Oberschwaben von Asam bis Zeppelin: Barocke Lebenslust
Von Jochen Schmid
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Buchvorschau
Oberschwaben von Asam bis Zeppelin - Jochen Schmid
Lieblingsplätze
zum Entdecken
Jochen Schmid
Oberschwaben von Asam bis Zeppelin
Barocke Lebenslust
Impressum
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Alle Rechte vorbehalten
2., überarbeitete Neuauflage 2016
Lektorat/Korrektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt; Claudia Reinert
Satz/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G., Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von Ursula Schönbächler
Kartendesign: Matthias Schatz
ISBN 978-3-8392-5050-1
Inhalt
Impressum
Goldgräberstimmung in Oberschwaben
Vorwort
Karte
Zwischen Waldburg und Bussen
1 Mächtige Burg und Wahrzeichen Oberschwabens
Waldburg
2 Die Große Ravensburger Handels-gesellschaft und das Humpis-Quartier
Ravensburg – die Stadt der Türme
3 Allerfeinste Küche von Albert Bouley
Romantikhotel Waldhorn in Ravensburg
4 Neue Spiele braucht das Land
Ravensburg – eine Stadt spielt
5 Der ›Schwäbische St. Peter‹ – ein Hauch von Rom in Oberschwaben
Weingarten
6 Reiterprozessionen zu Ehren der Heiligen Blutreliquie
Blutritte in Weingarten und Bad Wurzach
7 Oberschwabens beliebteste Besenwirtschaft
Vorseer Stallbesen
8 Schmuckstück von Oberschwaben
Wolfegg
9 Ein Rathaus gegen adlige und geistliche Herren
Bad Waldsee – Die Stadt am See
10 Ein Grüner Baum mitten in der Stadt
Grüner Baum in Bad Waldsee
11 Im Zentrum der Schwäbischen Bäderstraße
Bad Waldsee – Schwarzes Gold
12 Ein Museum für Wohnmobilfreunde
Bad Waldsee – Schwäbische Bauernschule
13 Auf den Spuren der Guten Beth
Bad Waldsee – Kloster Reute
14 Nicht nur wunderschön anzuschauen!
Landgasthof Kreuz in Mattenhaus
15 Unberührt von Menschenhand
Elchenreute
16 Eine riesige Glaskuppel macht’s möglich
Aulendorf
17 Ein Kunstwerk aus Äpfeln und Birnen
Otterswang
18 Ein Hauptstädter wird Oberschwabe
Burg-Café in Otterswang
19 Trinkkultur aus fünf Jahrhunderten
Bad Schussenried
20 Ein Saal als Sinnbild barocker Weltordnung
Bad Schussenried – Kloster der weißen Mönche
21 Die schönste Dorfkirche der Welt
Steinhausen
22 Eine Wallfahrt für Geist und Magen
Landgasthof Zur Linde in Steinhausen
23 Donau-Stadt mitten in Oberschwaben
Bad Saulgau
24 Ein Traditionshaus erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Kleber Post in Bad Saulgau
25 Weltberühmte Figuren aus Porzellan
Kloster Sießen und Fulgenstadt
26 Auf den Spuren der seligen Adelindis
Bad Buchau
Kurgesundes Oberschwaben
Ein Land zum Wohlfühlen
27 Bachrittertage und Highland Games
Kanzach
28 Lebensraum für bedrohte Tiere
Federsee
29 Auf den Spuren der Steinzeitmenschen
Federseemuseum
30 Barocke Sternwarte mit einem Azimutalquadranten
Kloster Ochsenhausen
31 Mit zwei PS durchs barocke Oberschwaben
Ochsenhausen
32 Mit dem Öchsle durch Oberschwaben
Von Ochsenhausen nach Warthausen
33 Gutes Miteinander von Protestanten und Katholiken
Biberach
34 Sinnliche Erfahrungen rund ums Jordanbad
Vor den Toren von Biberach
35 Das ganze Jahr Weihnachten
Oberstadion
36 Männerwallfahrt auf Oberschwabens heiligen Berg
Bussen
Reiches Naturerbe
Oberschwäbische Entdeckungen
Entlang der DOnau
37 Aufgeschlossen – ein Blick hinter die fürstlichen Kulissen
Sigmaringen
38 Oberschwaben aus der Vogelperspektive
Mengen
39 Auf den Spuren der sagenumwobenen Stadt Pyrene
Heuneburg bei Hundersingen
40 Löschwasser im Blut
Riedlingen
41 Barocke Pracht und wilde Flusslandschaft
Obermarchtal
42 Symbiose aus Barock und Gegenwart
Schloss Mochental
43 Auf dem Donau-Radwanderweg in die Bierkulturstadt
Ehingen an der Donau
44 Hollywood lässt grüßen
Laupheim
