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Das Lied des Steines
Das Lied des Steines
Das Lied des Steines
eBook620 Seiten8 Stunden

Das Lied des Steines

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Über dieses E-Book

Die Welt in den 1990ern: Global nimmt die Anzahl scheinbar sinnloser Gewaltverbrechen immer mehr zu. Die Nachrichten sind voll von Bombenattentaten, Amokläufen und grausamen Morden.
Sieben Polizisten verschiedener Nationalitäten werden mit unterschiedlichen Gewaltverbrechen konfrontiert. Sie scheinen unmöglich aufzuklären zu sein.
Doch nach und nach ergeben die Puzzleteile ein Bild. Den Sieben wird in ihren Träumen ihre Vergangenheit und ihre wahre Bestimmung offenbart.Sie müssen zusammenarbeiten, um gegen einen uralten finsteren Widersacher bestehen zu können.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum27. Juni 2017
ISBN9783742782533
Das Lied des Steines
Autor

Frank Riemann

Frank Riemann wurde 1967 im Ruhrgebiet geboren, wo er auch heute mit Frau und Kind lebt. Er war Elektroniker und Zeitsoldat und arbeitet seit über 20 Jahren als Feuerwehrmann und Rettungsassistent. Von ihm stammt auch der Roman "Das Lied des Steines".

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    Buchvorschau

    Das Lied des Steines - Frank Riemann

    Intro

    Santiago de Chile, Montag 26. April, 05:00 Uhr

    Der alte wackelige Bus kämpfte sich mühsam durch die engen Straßen.

    »Natürlich habe ich keinen Sitzplatz mehr bekommen«, dachte sie. »Ich habe noch nie einen Sitzplatz bekommen. Schon wieder so ein verdammter Montagmorgen. Und das Wochenende war auch wieder die Hölle. Diese ewigen Streitereien halte ich nicht mehr lange aus. Ist das noch der Mann, den ich geheiratet habe, weil ich ihn liebe? Früher war er witzig, wusste zu unterhalten, war aber ein ruhiger ausgeglichener Typ. Doch dann wurde er nach und nach verschlossener, härter. Irgendwann war er rechthaberisch, etwas, was er früher nie war. Dann hat er unsere einzige Tochter, Sandra, aus dem Haus gejagt. Und jetzt? Seitdem er entlassen wurde, ist es noch schlimmer. Er steht spät auf, setzt sich vor den Fernseher und zum Frühstück gibt es bereits die erste Flasche Bier. Wenn ich nachmittags nach Hause komme, sind es schon einige mehr und er wartet nur noch darauf, dass ich ihm etwas zu essen mache.

    Und oft gibt es dann abends Streit. Über irgendwelche Zeitungsberichte. Er hatte natürlich Recht. Über das Fernsehprogramm. Er hatte natürlich wieder Recht. Über Vorfälle an meinem Arbeitsplatz. Selbst dabei hatte er Recht. Er hatte einfach immer Recht«.

    Ihr war bewusst, dass es für ihn nicht einfach war. Durch die Arbeitslosigkeit fühlte er sich zurückgesetzt, wertlos, und versuchte, sich auf diesem Wege zu behaupten, aber allmählich wurde es ihr zu viel.

    Der Bus hielt und sie war die Einzige, die ausstieg. Jetzt hatte sie noch einige Hundert Meter zu gehen, bis sie in der kleinen Näherei ankam, in der sie nun schon seit über zwanzig Jahren arbeitete. Ihre kleinen stämmigen Beine trugen sie schleppend vorwärts. Mittlerweile taten ihr die Waden schon morgens weh.

    »Was ist nur aus meinem Leben geworden?«, ging ihr durch den Kopf. »Wo ist der liebevolle Mann, mit dem ich alt werden wollte? Wo ist das schöne Häuschen, oder zumindest die geräumige Wohnung, in der die Enkelkinder herumtollen sollten? Was ist aus den schicken Kleidern geworden, in denen mich mein Mann ins Restaurant und ins Theater ausführen sollte, oder wenigstens ins Kino. Ich träumte doch davon, in einem offenen roten Wagen übers Land zu fahren«, sehnte sie sich in Gedanken. »Der Wind spielt in meinen Haaren und ich singe glücklich das Lied mit, das aus dem Radio klingt.«

    Plötzlich rissen ihre Träume ab, denn sie war tot!

    Minsk / Weißrussland, Montag 26. April, 07:10 Uhr

    Er war guter Laune. Nein, das stimmte nicht ganz. Er war in hervorragender Stimmung. Es war fantastisch; er schwebte geradezu. Was für ein herrlicher Tag. Die Sonne schien, vereinzelt waren Wolken am sonst klaren Himmel zu sehen und es war das erste Mal seit Jahren, dass er in Hochstimmung ins Ministerium ging.

    Seit knapp zehn Jahren war seine Frau jetzt tot. Diesen Schock hatte er lange Zeit nicht verarbeitet. Er war zum Einsiedler in einem Hochhaus mit Dutzenden Bewohnern geworden. Er kümmerte sich nicht um sein Äußeres, er kümmerte sich nicht um seine Wohnung. Er verließ sie nur, um zu arbeiten oder um einzukaufen. Überall lagen Essensreste und standen leere Gläser herum. Dicke Flausen auf dem Teppich, dicker Staub auf den Regalen, dicker Staub in seinem Kopf. Es war ihm alles egal. Er lebte in seiner eigenen kleinen Welt, in der sie auch noch lebte. Im Ministerium ließ man ihn in Ruhe. Er wertete die Akten aus, die man ihm gab, erstellte Statistiken und fertigte Berichte an. Niemand bemerkte an ihm eine Veränderung, von seinem Erscheinungsbild einmal abgesehen. Vormals, unter Sowjetherrschaft hätte man ihn deswegen schon längst zur Ordnung gerufen, aber heute hatte man andere Probleme.

    Und dann kam sie: Natascha Petrovka war eine neue Mitarbeiterin des Ministeriums und für Planung und Organisation zuständig. Sie sah fabelhaft aus und hatte sofort zahlreiche Bewunderer. Von alldem bekam er allerdings nichts mit. Seine leblose Hülle hockte in seinem schlichten Büro und arbeitete stoisch vor sich hin.

    Sie begegneten sich das erste Mal auf einem der vielen Flure, als sie sich versehentlich anrempelten. Verschreckt versuchte er seine Unterlagen zu ordnen, die herunter gefallen waren. Als sie ihm helfen wollte, schob er hastig die Blätter zusammen und verschwand eilig im nächsten Aufzug.

    Zwei Tage später tauchte sie in seinem engen Büro auf. Mit seinen eingefallenen Augen im blassen Gesicht schaute er sie ängstlich an.

    Sie sagte: »Ich habe ja schon viele kaputte Typen gesehen, Tawarischtsch, aber keiner war so fertig, wie Sie. Sie brauchen ein Bad, eine Rasur, etwas Ordentliches zu essen und Schlaf. Ich bringe Sie heute nach Hause.«

    Natascha hatte ihn vom Büro abgeholt, heimgefahren, geschaudert als sie seine verwahrloste Wohnung sah und sich an die Arbeit gemacht. Sie hatten viel miteinander gesprochen und er fragte sich, was sie wohl in ihm gesehen hatte, bei ihrer ersten Begegnung.

