Barmer Anlagen: Barmer Verschönerungsverein seit 1864
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Buchvorschau
Barmer Anlagen - Förderverein Historische Parkanlagen e.V.
Grußworte
Peter Jung, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde der Barmer Anlagen,
der Barmer Verschönerungsverein feiert in diesem Jahr ein rundes Jubiläum: Vor 150 Jahren wurde er von zwölf engagierten Bürgern des Wuppertals mit dem Ziel gegründet, eine grüne Lunge für Barmen zu erhalten. Es entstand ein wunderbarer Park mit abwechslungsreichem Profil.
In all den Jahren, in denen sich die Mitglieder des Barmer Verschönerungsvereins für ihren Park stark machten, ist einiges passiert. Es wurde gebaut und erweitert, Gebäude entstanden, Denkmäler wurden errichtet. Im Jahr 1888 wurde das Wahrzeichen der Barmer Anlagen eingeweiht, der Toelleturm.
Die Barmer Anlagen haben wechselhafte Zeiten erlebt. Zeiten, in denen immer Neues dazukam und Zeiten, als der Krieg einiges zerstörte. Doch die Mitglieder ließen sich nicht entmutigen und arbeiteten weiter an der Verwirklichung ihres gemeinsamen Traums vom Erholungspark im Barmer Süden.
Wir verdanken es dem Engagement vieler Wuppertaler Bürger, dass wir heute diese wunderbare Grünanlage zu Wuppertals Schätzen zählen dürfen. Unzählige Arbeitsstunden und Spenden haben es ermöglicht, die Barmer Anlagen zu einem Paradies für Spaziergänger und Erholungssuchende zu machen.
Ich bin sehr stolz, dass sich so viele Menschen für ihr Umfeld und ihre Mitbürger einsetzen. Ihnen allen gilt mein Dank: In den 150 Jahren ist etwas Großes und Schönes geschaffen worden, was uns alle bereichert. Und ich hoffe für uns alle, dass der Barmer Verschönerungsverein noch viele weitere Jubiläen feiern wird.
Oberbürgermeister Peter Jung
Liebe Mitglieder des BVV, liebe Wuppertaler, lieber Leser!
Kurt Rudoba, Peter Prange, André Bovenkamp
Kürzlich ist Wuppertal in der Presse als die Großstadt mit dem größten Grünflächenanteil in Deutschland ausgezeichnet worden. Dies ist kein Zufall, sondern Folge weitsichtigen und nachhaltigen Handelns der Wuppertaler Bürger an vielen Stellen der Stadt. So erkannte man bereits 1864 die Notwendigkeit, Teile Barmens nicht zu bebauen und so eine „grüne Lunge" bis ins Tal langfristig zu erhalten.
Der BVV war und ist bis heute ein bürgerschaftliches Projekt im besten Sinne: Privates Engagement von Bürgern für Bürger haben aus ihm ein Naherholungsgebiet gemacht, welches weit hin seinesgleichen sucht.
Wenn Sie sich durch dieses Buch in die Historie des Vereins einführen lassen, sind wir glücklich. Wenn es Sie zu einem Spaziergang in die Anlagen animieren würde, wären wir froh. Sollte es gar Ihr Interesse an einer Mitgliedschaft oder Unterstützung des Vereines wecken, hätte sich jede Anstrengung dafür gelohnt.
Besonders bedanken möchten wir uns bei den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, die uns mit Ihrem Wissen sowie Rat und Tat bei der Erstellung dieser Seiten geholfen haben, aber natürlich auch bei den Sponsoren, ohne die so ein Projekt nicht denkbar wäre. Und natürlich bei den vielen Mitgliedern, die sich seit langen Jahren ehrenamtlich einsetzen und seit nunmehr 150 Jahren dafür sorgen, dass dieses (er) lebenswerte Stückchen Wuppertal sprichwörtlich so gut „wächst und gedeiht"!
