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Liebe im Herbst: Auch der Herst hat schöne Tage
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Liebe im Herbst: Auch der Herst hat schöne Tage
eBook277 Seiten4 Stunden

Liebe im Herbst: Auch der Herst hat schöne Tage

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Über dieses E-Book

"Auch der Herbst hat schöne Tage", sagt ein altes Sprichwort, und das bezieht sich nicht nur auf die goldenen Blätter und die meist noch sonnigen Tage im Oktober. Denn im Herbst des Lebens gibt es ebenso viele schöne Tage, man muss nur offen sein, sie zu suchen und kann dabei sogar Liebe finden.
Vor hundert Jahren war bei den meisten Frauen mit 60 das Leben gelaufen. Besonders als Witwen trugen sie nur noch schwarze Kleidung und vegetierten – abgesehen vom ständigen Kirchenbesuch – ohne geistige Anregung dahin, bis der Tod sie erlöste.
Die wenigen Männer in diesem Alter, die ihre Frau überlebt hatten, waren kaum fähig, ihren Haushalt zu bewältigen und verzogen sich oft in ein Altersheim. In diesem Alter noch zu verreisen oder gar eine neue Gemeinschaft mit dem anderen Geschlecht einzugehen, war für beide Seiten kaum vorstellbar. Und Erotik im Herbst des Lebens wurde von der Gesellschaft als abartig angesehen.
Glücklicherweise hat sich diese Einstellung in den letzten fünfzig Jahren radikal geändert. Die heutigen "Alten" sind nach dem zweiten Weltkrieg in einer viel freieren Atmosphäre aufgewachsen, die durch den 68er Aufbruch noch verstärkt wurde. Die Medien haben nach einer Weile dieses Sujet dankbar aufgegriffen und in Berichten, Fernsehreportagen und sogar Spielfilmen die Liebe und Erotik zwischen älteren Menschen der Öffentlichkeit nahe gebracht. Das Internet mit seinen Möglichkeiten zu unverbindlicher Kontaktaufnahme über spezielle Seniorenportale hat die Kontaktmöglichkeiten für den dritten Lebensabschnitt verstärkt.
Der Roman schildert das Aufblühen einer dauerhaften neuen Liebes-beziehung zwischen Dagmar und Fabian, beide um die siebzig, nach langer glücklicher Ehe mit verstorbenen Partnern und zeigt, dass neben der tiefen geistigen und seelischen Bindung auch die körperliche Gemeinschaft noch voll gelebt werden kann, wenn sie auch etwas sanfter und zurückhaltender geschieht als bei Zwanzigjährigen.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum27. Feb. 2016
ISBN9783737592055
Liebe im Herbst: Auch der Herst hat schöne Tage
Autor

Ernst-Günther Tietze

Dipl.-Ing. Ernst-Günther Tietze, hat in seiner beruflichen Tätigkeit die zentrale Führung und Überwachung von Versorgungsnetzen durch zahlreiche Veröffentlichungen maßgeblich beeinflusst. Zur Belletristik ist er erst im Ruhestand gekommen. Seit 2000 hat er mehrere Romane geschrieben und veröffentlicht.

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    Buchvorschau

    Liebe im Herbst - Ernst-Günther Tietze

    Personenverzeichnis

    Fabian Tiemann      Ingenieur, Betreuer Computerclub

    Angelica Tiemann      Fabians verstorbene Frau

    Torsten Tiemann      Fabians Sohn, Arzt in Düsseldorf

    Farah Tiemann         Neurologin, seine Frau

    Justus Tiemann      ihr gemeinsamer Sohn

    Janine Tiemann      Fabians Tochter

    Margitta Berger         Mitglied im Computerclub

    Dagmar Petrenko      ihre Schwester aus Weimar

    Martin Petrenko      Dagmars verstorbener Ehemann

    Christine Sherman   Dagmars Tochter

    Florence Sherman      deren Tochter

    Kilian Maaßen         Dagmars zeitweiliger Freund

    Magdalena Hölzl      EU-Beamtin

    Mehmet al Rahman   Informatiker, Syrischer Flüchtling

    Alina al Rahman      seine Frau

    Prolog

    „Auch der Herbst hat schöne Tage", sagt ein altes Sprichwort, und das bezieht sich nicht nur auf die goldenen Blätter und die meist noch sonnigen Tage im Oktober. Denn im Herbst des Lebens gibt es ebenso viele schöne Tage, man muss nur offen sein, sie zu suchen und kann dabei sogar Liebe finden.

