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Der Einbrecher, der Ted Williams Verkaufte: Bernie Rhodenbarr, #6
Der Einbrecher, der Ted Williams Verkaufte: Bernie Rhodenbarr, #6
Der Einbrecher, der Ted Williams Verkaufte: Bernie Rhodenbarr, #6
eBook415 Seiten5 Stunden

Der Einbrecher, der Ted Williams Verkaufte: Bernie Rhodenbarr, #6

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Über dieses E-Book

Bernie Rhodenbarr hat sich tatsächlich auf den Pfad der Tugend begeben. Es ist bereits ein Jahr her, seit er sich zum letzten Mal unerlaubt Zutritt zu einem fremden Heim verschafft hat. Doch jetzt zwingt ihn die Drohung seines skrupellosen Vermieters, die Miete um 1.000 Prozent zu erhöhen, zurück ins Verbrecherleben – zugegebenermaßen ein Schritt, der dem Buchhändler und (vorübergehend) geläuterten Einbrecher nicht allzu schwerfällt. Als er von der Polizei fälschlich beschuldigt wird, eine überaus wertvolle Sammlung von Baseballkarten gestohlen zu haben, hätte Bernie deshalb sogar ein Alibi: Er war genau zu dem fraglichen Zeitpunkt damit beschäftigt, eine andere Wohnung auszuräumen … eine, in deren Badezimmer sich eine eingeschlossene Leiche befand.

 

Nun steckt Bernie in einem Dilemma. Er könnte den Einbruchsverdacht gegen eine Mordanklage eintauschen. Oder er kann die Karten selbst mischen und versuchen, den Joker im Spiel zu finden – jemanden, der möglicherweise denkt, dass es sich bei Mord um den wirklichen amerikanischen Nationalsport handelt.

 

»Dieser Roman ist ein absoluter Genuss – der lustigste und klügste Krimi mit Insiderwitzen seit … dem letzten Bernie-Roman vor zehn Jahren. Ganz nebenbei werden wir verwöhnt mit einer Flut von Einzeilern, literarischen Anspielungen (wie die Figur, die unter der Edna-St.-Vincent-Malaise leidet – der poetischen Depression bei Frauen) und Sticheleien auf Kosten von Autorkollegin Sue Grafton (zu deren Werken, so erfahren wir, auch F wie Schärfe und G wie Punkt zählen). Die Handlung gerät ein wenig aus den Fugen, aber wen kümmert das, wenn man Spaß hat? Bitte, Bernie, lass uns nicht wieder ein Jahrzehnt auf deinen nächsten Coup warten.«   ~ Bill Ott in Booklist

 

»Herrlich entspannte Krimikost von einem Meister, der alles ganz einfach erscheinen lässt. Bernie, es war schon viel zu lange her!« ~ Kirkus Reviews

SpracheDeutsch
HerausgeberLawrence Block
Erscheinungsdatum11. Nov. 2020
ISBN9781393386094
Der Einbrecher, der Ted Williams Verkaufte: Bernie Rhodenbarr, #6
Autor

Lawrence Block

Lawrence Block is one of the most widely recognized names in the mystery genre. He has been named a Grand Master of the Mystery Writers of America and is a four-time winner of the prestigious Edgar and Shamus Awards, as well as a recipient of prizes in France, Germany, and Japan. He received the Diamond Dagger from the British Crime Writers' Association—only the third American to be given this award. He is a prolific author, having written more than fifty books and numerous short stories, and is a devoted New Yorker and an enthusiastic global traveler.

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    Buchvorschau

    Der Einbrecher, der Ted Williams Verkaufte - Lawrence Block

    Kapitel 1


    »Nicht schlecht für einen Bruch«, sagte er. »Sie haben nicht zufällig ein anständiges Alibi

    Ich hörte die Kursivschrift nicht. Sie ist nicht da, um die Betonung zu verdeutlichen, sondern um zu zeigen, dass es sich um Titel handelte, genauer gesagt um gekürzte Titel. A wie Alibi und B wie Bruch, das waren die beiden Bücher, um die es sich drehte, und er hatte gerade ein Exemplar von Letzterem vor mich auf den Ladentisch gelegt, was mir eigentlich einen Hinweis hätte geben sollen. Aber das tat es nicht und ich hörte auch die Kursivschrift nicht. Ich hörte nur, wie ein stämmiger Kerl mit barscher Stimme von einem Einbruch sprach, einem offenbar erfolgreichen, und mich fragte, ob ich ein Alibi hätte. Und ich muss Ihnen gestehen, dass mir das einen Schrecken eingejagt hat.

    Denn ich bin ein Einbrecher, auch wenn das zu den Dingen gehört, von denen ich eigentlich nicht möchte, dass sie sich herumsprechen. Ich bin auch ein Buchhändler und in dieser Funktion saß ich gerade auf einem Hocker hinter dem Ladentisch von Barnegat Books. Tatsächlich war es mir gelungen, das Einbrechen völlig zugunsten des Bücherverkaufens aufzugeben: Es war bereits über ein Jahr her, seit ich mir zum letzten Mal heimlich Zutritt zu einem fremden Heim verschafft hatte. Wobei ich mich in der letzten Zeit so gefühlt hatte, als würde ich kurz vor dem stehen, was die aufrechten Menschen in Zwölf-Schritte-Programmen vermutlich einen Ausrutscher nennen.

