arbeiten, weil der eigene Ehemann nicht genug verdiente. Diese Einstellung, so sagte sie stets war den adligen Briten vorbehalten, die ihrer Meinung nach noch immer glaubten, in ihren Adern fließe tatsächlich blaues Blut, was sie somit auch von reichen amerikanischen Emporkömmlingen unterschied. Maisie jedoch war reich geboren worden und hatte statt Hochmut, Durchhaltevermögen und Ehrgeiz mit in die Wiege gelegt bekommen. Sie hatte nur von ihm verlangt, dass Beste zu geben, zu tun, was in seiner Macht stand, um voran zu kommen. Vermutlich hätte sie nichts in seinem Sinne unternommen, hätte sie nicht an ihn und sein Talent geglaubt, hätte sie nicht erwartet, dass er Ehrgeiz besaß und zu mehr berufen war. Und er hatte angefangen, sein Bestes zu geben, über sich hinauszuwachsen. Nicht nur um seinetwillen, sondern auch für seine starrköpfige, tapfere Ehefrau, die er vergötterte, wie sie es verdiente.

    Am heutigen Abend trug seine Frau, die trotz der Geburt von drei Kindern, noch immer schlank und wohlgeformt war, ein knielanges Fransenkleid, wie es gerade Mode war. Sie hatte ihre langen, blonden Haare auf Kinnlänge schneiden und in Wellen legen lassen. Zusätzlich trug sie ein robinrotes Stirnband mit einer Feder, die bei ihren Bewegungen wippte. Ihr Kleid war ebenfalls rot und schmeichelte ihren grünen Augen. Obwohl Maisie Coleman bereits 44 Jahre alt war, war sie eine Augenweide und zog die Aufmerksamkeit der meisten Männer auf sich. Ihre Töchter hätten unterschiedlicher nicht sein können. Chloe hatte die Haarfarbe ihrer Mutter, trug ihre Haare aber unabhängig von der Mode immer schulterlang und glatt. Sie hatte blaue, strahlende Augen und eine üppige Figur, war ein bisschen zu füllig für die engen Kleider, die sie am liebsten trug. Dennoch hatte sie ein hübsches, freundliches Gesicht und war nicht aufgrund ihres Äußeren noch unverheiratet, sondern weil sie eine Feministin als Busenfreundin hatte, die in ihren Ansichten allzu sehr auf sie abfärbte. Chloe wollte nicht heiraten. Sie sagte sogar, sie wolle niemals heiraten, weil sie auch ohne Mann ein vollwertiger Mensch sei.

    Scarlett hingegen war das genaue Gegenteil von ihrer ältesten Schwester. Sie hatte mittelblondes Haar, das sie nun, wie ihre Mutter trug und sie hatte auch die grünen Katzenaugen ihrer Mutter. Sie war von großer, schlanker Statur aber für ihre 18, beinahe 19 Jahre noch sehr naiv und unschuldig. Rory fand, dass sie Maisie zu sehr am Rockzipfel hing, weil sie auf diese Weise in einer schnelllebigen Metropole wie New York City niemals etwas aus sich machen könnte. Allerdings war Scarlett ohnehin nicht ambitioniert ihrem Vater nachzueifern. Sie interessierte sich vielmehr für Mode, den neusten Klatsch und ließ sich eher vom Radio, als von einer Zeitung unterhalten. Außerdem überprüfte sie jeden Mann, der ihr begegnete, auf seine Eignung als ihr Ehemann. Rory und Maisie stimmten darin überein, dass Scarlett mit Sicherheit die erste ihrer Töchter sein würde, die heiraten würde. Sie wirkte so unschuldig wie ein Engel und galt deshalb als Everbody’s Darling.

    Und dann war da noch Hollie. Sie hatte, entgegen der Mode, lange dunkelbraune, beinahe schwarze Locken, die sie mal natürlich wild gelockt, mal geglättet trug. Ihre Augen waren so braun wie die ihres Vaters, aber ihre Form war anders. Sie hatte Mandelaugen und so lange Wimpern, dass ein Augenaufschlag von ihr einen Fremden zum Verstummen bringen konnte. Sie war schlank und klein, wohlproportioniert und immer elegant, aber niemals übertrieben gekleidet. Heute trug auch sie ein Kleid, allerdings im schlichten Schwarz. Ihre Schuhe, ihre Handschuhe und ihr Hut allerdings, waren in einem auffallenden Rot. Sie war eine Schönheit, aber ihr fehlte das Talent ihrer Schwestern, sich mit Fremden zu befreunden. Sie war distanziert und mochte ihre Mitmenschen meistens nicht sonderlich. Also schwieg sie lieber, wenn sie nicht ausfallend werden wollte und ging, ehe jemand versuchte, ihr zu nahe zu kommen. Obgleich Rory es nicht zugegeben hätte, so liebte er seine mittlere Tochter doch ein wenig mehr als die beiden anderen. Vielleicht, weil sie sich ebenso wie er für Literatur, Theater und Musik begeistern konnte. Sie las nicht nur jede relevante Tageszeitung von den mindestens 15, die jeden Tag veröffentlicht wurden, sondern sie schrieb auch selbst. Er sah sie immerzu schreiben, seit sie 13 war schrieb sie jeden Tag in ihre Notizbücher. Aber bisher hatte sie ihn noch nicht darum gebeten, ihre Werke zu lesen. Sie hatte ihn noch nicht gebeten, seine Beziehungen spielen zu lassen und sie zu veröffentlichen. Und obwohl sie beide wussten, dass dies nicht nur in seiner Macht stünde, sondern auch in seinem eigenen Interesse wäre, sprachen Vater und Tochter es niemals an. Er war jedoch stolz darauf, dass sie zu viel Stolz besaß, um ihn um einen Gefallen zu bitten und er war noch stolzer über ihren Ehrgeiz, der sie dazu veranlasste, es alleine versuchen zu wollen.

    Heute waren sie auf einem Bankett eingeladen, dass der Journalist Harold Ross anlässlich der ersten Ausgabe seiner morgen erscheinenden Zeitung The New Yorker ausrichtete. Rory, der selbst Eigentümer einiger Zeitungen war, war sowohl aus beruflichen Gründen, als auch aus privatem Interesse hierzu erschienen. Er schätzte Ross, weil er ein guter Journalist war und er glaubte daran, dass seine Zeitung erfolgreich sein würde.

    Rory Coleman saß mit seiner Familie an dem Tisch von Ross’ Ehefrau Jane Grant, die, wie er, ebenfalls eine gefragte Journalistin war. Wie ihr Ehemann, besaß auch sie ein herausragendes schriftstellerisches Talent, sodass sie bereits mit 16 für die New York Times geschrieben hatte. Ross selbst hatte bereits mit zarten 13 Jahren eigene Texte veröffentlicht. Jane Grant war Anfang 30, hatte kurzgeschnittenes, braunes Haar, eine hohe Stirn und eine gerade, große Nase. Rory wusste, dass sie eine Feministin war und ebenso wie die Kolumnistin Mia Rubinstein, die neben dem Redakteur Blake Simmons zwischen Jane und Hollie saß, nicht mit ihren Ansichten hinter dem Berg hielt. Allerdings hatte er immer gehofft, derartige Einflüsse von seinen Töchtern fern zu halten. Nicht, weil er den Frauen nicht ähnliche Rechte gönnte, wie Männer sie hatten, sondern viel mehr, weil er überzeugt davon war, dass Fanatismus immer ins Verderben führte und er diese Zukunft für keines seiner Kinder wollte. Diese Frauen jedoch waren nicht nur intelligent und erfolgreich, sondern auch grenzenlos in ihren Idealen und ihrem alltäglichen Leben. Mia Rubinstein war eine ansehnliche Frau, gerade erst 25 und ledig. Wie man hörte, weigerte sie sich aus Prinzip, die Ehe einzugehen, denn sie wollte schließlich nicht ihren erfolgreichen Namen für irgendeinen Mann ablegen. Sie wollte nicht heiraten, weil sie gerne unabhängig und ungebunden war. Jeder wusste es und sie genoss es, so von allen gesehen zu werden. Ebenso genießend, flirtete sie mit dem Redakteur Blake Simmons, der für Rory arbeitete und der mit einer reizenden Deutschbritin namens Ruby verheiratet war. Da selbige jedoch gerade ihr zweites Kind zur Welt gebracht hatte, konnte sie am heutigen Abend nicht dabei sein und Mia Rubinstein schien dagegen absolut nichts einzuwenden haben.

