Spielen macht Kinder stark
Von Christiane Kutik
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Über dieses E-Book
Diese Darstellung weckt das Verständnis für das freie Spielen und zeigt, wie es gelingt, Spielfreude in den Alltag zu holen. Denn im Spiel gewinnt das Kind bleibende Erfahrungen, Einsichten und Fertigkeiten. Es lernt dabei – absichtslos – mehr als durch Programme und frühen Unterricht. Spielen macht Kinder stark und glücklich.
Doch haben sie dafür heute genügend Freiräume? Und können sie noch richtig spielen? Wie können wir das selbstständige Spiel ermöglichen? Darauf gibt die erfahrene Pädagogin und Beraterin Christiane Kutik überzeugende und weiterführende Antworten. Sie behandelt die zentralen Themen rund ums Spiel und bietet viele Spielanregungen für Kinder in den verschiedensten Lebensphasen.
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Buchvorschau
Spielen macht Kinder stark - Christiane Kutik
Christiane Kutik
Spielen macht
Kinder stark
Verlag Freies Geistesleben
INHALT
Cover
Titel
VORWORT
VORWORT ZUR NEUAUSGABE
DAS BESTE FÜR KINDER
DAS BESTE FÜR KINDER
Schätze, die Kinder mitbringen
Die angeborene Lust zur Eigenaktivität
Verzichten Sie darauf, Ihrem Kind Ihr Handy zu überlassen …
Mangelnde Eigenbewegung schadet der körperlichen Entwicklung
«LASST UNS SPIELEN!»
ELTERNSONNE
KINDER BRAUCHEN ELTERNSONNE
MEHR BLICKKONTAKT UND MEHR ZWIESPRACHE
Ist das Baby nicht zu klein zum Sprechen?
Die Sehnsucht, gesehen zu werden
Wenigstens ein Blick
VORBILD – INTERESSE – NACHSPIELEN
«ICH WILL MEINE RUHE»
Mitwirken dürfen beflügelt und weckt eigene Spielideen
Die Arbeitsatmosphäre ist für Kinder spielanregend
Eltern sollten aufhören, sich selbst zu unterschätzen
Kleine Kinder wollen «spielhelfen»
NACHAHMEN IST DAS SPIEL DER KINDER
«Ich habe doch nur nachgemacht»
Kinder anleiten, wie etwas wiedergutgemacht werden kann
KINDER BRAUCHEN VIELFÄLTIGE VORBILDER
Einfach mal zehn Minuten nur zugucken
WEITERE SPIELVORBILDER
HANDARBEIT DER ERWACHSENEN WECKT SPIELIDEEN
WAS SONST NOCH ZUM SPIELEN UND NACHSPIELEN ANREGT
Vorlesen
SPIELEN EINST UND JETZT
UNBEHELLIGT SPIELEN
UNBEHELLIGT SPIELEN HEUTE
Kinder in Ruhe forschen lassen
Nach eigenen Ideen spielen
Ins Spiel vertieft
DIE KUNST, EINFACH MAL NUR IM HIER UND JETZT ZU SEIN
Träumen und trödeln
Kinder brauchen Rückzugsräume
Kinder brauchen auch mal elternfrei
Mehr Zutrauen und Freiraum
Wo ist es denn möglich, die Kinder unbehelligt draußen spielen zu lassen?
WAS BESONDERS JUNGS BRAUCHEN
JUNGEN HEUTE
WAS BRAUCHEN BUBEN? WAS IST ANDERS?
BUBEN WOLLEN NICHT IMMER LIEB UND NETT SPIELEN
«Ich will wild sein»
«Könnt ihr nicht mal leise spielen?»
