Der unbekannte Passagier
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Über dieses E-Book
Manfred K. Richter
Geboren in Frankfurt am Main. Autor und Aktiv-Rentner, lebt seit 2017 in Potsdam, davor viele Jahre in Berlin und vorher 5o Jahre in Zürich. Arbeitete viele Jahre als Kürschner und Pelzdesigner, mit vielen Auszeichnungen für modische Gestaltung. In jungen Jahren Ausbildung und Tätigkeit als Schauspieler und Regisseur. Leitete viele Jahre neben seiner Pelztätigkeit in Zürich eine "Freie Theatergruppe" . Während längerer Zeit hielt er in kleinem, geschlossenen Kreis Vorträge über verschiedene Themen. Daneben eine bescheidene publizistische Tätigkeit. Erst mit knapp achtzig Jahren erschien sein erstes kleines Buch mit Kurzgeschichten, welchem inzwischen zwei weitere folgten. Das neueste Buch ist ein Krinmi unter dem titel "Der unbekannte Passagier".
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Buchvorschau
Der unbekannte Passagier - Manfred K. Richter
Der unbekannte Passagier
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Inhalt
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Das Wetter war wunderschön. Herrlich blauer Himmel, nur ab und zu ein paar helle Wolken, welche sanft, aber stetig dahinzogen und dabei immer wieder ihre Form veränderten. Mal sah es aus wie eine Katze, dann wieder wie ein Rind oder ein Auto. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.
Ulrike lag im Liegestuhl am Pool auf dem Oberdeck, träumte vor sich hin, sah zu den Wolken und versuchte, sich ein Bild zu machen von dem, was sie sah.
Das Kreuzfahrtschiff ANTARES pflügte ruhig und zügig durch das nur leicht bewegte Wasser. Es war eine schöne und gemächliche Fahrt und Ulrike genoss die Stille um sie. Sie befand sich auf der Hochzeitreise mit ihrem geliebten Peter, den sie jetzt hier ganz für sich hatte, fern von allem Trubel der letzten Tage. Es war eine sehr schöne Hochzeit im Kreis ihrer Familie. Sogar ihre achtundsiebzigjährige Oma war extra angereist und war neben ihr der Star der Gesellschaft. Ulrike genoss diese Feier.
Peter kam von der Bar, in der Hand ein Eis.
„Ich habe Dir etwas mitgebracht. Ich dachte, Du könntest ein Eis vertragen"
„Oh, das ist eine gute Idee. Daran habe ich gerade gedacht. Schau mal die Wolke dort, sieht sie nicht aus wie ein Eisbecher mit drei Kugeln Eis? Die eine fällt sicher bald runter."
„Na, dann komme ich ja richtig. Hier nimm, sonst fällt die Kugel wirklich runter."
„Du bist ein Schatz."
Ulrike gab ihm einen Kuss, nahm das Eis und ließ es sich schmecken, während Peter auf dem anderen Liegestuhl Platz nahm.
Ulrike reckte und dehnte sich. Sie war eine schöne Frau. Sie war, wenn man es genau nahm, eine klassische Schönheit. Über der geraden Nase wölbten sich leicht geschwungene dunkle Augenbrauen. Die dunklen Augen sprühten vor Leben und die roten Lippen hatten die Strenge der Klassik, jedoch ohne eine Spur von Sinnlichkeit zu verleugnen. Das dunkle, halblange Haar passte gut zu der leicht gebräunten Haut.
„Ach, ist es nicht herrlich, so schön faul und ohne Sorgen? Das Leben kann doch so schön sein."
„Ja, Du hast recht, ich genieße es auch."
Peter war der typische Sportler, mit kräftigen Armen und Beinen, durchtrainierten Schultern und einem richtigen Bretterbauch. Tatsächlich war er auch in seinem heimischen Sportverein sehr aktiv Er hatte an vielen Wettbewerben teilgenommen und als Zehnkämpfer auch schon mal einen Preis gewonnen. Das kurzgeschnittene blonde Haar passte hervorragend zu seinem markanten, glattrasierten Gesicht. Kein Wunder, dass sich immer wieder Frauen nach ihm umsahen, allerdings sehr zum Missfallen von Ulrike. Sie hatte jedoch keinen Grund, eifersüchtig zu sein, denn er war ihr blind ergeben.
