99 x Niederrhein, wie Sie ihn noch nicht kennen
Von Nicole Marks
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Über dieses E-Book
Das haben Sie noch nicht gesehen: Die 99 Tipps in diesem Niederrhein Reiseführer sagen Ihnen, wo Sie nach den wichtigsten Sehenswürdigkeiten noch hinsollten.
Hochkarätige Museen, beruhigend weitläufige Natur, das 2.000 Jahre alte Xanten, die Textilmetropole Krefeld, Bergbaugeschichte und herrliche Rheinpromenaden dazu völlig Überraschendes. Wappnen Sie sich für Reiseabenteuer. Am besten, Sie buchen noch heute für 2019!
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Rezensionen für 99 x Niederrhein, wie Sie ihn noch nicht kennen
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Buchvorschau
99 x Niederrhein, wie Sie ihn noch nicht kennen - Nicole Marks
Mohr-Schumann
01
Grubenlampe mit Aussicht
Im Nordwesten von Moers erhebt sich die Halde Rheinpreußen, auf deren »Gipfel« eine riesige Grubenlampe steht: das Geleucht. Aus einer Höhe von 100 Metern über Umgebungsniveau bietet sich nach Osten ein atemberaubender Blick über den Rhein ins Ruhrgebiet, nach Süden und Norden auf den Niederrhein.
Autofahrer, die den Rhein auf der A 42 nach Kamp-Lintfort überqueren, sehen schon von Weitem die auffällige Landmarke. Die »größte Grubenlampe der Welt« nennen die Moerser ihr Geleucht. Für uns ist die Halde mit ihrem rund 28 Meter hohen, begehbaren roten Turm das »Tor zum Niederrhein«.
Die Aussicht ist einzigartig: Im Vordergrund liegen der von Wald gesäumte Duisburger Stadtteil Baerl und der Waldsee. Links ist das Kraftwerk in Walsum mit seinem weißen Kühlturm zu sehen. Über die Autobahnbrücke geht der Blick auf das ThyssenKrupp-Gelände, rechts schließt sich der Duisburger Hafen an. Abends tauchen die Grubenlampe und ihr riesiges Ausleuchtungsfeld die Halde in rubinrotes Licht.
Um diesen Ausblick zu genießen, muss der Besucher einen kleinen Fußmarsch auf sich nehmen. Vom Parkplatz auf halber Höhe der Halde sind es noch rund 850 Meter über einen leicht ansteigenden Fußweg bis zur Spitze. Die Strecke ist nicht asphaltiert, für Rollstuhlfahrer kaum geeignet. Mountainbiker und Wanderer kommen dagegen auf ihre Kosten und schnuppern niederrheinische Höhenluft.
1963 begann die Aufschüttung der Halde mit nicht verwertbarem Gestein aus der Schachtanlage Rheinpreußen V/IX. 1990 machte die Zeche endgültig dicht. Für die Halde war es wie eine zweite Geburt: Um die Jahrtausendwende entwarf der renommierte Künstler Otto Piene den »Lichtturm für Moers«.
Im September 2007 wurde das »Geleucht« eingeweiht – als Sinnbild für »Kohle, die Wärme und Energie durch Feuer schafft, und die Grubenarbeit mit ihren besonderen Bedingungen und Gefahren«.
Halde Rheinpreußen · An 365 Tagen im Jahr begehbar · April bis Oktober bei Dunkelheit bis 23 Uhr und in den Wintermonaten bis 21 Uhr beleuchtet · Gutenbergstraße · 47443 Moers
Die riesige Grubenlampe auf der Halde Rheinpreußen.
02
Das schwarze Schaf vom Niederrhein
Er bezeichnete sich selbst als »Das schwarze Schaf vom Niederrhein«: Hanns Dieter Hüsch. Er war der Niederrheiner schlechthin, als Kabarettist alten Schlages so etwas wie das schlechte Gewissen der Nation. In seiner Heimatstadt Moers kann man bei einer Tour auf den Spuren von Hanns Dieter Hüsch wandeln.
»Die Schönheit des Niederrheins geht tiefer. Der Niederrhein will lange angeguckt werden, und dann beginnt die große Liebe«, hat Hanns Dieter Hüsch einmal gesagt, und dann hat er noch hinzugefügt: »Wer Phantasie studieren möchte, der sollte ein paar Semester an den Niederrhein kommen.« Wenn er so voller Liebe über den Niederrhein sprach, war seine gallige Unzufriedenheit mit der jungen Bundesrepublik im Nachkriegsdeutschland wie verflogen.
