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MidlifePunks
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eBook201 Seiten3 Stunden

MidlifePunks

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Über dieses E-Book

Uschi braucht dringend ein Hobby. Männerfrei und mit viel Spaß. Mal was ganz Neues ausprobieren. Sie kann weder singen noch ein Instrument spielen und gründet eine Frauen-Punkband. Ihr Freund Rio ist Profigitarrist und wartet auf den großen Durchbruch. Es entbrennt ein Wettstreit zwischen den beiden, wer es als erstes auf eine richtig große Bühne schafft.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum25. Mai 2020
ISBN9783752955378
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    Buchvorschau

    MidlifePunks - Uschi Ballboa

    MidlifePunks

    Intro

    Er gehört zu mir

    Freu dich bloß nicht zu früh

    Flieg nicht so hoch mein kleiner Freund

    Girls just want to have fun

    Wie schön, dass Du geboren bist

    Du kannst nicht immer siebzehn sein

    Beim ersten Mal tat’s noch weh

    Der wilde Wilde Westen

    Schöner fremder Mann

    Tell me why I don’t like mondays

    Ave Maria

    The winner takes it all

    Zugabe! Zugabe!

    Intro

    Wo soll das alles bloß enden? Dabei hat es noch nicht einmal begonnen.

    Und überhaupt ist es irre, wie viele Fragen ich mir stelle, seit der Musiker mich zu seiner Freundin gemacht hat. „Gemacht" ist hier die richtige Wortwahl. Ein Musiker kommt nicht einfach mal so zu einer Freundin. Das ist knallharte Arbeit – für die Freundin! In so einem Casting muss man sich schon bewähren und das bedeutet nicht, dass man ihm jedes Wochenende von Auftritt zu Auftritt hinterher reist, weil man es kaum erwarten kann ihn wiederzusehen. Man muss nicht weit vor Beginn der Veranstaltung da sein, sich die ganze Zeit vor dem Backstage-Bereich rumdrücken, um irgendwie an ihn ranzukommen. Erfahrungsgemäß ist es so, dass sich das Objekt der Begierde ohnehin als doch eher scheues Wesen hinter der Bühne verschanzt. Kurz vor einem Auftritt hat der Musiker ganz andere Dinge im Kopf als man selbst. Er wartet und wartet, aber leider eben nicht auf Dich. Kommt der Musiker dann endlich auf die Bühne, versuchst du ständig Blickkontakt herzustellen und zwinkerst ihm zu, sobald er auch nur grob in deine Richtung guckt. Er wird Dich in den meisten Fällen nicht einmal wahrnehmen und wenn es noch halbwegs gut läuft, höchstens denken, die hat ja aber auch jedes Wochenende was im Auge. Sowas frustriert auf Dauer und macht durstig. Und so endet es meist damit, dass man rotzebreit vor der Bühne steht und langsam anfängt, lautstark über die vermeintliche Konkurrenz herzuziehen. Ach ja, was waren das damals doch hormonell zerschossene und anstrengende Zeiten als Groupie.

    Dann kam ich irgendwann zu der wirklich reifen Frage: was soll ich denn eigentlich auch mit einem Musiker als Freund? Am Wochenende fast nie da, wenn doch, herrscht schlechte Stimmung, weil kein Gig ansteht. Unter der Woche muss er abends proben, während andere Paare gemeinsam die Zeit auf Couch vor Glotze verbringen. Ist man selbst normale Angestellte, schläft er noch, wenn man aufstehen muss und weckt einen dann dafür auf, wenn er nach Hause kommt. Man selbst spielt nur ein Instrument und zwar die zweite Geige: Erst kommt die Musik, dann das Instrument, dann Üben, dann Band, dann kommt lange nichts und wenn man Glück hat, also wahnsinnig sexy aussieht, landet man als Freundin noch irgendwo innerhalb der ersten fünf Plätze. Da braucht man gerade im Sommer zur Hochsaison ein dickes Fell. Zusammenfassend also sowieso wohl eher lästig als lustig das Ganze.