    Weniger nachsichtige Seelen würden es als vorsätzlich begangenes Verbrechen bezeichnen.

    Wie auch immer man es benennt, es war ein sensibles Thema für mich. Ich gefror innerlich, dann fiel mein Blick auf das Buch und es begann zu dämmern. »Oh«, sagte ich. »Sue Grafton.«

    »Richtig. Haben Sie A wie Alibi

    »Ich denke nicht. Ich hatte ein Exemplar der Buchclub-Ausgabe, aber–«

    »Ich bin nicht an Buchclub-Ausgaben interessiert.«

    »Nein. Nun, selbst wenn Sie es wären, könnte ich sie Ihnen nicht verkaufen, da ich sie nicht mehr habe. Jemand hat sie gekauft.«

    »Warum kauft jemand eine Buchclub-Ausgabe?«

    »Nun, die Schrift ist ein wenig größer als die im Taschenbuch.«

    »Und?«

    »Dadurch lässt es sich leichter lesen.«

    Sein Gesichtsausdruck verriet mir, was er von Leuten hielt, die Bücher aus keinem besseren Grund kaufen, als sie zu lesen. Er war Ende dreißig, glattrasiert, trug Anzug und Krawatte und hatte dichtes, glänzend braunes Haar. Sein Mund war voll- und schmolllippig und er würde ein paar Kilo abnehmen müssen, wenn sein Kiefer eine Kontur bekommen sollte.

    »Wie viel?«, wollte er wissen.

    Ich prüfte den mit Bleistift auf das Vorsatzblatt geschriebenen Preis. »Achtzig Dollar. Mit Steuer macht das« – ein Blick auf die Steuertabelle – »Sechsundachtzig sechzig.«

    »Ich werden Ihnen einen Scheck ausstellen.«

    »Okay.«

    »Oder ich könnte Ihnen achtzig Dollar in bar geben«, sagte er, »und wir vergessen die Steuer einfach.«

    Manchmal funktioniert das. Wenn ich ehrlich sein soll, es gibt nicht viele Bücher in meinen Regalen, bei denen ich mich nicht zu zehn Prozent Rabatt oder so überreden lassen würde, auch ohne den Anreiz, den Gouverneur übers Ohr zu hauen. Aber ich sagte ihm, dass ein Scheck in Ordnung ginge und er ihn auf Barnegat Books ausstellen solle. Als er mit dem Schreiben fertig war, blickte ich den Scheck an und las die Unterschrift. Borden Stoppelgard hatte er geschrieben, und genau dieser Name war auch oben auf den Scheck aufgedruckt, gemeinsam mit einer Adresse in der östlichen 37th Street.

    Ich sah mir die Unterschrift an und blickte ihn an. »Können Sie sich ausweisen?«, fragte ich.

    Fragen Sie mich nicht, warum. Ich dachte nicht wirklich, dass irgendetwas mit ihm oder seinem Scheck nicht stimmte. Typen, die ungedeckte Schecks ausstellen, bieten einem nicht Bargeld an, um die Umsatzsteuer zu vermeiden. Ich vermute, ich mochte ihn einfach nicht und versuchte, ihn gründlich zu schikanieren.

    Er warf mir einen Blick zu, der bestätigte, dass er ebenfalls dieser Ansicht war, dann zog er seine Brieftasche hervor und zeigte mir eine Kreditkarte und seinen Führerschein. Ich überprüfte die Unterschrift, notierte seine Amex-Nummer auf der Rückseite des Schecks und sah mir dann das Foto auf dem Führerschein an. Das war er, offensichtlich, wenn auch mit weniger ausgeprägten Hängebacken. Ich las den Namen, Stoppelgard, Borden, dann fiel endlich der Groschen.

    »Borden Stoppelgard«, sagte ich.

    »Das ist richtig.«

    »Von Hearthstone Realty.«

    Sein Gesichtsausdruck wurde wachsam. Er hatte von Haus aus keinen allzu offenen Eindruck gemacht, aber jetzt glich er einer Festung. Und er schien eifrig damit beschäftigt, einen Burggraben um sie herum auszuheben.

    »Sie sind mein Vermieter«, sagte ich. »Sie haben vor Kurzem dieses Haus gekauft.«

    »Ich besitze eine Menge Häuser«, sagte er. »Ich kaufe und verkaufe sie.«

    »Sie haben dieses hier gekauft und jetzt wollen Sie meine Miete erhöhen.«

    »Sie werden doch nicht leugnen wollen, dass sie lächerlich niedrig ist.«

    »Sie beträgt achthundertfünfundsiebzig im Monat«, sagte ich. »Am Jahresersten läuft der Mietvertrag ab, und Sie haben mir einen neuen Mietvertrag mit zehntausendfünfhundert Dollar im Monat angeboten.«

    »Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen das hoch vorkommt.«

    »Hoch?«, sagte ich. »Wie kommen Sie darauf?«

    »Aber ich kann Ihnen versichern–«

    »Versuchen Sie es mit stratosphärisch«, schlug ich vor.

