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Rund um die Mondscheininsel - Märchenhaftes von Berthold Reichel
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eBook94 Seiten1 Stunde

Rund um die Mondscheininsel - Märchenhaftes von Berthold Reichel

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Über dieses E-Book

Der fast vergessene Künstler Berthold Reichel aus Kappeln an der Schlei hat in seiner kurzen Schaffensphase ein sehr großes Erbe hinterlassen. Ein Teil davon sind die hier durch seinen Urenkel zusammengestellten Märchen und Erzählungen.
SpracheDeutsch
HerausgeberAnno Stock
Erscheinungsdatum16. Sept. 2019
ISBN9783967242959
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    Buchvorschau

    Rund um die Mondscheininsel - Märchenhaftes von Berthold Reichel - Berthold Reichel

    Impressum

    Vorwort / über Berthold Reichel

    Herdecke, 23.08.2019

    Berthold Reichel begleitet mich seit meiner frühesten Kindheit. Meine Mutter saß oft bei mir oder meinen Geschwistern am Bett, um uns Geschichten vorzulesen. Dazu zählten natürlich bekannte Märchen der Gebrüder Grimm oder die fantastischen Abenteuer der Pippi Langstrumpf. Manchmal kam es aber auch vor, dass Mama ein Buch von „Opa selig mit ins Kinderzimmer nahm. Schon früh erfuhr ich, dass der geheimnisvolle Opa nicht „Selig mit Vornamen hieß, sondern Berthold. Und dass es mich um meinen Urgroßvater handelte, den selbst mein Vater und seine Geschwister nicht mehr kennenlernen konnten. Mein Vater ist Jahrgang 1941, sein großer Bruder war kaum älter – und Berthold Reichel verstarb 1936. Wahrscheinlich rührte daher die Formulierung „Opa selig": Eben der Opa, der nicht mehr unter den Lebenden weilte, aber weiterhin ein fester Teil der Familie blieb. Kein Wunder, bei dessen ungeheurer Kreativität und Schaffenskraft, die er in seinem viel zu kurzen Leben unterzubringen wusste.

    Berthold Reichel wurde am 23.08.1881 in Bordesholm geboren und wuchs anschließend in Rendsburg auf. Früh muss er sich für den Beruf des Lehrers entschieden haben, zu dem er in Apenrade (heute dänisch Åbenrå) und Eckernförde ausgebildet wurde. Als solcher arbeitete er kurzzeitig in Prinzenmoor und Neumünster. 1913 kam er dann als Mittelschullehrer für Biologie, Kunst, Musik und Englisch nach Kappeln an der Schlei.

    Als fantasievoller, vielseitig interessierter junger Mann begann er schon früh, Märchen, Geschichten und Gedichte niederzuschreiben. Es gibt auch einige Lieder, deren Melodien und Texte von Berthold Reichel stammen.

    Die Kriegsjahre 1914 bis 1918 war er Soldat. Sein Talent im Anfertigen von Scherenschnitten hatte er wohl schon Jahre vor Kriegsbeginn entdeckt und muss bald schon sehr geschickt darin gewesen sein. Das Schneiden wurde jedenfalls zu einem so wichtigen Hobby, dass er Schere und Papier mit an die Front nach Flandern und Frankreich nahm. Womöglich, so lassen sich Auszüge seiner ebenfalls dort entstandenen, schriftlichen Kriegserinnerungen interpretieren, erntete er dafür teilweise etwas Spott seiner Kameraden. Spätestens, als er Wartezeiten im Schützengraben damit überbrückte, ebenjene mit Papier und Schere zu portraitieren, erwiesen sie ihm aber höchsten Respekt. Doch schon jetzt waren es nicht nur Portraits, sondern Tiere, Eindrücke aus der Natur, Tiere, Hexen, Nymphen und allerlei andere Fabelwesen, die er zu Papier brachte. Der Hintergrund dafür ist rasch erklärt: Im Schützengraben erinnerte sich Berthold gerne an seine Geschichten und unterhielt damit seine Kameraden. Vielleicht ist ihm dabei der Gedanke gekommen, dass bebilderte Geschichten besser funktionieren als solche, die aus reinem Text bestehen. Womit er den richtigen Riecher gehabt haben dürfte, denn ich war schon immer begeistert vom zeitlosen und oftmals sehr naturnahen Charakter seiner Scherenschnitte.

    Nach dem Krieg half ihm sein Talent, das inzwischen erworbene Kappelner Haus abzuzahlen und die Familie zu ernähren. Denn als Mittelschullehrer wurde er nur dürftig bezahlt, also freute er sich über Aufträge als Künstler. Einige Zeitschriften und Verlage ließen ihn Grimms Märchen und Theodor Storms Novellen illustrieren. Im Jahre 1927 erschien mit dem „Hexenkoffer" auch sein erstes Buch, das er mit eigenen Scherenschnitten illustrierte.