    Nach einigen Wochen war er wieder auf den Beinen, soweit, dass er sie zum Essen ausführen konnte. Beim Dessert nahm sie zum ersten Mal seine Hand und sagte: »Du bist ein wundervoller Mensch, Pjotr. Dass Menschen sterben, ist der Lauf der Dinge. Halte Lara in Ehren, aber zerstöre nicht dein eigenes Leben. Das hätte sie nicht gewollt.«

    Da begriff er das erste Mal, was er sich all die Jahre angetan hatte. Das war Freitagabend gewesen, und sie hatten das ganze Wochenende miteinander verbracht.

    An diesem Montagmorgen pfiff er ein fröhliches Liedchen, warf einen letzten Blick in den Spiegel, band sich die Krawatte, griff nach Aktentasche und Jacke und verließ die aufgeräumte Wohnung.

    Er hatte das Haus noch nicht verlassen, da war er tot!

    Santiago de Chile, Montag 26. April, 07:25 Uhr

    »Welch ein lausiger Wochenanfang«, dachte Benito Latas, als er zum Tatort kam. Und als wenn ein Mord am Montagmorgen nicht schon genug wäre, fing es jetzt auch noch an zu regnen. Zwar nur leicht, aber es verbesserte seine Stimmung nicht gerade. Er zog seinen Mantel enger. »Also«, wandte er sich dem jungen uniformierten Beamten zu »was liegt an?«

    »Wollen Sie sich nicht vorher die Leiche ansehen, Kommissar?«, fragte dieser zurück.

    Ben wusste, dass er das eigentlich tun müsste. Es gehörte zu seinen Aufgaben, die Leiche auf besondere Merkmale zu untersuchen, aber an diesem grauen Montagmorgen verspürte er keine große Lust. Er brauchte sich keine frischen Toten mehr anzusehen, er hatte genug davon. Er war zwar erst 36 Jahre alt, hatte aber schon mehr mitgemacht, als viele seiner älteren Kollegen. Er hatte genug von offenen Schädelverletzungen, wenn jemand versucht hatte, sich das Gehirn rauszupusten. Er hatte genug davon, zuckende Leiber zu sehen, wenn sie sich dabei allzu dämlich angestellt hatten. Er hatte genug von Wasserleichen, die, wenn sie lange genug im Wasser lagen, wieder anfingen zu leben, weil sich in ihren verfärbten, aufgedunsenen Leibern eine eigene Art von Leben entwickelte. Und er hatte genug von den betrunkenen und frustrierten Vätern, die ihre kleinen Kinder erschlugen, weil sie schrien. Diese kleinen unschuldigen Körper. Grün, gelb und blau geschlagen, verdrehte Gelenke, gebrochene

    Knochen und zertrümmerte Schädel. Er hatte es nicht mehr nötig, sich spektakuläre Mordopfer anzusehen, um sich etwas zu beweisen. Es gab jüngere Kollegen, die richtig heiß auf so etwas waren, aber dazu gehörte Ben nicht. Er hatte die Schnauze voll. Er würde sich später mit den Fotos und dem Bericht des Rechtsmediziners begnügen.

    »Nein, der Bericht reicht mir erst mal.«

    Der junge Polizist schlug seinen kleinen Notizblock auf und meldete in einem emotionslosen Ton: »Cora Bastion, 48 Jahre alt, weiblich, verheiratet, eine Tochter. Vermutliche Todesursache: Tod durch die Einwirkung einer Stichwaffe, könnte ein Stilett oder ein größerer Dolch gewesen sein. Genaueres natürlich erst, wenn der Gerichtsmediziner mit ihr fertig ist. Ihre Überreste werden gerade abtransportiert.«

    »Ihre Überreste?« Ben war erstaunt.

    »Ja, der Täter muss wie wahnsinnig auf sie eingestochen haben. Ein Arm wurde fast komplett vom Rumpf getrennt. Sieht nicht schön aus.«

    »Mein Gott«, dachte Ben. »Es scheint ihm überhaupt nichts auszumachen. Wie alt mochte er sein? Zwanzig Jahre vielleicht? Gab es eine Zeit, in der mich so etwas auch völlig kalt gelassen hat? Hat es die jemals gegeben? Wie wahnsinnig? Mord aus Leidenschaft? Liebe? Hass? Eifersucht? Aufnahmeritual in eine der örtlichen Gangs?«

    »Geben Sie mir ihre Adresse«, bat er den Kollegen.

    Zwanzig Minuten später hatte ihn sein dunkelblauer 1967er Buick Wildcat zur Wohnung der Toten gebracht. Er wollte immer schon einen amerikanischen Wagen haben, seit er klein war.

    Zwei Wochen nach seinem zehnten Geburtstag hatte er zum ersten Mal einen gesehen. Seine Mutter schenkte ihm einen Pullover, den sie selbst gestrickt hatte. Seine Eltern besaßen nicht viel Geld, und mussten hart arbeiten, um ihn und seine fünf Geschwister zu ernähren. Im Herbst des Jahres sah er ihn, und es wäre beinahe das Letzte gewesen, das er zu sehen bekam.

    Ben und seine Freunde kontrollierten einen Vorort von Santiago. Er war noch nicht lange dabei, und er war der Jüngste. Sie verabredeten sich, um es den Torros aus dem Nachbarort zurück zu zahlen.

    Vor einigen Tagen hatten diese nämlich ihr Clubhaus, das zwischen alten Autowracks versteckt auf einem Schrottplatz lag, vollkommen zerstört. Das konnten sie natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Zu Acht durchstöberten sie das Gebiet der Torros. Der kleine Ben fühlte sich nicht gerade wohl in seiner Haut, aber Hector war ja bei ihnen. Er war der Anführer der Diabolos, schon 16 Jahre alt und Ben vergötterte ihn.

    »Wir trennen uns jetzt!«, kommandierte Hector. »Jeweils zu zweit schwärmt ihr aus und durchstreift die Straßen nach Süden bis zum Fluss.«

    »Komm schon!«, schnauzte Roul Ben an, ergriff ihn am Kragen seines neuen Pullovers und zog ihn hinter sich her. Ben mochte Roul nicht besonders. Eigentlich nannten ihn alle Mondgesicht, weil er so viele Pickel hatte, aber er war der Redner der Gruppe. Er konnte am besten lügen und wenn er an seinen toten Hund dachte, der alt und krank war und eingeschläfert werden musste, und ihm die Tränen über sein aufgequollenes Gesicht liefen, hatte jeder Mitleid mit ihm, und er konnte einem alles verkaufen.

    Ben und Mondgesicht zogen durch die Straßen und hielten die Augen offen nach einem Zelt, einer Bretterhütte, einem leerstehenden Haus, einem Container, einem ausrangierten LKW, oder was sich sonst noch als Treffpunkt der Torros eignen würde.