    »–dass das vollkommen im Einklang mit dem Markt ist.«

    »Alles, was ich weiß«, sagte ich, »ist, dass das völlig indiskutabel ist. Sie wollen, dass ich im Monat mehr zahle, als ich bis jetzt für ein Jahr gezahlt habe. Das ist eine Erhöhung um was, zwölfhundert Prozent? Zehntausendfünfhundert ist mehr als mein Umsatz, Himmelherrgott!«

    Er zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, dann müssen Sie ausziehen.«

    »Ich will nicht umziehen«, sagte ich. »Ich liebe diesen Laden. Ich hab ihn von Mr. Litzauer übernommen, als der beschloss, sich zur Ruhe zu setzen und nach Florida zu ziehen, und ich will ihn behalten, bis ich mich zur Ruhe setze, und–«

    »Vielleicht sollten Sie in Betracht ziehen, sich vorzeitig zur Ruhe zu setzen.«

    Ich starrte ihn an.

    »Sehen Sie der Wahrheit ins Auge«, sagte er. »Ich erhöhe die Miete nicht, um Ihnen eins auszuwischen. Glauben Sie mir, es ist nicht persönlich. Ihre Miete war bereits ein Glücksfall, bevor Sie den Laden übernommen haben. Irgendein Idiot hat Ihrem Kumpel Litzauer einen Mietvertrag über dreißig Jahre gegeben und die darin festgelegten Erhöhungen haben nicht einmal ansatzweise mit den realen Gegebenheiten für gewerbliche Immobilien in einer inflationären Wirtschaft mithalten können. Wenn ich Sie losgeworden bin, werde ich diese ganzen Regale herausreißen und den Laden an ein thailändisches Restaurant oder einen koreanischen Lebensmittelhändler vermieten. Und wissen Sie, was ich für so ein nettes großes Objekt wie dieses hier bekommen werde? Vergessen Sie die Zehntausendfünfhundert. Versuchen Sie es mit fünfzehn im Monat, fünfzehntausend Dollar, und der Mieter wird froh sein, sie zu zahlen.«

    »Aber was soll ich tun?«

    »Ist nicht mein Problem. Ich bin mir aber sicher, dass es Orte in Brooklyn oder Queens gibt, wo Sie dieselbe Anzahl an Quadratmetern mit einer erschwinglichen Miete bekommen werden.«

    »Wer kommt dorthin, um Bücher zu kaufen?«

    »Wer kommt hierher, um Bücher zu kaufen? Sie sind ein Anachronismus, mein Freund. Sie stammen noch aus der Zeit, als die 4th Avenue auf der ganzen Welt für ihre Buchläden berühmt war. Dutzende von Buchläden, und was ist mit denen passiert? Das Geschäft hat sich verändert. Taschenbücher haben den Markt für gebrauchte Bücher untergraben. Das normale Antiquariat gehört der Vergangenheit an und die Besitzer haben sich entweder zur Ruhe gesetzt oder sind gestorben. Die paar, die noch übrig sind, nähern sich wie Sie dem Ende von langjährigen Mietverträgen. Oder die Läden gehören schlauen alten Käuzen, die ihr Gebäude vor Jahren kurzerhand gekauft haben. Sie sind in einer aussterbenden Branche, Mr. Rhodenbarr. Wir haben einen wunderbaren Septembernachmittag und ich bin der einzige Kunde in Ihrem Laden. Was sagt uns das über Ihr Geschäft?«

    »Dass ich vermutlich Kiwis verkaufen sollte«, sagte ich. »Oder kalte Nudeln mit Sesamsauce.«

    »Sie könnten dieses Unternehmen wahrscheinlich profitabel machen«, sagte er. »Schmeißen Sie fünfundneunzig Prozent von diesem Schrott weg und spezialisieren Sie sich auf hochpreisige Sammlerstücke. Auf diese Weise könnten Sie mit einem Zehntel der Quadratmeter auskommen. Sie könnten das Ladengeschäft aufgeben und Ihr Geschäft von einem Büro in einem oberen Stockwerk aus betreiben. Oder sogar von zu Hause aus. Aber ich will Ihnen nicht sagen, wie Sie Ihr Geschäft führen sollten.«

    »Sie sagten mir bereits, dass ich es aufgeben soll.«

    »Erwarten Sie von mir, dass ich Sie bei einer dem Untergang geweihten Unternehmung unterstütze? Ich bin nicht aus Spaß im Geschäft.«

    »Aber«, sagte ich.