Auch sie erregte immer wieder Aufsehen und war ein steter Blickfang für die Männer, was auch Peter nicht so gerne sah; wenn er auch stolz war, eine solch attraktive Frau gewonnen zu haben.
Sie saßen auf dem Sonnendeck, einander gegenüber. Ulrike las in einem Reiseführer. Peter sah hinaus aufs Meer, in tiefe Gedanken versunken. Sein Blick wanderte zu Ulrike, betrachtete ihr klassisches Profil, die leicht geschwungenen Augenbrauen über den strahlenden Augen, die gerade, fast römische Nase, die allerdings am Ende ganz leicht nach oben gebogen war und damit doch nicht römisch zu nennen war. Die Lippen, welche sowohl einen energischen, als auch sinnlichen Eindruck vermittelten, waren von einem natürlichen Rot, das nicht durch künstliche Röte verstärkt werden musste. Dieses Rot verzichtete auf jede Nachhilfe. Das war Ulrike, seine Ulrike. Ulrike sah auf und sah ihn an.
„Wieso schaust Du mich an? Was stört Dich an mir?
„Aber meine Liebe, es stört mich überhaupt nichts an Dir, im Gegenteil, ich bin glücklich, Dich als meine Frau zu haben. Warum sollte ich Dich dann nicht anschauen? Es gibt hier sowieso nichts Schöneres, das Wert wäre, angesehen zu wäre."
„Du bist ein Schmeichler. Ich liebe Dich und ich möchte immer so von Dir angesehen werden."
„Es ist natürlich falsch, wenn ich sage, dass ich Dich besitze. Du bist ein Geschenk."
Ulrike lachte laut auf.
„Du bist ein Schmeichler, aber Du hast recht, ich fühle mich zwar als Deine Frau, in gewissem Sinne als Dir gehörig. Aber trotzdem bin ich nicht wirklich Dein Eigentum. Mit einem Eigentum kann man machen, was man will, man kann es schlagen, wegwerfen, in die Ecke stellen. Aber versuche das einmal mit mir, dann kannst Du Dein blaues Wunder erleben."
Peter lachte herzlich, stand auf und schloss Ulrike in die Arme.
„Du bist unwiderstehlich, ich liebe Dich."
So verging die Zeit auf See mit Faulenzen, gutem Essen und Trinken. Dazwischen Aktivitäten im Fitnessraum und Schwimmen im Pool, nette Gespräche mit Mitreisenden und dann natürlich die Ausflüge in die Geschichte und die herrliche Landschaft rund um das Mittelmeer. Genauso hatte Ulrike sich ihre Hochzeitsreise vorgestellt, mit Peter an ihrer Seite. Mit einem Wort: sie war rundum glücklich.
Die beiden Herren saßen in der Bibliothek der ANTARES und spielten Schach. Sie hatten sich erst hier auf dem Schiff kennengelernt. Der größere der Beiden war etwa über fünfzig Jahre alt und kräftig gebaut. Die Stirnglatze sprang dominant aus einem schütteren grauen Haarkranz. Die etwas altmodische Hornbrille verdeckte zwei listig blickende grüne Augen. Die kleinen Falten an den Mundwinkeln verrieten, dass er sowohl über eine Portion Humor verfügte, als auch energisch sein konnte. Der andere der beiden Männer war deutlich jünger und sein Körperumfang deutete allerdings darauf hin, dass er kein Kostverächter war. Der ältere, Maximilian Faulhaber, war ein leidenschaftlicher Schachspieler, der immer ein kleines Reiseschach bei sich hatte. Als er eines Tages vor seinem Spiel in der Bibliothek saß und an einem Problem knobelte, kam Alfred Meinhard in den Salon und sprach ihn an. Er fragte ihn, ob er ihm vielleicht bei seinem Problem helfen könne.
„Aber nein, ich vertreibe mir einfach ein wenig die Zeit. Leider habe ich hier an Bord keinen Menschen gefunden, mit dem ich eine richtige Partie spielen könnte. Spielen Sie Schach?"