    »Warte mal«, meinte Roul nach einer Weile und stellte sich in einer Einfahrt an die Wand. »Meine Mutter gibt mir immer soviel Wasser zu trinken. Sie meint, ich würde davon abnehmen und glaubt, dass meine Haut dadurch besser werden würde. Sie nennt das verschlacken, oder so. Und dann muss ich immer den ganzen Tag davon pinkeln. Verrückte Alte.«

    »Ist gut«, antwortete Ben, sah um die nächste Ecke und erschrak. Es waren ungefähr zehn Jungs, und sie sahen nicht freundlich aus. Sie bekämen die Prügel ihres Lebens, sobald die Torros um die Ecke biegen würden. Rasch eilte er zu Roul zurück, der sich gerade die Hose zuknöpfte und sich mit einer Hand durch die Haare fuhr. »Sie kommen. Zehn Mann. Lauf!«

    »An der nächsten Straße trennen wir uns!«, rief Roul, der schon einige Meter vor ihm war. »Ich rechts, du links. Such die Anderen.« Und schon war er verschwunden.

    Dass Ben nicht ohne Grund lief, verrieten ihm die Geräusche hinter ihm, das Stampfen der Füße und das Geschrei seiner Verfolger. Er rannte über die Straße und dann nach links. Er schaute über seine Schulter zurück und achtete darauf, ob die Anderen sich auch trennen würden, aber zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass alle nur hinter ihm her waren. Anscheinend betrachteten sie ihn als das leichtere Opfer. Roul war zwar fülliger und schneller einzuholen, aber er war auch größer und stärker und würde vermutlich mehr Widerstand leisten, als der jüngere Ben.

    Wie lange und wie weit er lief, wusste er hinterher nicht mehr zu sagen. Ben lief nur immer weiter in nördliche Richtung. Er bemerkte auch nicht, dass die Straßen etwas belebter wurden. Und dass die Torros immer noch auf seinen Fersen waren, entmutigte ihn eher, als dass es ihn anspornte. Er bekam kaum noch richtig Luft. Sein Kopf begann zu dröhnen und seine Bewegungen wurden langsamer, schleppender. Ben stolperte und stürzte. Er wollte sich fortzaubern, wollte aus dem Bett fallen und aufwachen oder zwei Stunden in die Vergangenheit reisen, dann würde er nach Hause gehen, aber nichts davon geschah. Er krümmte sich zusammen und umfasste mit beiden Armen seinen Kopf, um sich wenigstens notdürftig vor dem zu schützen, was nun kommen musste.

    Und dann fielen sie über ihn her, wie seine dicken Cousinen über einen Kuchen. Es tat weh, er schmeckte Blut, zuckte unter den Schlägen und Tritten zusammen und schrie nach seiner Mutter. Erst als zwei Männer dazwischen gingen, seine Peiniger vertrieben und ihm auf die Beine halfen, konnte er wieder etwas sehen.

    Hier stand er nun. Dreckig, zerlumpt, sein schwarzes Haar völlig verfilzt, Blut im Gesicht, alle Knochen schmerzten und da fuhr es genau vor ihm vorbei, dieses große amerikanische Auto. Die Erwachsenen redeten wild auf ihn ein, aber er hörte sie gar nicht richtig. Er hatte nur Augen für diesen Wagen. Er war sehr groß und lang. Er hatte viele Türen und dunkle Fenster. Er war von tiefem blau und er glänzte wie das weite Meer. Ben kannte die Marke nicht, aber in diesem Moment war dieses Auto für ihn zu einem Symbol der Kraft und Sicherheit geworden. Er wollte nicht mehr weglaufen, oder geschlagen werden. In so einem Wagen konnte einem nichts mehr zustoßen.

    Und so hatte er angefangen all sein Geld zu sparen, auch auf der Polizeischule. Er wollte für Recht und Sicherheit einstehen und er wollte einen amerikanischen Wagen. Als es dann soweit war, reichte sein Geld lediglich für einen heruntergekommenen 1967er Buick, aber er liebte ihn.

    Als Ramon Bastion ihn einließ, fühlte Ben sich nicht wohl. Er hatte den Mann der Toten aus dem Bett geholt, in Unterwäsche stand er vor ihm. Es war immer eine scheußliche Angelegenheit, jemanden vom Tod eines geliebten Menschen zu unterrichten.

    »Was hat meine Alte jetzt schon wieder angestellt? Hat sie wieder das Gemüse geklaut? Hören Sie, Kumpel, wenn sie wieder Ärger gemacht hat, warum warten Sie nicht, bis sie nach Hause kommt, und kommen immer zu mir?«

    »Senor Bastion, Ihre Frau kommt nicht mehr nach Hause.«

    Bastion öffnete eine Flasche Bier mit den Zähnen, nahm einen tiefen Schluck, rülpste vernehmlich und knurrte: »Na toll. Und wer macht mir jetzt mein Essen?«

    »Sie haben mich vielleicht nicht richtig verstanden. Ich bin Kommissar Latas, Mordkommission. Senor Bastion, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Frau ermordet wurde.« In Bens Kopf formten sich schon die nächsten Floskeln von `Es tut mir sehr leid` über `Wir werden alles daran setzen, den Mörder Ihrer Frau zu verhaften` bis zu `Wenn es Neuigkeiten gibt, werden wir Sie natürlich sofort benachrichtigen`, als Bastion seine Gedankengänge unterbrach...

    »Das sieht ihr wieder ähnlich. Lässt sich irgendwo abmurksen und mich hier verrotten«, schimpfte der Mann ungehalten.

    Ben startete sein Programm: »Es tut...«

    »Ja sicher, es tut Ihnen leid und so weiter und so weiter. War`s das?«

    »Ich fürchte, nein. Ich habe noch ein paar Fragen an Sie. Meinen Sie, dass Sie sie schon beantworten können, oder soll ich morgen wiederkommen?« Ben war etwas erschrocken über die Reaktion des Witwers und hätte nichts dagegen gehabt, wenn er jetzt gehen konnte. Andererseits hätte er dann noch einmal wiederkommen müssen. Der Typ widerte ihn an. Bastion war es egal. Der ungepflegte und unsympathische Mann war verärgerter über die morgendliche Störung, als über die Tatsache, dass soeben seine Frau getötet wurde. Und während Ben seine Fragen abspulte, leerte er eine weitere Flasche Bier. Nein, sie hatte keine Feinde. Nein, er wüsste nicht, wer sie umgebracht haben könnte. Nein, er wüsste auch kein Motiv. Es gab keine Versicherung und es gab auch nichts zu erben. Nein, sie hatte auch nicht sehr viele Freunde. »Sie hing ja nur zu Hause rum.«

    Nach wenigen Minuten erhob sich Ben ohne den geringsten Hinweis.

    »Fragen Sie doch mal in der Näherei nach«, waren die letzten verständlichen Worte, die er noch mitbekam, ehe Ramon Bastions Artikulation in ein undeutliches Murmeln überging.