    Des weiteren saß noch ein Kolumnist der New York Times, Alexander Woollcott, mit ihnen am Tisch. Harold Ross würde sich nach seiner Ansprache ebenfalls zu ihnen setzen.

    Jane Grant und Alexander Woollcott, die miteinander befreundet waren, unterhielten sich leise, während Mia Rubinstein ihrem Redakteur schöne Augen machte und dem 40-Jährigen damit schmeichelte.

    „Wie ordinär diese Jüdin ist., flüsterte Maisie Rory grinsend zu. Sie strich ihm, scheinbar ordnend, über das Revers seines Smokings. „Wären unsere Mädchen nicht ebenfalls hier, hätte es mich sicherlich belustigt., gab sie jedoch zwinkernd zu.

    Rory, für den sowohl die aufreizende Jüdin, als auch der verheiratete Dandy arbeiteten, schämte sich eher, dass die beiden sich dermaßen offenherzig in der Gesellschaft präsentierten. Und wenn er sich zusätzlich an die Weihnachts- oder Betriebsfeiern erinnerte, wo er Ruby Simmons und deren jetzt vierjährigen Sohn Michael kennen gelernt hatte, war er wirklich wütend über seinen Redakteur. Immerhin hatte der eine tadellose Familie. Seine Frau war höflich, charmant und zurückhaltend. Ruby war acht Jahre jünger als ihr Ehemann und hatte erst spät, mit 28 ihr erstes Kind bekommen. Vor ihrer Ehe war sie eine gefragte Künstlerin gewesen. Rory hatte ein paar ihrer Bilder gesehen, als er das Paar über Weihnachten besucht hatte. Sie hatte ohne Zweifel Talent und Rory hatte sich immer gefragt, wieso eine so begabte Malerin sich in ihrer Arbeit zurücknahm, um Hausfrau zu sein. Nun, da sie mit Sarah ihr zweites Kind bekommen hatte, wunderte es ihn nicht mehr so sehr. Kinder waren eine anstrengende, aber überaus erfreuliche Lebensaufgabe, die viel Zeit und Hingabe erforderte. Seiner Meinung nach, konnte Blake sich glücklich schätzen, dass Ruby ihm seine Arbeit ermöglichte und selbst dabei zurück steckte. Denn gerade diese Rücksicht war heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Eine Frau wie Mia Rubinstein beispielsweise hätte sich selbst niemals zurückgehalten, hätte niemals ihre Arbeit aufgegeben um Kinder zu haben oder wäre bereit gewesen, auf etwas zu verzichten, um ihrem Partner etwas zu ermöglichen. Rory konnte auch diese Einstellung bis zu einem gewissen Punkt verstehen. Immerhin hatten Frauen immer zurückstecken müssen, hatten nie auch nur eine Wahl gehabt, weil es einfach immer so gewesen war. Dennoch konnte er nicht leugnen, dass er Frauen wie Ruby und Maisie mehr schätzte. Sie waren nicht nur im Umgang sehr viel unkomplizierter, sondern auch liebevoller in ihrer Rücksicht und Zurückhaltung. Und dabei waren sowohl Ruby, als auch seine Maisie keinesfalls nutzlose Frauen, die für Herd und Kinder geschaffen worden wären. Sie waren einfach Frauen, die sich selbst genug schätzten, um neidlos zu ihren Ehemännern zu stehen.

    Maisie strich Rory leicht über die stoppelige Wange. „Du bist mit deinen Gedanken ganz woanders.", sagte sie und musterte ihn liebevoll. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf ihrem hübschen Gesicht ab.

    Rory griff ihre zierliche Hand und drückte ihr einen Kuss auf, ehe er seinerseits lächelte. „Entschuldige, meine Liebe. Jetzt bin ich ganz der deine."

    Sie lachte leise. „Nein, ganz besonders heute Abend bist du das nicht, Rory., erwiderte sie neidlos. „Ich wünschte nur, du würdest zu deinen Geschäftspartnern an den Tisch zurückkehren und das Grübeln auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Sie sah ihn auffordernd, abwartend an, hatte fragend eine Augenbraue angehoben.

    Ihre Miene brachte ihn zum Lächeln. „Ich werde mich bemühen.", versicherte er ihr.

    Hollie wandte lächelnd den Blick von ihren Eltern ab. Wenn sie die beiden so intim miteinander sprechen sah, dann hatte sie stets das Gefühl, als wäre ihre Welt in Ordnung. Überhaupt hatte sie großes Glück mit ihrer Familie gehabt. Und sie liebte jeden Einzelnen von ihnen. Allerdings, so wie heute Abend, langweilte sie dieses Leben auch gelegentlich. Sie war so behütet, in jeder Hinsicht, dass sie fürchtete, sie würde das wahre Leben verpassen. Und, ganz wie ihr Vater, liebte sie die Literatur, sowohl das Lesen, als auch das Schreiben. Nur wusste sie nicht, wie sie über Abenteuer oder Romantik oder Realität schreiben sollte, wenn sie selbst nichts derartiges erlebte.

    Mia neigte sich schräg über den Tisch und schob Blake ihre Kaffeetasse hin, während Hollie sich ein wenig zurücklehnte, um nicht so sehr zwischen den beiden eingepfercht zu sein. „Kommen Sie, Blake., flüsterte Mia und zwinkerte ihm lächelnd zu. „Ich weiß, Sie sind besser vorbereitet als die meisten anderen.

    Hollie hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, aber Blake Simmons nickte mit einem galanten Lächeln. „Wenn es jedoch meine Vorbereitungen sind, die mich begehrt machen, dann sollte ich sie nicht aufgeben., sagte er und rührte sich, was auch immer Mia Rubinstein von ihm erwartete, nicht von der Stelle. Dann blickte er Hollie mit seinen braunen Augen an. „Was meinen Sie dazu, Miss Coleman?

    „Was auch immer es ist, was Sie für sich behalten wollen, Mr. Simmons, wenn es alles ist, was Sie zu bieten haben, dann sollte sich der Vorwurf an Sie, nicht an Miss Rubinstein richten.", sagte sie gleichgültig. Und verkniff sich gerade noch, dass es höchstwahrscheinlich ohnehin nicht relevant wäre. Ihr jedoch war es nicht nur egal, worüber die beiden hier sprachen, es war ihr auch egal, ob Mia kriegen würde, was sie haben wollte. In eine solche Unterhaltung verwickelt zu werden, war gegen ihre Natur und sie wollte weder Teil dieser Gesellschaft, noch Teil dieser Konversation werden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Frauen hier hatte sie kein Interesse daran, sich irgendwie darzustellen oder zu profilieren. Ein Privileg, das sie ihrem guten Elternhaus und dem Reichtum ihres Vaters verdankte. Zwar lebte sie so wenig wie möglich auf Kosten ihrer Eltern, aber sie wusste auch um die Sicherheit, die familiäres Geld bot. Es war neben der Liebe ein Rückhalt, der das Leben leichter machte.

    Blake Simmons sah sie nun mit gänzlich anderen Augen an. Zuerst hatte er sie, wie ihre Schwestern, für ein reiches, naives Kind gehalten und für eine junge Frau, deren Hauptanliegen es wäre, sich bei dem anderen Geschlecht beliebt zu machen. Die meisten Frauen wollten Männern gefallen, ganz gleich wie sehr sie sich auch bemühten, das Gegenteil auszustrahlen. Hollie Coleman allerdings sah ihn offenbar weder als attraktiven Mann, noch als interessante Unterhaltung. Aus eben diesen Gründen machte sie sich für ihn interessant. Also griff er sich die Tasse, die Mia ihm noch immer auffordernd hin hielt, und goss heimlich einen Schluck Rum hinein. Das gleiche tat er mit Hollies und seiner Tasse.

