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Variationen einer Buchstabenaffäre: Die Verlockung
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eBook262 Seiten3 Stunden

Variationen einer Buchstabenaffäre: Die Verlockung

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Über dieses E-Book

Barbara versucht mit diesem Buch aktuelle Geschehnisse zu begleiten, zu beeinflussen und zu würzen. Was mit einem profanem Chat zwischen ihr und Philipp beginnt, gleitet ihr bald aus den Händen und steigert sich in den prickelnden Wunsch absoluter sexueller Freiheit. Die Geschichte eskaliert, jedoch anders, als sie es sich erhofft hat.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum6. Okt. 2015
ISBN9783738043211
Variationen einer Buchstabenaffäre: Die Verlockung

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    Buchvorschau

    Variationen einer Buchstabenaffäre - Barbara Ikier

    Barbara Ikier

    Variationen einer Buchstabenaffäre

    Die Verlockung

    Prolog

    Oft sind es die kleinen Entscheidungen, die alles verändern. Rechts oder links, ja oder nein, Sekt oder Bier. Steh ich jetzt auf oder erst in fünf Minuten.

    Tu ich es oder lasse ich es bleiben.

    Man macht es sich nicht wirklich bewusst, aber jede einzelne von ihnen könnte plötzlich Folgen nach sich ziehen, die weder voraussagbar noch erwünscht waren. Dinge verselbständigen sich und das eben noch Lenkbare entwickelt ein Eigenleben, das neue Entscheidungen erforderlich macht, welche wieder unabsehbare Konsequenzen haben könnten.

    Natürlich ist der Mensch ein intelligentes Wesen, das im Großen und Ganzen in der Lage ist, vorausschauend zu denken und zu handeln, ebenso wie er berechnen kann und schon gemachte Erfahrungen verarbeitet. Dabei hilft ihm seine eigene Geschichte, denn die meisten Entscheidungen werden von Vorangegangenen und deren Konsequenzen beeinflusst. Er ist lernfähig.

    Sein Ziel dabei ist es, das eigene Leben angenehm zu gestalten, sich vor Gefahren und Verletzungen zu schützen, seine Situation zu verbessern oder auch einfach nur alles zu belassen, wie es ist. Manchmal jedoch gerät durch ein einfaches „Ja" statt dem „Nein" alles außer Kontrolle.

    Jede Geschichte ist die Summe aus den Konsequenzen der in ihr gefällten Entscheidungen, gewürzt durch den Zufall, den der Mensch nicht kontrollieren kann.

    Philipp

    Kapitel 1

    Ich habe noch nicht einmal angefangen, diese Geschichte zu schreiben, ich befinde mich noch in der Planungsphase, und schon ändert sie sich in eine Richtung, die mir gar nicht gefällt. Es ist aber meine Geschichte, ich sollte also in der Lage sein, während sie passiert, Einfluss zu nehmen. Ich wünsche mir ein Happy End, wäre aber mit einem offenen Ende, das bei dem Leser den Wunsch nach einem weiteren Buch hinterlässt, auch zufrieden. Bevor ich aber über das Ende nachdenke, muss ich erst einmal beginnen.

    Es ist der verrückte Versuch, aktuelle Realität in eine Geschichte zu fassen und sie dadurch zu beeinflussen. Anders als ein Tagebuch, das der Erinnerung und Verarbeitung der Vergangenheit dient, soll diese Geschichte die Gegenwart und Zukunft beleben.

    Ich muss ein wenig ausholen und erst einmal an den Anfang zurück, in der Hoffnung, dass ich mit dem Schreiben bald aufgeholt habe, um die Gegenwart bewusst zum Höhepunkt zu steuern. Ich will dabei sein, wenn die Geschichte eskaliert...

    ...

    Ich bekam eine E-Mail mit der Anfrage, ob Philipp mittrainieren könne. Er und sein Hund Django seien gut, weit genug, um im Sommer die Begleithundeprüfung zu laufen.

