Alte Heimat Fremdes Land: Eine Erzählung
Von Nicola Schorm
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Über dieses E-Book
Die Reise in die Vergangenheit entwickelt sich zum Ausgangspunkt für die Weitergabe der Erinnerung und das Aufspüren und Entschlüsseln von Familiengeheimnissen.
Eindringlich und einfühlsam beschreibt Nicola Schorm die Schicksale einer Familie im und nach dem Krieg, berichtet von wundersamen Erlebnissen, von Überlebenden und Verlorenen
und entdeckt auf der Suche nach Sinn und Wahrheit den Weg zum eigenen Ich. Fulminant erzählt, witzig und selbstironisch.
Nicola Schorm
Nicola Schorm wurde in Sindelfingen geboren und lebt mit Mann und Kindern in Buenos Aires, Argentinien. Nach einem abgebrochenen Studium der Theater- und Literaturwissenschaft in München studierte sie Zahnmedizin in Argentinien und schreibt neben der Ausübung ihres Berufes Reisetagebücher und Erzählungen.
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Buchvorschau
Alte Heimat Fremdes Land - Nicola Schorm
Nicola Schorm
Alte Heimat
Fremdes Land
Eine Erzählung
Impressum
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN: 978-3-95894-010-9 (E-Book)
978-3-95894-011-6 (Print)
Lektorat, Literaturagent: Benedikt Leicht,
bleicht@lektorat-leicht.de
Coverfoto: CC BY 2.0; Carlos Andres Reyes, wwwrflickr.com
© Copyright: Omnino Verlag, Berlin / 2015
Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, Vorbehalten.
E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH
Inhalt
Vorwort
Stammbaum
Prolog
Aloisia I
Intermezzo I
Aloisia II
Intermezzo II
Aloisia III
Slobodan I
Aloisia IV
Intermezzo III
Aloisia V
Intermezzo IV
Aloisia VI
Slobodan II
Epilog
Nächtebuch
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser!
Ein Buch lebt nur dadurch, dass es gelesen wird; deshalb möchte ich mich hier an erster Stelle bei Ihnen bedanken, für Ihr Interesse und Ihre Zeit. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir Ihre Gedanken oder Anregungen mitteilen würden.
Ob das geht? Ob es möglich ist, aus meinem Monolog ein Gespräch zwischen uns entstehen zu lassen? Am Ende des Vorwortes, werde ich Ihnen eine Kontaktmöglichkeit nennen – wenn Sie Lust haben, schreiben Sie mir ...
Wenn ich mir ein Buch ausgesucht habe, das ich lesen möchte, bin ich als erstes neugierig, wer zu seiner Entstehung beigetragen hat. Selbst, wenn es mit dem Buch an sich nichts zu tun hat, ist auch dieser Teil spannend und interessant für mich.
Ohne meinen Mann, Antonio J. Rosa, wäre ich nie auf die Idee gekommen, die alte Heimat
meines Vaters kennenzulernen, sie hat mich schlichtweg nicht interessiert, so peinlich es auch ist, das zuzugeben. Als ich im letzten Moment zauderte, hat er mich in unserem Reisevorhaben bestärkt und mich in den langen Wochen des Schreibens unterstützt.
Als nächstes muss ich mich ganz herzlich bei meiner Erstlektorin Barbara Moses bedanken, die mir mit aufmunternden Worten und ihrer Begeisterung zur Seite stand.
Auch meiner Freundin Gabi Mittmann, die Kapitel um Kapitel mit mir durchlebte und die trotz der räumlichen Entfernung immer nah bei mir war und meiner Freundin Katja Löhner, die mich in Momenten der düsteren Selbstzweifel mit ihrem Enthusiasmus und ihrem Lob wieder aufbaute, gehört mein aufrichtiger Dank!
Nicht vergessen möchte ich außerdem meine allerbeste Freundin Alejandra Folco, die ohne ein Wort Deutsch zu verstehen, mich doch begleitet hat und die sehnsüchtig auf die Übersetzung der Erzählung ins Spanische wartet!
Bei der Anfertigung des Stammbaums und der Zusammenfassung der einzelnen Archive in ein sinnvolles Ganzes half mir mein Sohn Julian Rosa, und die Letztkorrektur vor dem Absenden in die professionellen Hände meines Lektors und literarischen Agenten Benedikt Leicht ist meiner sprachlich ausgebildeten Schwägerin Rebecca Schorm-Bernschütz zu verdanken!