    Hollie blickte ihn verwundert an und fragte sich, warum die beiden so ein Spiel daraus machten, schließlich ging es nur um ein wenig illegalen Alkohol. Als er ihr dann ebenfalls etwas einschenkte, konnte sie sich nicht beherrschen, mit den Augen zu rollen.

    Blake Simmons lachte leise und lehnte sich leicht zu ihr herüber. „Verraten Sie mir, womit ich Sie verärgerte?, fragte er und musterte ihren jungen, verführerischen Körper nahezu ungeniert. „Haben Sie eine Abneigung gegen Alkohol oder gefällt Ihnen mein Verhalten nicht, weil es illegal ist, Hollie?

    „Sie haben mich nicht verärgert, Mr. Simmons., sagte sie und blieb absichtlich distanziert in ihrer Anrede. Nun beugte sie sich zu ihm vor, wusste, dass ihr Dekolleté eine ebenso große Versuchung darstellen würde, wie ihre vollen, roten Lippen, die seinen ein wenig zu nahe waren. „Es interessiert mich nicht im Mindesten., sagte sie und grinste zufrieden, als seine Miene deutlich machte, dass er weder mit einer solchen Erwiderung gerechnet hatte, noch dass sie ihm gefiel. „Ihr Alkohol interessiert mich nicht und Sie interessieren mich nicht. Da ich aber nun einmal zwischen Ihnen beiden sitzen muss, schlage ich vor, Sie ignorieren mich und täuschen die Gleichgültigkeit, die ich empfinde, einfach vor."

    Mias blauen Augen funkelten amüsiert über ihre Frechheit. „Vielleicht müssen wir einander ja nicht ignorieren, sondern unterhalten uns stattdessen?, schlug sie mit plötzlicher Neugier vor. „Ich hörte, die Tochter von Rory wäre eine Feministin. Sind Sie damit gemeint, Hollie?

    Hollie schob ihr ihre mit Alkohol gefüllte Tasse zu. „Nein, damit bin ich nicht gemeint.", antwortete sie aufrichtig. Zwar hatte sie auch keine große Lust, mit der Journalistin zu sprechen, doch es erschien ihr allemal besser, als sich weiterhin mit Blake Simmons unterhalten zu müssen.

    „Wie schade., erwiderte Mia, nachdem ihr bewusst wurde, dass die junge Frau von sich aus nicht weiter sprechen würde. „Dann interessieren Sie sich auch nicht für die Rechte der Frauen?

    „Ich interessiere mich nicht für affektierte Frauen die Gleichberechtigung mit Zügellosigkeit verwechseln., gab Hollie unbeeindruckt zurück. „Da Sie selbst innerhalb dieser Kreise verkehren, Miss Rubinstein, gehe ich davon aus, dass Sie selbst sehr genau wissen, dass Rumhuren nicht das Geringste mit Frauenrechten zu tun hat.

    Mia grinste lautlos und musterte die junge Frau, so wie Blake Simmons vor ihr, plötzlich mit anderen Augen. „Dann haben Sie viele Feministinnen kennen gelernt?"

    „Einige. Die meisten sind verbitterte Weiber, die sich wichtig machen, meiner Erfahrung nach.", antwortete Hollie unversöhnlich. Im Grunde war sie ebenfalls dafür, dass Frauen dieselben Rechte erhielten wie Männer, aber die Freundinnen ihrer Schwester Chloe hatten sie davon überzeugt, dass die meisten Feministinnen keine Frauenrechtlerinnen, sondern bloß arrogante Wichtigtuerinnen waren. Ihr selbst war es zum Beispiel völlig gleichgültig, ob sie nach der Ehe den Namen ihres Mannes tragen sollte oder nicht. Ob sie als Frau allerdings wählen durfte oder nicht, war alles andere als bedeutungslos. Diese Unterschiede hatten die meisten Frauen dieser Organisationen, die Hollie kennen gelernt hatte, allerdings nicht verstanden. Ihrer Meinung nach, ging es diesen Frauen darum, sich gehen lassen zu dürfen. Wie die Männer sooft vorher, viele Geschlechtspartner zu haben, sich extrovertiert und unabhängig geben zu können. Allerdings waren die meisten dieser Frauen nicht unabhängig. Oftmals wurden ihre Eskapaden dann doch von einem reichen Daddy oder vielleicht sogar einem Ehemann finanziert. Und sie alle waren trotz der großen Worte auf der Suche nach Liebe, wenngleich sie vorgaben, nur an Sex interessiert zu sein.

    „Ich fürchte, Mia, bei dieser jungen Damen haben Sie keine Rekrutierungschance., mischte Blake Simmons sich belustigt ein. „Offenbar haben Sie sich hier an eine der wenigen Frauen gewandt, die ihresgleichen nicht sonderlich schätzt.

    „Oh, verstehen Sie mich nicht falsch, Mr. Simmons., sagte Hollie lachend. „Ich habe kein Problem mit meinem eigenen Geschlecht. Es sind die Menschen selbst, die ich nicht verstehe.

    „Das ist über die Maße tragisch., sagte Mia und legte ihre manikürte Hand über Hollies. Nur kurz, dann hatte die ihre Hand zurück gezogen. „Vielleicht geben Sie mir eine Chance, Ihnen zu zeigen, dass nicht alle Menschen zu verurteilen sind?

    Hollie sah sie misstrauisch an. „Ja, vielleicht mache ich das."

    „Begleiten Sie mich heute Nacht., bat Mia daraufhin. „Ich will Ihnen das Nachtleben von New York zeigen, meine Liebe. Ich kann versprechen, dass es nicht langweilig wird. Und ich verspreche Ihnen, dass ich Sie augenblicklich gehen lassen werde, falls wir sie doch nicht interessieren. Was meinen Sie?

    Hollie seufzte. Im Grunde war sie nicht der Typ für einen so spontanen Ausflug. Sie mochte es vielmehr, die Dinge zu durchdenken und ihre Entscheidungen rational zu treffen. Allerdings musste sie zugeben, dass dieser Pragmatismus schnell zur Langeweile führte und eben die wollte sie durchbrechen, um endlich auch über das Leben schreiben zu können. „In Ordnung.", sagte sie also und verwunderte damit nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Gastgeberin.

    Mia Rubinstein grinste zufrieden. „Dann ist es abgemacht., sagte sie und bot Hollie die Hand. Die junge Frau zögerte einen Moment und legte ihre zierliche Hand in eine andere zierliche. Ein kurzer, aber fester Händedruck, ehe sie ihre Hand zurück zog. „Sind Sie ebenfalls Schriftstellerin, Hollie? Oder Journalistin?

    Hollie schüttelte leicht den Kopf. „Nein.", antwortete sie.

    „Hmm…ich dachte nur. Sie haben das Talent Ihres Vaters mit Worten umzugehen., erklärte sie ihre Frage. „Steht dieser Beruf für Sie zur Diskussion oder wollen Sie damit nichts zu tun haben?

    Hollie wurde von einer Antwort entbunden, als Harold Ross vors Podium trat. Die Gäste applaudierten ausgelassen und der Mittdreißiger mit dem schelmischen Grinsen und dem aufgeweckten Blick verneigte sich absichtlich übertrieben.

    Hollie stellte erneut fest, dass Harold Ross nicht nur jung, sondern auch attraktiv war. Sie sah sich neugierig im Publikum um und erkannte, dass die meisten Frauen ihn mit ihren Blicken anhimmelten.

    Dann fing Ross seine Rede an. Erzählte von seinem beruflichen Werdegang, der über die Maße beeindruckend war, und wie er dazu gekommen war, seine eigene Zeitung zu veröffentlichen. Hollie wusste augenblicklich, dass er auch mit dem New Yorker erfolgreich sein würde. Offenbar war dieser Mann dazu geboren worden, zu schreiben, wenn er bereits so jung so begehrt war. Und wenn er sich nach 20 Jahren noch immer diese Leidenschaft erhalten hatte, dann war er prädestiniert, weiterhin Erfolg zu haben. Hollie bewunderte diese Entschlossenheit. Sie bewunderte Menschen, die genau wussten, wohin ihr Weg sie führen müsste. Sie selbst wünschte sich immerzu, einen deutlichen Weg vor sich zu sehen, doch da war nichts, das sie erkennen konnte, dessen sie sich sicher war.