    »Aber was?«

    »Aber Sie sind ein Kunstmäzen«, sagte ich. »Ich habe Ihren Namen letzte Woche in der Times gelesen. Sie haben ein Gemälde für eine Spendenauktion zugunsten der New York Public Library gespendet.«

    »Mein Buchhalter hat mir dazu geraten«, sagte er. »Er hat mir erklärt, dass ich so mehr Steuern spare, als ich bei einem Verkauf des Gemäldes eingenommen hätte.«

    »Trotzdem, Sie haben literarische Interessen. Buchläden wie dieser hier sind ein Kulturgut, auf ihre Weise ebenso wichtig wie die Bibliothek. Das werden Sie doch wohl zu schätzen wissen. Als ein Sammler–«

    »Ein Investor.«

    Ich deutete auf B wie Bruch. »Eine Investition?«

    »Natürlich, und noch dazu eine verdammt gute. Krimis von Frauen sind im Moment ein heißes Thema. Alibi hat weniger als fünfzehn Dollar gekostet, als es vor zehn Jahren oder so veröffentlicht wurde. Wissen Sie, was ein makelloses Exemplar mit Schutzumschlag jetzt einbringt?«

    »Nicht aus dem Stand.«

    »Irgendwas um die Achthundertfünfzig. Deshalb kaufe ich Grafton, kaufe ich Nancy Pickard, kaufe ich Linda Barnes. Ich habe ein Abonnement bei Murder Ink für alle Erstlingsromane von weiblichen Autorinnen, weil man ja nie wissen kann, wer einmal wichtig wird. Aus den meisten von ihnen wird nie groß was werden, aber so muss ich mir wenigstens keine Sorgen machen, dass ich ein Buch verpassen könnte, das in ein paar Jahren von zwanzig Dollar auf tausend springt.«

    »Also sind Sie nur an Investitionen interessiert«, sagte ich.

    »Absolut. Sie erwarten von mir doch nicht, dass ich diesen Müll lese, oder?«

    Ich schob seine Kreditkarte über den Ladentisch, gefolgt von seinem Führerschein. Ich nahm den Scheck und riss ihn in der Mitte durch, dann noch einmal.

    »Verschwinden Sie«, sagte ich.

    »Was ist los mit Ihnen?«

    »Nichts ist los mit mir«, sagte ich. »Ich verkaufe Bücher an Leute, die sie lesen möchten. Ich weiß, dass das unzeitgemäß ist, aber es ist, was ich tue. Ich verkaufe sie auch an Leute, die es befriedigt, seltene Ausgaben ihrer Lieblingsautoren zu sammeln, und vermutlich auch an ein paar visuell orientierte Seelen, denen es einfach gefällt, wie gut Bücher neben ihrem Kamin aussehen. Vielleicht hab ich auch ein paar Kunden, die beim Kauf eine Investition im Auge haben, auch wenn mir das als eine ziemlich unsichere Art und Weise erscheint, für seine alten Tage vorzusorgen. Aber ich hatte noch nie einen Kunden, der eine so offenkundige Verachtung für das gezeigt hat, was er kauft, und ich denke nicht, dass ich diese Art von Kunden haben möchte. Ich bin womöglich nicht in der Lage, die Miete zu zahlen, Mr. Stoppelgard, aber so lange das hier mein Laden ist, sollte ich in der Lage sein zu entscheiden, von wem ich einen Scheck annehme.«

    »Ich gebe Ihnen Bargeld.«

    »Ich will auch nicht Ihr Bargeld.«

    Ich wollte nach dem Buch greifen, aber er schnappte es vor mir weg. »Nein!«, rief er. »Ich habe es gefunden und ich will es haben. Sie müssen es mir verkaufen.«

    »Einen Teufel muss ich.«

    »Sie müssen! Ich werde Sie verklagen, wenn Sie es nicht tun. Aber dazu wird es nicht kommen, oder?« Er zog einen Hundert-Dollar-Schein aus seiner Brieftasche, knallte ihn auf den Ladentisch. »Das Wechselgeld können Sie behalten«, sagte er. »Ich nehme das Buch. Wenn Sie versuchen, mich aufzuhalten, werde ich Sie wegen Körperverletzung anzeigen.«

    »Himmelherrgott«, sagte ich. »Ich werde nicht mit Ihnen darum kämpfen. Warten Sie einen Moment und ich gebe Ihnen das Wechselgeld.«

    »Ich hab Ihnen gesagt, Sie sollen es behalten. Was kümmert mich das Wechselgeld? Ich habe gerade ein Fünfhundert-Dollar-Buch für einhundert Dollar gekauft. Sie verdammter Narr, Sie kennen nicht einmal den Wert Ihres eigenen Bestands. Kein Wunder, dass Sie sich die Miete nicht leisten können.«

    Kapitel 2


    »Laut Oscar Wilde«, erklärte ich Carolyn, »ist ein Zyniker ein Mensch, der von allem den Preis, aber von nichts den Wert kennt. Ich würde sagen, das trifft Borden Stoppelgard ziemlich gut. Er liest die Bücher nicht, aber er weiß, was ihr Preis ist. Ich hab ein paar Krimibuchläden angerufen und der Hurensohn hat Recht gehabt, was die Preise betrifft. A wie Alibi bringt in vernünftigem Zustand knappe tausend Dollar. Und mein Exemplar von B wie Bruch war ein Fünfhundert-Dollar-Buch.«