    Daher hatte ich schon vor sehr langer Zeit den potenziellen Musikerfreund endgültig an den Nagel gehängt und auch keinen Gedanken mehr daran verschwendet bis eines Tages meine Freundin Gertrud anrief: „Duhuuu, der Gero und ich, wir backen am Wochenende Waffeln. Willst du nicht auch kommen, weil es kommt noch ein Freund von Gero und dann wären wir zu viert! Und Uschi, du wirst es nicht glauben, aber der ist ja schon sooo lange Single. Ach, du grüne Neune, das riecht nicht nach Waffeln, das riecht mal wieder nach Verkupplung à la Gertrud. Das war schon immer genau ihr Ding. Und wieso „schon sooo lange Single? Mit Sicherheit nicht ohne Grund, denke ich mir, sage aber doch zu, weil sie einfach nicht lockerlässt und meine letzte Waffel außerdem schon Jahre zurückliegt.

    Am Sonntagnachmittag sitze ich dann bei Gertrud und Gero auf dem Sofa, wir trinken schon mal einen Kaffee. Auf die Waffeln muss ich warten, weil sich Geros Freund leicht verspätet. Na toll. Endlich klingelt es – Gero öffnet. Wenig später stehen beide im Wohnzimmer und Geros Freund setzt sich neben mich. Geht auch gar nicht anders, weil Gertrud die Plätze voll durchgeplant hat. „Sorry, dass ich mich verspätet habe – ich musste noch üben. Hallo, ich bin der Rio, sagt er und winkt mir zu. Der Rio, großartig, solche Leute liebe ich, die unbedingt immer noch einen Artikel vor den eigenen Namen stellen müssen. Wozu ist das gut? Bei den meisten erkennt man doch auf den ersten Blick ob Männ- oder Weiblein. Und was musste er am Sonntagnachmittag bitteschön noch üben? Die Uhr lesen, kann’s nicht gewesen sein. Egal, denke ich mir, strecke ihm meine Hand entgegen „Hallo, ich bin die Uschi. „Nee, sagt er und guckt mich abweisend an, „Ich schüttle keine Hände – das überträgt doch Keime! Ach so, ja natürlich! Ich ahne sofort: das wird ein bunter Nachmittag werden. Und mit dem soll ich verkuppelt werden? Wenn schon Händeschütteln unmöglich ist, wie soll es dann mit Küssen und Fummeln gehen? Macht er sowas überhaupt? Und wenn ja, müsste ich dazu vorher ein Bad in Desinfektionsmitteln nehmen, damit er Hand anlegen mag? „Ja, das habe ich auch schon mal gehört", sage ich und wir sitzen beide still nebeneinander und gucken erwartungsvoll in Richtung Gertrud und Gero. Er scheint genauso begeistert von der Situation zu sein wie ich – immerhin da sind wir uns wohl einig.

    „Ihr könnt ja schon mal die Teller aus dem Schrank holen und Gertrud und ich schmeißen derweil das Waffeleisen an, meint Gero. Ich stehe auf, um die Teller aus dem Schrank zu holen. Dabei frage ich mich, ob ich den Teller für Rio überhaupt anfassen darf. Bleiben Keime eigentlich auch an Porzellan kleben und wenn ja wie lange überleben sie? Ich weiß es nicht. Vielleicht hat er ja aber auch eigenes Geschirr und Besteck in seinem großen Rucksack. Sein Rucksack ist im Gegensatz zu ihm wirklich riesig. Was hat er da wohl alles drin? „Soll ich das machen? Huch, dafür dass er Angst vor Keimen hat, steht er doch ziemlich dicht hinter mir. „Prima Idee, sage ich und trete einen Schritt zur Seite. Er schnappt sich einen Stapel Teller, verteilt sie auf dem Tisch und setzt sich wieder hin. „Rutschst du durch?, frage ich, weil er nun den Durchgang blockiert. „Nee, ich sitze nicht gerne in Ecken. Da kommt man so schlecht wieder raus, weiß er zu berichten. „Natürlich, sage ich leise zu mir, „Wenn man sich so anstellt wie du, hat man auch damit ein Problem." Was ist das denn bitte für ein Typ, den Gertrud mir hier ganz heiß anpreisen will? Der passt so überhaupt gar nicht zu mir – auch schon rein äußerlich. Gertrud weiß ganz genau, dass ich auf große Kerle stehe mit blauen Augen und dunklem Haar – das war schon immer mein Beuteschema. Rio ist nicht groß und hat braune Augen. Haare hat er gar nicht. Und er kann nichts davon mit einer netten oder lustigen Art kompensieren.

