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Das Weg ist das Ziel: Kein Reiseführer für Auswanderer
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Das Weg ist das Ziel: Kein Reiseführer für Auswanderer
eBook155 Seiten1 Stunde

Das Weg ist das Ziel: Kein Reiseführer für Auswanderer

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Über dieses E-Book

Frank entdeckt eine kleine Bücherei in der Einkaufsstraße seiner Kleinstadt. Ihr Besitzer führt ihn in das Hinterzimmer seines Ladens und stellt ihm eine Frau vor, die dort in einem Krankenbett liegt.
Warum sie dort liegt, wieso sie nicht spricht, was sie dort hin geführt hat und warum Frank bald, unfähig sich zu bewegen, neben ihr liegt.
Was macht man, wenn man gefangen in Gemütlichkeit, nur des Sprechens fähig, neben einer stummen, wundervollen Person liegt und versucht der Situation gemeinsam zu entkommen?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum26. Apr. 2016
ISBN9783738068085
Das Weg ist das Ziel: Kein Reiseführer für Auswanderer

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    Buchvorschau

    Das Weg ist das Ziel - Max Kohlhaas

    0

    Das Weg ist das Ziel

    Kein Reiseführer für Auswanderer

    Max Kohlhaas

    Die letzte Ruhe.

    Ich stelle mir bei dem Ausdruck völlige Zufriedenheit, Vollständigkeit

    Abwesenheit von Chaos, Pflicht und Entscheidung vor

    Eine schöne Vorstellung, die mir aus der Menge an Stimmen zuzwinkert

    Kein Gefühl, keine Erfahrung, kein Ort so fehlerlos

    Und komplett das was es im Eigentlichen verspricht zu sein

    Einsam, aber gut

    Stille, aber ertragbar

    Mehr als das; das tragende Element

    Kein Ton

    Kein Licht

    Weder warm noch kalt.

    Eine der Erde eingewandte Stadt ohne Menschen, ohne gesichterlose Erahnungen

    Keine kurzen Einblicke mehr in Leben durch die als einzige hell erleuchtete

    Fensterfront eines Wohnkomplexes

    Ohne rettende Inseln zwischen denen ich mich nach Luft schnappend im Wasser

    abstrample; Kein Wasser

    Keine Farben

    Keine Bilder

    Keine Maler

    Niemand an den gedacht, mit dem geredet, dem geschrieben werden muss

    Keine Gedanken

    Keine Gespräche

    Keine Höflichkeit

    Verantwortungslos

    Ich werde nicht gebraucht und niemand braucht etwas von mir,

    Weil ich nichts zu geben habe

    Keine leeren Versprechungen

    Keine vollen Gläser

    Kein Durst oder Hunger

    Kein Verlangen das Befriedigung sucht

    Kein Gegenteil

    Keine Geschichte

    Keine Zukunft

    Und ich bin nur einen Schnitt, Sprung, Stich, Schuss davon entfernt,

    in diesem Sein nicht sein zu können

    Ort

    (Wenn der überhaupt wichtig ist)

    Eine Stadt in der man nicht schauen müsste, bevor man über die Straße geht, es aber trotzdem tut, falls man den im Auto kennt und sich dankend zunicken möchte.

    Überhaupt werden hier viele Dinge nur so gemacht, weil man vermutet, dass das in großen Städten auch so gemacht wird. Wer eine Stadt zum gefragten Touristenziel heranziehen will, braucht teure Parkplätze, alte Geschichten und neue Einkaufszentren. Hier gibt es nur die alten Geschichten, die Parkplätze sind alle kostenlos und wenn begrenzt, dann auf Zeit. Ein Ort zum Durchfahren.

    Die Einkaufszentren liegen im oder auf dem Weg zum nächsten Ort, damit Menschen von außerhalb die Ruhe nicht stören oder auf die Idee kommen Parkplätze zu belegen.

    Es gibt vier Ampeln. Alle davon überflüssig.

    Ich bin gerne hier und bewege mich noch langsamer als die alten Leute auf dem Weg zum Kuchen. Vielleicht das Henkersmahl. Kirschkerne sind nicht ungefährlich.

    Ich kenne keinen, aber alle auf der Straße.

    Der Ort existiert Stein für Stein in meinem Kopf.

