Alabama: Die großen Western Classic 67 – Western
Von Joe Juhnke
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Über dieses E-Book
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr.
Seine Wiege stand am Black Warrior zwischen Eutawa und Jasper im Staate Alabama. Seine Eltern waren ehrsame Kaufleute und betrieben ein gut gehendes Handelsgeschäft. Sie hießen Piet und Elsa Gorda und lebten als angesehene Bürger im Biringham County. Ihren einzigen Sohn nannten sie Jack. Er wuchs einer sorgenfreien Zukunft entgegen und sollte später einmal das Geschäft seiner Eltern übernehmen. Doch Jack hatte seine eigenen Zukunftspläne. Er fühlte sich nicht zum Kaufmann geboren und wollte ein freier Mann sein. Mit vierzehn Jahren konnte er einen wilden Broncho zureiten, mit fünfzehn Jahren das Schießeisen führen, dass es seine Eltern in Schrecken versetzte. Die einfachen Menschen erkannten immer deutlicher, dass ihr über alles geliebter und verwöhnter Jacky einen eigenen Weg verfolgte, einen Weg, der einmal in einem tiefen Abgrund enden musste. Und es erfüllte sie diese Erkenntnis mit großem Schrecken und bitterer Sorge. Trotzdem aber wuchs Jack Gorda voller Achtung und Ehrfurcht vor seinen Eltern auf. Er wurde groß und stark, zäh und sehnig, er wurde ein wahrer Prachtbursche mit breiten Schultern und Kräften, von denen man im ganzen County sprach. Aber mit dem weiteren Wachstum seiner Gestalt und seines Geistes wuchs auch sein Wille. Er wollte mit aller Gewalt hinaus in die große Welt, er wollte das verheißungsvolle Abenteuer und die Gefahren kennen lernen. Ihn lockte der ferne Westen, der damals noch wild und unerschlossen war. Das Leben unter dem freien Himmelszelt, im Urwald und auf der Prärie, in den Bergen und den rauschenden Wassern der großen Ströme und der stillen Seen, kurz, das Abenteuer. Ihn trieb es unaufhaltsam in das Land der Hoffnung, den goldenen Westen, in dem er aber doch nur Enttäuschung fand, ihn trieb es in ein Abenteuer, so gefährlich, wie er es sich nur je gewünscht hatte, und er verschaffte sich auch tatsächlich einen berühmten und rühmlichen Namen. Aber man nannte ihn stets nur im Zusammenhang mit einer wilden Verwünschung, mit einem ellenlangen Fluch, man sprach ihn auch nur unter besten Freunden laut aus, weil auf ihm ein Fluch, der Tod, ruhte. »Alabama«. Aus Jack Gorda wurde »Alabama« .
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Alabama - Joe Juhnke
Die großen Western Classic
– 67 –
Alabama
… war sein Name und sein Fluch zugleich
Joe Juhnke
Seine Wiege stand am Black Warrior zwischen Eutawa und Jasper im Staate Alabama. Seine Eltern waren ehrsame Kaufleute und betrieben ein gut gehendes Handelsgeschäft. Sie hießen Piet und Elsa Gorda und lebten als angesehene Bürger im Biringham County.
Ihren einzigen Sohn nannten sie Jack. Er wuchs einer sorgenfreien Zukunft entgegen und sollte später einmal das Geschäft seiner Eltern übernehmen. Doch Jack hatte seine eigenen Zukunftspläne.
Er fühlte sich nicht zum Kaufmann geboren und wollte ein freier Mann sein. Mit vierzehn Jahren konnte er einen wilden Broncho zureiten, mit fünfzehn Jahren das Schießeisen führen, dass es seine Eltern in Schrecken versetzte.
Die einfachen Menschen erkannten immer deutlicher, dass ihr über alles geliebter und verwöhnter Jacky einen eigenen Weg verfolgte, einen Weg, der einmal in einem tiefen Abgrund enden musste. Und es erfüllte sie diese Erkenntnis mit großem Schrecken und bitterer Sorge.
Trotzdem aber wuchs Jack Gorda voller Achtung und Ehrfurcht vor seinen Eltern auf. Er wurde groß und stark, zäh und sehnig, er wurde ein wahrer Prachtbursche mit breiten Schultern und Kräften, von denen man im ganzen County sprach.
Aber mit dem weiteren Wachstum seiner Gestalt und seines Geistes wuchs auch sein Wille. Er wollte mit aller Gewalt hinaus in die große Welt, er wollte das verheißungsvolle Abenteuer und die Gefahren kennen lernen. Ihn lockte der ferne Westen, der damals noch wild und unerschlossen war. Das Leben unter dem freien Himmelszelt, im Urwald und auf der Prärie, in den Bergen und den rauschenden Wassern der großen Ströme und der stillen Seen, kurz, das Abenteuer.