    Mir reicht’s. Ich gehe in die Küche und sage Gero einfach, dass Rio die Desinfektionstücher ausgegangen sind und fragen lässt, ob er noch welche hat. Gero geht rüber, ich schnapp mir Gertrud und zieh sie zur Seite: „Sag mal, spinnst du eigentlich mir so einen andrehen zu wollen? Der ist winzig, hat keine Haare und besonders witzig ist er auch nicht! „Aber, sagt sie, „er ist doch Musiker! Du wolltest doch immer einen haben. Da guckt Gero auch schon wieder zur Küche rein. „Da hast du wohl was falsch verstanden, Uschi. Der Rio hat doch noch genügend Desi-Tücher. Desi-Tücher? Nehme mal an, diese lustige Abkürzung kommt nicht von Gero. Und sowieso: Musiker? Was denn für einer? Im Leben ist das kein Musiker. Musiker sind laut, gesellig, haben einen derben Humor und sind immer irgendwie cool. Aber cool fühlt sich der Rio wahrscheinlich nur, wenn er eine Erkältung bekommt, weil er irgendwem aus Versehen doch mal abenteuerlustig die Hand geschüttelt hat. Gott sei Dank sind die Waffeln fertig und ich schiebe mir eine nach der anderen rein, denn wer den Mund voll hat, muss nichts sagen. Nach sechs Stück ist Feierabend, weil mein Magen rebelliert und ich mach mich auf die Socken.

    Monate später, zu meinem Geburtstag, hatte ich auch Gertrud und Gero eingeladen. Ich war nicht mehr sauer auf Gertrud, obwohl ich als unheimlich nachtragend gelte. Mein Geburtstag stimmt mich doch immer wieder milde. Es klingelt, ich gehe die Treppe runter, öffne gutgelaunt die Tür und da stehen Gertrud und Gero mit einem schick verpackten großen Geschenk. „Wir haben noch jemanden mitgebracht, höre ich Gertrud sagen. „Toll, rufe ich, will witzig sein und deute auf das Geschenk, „Und so schön verpackt habt ihr ihn auch noch!" Die beiden treten zur Seite und ich sehe – Rio! Gibt’s doch nicht, hat der immer noch keine antibakterielle Frau gefunden? Rio macht für seine Verhältnisse einen fast beherzten Schritt nach vorne und hält mir eine Packung Fairtrade-Kaffee vor die Nase. Dazu zaubert er hinter seinem Rücken einen Zaunpfahl aus dem Baumarkt hervor, schwingt ihn kurz hin und her, bevor er ihn mir zusammen mit dem Kaffee überreicht. Ich stehe da und bin sprachlos – das kommt doch eher selten vor.

    Um’s kurz zu machen: Ich habe den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden und mich beim Abschied doch tatsächlich auf einen fairen Kaffee mit Rio verabredet. Die Dinge nahmen ihren Lauf und so bin ich schließlich doch noch zu meinem Musiker gekommen.

    Er gehört zu mir

    Hörst du das denn nicht?. Ich schrecke auf und guck ihn an. In solchen Momenten, die ich an seiner Tonlage festmache, bemühe ich mich grundsätzlich um einen verständnisvollen Gesichtsausdruck. Wir sind mittlerweile seit über fünf Jahren zusammen und dieser Kerl erstaunt mich immer wieder.