    Vor hundert Jahren war bei den meisten Frauen mit 60 das Leben gelaufen. Als Witwen trugen sie nur noch schwarze Kleidung und die einzige Abwechslung war der Kirchenbesuch, gelegentlich trafen sie sich noch zu einem Plausch mit Nachbarinnen desselben Schicksals. Die wenigen Männer, die ihre Frau überlebt hatten, zogen oft in ein Altersheim. In diesem Alter eine neue Gemeinschaft mit dem anderen Geschlecht einzugehen, war für beide Seiten kaum vorstellbar. Und Erotik im Herbst des Lebens wurde von der Gesellschaft als abartig angesehen.

    Glücklicherweise hat sich diese Einstellung in den letzten fünfzig Jahren radikal geändert. Die heutigen „Alten" sind durch den 68er Aufbruch in einer viel freieren Atmosphäre aufgewachsen. Die Medien haben nach einer Weile dieses Sujet dankbar aufgegriffen und in Berichten, Fernsehreportagen und sogar Spielfilmen Liebe und Erotik zwischen älteren Menschen der Öffentlichkeit nahegebracht. Das Internet mit der Möglichkeit zu unverbindlicher Kontaktaufnahme über spezielle Seniorenportale hat die Kontaktmöglichkeiten für den dritten Lebensabschnitt verstärkt.

    Der Roman schildert das Aufblühen einer dauerhaften neuen Liebesbeziehung zwischen Dagmar und Fabian, beide um die siebzig, nach langer glücklicher Ehe mit verstorbenen Partnern und zeigt, dass neben der tiefen geistigen und seelischen Bindung auch die körperliche Gemeinschaft noch voll gelebt werden kann, wenn sie auch etwas sanfter und zurückhaltender ist als bei Zwanzigjährigen.

    Computerclub

    Dagmar

    „Was soll das, du weißt doch, dass ich mit dieser Technik nichts am Hut habe!, sagte ich verärgert zu meiner Schwester, als sie beim Cognac nach dem Essen fragte, ob ich sie morgen zum Senioren-Computerclub in Mannheim begleiten wolle. „Schließlich habe ich mich pensionieren lassen, als die Bibliothek nach dem Brand darauf umgestellt wurde, weil ich in meinem Alter dies Zeug nicht mehr lernen wollte. Auch Martin mochte davon nichts wissen, als er noch klar war. Ich hatte Margitta zur Feier meines 68. Geburtstag in ein historisches Restaurant zu einem Festmenü mit rosa gebratener Entenbrust und einem kräftigen Coteaux du Languedoc eingeladen.

    „Entschuldige bitte, ich will dich doch nicht zur Computerei bringen, wenn du kein Interesse hast. Aber ich will morgen den Club nicht versäumen und ehe du hier alleine rumsitzt, kannst du mich nach Mannheim begleiten und am Nachmittag zeige ich dir diese interessante Stadt. „Darfst du mich da einfach mitbringen?, fragte ich zweifelnd, doch Margitta meinte, das würde schon gehen, und wenn ein Platz frei sei, könne ich ein bisschen spielen. „Erzähl‘ mir was über den Club, bat ich. „Der Mannheimer Senioren-Computerclub hat 300 Mitglieder, legte sie los, „das Mindestalter ist 50 und jeder muss einen Computer haben. Ich bin immer Dienstagvormittag da, bei einem Betreuer, der in der Computerei alles weiß. „Na gut, meinte ich, „besser als hier alleine rumsitzen ist das ja."

    Fabian

    Da bringt Margitta Berger einfach ihre Schwester mit in den Club und setzt sie an einen freien Platz, obwohl das nicht erlaubt ist! Sie wolle ihr doch nur zeigen, was hier möglich ist, meint sie, denn in Weimar gebe es sowas nicht. Die Dame macht einen aufgeweckten Eindruck und gefällt mir, trotzdem darf sie hier nichts tun. Deshalb fordere ich sie höflich auf, sich neben ihre Schwester zu setzen und zuzuschauen. Ärgerlich sagt Margitta „So habe ich mir das nicht vorgestellt, komm wir gehen", und die beiden rauschen davon.