    Es ist immer schwer, jemanden mittrainieren zu lassen, der nicht weiß, wie wir trainieren, aber ich bin offen und lud ihn ein. Was ich sah, gefiel mir. Django ging schön am Bein, himmelte seinen Partner an, ohne dabei die Energie zu verlieren und setzte zügig um, was von ihm verlangt wurde. Was mir nicht gefiel war, wie es verlangt wurde. Ein rauer Ton, obwohl Django es freiwillig und mit Freude tat und Philipp ihn genauso gut freundlich und leise hätte auffordern können, sich ins „Platz" zu legen.

    Wir sind doch nicht beim Militär!

    Nach der Stunde sprach ich mit Philipp. Ich bin ehrlich, immer ehrlich, sage grundsätzlich was ich denke und vergesse dabei manchmal den Takt oder die Angemessenheit.

    Ich sagte also, was mir gefiel, was mir nicht so gefiel und wir hatten im Ansatz eine kleine Diskussion über die Ausbildungstechnik. Wenn man sich in einem Verein niederlässt, der bestimmte Techniken auf der Fahne stehen hat, sollte man sich zumindest ihnen gegenüber öffnen, auch wenn man sie selber nicht umsetzen möchte. Philipp dankte mir für meine Ehrlichkeit, was mich erstaunte. Wir begannen über Facebook zu kommunizieren, damit ich ein paar Videos von Djangos Training schauen konnte und wir fingen an zu plaudern.

    Wir plauderten. Tagelang.

    Meistens über Hunde, deren Halter, Ausbildung, teilten Dinge, die uns aufregten oder freuten und zwischendurch stellte meistens Philipp eine subtile persönliche Frage. Ich antwortete. Ein grundsätzliches Problem von mir. Ich bin nicht wirklich neugierig, was nicht am fehlenden Interesse liegt, sondern mehr daran, dass ich lieber kommen lasse. Erzählen tu ich gern. Dabei schweife ich auch schon mal ab. Stellt man mir eine Frage, kann es passieren, dass man mehr erfährt, als einem lieb ist.

    Wie dem auch sei. In Philipps und meiner schriftlichen Auseinandersetzung war ich nicht die Einzige, die erzählte, er kann es auch. Oft kamen wir vom Hölzchen aufs Stöckchen und innerhalb von wenigen Tagen hatte zumindest ich das Gefühl, dass diese Unterhaltung ein Eigenleben entwickelte. Der Unterschied zu allen anderen Chats, die ich mit Freunden und Bekannten habe, war schon sehr schnell deutlich. Es kam zu keinem Ende. Und auch ein vermeintliches Ende, wie ein „Gute Nacht oder „Wir sehen uns auf dem Platz schloss die Unterhaltung keineswegs ab. Kaum war man wieder zu Hause oder hatte ein wenig Luft zwischen irgendwelchen Verpflichtungen, gab es etwas, das man teilen wollte. Sei es, dass er mir ein Video seines Hundes vom Training schickte oder ich von dem alltäglichen Umgang mit schwer erziehbaren Hundehaltern berichtete. Unser Chat bekam etwas Kontinuierliches. Wir beschnupperten uns, auf meiner Seite mehr aus Versehen als mit Absicht, weil es einfach Spaß machte, mit ihm zu schreiben. Egal über was. Es war ein freudiger Austausch von Worten, Gedanken und auch Gefühlen, ohne irgendwelche Hintergedanken oder Absichten.

    Kein Small Talk, just Talk, just for fun!

    Er ist dreißig, sieht gut aus und ist Single. Ich bin siebzehn Jahre älter, habe drei quasi erwachsene Söhne und bin verheiratet mit einem Mann, der schon so lange an meiner Seite ist, wie Philipp lebt. Unschuldiger kann eine Unterhaltung doch nicht sein! Da selbst wenn die Fantasie mit einem durchgeht, ein Flirt bei der Kombination einfach unwahrscheinlich ist.

    Meine Ehe ist stabil, ich bin glücklich und ich habe inzwischen tatsächlich so etwas wie eine gewisse Reife erlangt. Seit ich mich um meinen kranken Vater kümmere, bin ich endlich erwachsen. Flirten? Das überlasse ich anderen. Es würde viel zu viel Unruhe stiften.

    Kapitel 2

    Ping! Der Facebook Messenger! Die nächste Frage, die nächste Antwort, ein Bild, ein Video.