    Ben verließ die Wohnung, war froh über die frische Luft, stieg in seinen Wagen und fuhr in sein Büro. Vielleicht hatte ja der Gerichtsmediziner schon etwas herausgefunden. Er wollte erst den Bericht durchsehen, und später am Tag zum Arbeitsplatz der Toten fahren. Dann hätte er womöglich schon einen Anhaltspunkt. Oder sollte er der Pathologie noch etwas mehr Zeit geben und doch besser erst in der Näherei vorbei schauen?

    Wie konnte er ahnen, dass sich in diesem speziellen Fall die Suche nach dem Mörder komplizierter und andersartiger erweisen sollte, als Alles, was er bisher erlebt hatte.

    Mombasa / Kenia, Montag 26. April, 07:30 Uhr

    Wie jeden Morgen holte er sie um diese Uhrzeit von zu Hause ab. Ken Gordon war sieben Jahre alt und seine großen grauen Augen blickten neugierig in die Welt. Naomi Banda war ebenfalls sieben Jahre alt und ihre langen dunklen Locken wippten bei jedem beschwingten Schritt im warmen Wind. Sie gingen jeden Tag zusammen zur Schule.

    »Warum sagst du denn heute gar nichts? Du kannst doch sonst deinen Mund nicht halten und brabbelst den ganzen Tag.« Ken war ein wenig besorgt über die plötzliche Stille seiner Freundin.

    »Gar nicht«, erwiderte Naomi schnippisch.

    »Tust du doch.«

    »Tu ich nicht. Ich brabbele nicht, sondern ich erzähle.« Naomi hielt sich für eine gute Geschichtenerzählerin. Sie erzählte Geschichten, die sie erfunden hatte, solche, die sie irgendwo aufgeschnappt und auf sich zugeschnitten hatte, und solche, die stimmten. Neulich trug sie der staunenden Schulklasse die Story vom Schleimmonster unter ihrer Veranda vor.

    »Gestern Abend hörte ich einen leisen aber doch hohen und anhaltenden Ton.« Naomi spitzte ihre Lippen und ließ ein langgezogenes `Uuuuuhhh` erklingen. »Da ich allein im Haus war, musste ich es natürlich verteidigen, bis meine Eltern wieder da waren. Ich nahm also eine Peitsche und all meinen Mut zusammen und sah mich draußen um. Gerade war ich durch die Tür, als das Geräusch wieder erklang, direkt unter mir. Deswegen krabbelte ich unter die Veranda und zuerst sah ich nichts.« Wie zum Beweis kniff sie die Augen zusammen. Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort und einige Mitschüler erschraken. »Aber dann! Zwei teuflische Augen und blitzende Messerzähne. Dann sprang es mich an. Das Monster, schrecklich haarig und furchtbar schleimig.«

    »Du spinnst ja«, wandte Tom Nelson, ein winziger Junge mit einer riesigen Brille, ein.

    Zur Strafe erntete er einen vernichtenden Blick aus Naomis dunklen Augen.

    Sie berichtete weiter: »Ich schrie und trat und kratzte und biß und schlug und zerrte. Und dann merkte ich, wie das Monster schwächer wurde. Nachdem es dann geflohen war, ging ich ins Haus zurück. Als ich es am nächsten Morgen meinen Eltern erzählte, waren sie ganz stolz auf mich.« Naomis strahlende Zähne mit der gähnenden Lücke grinsten in die Runde ihrer Zuhörer.

    »Das glaubst du doch selbst nicht«, hatte Tom gezweifelt und seine Brille hochgeschoben. Drei Mitschüler nickten.

    »Und was ist das?« Naomi öffnete ihre Hand und zeigte Allen ein kleines, mit einer seltsamen grünen Kruste verklebtes, Büschel Haare. »Das habe ich dem Monster aus dem Fell gerissen. Da seht Ihr es, es ist alles wahr.«

    Tatsächlich war an jenem Abend ihr Hund in einen nahen Tümpel gesprungen und über und über mit Wasserpest und Algen überzogen gewesen. Er kam mit wedelndem Schwanz nach Hause und stürzte sich auf Naomi, um sie abzulecken, was ihr überhaupt nicht gefiel und sie zeterte und jammerte.

    Aber wie sie jetzt mit dem vermeintlichen Beweisstück in der Hand dastand, wollte niemand mehr etwas Gegenteiliges behaupten. Eigentlich war es ihr egal, ob die anderen ihre Geschichten glaubten, oder nicht. »Hauptsache, sie hören mir zu«, dachte Naomi stets.

    Ken stieß sie leicht an der Schulter. »Hey, was hast du denn?«

    »Ich habe gestern etwas Schlimmes im Fernsehen gesehen.«

    »Kommt jetzt wieder eine Story?«, wollte er wissen. Er war überhaupt nur noch mit ihr zusammen, weil sie ihn nie belog. Na, meistens jedenfalls nicht.

    »Nein«, hörte Ken Naomi flüstern und nickte ernst.

    Seine Freundin fuhr fort: »Ich habe gestern im Fernsehen gesehen, wie Männer miteinander gekämpft haben. Und sie haben aufeinander geschossen. Das war unten in Südafrika und mein Vater erklärte mir, dass dort schon lange schwarze gegen weiße Männer kämpfen. Früher soll das noch schlimmer gewesen sein, weil die Weißen die Schwarzen unterdrückt haben. Mein Vater hat mir das so erklärt, dass die Weißen alles durften, was sie wollten und die Schwarzen nicht. Das hat zwar schon nachgelassen, aber mein Vater sagt, dass es einige Weiße immer noch nicht ertragen können, dass Schwarze im selben Lokal essen, wie sie. Und heute Nacht habe ich geträumt, dass ein Junge hinter mir her läuft, mich fängt und mich dann verprügelt. Und dieser Junge warst du, Ken. Du warst größer als jetzt und stärker und hast mir sehr weh getan.« Eine Träne lief langsam über ihr Gesicht und sie fing sie mit der Zunge auf.

    Ken verstand das Problem nicht. Nur weil irgendwo ein Weißer einen Schwarzen schlug, musste er das doch nicht bei seiner Freundin tun, nur weil er auch weiß und sie auch schwarz war. Ja, warum sollte er sie überhaupt schlagen? Er begriff gar nichts mehr. Die Nachbarn stritten sich auch öfters, und laut, und Mami und Daddy stritten sich nie. Der Mann im Laden schrie auch immer den Jungen an, der die Regale auffüllte. Der Hausmeister in der Schule machte das mit ihm auch nicht. Nicht alle Menschen waren gleich. Ken verstand Naomis Sorgen nicht, aber er spürte, dass er sie trösten musste. In solch einer Gemütslage hatte er sie noch nie erlebt, sonst war sie immer so fröhlich.

    »Ich würde dir doch niemals etwas tun«, beruhigte er sie sanft.

    »Nein?« Sie sah zu ihm auf.

    Er witterte, dass er die richtigen Worte gefunden hatte.

    »Nein. Und wenn die ganze Schule sich prügelt, oder unsere ganze Straße, ich werde immer dein Freund sein. Wir bleiben immer und ewig zusammen, ja?«

    Naomi hörte zu weinen auf, schniefte laut und lächelte wieder.