Buben wollen das Jungenhafte zeigen
Jungs nicht unnötig ausbremsen
Kleine Helden mit gestutzten Flügeln
Buben wollen ihre Kräfte messen
GRUNDBEDÜRFNISSE – WAS BUBEN BRAUCHEN
Jungs brauchen genügend Gelegenheiten, sich auszutoben
Experimentierecke
Jungen brauchen männliche Vorbilder und Zuwendung
Mal nur «wir Männer»
TIPPS FÜR JEDEN, DER DEN BUBEN DAS WILDSEIN VERBIETEN WILL
Ritterspiele
DIE DREI SPIELPHASEN IM VORSCHULALTER
VON NULL BIS DREI: SPIELPHASE ‹KLEINKINDALTER›
Ankommen – und sich beheimaten
Erste Spiel-Entdeckungen
Experimentieren
Kinder lernen durch Wiederholen
Schöne Augenblicke erhaschen
Was Kleinkinder gerne spielen
Was die Spielfreude der Kleinsten beflügelt
VON DREI BIS FÜNF: SPIELPHASE ‹KINDERGARTENALTER›
Schon etwas beheimatet und mit Neugier weiter
Freude an Wortspielereien
Kinder können selber spielen
«Ich bin schon groß», das ist der Ruf der Drei- bis Fünfjährigen
‹Was ich mir wünsche›
VON FÜNF BIS SIEBEN: SPIELPHASE ‹VORSCHULALTER›
Bewegungslust und Spielgesellen
Ideen finden und Spielen mit Regeln
‹Wisst ihr eigentlich, wie das ist, wenn man fünf ist?›
Spielen und Schaffen
ELTERLICHER SPIELSTATUS MIT HUMOR
SPIELLUST IN DEN ALLTAG EINLADEN
In schwierigen Situationen selber in den Spielstatus wechseln
MAGISCHE FIGUREN ALS GUTE HELFER
Max der Held
Was macht eine magische Figur so erfolgreich?
Was tun, wenn Ungeheuer auftauchen?
Unsichtbare Spielgefährten
PUSTEWIND UND HEILE-SEGEN
WENN ELTERN SELBER SPIELEN, STECKT DAS AN
Spielen, Singen, Reimen
Wer singt, schimpft nicht
Mit Humor reagieren
Spielproviant, der das Warten verkürzt
Wartespiele ohne Material
DRAUSSEN SPIELEN
KINDER IN DER NATUR
Wo sind sie denn?
Kontakt mit der Natur?
OUTDOORBEREICH?
Wunder entdecken und spielen
Spazierspielen
Rausgehen in die echte Natur stärkt
Dreck, Matsch, Sand
Die Natur beflügelt und weckt Spielideen
Unbehelligt draußen in der Natur
Auf Bäume klettern
«Unser Kind ist so schwierig»
Wild spielen – austoben
Undigital zum Wildererpicknick
Wieder mehr Wege zu Fuß zurücklegen
Bewegungslust anspornen
Draußen mit anderen
HILFE, MEIN KIND KANN NICHT SPIELEN
«UNSER KIND HAT SO VIEL SPIELZEUG UND WILL TROTZDEM NICHTS ALLEIN TUN»
SPIELSACHEN – SPIELMATERIAL
WAS BRAUCHEN KINDER WIRKLICH ZUM SPIELEN?
Kinder können aus allem etwas machen
Spielzeug für Sinne und Fantasie
Fantasievoll spielen stärkt die geistige Beweglichkeit
MALEN
Malblock und Stifte
Spielen mit der Spur
Zugang zur inneren Ausdruckskraft
BEWÄHRTE SPIELWAREN UND SINNVOLLES SPIELZEUG FÜR DIE SINNE
Naturmaterial für drinnen
Spieltücher
Ungesponnene Schafwolle – Märchenwolle
Wachs
Die Puppe – oder was zum Liebhaben
Buben eine Puppe schenken?
BEWEGUNGSEINLADENDES SPIELZEUG
Etwas zum Hinterherziehen
Springseil und Schwungseil
Schaukel
Ball
Eine Fußbank
«NEIN, DAS KAUFE ICH NICHT»
CHEMIEFREIES SPIELMATERIAL
Gut gemeint ist nicht immer gut getan
«RÄUM SCHÖN AUF!»