45 Bauwerke von monumentaler Größe
Ulm
Von Oberschwaben ins Allgäu
46 Ein Hauch von Versailles in Oberschwaben
Bad Wurzach
47 Tradition mit südländischer Note
Adler in Bad Wurzach
48 Europas größtes Lachmöwentreffen
Bad Wurzach und Umgebung
49 Am Anfang war das Eis – unterwegs im Wurzacher Ried
Wurzacher Ried
Von Tüftlern, Denkern und Eigenbrötlern
Oberschwaben – Land der Originale
50 Alles Käse oder was?
Gospoldshofen
51 Ein Schloss, ein Flugplatz und verrückte Skydiver
Leutkirch und Schloss Zeil
52 Kulinarischer Querdenker aus Leidenschaft
Zum Hirsch in Goppertsweiler
53 In Wangen bleibt man hangen – Das Tor zum Allgäu
Wangen im Allgäu
54 Halbmarathon in exponierter Lage
Wangen und Umgebung
55 Feuerzauber, Wildwestromantik und Volkstheater
Argenbühl
56 Mehr Allgäu als Oberschwaben
Isny
57 Letze Käsestelle vor der Grenze
Rund um Isny
58 Zum Sonnenuntergang auf den Hochgrat
Oberstaufen
59 Nichts als Wald, so weit das Auge reicht
Die Adelegg und das Glasmacherdorf Schmidsfelden
60 Vom Leben der Glasmacher
Haus Tanne in Eisenbach
61 Auf den Spuren von Pfarrer Sebastian Kneipp
Bad Grönenbach
62 Residenz hoch über dem Illerwinkel
Kronburg
63 Die sieben Wahrzeichen von Memmingen
Memmingen
In der Nähe zum Bodensee
64 Badischer Geniewinkel mit Rennsportgeschichte
Meßkirch
65 Auf dem Jakobsweg durchs Heilige Land
Kloster Wald und Bethlehem
66 Die Perle des Linzgaus
Pfullendorf
67 Stumme Zeugen bewegter Geschichte
Ostrach
68 Zurück zur Natur – 200 Jahre im Rückwärtsgang
Pfrunger Ried
69 Brüdergemeinde nach Herrnhuter Vorbild
Wilhelmsdorf
70 Diphthongierung auf 833 Metern Höhe
Der Höchsten
71 Eine Wohlfühloase für Naturfreaks
Mohren in Limpach
72 Auf den Spuren Tells im Tal der Liebe
Deggenhausertal
73 Vom Reichtum der Zisterziensermönche
Schloss Salem
74 Schlafen wie der Bischof
Markdorf
75 Gastronom aus Leidenschaft
Humpisschloss in Brochenzell
76 Eine reine Weiberwirtschaft
Tettnang
77 Ein Denkmal für die moderne Luftfahrt
Friedrichshafen
Bildnachweis
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Goldgräberstimmung in Oberschwaben
Vorwort
Es sind die Farben. Die Luft. Die Klänge. Alles ist anders. Besonders. Kaum in Worte und Bilder zu fassen. Oberschwaben verzaubert. Wer sich einlässt auf diese spezielle Sinnes- und Lebensfreude, wird reich belohnt. Wird zum Entdecker. Zum Schatzsucher, unterwegs in einem ungewöhnlichen Landstrich, der geografisch kaum zu fassen ist.
66 Lieblingsorte! Sich festzulegen, ist eine schwierige Aufgabe, könnte man doch locker einen zweiten Band mit weiteren 66 füllen, so viel hat dieses Oberschwaben zu bieten. Der Bibliothekssaal im Kloster in Bad Schussenried. Beim Betreten öffnet sich der barocke Himmel mit seinen unendlich vielen Sinnbildern und Gleichnissen. Das Wurzacher Ried. Eine der größten zusammenhängenden, intakten Hochmoorflächen Europas. Ein Naturreservat von ganz besonderer Güte. Oder der heilige Berg Oberschwabens. Um den Bussen ranken sich nicht nur viele Geschichten, für die Einheimischen ist er Wallfahrtsort und Pilgerstätte zugleich. Oder Ravensburg, die heimliche Metropole Oberschwabens. Von hier gehen nicht nur millionenfach Spielesammlungen in die Welt, hier lebt und kocht auch einer der besten Köche Deutschlands. Albert Bouley vom Romantikhotel Waldhorn. Doch auch bei den Köchen kann in diesem Reiseführer bestenfalls von einer kleinen, nicht repräsentativen Auswahl die Rede sein. Der Oberschwabe liebt gutes Essen. Weltoffen, aber auch traditionell. Er pflegt seine vielseitige Esskultur. Vom ausgezeichneten Gourmetrestaurant bis hin zur Besenwirtschaft. Vom Sternekoch Albert Bouley in Ravensburg bis hin zum Vorseer Stallbesen der Familie Fürst.