    Jetzt war er obenauf. »Und wenn dir Einer etwas tun will, bekommt er es mit mir zu tun.«

    »Auch die Großen?«

    Ken zögerte einen Moment aber als er bemerkte, wie sich ihre Miene wieder verfinsterte, bekräftigte er schnell: »Auch die Großen. Besonders die Großen.«

    Sie nahm seine Hand, gab ihm einen Kuss auf die Wange, was ihn ganz ruhig und rot werden ließ und sie setzten ihren Weg fort. Sie sprachen über die Schule und darüber, dass Ken die Mathematiklehrerin nicht leiden konnte. Wenig später fanden sie heraus, dass Ken Mathe nicht mochte. Die Lehrerin mit ihrem streng zurückgekämmten Haar war gar nicht das eigentliche Problem.

    Vor einer roten Ampel blieben sie stehen, als plötzlich ein Schuss die Stille zerriss.

    Sioux City / Iowa, Montag 26. April, 07:40 Uhr

    Gregory Bascomp trat aus der Tür, ging ein paar Schritte den schmalen Plattenweg hinunter, blieb vor seinem Dienstwagen stehen und sah sich noch einmal zu seinem Bungalow um. »Wie immer«, dachte er. »Niemand, der die Gardine zur Seite schiebt, um mir zum Abschied zu winken. Ich brauche ein Mädchen«, stellte er sehnsüchtig fest. »Eine, die mein Geld abholt, die Einkäufe tätigt, das Haus in Ordnung hält; und vor allem Anderen, die mich liebt, mich verabschiedet, wenn ich morgens gehe und mich begrüßt, wenn ich nachmittags nach Hause komme. Ich bin nicht fürs Alleinsein geschaffen«.

    Es war bereits ein ganzes Jahr her, dass Suzie ihn verlassen hatte. Sie hatte die Schnauze voll von diesem Kaff, ging nach New York, um Kunst zu studieren.

    »Meine Güte, Greg, hier fällt mir die Decke auf den Kopf. Der Mief erdrückt mich. Sioux City ist schon schlimm, aber hier am Stadtrand werde ich verrecken und niemand wird es bemerken.«

    »Dann suchen wir uns ein Appartement im Zentrum.«

    »Das ist doch nicht das Selbe. In New York habe ich doch ganz andere Möglichkeiten.«

    Obwohl beide in Sioux City aufgewachsen waren, und obwohl er Suzie schon fünf Jahre gekannt hatte, hatte Greg immer das Gefühl gehabt, dass sie irgendwie nur auf der Durchreise war.

    Sie sprach immer davon, eines Tages die Welt zu erobern. Nach Chicago oder New York zu gehen, oder an die Westküste nach San Franzisco oder Los Angeles. Aber das war es nicht alleine. So viele, die in einer kleinen Stadt aufwuchsen, träumten doch davon, fort zu gehen und berühmt zu werden. Aber es war ihre Art, ihr Verhalten. Zum Beispiel schrieb sie fast nie ihren Absender auf irgendwelche Briefe.

    »Die Menschen, die mir wichtig sind, wissen schon, wo sie mich finden«, sagte sie stets, wenn er sie darauf ansprach.

    Allerdings wusste er jetzt nicht, wo sie in New York war. Was sagte das über ihre Beziehung aus? Wenn es denn überhaupt noch eine Beziehung war.

    »Sieh es ein, Greg«, schalt er sich selbst, »Suzie hat nicht nur Sioux City verlassen.«

    Dann war da noch, dass sie ein Jahr, nachdem sie bei ihm eingezogen war, noch immer nicht ihre Bücher aus den Kartons geholt und in die Regale gestellt hatte, obwohl dafür genügend Platz gewesen wäre.

    »Das habe ich noch nie getan. Ich weiß genau, welches Buch sich in welchem Karton an welcher Stelle befindet.«

    Sie ließ auch nie anschreiben. Am Ende der Straße hatte der alte Silver seinen Drugstore. Diesen Namen gaben ihm vor vielen Jahren ein paar kleine Jungs, Greg war selbst einer von ihnen gewesen, wegen seiner Haarfarbe. Sein Vater erzählte ihm einmal, dass Silvers Haare schon grau gewesen waren, als er als junger Mann in die Stadt gekommen war. Bei ihm ließ die ganze nähere Umgebung anschreiben.

    Aber Suzie machte keine Schulden, bei niemandem. Sie meinte, so wäre sie beweglicher, unabhängiger und sie wolle niemals jemandem etwas schuldig bleiben. Daran, dass sie jetzt Greg etwas schuldig geblieben war, zumindest ihre neue Adresse, hatte sie anscheinend nicht gedacht.

    Was ihn zum nächsten Punkt brachte, und er fragte sich nicht zum ersten Mal, wie wichtig er ihr gewesen war. War er vielleicht auch nur eine Durchgangsstation gewesen? Seine Antwort war für ihn jedes Mal alles andere als erfreulich. Er hatte seitdem ein paar Mädchen kennengelernt. Aber entweder war er, oder sie, nach zwei drei Tagen gegangen. Das Gefühl, einen richtigen Neuanfang machen zu können, hatte sich bis jetzt noch nicht wieder eingestellt.

    Er steuerte den Wagen nach rechts, nach einigen hundert Metern abermals nach rechts auf den Hamilton Blvd, der ihn von Norden kommend direkt ins Zentrum führen würde, als sein Funkgerät ansprang: »An alle Einheiten, an alle Einheiten. Wir haben einen Code 501 auf der Allan Street, Code 501 auf der Allan. Alle verfügbaren Einheiten zur Allan. Es gibt bereits hohen Personen- und Sachschaden. Bitte bestätigen Sie.«

    Greg quittierte die Meldung über den Amokfahrer mit der Kennziffer seines Wagens, schaltete seine Rundumlichter und Alarmsirene ein und trat aufs Gaspedal.

    Kurz darauf vernahm er bereits mehrere Sirenen von Polizei- und Rettungsfahrzeugen, die alle auf dem Weg zur Allan Street, im Sioux City Zentrum gelegen, waren.

    Wollongong / Neusüdwales, Montag 26. April, 07:45 Uhr

    Kent Nillensson, weiß, 187 cm, blondes Haar, blaue Augen, unveränderliche Kennzeichen: lange Narbe vom rechten Oberschenkel über die gesamte rechte Seite bis hoch zur Brust, starb im Alter von 38 Jahren.

    Maria Nillensson, weiß, 174 cm, hellbraunes Haar, braune Augen, unveränderliche Kennzeichen: keine, starb im Alter von 34 Jahren.

    Sophia Nillensson, weiß, 147 cm, blondes Haar, blaue Augen, unveränderliche Kennzeichen: hat einen Zwillingsbruder, starb im Alter von zehn Jahren.

    Pattrick Nillensson, weiß, 147 cm, blondes Haar, blaue Augen, unveränderliche Kennzeichen: hat eine Zwillingsschwester, verstarb im Alter von zehn Jahren.

    Das war die nüchterne Bilanz, nachdem das Unbegreifliche geschehen war.