Aufräumstress ade
ANHANG
ANMERKUNGEN
VERZEICHNIS DER SPIELE UND SPIELANREGUNGEN
Impressum
Leseprobe: Christiane Kutik – Herzensbildung
VORWORT
VORWORT ZUR NEUAUSGABE
Der Hauptberuf der Kinder ist Spielen. Kinder kommen mit einer natürlichen Spielfreude ausgestattet auf die Welt. Spielideen sprudeln im Hier und Jetzt – bis ins erste Schulalter hinein. Ohne Anstrengung. Ohne Anleitung. Ohne Aufforderung. Ganz von sich aus. Allerdings nur, solange die Kinder nicht gestört oder abgelenkt werden.
Entscheidend ist, dass wir Erwachsenen diese natürliche kindliche Spielfreude auch sehen. Dass wir Kindern ihre ureigene Lust an Eigenaktivität gönnen. Dass wir einen Blick dafür entwickeln, wie Kinder von Anfang an Vergnügen daran haben, mit allen Sinnen tätig zu sein. Wie sie spielend versuchen, die Welt zu erfahren und zu begreifen. Mit ganzem Körpereinsatz, mit Händen, Füßen, Augen und mit munteren Tönen und Lauten. Aus eigenem Impuls. Freudestrahlend über jeden kleinen Schritt, der ihnen gelingt auf dem Weg, sich aufzurichten, zu stehe zu gehen und nach und nach immer geschickter zu werden.
Das zeigt der Stolz in ihren Augen, wenn sie selbst etwas geschafft haben. Und es stärkt ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen.
Wenn Sie als Eltern überlegen: ‹Welches ist die beste Förderung für mein Kind im Vorschulalter?›, so gibt es nichts Besseres, als dafür zu sorgen, dass Ihre Kinder von klein auf genügend Freiraum und Gelegenheit zum Spielen haben – allein und mit anderen Kindern. Spielend eignen sich Kinder – ganz zweckfrei – Fähigkeiten an, die ihnen ihr ganzes Leben zugutekommen. Sie werden dadurch geistig und körperlich immer geschickter.
Kinder mögen es, wenn mit ihnen gespielt wird. Doch bereits sehr kleine Kinder wollen und können sich immer wieder für gewisse Zeitspannen selbst beschäftigen. Auch darum geht es – unter anderem – in diesem Buch, dass Erwachsene keine Entertainer sein sollen, die ständig Spielvorschläge anbieten. Denn Kinder brauchen die Erfahrung, unabhängig von den Großen frei und selbstbestimmt zu spielen. Nach eigenen Ideen und eigener Fantasie.
Spielen macht Kinder stark. Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen, wo Kinder durch verordnete Hygiene- und Abstandsregeln vielerorts in ihrer natürlichen Spielfreude und Spontaneität ausgebremst werden, ist Spielen für sie so unentbehrlich wie die Luft zum Atmen. Selber spielen ist auch für uns Erwachsene beglückend. «Elterlicher Spielstatus und Humor» heißt daher ein Kapitel in diesem Buch. Weil es beim Spielen nicht darum geht, die Zeit zu vertändeln, sondern belebend auszuschöpfen. «Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.»¹
Christiane Kutik, am 9. August 2021
DAS BESTE FÜR KINDER
Kindergeheimnis
Es gibt einen Schatz
in jedem Kind,
und der ist Neugier,
ist selber experimentieren,
entdecken,
ist spielen
und nebenbei wichtige Sachen lernen.
Gelernt wird, was interessiert.
Das ist das Kindergeheimnis.
DAS BESTE FÜR KINDER
Jeder will das Beste für sein Kind. Doch was ist tatsächlich das Beste für das kleine Kind? Dafür ist es nötig, die Aufmerksamkeit auf das Kind selbst zu richten und es in seiner Eigenart wahrzunehmen. Was gehört denn in den ersten Lebensjahren – ganz typisch – zum Wesen des Kindes? Da lässt sich Erstaunliches entdecken.
