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Verfluchte Freiheit: "Fliehkraft", die Geschichte des Valentin E.
Verfluchte Freiheit: "Fliehkraft", die Geschichte des Valentin E.
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eBook309 Seiten4 Stunden

Verfluchte Freiheit: "Fliehkraft", die Geschichte des Valentin E.

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Über dieses E-Book

Der erfolgreiche Anwalt Valentin Engel führt ein Leben in Reichtum und Wohlstand. Nach einigen Jahren ödet ihn sein materialistisches Leben an. Er verlässt Deutschland und begibt sich auf eine außergewöhnliche Reise, in verschiedene Länder mit unterschiedlichen Kulturen. Auf der Suche nach seinem Glück, kehrt etwas längst vergessen Geglaubtes zurück.
Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum26. Jan. 2016
ISBN9783738057157
Verfluchte Freiheit: "Fliehkraft", die Geschichte des Valentin E.

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    Buchvorschau

    Verfluchte Freiheit - Anna Sydney

    Valentin

    Der Mensch ist nur da wirklich Mensch,

    wo er sich die Geschichte seines Lebens nicht diktieren lässt,

    sondern selber schreibt.

    Viktor Frankl

    Eine stürmische Brise pfiff um die herrschaftliche Villa. Die Bäume schwankten, und herbstlich gefärbte Blätter trieben durch den Garten. Der alte Nussbaum hatte bereits seine Früchte abgeworfen. Sie lagen zerstreut auf der Wiese, und die Vögel hackten so lange auf den Schalen herum, bis die Nuss krachte und sie die Frucht herauspicken konnten.

    Valentin stand im Wohnzimmer und blickte auf das herbstliche Treiben. Gerade wollte er das Fenster schließen, als die Tür hinter ihm mit einem Knall zufiel. Er hasste dieses Geräusch – ebenso, wie er Insekten verabscheute, Fliegen und Mücken, die einem um die Nase schwirrten und nicht an einer Stelle blieben, wo man sie mit der Klatsche erwischen konnte. Die Menschheit wäre glücklicher ohne dieses Geschmeiß, dachte er, während er das Fenster schloss. Hätte er sich dafür entschieden, Architektur zu studieren, hätte er wohl gedämpfte Türen entworfen, die nicht so laut zuknallten. Mit gemischten Gefühlen hatte er sich jedoch für Jura eingeschrieben.

    Vor zwei Jahren hatte Valentin andere Träume gehabt. Da waren Schauspieler wie Brad Pitt, Bruce Willis, Johnny Depp, George Clooney oder Michael Douglas seine Idole gewesen. Sie waren gut gebaut, hatten eine ansprechende Erscheinung, wirkten auf Frauen wie ein Magnet und vor allem: Sie küssten immer die schönsten Schauspielerinnen der Welt. Doch sein größtes Idol war Dustin Hoffman. Er hatte die hübschesten und prominentesten Frauen neben sich, obwohl er gewiss nicht der Attraktivste unter seinen Kollegen war. Doch er war ein begnadeter Schauspieler. Also wollte Valentin Schauspieler werden. Dann würde ihm die Welt (vor allem die hübschen Frauen) zu Füßen liegen … Schon als Kind hatte er eine Vorliebe für die Schauspielerei gehabt. In der Schule hatte er den Romeo in William Shakespeares „Romeo und Julia" gespielt, bei der Schulaufführung. Bereits damals war seine Aufmerksamkeit von der farbenfreudigen Szene auf der Bühne gefesselt. Im Grunde seines Herzens liebte er das Theater mit seinen undurchdringlichen Geheimnissen.

    Sein Vater jedoch hatte andere Pläne für Valentins Zukunft. Er war Rechtsanwalt, wie sein Großvater und Urgroßvater. Also war es seiner Meinung nach kaum notwendig, sich nach Valentins Berufswünschen zu erkundigen. Zugegeben: Der Vater war Partner in einer großen, gutgehenden Kanzlei. Die Familie lebte gut davon, hatte ein weiträumiges Anwesen am Stadtrand von Würzburg mit wunderbarem Blick auf die Marienburg. Valentins Gedanken gingen zurück zu jenem Gespräch, das über seine Zukunft entschieden hatte.