    Die Nachbarn: »Er war immer so ein guter Mann gewesen. Hatte auch für unsere Kinder immer ein liebes Wort oder ein paar Bonbons. Man sah ihn nie ärgerlich; man hörte ihn niemals schreien, er war doch immer so freundlich. Ja, die ganze Familie war immer so nett gewesen.«

    Die Mitarbeiter aus der Werbeagentur: »Ein umgänglicher, ruhiger Kollege, der immer ein offenes Ohr hatte. Wenn man mal ein Problem hatte, stand er einem mit Rat und Tat zur Seite. Bedankte man sich, oder lud ihn einmal auf einen Drink ein, dann war er sogar verlegen. Sehr bescheiden.«

    Sein Chef: »Immer pünktlich, immer korrekt. Fleißig und zuverlässig. Für mich der perfekte Mitarbeiter.«

    Seine Freunde: »Der beste Freund, den man haben konnte...«

    Ihre Freundinnen und Nachbarinnen: »Maria war immer zuvorkommend, äußerst sympathisch und in der Gemeinde sehr engagiert gewesen.«

    Niemand konnte sich vorstellen, dass sich diese liebenswürdige Familie Feinde gemacht hätte.

    Wenn Inspector Henry O`Mailey diese Aussagen im Laufe des Tages aufnehmen würde, würden seine Magenschmerzen noch stärker hervortreten, als sie es jetzt schon taten. Und wenn er noch später den Bericht zu hören bekommen wird, in dem die Spurensicherung und die Pathologie den Tatverlauf rekonstruiert haben werden, dann wird er glauben, den Verstand zu verlieren.

    Jetzt, im Moment, stand er im Eingangsbereich des kleinen Vororthäuschens und hatte schon nach wenigen Schritten rote Flecken an den Schuhen und am Saum seiner Hosenbeine. Weiter ins Haus durfte er noch nicht, da praktisch jeder Quadratmeter von der Spurensicherung untersucht wurde. Das Klacken des Auslösers der Kamera des Polizeifotografen durchbrach in unregelmäßigen Abständen die bedrückende Stille, in der sich selbst die Beamten vor Ort nur flüsternd unterhielten.

    Um einzelne Objekte herum waren Umrisse mit Kreide auf den Boden

    gezogen worden und überall standen kleine Fähnchen, die Beweise markierten und mit Zahlen bedruckt waren, herum. Die höchste Zahl, die O`Mailey von seiner Position aus sehen konnte war eine Neun. Und wenn man sich schon wunderte, wie viel Blut sich in einem menschlichen Körper befand, wie würde man erst überrascht sein, würde man das Blut von vier Menschen auf einmal sehen. Der Inspector staunte jedenfalls nicht schlecht.

    Er steckte sich eine Zigarette ins blasse Gesicht, wandte sich um und verließ das Haus. Sollten die erst einmal mit ihrer Arbeit fertig werden. Bei der Masse an Beweisstücken würde er sowieso nur stören. Wenn alles aufgenommen und katalogisiert war, konnte er immer noch hinein.

    Draußen setzte er sich auf die Treppe, entzündete seine Zigarette, blies graue Schwaden in die Morgenluft, verstaute das Feuerzeug in eine Tasche seines langen Mantels und begann zu grübeln: »Warum ich? Warum nicht Bernstein und Green? Das sind die Helden des Reviers. Ich bin der Handtaschendieb - sticht - alte - Frau - nieder - Mann, oder der betrunkener - Jugendlicher - überfährt - Mutter - mit - zwei - Kindern - Mann. Für Psychopathen oder Mörder dieser Kategorie sind die Anderen da. Scheiß Tag. Wenn ich noch einmal Mist baue, könnte es das gewesen sein. Dann kann ich Milch ausfahren oder werde Nachtwächter in den Fabriken am anderen Ende der Stadt. Und dann ausgerechnet auch noch so ein Fall. Ich habe zwei Möglichkeiten«, überlegte er. »Erstens, es war der Hausherr. Zweitens, es war jemand Anderes, logisch, oder? Quatsch, der Hausherr war tot. Auf jeden Fall war es ein Irrer. So weit, so gut.«

    Das Motiv in so einem Fall herauszubekommen, dürfte schwierig werden. Hatte man das Motiv, verringerte sich der Kreis der Verdächtigen rapide. Und genau das war das Problem. Der Täter wird kaum aufs Revier marschieren und gestehen: »Ja, ich war es. Ich bin dem Mann am Sonntagabend gefolgt, bin in sein Haus eingedrungen als alle schliefen. Ich habe zuerst die Eltern unten abgestochen, als erstes den Mann. Das ging schnell. Dabei habe ich neben dem Bett gekniet und ihm sein eigenes langes Küchenmesser direkt ins Herz gestoßen. Allerdings ist davon die Frau aufgewacht, und weil sie sich bewegt hat, war sie nicht sofort tot, so wie der Mann. Ich traf sie nur in den Arm, und sie schrie laut auf. Sie wollte weg, aber das Messer hatte sie auf der Matratze festgenagelt. Während eines kurzen Gerangels gelang es mir, mich auf sie zu setzen. Mann, das hat mir gefallen, wie diese Schlampe sich so unter mir gewunden hat. Ich zog das Messer aus ihrem Arm und stach es ihr immer wieder in die Brust. Ich wollte einfach nur, dass sie still war. Unter uns gesagt, ihre Titten waren nicht so toll. Als sie endlich aufgehört hatte sich zu bewegen und ich mich etwas beruhigt hatte, bemerkte ich, dass ein kleiner Junge in der Tür stand. Er lief weg, als ich zu ihm rüber sah. Kurz vor der Haustür erwischte ich den kleinen Bastard und Sie können sich vorstellen, was ich mit ihm gemacht habe. Seine letzten Worte, kurz bevor ich ihm das Messer zum ersten Mal in den Rücken gestoßen habe, waren: »Lauf Sophia, lauf!« Da wusste ich, meine Arbeit war noch nicht beendet. Eine Prinzessin, ein Püppchen wartete noch auf mich. Die Kleine kreischte besonders schön und nachdem auch sie still war, mit ihr hatte ich besonders viel Spaß, habe ich Allen die Arme und Beine abgehackt, ihnen ihre Leiber aufgeschlitzt und alles, was ich in ihren Körpern gefunden habe, und das war nicht wenig, im ganzen Haus verteilt. Und alles nur, weil dieses Arschloch mir am Zeitungsstand die letzte Ausgabe der Sunday Telegraph weggeschnappt hatte. Sonst noch Fragen, Herrschaften?«

    »Nein«, dachte O`Mailey. »So geht das nicht. Ich werde mich zuerst über alle ähnlichen Fälle informieren. Moment, natürlich nachdem ich alle Personen befragt habe, mit denen die Nillenssons Kontakt hatten. Danach werde ich mich mit den ähnlichen Fällen beschäftigen. Dabei werde ich dann die Spuren der damaligen Täter verfolgen. Ja, das ist gut«, sprach er sich selbst Mut zu. »So fange ich an, das müsste doch funktionieren.«

    Die Zigarette war herunter gebrannt, die Glut hatte schon beinahe seine vergilbten Fingerkuppen angesengt. Er trat die Kippe aus und wollte gerade eine neue entzünden, als ein junger Seargent mit gelbem Gesicht und grüner Nase das Haus verließ, sich auf dem Rasen erbrach und O`Mailey durch einen schwachen Wink bedeutete, dass er jetzt hinein könne.