    Während ich für meine Familie zwischen Hundeplatz und Feierabend hastig ein Essen kochte, saß ich auf dem kleinen blauen Küchenstuhl und tippte mit Philipp. „Die Spülmaschine kann ich auch später noch ausräumen. Ich grinse: „Warum nur macht das so viel Spaß?

    Er:

    Darf ich erfahren wie alt du bist? Jetzt geht’s bissl ins Persönliche

    -Tränen lachender Smiley-

    Ich:

    47, und du?

    Er:

    Bissl jünger,

    -Smiley-

    aber das habe ich jetzt nicht gedacht..., bist halt so ne Sonne, weiter so

    Ich:

    Hey, dein Alter!

    Er:

    30, jetzt geht’s langsam ans Eingemachte

    Ich hatte ihn auf dreißig geschätzt. Dass er überrascht war, tat gut. Es schmeichelte. Das Essen brannte fast an. Es war mir egal!

    ...Bist halt so ne Sonne!...

    Wenige Worte, aber die Wirkung war groß. Auch wenn es mich zu dem Zeitpunkt lediglich lächeln ließ. Es ging nicht spurlos an mir vorüber.

    Ich bin ein intelligenter Mensch, bisschen faul, mit Talenten, die ich in der Regel immer nur so lange verfolge, bis sie irgendwann mühselig werden oder sich ein gewisser Leistungsdruck aufbaut, den ich nicht ertragen will. Ich habe keine vollwertige Berufsausbildung, dafür einen recht erfolgreichen Mann und man kann die Sache auf den Punkt bringen: Ich habe ein Problem mit meinem Selbstbewusstsein.

    Ein klitzekleines Kompliment, empfangen auf dem blauen Küchenstuhl sitzend, der eigentlich dazu dient, an die oberen Regalfächer zu kommen, inmitten einer wahnsinnig unordentlichen Küche, könnte der Wendepunkt der ganzen Geschichte werden.

    Sollte ich das Flirten wirklich anderen überlassen? Sicherlich war mir zu diesem Zeitpunkt die Tragik dieses Komplimentes nicht bewusst. Ich glaube auch, dass Philipp das nicht beabsichtigt hatte und es tut auch gar nichts zur Sache. Fakt ist, es hat etwas mit mir gemacht; ein lang verschwundenes Gefühl geweckt.

    ...Bist halt so ne Sonne!...

    Philipp beobachtete mich. Er sah mir beim Training mit meinen eigenen Hunden zu, hospitierte, ohne seinen eigenen Hund dabei zu haben, und wenn er danach ein paar Zeilen tippte, merkte ich, dass er nicht nur die Hunde beobachtete. Er bemerkte meine pinken Socken, wie ich die Arme in die Hüften stemmte, um Shannon bewusst nicht mit der Hand zu führen, meine Mimik, meine Gestik, wenn ich mit viel Freude trainierte und statt es einfach nur wahrzunehmen, schrieb er es mir. Seltsam. Ich hasse es, beobachtet zu werden. Es setzt mich unter Druck. Druck mag ich nicht.

    Und wieder ließ es mich einfach nur lächeln. Ich hatte kein schlechtes Gefühl, obwohl ich wahrscheinlich nicht vorschriftsmäßig gekleidet war. Wenn er meine Socken wahrnahm, obschon ich Wanderschuhe anhatte, hing bestimmt wieder irgendein Hosenbein auf Halbmast. Ich achte nicht wirklich auf mich. Nicht dass es mir egal ist, ich finde es lediglich lästig.

    Er nahm Dinge wahr und sagte sie mir, die mir eigentlich peinlich gewesen wären. Er schrieb sie mir aber so unbefangen positiv, dass sie das Gegenteil auslösten. Er schaffte es, mich einfach lächeln zu lassen, und zwar über mich selbst.

    Habe ich erwähnt, dass ich ein Problem mit meinem Selbstbewusstsein habe? Er tat mir gut! Er betrachtete mich und ich sah mich plötzlich aus einer völlig anderen Perspektive. Es gefiel mir!

    Er hat kein Selbstbewusstseinsproblem, so scheint es wenigstens. Oder doch, denn er hat zu viel davon, was ja auch nicht ganz unproblematisch ist. Ich tue mich ein wenig schwer, mir wirklich ein Bild davon zu machen, eventuell auch, weil ich es für unwichtig halte.