    00

    Wenn man mal verstanden hat

    Wie die Stadt

    Funktioniert

    Wie Häuser Menschen atmen

    Dass die Gässchen wie Wildwechsel

    Kurz nach bis kurz vor der Dämmerung

    Raubtier und Jäger

    Wolf und Ohne dich ist alles doof

    Die Stellen die unbelaufen sind

    Wie naturbelassener Waldboden

    Diejenigen die nicht in die Funktion passen

    Wie ein alter Bunker oder ein Hochsitz

    Wir sind der Schuss

    Und der Überschuss

    Ich bin das Todesurteil

    Die Chance auf neues Leben

    Der zündelnde Junge in der Scheune

    Wind der das Feuer entfacht

    Der Vogel der flüchtet und

    Sich ein neues Paradies sucht

    Bis zu dem Tag

    An dem es jemand entdeckt

    Komm' her

    Quer über die gepflasterte Straße entdecke ich einen kleinen, gemütlichen Laden mit Schaufenster. Als ich näher komme erkenne ich den anscheinenden Besitzer des Geschäftes. Alt, etwas breiter gebaut, Wollpullover und eine graue Hose, sein Gesicht scheint zufrieden, soweit ich es durch die leichten Spiegelungen des Glases erkennen kann. Ich habe dieses Geschäft noch nie hier gesehen, seit meinem sechzehnten Lebensjahr ging ich wöchentlich mindestens zweimal durch diese Einkaufsgasse, vielmehr um mir die Leute als die Angebote anzuschauen oder mein Geld für überteuerte Getränke hinaus zu werfen.

    Als ich näher komme, muss ich plötzlich wider Willen an einen alten Schulkameraden denken, den ich seit unseres Abschlusses, zu meinem Glück, nicht mehr gesehen hatte. Ich dachte seine Stimme aus dem Sprachorgan eines vermeintlichen Kunden der Bücherei wahrgenommen zu haben. Vielleicht jobbte er hier, um sich etwas Geld zurücklegen zu können, wie so viele es auch schon mir empfahlen.

    Ich hatte bisher immer mehr oder weniger dankend abgelehnt und durchscheinen lassen, dass ich es nicht für nötig halte. Aber nicht weil ich genug habe, ganz im Gegenteil, eher, weil ich dachte, dass sich mein Weg auch ohne viel Geld wird richten lassen müssen. Natürlich ganz ohne Schicksalsgedanken.

    Nebenbei fiel mir auf, dass die Bücherei für ebendiese viel zu klein ist. Sie besteht nur aus einem Raum, den man schon von außen völlig einsehen kann und noch nicht einmal dieser ist vollends mit Büchern bestückt. Die Glasseite ist frei, da man sonst weder raus noch rein schauen könnte und die Wand gegenüber des Fensters steht auch leer. Der Raum selbst ist geschätzte vier mal vier Meter groß. Links vom Fenster ist die Eingangstreppe, auf der auch mittlerweile meine Füße stehen und nach oben steigen. Als ich das Zimmer betrete, habe ich das Gefühl, ich werde wahrgenommen und bemerkt, aber aus irgendeinem Grund lässt man mich in Ruhe die Gegend erkunden. Ich habe nicht eines der Bücher mehr in Erinnerung. Die Atmosphäre lädt nicht zum Bücherlesen ein. Kein Sofa, kein alter, faltiger Sessel, noch nicht mal ein Stuhl, nur knarrender, löchriger Holzboden. Ich verkrieche mich in die linke hintere Ecke und tue als denke ich nach, mit gesenktem Kopf. Ich lausche dem Gespräch der beiden. Ich kann nicht hören, über was sie sich genau unterhalten. Es ergibt keinen Sinn, irgendwas mit „Stille und „schon wieder einer und „neue Leute". Plötzlich höre ich einen der beiden meinen Namen sagen, nicht nur den Familiennamen, der in dieser Stadt alles andere als uneigentlich ist, sondern meinen vollständigen Namen. Aber woher sollten sie mich kennen, ich bildete mir immer ein, dass man mich nur an meinem Gesicht erkenne und mit ihm gab ich mir alle Mühe es unter meinem Hut zu verstecken. Haben sie mich doch erkannt? Nein das kann nicht sein. Sie sprechen nicht zu mir, ich hatte sie nur über mich reden hören. Vielleicht ja auch eine Verwechslung, ein ähnlicher Vor- und Nachname, der sich geflüstert so anhört, als meine man mich. Und überhaupt, wieso flüsterten sie eigentlich?

