Abgespaced: Phantastische Geschichten von Thomas Frick
Von Thomas Frick
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Über dieses E-Book
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Es begann, als ich mitten in der Nacht in einem entsetzlichen Alptraum erwachte. Ich konnte die Arme nicht bewegen und bekam keine Luft. Etwas lastete auf meiner Brust. Ich konnte nicht schreien, mich nicht aufrichten, nicht einmal die Hände bewegen. Das ist der Tod, dachte ich. Ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall, was auch immer. Und dazu die ungenaue Halluzination eines Wesens, das auf mir saß. (Der MAHR)
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Hmrrr kritzelte auf einer Art Klemmbrett und hüstelte. "Terra war immer ein Problemplanet. War das nicht hier gewesen, mit den Dinosauriern? Wir haben sie ausradiert. Dabei waren die Jungs gar nicht so unsympathisch. Dumm und verfressen, na gut. Aber sie haben keine Telenovelas gedreht." (MURRLYN)
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Als er Riens Räume aufsuchte, um sie zu vermessen und mit der Knallpfeife Echos auszuloten, war sie nicht geflüchtet, wie die meisten seiner Kunden, wenn er sein Equipment auspackte. Sie hatte einen Träger ihres Kleides herabrutschen lassen. Er war vor Verblüffung erstarrt. Sie hatte ihn an sich gezogen, ihn beim Tosen der Pfeife auf eine Sitzgarnitur gedrängt und ohne viel Federlesens penetriert. Sie war eine routinierte Liebhaberin und genoss sein Flattern. (Der MAUERHAKEN / FLUCHT AUS DEM KANZLERAMT)
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Buchvorschau
Abgespaced - Thomas Frick
Das Buch
Skurril, abgedreht, spacig. Unterhaltsam, spannend und ideenreich. So urteilten seine Leser über die Kurzgeschichten von Tomb de Freak. Erstmals gibt es hier einige der Weltraum-Quickies in einem Band, darunter auch bisher unveröffentlichte.
- Der Mahr
- Der Mauerhaken (auch bekannt als: Flucht aus dem Kanzleramt)
- Murrlyn
- Hochachtungsvoll Gott oder Nachträglicher Antrag auf Beendigung eines gescheiterten Projektes namens Welt
Der Autor
Thomas Frick (* 7. August 1962 in Rostock, DDR) ist ein deutscher Regisseur und Autor. Er unterrichtet Drehbuch, Werbedramaturgie und Regie, auf vier Kontinenten. Über die journalistische Arbeit und das Drehbuchschreiben entwickelte Frick sich zum Autor und gab 2008 mit seiner Reiseerzählung Die perfekte Insel
sein Debüt. Sie gewann den P.M-Leserpreis. Frick ist Absolvent der MASTERSCHOOL DREHBUCH. Unter dem Pseudonym Tomb de Freak veröffentlichte Thomas Frick Sciencefiction- und Horrorgeschichten.
Am Ende des eBooks findest du eine Vorschau auf die preisgekrönte Reiseerzählung »Die perfekte Insel« von Thomas Frick.
mehr: www.thomasfrick.de
1. Der Mahr
1. Dämon
Es begann, als ich mitten in der Nacht in einem entsetzlichen Alptraum erwachte. Ich konnte die Arme nicht bewegen und bekam keine Luft. Etwas lastete auf meiner Brust. In der Dunkelheit nahm ich einen Schatten wahr, schwarz, schwer atmend, hechelnd, schlürfend.
Ich konnte nicht schreien, mich nicht aufrichten, nicht einmal die Hände bewegen. Das ist der Tod, dachte ich. Ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall, was auch immer. Und dazu die ungenaue Halluzination eines Wesens, das auf mir saß.
Ein Attentäter, ein Dämon, ein Affe.
Alles Mögliche schoss mir durch den Kopf. Dazu die Todesangst und das Gefühl zu ersticken. Meine Versuche zu schreien. Die völlige Unfähigkeit, mich zu rühren. Nicht den kleinsten Finger. Nur wenige Zentimeter von mir entfernt musste eigentlich meine Frau Mara schlafen. Aber ich sah sie nicht. Es war, als wäre sie in einem fernen Land. Unendlich weit weg. Der Gedanke, neben ihr zu verrecken, ohne dass sie es ahnte, erfüllte mich mit Trauer.
Das ging eine Minute so. Es ging fünf Minuten so. Vielleicht eine Stunde. Längst hätte ich erstickt sein müssen, doch ich tat es nicht. Ich sah mein Leben an mir vorbeiziehen. Eine Wasserhose an meinem siebten Geburtstag am Meer. Der Sturz von einem Baum mit Zwölf. Der erste Kuss, beim Klang zusammenstoßender Wagons am Güterbahnhof. Und so weiter. Das Abitur. Nahkampfausbildung. Gehobener Polizeidienst. GSG 9. Ausland. Schwierigkeiten. Degradierung. Schreibtischjob. Das war ich. Es ging zu Ende. Darüber musste ich eingeschlafen sein.