Hüsch wurde schon kurz nach dem Krieg Kabarettist, weil Medizin gar nichts war und Opernregisseur zu theoretisch. Etwa 70 Programme hat er geschrieben, zahlreiche Bücher verfasst, als Liedermacher Schallplatten aufgenommen: Eine Orgel wurde sein Kennzeichen. Er war im Fernsehen und vor allem auf der Bühne präsent und engagierte sich auf Evangelischen Kirchentagen.
1925 war Hanns Dieter Hüsch in Moers geboren worden, in kleinbürgerlichen Verhältnissen. Mit den sogenannten »kleinen Leuten« war er vertraut. Ein Leben lang beobachtete er die Weltansichten des Niederrheiners und setzte sich mit ihnen kopfschüttelnd auseinander – auch, als er in Köln oder Mainz lebte. Hüsch starb 2005 im Alter von 80 Jahren. Seine Heimatstadt ernannte ihn zum Ehrenbürger.
In Moers nimmt der Rezitator Jörg Zimmer Gäste mit auf eine Hüsch-Tour: Es geht zu Hüschs Geburtshaus, zur Hüsch-Stele im Herzen der Altstadt und zu seiner Begräbnisstätte. Und dabei taucht Rezitator Zimmer auch ein in die literarische Welt des bekennenden Niederrheiners, der mit seiner Poesie für große Kleinkunst stand. »Du kommst auch drin vor«, lautet der Titel eines Hüsch-Buches.
Auf den Spuren von Hanns Dieter Hüsch · Führung mit Jörg Zimmer Hanns-Dieter-Hüsch-Platz · 47441 Moers · Tel. 02841/88 22 60 · www.moers-stadtportal.de
Der Hanns-Dieter-Hüsch-Platz in der Innenstadt von Moers ist ein beliebter Treffpunkt.
03
Ein Hauch von Sanssouci
Die Straße der Zisterzienser: Das Schild an der alten Klostermauer ist unaufdringlich und hat keinesfalls etwas mit Verkehrsführung zu tun. Es macht nur unmissverständlich deutlich, wer dieses gewaltige Ensemble aus Kloster und Terrassengärten in Kamp geschaffen hat: die Mönche des Ordens der Zisterzienser.
Die Zähmung der Natur: Symmetrie, akkurat geschnittene Hecken, Wasserspiele, Merkmale eines Barockgartens. Gepaart mit einer überbordenden Blumenpracht. Da kann man als Besucher nur überwältigt sein. Und so kommen die Gäste aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, wenn sie erst, vorbei an der Abteikirche und durch den Laubengang hindurch, freien Blick auf die Terrassengärten haben. Ihr erster Gedanke: Sanssouci am Niederrhein. Über die »Schöne Treppe« schließt sich der Barockgarten an, den Mittelpunkt bildet eine Brunnenanlage mit Wasserfontänen.
Die ehemalige Abtei Kloster Kamp wurde im Jahr 1123 von den Zisterziensern gegründet. Ab 1740 wurde der Terrassengarten angelegt. Übrigens: Etwa zeitgleich (1744) wurde mit dem Bau von Schloss Sanssouci in Potsdam begonnen. Wegen gewisser baulicher Ähnlichkeiten ranken sich eine Reihe von Legenden um die Entstehung. So heißt es, dass Preußenkönig Friedrich II. auf einer Reise am Kloster Kamp vorbeigekommen sei und die Terrassengärten als Anregung für den Bau von Sanssouci mitgenommen habe. Nun ja …
Nach der Säkularisierung 1802 verwilderten die Gärten, bis die Stadt Kamp-Lintfort sie ab 1986 wieder herrichten ließ.
Von 1954 bis 2002 lebten Karmeliter auf dem Kamper Berg. Nach ihrem Weggang ist mit dem kulturellen Zentrum neues Leben eingezogen: Ausstellungen, Musik, Lesungen. Viele Besucher nutzen Einkehrtage, um im ehemaligen Kloster zu sich selbst zu finden. Andere nehmen die Gelegenheit wahr, sich zu vermählen: Im Rokokosaal des Kloster Kamp kann man standesamtlich heiraten.
Terrassengärten Kloster Kamp · Der Garten ist frei zugänglich, geöffnet tgl. von 8 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit · Abteiplatz 13 · 47475 Kamp-Lintfort · Tel. 02842/92 75 40 www.kloster-kamp.de
Wie mit dem Lineal gezogen: die Gärten von Kloster Kamp.
Blick über die Gartenterrassen auf das Kloster.