    Dagmar

    Ich hätte gerne mit dem Betreuer gesprochen, aber Margitta ist einfach mit mir gegangen. „Das habe ich mir anders vorgestellt, schimpft sie, „komm, stattdessen zeige dir Mannheim, da gibt‘s auch viel zu sehen. In der Innenstadt führte sie mich in eine Kaffeestube. „Die machen hier fantastisches Eis und guten Cappuccino, ich lade dich ein. Sie hatte nicht zu viel versprochen, das Angebot war hervorragend. Doch der Club war noch in meinen Gedanken. „Was für ein Mensch ist euer Betreuer?, fragte ich. „Wir wissen nur, dass er als Ingenieur tätig war, aber seit seine Frau vor zwei Jahren gestorben ist, hält er sich vollkommen zurück, sagte sie nachdenklich. „ Irgendwie hat ihn das verbittert und das hat er vorhin deutlich gezeigt.

    Nach dem Kaffee gingen wir die Geschäftsstraße entlang und blieben an einer wuchtigen Metallskulptur stehen. „Was siehst du hier?, fragte sie grinsend, „schau genau hin. Da entdeckte ich an beiden Seiten Gebilde, die gewissen menschlichen Organen täuschend ähnlich sahen. „Na also, du hast es entdeckt, was hältst du davon?. fragte meine Schwester „Ich finde es gut, dass man so etwas offen zeigen kann, antwortete ich frei heraus. „Damit triffst du die überwiegende Meinung der Mannheimer, antwortete meine Schwester, „doch lass uns weiter gehen. Wir schauten in einige Geschäfte und ich kaufte mir eine hübsche Bluse. Bei einem Italiener lud ich sie zum Essen ein

    Fabian

    Zu Hause kam mir mein Verhalten kleinkariert vor, ich hätte nicht so hart reagieren dürfen, denn Margitta ist die Beste in meiner Gruppe. Was kann ich tun? Ich werde die Sache wieder gut machen, indem ich die beiden am Nachmittag besuche und mein Handeln entschuldige. Also fuhr ich nach dem Essen nach Ladenburg. Verwundert öffnete Margitta die Tür und ich kam gleich auf den Punkt: „Ich möchte mich für mein Benehmen vorhin entschuldigen. Wenn auch das Reglement so ist, hätte ich in diesem Fall eine Ausnahme machen müssen, weil deine Schwester aus den neuen Bundesländern kommt. Ich wäre dankbar, wenn ihr mir die Sache vergeben könntet. „Komm‘ rein, sagte sie lachend, „wir wollen gerade Kaffee trinken."

    Dagmar

    Jetzt konnte ich den Betreuer genauer anschauen, er war groß und sah mit seiner weißen Mähne über dem braungebrannten Gesicht hinreißend aus. Gekleidet war er sportlich in Jeans, T-Shirt mit einem aufgedruckten Fantasiemuster und Sandalen. „Nun kann ich mich richtig vorstellen, meinte ich, „vorhin haben Sie mir ja keine Gelegenheit gelassen. Ich bin Dagmar Petrenko aus Weimar. Früher war ich in der Anna-Amalia-Bibliothek beschäftigt, aber als das Haus auf Computer umgestellt wurde, ließ ich mich vorzeitig pensionieren, auch um meinen kranken Mann zu pflegen. Seit sechs Jahren bin ich verwitwet. Auch mit meinem Alter will ich nicht hinter dem Berg halten, wir haben gestern meinen 68-ten gefeiert. „Herzlichen Glückwunsch nachträglich, unterbrach er mich, „das Alter sieht man Ihnen überhaupt nicht an. „Danke für die Blumen, erwiderte ich. „Ich habe auch noch eine Tochter von 40 Jahren in Kanada, die geschieden ist und ihre vierzehnjährige Tochter alleine großzieht. Und wer sind Sie? Margitta hat mir bisher nichts erzählt.

    Fabian

    Margitta rettete mich zunächst, indem sie auf den Kaffee und die Torte hinwies. „Lass‘ Herrn Tiemann doch erst mal zur Ruhe kommen, bevor du ihm das letzte Hemd ausziehst, meinte sie freundlich, „der Kaffee wird kalt. „Danke, Margitta", sagte ich, nahm einen großen Schluck Kaffee und betrachtete ihre Schwester. Sie hatte ein freundliches Gesicht ohne Make-up, kurze dunkelblonde Haare und braune Augen. Vorhin im Club war mir ihre schmucke Lederjacke aufgefallen, jetzt trug sie einen lindgrünen Pullover über beigen Jeans und Sandaletten mit mittelhohen Absätzen. Um den Hals hatte sie eine Kette aus bunten Holzperlen und an den Ohren ähnliche Perlen.