    Aufgrund des besonderen Anlasses wurde eine Runde Champagner ausgeschenkt. Die Gäste hoben mit dem Gastgeber ihr Glas und prosteten ihm zu. Dann wurde erneut applaudiert und Harold Ross verließ die Bühne. Er ging zu einigen Tischen, schüttelte Hände, tauschte einige Worte aus, während die Gespräche an den Tischen überall wieder zunahmen.

    Mia Rubinstein neigte sich erneut zu Hollie herüber. „Was halten Sie von Harold?, fragte sie forschend. Sie wippte mit ihren dünnen Augenbrauen und grinste ihr perfektes Grinsen. „Ist er nicht wirklich hinreißend? Würde seine Frau nicht mit uns an einem Tisch sitzen, wüsste ich nicht, ob ich meine Finger bei mir behalten könnte.

    Gegen ihre Neigung musste Hollie plötzlich darüber lachen. Wenn sie lachte, aufrichtig lachte, dann nahm sie unbewusst die Menschen für sich ein. Auch jetzt bemerkte sie weder das aufrichtige Lächeln von Mia, noch den hingerissenen Blick von Blake Simmons. „Ja, er ist hinreißend.", gab sie schulterzuckend zu.

    Mia lachte leise. „Was auch immer Ihr Geheimnis ist, Hollie…Sie sind ganz sicher eine der aufregendsten Frauen, denen ich je begegnete."

    „Zu Ihrem Glück sind Sie selbst nicht langweilig, Mia.", gab sie aufrichtig zurück.

    „Ich fühle mich geschmeichelt, meine Liebe."

    *

    Finlay Bates verließ eine der vielen illegalen Bars, die von allen Speakeasys genannt wurden. Es war mitten in der Nacht und er hatte schon mehrere Bars abgeklappert, aber nicht gefunden, wen er gesucht hatte.

    Fin trat durch die unauffällige Schiebetür, an dem Türsteher vorbei und durchquerte das heruntergekommene Wohnhaus, das ihn zur Straße führte. Dadurch, dass der Besitzer die Bar in diesem Wohnhaus versteckt hatte, war es ihm möglich den geschmuggelten Alkohol auszuschenken. Der Besitzer, Cameron Garner, war ein Afroamerikaner, der erst durch die Prohibition zu Geld gekommen war. Cameron und Fin waren Freunde und Fin belieferte seinen Freund mit illegal gebrannten Schnaps. Heute Abend allerdings war er weder zum Liefern, noch zum Trinken gekommen. Seit mehreren Tagen galt Kian Jenkins als vermisst und Fin wollte ihn finden. Die beiden waren nicht immer einer Meinung gewesen und wenn er ehrlich war, hätte er Kian auch weniger als Freund, als als Geschäftspartner bezeichnet, aber sie hatten einander zumindest so gut gekannt, dass er es als seine Pflicht empfand, wenigstens nach ihm zu suchen.

    Fin arbeitete bereits seit er denken konnte als Schnapsbrenner. Er war jetzt 27 und braute seit etwa elf Jahren. Nachdem 1919 der 18. Zusatzartikel der Verfassung verabschiedet wurde und das Prohibitionsgesetz in Kraft trat, hatte sich seine Arbeit ein wenig erschwert, aber es hatte ihm auch neue Möglichkeiten eröffnet. Innerhalb dieser sechs Jahre der Prohibition hatte er nicht nur mehr Absatz erzielt, sondern sich auch einen weiteren Kundenkreis aufgebaut. Ihm war dabei durchaus bewusst, dass er das Risiko, erwischt zu werden, dadurch erhöhte, ebenso wie ihm bewusst war, dass seine Arbeit nun illegal war. Dennoch war er einfach gut im Brauen, sein Schnaps war in der heutigen Zeit sehr hochwertig und jede illegale Bar in New York, die etwas auf sich hielt, bat ihn, sie zu beliefern. Und Fin war sogar noch geschickter, wenn es ums Verhandeln ging. Diese Arbeit hatte er jedoch immer lieber Kian Jenkins erledigen lassen, denn Fins Wunsch nach noch mehr Gefahr hielt sich in Grenzen. Das illegale Schnapsbrennen war eine Sache, Kunden finden, war eine Sache, aber das Schmuggeln über die Stadtgrenze hinaus, eine ganz andere. Und Fin hatte sich immer aus den Angelegenheiten der Mafia heraus halten wollen. Er war in Hell’s Kitchen geboren worden und aufgewachsen, dann, mit 13 war er mit seiner Mutter nach Harlem umgezogen und lebte noch immer hier. Wäre das Amüsierviertel nicht zu ihm gekommen, wäre er ihm nicht nachgejagt. Da es nun jedoch vor seiner Haustür war, ließ er sich die Gelegenheit nicht nehmen. Aus irgendeinem Grund war ihnen die Mafia allerdings noch nicht auf die Spur gekommen und dabei kontrollierten sie diesen Markt immer mehr. Fin ahnte also ebenfalls, was Kians plötzliches Verschwinden zu bedeuten hatte. Allerdings war er nun nicht mehr bereit, so leicht aufzugeben, sich vertreiben zu lassen. Immerhin hatte er gegen mehr als nur ein Gesetz verstoßen und er wollte nicht, dass alles umsonst gewesen war. Obwohl er ein Mensch war, der das Leben nahm, wie es kam, war er nicht bereit, kampflos unterzugehen. Trotz allem besaß er Stolz. Zuerst einmal musste er Kian finden und dann würde er weiter sehen. Vielleicht irrte er sich und nichts davon hatte mit der Cosa Nostra zu tun. Vielleicht interessierten sie sich längst nicht mehr für einen Kerl aus Harlem? In jedem Fall musste er vorerst Ruhe bewahren. Schließlich gab es Menschen, die sich auf ihn verließen. Er hatte eine Freundin, die er liebte und die hatte eine Schwester, die sie beide ebenfalls beschützen müssten. Er hatte Freunde, viele Freunde. Und er wusste, jeder einzelne wäre in Gefahr, wenn die Mafia es auf ihn abgesehen hätte.

    Fin durchquerte schnellen Schrittes einige Gassen, ehe er sich zu einer großen Lagerhalle über einen Hinterhof Zutritt verschaffte. Im vorderen Lagerraum befand sich eine intakte Schneiderei. Über den Hintereingang gelangte man zur Brennerei, die Fin mit seinem russischen Kumpel Rhys Kowalskij betrieb.

    Als er jetzt rein kam, konnte er bereits an dem Geruch erkennen, dass sein Freund schon angefangen hatte. Die Russen wussten oftmals wie man Schnaps brannte, auch Rhys war da keine Ausnahme, allerdings hatte er erst durch Fin gelernt, wie man guten Schnaps herstellte. Das Geheimnis lag letztlich in den Zutaten und der Art der Lagerung. Zeit war ebenfalls entscheidend und auch der Faktor, der ihnen oftmals fehlte. Fin wusste, dass sein Whisky besser schmeckte als die der anderen illegalen Brenner, aber er wusste ebenfalls, dass sein Produkt noch besser schmecken würde, wenn er die Zeit hätte, seinen Schnaps länger reifen zu lassen. Da jedoch jedes Speakeasy seine Gäste mit Alkohol versorgen wollte und neue illegale Clubs an jeder Ecke aus dem Boden schossen, blieb ihnen nicht die Zeit die Qualität ihres Whiskys zu verbessern.