Zu den Lieblingsplätzen einer Region gehören aber vor allem die Menschen, die das Ganze mit Leben erfüllen. Lange Zeit galten die Oberschwaben als hinterwäldlerisch und im negativen Sinne zu sehr traditionsbehaftet. Heimatfeste wie das Biberacher Schützenfest oder Kirchenrituale wie die heiligen Blutritte haben dieses Image eher noch verstärkt. Aber weit gefehlt. Die Oberschwaben haben es all ihren Kritikern gezeigt. Von hier kommen fortschrittsliebende, nach vorn gerichtete Querdenker. Gerade weil man mit den Traditionen verhaftet ist. Das ist kein Widerspruch! Auch touristisch gesehen wurde Oberschwaben lange vergessen. Während der Bodensee und das Allgäu zum Inbegriff für Urlaub in Deutschland wurden, blieb das Land dahinter den Besuchern verborgen. Auch hier hat man gleichgezogen. Vielleicht sogar überholt. Kaum irgendwo gibt es so viele Städte mit dem Prädikat ›Bad‹ auf engstem Raum, allesamt mit modernen Thermalbädern ausgestattet. Die Übernachtungsmöglichkeiten sind in allen Kategorien überdurchschnittlich gut und das Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich attraktiv. Es gibt unzählige einzigartige Museen. Kulturangebote und Freizeitmöglichkeiten in Hülle und Fülle. Es ist das Land der Badeseen, der Moorgebiete, der unendlichen Natur mit ihren sanften Hügeln.
Aber was bedeutet der Begriff ›Oberschwaben‹ überhaupt? Hier scheiden sich zumeist die Geister. Heute wollen viele dazugehören, die das früher eher geleugnet hätten. Doch selbst Einheimische tun sich bei der Erklärung des Begriffs schwer. Im Gegensatz zu Baden oder Württemberg steckt keine politische Bedeutung dahinter. Kein Königreich und kein Herzogtum. Kein Wunder, denn Oberschwaben glich vor Napoleon doch eher einem Fleckenteppich verschiedenster Hoheitsgebiete. Dazu gehörten die klösterlichen Gebiete wie Bad Schussenried, die Städte unter dem Schutz und der Zugehörigkeit der Habsburger und natürlich die Residenzen der Waldburger Herren.
Auch geografisch kommt man nicht weiter. Im Norden bildet die Donau die Begrenzungslinie und im Süden der Bodensee. Im Westen kommt man in Erklärungsnot. Gehört der Linzgau dazu? Wo endet Oberschwaben? Im Osten dasselbe – der Übergang zum Allgäu ist fließend. Im Volksmund heißt es: Da, wo die Kühe schöner sind als die Mädchen, da beginnt das Allgäu.
Den Begriff ›Oberschwaben‹ haben die Habsburger in die Welt gesetzt. König Rudolf richtete 1274 den Gerichtsbezirk ›Suevia superior‹ ein. Dieser erstreckte sich von dem Fluss Lech bis zum Schwarzwald. Mit Napoleon fielen dann die Gebiete zwischen Lech und Iller an die Bayern. Aber auch hier legt man heute noch Wert darauf, Schwabe zu sein.
All diese Überlegungen führen dazu, dass jeder seine eigene Oberschwaben-Definition zu finden sucht. Probieren Sie es aus. Vielleicht hilft Ihnen ja dieser Reiseführer dabei.
Übrigens: Für viele Oberschwaben ist es das Land, das im Norden vom heiligen Berg, dem Bussen, und im Süden vom zweiten Wahrzeichen Oberschwabens, der Waldburg, aus gesehen werden kann.
Karte
92834.jpgZwischen Waldburg und Bussen
DS1_IMG_9907.jpg1 Mächtige Burg und Wahrzeichen Oberschwabens
Waldburg
Ein Besuch der Waldburg ist Pflicht auf jeder Oberschwabenreise. Nicht nur, weil sie die Stammburg jenes Adelsgeschlechtes ist, das weite Teile des Landes jahrhundertelang regiert und die freien Reichsstädte in Schach gehalten hat. Die Burg gilt heute noch als Wahrzeichen Oberschwabens dank ihrer exponierten Lage auf einem 772 Meter hohen Drumlin. So heißen die aus der Eiszeit zurückgebliebenen Erhebungen Oberschwabens. Vor allem im Frühjahr wirkt die Waldburg mit der schneebedeckten Bergkulisse im Hintergrund durchaus majestätisch.
Die präzisen Anfänge des Geschlechts der Waldburger liegen eher im Dunkeln. Seit 1192 sind sie als Truchsesse am staufischen Hof bekannt. In dieser Zeit entstand auch die Burg. Zu Ruhm kam sie in den Jahren von 1220 bis 1226 als Aufbewahrungsort der Insignien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Dazu gehörten Krone, Zepter, Schwert, Krönungsmantel und der im Waldburger Wappen enthaltene Reichsapfel. Die Originale befinden sich heute in der Wiener Hofburg. Im Museum widmet sich ein Teil der Ausstellung der besonderen geografischen Lage der Waldburg. Diese war nicht nur aus strategischen Gründen interessant, sondern auch