    Nach der zweiten Tasse Kaffee war mir klar, dass ich nun etwas über mich berichten musste. „Mein Name ist Fabian Tiemann und ich bin auch verwitwet, begann ich, „meine Frau ist vor zwei Jahren nach über vierzigjähriger wundervoller Ehe gestorben. Wir haben zwei Kinder großgezogen, die Mannheim nach dem Studium verlassen haben. Mein Sohn Torsten ist Internist an der Uniklinik Düsseldorf, er ist mit einer Neurologin verheiratet und hat einen Sohn, auch 14 Jahre alt. Meine Tochter Janine ist Single und als Juristin bei der EU in Brüssel beschäftigt. Ich bin siebzig und habe mich vor zehn Jahren vorzeitig pensionieren lassen, weil ich als schwerbehindert gelte, seit ich bei einem Autounfall einen Fuß verloren habe. Im Beruf war ich für den Netzbetrieb der Stadtwerke verantwortlich, nachdem ich eine computergestützte Überwachung eingerichtet habe. Zu dieser Technik berate ich auch heute noch gelegentlich andere Unternehmen. Da ich meinte, mein Computerwissen weitergeben zu sollen, bin ich seit fünf Jahren Betreuer im Senioren-Computerclub. Zufrieden?. „So genau wollte ich das gar nicht wissen, lachte die Frau, „aber vielen Dank für Ihre Offenheit. Ich habe Sie auf höchstsens 65 geschätzt.

    Dagmar

    „Genug der Vorstellerei, nahm Margitta das Wort, „ich hatte eine bestimmte Absicht, als ich meine Schwester heute früh in den Club mitbrachte, die du mir leider kaputt gemacht hast. Ich wollte ihr zeigen, dass Computerei auch für Menschen in unserem Alter durchaus sinnvoll ist. Wir sind 300 Oldies im Club und die meisten können gut mit der Materie umgehen, die unser Leben bereichert. Was meinst du dazu? „Ich kann Margittas Worte nur bestätigen, sagte Herr Tiemann, „Ihnen entgeht ohne Computer ein interessanter Teil der Welt. Sie müssen ja nicht in die sozialen Netzwerke gehen, aber allein das Internet bietet so viel Wissen wie kein anderes Medium, Ihren Brockhaus können Sie vergessen. Dazu ist die E-Mail ein einfaches und schnelles weltweites Verständigungsmittel.

    „Das ist ja ganz schön, seufzte ich, „aber wie soll ich das angehen? Ich kann mir doch nicht einfach einen Computer kaufen und ohne jede Ahnung loswursteln. „Da haben Sie Recht, meinte er nachdenklich, „es gibt Kurse bei der Volkshochschule, und Bücher müssen Sie auch durcharbeiten. Da mischte sich Margitta ein: „Hast du morgen Zeit? Dann durchstreifen wir die Fachgeschäfte, du empfiehlst ein geeignetes Notebook, wir laden dich zum Essen ein und danach beginnst du mit den Grundlagen. Dagmar ist noch bis Sonntag hier, und wenn du Zeit hast, fangen wir jetzt gleich mit einem Crashkurs an. Einverstanden?"

    Fabian

    Das war typisch für die energische Margitta. Nun sah ich mir ihre Schwester genauer an. Sie machte einen intelligenten Eindruck und war mit dem leichten Lächeln im Gesicht ausgesprochen hübsch. Ihre rehbraunen Augen strahlten mich bittend und herzlich an. Irgendwie reizte es mich, dieser Frau in einem privaten Computerkurs näher zu kommen. Ich überschlug meinen Kalender an den nächsten Tagen und fand nichts, was sich nicht verschieben ließ. „OK, sagte ich, „wo fangen wir an? „Jetzt gleich hier, bestimmte Margitta, „an meinem Laptop kannst du Dagmar schon die Grundlagen erklären. Sie schob uns in ihr Arbeitszimmer, schaltete den Laptop an und loggte sich ein. „Das ist Margittas Arbeitsbereich, erklärte ich, „die Symbole dienen zur Anwahl der Anwendungen.