    Als er 1936 an den Folgen einer Tuberkulose starb, hinterließ er nicht nur eine junge Familie, sondern auch einen kreativen Schatz, dessen sich die Familie annahm.

    Seine Tochter Agnes, meine Großmutter, betätigte sich als Töpfermeisterin ebenfalls kreativ. Außerdem griff sie selbst gerne zur Schere, um die Motive ihres Vaters nachzuschneiden. Auch war es ihre Idee, einige der schönsten Motive als Postkarte herauszubringen und zu verkaufen.

    In der nächsten Generation ging die Töpferei an ihren Sohn Rüdiger, meinen Onkel, weiter. Mein Vater Gerhard hingegen griff nach dem Tode meiner Großmutter 1992 das „Projekt Scherenschnitt" auf, um es zu erweitern. Gemeinsam mit meiner Mutter überträgt er die Kunst Berthold Reichels (sowie die vieler anderer Scherenschnittkünstler) auf Postkarten, Tischkarten, Tischlaternchen, Geschenkanhänger, Lesezeichen und mittlerweile auch auf die von mir und meiner Lebensgefährtin Joana ersonnenen Schokobanderolen. Meine Mutter Ulrike Saß-Stock ist zudem als Kunsthandwerkerin geschickt darin, die Scherenschnitte zu Sägeschnitten zu machen: Unter ihren Händen entstehen aus Sperrholz schöne Dinge wie Bücherständer, Fotomappen und Weihnachtsdekoration. Die genannten Produkte verkaufen meine Eltern vor allem auf Kunsthandwerker- und Weihnachtsmärkten.

    Inzwischen ist die nächste Generation von Berthold Reichels Erben erwachsen. Meine Cousine Debora betreibt die Kappelner Töpferei noch immer an gleicher Adresse. Da ich mich, quasi als Spätberufener, für den Beruf des freien Texters, Redakteurs und Autors entschieden habe, fühle ich mich dem geistigen Erbe meines Urgroßvaters ebenfalls verbunden. Für mich stehen dabei allerdings nicht die Scherenschnitte, sondern die Märchen und Erzählungen von Berthold Reichel im Mittelpunkt.

    Beim Blick auf den Kalender stelle ich gerade fest, dass Uropa Berthold heute seinen 138. Geburtstag feiern würde. Ich glaube, dass er diese Neuauflage seiner Märchen und Geschichten begrüßen würde und man sie vielleicht auch als ein Geburtstagsgeschenk verstehen darf. Bei der Abschrift war ich an einigen Stellen etwas irritiert, denn diverse Abschnitte wirken arg eingekürzt. Womöglich ist dadurch auch sinngemäß nicht mehr alles so, wie Berthold Reichel es sich ursprünglich gedacht hatte. Ich möchte mir aber nicht anmaßen, hier in seinem (vermeintlichen) Sinne weiterzudenken. Also habe ich alles so abgeschrieben, wie es mir vorlag. Lediglich habe ich mir erlaubt, einige ellenlange Schachtelsätze der besseren Lesbarkeit wegen zu teilen. Bei den hier zusammengestellten Texten handelt es sich nur um einen Teil seines Gesamtwerkes. Vollständig erhalten geblieben ist selbiges wohl leider nicht mehr, aber wahrscheinlich werden noch einige Bände mit seinen Geschichten folgen.

    Nun wünsche ich allen Lesern viel Freude beim Schmökern der Geschichten von Opa selig. Und Dir, Uropa, meinen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

    Anno Stock

    1. Das alte Bildnis

    Mit dem Alter wurde der Fischerkatenpeter immer geiziger. Als junger Mann war er ein ganz netter Kerl gewesen, aber er hatte eine geizige Frau geheiratet – und Geiz ist ansteckend wie eine Krankheit. So verbargen die beiden also einen Sparstrumpf nach dem anderen voll harter Taler im Bettstroh und gönnten sich kaum das Notwendigste. Noch viel weniger als sich selber jedoch gönnten sie es der armen, alten Henny, die krank auf einem wackeligen Stuhl in der Ecke saß. Sie war die Schwester von Peters verstorbener Mutter und hatte sich, solange sie es denn konnte, redlich in seinem Haushalt abgemüht. Nun litt sie an der Gicht, konnte keinen Finger mehr rühren und keinen Fuß aufsetzen. Und wenn man ihre Hand nahm, um ihr einen guten Tag zu wünschen, fühlte diese sich an wie mehliger, weicher Brotteig, so kraftlos war sie.

    Und doch war Henny einmal das flinkste und schönste Mädchen im ganzen Dorf gewesen. So schön, dass sich ein junger Maler, der bei ihren Eltern ein Zimmer gemietet hatte, um in der schönen Gegend Studien zu machen, schnurstracks

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