    »Ich hab sie beide.«

    »Wirklich?«

    »Als Taschenbücher.«

    »Als Taschenbücher sind sie in etwa jeweils einen Dollar wert.«

    »Kein Problem, Bern. Ich wollte sie sowieso nicht verkaufen. Ich hab alle frühen Bücher der Reihe als Taschenbücher. Ich hab sie erst gebunden gekauft ab dem Buch über den Fotografen, der heimlich Fotos von dem Schuldirektor und der Nonne geschossen hat, um sie zu erpressen. Wie war der Titel noch mal?«

    »F wie Schärfe

    »Ja, das ist es. Ich denke, das war das erste ihrer Bücher, das ich als Hardcover erstanden hab. Oder war es das über den ausbeuterischen Sexualtherapeuten?«

    »G wie Punkt

    »Tolles Buch. Ich weiß, dass ich es als Hardcover besitze, und ich denke, ich hab das F auch gebunden. Aber ich hab sie nicht als Investition gekauft. Ich wollte nur nicht ein Jahr lang warten müssen, bis sie als Taschenbücher erscheinen. Bern? Denkst du, dass sie lesbisch ist?«

    »Sue Grafton? Nein, das denke ich nicht. Ist sie nicht verheiratet?«

    Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Nicht Sue Grafton«, sagte sie. »Ich bin mir sicher, dass sie hetero ist. Hab ich dir nicht erzählt, dass ich sie im letzten Frühjahr bei einer Signierstunde im Foul Play kennengelernt habe? Ihr Ehemann war auch dort. Ein echter Muskelprotz, sah aus, als könnte er einen Pontiac stemmen. Nein, ich würde sagen, sie ist definitiv hetero.«

    »Davon bin ich auch ausgegangen.«

    »Absolut keine lesbischen Schwingungen. Einhundert Prozent heterosexuell, das ist meine Einschätzung der Frau.« Sie seufzte. »Was für eine Verschwendung.«

    »Nun, wenn sie hetero ist–«

    »Definitiv, Bern. Keine Frage.«

    »Über wen hast du dir dann Gedanken gemacht?«

    »Kinsey.«

    »Kinsey?«

    »Kinsey Millhone.«

    »Kinsey Millhone?«

    »Bist du ein Echo? Ja, Kinsey Millhone. Was ist los mit dir, Bernie? Kinsey Millhone, führende Privatdetektivin von Santa Teresa in Kalifornien. Mein Gott, Bern, liest du die Bücher nicht?«

    »Natürlich lese ich die Bücher. Du denkst, dass Kinsey lesbisch ist?«

    »Ich denke, dass das durchaus möglich ist.«

    »Sie ist geschieden«, sagte ich, »und sie hat von Zeit zu Zeit etwas mit Männern und–«

    »Tarnung, Bern. Ich meine, sieh dir die Indizien an, okay? Sie kümmert sich nicht um Make-up, sie hat dieses eine Allzweckkleid, das sie auch im zehnten Buch der Reihe noch trägt. Sie ist störrisch, sie ist abgebrüht, sie ist verständig, sie ist logisch–«

    »Also muss sie lesbisch sein.«

    »Genau mein Punkt. Mein Gott, sieh dir die Männer an, mit denen sie sich einlässt, wie dieser Trottel von einem Polizisten. Reine Tarnung.« Sie zuckte mit den Schultern. »Nun, ich kann sehr gut verstehen, warum sie es verbirgt. Sie würde sonst eine Menge Leser verlieren. Aber wer weiß, was sie zwischen den Büchern so treibt?«

    »Hast du Sue Grafton gefragt?«

    »Soll das ein Witz sein? Ich hab kaum ein Wort herausgebracht. Das Letzte, was ich sie fragen wollte, war, was Kinsey im Bett treibt. Sie hat ihr Buch für mich signiert. Tatsächlich hat sie eine persönliche Widmung für mich reingeschrieben.«

    »Das ist großartig.«

    »Nicht wahr? Ich hab gesagt: ›Mrs. Grafton, mein Name ist Carolyn. Ich bin ein echter Kinsey-Millhone-Fan.‹ Und sie hat reingeschrieben: ›Für Carolyn, einen echten Kinsey-Millhone-Fan.‹«

    »Das ist ziemlich einfallsreich.«

    »Würde ich auch sagen. Nun, die Frau ist Schriftstellerin, Bern. Egal, auf jeden Fall hab ich eine signierte Ausgabe von einem ihrer Bücher, aber ich vermute nicht, dass die jemals tausend Dollar wert sein wird, denn es muss eine Unmenge davon geben. An jenem Tag reichte die Schlange bis um die nächste Ecke. Es ist das Buch über den Arzt. Hast du es schon gelesen?«

    »Noch nicht.«

    »Nun, mein Exemplar kannst du dir nicht ausborgen, weil es signiert ist. Du wirst auf das Taschenbuch warten müssen. Da du es noch nicht gelesen hast, werde ich jetzt nichts über die Mordmethode sagen, nur so viel, dass es ein echter Schocker ist. Der Typ ist ein Proktologe, falls dir das weiterhilft. Warum kann ich mich nie an die Titel erinnern?«