    Er sagte, dass er mit Menschen oft Schwierigkeiten habe. Sie würden ihn nicht mögen, ihn für ein Arschloch halten und mir kommt es ein wenig so vor, als kokettiere er damit. Ich hoffe, ich tue ihm nicht unrecht.

    Er ist nachdenklich und eventuell ähnlich direkt wie ich. Das stößt bei anderen auf Widerstand. Ich kann ein Lied davon singen. Auch mich mögen nicht alle. Im Gegenteil, manchmal ist das alles ein Kampf, hinterher tut es mir dann leid, aber Klappe halten ist in vielen Situationen nicht meine Stärke. Ich nehme mir dann immer vor, das nächste Mal doch diplomatischer zu sein, aber ist der Wutpunkt einmal berührt, läuft die Rage ohne den Verstand von alleine weiter.

    Ich habe Glück. Ich kenne Philipp hauptsächlich alleine und nur durch Worte. Die sind witzig, nett und keineswegs die eines Arschloches. Was andere über ihn denken, kümmert mich nicht. Ich beurteile nur, was ich sehe und lese. Und das gefällt mir. Wir denken in vielen Dingen ähnlich und haben ein gemeinsames Thema. Der Austausch scheint ehrlich.

    Es ist nicht das typische Gespräch des werbenden Männchens um eine Sexualpartnerin. Es könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein.

    Kapitel 3

    Ping!

    Der Facebook Messenger! Die Gespräche wurden intensiver, sowohl in ihrer Quantität, wie auch in der Qualität.

    Philipp wusste inzwischen von meiner verstorbenen Hündin Lilo, meiner Meisterin, meinen beiden Golden Retriever Mädels Shannon und Easy, er wusste, dass ich drei große Söhne habe, dass mein Mann Andi immer unterwegs ist, wir alle zusammen drei Jahre in Kalifornien gelebt haben und ich mit meinem jüngsten Sohn zurück gekommen bin, um mich um meinen dementen Vater zu kümmern, der jetzt gerade in diesen Tagen ins Heim gekommen war. Ich konnte meine Nöte und Bedenken mit Philipp teilen und verstehe bis heute nicht wirklich, wieso man so offen mit einem völlig Fremden reden kann.

    Andi war inzwischen in den USA und Philipp und ich tippten vor allem abends stundenlang. Aus Sätzen wurden Texte. Ich vertraute ihm und es begann ein gegenseitiges Öffnen. Selbst wenn ich den Chat nachverfolge, kann ich im Nachhinein oft gar nicht mehr sagen, was mich bewog, das ein oder andere zu erzählen. Ich denke, umgekehrt war es genauso. Plötzlich wusste ich Dinge, die Philipp geprägt hatten. Ich werde sie hier nicht breit wälzen, das steht mir nicht zu.

    Die Tiefe wurde durch das Medium relativiert. Ein Chat kann jederzeit jäh abgebrochen werden, weil einem etwas anderes dazwischenkommt oder die direkte Antwort ausbleibt. Auch Themawechsel sind deutlicher als in Diskussionen vis-a-vis. Ob das der Grund war, dass ich eine Weile brauchte, zu verstehen, was mit mir passierte, oder weil ich gar nicht reflektierte? Ich weiß es nicht.

    Ping!

    Ich tippte und machte mir kaum Gedanken warum.

    Irgendwann sprachen wir über Beziehungen. Philipp erzählte, dass um ihn herum viel geheiratet wird und er sich lieber einen Hund angeschafft hat. Frustriert? Stolz? Genervt? Keine Ahnung! Wenn die Emoticons fehlen, tut man sich schon mal schwer, Gefühle in kurzen Sätzen zu deuten.

    Ich:

    Bist du frustriert?

    Er:

    Nein..., ich habe ja immer die Chance..., nur füllt mich nichts aus. Ich verbringe meine Zeit einfach lieber mit Django als mit anderen. Ab und an sehnt man sich aber schon danach, aber ist eher selten. Jetzt bald heiratet wieder einer meiner besten Freunde und ich gehe wieder allein hin.