    Durch diese Gedankengänge und kleine Panik in mir, muss ich mich ein wenig auffällig verhalten haben, denn als sie bemerken, dass ich nur so tue, als wäre ich beschäftigt, ergreift mein alter Schulkamerad ein Buch und sie heben die Lautstärke ihrer Unterhaltung, um darüber zu reden, dass sie es bald wieder nachbestellen müssen, weil es sich doch so gut verkaufe. Mit diesen und anderen rudimentären Worten löst sich ihre Unterhaltung auf und sie drehen sich zu mir um, zwar wieder ohne etwas zu sagen, aber trotz alledem kommt in mir das Gefühl hoch, sie hätten mich gefragt, ob sie mir helfen können. Ich blicke auf und sehe zuerst in das Gesicht meines Schulkameraden. Er ist es nicht. War es nie gewesen. Die ganze Zeit über hatte ich mich getäuscht. Er scheint noch älter als der Ladenbesitzer selbst, doch irgendetwas zeichnet ihn aus, dass er es nicht ist, der die Verantwortung trägt für das Geschäft.

    Ich muss stark verwundert gewesen sein, dass sich meine Sinne so täuschten, oder vielleicht auch erleichtert, dass ich für kurz in meinen Gedanken versank und äußerliche Reize abprallen ließ. Der Besitzer wiederholt meinen Namen und fängt an zu lächeln. „Wir haben gerade von dir gesprochen!"

    Er kommt auf mich zu, schlägt mir auf die Schulter und ergreift meine Hand, wie alte Freunde es tun. Ich kenne ihn aber nicht. Oder vielleicht erkannte ich ihn nicht, dachte ich mir. Wir unterhielten uns nicht lange über das Wetter, die Familie oder sonstigen oberflächlichen Kram, sondern sie brauchten meinen Rat. Sie verlangten danach.

    Komm' zur Ruh'

    Ich werde umgedreht und entdecke, dass die Ecke in der ich stehe gar keine ist, wie konnte ich so etwas nur übersehen? Es ist ein Flur, der entlang der Wand des Geschäftes führt, beziehungsweise wohl eher die hintere Wand des Geschäftes bildet. Wenn man von außen hineinschaute, konnte man es nicht erkennen, aber hier sehe ich zwei Türen und noch eine Abbiege die nicht einzusehen ist. Wir gehen wie selbstverständlich, aber doch bedrückt und ängstlich vor dem was kommt, zu der linken Seite der eigentlichen Bücherei weg, auf eine Tür zu.

    Wie ein Arzt auf dem Weg zum Zimmer des Patienten mit der unbekannten Krankheit, die sich zwar in bekannten Symptomen äußert, aber nicht auf die üblichen Medikamente reagiert, komme ich mir vor.

    Der jüngere der alten Männer öffnet die Tür und ich bin immer noch in der Arztrolle eingefroren. Da stehen tatsächlich zwei Betten wie sie im Krankenhaus üblich sind.

    Der Raum ist dunkel, alles Licht was hinein fällt, stammt aus dem Geschäft und wird indirekt über die Wandreflexion nur noch geschwächt ins Zimmer getragen.

    Das Zimmer selbst besitzt weder eine Lampe noch ein Fenster.

    Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, ergeben sich Muster in einem der Betten, das andere steht leer. Ein dickwangiger, lebloser Bub von vielleicht 22 Jahren liegt auf dem Rücken, den Blick durch die geschlossenen Augen zur Decke gerichtet. Ich denke schon wieder an einen alten Schulkameraden, diesmal ist mir der Gedanke freundlicher erschienen, da ich mit dieser Erinnerung zumindest eine Zeit lang befreundet gewesen bin und sie mochte bis zu einem ungewissen Zeitpunkt.

    Doch bevor ich weiter forschen kann, löst sich meine Erinnerung wieder auf. Der Junge steht aus seinem Bett auf und ist ein Mädchen, ein Mädchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Eine kurze Frisur, viel zu ordentlich dafür, dass sie gerade erst aufgestanden ist. Sie trägt ein weißes Nachthemd. Es fällt an ihr herunter, als wäre es frisch gebügelt. Ich vermochte sogar einen Hauch

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