    Ungeahnte Talente schlummern in ihm: Er kann hören, was kein anderer hört. „Ja klar, ein bisschen schon, flunkere ich. „Jetzt kannst du aber gar nichts hören, klärt er mich auf „jetzt es ist gerade weg. „Auch gut, denke ich und dreh mich wieder um, damit ich noch eine kleine Mütze Schlaf bekomme. Ich habe mich im Laufe der Jahre daran gewöhnt mitten in der Nacht geweckt zu werden. Ich kann sogar mittlerweile anhand seiner verschiedenen Weck-Techniken noch im Halbschlaf er-kennen, ob es sich wirklich für mich lohnt, ganz aufzuwachen, weil es einen triftigen Grund gibt. Meistens aber verbleibe ich verständnisvoll nickend im Dämmerzustand und die Geräusche erledigen sich zeitnah von selbst. Ein Musiker mit gutem Gehör ist aber auch von Natur aus gestraft. Die Welt da draußen ist wirklich sehr laut geworden. Die Welt hier drinnen ist nur dann laut, wenn er seine Verstärker fast voll aufreißt. Das muss man, so habe ich gelernt, weil sich sonst der Ton nicht voll entfalten kann. Dann stört ihn die Lautstärke komischerweise wenig bis gar nicht. Der Unwissende denkt vielleicht, laut stört einen Rockmusiker sowieso nicht, aber weit gefehlt. Ja, er ist ROCKmusiker. Konnte ich auch erst nicht glauben, aber so ist es. Und das schon seit vielen Jahren, der jüngste ist er schließlich auch nicht mehr. Stille Wasser sind tief und am Rande schlammig, hat mein Opa immer gesagt. Das scheint gerade auch auf Gitarristen wie meinen bestens zu passen. Diverse Rockcoverbands hat er durch. Schlagerpartyband hat er auch versucht, aber dafür war er wohl in seinem Wesen noch etwas zu unflexibel. Er sollte für die Show einen Gummianzug tragen mit einem Hut, der aussah als wäre es die Spitze eines Präservativs und in einem Käfig stehen. Ich fand’s ganz lustig, er weniger. Wen wundert’s, mich jedenfalls nicht. Da der große Durchbruch noch auf sich warten lässt, verdient er sein tägliches Brot als Gitarrenlehrer, freiberuflich, also auf Honorarbasis.

    Wäre so gar nichts für mich. Da bin ich lieber im Großraumbüro beschäftigt und zwar als Festangestellte. Wenn ich mal krank bin, gehe ich zum Arzt und lass mich krankschreiben, bis ich wieder fit bin. Wenn er sich krank fühlt, geht die Welt schon unter. Wenn er richtig krank ist, also mit Fieber, dann ist das der Vorhof zur Hölle. „Ich muss dahin, sonst kriege ich kein Geld", und damit hat er recht. Also schleppt er sich, wenn es irgendwie machbar ist in die Musikschule. Jeder Arzt sagt, dass man zuhause im Bett bleiben soll, wenn man Fieber hat. Will er aber nicht wirklich einsehen, weil erstens ich kein Arzt bin und zweitens mir das Geld ja auch nicht fehlen würde. Stimmt beides, nervt mich aber trotzdem. Geld ist Geld und Gesundheit ist Gesundheit. Da habe ich lieber mehr Gesundheit und weniger Geld als andersherum. Aber das sind ja nur die zu leicht gewählten Worte einer Angestellten mit monatlich festem Einkommen. Sogar wenn ich Urlaub habe, bekomme ich Geld. Das findet er zum Beispiel ‚total ungerecht’. Ich hingegen finde es ungerecht, dass er sich nicht wenigstens für mich freut, dass ich durchgängig Geld bekomme. Vom zusätzlichen Weihnachts- und Urlaubsgeld habe ich ihm nie was erzählt.

    Manchmal bekomme ich abends Schulgeschichten aus allererster Hand zu hören: Von Schülern oder ihren Eltern, was wieder passiert oder nicht passiert ist, dass sie mal wieder nicht geübt haben, dass Eltern im Unterricht dabei waren und er nun versteht, warum der Schüler so ist wie er ist, usw. usw. Neben der Meckerei sind an sich zum Teil Geschichten dabei, die mich ernsthaft nachdenklich stimmen, was die Zukunft von uns allen angeht.