    Dagmar

    Interessiert betrachtete ich das Gerät, das aus einem Bildschirm und einem Tastenfeld bestand, angeschlossen war ein kleines Gerät, das sie als Maus bezeichneten. „Starte doch bitte Word, wandte Herr Tiemann sich an Margitta. Mit der Maus führte sie den Zeiger auf ein Symbol und eine Art Briefbogen erschien. „Mit der Tastatur kann man wie auf einer Schreibmaschine schreiben, nur dass man nicht auf Papier schreibt, sondern zunächst in den Rechner, erklärte Herr Tiemann, „das erleichtert die Korrektur. Inzwischen hatte Margitta ein paar Zeilen geschrieben, die auf dem Bildschirm abgebildet wurden. „Das kann man als Datei speichern, und auch drucken, fuhr Herr Tiemann fort, dann bat er Margitta: „Ruf‘ bitte mal deine E-Mail auf. Als sie es tat, erschien ein Text, ihre Telefonrechnung sei verfügbar. Auf einer neuen Seite tippte sie die Telefonnummer ein und klickte in einer Liste eine Zeile an. „Aha, ich habe viel telefoniert im letzten Monat, aber 28,50 Euro sind trotzdem nicht viel, sagte sie. Ich hatte nie gedacht, dass man so viel mit einem Computer machen kann und dass es anscheinend recht einfach ist, wenn man sich dran gewöhnt hat. Das könnte ich vielleicht auch lernen, wenn dieser Mann mir dabei hilft, seine Art beeindruckt mich.

    Fabian

    Erfreut beobachtete ich Frau Petrenkos Reaktion, jetzt wollte ich noch einen draufsetzen. „Zeig‘ deiner Schwester die Bilder von deinem letzten Urlaub, sagte ich zu Margitta. Sie wählte eine Diashow an, worauf die Urlaubsbilder mit kurzem Zeitabstand dargestellt wurden. „Wie hast du denn die Bilder in den Computer gekriegt?, fragte ihre Schwester verwundert. „Ich habe meine Digitalkamera mit dem Rechner verbunden und die Bilder rüber gezogen, war Margittas Antwort, worauf Frau Petrenko den Kopf schüttelte. „Sie sollten wirklich überlegen, ob Sie mit der Computerei beginnen wollen, wandte ich mich an sie. „Dann können wir morgen etwas kaufen. „Was kostet denn so eine Einrichtung?, fragte sie. „Ich habe rund 700,- Euro ausgegeben, warf Margitta ein. „Ja, das ist das Mindeste, bestätigte ich ihre Worte. „Für das, was Margitta eben gezeigt hat, ist die Software kostenlos. Wenn Sie Geschriebenes per Post verschicken wollen, brauchen Sie einen Drucker und um ihr System zu sichern, empfiehlt sich die Anschaffung einer mobilen Festplatte. Außerdem brauchen Sie eine Maus und ein Virenschutzprogramm."

    Dagmar

    Mir drehte sich der Kopf. „Hat denn Margitta das alles?, fragte ich. „Ja, schau her, antwortete sie. „Notebook und Maus siehst du hier, auch den Drucker und die Platte. Das E-Mail-Programm hast du schon gesehen, auch das Schreibprogramm und das Photoprogramm habe ich dir vorhin vorgeführt. „Überdenken Sie bis morgen, wieviel Sie dafür ausgeben wollen, nahm Herr Tiemann wieder das Wort, „wenn Sie nur gelegentlich damit arbeiten wollen, dürften 700,- Euro genügen. „Bleibst du noch zum Abendbrot? fragte Margitta ihn. „Ja gerne", antwortete er und wir deckten schnell den Tisch.

    Beim Essen wandte er sich an mich. „Ich kenne Weimar überhaupt nicht, erzählen Sie mir ein bisschen darüber? „Nun, es ist als Stadt sehr schön und vor allem durch Goethe und Schiller bekannt geworden. Goethe hat das Theater und die Bibliothek maßgebend gestaltet. Beide haben bedeutende Werke in der Stadt erstellt. Auch Franz Liszt und Richard Strauß haben lange dort gelebt und gearbeitet. Vielleicht besuchen Sie mich mal, dann zeige ich Ihnen gerne die Stadt. Ich hatte das so einfach dahin gesagt, ohne drüber nachzudenken, jetzt fragte ich mich, was mich geritten hatte, ihn so einfach einzuladen.

