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Geschichten vom Bau
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eBook153 Seiten1 Stunde

Geschichten vom Bau

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Über dieses E-Book

Geschichten aus dem Leben eines alternativen Bauhandwerkers. Vom Kampf im Alltag, bis hin zu einstürzenden Neubauten und gewagten Konstruktionen, dazu Begegnungen mit vielen interessanten Menschen, gemixt mit verrückten kreativen Einfällen und Banalitäten des Autors....
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum27. Dez. 2016
ISBN9783738097719
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    Buchvorschau

    Geschichten vom Bau - Hartmut Witt

    Der Anfang

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    Vorwort

    Die Geschichten in diesem Buch erzählen Bau-Erlebnisse aus meinem Leben. Die Idee, diese aufzuschreiben, kam mir, nachdem ich immer wieder gebannte Zuhörer hatte, wenn ich so manche Episode erzählte.

    Für die, die mich nicht kennen, stelle ich mich kurz vor:

    Jahrgang 1957, geboren in Pfullendorf/Baden.

    Seit 2002 lebe ich in meinem „Zwergenhäusle" in Blaubeuren.

    Geschieden, Vater von vier Kindern, Großvater einer Enkelin.

    Selbstständiger Zimmermeister mit ökologisch ausgerichteter Zimmerei seit 1990.

    Insgesamt 37 Jahre Bauerfahrung.

    Spielautor mit 25 Veröffentlichungen weltweit.

    Spieleladen-Mitinhaber seit 2015, der Spielespatz in Ulm, zusammen mit Susanne Hirche.

    Davor habe ich 10 Jahre den legendären Spieleladen Morgenland in Ulm betrieben.

    Jetzt will ich Euch nicht länger aufhalten und lade Euch ein, in ein leicht verrücktes Bauleben einzutauchen. Ich wünsche vergnügliche Unterhaltung und viel Spaß beim Lesen.

    Hartmut Witt

    Danksagung

    Ganz herzlichen Dank an Susanne Hirche und Peter Haßelberg für die Unterstützung bei Korrektur und Layout.

    Inhalt

    Ich bin vom Wesen her ein Luftikus, der 1.000 Ideen hat, sie aber selten zu Ende bringt. Erst das Leben lehrte mich eine gewisse Bodenhaftung.

    Ich hatte als 18jähriger den Kopf voller Pläne: Selbstentwickelte Spiele, die meine „Hippie-Kommune" begeisterten, Baupläne für einen Wander-Puppenzirkus, geschnitzte Marionetten als Darsteller, selbst geschriebene Theaterstücke, ein Fantasy-Buch, an dem ich schrieb. Meinen Lebensunterhalt bestritt ich mit dem Verkauf von selbstgemachten Kerzen und Handpuppen. Und da dies nicht ausreichte, konnte ich als Selbstständiger für ein Forstamt im Wald Stangen schlagen.

    Dann kam eine Frau in mein Leben. Ich hatte keine Absichten, aber in meiner Hippie-Naivität machte ich ihr das Angebot, als Besucher mit mir das Bett zu teilen. Ich hatte davor etliche Besucherinnen in meinem Bett und es erfreute sie, dass sie mit mir als Gastgeber jemand bekam, der nicht jede Frau anbaggerte. Diesmal kam es anders, denn die neueste Bettgenossin übernahm die Initiative und ich erlag ihren Reizen. Das ungeplante Ergebnis war ein Kind und ich musste mir plötzlich überlegen, wie ich dem Ganzen eine solide Grundlage verschaffen konnte.

    Ich hatte allerhand Ideen für alternative Lebensgemeinschaften, plante eine Auswanderung mit Gleichgesinnten und die Gründung einer Hippie-Gesellschaft irgendwo im Süden. Dazu musste jeder beitragen, was er konnte. Daher nahm ich einen Job in einer ungewöhnlichen Zimmerei an, die eine Waldorfschule errichtete. Da wusste ich, was mir liegen könnte: Ich würde Zimmermann! Schließlich hatte auch Jesus diesen Beruf erlernt, da konnte er nicht so schlecht sein.

    Der erste Versuch

    Ich heuerte bei einer alternativen Zimmerei an. Doch ziemlich schnell entpuppte sich der vermeintliche Meister als Lusche, der von der Zimmerei nicht viel Ahnung hatte. Den Titel hatte er wohl irgendwie ergaunert und seine Spezialität waren eher fröhliche Trinkgelage mit seiner alternativen Truppe als rühmliche Bauleistungen.

