Kleine Wuppertaler Stadtgeschichte
Von Volkmar Wittmütz
()
Über dieses E-Book
Ähnlich wie Kleine Wuppertaler Stadtgeschichte
Ähnliche E-Books
Kindheit im Saggen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKindheit in Pradl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKriegsende in Weilheim: Eine Darstellung der militärischen Ereignisse in Weilheim/Oberbayern im April 1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer rasende Reporter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Abenteuer des Musketiers Albert Krentel: Ein deutsches Schicksal im Weltkrieg 1914-1918 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKellinghusen unter dem Hakenkreuz: Zeitgeschichtliche Betrachtungen einer Kleinstadt in Mittelholstein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Blau-Weisse Autobiografie "5:04" – Es ist niemals zu früh, um Schalke zu leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKriegsende in Murnau: Fanatischer Kampf und Widerstand rund um Murnau während der letzten Kriegswochen im Frühjahr 1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPOP: Kultur und Kritik (Jg. 4, 1/2015) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Studie in Scharlachrot: Der erste Sherlock-Holmes-Roman - Leipziger Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTod im Niederwald: Rheingau Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLandsknecht oder idealistischer Trottel?: Als Gebirgsjäger im Gebirgsjäger-Regiment 100 - Teil II Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWirth! Nochmal zwo Viertel Stübchen!: Braunschweiger Gaststätten & Braunschweiger Bier damals Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Alten Reich: Lebensbilder Deutscher Städte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kapuzinergruft Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Riesenochsenfrosch: und andere humoristische Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf alten Kriegspfaden und -steigen durch die Dolomiten: 30 spektakuläre Wanderungen auf historischen Militärpfaden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kima und ihr Lutz 1909-1945 II: Auf dich traut meine Seele: Die Eisenbahnlogistik für Hitlers Feldzüge des Schreckens und das Los der Kriegskinder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOld Firehand: und andere Erzählungen, Band 71 der Gesammelten Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer alte Dessauer: Humoresken, Band 42 der Gesammelten Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSepp Innerkofler: Bergsteiger, Tourismuspionier, Held Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAgenten unter Wasser: Schiffsziele im Visier deutscher Kampfschwimmer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenProfibuch Canon EOS 50D: Kameratechnik, Objektive und Blitzgeräte, Fotoschule Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWorüber wir nicht geredet haben: Arisierung, Verdrängung, Widerstand. Ein Haus und die Geschichte zweier Familien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTagebuch aus der Okkupationszeit der britischen Kanalinseln: 1943-1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Segeberg-Connection, die Lübecker Marzipanleiche und der Harzer Roller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie königlich sächsische Kavallerie (I): Die Standarten 1807/11 - 1815 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTiroler Alltagsleben im Ersten Weltkrieg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Volldampf: Abenteuergeschichten rund um die Eisenbahn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls Minensucher im Kalten Krieg: Zwanzig Monate auf dem KM-Boot KOBLENZ Auflage 2016 1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Sozialgeschichte für Sie
Skandalfilme: Cineastische Aufreger gestern und heute Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMorphium, Cannabis und Cocain: Medizin und Rezepte des Kaiserhauses Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs war ganz anders: Geheimnisse der österreichischen Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Untergang des Abendlandes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiskurs und Dekor: Die China-Rezeption in Mitteleuropa, 1600-1800 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit Geschichte spielen: Zur materiellen Kultur von Spielzeug und Spielen als Darstellung der Vergangenheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKonsum und Nation: Zur Geschichte nationalisierender Inszenierungen in der Produktkommunikation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerschwundene Bräuche: Das Buch der untergegangenen Rituale Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTraktat von dem Kauen und Schmatzen der Toten in Gräbern: Worin die wahre Beschaffenheit der ungarischen Vampire und Blutsauger gezeigt wird Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerschwiegene Erbschaften: Wie Erinnerungskulturen den Umgang mit Geflüchteten prägen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeneration und Erwartung: Konstruktionen zwischen Vergangenheit und Zukunft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerschwörungstheorien: Theorie - Geschichte - Wirkung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie neuesten Fortschritte der Zuschneidekunst.: Zur Formalisierung der Schnitttechnik im Schneidergewerbe im 19. Jahrhundert. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerkehrsgeschichte und Kulturwissenschaft: Analysen an der Schnittstelle von Technik, Kultur und Medien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReinhart Koselleck und das Bild Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Geschichte der E-Mail: Erfolg und Krise eines Massenmediums Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeue Psychiatrie: Den Biologismus überwinden und tun, was wirklich hilft Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Alte Bräuche neu erleben: Fest- und Alltag im Rythmus der Jahreszeiten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDaemonolatria, das ist: Von der Hexen Teufelsdienst Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Historisches Lernen und Materielle Kultur: Von Dingen und Objekten in der Geschichtsdidaktik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRepublik im Bürgerkrieg: Kapp-Putsch und Gegenbewegung an Ruhr und Lippe 1919/20 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNarratologie und Geschichte: Eine Analyse schottischer Historiografie am Beispiel des »Scotichronicon« und des »Bruce« Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKlingende Eklats: Skandal und Neue Musik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHistorische Kulturwissenschaften: Positionen, Praktiken und Perspektiven Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo erlebten wir den Ersten Weltkrieg: Familienschicksale 1914-1918 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTraumzeit für Millionäre: Die 929 reichsten Wienerinnen und Wiener im Jahr 1910 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Bielefelder Sozialgeschichte: Klassische Texte zu einem geschichtswissenschaftlichen Programm und seinen Kontroversen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTranshumanismus Mensch und Technik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Kleine Wuppertaler Stadtgeschichte
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Kleine Wuppertaler Stadtgeschichte - Volkmar Wittmütz
Zum Buch
Wuppertal, 1929 zusammengefügt aus Elberfeld, Barmen und weiteren Städten an der mittleren Wupper, war im 19. Jh. das „deutsche Manchester: Schon früh gingen seine Bewohner zur industriellen Fertigung von Textilien über und handelten weltweit damit. Doch das „Experimentierfeld der Moderne
erfuhr auch die sozialen Folgen dieser Veränderung, die Spaltung der städtischen Gesellschaft in ein Proletariat und eine schmale bürgerliche Schicht.
Bemerkenswert ist auch das geistige Profil der Stadt, bestimmt von den protestantischen Gemeinden im Tal, die sich unabhängig von politischer Herrschaft organisierten. Heute behauptet sich die Stadt im Kreis ihrer größeren Nachbarn an Rhein und Ruhr.
Die Kleine Wuppertaler Stadtgeschichte nimmt Sie mit auf eine informative und kurzweilige Reise durch die Geschichte der Stadt – von ihren Anfängen bis zur Gegenwart.
Zum Autor
Volkmar Wittmütz, Dr. phil., geb. 1940, studierte Geschichte, Anglistik und Romanistik. Er war Professor für Regionalgeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal.
Volkmar Wittmütz
Kleine Wuppertaler
Stadtgeschichte
Verlag Friedrich Pustet
Regensburg
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
eISBN 978-3-7917-6001-8 (epub)
© 2013 by Verlag Friedrich Pustet, Regensburg
eBook-Produktion: Friedrich Pustet, Regensburg
Umschlaggestaltung: Kulturdesign Anna Braungart, Tübingen
Diese Publikation ist auch als Printprodukt erhältlich:
ISBN 978-3-7917-2523-9
Weitere Publikationen aus unserem Programm finden Sie auf www.verlag-pustet.de
Informationen und Bestellungen unter verlag@pustet.de
Vorwort
Wuppertal in seiner heutigen Gestalt ist eine junge Stadt, noch keine 100 Jahre alt. Erst 1929 wurden seine Bestandteile, die jeder für sich allerdings auf ein höheres Alter verweisen können, durch ein Gesetz administrativ zusammengefügt. So ganz willkürlich war dieser Akt jedoch nicht: Die Großstädte Elberfeld und Barmen, dazu Cronenberg, Ronsdorf, Vohwinkel und Beyenburg hatten schon im Laufe ihrer geschichtlichen Entwicklung mancherlei Gemeinsamkeiten hervorgebracht und untereinander Verbindungen gepflegt, nicht zuletzt durch ihre Orientierung hin zur Wupper, die im Tal die einzelnen Stadtteile von Ost nach West hintereinander aufreiht und der neuen Stadt den heutigen Namen gab. Die Kommunalreformen in Nordrhein-Westfalen brachten Wuppertal weiteren Zuwachs: 1970 einige Flächen im Nordosten der Stadt, 1975 die Flecken Schöller, Dornap und Dönberg. Heute erstreckt sich Wuppertal wie ein Band der Länge nach über gute 30 Kilometer und umfasst im Tal der Wupper und auf den angrenzenden Höhen eine Fläche von rund 17 000 Hektar.