    -lachender Smiley-

    Ich:

    Kann ich so gut verstehen. Aber Menschen sind auch wichtig. Ein Hund nimmt den Teil, den du übrig hast, um zu sorgen. Du bekommst Vertrauen zurück. Du bekommst keine Widerworte, keine Diskussion, keine Reibung.

    Hund ist einfach. Mensch ist schwer.

    Er:

    Yap... es muss aber erst mal jemand geben, der sich damit abfindet die Nummer 2 zu sein.

    Ich:

    Wenn es der Richtige ist, ist er nicht Nummer 2, das ist was anderes. Das passiert auf verschiedenen Ebenen.

    Er:

    Ja eigentlich gibt es keine Nummern, jedoch muss man viele Kompromisse bei mir eingehen, bin richtig schwierig, egal, habe immer betrogen z.B., bin schnell gelangweilt, unzufrieden, gaaanz schlimm, autonom, ich habe mir das Vertrauen selber genommen.

    Kling ich verbittert?

    Ich:

    Das Vertrauen zu dir selbst? Du klingst traurig hinter einer Fassade von Stärke.

    Er:

    Nein, dass jemand mal mit mir das macht, was ich jahrelang mit anderen gemacht habe.

    Ich:

    Verstehe!

    Er:

    Ich habe mir immer die Leute so zusammengestellt, dass es perfekt war. Sprich, hatte immer mehrere gleichzeitig. Dabei strebte ich immer nur nach der einen Sache, das Ehrliche und Große. Aus diesem Grund freue ich mich, wenn ich Personen sehe, die jahrelang zusammen sind, sich noch küssen und lieben und gemeinsam was aufgebaut haben. Ich habe es nie geschafft, dabei hatte ich immer tolle Freundinnen.

    Ich:

    Diese Menschen sind extrem kompromissbereit und streben NICHT nach Perfektion. Diese Menschen können verzeihen und mit Verletzungen leben. Diese Menschen sind nicht eitel.

    Er:

    Und ich bin genau das nicht!

    Ich:

    Mhm

    Er:

    Und nu habe ich die Scheiß-Egal-Haltung.

    Ich:

    Ich habe betrogen und ich bin betrogen worden. Beides genau einmal. Man zerbricht fast dran, aber eben nur fast. Man versucht, sich gegenseitig zu heilen. Es geht. Ich bin ein furchtbar nachtragender Mensch und sehr verletzlich. Aber es geht. Bloß ein zweites Mal würde ich wahrscheinlich nicht überleben. Ist übrigens schon lange her.

    Er:

    Wow

    Philipp unterbrach mit einem Foto von seinem verstorbenen Hund. Ich belächelte den geschickten Themenwechsel. Aber er versicherte mir, dass es nur so ein Einschub war und fragte nach.

    Er:

    Wer, wann, wo wurde betrogen?

    Ich:

    Mhm. Ich habe meinen Mann betrogen, als der dritte Sohn noch nicht geboren war, also das ist 19 Jahre her. Matthias ist einfach passiert. Es hat im Prinzip ähnlich angefangen wie das hier. Gute Gespräche, die direkt in die Tiefe gehen. Das ist das, was ich in meiner Beziehung nicht bekomme. Dafür bin ich empfänglich. Und zack! Es ging ne Weile. Irgendwie fühlt man sich schuldig, will nix aufs Spiel setzen und weiß gar nicht, wie gefährlich das ist. Ich hab's Andi gesagt, er hat's mir verziehen, aber es hat Spuren hinterlassen. Bei mir mehr als bei ihm. Paar Jahre später hat er mich betrogen. Mit ner gemeinsamen Freundin, Coco. Hier zu Hause, ich war auch da. Kann man sich nicht vorstellen. Ich bin fast wahnsinnig geworden. Was dann passiert ist, kann ich nicht erzählen, habe ich auch immer noch nicht verarbeitet. Es hat Monate gedauert, bis ich wieder einigermaßen die Alte war. Es steckt immer noch tief in mir. Ich werde nie wieder lügen. Das habe ich mir nach meiner Affäre geschworen. Und ich werde auch nicht mehr betrügen. Wir müssen uns vertrauen können und das tun wir.

    Was passiert hier gerade? Ich erzähl dir Dinge, die

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