    Fin ging an den Bottichen vorbei, in denen die Gerste aufquellte und überprüfte den Keimvorgang oberflächlich. Rhys kannte sich mit Gerste aus, hatte schnell gelernt, wie man das Malz für den Whisky perfekt vorbereitete. Er war eigentlich ein Bauer, der vor ein paar Jahren nach New York gekommen war, um etwas Großes aus sich zu machen. Dann war er erst in Hell’s Kitchen und schließlich in Harlem gelandet und dort hatte Fin ihn gefunden. Und weil Fin ihm vertraute, hatte er sich seiner angenommen. Mittlerweile belieferte Rhys’ Familie die beiden Männer regelmäßig mit der benötigten Gerste und ihr Geschäft lief reibungslos.

    Fyn fand seinen Kumpel beim Reinigen des Gerstenmalzes. Er war beinahe fertig mit seiner Ladung und würde sie als nächstes zu Schrott verarbeiten. „Hey Mann.", sagte Fin und schlug mit seinem Kumpel ein.

    Rhys entblößte eine Reihe gelber Zähne als er grinste. „Zum Glück bist du da. Ich hatte schon Angst, dass du auch nicht mehr wieder kommst."

    Fin wusch sich die Hände. „Ich hab’ Kian nicht gefunden., sagte er. „Angeblich hat ihn niemand gesehen.

    „Was bedeutet das?", wollte Rhys wissen und hielt mit seiner Arbeit inne, um seinen Freund anzusehen.

    Fin zuckte die Schultern, schaltete das Wasser aus und trocknete sich die Hände ab, während er sich zu ihm umdrehte. „Wenn du mich fragst, bedeutet das, dass die Mafia sich eingemischt hat."

    Rhys verzog das Gesicht. „Vielleicht hat er auch einfach nur bei den Verhandlungen übertrieben?, fragte er vorsichtig. „Du weißt doch, wie er ist. Vermutlich wollte er für sich selbst mehr Kohle rausschlagen und irgendwem hat das gar nicht gepasst…Na ja, ich meine nur, vielleicht ist nicht die Mafia dran schuld.

    Fin nickte. Auch daran hatte er schon gedacht. Kian hatte ihn immer wieder bedrängt, weil er sein eigenes Risiko für den, seiner Ansicht nach geringen, Profit zu groß fand. Er hatte ihn immer wieder darum gebeten, die Preise zu erhöhen. Fin allerdings hatte sich geweigert. Er hatte sich nicht mit der Cosa Nostra anlegen wollen, oder mit einer anderen Gang. Für ihn war das Leben wertvoller als Geld. Kian hatte sich jedoch in letzter Zeit immer uneinsichtiger gezeigt. „Hast Recht., gab er zu. „Allerdings schließt das die Mafia trotzdem nicht aus.

    Rhys zuckte die Schultern. „Was wenn er wirklich tot ist, Fin?, wollte er wissen. „Wir haben dann keinen mehr, der für uns die Verhandlungen führt und das bedeutet, dass wir auf unserem Schnaps sitzen bleiben. Ich muss aber meine Familie ernähren.

    Fin nickte. „Weiß ich doch., sagte er und klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. „Warten wir erst mal ab, Mann. Wenn sich herausstellt, dass Kian wirklich tot ist, dann finden wir eben eine andere Lösung.

    „Wirst du dann die Verhandlungen mit dem Boss übernehmen?", hakte Rhys nach. Er wusste, dass Fin nicht so viel davon hielt. Nicht, weil ihm das Talent gefehlt hätte, sondern einfach, weil er es nicht mochte, in der Öffentlichkeit, und sei es nur diese illegale Öffentlichkeit, mit dieser Sache in Verbindung gebracht zu werden. Er hielt sich lieber raus und Rhys konnte das verstehen. Er selbst wollte sich der Mafia ebenfalls nicht auf dem Silbertablett präsentieren. Allerdings fehlte ihm selbst auch das Geschick mit einem Gangsterboss zu verhandeln. Er war im Grunde immer noch der Bauer, der er einst gewesen war.

    Fin begann die Gärbrühe in eine Brennblase aus Kupfer zu geben, um mit der Destillation beginnen zu können. „Nicht, wenn ich es vermeiden kann.", antwortete er aufrichtig.

    Rhys verzog neuerlich das Gesicht. „Ich hab’ meine Familie, Fin., sagte er erneut. Er hatte keine eigene Familie, nur seine Eltern in einem Nest in Kentucky und seine Geschwister. Seine Familie belieferte sie mit Gerste und Fin und Rhys bezahlten sie über die Maße gut dafür. „Ich kann nicht einfach ’ne Pause machen.

    Fin stieg von der Leiter, die neben der großen Kupferblase angelehnt war, herunter und blieb vor seinem Freund stehen. „Und ich kann nicht einfach Kians Job machen., sagte er ernst. „Ich hab’ doch gesagt, dass wir eine Lösung finden, Rhys. Lass uns erst mal abwarten, was passiert. Im Grunde musste er erst einmal wissen, was passiert war, damit er sich entscheiden konnte, was er als nächstes tun wollte. Er musste die Faktoren kennen, die hinter Kians Verschwinden standen, damit er absehen konnte, worauf er sich einlassen würde.

    Rhys wollte gerade zu seiner Erwiderung ansetzen, als eine hübsche Afroamerikanerin mit leichten Schritten um einen Tank bog und auf sie zuhielt.

    Fin lächelte als er Kate sah. Er war die meiste Zeit seines Lebens ihr Nachbar gewesen, zumindest seit er in Harlem lebte. Und seit er sich erinnern konnte, war sie der Grund zum Aufstehen für ihn gewesen. Sie jeden Tag zu sehen, hatte jeden Tag besser gemacht. Als er 1917 in den Krieg gezogen war, war sie für ihn der Grund gewesen, zu überleben. Kate hatte ihm unzählige Briefe geschrieben und auch wenn er in Frankreich nicht alle erhalten hatte, hatten ihre Worte, all ihre Worte, ihn aufgebaut und ihm Mut gemacht. Jetzt, mit 27, war er beinahe sicher, dass er sie geheiratet hätte, wenn es ihnen erlaubt gewesen wäre. Allerdings war Kate schwarz und Fin weiß. Sie wurden anfangs sogar hier in Harlem missbilligend angesehen, wenn sie zusammen durchs Viertel gingen und dabei vielleicht sogar die Hand des jeweils anderen hielten.

    „Hey, Rhys., sagte sie und hob kurz die Hand. Kate trat vor Fin und küsste ihn auf die Lippen. Dann sah sie zu ihm auf, biss sich leicht auf die Unterlippe. „Ich hab’ Neuigkeiten…na ja, wenn man es so nennen kann., sagte sie und verbarg ihre Trauer nicht.

    Fin griff ihre Hand und hielt sie umschlossen. „Na sag schon.", sagte er.

    Ihre großen, braunen Rehaugen blickten ängstlich zu ihm auf. „Kian ist tot.", sagte sie. „Sie haben seine Leiche in Hell’s Kitchen gefunden. Er wurde offenbar erschossen."

    Fin setzte sich auf das nächstbeste Fass und fuhr sich mit der Hand durch schwarze Haar. Einen Moment lang schloss er die Augen und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Das ist keine Überraschung, sagte er sich selbst. Du hast gewusst, dass es so ausgehen würde. Fin hob neuerlich den Kopf und sah sie an. Während in Kates Miene die Trauer stand, wirkte Rhys offensichtlich geschockt. Scheinbar hatte er doch größere Hoffnungen gehabt, Kian lebend wieder zu sehen. Nun war er noch blasser als ohnehin schon und er zitterte leicht.

    Kate strich Fin durchs weiche Haar, berührte mitfühlend seine Wange. „Tut mir leid, Fin.", sagte sie leise.

    Er legte seinen breiten Arm um ihre Taille, lehnte seinen Kopf an ihre Seite. „Weißt du, wer ihn erschossen hat?", fragte er tonlos.