Peter Prange
André Bovenkamp
Kurt Rudoba
Geschäftsführender Vorstand des Barmer Verschönerungsvereins (BVV)
Barmer Anlagen
Vereinsgeschichten 150 Jahre bürgerschaftliches Engagement
Chronik des Barmer Verschönerungsvereins K.-G. Conrads
1864-1889 Gründung und Aufbau
1889-1914 Glanzzeit und Ausbau
1914-1939 Von Krieg zu Krieg
1939-1964 Zerstörung und Wiederaufbau
1964-1989 Bewahren und Pflegen
1989-2014 Alt und Neu
Zukünftige Aktivitäten A. Bovenkamp
Anlagengeschichten Denkmäler, Teiche, Parkräume
Untere Anlagen I. Löw
Obere Anlagen I. Löw
Ringeltal I. Löw
Fischertal K.-G. Conrads
Barmer Wald K.-G. Conrads, A. Dinnebier
Ehrenfriedhof Barmen A. Dinnebier
Gartendenkmal im Europäischen Gartennetzwerk D. Fischer
Gartengeschichten Direktor, Inspektor, Gartenarchitekt
Joseph Clemens Weyhe (1807-1871) R. Vogelsang, A. Dinnebier
Oskar Hering (1814-1881) I. Löw
Peter Schölgen (1840-1924) K.-G. Conrads
Artur Stüting (1872-1927) A. Dinnebier
Naturgeschichten Bäche, Heide, Forst
Erd- und Landschaftsgeschichte M. Lücke
Waldwirtschaft A. Vosteen
Baumschätze
Bürgergeschichten Mäzene, Macher, Seifenflocken
Barmen 1864 U. Eckardt
Friedrich Wilhelm Dörpfeld (1824-1893) U. Eckardt
Ernst von Eynern (1838-1906) U. Eckardt
Ludwig Ringel (1808-1881) U. Eckardt
Emil Rittershaus (1834-1897) U. Eckardt
Adolf Werth (1839-1915) U. Eckardt
Pauline Luhn (1841-1911) E. Brychta
August Bredt (1817-1895) H. Heidermann
Baugeschichten Häuser, Türme, Sternenhimmel
Stadtentwicklung und Barmer Anlagen H. J. de Bruyn-Ouboter
Barmer Stadthalle H. J. de Bruyn-Ouboter
Barmer Luftkurhaus H. J. de Bruyn-Ouboter
Kriegerdenkmal K.-G. Conrads
Toelleturm K.-G. Conrads
Barmer Bergbahn J. Eidam
Barmer Planetarium U. Lemmer
„Colonie und „Königshof
K.-G. Conrads
Anhang
Plan
Literaturverzeichnis
Impressum
Vereinsgeschichten
150 Jahre bürgerschaftliches Engagement
Chronik des Barmer Verschönerungsvereins
(Antonia Dinnebier)
1864–1889 Gründung und Aufbau
Wie jedes Jahrhundert sein eigenes Gesicht prägt, so brachte das 19. Jahrhundert in seiner zweiten Hälfte grundlegende Änderungen mit sich. Die Industrialisierung führte zu nie dagewesenem Bevölkerungswachstum und Flächenbedarf. Auch Barmen, diese 1850 noch idyllisch an der Wupper gelegene Stadt der Bleicher und Färber, kam bei dem sprunghaften Anstieg der Bevölkerung mit seiner Talniederung zu beiden Seiten des Flusses nicht mehr aus. Die Bleichwiesen entlang der Wupper mussten Fabriken, Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden weichen. Die zunehmende Besiedlung schob sich aus dem engen Tal an den Hängen hinauf, wo sie die landwirtschaftlichen Höfe allmählich verdrängte. Das für den Bau von Produktionsstätten und Wohnhäusern benötigte Material wurde aus den heimischen Wäldern geholt. Wertvoller Baumbestand ging verloren, so dass der Barmer Busch schließlich nur noch aus Stockausschlag und baumloser Heide bestand.
Es fanden sich vorausschauend denkende Bürger, die eine Wiederbewaldung der Kahlflächen und öden Bergrücken einleiteten. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde durch großflächige Aufforstung wieder ein Hochwald geschaffen.