    Kommt ein Schüler mit seiner Mutti rein. Sie kriegt kaum die Tür auf, ist über und über mit Plastiktüten behängt, offenbar mit Einkäufen für die ganze Woche. Die eine Hand die noch einkaufsfrei ist, trägt seine Gitarre. Tür aufmachen ging gerade noch, zumachen ist dann schon nicht mehr so einfach. Also bleibt sie offen, die Mutti scheint da flexibel zu sein. Ihr Sohn steht übrigens die ganze Zeit mit offenem Mund und zwei freien Händen daneben. Sie schnauft, legt alles ab und zieht ihrem Sohn die Jacke aus, während ihre andere Hand bereits an der Gitarrentasche nestelt, um das gute Stück ans Licht zu bringen. „So, mein Schatz, sagt sie als sie fertig ist, „dann hole ich dich später wieder ab, schultert die Einkäufe und geht Richtung Tür. „Du hast vergessen die Fußbank aufzustellen", ruft ihr der Kleine hinterher ohne aufzusehen.

    Find ich wirklich richtig geil, wenn Eltern ihre Kinder zur Selbstständigkeit erziehen. So wird man als Kind doch richtig auf das Leben vorbereitet. Da steht der Chef bestimmt auch jeden Morgen an der Tür, begleitet einen die Treppe hoch, nimmt noch schnell die Jacke ab, bevor er einem den PC hochfährt und schon mal den Becher mit Kaffee und einem Schuss Milch füllt, ganz genauso, wie man es gerne hat. Ich habe zwar keine Kinder, wage aber dennoch zu behaupten, dass man im Alter von acht Jahren durchaus in der Lage ist, die Sachen für den Unterricht selbst zu packen, selbst zu tragen und ja sogar sich selbst die Jacke an- und wieder auszuziehen. Na dann läuft ja alles. Zwar rückwärts und bergab, aber es läuft.

    Apropos ‚laufen’: Ein Musiker muss fit sein, wenn er sich spielend dauerhaft die Nächte um die Ohren schlagen will. Meiner macht Sport und geht dazu in die Muckibude. Er stemmt Gewichte, macht Spinning und was weiß ich noch alles. Er braucht das, um möglichst ausgeglichen zu sein. Alles was er da rauspowert, haut er anderen nicht mehr um die Ohren. Es ist besser so und zwar für alle. Ich hatte noch nie das Gefühl, dass Sport auch ein Lebensinhalt sein kann. Ich mache es, weil auch ich weiß, im Alter wird es mit dem Gerippe und den Muskeln nicht besser, aber ich mache es weil ich denke, muss ja und auch nur unregelmäßig. Dabei ziehe grundsätzlich eine Fresse. Ich kann wirklich nichts dafür. Da scheint es einen Automatismus zu geben, den ich nicht steuern kann.

    Unnötig zu erwähnen, dass dann gemeinsamer Sport nicht unbedingt zu einer harmonischen Beziehung beiträgt. Wir haben es tatsächlich mal versucht zusammen ganz locker loszujoggen. Nur so zum Spaß ohne große Ansprüche an das Tempo oder die Streckenlänge. Schon nach 500 Metern hatte ich keinen Bock mehr. Ich voll konzentriert auf gleichmäßige Schritte bei ebensolcher Atmung damit ich keine Seitenstiche bekomme. Er die ganze Zeit am Plappern, was er musikalisch in seinem Leben noch vor hat, tänzelt dabei auch noch frohlockend um mich rum. Ich könnte kotzen, will aber nicht anhalten, wohl aus Angst ich komme dann gar nicht mehr in Schwung. „Was ziehst du denn für ein Gesicht?", fragt er. Sei mal froh, dass ich dir keine ziehe, denke ich, rolle mit den Augen und schnaufe weiter.

    „Also, so macht Sport auch keinen Spaß! Lach doch mal! Ich versuche es. Ganz ehrlich. Aber das reicht ihm wohl nicht: „Lachen, keine Fratze ziehen, will er mich aufmuntern und läuft und läuft. Das war’s. Ich drehe einfach um, sonst knallt das

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