    »H wie Rektoskopie

    »Das ist es. Ein wunderbares Buch. Ich denke aber trotzdem, dass sie lesbisch ist, Bern. Das denke ich wirklich.«

    »Carolyn.«

    »Was?«

    »Carolyn, sie ist eine Figur. In einem Roman

    »Das weiß ich, Bern. Aber nur weil jemand zufällig eine Figur in einem Roman ist, kann er oder sie dann keine sexuellen Vorlieben haben?«

    »Aber–«

    »Und denkst du nicht, dass sie sich entscheiden könnte, sie für sich zu behalten? Dass sie Gründe haben könnte, es zu verbergen?«

    »Aber–«

    »Schon gut«, sagte sie. »Ich verstehe. Du bist aufgebracht wegen der Miete und weil du vielleicht den Laden verlierst. Deshalb kannst du nicht klar denken.«

    ∗ ∗ ∗

    Es war gegen sechs Uhr abends, etwa drei Stunden, nachdem mir Borden Stoppelgard ein Fünftel des fairen Marktwerts für mein Exemplar des zweiten Romans über die offenkundige Lesbe Kinsey Millhone bezahlt hatte. Ich saß mit Carolyn Kaiser im Bum Rap, einer schäbigen kleinen Kneipe in der 11th Street, Ecke Broadway. Auch wenn es vielleicht an die Zeit erinnert, als die 4th Avenue noch weitgehend von Antiquariaten besiedelt war, befindet sich Barnegat Books selbst in der 11th Street, etwa auf halbem Weg zwischen Broadway und University Place. (Man könnte sagen, dass es sich einen Steinwurf weit von der 4th Avenue entfernt befindet, aber es sind eineinhalb Blocks. Und wenn man einen Stein so weit werfen kann, gehört man nicht in die 4th Avenue oder die 11th Street. Man sollte oben in der Bronx sein und als Right Fielder für die Yankees spielen.)

    Ebenfalls in der 11th Street, aber zwei Häuser näher am Broadway, befindet sich die Poodle Factory, wo sich Carolyn einen prekären Lebensunterhalt mit dem Waschen und Pflegen von Hunden verdient, nicht wenige davon größer als sie selbst. Wir haben uns kurz, nachdem ich den Laden übernommen hatte, kennengelernt, uns sofort sehr gut verstanden und sind seitdem beste Freunde. Normalerweise essen wir gemeinsam zu Mittag und an fast jedem Tag kehren wir nach der Arbeit auf einen Drink im Bum Rap ein.

    In der Regel halte ich mich an einer Flasche Bier fest, während Carolyn ein paar Gläsern Scotch den Garaus macht. Heute jedoch, als die Kellnerin zu uns kam, um sich zu erkundigen, ob es das Übliche sein sollte, fing ich an zu sagen »Ja, klar«, unterbrach mich dann aber selbst. »Einen Moment, Maxine«, sagte ich.

    »Oh-oh«, sagte Carolyn.

    »Vergiss das Bier«, sagte ich. »Bring uns beiden Scotch.« Zu Carolyn sagte ich: »Was meinst du mit dem ›Oh-oh‹?«

    »Falscher Alarm«, sagte sie. »Vergiss das Oh-oh. Du hast mir nur einen kurzen Moment lang Sorgen gemacht, das ist alles.«

    »Ja?«

    »Ich hatte befürchtet, dass du Perrier bestellen würdest.«

    »Weil du weißt, dass ich von dem Zeug durchdrehe.«

    »Bern–«

    »Es sind die winzigen Bläschen. Sie sind klein genug, die Blut-Gehirn-Barriere zu durchdringen, und bevor man sich versieht–«

    »Bern, lass das.«

    »Die meisten Menschen«, sagte ich, »wären besorgt, wenn sie vermuten würden, dass ein Freund sich einen Scotch bestellen will, und wären erleichtert, wenn er sich Mineralwasser bestellt. Bei dir ist es genau umgekehrt.«

    »Bern«, sagte sie, »wir beide wissen, was es bedeutet, wenn eine gewisse Person Perrier bestellt.«

    »Es bedeutet, dass sie einen klaren Kopf bewahren möchte.«

    »Und geschickte Finger, schnelle Reflexe und all die anderen Dinge, die man braucht, wenn man sich unbefugt Zutritt zum Heim von jemand anderem verschaffen möchte.«

    »Nun mal langsam«, sagte ich. »Ich hab schon sehr oft ein Coke oder ein Perrier anstelle von Bier bestellt. Es bedeutet nicht immer, dass ich mich gerade darauf vorbereite, ein Verbrechen zu begehen.«

    »Das weiß ich. Ich gebe nicht vor, dass ich es verstehe, aber ich weiß, dass es so ist.«

    »Also?«

    »Ich weiß auch, dass du es dir zur Regel gemacht hast, keinen Alkohol zu trinken, bevor du losziehst, um irgendwo fassadenzuklettern, und–«

    »Fassadenzuklettern«, sagte ich.