    „Nein., antwortete sie und lächelte ihn aufmunternd an. Die Wahrheit war, dass sie es ganz genau wusste. Die Leute redeten und Kate hörte ihnen zu. „Aber das ist doch auch nicht wichtig, Fin. Wir sollten uns lieber überlegen, wie es jetzt weiter geht. Kennst du jemanden, der Kians Platz einnehmen könnte? Sie selbst hielt sich für gewöhnlich aus Fins Geschäften heraus. Sie wusste genau, was er machte und sie wusste auch, wie geschickt und clever er war. Normalerweise ließ sie sich nicht auf Kriminelle ein, normalerweise war ihr das Überleben von ihr und ihrer jüngeren Schwester Rachel immer wichtiger gewesen. Doch mit Finlay war das anders. Als sie ihm begegnet war, hatte sie gewusst, dass er anders war. Nun mochte er sein Geld vielleicht nicht auf legalem Weg verdienen, aber sie kannte ihn und wusste um sein gutes Herz. Nur deshalb hatte sie sich entschieden, bei ihm zu bleiben. Er kümmerte sich nicht nur um sie, sondern auch um Rachel. Sie waren eine Familie geworden und schon deshalb liebte sie ihn. Was auch immer er tun wollte, sie würde bei ihm sein und ihn unterstützen.

    Fin kannte keinen, der dazu bereit wäre. Kians Tod war das perfekte Exempel. Niemand, der genug Verstand für eine vernünftige Verhandlung besaß, würde sich darauf einlassen, Kians Arbeit zu übernehmen. Jetzt nicht mehr. „Das bin dann wohl ich.", sagte er, wenngleich es ihm absolut missfiel.

    Kate sah ihn erschrocken an. „Das geht nicht, Fin... Du musst dich ums Brauen kümmern. Niemand ist darin so gut wie du. Das kannst du nicht vernachlässigen.", sagte sie schnell. Ihr war ebenfalls bewusst, wie dünn das Eis, auf dem er sich augenblicklich bewegte, geworden war. Ihr war bewusst, dass sein Leben auf dem Spiel stünde, wenn er für Kian einspränge.

    „Aber jemand muss es tun, Katy., sagte Rhys schulterzuckend. Im Gegenteil zu ihr, die nun völlig ängstlich schien, konnte er nichts als Erleichterung empfinden. Wenn Fin sich um ihre Angelegenheiten kümmerte, dann hätten sie keinerlei Probleme und würden weiterhin ihr Geld bekommen. „Und Fin kennt die Kunden. Er weiß, wie man verhandelt und er kann auch die Laster aus der Stadt fahren. Er war von Anfang an perfekt für diesen Job.

    Kate funkelte ihn zornig an. „Wenn das alles so einfach und ungefährlich ist, Rhys, dann mach es doch selbst!, zischte sie ihn an. Sie baute ihren zierlichen Körper vor ihm auf und ihre Fäuste zitterten leicht. „Ja, jetzt sagst du nichts mehr! Natürlich willst du deinen eigenen Arsch nicht in Gefahr bringen, aber wenn mein Mann sein Leben riskiert, is’ das halb so schlimm!

    Rhys senkte den Blick, weil sie nicht ganz daneben lag und weil er Fin zu sehr respektierte um die Stimme gegen dessen Freundin zu erheben.

    Fin umfasste Kates Schultern. „Lass das, Süße., sagte er und brachte sogar ein Grinsen zustande. „Du machst ihm Angst.

    Kate standen die Tränen in den Augen, als sie ihn ansah. „Bitte, Fin!, flehte sie. „Ich bitte dich, es nicht zu tun. Das bringt nur Probleme, glaub’ mir. Und am Ende werden wir alle sterben. Nur wegen ein bisschen Schnaps.

    Fin küsste sie auf die vollen Lippen, ließ die seinen an ihrer Stirn liegen, während er sie umarmte. „Ich muss nachdenken., sagte er, unsicher, wie er sich entscheiden würde. „Und ich muss wissen, wieso Kian umgebracht wurde und wer es war.

    Kate löste sich aus der Umarmung und sah ihn an. „Es war nur ein Obdachloser., sagte sie. „Irgendein Verrückter. Es war Zufall.

    Fin musterte sie skeptisch. „Wenn es ein Zufall war, frag’ ich mich, wieso du so aufgebracht bist, dass ich seinen Job machen könnte?"

    Sie blinzelte und senkte den Blick. Das reichte Fin. „Du weißt, wer es wirklich war. Nun stellte er keine Fragen mehr, sondern stellte es fest. „War es die Mafia?

    Kate wollte ausweichen, also hielt er vorsichtig ihr Kinn fest und zwang sie damit, ihn anzusehen. „Ja.", antwortete sie, als ihr die Tränen aus den Augen liefen.

    „Welche?", wollte Fin wissen.

    Kate schüttelte leicht den Kopf. „Das weiß ich nicht., antwortete sie aufrichtig. „Irgendwelche Italiener.

    Rhys seufzte, während Fin einen Fluch ausstieß.

    „Warum haben die Kian umgelegt?, fragte Rhys ängstlich. „Wollen die als nächstes uns umbringen? Geht es um den Schnaps?

    „Ja, vermutlich.", antwortete Fin. Es musste wohl so sein. Entweder wollte die Mafia, dass sie ihr Geschäft einstellten und ihnen das Feld überließen, oder es gab einen Grund, den sie nicht verstehen konnten, von dem sie nichts wussten. Denn selbst wenn Kian bei der letzten Verhandlung mit ihrem größten Abnehmer ein bisschen größenwahnsinnig geworden war und mehr Geld hatte raus schlagen wollen, selbst dann wäre es nicht die italienische Mafia gewesen, die ihn beseitigt hätte, denn der Boss war weder Italiener, noch Mitglied der Cosa Nostra.

    „Scheiße!, brachte Rhys hervor und fing an, nervös umher zu laufen. „Scheiße, verdammt!

    Kate setzte sich zitternd und blickte zu Boden. Sie hatte befürchtet, dass so etwas folgen würde, wenn sie ihm die Wahrheit sagte.

    „Was machen wir denn jetzt, Fin? Ich will nicht sterben!", sagte Rhys und verlor allmählich die Nerven.

    „Lass uns einfach von hier verschwinden, Fin., sagte Kate dann. Sie hatte, seit sie die Wahrheit über Kians Tod erfahren hatte, mehrfach überlegt, welche Möglichkeiten sie hatten. Sie hatte versucht, eine Lösung zu finden und war immer wieder zu dem Schluss gekommen, dass Weglaufen der sicherste Ausweg wäre, wenn sie leben wollten. „Wir packen das Nötigste zusammen, nehmen unser Erspartes und verschwinden aus New York.

    Fin sah sie an. Die Cosa Nostra hatte nicht nur in New York das Sagen, doch vermutlich war Kate das nicht bewusst. Im Grunde war ihre Idee bisher das Beste, was sie hatten. Nur glaubte Fin nicht daran, dass diese Sache damit so einfach erledigt wäre. Er glaubte nicht, dass sie in Sicherheit wären, nur weil sie aufgaben.

    „Und wo sollen wir hin?!, fragte Rhys erschüttert. Er sah von ihr zu seinem Freund. „Ich meine, wo können wir denn hin? Und wer sagt uns, dass wir dort sicher sind? Wo kriegen wir das Geld dafür her?

    Kate, die nicht beabsichtigte, ihn mit zu nehmen, wandte den Blick von ihm zu Fin. „Wir schaffen das irgendwie, Schatz., sagte sie eindringlich. „Wir sind Überlebenskünstler.

    Fin nickte unmerklich und dachte, dass sich jetzt erst noch herausstellen würde, wie weit ihr Talent zu Überleben wirklich ausgeprägt war.