    Vorher hatte er ja nur einige größere Blutlachen, unten vor der Treppe zum Obergeschoss, und einige wenige Organe gesehen, ohne sie jedoch genau identifizieren zu können. Aber was er jetzt in sich aufnahm, als er durch das ganze Haus ging, hatte er trotzdem nicht erwartet. 

    Ely / East Anglia, Montag 26. April, 07:55 Uhr

    Louis Cramshaw kam gerade die Treppe herunter, wie an jedem Morgen um diese Uhrzeit. Und was andere Leute für den lästigen Alltagstrott hielten, war für ihn nur der Beweis, dass sein Leben in geregelten Bahnen verlief.

    Die Treppe befand sich im Landhaus, das schon seit Jahrhunderten in Familienbesitz war. Es lag einige Kilometer außerhalb von Ely, man könnte aber immer noch sagen, im Einzugsbereich der Stadt. So sauber das Haus war, so hervorragend der Garten gepflegt wurde, so gut in Schuss der Fuhrpark war, genauso war das gesamte Leben der Familie Cramshaw.

    »Louis, mein Lieber«, sagte seine Mutter, in dem Moment, in dem er in den Speiseraum bog, »setz dich zu uns und nimm ein Croissant zu dir, bevor du ins Büro fährst. Du isst zu wenig. Du wirst noch so dünn, wie dein alter Herr.« Und mit dieser Bemerkung nickte sie in die Richtung, in der sein Vater saß. Gezeichnet durch sein Gebrechen, meinte man immer, wenn er sich bewegte, Knochen stöhnen und Gelenke ächzen zu hören.

    Nach 15 Minuten artiger Konversation, einem Croissant, einer Tasse Kaffee, einem Glas frisch gepressten Orangensaft und einem Schluck Wasser, fuhr er in die Stadt. Mit Missbilligung nahm seine Mutter zur Kenntnis, dass er seine beidseitig gebratenen Eier nicht angerührt hatte.

    Kurz vor halb Neun kam er am Polizeirevier an. Das Gebäude war überschaubar und er hatte auch nicht sehr viel zu tun. Gerade als er das Revier betrat, stürzten uniformierte Kollegen an ihm vorbei und zur Tür hinaus. Ein wenig wehmütig blickte er ihnen nach, wie immer, wenn es einen neuen Einsatz gab, mit dem er wieder einmal nichts zu tun hatte. Dafür würde er aber hinterher die Berichte mit großer Begeisterung lesen.

    Er stieg die Treppe hinauf, bog nach links in den Gang ein und betrat nach wenigen Metern sein Büro. »Alles in Ordnung«, dachte er. Die Akten standen in der richtigen Reihenfolge im Regal, der Schreibtisch war aufgeräumt, so wie er ihn am Tag zuvor verlassen hatte, der Papierkorb war leer, und als erstes gab er jetzt den Kakteen auf der Fensterbank ein paar Tropfen Wasser, wie jeden Montag und Donnerstag um kurz nach halb Neun.

    Er war fast fertig mit seiner Tätigkeit, als Betty hereinkam. Er hatte einmal vergeblich versucht, ihr brav den Hof zu machen. Sie sagte ihm, dass sie etwas mehr Draufgängertum bevorzuge, und seitdem sah er sie mit anderen Augen. Seine Mutter hatte ihn dazu erzogen, sich vor Mädchen, die allzu schnell zur Sache kommen wollten, sie nannte sie leichte Mädchen, zu hüten. Wenn die neumodischen Sitten der Gesellschaft die waren, dass Mann und Frau schon vor der Ehe zusammenkamen, dann sollte man sich zumindest schon lange kennen und miteinander vertraut sein.

    Betty war eine der Telefonistinnen des Reviers; eine, von denen immer zwei erreichbar waren. So taten sechs Telefonistinnen in drei Schichten rund um die Uhr ihren Dienst. Louis mochte Betty am liebsten, auch wenn sie vielleicht etwas fragwürdig sein sollte.

    Sie legte ihm die handschriftlichen Berichte vor, die die Beamten gestern kurz vor Dienstschluss noch schlampig hingekritzelt hatten, und die er jetzt ins Reine tippen sollte.

    »Was ist denn das für ein Einsatz, zu dem die halbe Mannschaft ausrücken muss?«, erkundigte sich Louis mit unverhohlener Neugier.

    »Genau weiss ich das auch nicht. Ruth hat die Meldung angenommen und weitergeleitet. Sie sagte irgendetwas von Geiseln und einem Selbstmörder auf dem Marktplatz.«

    »Wahrscheinlich«, schnaubte Louis sarkastisch. »Selbstmörder, Geiseln, wir sind hier in Ely und nicht in der South-Bronx.«

    »Ich habe einmal gehört, dass nicht Alle, die es vorhaben, es auch wirklich tun. Sich das Leben nehmen, meine ich. Mal sehen, was daraus wird.« Mit diesen Worten verließ sie sein Büro.

    Louis wusste, was jetzt passieren würde. Sie werden den Platz großräumig absperren, um die Schaulustigen fernzuhalten. Sie werden versuchen, Kontakt zum Geiselnehmer herzustellen, Scharfschützen werden ihn oder sie ins Visier nehmen und man wird verhandeln. Es war aufregend, sich die Szenerie vorzustellen. Aber, schließlich waren wir hier in Ely. Dennoch spann Louis den Faden weiter. Betty sagte Selbstmörder. Das erschwerte die Angelegenheit. Solche Leute konnte man nie hundertprozentig richtig einschätzen. Sicher war schon ein Psychologe unterwegs. Einer von denen, für die alles nicht so schlimm war, die über alles noch einmal reden wollten und die immer sicher waren, dass sich Alles noch irgendwie zum Guten wenden ließe.

    Man stelle sich das einmal vor: »Warum ich mich vom Dach stürzen will? Das werde ich Ihnen sagen. Meine Frau, meine hochschwangere Frau, hatte einen Autounfall, beide tot. Mein Geld ist bei einer Fehlspekulation draufgegangen. Man hat mich gefeuert, ich habe jetzt keinen Job mehr. Ich habe erfahren, dass ich eine unheilbare Krankheit habe und dass ich qualvoll sterben werde. Mein Haus ist abgebrannt, in dem sich noch meine Mutter befunden hatte, auch tot. Und jetzt ist auch noch mein Hund weggelaufen, ganz davon abgesehen, dass mein Cricket-Team abgestiegen ist.«

    »Aber das ist doch nicht so schlimm. Das Leben geht weiter, wir können ihnen helfen.«

    Und wenn er noch den kleinsten Zweifel an seiner Tat hatte, dann sprang er spätestens jetzt. Louis kicherte in sich hinein. »Die meisten Männer auf dem Dach waren bestimmt Routine«, dachte er. »Entweder er sprang, und die Sache war gelaufen, oder er sprang nicht, und die Sache war auch gelaufen. So oder so, eine Woche später sprach niemand mehr vom Mann auf dem Dach. Außer hier in Ely vielleicht.«

    Louis Cramshaw konnte nicht ahnen, was in dem Mann vor sich ging, der für den Zwischenfall auf dem Marktplatz verantwortlich war, was sich in seinem Kopf abspielte. Genauso wenig konnte er ahnen, welch dramatische Wende sein ach so geregeltes Leben nehmen würde.