Ihn trieb es unaufhaltsam in das Land der Hoffnung, den goldenen Westen, in dem er aber doch nur Enttäuschung fand, ihn trieb es in ein Abenteuer, so gefährlich, wie er es sich nur je gewünscht hatte, und er verschaffte sich auch tatsächlich einen berühmten und rühmlichen Namen.
Aber man nannte ihn stets nur im Zusammenhang mit einer wilden Verwünschung, mit einem ellenlangen Fluch, man sprach ihn auch nur unter besten Freunden laut aus, weil auf ihm ein Fluch, der Tod, ruhte.
»Alabama«.
Aus Jack Gorda wurde »Alabama«, der Mann, den es ruhelos durch das Land trieb, gejagt, gehetzt und gefürchtet. Eine typische Erscheinung seiner Zeit, ruhmsüchtig, blutgierig und gottlos.
Er vergaß die Gesetze des Landes und der Menschlichkeit, er vergaß seinen Glauben. Er wurde geachtet und gefürchtet, er wurde gehasst und geliebt zugleich. Er erreichte die Pforte der Hölle, ehe ihn sein zweites »Ich«, der gute Kern, den ihm seine Eltern mitgegeben, zurückriss.
Doch da war es auch schon zu spät für ihn, den Mann, der immer nur Held, kein Verbrecher sein wollte, der als Jack Gorda geboren wurde und dennoch immer und überall nur »Alabama« hieß.
*
Es zog ihn hinaus in die weite, schöne und wilde Welt, die er genießen, die er erleben wollte. Er war wie der Zugvogel, den der natürliche Trieb und Instinkt immer wieder weiterziehen lässt, er war wie ein Ahornblatt, das sich aus den Ästen löst und vom Spiel des Windes über das Land hinweggetrieben wird. Sein Blut wallte unruhig und begehrlich auf, wenn er etwas länger an einem und demselben Ort verweilte. Und er wusste nicht, woher diese Unruhe, diese verfluchte Unruhe kam, die ihn immer wieder weiter- und vorwärtsriss.
Planlos zieht er durch das Land, rastlos, ruhelos, von seinem zweiten Ich gehetzt und gejagt, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern, nach Männern von großem Ruf, mit denen er sich messen kann.
*
Das Tal, das sich vor Alabama ausbreitet, ist unendlich weit und von duftenden Bärengräsern überzogen. Es liegt zwischen dem Concho River und dem Colorado, wahrhaftig in einem der schönsten Landstriche der Staaten, mitten im Herzen von Texas und bietet alljährlich riesigen Rinderherden vortreffliche Weiden. Für die umliegenden Ranchen bilden sie den Grundstock der Wohlhabenheit ihrer Besitzer. Schweigend nehmen die Augen des einsamen Reiters dieses herrliche Landschaftsbild in sich auf, und er hält seinen Braunen eine Weile an. Doch schon bald schweifen die Augen des Ruhelosen weiter und bleiben auf der allmählich vor ihm auftauchenden Silhouette der Stadt haften, die jenseits des herb duftenden, blühenden Grasteppichs liegt.
Diese Stadt nennt sich San Angelo und ist Jack Gordas vorläufiges Ziel.
Seinem Pferd leicht die Sporen gebend, galoppiert er auf dieses Ziel zu.
*
Von weither kommen viele Menschen nach San Angelo, denn die Stadt ist bekannt wegen ihres berühmten Rodeos.
Cowboys, Farmer und von weither gekommene Abenteurer kämpfen hier in friedlichem Wettstreit um die ausgesetzten, meist wertvollen Trophäen und um den Ruf eines »Königs der Zureiter«, den »Pistolenkönig« oder den Ruf, der beste Lassowerfer des ganzen Landes zu sein. Eine recht wilde und raue Gesellschaft versammelt sich an diesen Tagen in San Angelo. Hagere, knorrige und ledergegerbte Cowboys, die den wilden Broncho, den zweijährigen Stier brechen.
Sie fangen die wildesten Tiere ein und reiten sie ohne Sattel, so verlangt es die Kampfregel. Und es kommen auch Männer, deren ganze Stärke nur im Colt und seiner Handhabung liegt. Sie treffen hier auf Gegner mit bereits berühmten Namen, sie versuchen alle ihre Leistungen noch mehr zu steigern, um nur einmal in ihrem Leben die wertvolle Trophäe, den silberbeschlagenen Colt, die modernste Winchester zu gewinnen. Sie wachsen über sich selbst hinaus und zeigen tatsächlich höchst erstaunliche Leistungen.