    *

    Rachel Dearing trug ihr schönstes Kleid als sie ausging. Sie hatte es von ihrer drei Jahre älteren Schwester zum letzten Geburtstag bekommen. Ihre Schwester Kate war Schneiderin und hatte ihr ein schwarzes Seidenkleid nach der neusten Mode geschneidert. Rachel hätte sich gewünscht, es dorthin auszuführen, wo die reichen Weißen ihre neusten Kleider trugen. Sie hätte sich gewünscht, sie wäre ebenfalls weiß, damit sie das Recht besäße, sich ebenso zu amüsieren. Doch stattdessen durfte sie nicht in die Clubs und Bars der Upper Clas und musste sich mit den geheimen Bars von Harlem begnügen, die es Schwarzen, wie Weißen erlaubten, sich dort zu amüsieren. Rachel war 26 und eine Schönheit. Ihr Leben lang hatten die Männer sie hinreißend gefunden. Auch weiße Männer fühlten sich oft zu ihr hingezogen, doch kaum einer von ihnen hatte den Mut, diese Zuneigung auch öffentlich zu bekunden. Also gab sie sich mit den Geschenken und der gestohlenen Zeit dieser Männer zufrieden, nahm sich, was sie brauchte und was sie bereit waren, ihr zu geben. Aus diesem Grund war Rachel wohlhabend, wenngleich sie sich hütete, ihren Reichtum zu zeigen. Kate, die ganz anders war als sie, hätte es ihr ohnehin nicht erlaubt. Überhaupt war Kate die Vernünftige. Sie hatte eine feste Anstellung als Schneiderin in einer Fabrik und brachte damit regelmäßig Lohn nach Hause. Kate hatte sich auch um die Wohnung gekümmert, die sie nun bewohnten. Zwei Zimmer in Harlem, in einem Haus, in dem unzählige andere Schwarze lebten. Nicht gerade das Leben, das Rachel sich erträumt hatte, aber zumindest eine gewisse Sicherheit, an die sie sich gewöhnt hatte. Und dort interessierte sich zumindest keiner außerordentlich für die beiden Schwestern. Auf diese Weise konnte Fin, der direkt neben ihnen wohnte, jeder Zeit zu ihnen kommen und bei ihnen übernachten. Finlay, Kates große Liebe und ihr Langzeitfreund, war anders als alle Weißen, die Rachel kennen gelernt hatte. Er hatte sich nie dafür interessiert, welche Hautfarbe sie hatten. Er hatte sich nie als jemand Besseres gesehen, weil er nicht schwarz war. Und auch wenn Rachel es niemals zugegeben hätte, sie beneidete ihre Schwester um Fin. Dabei war Kate immer schon bieder gewesen, in Rachels Augen viel zu verhalten und schüchtern. Dennoch hatte sie den Hauptgewinn unter den Männern gezogen und das neidete Rachel ihr. Schließlich hatte sie selbst sich immer um eine solche Wertschätzung bemüht. Sie war immer die schönere der Schwestern gewesen. Ihr hatten stets alle Männer hinterher gesehen und sie hatte schon mehr als nur einen Heiratsantrag abgelehnt. Trotzdem hatte der einzige Mann, für den sie sich aufrichtig interessierte, ihre langweilige Schwester gewählt und schien diese Entscheidung auch nach Jahren noch nicht zu bereuen. Deshalb traf Rachel andere Männer. Sie schlief mit ihnen, wenn sie ihr gefielen und wenn sie ihr Geschenke und Versprechungen machten. Aber keiner von ihnen war ihr Fin.

    Auch heute Nacht hatte sie sich mit einem reichen Weißen getroffen. Sie waren in eine der geheimen Bars gegangen und er hatte ihre Drinks bezahlt, so viele sie wollte. Sein Name war Logan Sawyer und sie waren sich vor dem Cotton Club begegnet. Als sie den großen Blonden gesehen hatte, hatte sie gewusst, dass sie seine Gesellschaft wollte. Also hatte sie ihren Hut gelockert und gewartet, bis der Wind ihn in seine Richtung wehte. Dann hatte nicht Logan, sondern ein beinahe ebenso großer Italiener sich gebückt und ihr den Hut zurück gegeben. Sie hatte vor beiden Männern gestanden und festgestellt, dass der Italiener mehr Interesse an ihr zeigte. Er hatte gelächelt, als er ihr den Hut gereicht hatte und ein paar freundliche Worte gesagt. Der Blonde hatte sie nur kurz gemustert, ehe er sich weiter umgesehen hatte, als würde er etwas Wichtiges suchen. Also hatte sie ihren Hut wieder aufgesetzt, ebenso wie ihr bezauberndstes Lächeln, hatte so getan, als wollte sie weitergehen, war absichtlich zufällig umgeknickt und in den Armen des Blonden gelandet.

    Rachel bekam meistens, was sie wollte. Jetzt wollte sie Logan. Nachdem sie die Bar verlassen hatten, sie viel betrunkener als er, hatte sie ihn mit zu sich genommen. Meistens versuchte sie, die Männer nicht mit zu sich zu nehmen. Meistens fanden die Männer eine andere Lösung, wenn sie sich diesbezüglich weigerte. Logan allerdings war nicht so nachgiebig wie die meisten anderen. Als sie gesagt hatte, sie würde gerne mit ihm alleine sein, aber ungern in ihrer eigenen Wohnung, hatte er erwidert, dass sie es dann dabei belassen müssten. Und weil er so geheimnisvoll und anders war, hatte sie sich umentschieden und ihn mit genommen. Immerhin sah er aus wie ein Model. Sicherlich würde Kate sie um diesen Mann beneiden, auch wenn sie es nicht zugeben würde. Er sah nicht unbedingt besser aus als Fin, aber anders. Fin hatte zusätzlich zu seinem guten Aussehen einen schwer zu beschreibenden Charme, der ihn noch attraktiver für Frauen machte. Sein Charakter war seine Stärke und irgendwie gelang es ihm, diese Besonderheit in seine Blicke und Gesten zu legen. Logan hatte vielleicht auch einen besonderen Charakter, aber hauptsächlich war er schön anzusehen. Irgendwie perfekt, weshalb Rachel ihn automatisch ihr Model nannte. Zumindest in dieser Nacht würde er es ohne Zweifel sein, ihr Model.

    Er war im Bett anders gewesen, als sie erwartet hatte. Weniger rücksichtslos, als er den Eindruck vermittelte. Viel mehr war es ihm gelungen, auch sie zu befriedigen und sie wusste aus Erfahrungen, dass die meisten Männer größere Reden schwangen, als sie Taten folgen lassen konnten. Logan allerdings war anders gewesen. Er hatte nichts von sich Preis gegeben, hatte im Vorwege nicht behauptet, ein guter Liebhaber zu sein. Und dann hatte er mit ihr geschlafen. Er war nicht unbedingt einfühlsam gewesen, aber er hatte intuitiv gewusst, wie man eine Frau zufrieden stellte. Er wirkte dabei seltsam routiniert und obgleich er ihr nicht das Gefühl vermittelte, sie sei etwas Besonderes oder auch nur das, was sie miteinander teilten, befriedigte er sie sexuell vollständig.

    Als sie, nackt wie Gott sie geschaffen hatte, neben ihm im Bett lag, steckte sie sich eine Zigarette an und blickte neben sich. Er war ein schöner Mann, wie sie fand. Einer dieser wenigen Männer, die die meisten Frauen anziehend fanden. Einer dieser Männer, die immer bekamen, wen sie wollten. Logan Sawyer war groß, muskulös, weiß. Nicht so weiß wie die meisten Iren oder Briten, mehr so ein europäisches Weiß, in das sich die Bräune der Sonne gemischt hatte. Rachel streichelte mit der freien Hand über seinen Bauch, spürte die Muskeln unter ihrer Haut. „Das war beeindruckend, Logan., sagte sie lächelnd. „Wir sollten das wiederholen.

    Er lächelte, entblößte seine perfekten Zähne dabei ein wenig. Dann steckte er sich selbst ebenfalls eine Zigarette an, stand auf und stieg in seine Hose. „Ich bin nicht von hier.", sagte er.

    Ihre Stirn legte sich in Falten, weil sie genau wusste, wie derartige Unterhaltungen verliefen. Sie hatte nur nicht erwartet, dass er sie benutzen würde, um sie los zu werden. Für gewöhnlich war sie es, die diesen Ton anschlug. „Das weiß ich., sagte sie und setzte eine ungerührte Miene auf. „Vom Akzent her, würde ich sagen, Louisiana.