„Ja, ab und zu, bin aber kein guter Spieler. An mir dürften Sie keinen richtigen Gegner haben."
„Ach was, so schlecht werden Sie nicht spielen. Darf ich Sie zu einer Partie einladen?"
„Ja gerne, aber ich warne Sie, es wird kein Spaß für Sie werden. Schon mein Vater sagte immer, er würde lieber mit dem Hund spielen, der verstünde etwas von Logik."
So kam es, dass die Beiden jetzt hier saßen und beim Spielen die Welt um sich vergaßen. Die Bibliothek war einer von vier nebeneinander liegenden Räumen an der rechten Seite des Schiffes. Die beiden äußeren Räume waren etwas größer als die beiden anderen. Die größeren hatten je einen Ausgang auf einen kleinen Platz an der Reling. Alle Räume gingen auf der anderen Seite auf einen Gang in der Mitte des Schiffes und waren halboffen. Die Beiden saßen in einem der mittleren Räume, so hatten sie mehr Ruhe und wurden nicht ständig von anderen Passagieren gestört, welche auf Deck wollten. Alfred Meinhard hatte im Nebenraum in einem Schrank ein größeres Schachspiel entdeckt, welches er geholt hatte. So ging das Spielen doch bedeutend besser. Nach einer Weile brach Alfred Meinhard das Schweigen:
„Verzeihen Sie, wenn ich das sage: Sie sind ein toller Schachspieler. Mein Kompliment. Ich kann Ihnen nicht das Wasser reichen.
„Reden Sie keinen Unsinn. Sie spielen auch ganz gut. Wenn dem nicht so wäre, säßen wir nicht so lange vor dem Brett."
„Danke für die Blumen. Wenn ich ehrlich sein darf: ich bekomme jetzt aber langsam Durst, Ich werde mir ein Bier holen. Soll ich Ihnen auch eines mitbringen?"
„Ich habe keinen Durst, danke."
Maximilian Faulhaber holte, nachdem Alfred gegangen war und er sich kurz umgesehen hatte, ein kleines Notizbuch aus der Tasche, machte schnell eine kurze Notiz und steckte das Heft rasch wieder weg.
Alfred Meinhard kam kurz darauf mit zwei gefüllten Gläsern Bier zurück.
„Ich habe Ihnen jetzt doch ein Bier mitgebracht, denn die Luft hier ist leider ein wenig trocken und trotz der Klimaanlage ist es ziemlich warm."
„Jetzt, wo Sie das sagen und ich das Bier sehe, merke ich, dass ich doch Lust darauf habe. Danke, dass Sie an mich gedacht haben. Wissen Sie, das Schachspielen ist eine kräftige Arbeit für das Gehirn und damit werden ordentlich Kalorien verbraucht. Es klingt komisch, aber man kann damit wirklich abnehmen."
„Dann sollte ich öfter mit Ihnen spielen. Denn Abnehmen könnte ich wohl vertragen."
Nach einem herzlichen „Prost" und einem kräftigen Schluck wandten sie sich wieder ihrem Spiel zu.
In Athen nutzten Ulrike und Peter die Gelegenheit und machten einen Landgang mit einem Ausflug in die Stadt und Besichtigung der Akropolis. Sie hatten diesen Ausflug schon vorher gebucht und waren sehr gespannt auf diese Tour. Mit dem Ausflugsbus mussten sie sich durch die Innenstadt quälen. Der Chauffeur war für seine Geduld zu bewundern. Der Verkehr in Athen war wirklich ein Graus und die Akropolis zeigte sich auch nur unvollständig wegen der vielen Gerüste. Es war ja immer etwas zu restaurieren. Aber es war beeindruckend, dass man vor so langer Zeit schon so Schönes bauen konnte. Die Architekten des Altertums waren hervorragende Künstler.
Wie Ulrike und Peter bei dieser Führung erfuhren, sind die Säulen dieses Bauwerks keineswegs alle gleich, wie man bei flüchtigem Hinsehen meinen könnte, sondern die vier Ecksäulen stehen deutlich näher bei den anderen. Außerdem