    Also konnte das nichts werden. Dann doch klassische Zimmerei, zumindest eine, die für Anthroposophen (Anthros) arbeitet und biologische Materialien verwendet. Eine Täuschung, wie sich herausstellte. Für andere Kunden wurde kräftig mit der Giftspritze hantiert.

    Mein rebellischer Geist trieb mich dazu, einen umfangreichen Artikel über die Gefahren von Holzschutz-Giften in mein Berichtsheft zu schreiben, den der Meister kommentarlos unterschrieb.

    Da ich anders war als die üblichen Bauernbüble dieses Betriebes aber trotzdem ernst genommen werden wollte, mussten meine Leistungen besser als die der Kollegen sein und ich eine Fremdsprache erlernen: Schwäbisch. Denn auf dem Land war eines klar: Um kein Außenseiter zu bleiben „muscht Du schwätze wie die Leit"! Meine Eltern waren allerdings Ost-Flüchtlinge, auf dem Gymnasium hochdeutsch eher förderlich und ich stolperte über meine Lernfaulheit und meinem inneren Drang zum Klassenkasper. Jetzt aber entwickelte ich plötzlich Ehrgeiz!

    Konrad und der erste Tag

    Am ersten Tag im Ausbildungsbetrieb der gewählten Zimmerei begleitete ich mit einem Jung-Gesellen, der einfach gestrickt war. Es war ein komplizierterer Innenausbau, bei dem wir Unterkonstruktionen für eine Holzdecke bauen sollten. Konrad schickte mich in den oberen Teil des Ausbaus, der nur ein Problem hatte: Alles war schräg, ein Walmdach, während er sich unten mit den einfachen, geraden Flächen beschäftigen wollte.

    Hm, da ich Vorstellungsschwierigkeiten hatte, wie ich das angehen sollte, fragte ich Konrad: „Sag mal, wie muss ich denn die Schrägen da oben konstruieren?"

    Die Antwort von Konrad: „Des woiß I doch it, überleg Dir ebbes!"

    Da wusste ich Bescheid!

    Ich hatte mir etwas überlegt und es ging. Aber da ich eine freche Klappe hatte, foppte ich fortan Konrad: „Brauchst Du Rat, frag nicht Konrad, da gibt´s kon Rat vu Konrad!"

    Konrad war es auch, der mich als Lehrling gleich in die Rolle des Kappo (Vorarbeiter) schubste. Der Alt-Geselle der Zimmerei war in der Meisterschule und der Hackordnung nach war jetzt Konrad an der Reihe, Kappo zu sein und beim Abbinden eines Daches den Aufriss zu machen. Der Dachstuhl war allerdings etwas komplizierter. Er hatte Kehlen und Walme, bei denen man schiften musste. Was sagt Konrad zum Meister, als der ihm die Aufgabe übergeben wollte?

    „Ah wa, des isch mir zu kompliziert! Lass des doch den Hartmut machen, der ma so komplizierts Zeig!" Da hatte ich meine erste richtige Könnensprobe und zum Glück passte alles.

    Trotzdem wollte mich der Meister in der Ausbildungszeit betrügen und mich nach zwei Jahren - wie ursprünglich bei entsprechenden Leistungen vereinbart - nicht zur Prüfung zulassen, denn ein Auszubildender ist günstiger als ein Geselle. Ich habe ihn vor versammelter Mannschaft zur Rede gestellt. So bloßgestellt gab er schließlich kleinlaut nach, und ich dankte es ihm mit dem besten Abschluss eines Gesellen in seiner Betriebsgeschichte der Zimmerei. Nur mochte er mich deswegen gar nicht mehr, und nahm nun jede Gelegenheit wahr, mich runterzuputzen.

    Ah und ja, noch eine Geschichte zu Konrad: Konrad war ein rechter Leichtfuß, ziemlich leichtsinnig, und gab einmal eine sehenswerte Vorführung an einen Lehrling über Sicherheit.

    Er legte mit dem Lehrling als Laufweg einen Dielenbelag über eine Balkenlage und erklärte ihm, was eine „Mausefalle" ist.