    Er drehte sich zu ihr um, hielt die Zigarette zwischen den Zähnen, während er sein Hemd zuknöpfte. „Ich wollte damit sagen, dass wir das hier nicht wiederholen werden., sagte er direkt. Dann zuckte er die Schultern. „Aber danke.

    Das fühlte sich für sie wie eine glatte Ohrfeige an. „Nein, ich danke dir., brachte sie unter Aufwendung ihres ganzen Willens hervor. Vor ihm würde sie nicht zusammen brechen und betteln. Das ganz sicher nicht. „Ich hatte nicht vor, dich zu heiraten, Logan. Ich hielt es nur für eine gute Idee, es zu wiederholen. Sie zog die Decke zurück, damit er die ganze Schönheit ihres nackten Körpers sehen konnte. „Aber du scheinst ja wirklich sehr beschäftigt zu sein, so schnell, wie du dich angezogen hast."

    Er lachte leise. „Ja, bin ich tatsächlich., sagte er und beugte sich dann zu ihr herunter. Er lehnte sich vor und zog die Decke wieder über sie, ehe er sie auf die Lippen küsste. „Ich muss los.

    Sie verschränkte ärgerlich die Arme vor der Brust. „Du könntest mir wenigstens ehrlich sagen, dass du mich los werden willst. Stattdessen schiebst du das Geschäft vor."

    Wieder lachte er nur. „Ich muss arbeiten. Das Geschäft wartet nun mal nicht., sagte er und zog seine Jacke über. „Aber es hat mich wirklich gefreut, dich kennen zu lernen, Rachel. Und als er in der Tür stand und sich noch einmal zu ihr umdrehte, setzte er hinzu: „Pass auf dich auf."

    Rachel wartete, bis die Tür ins Schloss gefallen war, ehe sie aufsprang und sich in Rekordzeit anzog. Sie verzichtete auf Unterwäsche und Strumpfhose, um Zeit zu sparen. Wenn er tatsächlich mitten in der Nacht noch Geschäftliches zu erledigen hatte, wollte sie das wissen. Und sollte er, wie sie es schon eher erwartete, stattdessen zu seiner Freundin oder Frau zurückkehren, dann wollte sie auch das wissen. Rachel schnappte sich im Laufen ihren Mantel, schlüpfte in ihre Pumps und eilte hinaus. Sie konnte noch hören, wie die Tür zum Treppenhaus zufiel, also musste er gerade erst auf die Straße gegangen sein. Sie rannte ihm nach, so schnell sie konnte. Als sie jedoch auf die Straße kam, war von ihm keine Spur mehr. Dann erst fiel ihr ein, dass er ein Auto gehabt hatte. Das bedeutete, er könnte überall sein und sie hatte keine Möglichkeit heraus zu finden, ob er die Wahrheit gesagt hatte. Ärgerlich wandte sie sich um und ging wieder zu ihrer Wohnung rauf. Wenigstens habe ich jetzt Zeit, mir meine Unterwäsche anzuziehen, dachte sie seufzend.

    In der nächsten Nacht sah sie ihn erneut vor dem Cotton Club. Sie wollte seinen Namen rufen, zu ihm laufen, aber er war von ein paar Leuten umringt und sie wollte sich nicht lächerlich machen. Außerdem durften Schwarze nicht als Besucher in den Club, weshalb sie sicher war, dass er ohnehin nicht für sie auf sein Vergnügen verzichtet hätte.

    Rachel warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war halbvier am Morgen. Sie hätte noch in einen anderen Club gehen können, doch sie hatte nicht die geringste Lust dazu. Nicht, nachdem sie gesehen hatte, dass Logan noch in New York war und dennoch nicht vorhatte, sie wieder zu sehen. Das ärgerte sie nicht unbedingt, weil sie in ihm ihren Seelenverwandten sah, sondern viel mehr deshalb, weil er wirklich ein guter Liebhaber gewesen war und sie gehofft hatte, zumindest diese Beziehung ein wenig genießen zu können.

    Eine Weile blieb sie einige Meter vor der Club stehen und beobachtete ihn, während sie rauchte. Er unterhielt sich mit einem großen, breitschultrigen Mann, der absolut Rachels Typ gewesen wäre, wäre sie nicht so sehr damit beschäftigt gewesen, die ihr von Logan zugefügten Wunden zu lecken. Die beiden Männer hatten es scheinbar nicht eilig und Rachel ärgerte sich auch darüber, schließlich hatte Logan noch gestern so getan, als arbeite er für den Präsidenten. Jetzt zeigte sich, dass er genügend Zeit hatte, um zu plaudern und zu scherzen und sich zu amüsieren. Furchtbar, ich benehme mich wie eine dieser eifersüchtigen, betrogenen Ehefrauen, die ich niemals sein wollte, dachte sie ärgerlich.

    Dann wurde sie angerempelt und ihr fiel die Zigarette auf die Straße. Da sie von einer umwerfend schönen Weißen angerempelt worden war, hatte sie sie bereits in Gedanken verflucht und sich damit abgefunden, die Zigarette vom Boden aufheben zu müssen, doch als sie bereits im Begriff war, sich zu bücken, kam ihr die Brünette zuvor und bot ihr eine Zigarette von ihrer Begleiterin an. „Bitte verzeihen Sie, ich habe Sie nicht gesehen., sagte sie und reichte ihr die neue Zigarette, ehe sie sich auch für sie um Feuer bemühte. Dieses Mal half ihr der männliche Begleiter, der deutlich älter war als sie und dennoch aus diesem Grund nicht weniger an ihr interessiert zu sein schien, aus. Die Brünette gab das Feuerzeug an Rachel weiter. Und als diese es nicht zu zünden vermochte, weil sie nur an Streichhölzer gewöhnt war, half sie ihr auch damit. „Erlauben Sie., sagte sie und gab ihr Feuer.

    „Danke.", sagte Rachel, etwas widerwillig, nachdem sie den ersten Schwall Rauch ausgestoßen hatte.

    „Ihr Kleid ist wirklich schön. Meinen Sie, ich könnte ebenfalls so eines erstehen?", fragte sie und blickte Rachel mit einer ungewohnt aufrichtigen Art an, die diese ebenfalls aufrichtig, verunsicherte.

    Rachel sah an sich herunter. Sie trug ein veraltetes, aber auffälliges weinrotes Baumwollkleid, was viel zu viel Haut an den Brüsten entblößte und die Taille zu sehr betonte, zumindest, wenn man mit der neuesten Mode ging. Ihr Kleid war vielleicht für sie, eine mittellose Schwarze, etwas Besonderes, aber nicht für eine Weiße wie diese hier. Rachel musterte ihr Kleid, das unter dem dünnen Mantel deutlich zu erkennen war. Sie trug ebenfalls ein rotes Kleid, aber ihres war neuer, besser und teurer. Und natürlich nicht so aufreizend wie Rachels. Dennoch hätte sie sofort mit ihr getauscht, schließlich war das langweilige Kleid zehn Mal so viel Geld wert wie das ihre.

    „Meine Schwester hat es genäht und es ist ein Einzelstück, fürchte ich.", antwortete sie und verkniff es sich, hinzu zu fügen, dass sie eben dieses Einzelstück auch mit ihrem vermutlich vererbten Reichtum niemals würde kaufen können.

    „Schade, wirklich. Aber mir würde es vermutlich ohnehin längst nicht so gut stehen wie Ihnen., sagte die Brünette lächelnd. „Ihre Schwester scheint allerdings eine äußerst talentierte Näherin zu sein. Richten Sie ihr meine Komplimente aus.

    „Das werde ich sicher tun.", erwiderte Rachel mit einem unaufrichtigen Lächeln. Sie glaubte nicht, dass diese Frau auch nur ein Wort von ihren Komplimenten ernst meinte.

    „Na gut, dann einen schönen Abend noch.", sagte die Brünette lächelnd. Dann hakte sie sich bei ihrer ebenfalls schönen und ebenfalls weißen Freundin unter und ging weiter.

    Rachel blickte ihnen missmutig hinterher. Frauen wie diesen stand jede Tür offen und dafür hasste Rachel sie. Die beiden Frauen lachten im

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