    Er lief unruhig im Wohnzimmer umher, stellte immer wieder beklommen das Radio auf einen anderen Sender ein. Der Augenblick, den beide seit Jahren gefürchtet hatten, war gekommen. Während sein Vater sich einen Whisky einschenkte, zählte er ihm wieder einmal die Vorteile eines Jurastudiums auf, redete auf Valentin ein.

    „Ja, gut", entgegnete Valentin schließlich achselzuckend und seufzte.

    Erleichtert klopfte Paul dem Sohn auf die Schulter. Valentin stolperte einen Schritt nach vorn. Er fühlte Unbehagen. Wäre jetzt nicht der Zeitpunkt gewesen, seinen Traum zu verwirklichen? Sollte er noch einmal mit dem Vater über die Schauspielerei sprechen? Doch ihm fehlten die Worte; sie wollten nicht aus seiner Kehle, hafteten tief unten im Rachen. Er griff an seine Kehle, spürte den Adamsapfel, als könne er die im Hals steckenden Worte hinaufschieben. Unbeholfen stand er im Zimmer. Es war schwer, gegen seinen Vater Argumente zu finden. Er konnte sich einfach nicht so gut ausdrücken wie er. Und selbst wenn es ihm gelänge, schien die Entscheidung für Paul mit diesem Schulterschlag besiegelt. Valentin empfand Leere. Und fühlte sich bedrängt. Wieso war es so selbstverständlich, dass er in die Fußstapfen der Familie trat?

    Ein paar Tage später schrieb Valentin sich im Wintersemester für Jura ein. Den Gedanken an die Schauspielerei verschob er auf später. Wie hatte Paul gesagt: „Schauspielerei, das ist eine brotlose Kunst! Als Jurist, da hast du viel mehr Möglichkeiten, gutes Geld zu verdienen. Und es ist ein angesehener Beruf. Jeder Jurist verdient Geld, aber nicht jeder Schauspieler. Du findest viele Juristen im Bundestag oder in anderen politischen Ämtern. Auch in den Rechtsabteilungen von Unternehmen und Konzernen."

    Valentin achtete und bewunderte seinen Vater. Sein sicheres Auftreten, seine humorvolle und doch respektvolle Ausstrahlung den Mandanten gegenüber, gepaart mit Konsequenz und Zielstrebigkeit. Zudem sah er gut aus: groß, schlank, dunkle Haare, die leicht in ein Silbergrau übergingen. Frauen vermochten sich seinen Charme kaum zu entziehen.

    Das war das Leben seines Vaters, nicht jedoch Valentins Leben. Valentin war athletischer Statur, etwas größer und hatte die gleichen markanten Gesichtszüge wie sein Vater. Er war anders als seine Familie, nur wollte das niemand sehen. Sein größter Traum war die Schauspielerei, er wollte kreativ sein.

    Tief atmete er ein und aus, dabei überfiel ihn ein seltsames Gefühl von Ratlosigkeit. Vor kurzem hatte er den oberen Bereich der Villa bezogen und dadurch etwas Abstand von seinen Eltern gewonnen. Er bevorzugte Minimalismus, moderne, zeitlose, schlichte Möbel. Auf Überflüssiges, Verschnörkeltes konnte er verzichten. Mit seinen achtzehn Jahren war es Zeit, etwas Distanz zu schaffen. Mutter konnte verdammt pingelig sein. Sobald Valentin sich die Hände wusch, ermahnte sie ihn, das Waschbecken zu putzen. Wenn er dann das Handtuch nahm und damit über das Becken wischte, schimpfte sie, dass es dafür besondere Putzlappen gäbe. Er konnte ihr nichts recht machen, egal wie er sich auch bemühte.

    Sein Ziel war nicht das Jurastudium gewesen, sondern die Schauspielerei. Heute jedoch fand die Einführungsveranstaltung für Jura statt. Die Pendeluhr schlug Viertel vor zehn. Valentin musste sich beeilen. Um zehn wollte er in der Universität sein.

    Als er verspätet den Saal betrat, waren schon jede Menge Studenten da. Die Luft war stickig und verbraucht. Der Dekan, dessen trockener Kommentar im Getöse der klatschenden Hände unterging, schloss gerade seine Begrüßungsrede ab, und die Menge wurde unruhig, bis der Nächste das Wort ergriff. Im Anschluss daran folgten mehrere Kurzvorstellungen.