04
Auge in Auge mit der Schwarzen Mamba
Der Terrazoo in Rheinberg bringt Erwachsene und Kinder in Kontakt mit den Lebewesen, deren Nähe wir sonst nicht unbedingt suchen: Schlangen, Krokodile, Alligatoren, Warane und Spinnen. Wer sich immer schon mal an seinem Geburtstag von einer Schlange umarmen lassen wollte – nichts ist unmöglich.
»Warten Sie noch einen Moment, wir füttern gerade die Schwarze Mamba.« Die sei neu und noch ein wenig zurückhaltend, sagt der Tierpfleger. Nun ja, eine dicke Glasscheibe verhindert, dass sich das scheue Tier und die Besucher zu nahe kommen. Ist auch besser so, denn mit einem einzigen Biss kann sie bis zu 400 Milligramm Gift in die Wunde injizieren – bereits 15 Milligramm können bei einem Erwachsenen innerhalb von 20 Minuten zum Tod führen.
Nicht alle Tiere im Terrazoo von Rheinberg sind so gefährlich wie die Schwarze Mamba. Das kleine, derzeit giftgrüne Jemenchamäleon zum Beispiel hat sich für den Fotografen in Positur geworfen. Lehnt sich wie ein Mensch lässig an einen Ast und blickt keck in die Kamera: »Heuschrecken bevorzugt!«
Anders sieht das schon wieder bei den Waranen aus. »Wenn die dich mit ihrem Schwanz treffen, ist das wie ein Peitschenhieb«, meint ein Mitarbeiter des Zoos und streichelt eine der riesigen Echsen. Der Superstar unter den Tieren in Rheinberg ist allerdings eine Mississippi-Alligatorin: ein Albino. Weltweit gibt es nur etwa 60 davon, in Deutschland ist diese seltene Panzerechse nur im Terrazoo zu bewundern.
Eine typische Führung zum Thema Schlangen oder Spinnen dauert etwa zwei Stunden und umfasst einen theoretischen und einen praktischen Teil. Sie ist auf jeden Fall lohnenswert, aber vor allem Kinder kommen auf ihre Kosten: Angeboten werden spezielle Abendführungen, Kindergeburtstage und ein Programm für Kindergarten- und Schulgruppen. Vor einem Besuch sollte man sich allerdings im Internet informieren, denn oft ist eine Voranmeldung erforderlich.
Terrazoo · Die-So 10–18 Uhr · Melkweg 7 · 47495 Rheinberg · Tel. 02843/90 16 85 www.terrazoo.de
Warane im Terrazoo: Ein Schlag mit ihrem Schwanz ist wie ein Peitschenhieb.
05
Jazz zum Fühlen
Dudelsack-Musik beim Jazzfestival? In Moers ist das überhaupt nicht ungewöhnlich. Jeweils an vier Tagen über Pfingsten wird die Stadt zum Dorado der Jazzfans, die dem Mainstream entfliehen und Überraschendes hören wollen. Erwan Keravec mit seinem bretonischen Dudelsack ist nur ein Beispiel dafür. Die Combos und Solisten, die beim Moers Festival auftreten, wollen provozieren, experimentieren, die Grenzen ihres Instruments austesten. Sie präsentieren einen Jazz, den man sich nicht unbedingt auf dem Sofa aus den Boxen der Stereoanlage anhören möchte. Diese Musik muss man live erleben, fühlen. Immer an Pfingsten, in Moers.
Festivaldorf · Filder Straße 140, 47447 Moers · www.moers-festival.de Videos vom Festival in der arte-Mediathek unter www.arte.tv/de
Erwan Keravec, bretonischer Dudelsackspieler, beim Moers Festival.
06
Pfannkuchen oder Flöns?
Rast im Bauerncafé. Sie wollen einen Spaziergang machen, der problemlos in eine Wanderung münden kann? Dem Hund mehr als Gassigehen bieten? Und dann den Ausflug mit einem Stück Kuchen, einem Pfannkuchen oder Flöns mit Bratkartoffeln ausklingen lassen? Der Baerlaghof bietet sich dafür an. Er liegt am Rande der Leucht, einem zur Bönninghardt gehörenden Waldgebiet. Die einfache Karte ist regional/saisonal ausgerichtet. Im Sommer wählt man zwischen dem vorderen und hinteren Biergarten aus, im Winter prasselt im offenen Kamin ein Feuer. Reiter können ihr Pferd auf einer Koppel »abstellen«. Der Baerlaghof ist von der A 57 (Abfahrt Alpen) gut zu erreichen. Nur das letzte Stück durch die Felder »zieht sich«, wie der Niederrheiner sagt.
Baerlaghof · Hochwald 38 (Baerlagweg) · 47661 Issum ·