Danke meinem Vater für das Mitteilen seiner Erinnerung und die sorgfältige Aufbewahrung der Briefe von Aloisia, die es mir ermöglichten, ihre Sprache, Gedanken und Gefühle nachzuempfinden.
Allen die mir zur Seite standen, mein Drängen aushielten, das von mir Geschriebene doch endlich zu lesen und mich am Ende doch bestätigt und unterstützt haben, gehört mein allerherzlichster Dank: meiner Mutter und meinem Vater, meinen Brüdern Michael und Alexander, meinen erwachsenen Kindern Julian, Natalia und Corina und meinem lieben Mann. Sie alle sind dafür verantwortlich, dass mein Leben so erfüllt und glücklich ist, wie ich es mir gewünscht habe.
Viel Spaß beim Lesen !
Nicola Schorm
nicola.schorm.rosa@gmail.com
Stammbaum
img1.jpgProlog
Reise nach Werschetz:
Werschetz, Geburtsort unseres Vaters, für mich ein Wort bar jeden Sinnes, ein Luftgebilde, unvorstellbarer und irrealer als das versunkene Atlantis. Vrsac auf Serbisch, im ehemaligen jugoslawischen Banat 80 km östlich von Belgrad, nah, sehr nah an der rumänischen Grenze.
Die Idee:
Nach siebzig Jahren erste Rückkehr des Vaters in die Heimat, Reise nur mit den drei Kindern, ohne Mutter, ohne Schwiegertöchter, -söhne und Enkelkinder. Organisation und Planung in Händen des Jüngsten, des Entschlossensten.
Wir landen in Serbien. Erste Gänsehaut, als wir von den Herren aus Nürnberg in der Sitzreihe vor uns gefragt werden, ob auch wir mit unserem Vater reisen. Drei Männer – Brüder – mit ihrem achtzigjährigen Vater aus Pančevo, vierzig Kilometer vor Werschetz. Die Reise, ein Geschenk zum Geburtstag im März. Er war zwölf Jahre alt, als er für zwei Jahre ins Lager kam und kam danach nie wieder zurück. Wie viele waren schon vor uns da? So viele Schicksale und ich kann meine Tränen nicht zurückhalten.
Als wir am Geldwechselautomat 100 Euro wechseln wollen, alles nur serbisch erklärt ist, drücke ich beim ersten Versuch auf den falschen Knopf und anstatt der Dinar, kommt mir mein Schein wieder entgegen; intuitiv falsch gedrückt! Hilfe! Ich verstehe kein Wort. Der Mietwagen steht bereit, dank Karten und Navigationssystem finden wir den Weg durch Belgrad und als wir anhalten, um die am Horizont erscheinenden Werschetzer Berge zu fotografieren, kommen mir zum zweiten Mal die Tränen. Was erwartet uns?
Die Brüder haben im Internet Informationen gesammelt. Wir lesen in den ausgedruckten Blättern über die Geschichte der Stadt und freuen uns über Hennemann, der 1778 Werschetz vor dem Einfall der Türken gerettet hat. Er hat mit viel Phantasie, Mut und einer gehörigen Portion Frechheit durch Glockengeläut, das Schlagen auf Kochtöpfe und Lagerfeuer, die über die ganze Stadt verteilt waren, die Türken, die von den Bergen auf die Stadt schauten, davon überzeugt, die Verstärkung der kaiserlichen Truppen von Maria Theresia sei eingetroffen. Sie zogen tatsächlich wieder ab und die Stadt blieb unversehrt.
1707 haben sich die ersten Deutschen in Werschetz angesiedelt und um 1900 waren über die Hälfte der 25.000 Einwohner deutsche Donauschwaben. Heute sind es mit Sicherheit weniger als fünfzig.
Ich habe keine Fotos von Werschetz gesehen, habe keine Erwartungen, alles ist offen und möglich. Unsere Schritte und Wege werden wir Vaters Wünschen anpassen und erkunden so die Stadt zu Fuß. Wir entdecken nach und nach immer mehr Einzelheiten, Dinge, Plätze, Häuser, die die Erinnerung von Vater nun in unsere Gedanken überträgt, Vater, der im ersten Moment des nicht Zurechtfindens meinte, er wisse gar nicht wo er sei – dies sei eine fremde Stadt.
Die Bürgersteige sind kaputt; das Haus, von Tante Lukrezia geerbt, steht gar nicht mehr und doch ist das Rathaus erkennbar, mit dem Balkon, von