    Während der Einführungswoche begriff Valentin, dass das Jurastudium alles andere als trocken war. Würzburg zählte zu den Universitäten mit hervorragenden internationalen Kontakten und Kooperationen. Durch das breitgefächerte Angebot der Fakultät sollten die Studenten nicht nur profundes Fachwissen erwerben, auch der akademische Austausch und das Engagement in internationalen Projekten waren Grundlage einer umfassenden Persönlichkeitsbildung. Die Studienzeit sollte eine Phase der Vermittlung von Wissen und Kompetenz, aber auch eine Zeit für gemeinsamen Freizeitspaß, Kreativität und Aktivitäten.

    Letzteres nahm Valentin, wie seine Kommilitonen, recht wörtlich. Nahezu jedes Wochenende und fast jeden Abend verbrachten sie in Kneipen, Discos oder auf Partys. Das Studium wurde bald zur Nebensache. Ein paar Studenten, darunter auch Valentin, verfielen in einen regelrechten Rausch, immer neue Mädchen zu verführen. Valentins gutes Aussehen und sein schauspielerisches Talent sorgten dafür, dass er bei den Frauen gut ankam. Seine besorgte Mutter deponierte überall Kondome: im Bad, im Schlafzimmer und, worüber Valentin sich wunderte, auch in der Küchentischschublade. Der gute alte Küchentisch! Er erinnerte sich noch genau an den Tag, als seine Großmutter ihn zum Sperrmüll hatte stellen wollen. Damals hatte es den ganzen Morgen geregnet. Grauer Dunst hing in den Straßen. Oma hatte ihn gebeten, die alten Möbel auf die Straße zu stellen. Doch Valentin sagte bestürzt: „Oma Augusta, der alte Küchentisch ist viel zu wertvoll, als dass man ihn zum Sperrmüll weggibt!"

    Seine Großmutter aber wandte ungerührt ein: „Ach, wer will denn das alte Gerümpel noch, wo es so schöne moderne Möbel gibt?"

    So hatte er ihn genommen, und er gefiel ihm immer noch, dieser Gründerzeittisch, wohl um 1880 gefertigt. Vor allem die zwei geräumigen Schubladen, in denen außer Besteck und Servietten nun auch bunte Kondome lagerten. Er ließ sich hervorragend kombinieren mit seinen modernen Möbeln. Der Kronleuchter darüber mit seinem vielen kleinen, filigranen Kristallen war ein Meisterstück aus Licht und Glas.

    Valentin liebte das Spiel, ob er ein Mädchen schon am ersten Abend mit zu sich nehmen konnte, um mit ihr zu schlafen oder ob er mehrere Tage brauchte, um sie zu überreden. Seine Mutter machte sich Sorgen.

    „Diese Entwicklung und Valentins schlechter Umgang macht mir wirklich Sorgen", beklagte sie sich bei Paul.

    Aber Valentins Vater sah das nicht so kritisch. „Er ist noch jung. Du wirst sehen, wenn er sich erst die Hörner abgestoßen hat, lässt das alles nach", beruhigte er seine Frau.

    Aufgewühlt entgegnete sie: „Die Leute fangen schon an über Valentin zu sprechen, und das wirkt sich sicher nicht gut auf die Kanzlei aus! Sie sagen, der Sohn des Anwalts ist auf die schiefe Bahn geraten. Du musst was unternehmen!"

    Paul sah die Angelegenheit sportlich. „Das sind die Flegeljahre. Das renkt sich schnell wieder ein, glaub mir."

    Die Studenten schlossen die unmöglichsten Wetten untereinander ab. Sie standen zusammen in der Mittagspause. Es war ein milder Novembertag. Die Sonne schien und wärmte die Körper der jungen Männer. Eine junge Studentin lief vorbei, ihr helles blondes Haar glänzte in der Sonne wie Gold. Sie stieß ein freundliches „Hey, Jungs!" in die Runde.

    Als sie außer Sichtweite war, grinste Freddy unverschämt.

    „Eve kommt am Wochenende zu meiner Scheunenparty. Wetten, dass wir sie alle fünf zum Sex überreden können? Jede Wette gehe ich da ein! Hört zu: Wenn wir es alle fünf an einem Abend schaffen, spendiere ich euch eine Weinprobe in unserem Weingut. Mit anschließendem Essen im Hotel Stein."