    »Das ist ein Wort, oder?«

    »Und ein sehr blumiges noch dazu. Hier kommen unsere Drinks.«

    »Keinen Moment zu früh. Nun, auf das Verbrechen. Streich das, ich hab’s nicht so gemeint.«

    »Natürlich hast du das«, sagte ich und wir tranken.

    ∗ ∗ ∗

    Wir sprachen über meinen Vermieter, den Bücherfreund, und dann sprachen wir über Sue Grafton und ihre verkappte Heldin. Irgendwann dazwischen bestellten wir eine zweite Runde Drinks. »Zwei Gläser Scotch«, sagte Carolyn. »Ich vermute, ich muss mir wegen dir heute Abend keine Sorgen mehr machen.«

    »Du kannst beruhigt in dem Wissen einschlafen«, sagte ich, »dass ich einen in der Krone habe.« Ich blickte auf die Tischplatte, auf der ich damit beschäftigt war, mit dem Boden meines Glases ineinandergreifende Ringe zu produzieren, die das Logo der Olympischen Spiele nachahmen sollten. »Tatsächlich«, sagte ich, »hatte ich einen Grund, heute Abend Scotch zu bestellen.«

    »Ich bestelle immer Scotch«, sagte sie, »und glaub mir, ich hab immer einen Grund. Aber ich muss zugeben, dass du einen besonders guten Grund hattest nach der kleinen Szene mit deinem Freund Stoppelgard.«

    »Das ist nicht der Grund.«

    »Nein?«

    Ich schüttelte den Kopf. »Ich trinke«, sagte ich, »um sicherzustellen, dass ich heute Nacht keinen Einbruch begehe. Ich kämpfe jetzt schon seit zehn Tagen gegen den Drang an.«

    »Wegen–«

    »Der Mieterhöhung. Du weißt, dass ich nicht ins Büchergeschäft eingestiegen bin, um Geld zu machen. Ich dachte, dass ich wenigstens fast die schwarze Null erreichen könnte. Ich hab mein Geld mit Einbrüchen verdient, und durch den Laden hatte ich eine respektable Fassade und so viel Lesematerial, wie ich mir nur wünschen konnte. Ich dachte auch, dass es ein guter Ort sein würde, um Frauen kennenzulernen.«

    »Nun, du hast mich kennengelernt.«

    »Ich hab viele Leute kennengelernt und die meisten dieser Treffen waren angenehm. Ein schöner Aspekt des Büchergeschäfts ist, dass deine Kunden dazu neigen, belesen zu sein, und deine Beziehungen mit ihnen selten feindselig sind, ungeachtet der heutigen Episode. Und erstaunlicherweise hat der Laden sogar Profit abgeworfen, je mehr ich das Geschäft gelernt habe. Oh, er wird nie eine Goldmine werden. Niemand wird je davon reich werden. Aber seit einem Jahr kann ich von dem leben, was ich aus dem Laden mit nach Hause nehme.«

    »Das ist großartig, Bern.«

    »Vermutlich. Ich hab nie richtig entschieden, es aufzugeben. Ich hab es nur aufgeschoben, und dann hab ich eines Tages festgestellt, dass seit meinem letzten Einbruch bereits sechs Monate vergangen waren. Und bevor ich mich versah, war es auch schon ein Jahr. Ich dachte mir, nun, vielleicht bin ich geläutert, vielleicht trägt die gute moralische Erziehung, in deren Genuss ich als Kind gekommen bin, endlich Früchte. Oder vielleicht war es nur das Erwachsenwerden, das sich bei mir bemerkbar machte. Was auch immer es war, ich schien dazu bereit, ein anständiger, gesetzestreuer Bürger zu sein. Dann hab ich herausgefunden, was sich mein neuer Vermieter als zukünftige Miete vorstellt, und plötzlich konnte ich den Sinn des Ganzen nicht mehr erkennen.«

    »Das kann ich mir vorstellen.«

    »Ich musste die ganze Zeit über an die Mieterhöhung denken und hatte absolut keine Idee, wie ich das schaffen sollte. Glaub mir, es ist absolut unmöglich, zusätzliche Zehntausend pro Monat durch den Verkauf von mehr Büchern einzunehmen. Was könnte ich tun, den Preis der Bücher auf meinem Drei-für-einen-Dollar-Tisch erhöhen? Also hab ich mich dabei erwischt, wie ich dachte, dass ich vielleicht die Mieterhöhung meistern könnte, wenn ich hundertzwanzigtausend Dollar pro Jahr stehle.«

    »Um sie in deinen Laden zu investieren.«

    »Ich weiß, das ergibt keinen Sinn, aber ich hasse einfach den Gedanken, den Laden aufzugeben. Dennoch, bis vor zehn Tagen ging es mir einigermaßen gut.«