    Mit den Worten „Vielen Dank für den schönen Nachmittag und Abend, erhob Herr Tiemann sich. „Wollen wir uns morgen um zehn am Elefanten treffen? „OK, antwortete Margitta, „und vielen Dank für deine Unterstützung. Ich glaube, da wird etwas Gutes draus. Herr Tiemann gab uns die Hand und verschwand. „Na, was hältst du von ihm?, fragte meine Schwester, „du warst ja ganz hin und her gerissen, aber so aufgeschlossen habe ich ihn noch nie erlebt. Ich glaube, er hat etwas für dich übrig. „Er hat mich doch nur als Computerspezialist beeindruckt, antwortete ich, merkte aber, wie ich rot wurde. Dann fiel mir seine Aussage über den verlorenen Fuß ein und ich fragte, sie danach. „Ja, es hat sich im Club rumgesprochen, aber er macht nie etwas daraus. Und man sieht es ihm überhaupt nicht an. Im Bett dachte ich noch weiter an diesen Mann und wusste nicht, wie ich mit diesen Gedanken umgehen sollte.

    Fabian

    Auf der Fahrt nach Mannheim spukte mir diese Frau Dagmar ständig im Kopf herum. Ich hatte ihr angemerkt, dass ich sie beeindruckte, doch war das nur mein Computerwissen oder mehr? Will ich sie überhaupt beeindrucken? Nach Angelicas Tod habe ich Begegnungen mit Frauen vermieden, bin abweisend geworden und selbst die Kinder und Enkel kamen nicht mehr an mich heran. Doch allmählich merke ich, dass mir die Kommunikation und auch der Körperkontakt mit einem vertrauten Menschen fehlen. Das war mit Angelica die ganze Zeit wundervoll gewesen, sogar während ihrer Krankheit haben wir uns noch Gutes getan, habe ich jetzt lange genug um sie getrauert? Tief in meinem Innern meldete sich ein „Ja" zu dieser aufregenden Frau. Vielleicht kann ich ihr ein wenig näher kommen, ich muss es nur behutsam angehen lassen. Irgendwie freue ich mich darauf, sie wieder zu sehen. Zur Vorbereitung des morgigen Einkaufs fand ich im Internet einige brauchbare Notebooks zwischen 500,- und 800,- €.

    Mittwoch früh regnete es, ich schaffte es gerade pünktlich zum Elefanten, wo wir uns herzlich begrüßten. „Wir gehen in das Elektronikgeschäft da drüben, die haben die beste Auswahl, sagte ich, „ich habe mir gestern im Internet einiges angesehen. Frau Petrenko war heute eleganter gekleidet als gestern, sie trug ein helles, knielanges Kleid mit einem afrikanisch anmutenden Muster und leichte Pumps mit mittelhohen Absätzen. Um den Hals trug sie eine Kette mit einem Bernstein und gleichartige Ohrhänger. Außerdem hatte sie die Lippen vorsichtig nachgezogen.

    Dagmar

    Ich hatte mich auf die Begegnung mit Herrn Tiemann gefreut und etwas geschmückt, ich weiß selbst nicht, warum. Auf dem Weg zum Elektronikgeschäft sagte er: „Ich denke, ein kleineres Gerät als Margittas ist besser für Sie. Mit hoher Auflösung bekommt man ebenso viel drauf, es ist allerdings etwas teurer. „Meinst Du, mein Notebook taugt nichts, fragte Margitta erbost. „Das habe ich nicht gesagt, deins ist schon sehr gut, nur etwas groß, beruhigte Herr Tiemann sie und führte uns zu Geräten mit Preisen um 650,- €, die mir gefielen. „Diese kleinen leichten Notebooks wären für Ihren Bedarf gut geeignet, sagte er, „aber ich möchte Ihnen noch die Spitzenklasse mit Touchscreen zeigen. In einer Ecke gab es kleine Geräte um die 800,- €. Herr Tiemann winkte einem Verkäufer, der eins in Betrieb nahm. „Da ist schon das neue Windows 8.1 drauf, tippen Sie mal mit dem Finger auf eine Kachel, bat er mich. Ich tat es und hatte ein Programm vor mir. „Tippen Sie auf das Kreuz oben rechts in der Ecke, fuhr er fort. Ich tat es und das Programm war verschwunden. „Das ist manchmal einfacher als mit der Maus, erklärte er. „Mir brummt der Schädel, antwortete ich. „Können wir irgendwo bei einer Tasse Kaffee nachdenken? Mit den Worten: „Einstweilen vielen Dank, wir kommen wieder", wandte Herr Tiemann sich an den Verkäufer.