    Darüber lachten alle, und so stand die Wette. Eine geschmacklose Wette. Doch Valentin nahm sich fest vor, der Erste zu sein.

    Als Valentin zu der Party kam, sah er Freddy schon an Eve herumbaggern und die anderen drei Freunde in unmittelbarer Nähe. Besonnen beobachtete er Eve: Sie trug einen kurzen, schwarzen Rock, kombiniert mit einer roten Bluse und schwarze Pumps. Ihre Haare trug sie raffiniert hochgesteckt, einige Locken hatten sich gelöst und fielen sanft ins Gesicht, was ihre zarten Gesichtszüge zur Geltung brachte. Ihr Lippenstift war blutrot, passend zu ihrer Bluse. Noch einmal schnaufte er tief durch, dann ging er einfach auf Eve zu und fragte: „Freddy, darf ich dir Eve entführen, um mit ihr zu tanzen?"

    Eve entschuldigte sich bei Freddy und reichte Valentin bereitwillig die Hand. Taktvoll geleitete er sie auf die Tanzfläche und sie tanzten. Nach einer Weile zog er sie an sich und flüsterte ihr ins Ohr: „Eve, ich muss dir unbedingt was geben, komm mit!" Er nahm ihre zarte, verschwitzte Hand und zog sie hinaus.

    Der Dezemberabend war kühl; Valentin zog seine Jeansjacke aus, um sie Eve über die Schultern zu legen. Bedenkenlos ging sie mit ihm über den gepflasterten Hof zu seinem Auto. Fast wäre sie über die holprigen Pflastersteine gestolpert, hätte Valentin sie nicht kavaliersmäßig an der Hand gehalten und sie aufgefangen.

    Sie stiegen in seinen Audi, die Ledersitze waren kühl. Unmissverständlich drehte er die Musik leise auf, dann öffnete er das Handschubfach und zog einen Umschlag heraus. Während er ihr ihn gab, küsste er sie leidenschaftlich und sie erwiderte seinen Kuss. Bedachtsam, aber neugierig öffnete Eve das Kuvert. Eine Karte mit einem schwarzweißen Bild der Marienburg erschien. Auf der Rückseite stand ein kurzer Text. Eve las laut: Einladung zum Krimidinner für zwei Personen! Sie lachte und las weiter: Auf dem seit der späten Bronzezeit besiedelten Marienberg befand sich im frühen 8. Jahrhundert wahrscheinlich ein Kastell der fränkischthüringischen Herzöge mit einer Kirche, die 741 zur ersten Würzburger Bischofskirche erhoben wurde. Ab 1200 entstand eine ungewöhnlich große Burg, die im Spätmittelalter und in der Renaissance ausgebaut und erweitert wurde.

    „Was sagst du dazu? Ich dachte, du würdest dich freuen, weil du doch ein Krimifan bist!"

    Eve war sichtlich gerührt. Sie umarmte Valentin.

    „Ich freue mich sehr! Wie bist du auf diese Idee gekommen?"

    Die Antwort blieb er ihr schuldig, stattdessen schob er ihr ungeduldig seine Zunge in den Mund und erforschte ihn. Dezent schob er seine Hand unter ihre Bluse, öffnete ihren Push-Up-BH, spielte an ihren Brustwarzen herum und spürte ihre Erregung. Er schaltete das Licht aus und ließ das Liebeslied „Je taime" laufen, das er immer bei solchen Gelegenheiten abspielte. Erfahrungsgemäß verfielen die Mädels bei diesem Song sofort in Ekstase. Unauffällig ließ er ihren Sitz in Schlafposition hinunter und küsste sie ungeduldig. Konzentriert öffnete er die kleinen Knöpfe ihrer Bluse. Vor Lust hätte er sie am liebsten aufgerissen, aber sie hatte sicher keine Wäsche zum Wechseln dabei. Begehrlich öffnete er seine Jeans und zog ungeduldig ein Kondom aus der Hosentasche. Eve lächelte ihn dankbar an. Er spürte ihren Herzschlag, der außergewöhnlich schnell und energisch schlug und seinen Puls, der bis in die Schläfen pochte.