Trotz aller Gemeinsamkeiten der früher selbstständigen Kommunen legt doch jeder Stadtteil Wert auf seine Besonderheit und besitzt seinen eigenen unverwechselbaren, historisch gewachsenen Charakter. Gerade weil die Stadtviertel sich in vielerlei Hinsicht ähnlich sind, betonen sie ihre kleinen Eigenarten und das, was sie vom Nachbarn unterscheidet, umso stärker.
In anderen Städten, die durch Eingemeindungen gewachsen sind, hat sich im Laufe der Zeit ein Mittelpunkt – meist um Rathaus, Marktplatz oder die zentrale Kirche – herausgebildet. Nicht so in Wuppertal. Hier führt jeder Stadtteil immer noch sein Eigenleben und pflegt nicht nur seine Traditionen, sondern auch seinen Mittelpunkt. Bis heute hat Wuppertal nicht eines, sondern mehrere Zentren, ist von großer Vielfalt, aber auch von einer gewissen Unübersichtlichkeit gekennzeichnet. Für den Besucher ist dies nicht ohne Reiz. Es bedeutet aber auch, dass er, wenn er Wuppertal wirklich kennen lernen will, nicht umhin kommt, alle Stadtteile zu besuchen. Der Stadthistoriker muss sich ebenfalls auf sie einlassen.
Abb. 1 Die aktuelle Wuppertaler Gebiets- und Verwaltungsgliederung.
Langerfeld wurde 1922 nach Barmen eingemeindet, Heckinghausen ist historisch ein Teil Barmens, während Uellendahl-Katernberg im Wesentlichen aus der nördlichen Erweiterung Elberfelds besteht.
Ein urbanes Leben hat sich eigentlich nur in den beiden größten Quartieren Elberfeld und Barmen entfaltet. Ihnen gilt deshalb unsere größte Aufmerksamkeit. In Barmen steht heute das Wuppertaler Rathaus, aber auch Elberfeld besitzt aus der Zeit seiner Selbstständigkeit einen repräsentativen Sitz der Verwaltung, ein Rathaus mit einem Marktplatz davor. Einen Dom oder eine historisch bedeutsame Kirche hat keine der beiden Städte, ein Theater dagegen haben beide. Hier zeigt sich bereits ein Strukturelement der Kommunalpolitik, das gelegentlich noch heute die Entscheidungen des Stadtparlaments beeinflusst: Was Elberfeld besitzt, sollte Barmen auch haben und vice versa. Das Zusammenwachsen der Wuppertaler Glieder zu einem organischen Ganzen ist mühevoll und bis heute nicht ganz gelungen, wenn auch die Konkurrenz der beiden großen und der kleineren Stadtteile die frühere Schärfe verloren hat.
Eine Geschichte Wuppertals muss sich also zuerst der Historie der ehemals selbstständigen Siedlungen im Tal und auf den Höhen widmen. Erst danach kann sie sich mit der Gesamtstadt beschäftigen und deren Entwicklung seit 1929 skizzieren.
Machen wir uns also an die Arbeit!