SCHÄTZE, DIE KINDER MITBRINGEN
Kinder kommen höchst motiviert zur Welt. Unübersehbar ist ihre Freude, sich zu bewegen, nachzuahmen und Neues zu entdecken: Alles lockt zum Spielen.
Bewegungsdrang, Nachahmungstrieb und Entdeckerfreude sind regelrechte Schätze, die Kinder mitbringen.
Bewegungsdrang: Der Bewegungsdrang und die Bewegungsfreude sind überaus weise Einrichtungen der Natur, denn indem ein Kind sich frei und selber bewegt, wird es immer geschickter. Es lernt von sich aus, sich in seinem Körper zu beheimaten und seine Bewegungen mit Armen, Beinen, Füßen und Händen immer besser und gezielter zu führen. Doch braucht es den Erwachsenen, der Eigenbewegung vorlebt, denn Kinder sind Nachahmer.
Nachahmungstrieb: Den Nachahmungstrieb können wir gar nicht genug wertschätzen, denn wesentliche menschliche Fähigkeiten, wie beispielsweise Stehen, Gehen und Sprechen, erwirbt sich ein Kind durch Spielen und Nachahmen. Erklärungen oder Ermahnungen («mach dies, mach jenes») würden in dem Zusammenhang nichts nützen.
Und jeder kann das beobachten. Beobachten ist zentral, denn damit sind wir beim Kind selbst statt beim eigenen Wunschdenken, was es erreichen soll.
Was im Alltag echt vorgelebt wird, erweckt das kindliche Interesse zum Nachmachen und Lernen. ‹Das, was die Großen können, will ich auch. Das interessiert mich. Das probiere ich. Dazu habe ich Lust. Ich experimentiere und spiele, bis ich es kann.›
Selbst zwei verschiedene Sprachen können sich Kinder durch Nachahmung aneignen, wenn Vater und Mutter unterschiedliche Muttersprachen haben und jeder die seine von Anfang konsequent mit den Kindern spricht. Zwei Sprachen sind dann ihr Alltag und kein Lernprogramm.
Entdeckerfreude: Alles, was die kindliche Neugier weckt, lockt zum Spielen und Experimentieren. Als ob das Kind uns mitteilen würde:
‹Etwas interessiert mich. Das will ich dann auch anfassen und tasten, wie es sich anfühlt, und riechen und schmecken und hören, wie etwas klingt. Das macht mir Freude. Und ich will ganz oft das Gleiche wiederholen. Manche glauben, dass das langweilig ist, aber das stimmt nicht. Ich will doch die Sachen kennenlernen. Das geht nicht so husch, husch. Die Erwachsenen, die sich auskennen, sagen, dass das wichtig ist.›
Stimmt. Indem ein Kind tastet, greift, riecht, guckt, schmeckt, lauscht, lernt es – beiläufig – Qualitäten, Strukturen, Zusammenhänge und physikalische Gesetze kennen. Tätigsein mit den eigenen Sinnen baut die Brücke zur Ausbildung der Denkfähigkeit. Durch eigenaktives Spielen, Forschen, Erkunden und Bewegen entstehen Strukturen im Gehirn, und geistige Fähigkeiten bilden sich aus. «Was Kinder in ihren ersten Lebensjahren an Strukturen nicht mit auf den Weg bekommen, holen sie später kaum mehr auf.»²
DIE ANGEBORENE LUST ZUR EIGENAKTIVITÄT
Eigenaktivität mit allen Sinnen ist der Antrieb zur sogenannten «sensorischen Integration», also zu dem Vorgang, durch den «das Gehirn Auskünfte von den Sinnen aufnimmt, erkennt, deutet und eingliedert, um daraufhin mit einer anpassenden Handlung zu reagieren».³
Nicht umsonst heißt es: «Es ist nichts im Kopf, was nicht zuvor in den Sinnen war.»
Doch diese Lust zur Eigenaktivität kann auch verloren gehen, wenn Kinder sich zu wenig bewegen. Erwachsenen mag es bequem erscheinen, wenn Kinder stillhalten. Und mit einem digitalen Gerät lässt sich das jederzeit einrichten.