    Die Jungs waren ihnen gefolgt und beobachteten alles – zumindest so lange, bis die Scheiben von innen angelaufen waren. Valentin konnte ihre Augen erkennen, wie sie durch die Scheiben gierten, doch das turnte ihn noch mehr an. Eve war wirklich leicht zum Sex zu überreden. Behutsam drang er in sie ein. Ihr Rhythmus und der Takt der Musik spielten sich aufeinander ein, und er war von den Blicken und der Vorstellung, dass seine Kumpels ihm beim Liebesakt zusahen, wie berauscht. Eve stöhnte auf und krallte ihre langen roten Fingernägeln in seinen Rücken. Er fühlte keinen Schmerz, es fühlte sich gut an; rhythmisch bewegte er sich, bis sie beide laut aufstöhnten.

    Dann zog er sich aus ihr heraus. Wortlos suchten sie ihre Kleider. Valentins Knie schmerzte, da er es an der Handbremse gerieben hatte. Nachdem Eve sich angezogen und ihren Gutschein in die Handtasche gepackt hatte, stiegen sie aus und gingen zurück in die Partyscheune. Während sie liefen, streckte sie sich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich glaube, ich habe mich ein bisschen in dich verliebt."

    Er lächelte verwundert zurück und dachte: Das mit Eve war wirklich ein Kinderspiel, aber von Liebe habe ich nicht gesprochen.

    Die Tür war ein Spalt weit geöffnet; laute Musik und verbrauchte, rauchige Luft strömte ihnen entgegen. Die Party war in vollem Gange. Die Jugendlichen kifften, tanzten und amüsierten sich. Die vier Freunde grinsten Valentin an, und er nickte ihnen zu, um zu bestätigen, dass er seinen Teil der Wette erfüllt hatte.

    Freddy füllte Eve dann mit harten Sachen ab und zog sie hinter sich her in die Toilette. In diesem Moment tat sie Valentin leid und einen Moment bereute er es, an der Wette teilgenommen zu haben. Als sie wiederkamen, sah Eve erbärmlich aus: Ihr roter Lippenstift und ihre Wimperntusche waren verschmiert und ihr Minirock verrutscht. Um das ungute Gefühl abzuschütteln, nahm er sie entschlossen an die Hand und sagte: „Ich bringe Eve jetzt nach Hause."

    Doch die drei Freunde versperrten ihm grinsend den Weg.

    „Das können wir erledigen! Wir bringen sie schon nach Hause."

    Robert nahm ihre Hand, flößte ihr noch einen Jack Daniels ein, und zu viert verließen sie die Scheune.

    Keiner hatte später irgendwelche Beweise dafür, was er mit Eve gemacht oder nicht gemacht hatte. Außer Valentin: Bei ihm hatten alle zugesehen, wie er es Eve im Auto besorgt hatte. Aber die Wette wurde als gewonnen betrachtet. Freddy musste seinen Wetteinsatz einlösen, und die Freunde sorgten dafür, dass es ein teurer Spaß für ihn wurde.

    Am folgenden Wochenende rief Eve erwartungsvoll bei Valentin an.

    „Valentin, ich wollte noch einmal nachfragen, wegen dem Krimiessen, das du mir für das Wochenende geschenkt hast. Es ist ja für zwei Personen, und da dachte ich, wir lösen den Gutschein zusammen ein."

    Valentin wollte unter diesen Umständen auf keinen Fall mit Eve dorthin gehen. Wenn ihn einer der Kommilitonen erkannte, wäre er dem Gespött ausgeliefert. Der Vorfall mit Eve sprach sich wie ein Lauffeuer an der Uni herum. Er hustete, um Zeit zu gewinnen. Dann erwiderte er besorgt: „Ja, Eve, das dachte ich auch. Leider ist mir was dazwischen gekommen. Du findest bestimmt jemanden, der gerne mit dir da hingeht."

    „Das ist aber schade. Ich habe mich schon so darauf gefreut, und auch auf dich!"

    Valentin hörte Enttäuschung in ihrer Stimme. „Sorry, Eve, ist echt schade, aber es kommt wieder mal eine Gelegenheit. Also, dann viel Spaß beim Krimidinner!" Schnell beendete er das Gespräch und trank sein Glas Wein aus.