1864: Gründung des Barmer Verschönerungsvereins
Anfang der 1830er Jahre siedelte sich ein Bürger in dem im Süden der Stadt auf den Höhen gelegenen Barmer Wald an. Er rodete einen kleinen Teil des Waldes aus und begann Ackerwirtschaft. Nach und nach wurden durch die Stadt weitere Flächen durch Arbeitssuchende urbar gemacht. Dieser von Wald und Buschwerk gesäuberte Raum brachte Wilhelm Werlé auf die Idee, dort einen Park anzulegen. Wenn auch dieser Plan mit Lächeln aufgenommen wurde, ließ sich Werlé nicht beirren und traf mit seinem Traum durch die Unterstützung seiner Freunde und Mitbürger auf reges Interesse. Ihre Namen stehen für frühes Bürgerengagement für Grün in Barmen: Robert Barthels, Oberbürgermeister Geheimrat August Bredt, August Engels, Emil Blank, Friedrich von Eynern, Adolf Schlieper, Karl Wolff, Johann Wilhelm Ostermann, Karl Theodor Rübel, Oskar Schuchard, Emil Wemhöner, Wilhelm Werlé. Manchem dieser Herren wurde später zur Erinnerung eine Straße gewidmet, innerhalb der Anlagen ein Denkmal gesetzt oder es wurde ein Weg nach ihm benannt.
Am 8. Dezember 1864 gründeten diese Honoratioren den Barmer Verschönerungsverein. Mit einem Startkapital von 1.200 Goldmark (Taler) wurden erste Waldgrundstücke gekauft. Das Ziel war klar: Schaffung einer umfassenden Parkanlage zur Erholung, der Ausrodung des Waldes entgegenwirken, Lust zu neuen Anpflanzungen erzeugen. Die Bürger, ob berufstätig oder nicht, sollten aus der Enge ihrer Stuben, aus der schlechten Luft der Betriebe, herauskommen und sich in der grünen Natur an der Schönheit der Anlagen erfreuen, auch Kraft für den Alltag schöpfen. Der Vorsitzende des Elberfelder Pendants, des 1870 gegründeten Verschönerungsvereins, August von der
Werlédenkmal (Wolfgang Nicke)
Heydt (1851-1929), formulierte den Bedarf einmal so: „Wälder reinigen die Luft, gewähren Schutz vor Stürmen, stärken und kräftigen, wenn wir durch ihre Hallen wandern. Waldungen sind das edelste Erbteil, das wir unseren Nachkommen hinterlassen können."
Wilhelm Werlé: Vorsitzender 1864-1880
Wilhelm Werlé war der erste Vorsitzende des BVV und prägte dessen Frühzeit von 1864 bis 1880. Er wurde am 26. September 1804 in Wetzlar geboren. 1846 gründete er in seiner zweiten Heimat die „Barmer Gaserleuchtungsgesellschaft und leitete sie auch nach Besitzübernahme durch die Stadt Barmen. Darüber hinaus war er Vorsitzender der „Deputation der Aktionäre der Bergisch-Märkischen Eisenbahn
. Politische Aktivitäten entfaltete er als Mitglied der Barmer Stadtverordnetenversammlung (1846-75), Beigeordneter (1840-46), Deputierter des Frankfurter Vorparlamentes (ab 1848) und liberales Mitglied im preußischen Abgeordnetenhaus (1856-62). Soziales Engagement zeigte er in der Armenverwaltung und im Vorstand der „Anstalt für verlassene Kinder", die ihr Domizil auf dem Grundstück des heutigen Altenheimes an der Oberen Lichtenplatzer Straße hatte. Der Barmer Verschönerungsverein erinnert sich gerne an seinen ersten, am 28. August 1880 verstorbenen Vorsitzenden: oberhalb des ehemaligen Schwanenteiches fand am 21. August 1881 ein Denkmal zu Ehren Werlés seinen Standort. Die überlebensgroße Marmorbüste, geschaffen von dem Berliner Bildhauer Bernhard Afinger, steht auf einem zwei Meter hohen Sockel. Das als Einfassung gedachte kunstvolle Eisengitter ging im Zweiten Weltkrieg verloren. Nach Wilhelm Werlé wurde später in Heckinghausen eine Straße benannt.
1865: Anlage an der Lönsstraße
Neben dem Dörpfelddenkmal ist der Wasserfall zu erkennen. (Antonia Dinnebier)
1865 wurde im Vorstand der Vorschlag erörtert, möglichst nahe der Stadtmitte eine größere Anlage zu schaffen. Zum Zweck