    Fabian

    Gleich nebenan war eine kleine Kaffeestube, wo Frau Petrenko uns zu einem Cappuccino einlud. „Ich bin völlig verwirrt, sagte sie, „ich weiß nur, dass ich mir so ein Ding anschaffen will, aber bei der Entscheidung müssen Sie mir helfen. „Wollen Sie Ihr Notebook auf Reisen mitnehmen?, fragte ich. Schnell antwortete sie: „Ja, ich reise viel und hole alles nach, was wir in der DDR nicht durften. Wenn ich jetzt so ein Gerät habe, möchte ich es auf jeden Fall mitnehmen. „Dann empfehle ich Ihnen ein kleines Gerät für ca. 650,- Euro. „Mir haben die Geräte mit der Fingerbedienung gefallen, was halten Sie davon?, fragte sie und schaute mich an. „Das ist doch Spielkram, mischte Margitta sich ein, doch ich bremste sie: „Vorsicht mit Urteilen über Dinge, die du nicht kennst. Ich habe solch Gerät und arbeite viel mit den Fingern drauf. Deine Schwester muss dafür allerdings 150,- Euro mehr ausgeben.

    „Ja, das will ich, antwortete sie entschlossen, „schon um vor meiner Tochter damit anzugeben. „Dann kommen Sie insgesamt auf rund 1.000,- Euro, warnte ich sie, „denn Drucker, drahtlose Maus und mobile Festplatte kosten auch nochmal je 50,- Euro. „Lassen Sie uns hingehen und das Zeug kaufen, sagte sie mit Entschiedenheit. Zurück im Elektronikladen kamen wir an den vielen Tablets vorbei, die sie interessiert ansah. „Was ist denn das?, fragte sie. „Das sind Tablets, nur etwas für junge Leute, erklärte Margitta. „Moment mal!, schaltete ich mich ein, „das stimmt nicht. Tablets sind vollwertige Computer, zwar mit 10 Zoll Diagonale ziemlich klein, aber mit fantastischer Auflösung und alle mit Touchscreen. Schauen wir sie uns ruhig mal an."

    Dagmar

    Herr Tiemann gab es mir eins dieser Dinger in die Hand. „Das wiegt weniger als ein Kilo. Das Betriebssystem ist Windows 8.1 und man kann jedes Anwenderprogramm drauf installieren. Dies Tablet ist mit 649,- Euro billiger als die Geräte, die wir vorhin gesehen haben und hat nur den einen Nachteil, dass man auf dem kleinen Bildschirm nicht so viel sieht wie bei den anderen Geräten. Wenn Sie eine gute Brille haben, ist solch Tablet durchaus für Sie geeignet, ich lasse es Ihnen mal vorführen. Er rief eine junge Verkäuferin, die sich als exzellente Fachfrau erwies und bat sie, das Gerät vorzuführen. Nach dem Einschalten bat sie mich, auf ein Quadrat mit einem W zu tippen, worauf eine Art Briefbogen und eine Tastatur erschienen „Schreiben sie etwas, forderte Herr Tiemann mich auf und ich tippte zwei Sätze ein. Doch die Schrift war so klein, dass ich sie kaum lesen konnte. „Setzen sie jetzt Daumen und Zeigefinger auf den Text und ziehen die Finger auseinander, schlug er vor. Ich tat es und die Schrift wurde größer, aber der Rest der Zeilen verschwand rechts. „Jetzt setzen Sie den Finger auf den Text und ziehen Sie ihn nach links und wieder nach rechts, fuhr er fort und ich sah, wie der Text über den Bildschirm wanderte. „Das ist ja eine tolle Sache", staunte ich und auch Margitta war überrascht.

    „Die Entscheidung liegt jetzt bei Ihnen, ob Ihnen der kleine Bildschirm mit den Möglichkeiten zum Vergrößern genügt, meinte Herr Tiemann. Begeistert sagte ich, so etwas wolle ich haben. Da sagte die Verkäuferin: „Wir haben gerade etwas bekommen, das vielleicht noch besser für Sie geeignet ist, warten Sie bitte einen Moment.

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