    Als er mit Freddy den Irish Pub erreichte, waren Robert und André schon fast betrunken. Die Liveband heizte den Gästen ein, und die Stimmung war großartig. Sie bestellten Whisky. Mit geschultem Blick sah Freddy sofort die hübschen Mädchen am Nachbartisch und grinste.

    „Hey, Valentin, wenn ich eine von den beiden abschleppe, zahlst du die Zeche, okay?"

    „Aber nur, wenn du mir eine abgibst!"

    Freddy lachte, nahm sein Glas und gesellte sich zu den hübschen Damen am Nachbartisch. Es dauerte eine Weile, bis er mit den Mädchen zu ihnen an den Tisch kam. Nach ein paar Runden Whisky übernahm Valentin die Rechnung, und sie verließen zu viert den Pub.

    Ein leichter Wind wehte durch die Straßen, und Freddy musste in einen Hauseingang treten, um einen Joint zu drehen und ihn durch die Runde ziehen zu lassen. Freddy drehte die besten Joints, auch wenn sie manchmal eine ungewöhnliche Form aufwiesen. Vermutlich hatten die Mädels noch nie vorher Gras geraucht, denn als sie daran zogen, mussten sie furchtbar husten. Nach einer Weile lachten und gluckerten sie wie aufgehetzte Hühner. Die Blonde bekam einen Verfolgungswahn. Sie sagte ständig: „Die Bullen verfolgen uns, die Bullen verfolgen uns, passt auf, das sind die Bullen, ich hab sie gesehen, sie sind direkt hinter uns! Die Bullen haben die Verfolgung aufgenommen! Wartet nur, wenn sie kommen, dann schießen sie, die Bullen!" Dabei lachte sie laut.

    Valentin versuchte sie zu beruhigen. Im schwachen Licht der Abenddämmerung waren die Mädchen fast unsichtbar, während sie kichernd auf das Taxi warteten, das Valentin bestellt hatte. Als es kam, stiegen sie ein. Nach höchstens fünf Minuten Fahrt rief die Braut von Freddy zu dem Taxifahrer: „Halt mal an!"

    Der Taxifahrer fuhr rechts an den Straßenrand. Er dachte, die Frau wäre betrunken und sagte: „Kotz mir nicht das Auto voll, sonst nehme ich euch einen Zwanziger für die Reinigung des Fahrzeugs ab!"

    Das Mädchen erwiderte gereizt: „Ich kotze nicht, ich kann fliegen!"

    Der Fahrer lachte spöttisch. Sie stieg aus dem Taxi und vergaß, die Wagentür zu schließen. Ein leichter Luftstoß drang in das Wageninnere; der Taxifahrer fluchte. Sie stellte sich an den Straßenrand; alle sahen ihr aus dem Auto dabei zu. Bedächtig breitete sie die Arme aus, als wären es Flügel. Dann machte sie einen Schritt nach vorn und fiel geradewegs in den Straßengraben.

    Schnell stiegen Valentin und Freddy aus, hoben sie aus dem matschigen Graben und setzten sie wieder zurück in das Taxi. Sie jammerte: „Meine Kleider sind schmutzig, oh, mein schönes Täschchen ist gerissen, der Trageriemen ist ab! Aber ihr habt gesehen, wie ich fliegen kann!"

    „Ja, erwiderte Freddy ironisch, „wir haben gesehen, wie du in den Straßengraben fliegen kannst.

    Die Blonde meldete sich wieder zu Wort und sagte ebenso eintönig wie vorher: „Die Bullen verfolgen uns, die Bullen verfolgen uns, passt auf, das sind die Bullen, die uns verfolgen! Lasst uns abhauen, bevor sie uns erwischen!"

    Freddy ging das Gejammer auf die Nerven. „Du hast eine Paranoia, Mädchen, sonst nix!"

    „Hab ich eben nicht, das sind echt die Bullen, sie verfolgen uns! Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!"

    Sie hatten dann einen netten Abend mit den beiden Damen, auch wenn sie komplett zugedröhnt waren. Am nächsten Morgen bestellten sie ein Taxi, bezahlten es im Voraus und setzten die Frauen hinein.