    Minsk / Weißrussland, Montag 26. April, 08:28 Uhr

    Es war sein erster Urlaubstag, von denen er sowieso nicht allzu viele hatte, und somit störte ihn das Klingeln des Telefons gewaltig. Er machte einen langen Arm, langte über die Frau an seiner Seite hinweg, hob ab und legte wieder auf. Er drehte sich um, zog die Decke mit, worauf die Frau sich zu regen begann. Gemurmel, sein Name, Juri, und erneut Gemurmel. Pause, dann wieder Gemurmel.

    »Du nervst!«, blaffte er schroff. Er konnte sie noch nicht einmal mit Namen anreden, denn er hatte erst gar nicht danach gefragt. Und wenn sie ihn ihm gesagt hatte, dann hatte er ihn vergessen. Es war ihm nicht wichtig.

    Das Telefon begann wieder zu läuten. Gemurmel neben ihm.

    Er war gestern Abend in einem dieser Cafés gewesen, die jetzt überall aufmachten. Sie war auch dort, saß ebenso alleine an einem der Tische, wie er selbst. Und wie war noch mal ihr verdammter Name?

    Klingeln. Gemurmel.

    Sie hatten etwas zusammen getrunken, über belangloses Zeug gesprochen und waren schließlich zu ihm gegangen. Beide waren sie Jäger gewesen und beide die Beute. Er hatte sie benutzt, schnell und kraftvoll und ohne ein tieferes Gefühl zu investieren.

    Klingeln.

    Sie stand auf und ging ins Bad, nackt wie sie war. Er hatte keinen Blick für sie übrig. Vielleicht wüsste er ihren Namen noch, wenn er etwas weniger getrunken hätte. »Ach, was soll`s?«, bockte sein umnebelter Geist. »Wen interessiert`s?«

    Klingeln.

    Juri wälzte sich herum, behäbig und verärgert. Er hoffte, der Anrufer würde die Geduld verlieren.

    Klingeln.

    Verdammt. Er hob ab, legte nicht wieder auf, und meldete sich mit einem gemurmelten: »Was ist los?«

    »Hören Sie zu!« Er erkannte die Stimme seines Vorgesetzten sofort. »Legen Sie nicht wieder auf, Tawarischtsch Kuznov.«

    Juri brummte missmutig.

    »Ich weiß, es ist Ihr erster Urlaubstag seit über einem Jahr, aber ich dachte mir, wenn Sie schon nicht an das Schwarze Meer fahren, wie üblich, kann ich Sie auch anrufen, falls ein Notfall eintritt und Sie verschieben Ihren Urlaub auf ein andermal. Ich weiß, Sie sind nicht der einzige Polizeihauptmann hier, aber erstens haben Sie schon einmal einen ähnlichen Fall bearbeitet, und zweitens möchten Sie vielleicht gerne ein paar Punkte zu Ihrer Beförderung zum Major sammeln. Wenn Sie schon einer unserer jüngsten Hauptmänner sind, wozu Zeit vergeuden?«

    Juri Ivanowitsch Kuznov verzog das Gesicht. Er hatte so gut wie gar nichts verstanden.

    »Sind Sie noch dran?«, fragte sein Vorgesetzter. »Hallo, Kapitan Kuznov?«

    Das Einzige, das in Juris schwerfälliges Bewusstsein vordrang, war: Sein Urlaub war wohl bereits wieder beendet.

    »Ja, ich bin noch dran, Tawarischtsch Oberst. Zum Amt?«

    »Ja, zum Amt.«

    »Bosche moi! Ich komme«, kratzte Juris Stimme. Er fummelte den Hörer auf den Apparat, hörte aus dem Bad die Frau ununterbrochen schimpfen, ohne genau zu verstehen, was sie sagte und fluchte.

    Nachdem er sie rausgeworfen hatte, diesmal fluchte sie und er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, nach ihrem Namen oder einer Telefonnummer zu fragen, und sich etwas angezogen hatte, fuhr er eine gute halbe Stunde zum Amt. Sein Vorgesetzter Oberst Burlakow wies ihn bei wässrigem Kaffee auf die Schnelle ein, dann fuhr er zum Tatort.

    Unterwegs zum Hochhauskomplex in der Straße Turgenewa ging ihm Alles noch einmal durch den Kopf. Pawel und Igor waren einem anderen Fall zugeteilt. Janzew lag noch im Krankenhaus, und er selbst ging in den Urlaub. So war gleich das gesamte Team aus dem Rennen. Die anderen Beamten seiner Abteilung waren mit anderen Aufgaben beschäftigt. Burlakow hätte es ihm auch befehlen können, aber im Hinblick auf seine Karriere hoffte er, Kuznov würde freiwillig zusagen. Ohne Partner musste er den Fall nicht unbedingt sofort lösen, und er sollte schon gar nicht alleine den Helden spielen und sich in Gefahr begeben, sondern erst einmal nur Informationen sammeln.

    Juri bog ab und hielt seinen kleinen Maskwitsch vor dem Haus, in dem vor knapp drei Stunden Pjotr Michailowitsch Ivanov ums Leben gekommen war. Die Todesursache schien klar, was fehlte, war das Motiv und natürlich der Täter. Zeugen gab es anscheinend keine. Als er das marode Treppenhaus betrat, fielen ihm gleich die Flecken an den Wänden auf. Die Mauern selbst stachen schon schmutzig grau hervor, aber die roten Flecken sprangen ihm sofort ins Auge. Jemand hatte den Kopf des Opfers solange an die Wand geschlagen, bis von ihm nicht mehr viel übrig war. Man hatte zwar die Leiche fortgeschafft, aber bis die Spritzer an den Wänden verschwunden sein würden, konnte es noch etwas dauern, da sich vermutlich niemand ernstlich darum kümmerte.

    Über den oder die Täter hatte Juri einige Vermutungen. Nun galt es, zu sortieren und immer mehr zu streichen, bis die richtige Lösung übrig blieb. Der Täter musste groß und kräftig sein, um so etwas zu tun, oder er war rasend vor Wut, das Opfer war nämlich nicht unbedingt klein zu nennen. Oder es waren mehrere. In diesem Fall durfte man die immer stärker werdende organisierte Kriminalität nicht außer Acht lassen. Oder ein eifersüchtiger Ehemann oder Nebenbuhler, oder ein Geldverleiher. Er musste das Opfer kennenlernen, in

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