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Das Problem mit Afrika: Erzählungen
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eBook137 Seiten1 Stunde

Das Problem mit Afrika: Erzählungen

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Über dieses E-Book

Monika will ein Kind, Aurora den gesellschaftlichen Aufstieg und Jenny einfach nur einen guten Mann. Die alltäglichen Schicksale vermeintlich einfacher Menschen zeichnen die großen Fragen unserer Zeit nach.
Mit viel Witz und Einfühlungsvermögen schildern Annette Riemer und Bernhard Spring heitere und tragische Geschichten, die mal real, mal geradezu magisch daherkommen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum21. Dez. 2019
ISBN9783750216822
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    Buchvorschau

    Das Problem mit Afrika - Annette Riemer

    Hanna muss weg

    „Heute ist Freitag …"

    Es war die Art, wie Martin das so scheinbar gleichgültig vor sich hinsagte, die Jule aufschrecken ließ. „Das machst du", sagte sie prompt.

    Wieder versank sie über der Zeitung, aber fand nicht mehr richtig in den Artikel rein, den sie gerade noch gelesen hatte. Unruhig rührte sie in ihrem Kaffee. „Ich meine es ernst, Martin, heute kannst du das machen, sagte sie, ohne ihn anzusehen. „Das ist immerhin deine Mutter.

    „Ja, aber als sie hierher kommen wollte …"

    Fing er wieder damit an! Immer dieselbe Leier. Natürlich war auch sie dafür gewesen, das Hanna bei ihnen einzog. Wie hätte sie denn auch der alten, kranken Frau ihr Haus verweigern können! „Nur für ein paar Wochen, hatte seine Mutter ihr damals versichert, „nur, bis ich wieder auf den Beinen bin. Die Grippe ging, aber Hanna blieb. Jule wusste nur zu genau, warum: Die Alte hatte Gefallen daran gefunden, sich um nichts mehr sorgen zu müssen. Sie genoss es, sich vor den vollen Teller setzen, in das gemachte Bett legen zu können. Aber das war es ja nicht einmal, was Jule so sehr auf die Nerven fiel.

    „Ich weiß, fauchte sie nun Martin an. „Aber ich dachte damals, wir nehmen deine Mutter zu uns und nicht so ein …

    „Ja, sie kann manchmal etwas schwierig sein", warf Martin besänftigend ein.

    „… Schwein", brach es dennoch aus Jule hervor.

    Martin starrte sie überrascht an. Seit einem Jahr nun schon haderte er mit seiner Mutter – und Jule hatte längst erkannt, dass er Hanna mit ihrer neuen, an allem desinteressierten Art nicht wiedererkannte. Das war doch nicht mehr seine Mutter! Er mühte sich ab, sie zu den kleinsten Spaziergängen zu überreden, er drängte ihr die Tischgespräche geradezu auf – und war am Ende immer wieder enttäuscht, wenn sie ohne ein weiteres Wort hoch in ihre Zimmer schlurfte.

    Aber trotzdem hatte er sich heimlich sein ideales und naives Bild von der Mutter bewahrt, hatte sie oft gegen Jules Vorwürfe verteidigt und Nachsicht gefordert, und dass sie jetzt dabei war, ihm dieses letzte bisschen Glauben an Hanna zu nehmen, erstaunte sogar Jule ein wenig.

    „Sie ist ein Schwein, wirklich, beharrte sie ruhig. „Sie verdreckt immer mehr und hat überhaupt keinen Antrieb, was dagegen zu machen.

    „Sie ist halt alt, meinte Martin zögernd. „Das Schmatzen hört sie ja selber nicht. Und dass sie das Geschirr laufend anstößt, das kommt von der Feinmotorik …

    „Ach, hör doch auf!, unterbrach ihn Jule. „Als ob es mir um das Schlürfen und Rülpsen ginge! Darüber könnte ich ja noch weghören. Aber deine Mutter – wäscht sich nicht. Und ihre Unterwäsche trägt sie wochenweise auf. Da kann ich sagen, was ich will: Sie hört nicht, stellt nur auf stur. Und das weißt du auch.

    Wenn Martin so ein verblüfftes Gesicht machte wie in diesem Moment, hasste Jule ihn geradezu. Sie kam sich dann jedes Mal für dumm verkauft vor.

    „Oder warum kommst du mir so mit Freitag? Du weißt doch ganz genau, dass das der einzige Abend ist, an dem wir deine Mutter gerade so in die Wanne kriegen. Und wer darf sich dann über das Häufchen Dreck beugen?"

    „Aber du musst doch einsehen, dass es für sie angenehmer ist, wenn du als Frau …"

    „Du kannst das auch mal machen!", rief sie nur und schlug die Zeitung zusammen. Ärgerlich verließ sie die Küche – wieder hatte Hanna ihnen einen schöner gedachten Nachmittag versaut.

    Erst im Waschhaus bekam sich Jule wieder unter Kontrolle. Hier unten war sie ganz für sich, hierhin verfolgte sie Hanna nicht und auch Martin kam nicht mit irgendwelchen Wünschen für seine Mutter an. Wie er sich doch verändert hatte, wie er doch wieder unter Hannas Fittiche gerutscht war und nie ein ernstes Gespräch mit ihr suchte. Alles ließ er ihr durchgehen, alles musste Jule allein

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