    Zum Verständnis sei hinzugefügt, dass er damit meinte, wenn das Ende der Dielen nicht auf einem Balken aufliegt, sondern mit einem großen Überstand, dass die Diele, wenn man über das Ende läuft, herunter schnappt und der verdammten Schwerkraft zur Folge den Läufer unsanft eine Etage nach unten befördert.

    Aber wie sah denn die Einweisung von Konrad aus?

    Er legte eine Diele in Mausefallen-Manier über die Balkenlage, lief auf das Ende der Diele zu, begann hüpfend zu wippen und rief dem Lehrling zu: Lueg her, des isch a Mausefalle!

    Nur hüpfte Konrad ein bissle zu fest und stürzte donnernd und spektakulär ab. Dumm nur, das er sich dabei einen Fuß brach. Doch die Show war eindrucksvoll und einprägsam!

    Raben-Horscht der Drecksack

    Es begegneten mir in meiner Laufbahn immer wieder „Feinde", so auch hier. Raben-Horscht hatte in derselben Zimmerei gearbeitet wie ich bei meiner Schnupperzeit beim Waldorfschulbau. Nur hatten wir einen komplett unterschiedlichen Eindruck aus der Zeit mitgenommen. Mir waren die Anthro-Burgen sympathisch und ich mochte die dazugehörigen Anhänger der Theorien von Rudolf Steiner. Toll fand ich die Mittagstische, bei denen die Betreiber biologische Mahlzeiten, meist fleischfrei, anboten.

    Anders die typischen Bauarbeiter, die oft lautstark meckerten und nach einem „Fetze Floisch" oder einem Schnitzel riefen!

    Raben-Horscht war da ein proletenhafter Vertreter des klassischen Typs, obgleich kein Schwabe und sprachlich mit mir mehr verwandt als der Rest der Zimmerei-Truppe. Aber die Anthros hasste er zutiefst, „Körnerfresser" schimpfte er sie.

    Als wir zu meinem Vergnügen ein Holzhaus für das entsprechende Klientel bauten, nahm er jede Gelegenheit wahr, um irgendwelche Bosheiten zu verrichten und stiftete auch den einen oder anderen Lehrling dazu an: Sie urinierten in die Sandschüttung der Holzbalkendecke, versteckten Heuler (leere Bierflaschen in der Konstruktion, damit der darüberstreichende Wind heulende Geräusche erzeugt), Essensreste und allerhand anderen Unrat. Ich hatte „Kriegszustand" und kämpfte gegen diese Unsitten an, weshalb mich Raben-Horscht ebenso zu hassen begann.

    Raben-Horscht war zudem Kleptomane. Er klaute alles, was für ihn irgendwie wert hatte. Er bestahl selbst Kollegen und keine Baustelle war vor seinen Diebeszügen sicher. Und das war auch sein Ende in dieser Zimmerei, als er ausgerechnet vor meinen Augen an einer Baustelle abräumte.

    Spaßvogel Ernscht und die Alkohol-Katastrophe

    Mit einem Kollegen hatte ich dagegen richtig Spaß. Ernscht war eigentlich Schäfer und hatte den Job irgendwann zum Zimmerei-Helfer gewechselt. Sein Humor gefiel mir. Er war feinfühlig, zurückhaltend, nie beleidigend, hatte einige Lebensweisheit und war eine Frohnatur.

    Er erzählte mir von einem trinkfesten Pfarrer, dessen Trinkspruch mir aus satirischen Gesichtspunkten äußerst gut gefiel: „Der Feind muss vernichtet werden!"

    Ja, ich hatte als Alkohol-Gegner einen schweren Stand in dieser Zimmerei. Die Richtfeste waren kräftige Besäufnisse. Und wenn ein Bauherr fragte, was er uns zu trinken anbieten könne, und ich mich vorsichtig meldete, dass ich Mineralwasser bevorzugen würde, wurde ich von den Kollegen niedergebrüllt: „Du wirscht doch a Bier saufe kenne!"

    Die Stimmung zwischen mir und dem Meister war auf einem Tiefpunkt. Wir hatten mit viel Gift das Haus des Meisters erweitert und am selben Abend noch war das Richtfest im Haus des Meisters, als mir Ernscht von dem Pfarrer erzählte.

    Ja, und danach waren Betriebsferien, also ein perfekter Zeitpunkt, um ausgelassen zu feiern.

    Es kam schlimm, ich als „Alkohol-Feind" vertrug ja schon mal gar nichts.

    Beim

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