    »Was ist vor zehn Tagen passiert?«

    »Vielleicht waren es neun Tage.«

    »Also, was ist vor neun Tagen passiert?«

    »Nein, ich lag beim ersten Mal richtig. Zehn Tage.«

    »Herrgott, Bernie.«

    »Tut mir leid. Was passiert ist: Ich stand in der Schlange, um Karten für If Wishes Were Horses zu kaufen. Ich wollte welche für die Vorstellung am nächsten Abend, aber die Frau vor mir kaufte Karten für die Vorstellung in zehn Tagen. Sie trug einen Pelz und eine Menge Schmuck, und sie führte ein sehr affektiertes Gespräch mit einer gleichermaßen pelzigen und schmuckbehängten Frau. Mir kam der plötzliche Gedanke, dass ich ihren Namen und ihre Adresse kannte und dass sie und ihr Ehemann an einem bestimmten Septemberabend nicht zu Hause sein würden.«

    »Und dieser Abend ist heute?«

    »Ist er«, bestätigte ich und hob die Hand, um Maxines Aufmerksamkeit zu erregen. Mit einer Kreisbewegung bestellte ich eine weitere Runde. »Dieser Abend ist heute. Wenn um acht im Cort Theatre der Vorhang hochgeht, werden sich im Publikum Martin und Edna Gilmartin befinden, derzeit wohnhaft in Apartment 6-L, 1416 York Avenue.«

    »Man muss jetzt die Nummer seiner Wohnung angeben, wenn man Theaterkarten kauft?«

    »Nicht vor zehn Tagen. Aber ich hab aus ihrem Gespräch mit ihrer Freundin ein paar Informationen aufgeschnappt und später ein paar Nachforschungen angestellt.«

    »Du hast geplant, bei ihnen einzusteigen.«

    »Nicht genau.«

    »Nicht genau?«

    »Ich hab darüber nachgedacht«, sagte ich. »Das ist alles. Ich hab mir meine Optionen offengehalten. Das war der Grund, weshalb mich Stoppelgard am Anfang so sehr aus der Fassung gebracht hat mit seinem Gerede von Einbrüchen und Alibis. Bevor mir klar wurde, dass er von Büchern sprach.« Ich schwieg, während Maxine uns die Drinks brachte, dann nahm ich einen Schluck von meinem und sagte: »Ich wäre dumm, wieder mit dem Einbrechen anzufangen, und es würde sowieso nicht funktionieren. Ich kann mich nicht flüssig stehlen.«

    »Kannst du umziehen?«

    »Nur, wenn ich das Viertel ganz verlasse. Ich hab mir ein paar Möglichkeiten unweit von hier angesehen. Das Beste, was ich finden konnte, war ein Laden weit östlich in der 9th Street. Er wäre etwa halb so groß wie mein jetziger Laden und die Grundmiete beträgt dreimal so viel wie das, was ich jetzt zahle. Mit festen Mietsteigerungen, durch die die Summe am Ende von fünf Jahren doppelt so hoch ist.«

    »Das ist nicht gut.«

    »Wem sagst du das. Ich hab mir auch Lofts angesehen, aber für meine Art von Laden muss ich im Erdgeschoss sein. Ich brauche Laufkundschaft, Leute, die anfangen, den Schnäppchentisch zu durchstöbern, und dann in den Laden kommen. Für die gleiche Größe, wie ich sie jetzt habe, müsste ich ganz aus Manhattan wegziehen, aber welchen Sinn ergibt das? Niemand würde jemals in den Laden kommen. Mich eingeschlossen, denn ich würde dort auch nicht hinwollen. Ich will genau dort bleiben, wo ich bin, Carolyn. Ich will zwei Häuser von der Poodle Factory entfernt sein, damit wir immer zusammen zu Mittag essen können, und ich will einen halben Block vom Bum Rap entfernt sein, damit wir nach der Arbeit hierherkommen können, um uns volllaufen zu lassen.«

    »Lässt du dich gerade volllaufen?«

    »Ein bisschen vielleicht.«

    »Nun, du hast jedes Recht dazu«, sagte sie. »Und es ist eine gute Versicherung dagegen, heute Abend die Gilhooleys zu besuchen.«

    »Die Gilmartins.«

    »Die hab ich gemeint.«

    »Die Martin Gilmartins. Wenn du Gilmartin heißen würdest, würdest du deinen Sohn Marty nennen?«

    »Wahrscheinlich nicht.«

    »Das möchte ich gehofft haben. Wie man einem Kind so etwas antun kann.«

    »Nun, zumindest wirst du dich nicht an ihren Türschlössern zu schaffen machen.«

    »Machst du Witze? Ich trinke sonst nicht mal ein Bier, bevor ich losziehe. Und was hab ich jetzt gehabt, drei Drinks?«

    »Dreieinhalb, genau genommen. Du hast von meinem getrunken.«

    »Tut mir leid.«

    »Kein Problem.«

    »Dreieinhalb Gläser Scotch«, sagte ich. »Und du denkst, ich könnte in diesem Zustand noch Schlösser knacken?«

    »Bern–«

    »Ich könnte nicht mal das Loch in einem Bagel finden«, sagte ich.

    »Bern, nicht so laut.«

    »Das war ein Witz, Carolyn. ›Ich könnte keine Schlösser knacken, ich könnte nicht mal das Loch in einem Bagel finden.‹ Schlüsselloch? Kapierst du?«

    »Ich kapiere.«

    »Du

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