    Den Rest der Semesterferien verbrachten sie mit dem, was sie am besten konnten: Saufen, zocken, schlafen, kiffen. Außerdem liefen diverse Wetten um, wer übers Wochenende den Mädels beim Sex die meiste Wäsche abnahm oder mit wie vielen Mädchen er an einem Abend Sex haben konnte. Valentin hatte schon eine ganze Truhe voll mit liebreizenden, hauchfeinen Dessous.

    Er war wieder mal spät dran. Eilig verließ er das Haus und fuhr zu Freddys Scheunenparty. Er war noch etwa hundert Meter entfernt, da versperrte ein Laster den Weg. Der Gegenverkehr ließ ein Vorbeikommen nicht zu. Nach ein paar Minuten wurde er unruhig. Er hupte, stieß Schimpfwörter aus und gestikulierte. Unerwartet klopfte es an seine Scheibe. Unwillkürlich drehte er den Kopf zur Seite und sah einen Polizisten. Verärgert ließ er die Scheibe herunter.

    „Weshalb haben Sie gehupt? Sie wissen, dass Hupen ohne Grund verboten ist!"

    Valentin verdrehte die Augen. „Erzählen Sie mir lieber, was erlaubt ist, das wäre einfacher und würde uns nicht so viel Zeit kosten."

    Der Polizist war verärgert. „Junger Mann, das kostet Sie 25 Euro."

    Valentin stöhnte auf. Gereizt nahm er seine Geldbörse zur Hand und reichte ihm lässig einen Fünfziger.

    Der Polizist stellte eine Quittung aus, sah ihn aus tiefliegenden Augen an und seufzte. „Haben Sie es nicht passend? Ich habe kein Wechselgeld zur Hand".

    Valentin hupte erneut, lachte und sagte ironisch: „Dann sind wir jetzt quitt. Zweimal Hupen kostet nach Adam Riese einen Fünfziger!"

    Der Polizeibeamte rief erregt: „Das gibt eine Anzeige wegen Amtsanmaßung, darauf können Sie sich gefasst machen! Sie werden von mir hören!" In diesem Moment fuhr der Laster an. Valentin ließ den Polizisten stehen und fuhr weiter.

    Freddy begrüßte ihn überschwänglich. Die Stimmung auf der Party war bombastisch. Genügend Studentinnen waren präsent, und das Publikum versprach einen feuchtfröhlichen Abend. Doch Valentin fühlte ein Unbehagen in der Magengegend, und die schwüle, verbrauchte Luft in der Kneipe trug nicht zu einer Besserung seines Befindens bei. Seine Stimme bebte, als er Freddy um einen Joint bat. Die Musik war laut und dröhnte in seinen Ohren. Er saugte die Lippen nach innen und zog tief und fest an dem Joint. Da gaben seine Knie nach und er fiel ohne Vorwarnung mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Sein Whiskeyglas zerbrach in tausend Scherben, die sich auf dem schwarz-weiß karierten Boden verteilten.

    Valentin erwachte. Seltsam wirres, unreales Zeug hatte er geträumt. Von Samureikämpfern mit viel Blut. Und er war der Hauptdarsteller gewesen. Gerade in dem Moment, als er aufwachte, wurde er geköpft, und sein Blut spritzte nach allen Seiten. Er war froh und erleichtert aufgewacht zu sein und rieb sich den Hals. Sein Kopf war noch da, wo er hingehörte, aber er spürte einen grollenden, durchdringenden Kopfschmerz. Oft hatte er solche wilden, stupiden Träume, wenn er zu stark ins Glas schaute und dazu noch einen Joint rauchte. Alkohol und Drogen vertrugen sich nicht besonders gut. In letzter Zeit hatte er fast jede Nacht solche Träume. Am liebsten waren ihm erotische Träume mit schönen Frauen. Da übernahm er gern die Hauptrolle. Aber die hatte er lange nicht mehr geträumt. Als er erwachte, wusste er nicht, ob es ein Traum war und wo er sich überhaupt befand. Er wollte gerade aufstehen, als eine hübsche brünette Krankenschwester ihn am Aufstehen hinderte.

    „Bleiben Sie bitte liegen, ich hole den Arzt", sagte sie in freundlichem Ton.

    „Einen Arzt? Wo bin ich überhaupt?", fragte Valentin verwundert, während er sich mit beiden Händen den dröhnenden Kopf hielt.

    „Im Krankenhaus. Bleiben Sie ruhig, ich hole

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