Als Mara am Morgen unter der Bettdecke über mich glitt, so wie sie es gern tat, reagierten nur meine Reflexe. Mit einem Verteidigungsgriff stieß ich sie so weit von mir, dass sie gegen den Kleiderschrank prallte. Mit einem Schrei war ich über ihr, bereit, zu töten, bremste im letzten Augenblick ab und landete neben ihr im Spiegel. Die Scherben breiteten sich in unserem Schlafzimmer aus, kleine Splitter eines auseinanderbrechenden Lebens.
Mara, zu Tode erschrocken, schnappte nach Luft und beeilte sich, von mir wegzukriechen. Ich kam zu mir und versuchte, sie zu beruhigen. Versuchte mich zu beruhigen. Beim Frühstück erzählte ich ihr von dem Alptraum. Viel wusste ich aber nicht. Unklare Angstzustände. Vielleicht etwas aus der Vergangenheit. Afrika. Asien. Augen in der Dunkelheit. Sie versuchte, so gut sie konnte Verständnis zu zeigen, bedauerte mich, zeigte Mitleid. Nahm es mit Humor. Ich sah in ihre Augen und wusste, dass sie sich etwas vormachte. Ihr Blick wich aus. Sie hatte Angst vor mir.
Der Morgen verging, ich musste zur Arbeit, überfuhr eine rote Ampel, schob im Büro Akten von hier nach dort, konnte mich nicht konzentrieren. Nur allmählich verflogen der Spuk und die Schuldgefühle. Ich hatte keine Lust, daran zu rühren und fand mich damit ab. Alltägliches nahm meine Aufmerksamkeit gefangen. An der Oberfläche verschwendete ich keinen Gedanken mehr an die letzte Nacht. Aber tief in meinem Innern rührte sich noch das Grauen. Ein Gefühl völligen Versagens. Eine Bedrohung zu sein.
2. Büro
Ich war besonders witzig an diesem Tag. Die Kollegen, meine Kameraden lachten andauernd und zuckten die Schultern über meine Albernheiten. Lange war ich nicht so charmant gewesen. Gähnte oft, als hätte ich die ganze Nacht wach gelegen. Oder gekämpft. Ich ging zum Kaffeeautomaten. Flirtete. Konnte mich gerade noch zurückhalten, einer Assistentin in den Po zu kneifen. Im Scherz natürlich, was sonst. Jeder hier wusste, dass ich verheiratet war. Ich merkte, wie aufgedreht ich war und riss mich zusammen.
Am besten war ich in meinem Büro aufgehoben. Nickte ein, schreckte auf, stieß den halben Kaffee über die Tastatur. Nahm mir vor, früh nach Hause zu gehen und auszuschlafen. Blieb stattdessen bis weit nach Feierabend, weil ich mich in alten Mappen verlor. Bis ich nur noch darauf starrte, ohne beim Lesen mitzudenken. Ich stand auf. Streckte mich. Es half nichts, ich musste heim.
Im Supermarkt stand ich lange vor den Regalen und kam nicht darauf, was Mara mir einzukaufen aufgetragen hatte. Also nahm ich einen großen Blumenstrauß. Als Investition, falls sie Gesprächsbedarf hatte. Doch als ich ankam, war Mara nicht da, war mit Freundinnen ausgegangen. Das tat sie gelegentlich. Na und? Warum sollte ich ihr nicht vertrauen? Ich schaltete die Kanäle durch, blieb bei einer Doku über Haie hängen. Eine Weile lang faszinierten mich die Bilder. Dann störte mich das Röcheln der Atemgeräte. Etwas daran erinnerte mich an den Traum von heute Nacht. Es war weniger das Atmen, als vielmehr das schlürfende Geräusch. Als würden die Taucher beständig etwas aus mir heraussaugen. Es war nicht auszuhalten. Ich schaltete ab. Kramte alte Fotoalben hervor. Ich und Mara auf Gomera. Sie im Bikini. Ohne Bikini. Sie war schön. War es heute noch. Würde es für mich immer sein. Die Sonne, die Wellen. Hatte ich wirklich einen Tintenfisch gegessen? Dass man so etwas vergessen kann.
Mara kam spät und spielte die unabhängige Frau, die sich auch gut alleine amüsieren kann. Sie tat das selten und immer dann, wenn etwas zwischen uns schief hing. Jedes Mal beschlich mich in solchen Momenten die Panik, sie könnte Gefallen daran finden und mich verlassen. Aber welcher Mann spricht schon über seine tiefsten Ängste. Ich hielt es meistens für klüger, sie ein wenig aufzuziehen und in ihrer Rebellion zu bestärken. Halb ernst, halb