Doch es sind fast immer dieselben, die den Rahm abschöpfen. Garry Sramford von der Ahorn-Mannschaft als Puncher, Lime Kenedy von der Vier-Tannen-Ranch als Pistolenschütze. Sie besitzen bereits eine ganze Galerie von wertvollen Preisen, und ihre Namen sind bekannt.
Nur ganz selten gewinnt irgendein Fremder einen der ausgesetzten Preise.
Doch heute erlebt San Angelo seine große Sensation.
Im letzten Stechen stehen Lime Kenedy und ein Fremder, der sich Milton Water nennt, gegenüber.
Es geht um ein modernes, prächtiges Schießeisen, eine handgeschmiedete Arbeit der Firma Samuel Colt, und sie wurde eigens für das Rodeo in San Angelo hergestellt. Die Waffe liegt neben den anderen ebenfalls wertvollen Preisen in einer mächtigen Glasvitrine und ist der Anziehungspunkt für viele neugierige Gaffer. Man betrachtet die Waffe voller Neid, und die beiden Männer, die im letzten Durchgang gleich stark vor den Scheiben stehen, mit missgünstigen Blicken.
Das Herz eines jeden biederen Bürgers schlägt beim Anblick des kostbaren Schießeisens schneller. Der Lauf ist mit malerischen Ornamenten geschmückt und funkelt im Licht der Sonne, das sich an den Wänden der Glasvitrine bricht wie eine Handvoll Silber in der Rüttelpfanne. Die Trommel ist mit denselben Zeichen verziert, und der Hahn hat eine besondere Erhebung, die eine rasche Handhabung gestattet. Dieser Colt ist keiner von der herkömmlichen Fabrikware. Mit ihm zu schießen, muss wahrlich eine Freude sein. Schlank und zierlich gegen das Ungetüm selbst wirkt der schmale, mit silbernen Platten beschlagene Kolben. Er ist geradezu geschaffen für eine schlanke, aber sehnige Faust.
Kein Wunder also, dass die Beteiligung gerade in dieser Kür besonders stark war.
Doch sie waren alle nur Stümper gegen Lime Kenedy, der ja schon von vornherein als ausgemachter Favorit galt. Er knockte sie auch alle der Reihe nach aus. Nur ein Fremder, der gestern erst in die Stadt kam, zeigt ihm noch die Zähne. Seine Schüsse liegen mit genau derselben Präzision im Schwarzen wie die von Kenedy.
Aber Lime Kenedy fühlt sich stark und sicher. Schon seit fünf Jahren ist er der ungeschlagene Pistolenkönig im County, und auch dieses Mal wird ihm niemand den Rang streitig machen, auch der Fremde nicht.
Das Stechen der beiden erwartet man mit demselben Interesse, das man dem wertvollen Colt entgegenbringt, und obwohl sich jeder selbst dieses Schießeisen wünscht, gönnt man es lieber Lime Kenedy als dem überheblichen Fremden.
»Old Trinidy dancing Box«, die am Rande der Stadt steht, scheint wie leergefegt, und die wenigen Männer, die da schnarchend an den langen Tischen hocken, sind nur deshalb zurückgeblieben, weil ihre Beine nicht mehr die nötige Kraft besitzen, sich zum Kampfplatz zu schleppen. Der Alkohol ist doch stärker als ihr Wille.
Ansonsten steht alles draußen auf dem Feld. In gespannter Erwartung verfolgen sie die Auseinandersetzung zwischen diesem Milton und Kenedy.
Mr Lehare, der Bürgermeister von San Angelo. Sheriff Eldoro und Rancher Chris sind die Kampfrichter. Die Distanz liegt bei dreißig Schritt.
Lime Kenedys Schießeisen hat bereits gesprochen, und nun wartet man mit Ungeduld und Spannung auf das Ergebnis.
Eine große Tafel am Ende der Gasse steigt hoch. Sie zeigt von sechs Schuss sechs Treffer an.
Nun bricht der Jubel der Menge los.
»Linie Kenedy«, schrien seine Anhänger und wirbeln begeistert ihre Hüte durch die Luft. »Ein Hoch auf den neuen Pistolenkönig des Angelo County!«
Und während die Begeisterung in immer neuen Wellen über die Masse hinwegflutet, macht sich der Fremde in aller Ruhe zum Schuss bereit. Seine Bewegungen sind ohne die geringste Erregung, als er den Colt hebt und das winzige Ziel in der Ferne anvisiert. Sein Mund hat sich leicht geöffnet und zeigt ein zufriedenes Lächeln.
In dieser Sekunde tritt eine