Wie alles begann – das Wuppertal im Mittelalter
Die Anfänge der Besiedlung
Für die Römer waren die rechtsrheinischen Urwälder ohne Reiz. Da keine nennenswerten Spuren einer dauerhaften Besiedlung in den bergigen Regionen gefunden wurden, war die lange Zeit vorherrschende Auffassung diejenige, dass das Stadtgebiet erst im 8. Jahrhundert zögernd urbar gemacht und besiedelt wurde, vielleicht im Rahmen der Kriege Karls des Großen gegen die Sachsen. Diese drangen aus Nordosten in das Bergische Land vor, während die Franken aus dem Westen kamen. Auch im Bereich des heutigen Wuppertal trafen beide Siedlungsströme aufeinander, wie insbesondere die Ortsnamenforschung glaubt nachweisen zu können. So könnte etwa der „Mirkerbach" (Markenbach, Grenzbach) in Elberfeld auf eine Grenzmarkierung hinweisen.
Das war der gesicherte Stand der Forschung bis vor kurzem. Im Jahre 2003 wurde allerdings eine archäologische Entdeckung gemacht, die die frühe Besiedlung in neuem Licht erscheinen lässt: In einer Baugrube wurden Keramikscherben gefunden, die aus einer Abfallgrube des 6. bis 4. vorchristlichen Jahrhunderts stammen. Die Funde geben überraschende Hinweise auf eine eisenzeitliche Besiedlung im Tal der mittleren Wupper, deren Bewohner von Ackerbau und Viehzucht lebten. Vermutlich kam ihnen dabei das Klima entgegen, das in jener Zeit wärmer und trockener war als nach Christi Geburt. Warum diese frühen Bewohner ihre Heimat verließen und das Land sich weitgehend entleerte – diese Frage kann noch nicht beantwortet werden.
Die ersten schriftlichen Zeugnisse für Wuppertal stammen aus dem hohen Mittelalter. Eine allerdings im 12. Jahrhundert gefälschte Urkunde bezeichnet Sonnborn im Westen Elberfelds als Oberhof des um 870 gegründeten Konvents Gerresheim, heute ein Stadtteil Düsseldorfs.
Die direkten Hinweise auf Elberfeld und Barmen sind einige Jahrhunderte jünger. 1161 wird in einem Schreiben eines Burchard, Notar des Kaisers Barbarossa, an den Abt von Siegburg ein „villicus von Elberfeld erwähnt, der offensichtlich eine „villa
, einen zentralen Hof oder Fronhof mit einer Reihe abgabepflichtiger Bauernsitze verwaltete. Der Fronhof Elberfeld und einige benachbarte Höfe wie Hilden, Schwelm und Hagen, ursprünglich wohl karolingisches Königsgut, sicherten den Zugang vom Rhein ins sächsische Gebiet nach Westfalen. Sie waren eine Tagesreise voneinander entfernt und lieferten dem König, später dem Erzbischof von Köln, in dessen Besitz sie übergingen, Unterkunft und Verpflegung bei der Reise nach Sachsen. Für sie ist deshalb der Begriff „Tafelhof" gebräuchlich geworden. 1176 verpfändete Erzbischof Philipp von Heinsberg seine Tafelhöfe in Hilden und Elberfeld dem Grafen Engelbert von Berg. Dieser gab ihm dafür 400 Mark, vielleicht zur Anwerbung weiterer Truppen für Barbarossas Feldzüge in Oberitalien.
Der Name „Barmen taucht zuerst in einem Register, einer Abgabenliste der Abtei Werden an der Ruhr (bei Essen) von etwa 1070, auf. Das Kloster, bereits 799 gegründet und von Karl dem Großen und seinen Nachfolgern mit reichem Grundbesitz ausgestattet, hatte die Aufgabe, auch die Urbarmachung und Besiedlung des Barmer Raumes voranzutreiben. Dazu gehörten Gebiete zwischen Ruhr und Wupper, und die Abtei richtete neben anderen Höfen einen Hof „Barmen
ein, der seine Abgaben an den Oberhof in Halver in Westfalen, südöstlich von Barmen gelegen, lieferte.
Elberfeld und Barmen im hohen Mittelalter
Folgen wir der Entwicklung beider Städte noch kurz. Zunächst zu Elberfeld. 1371 werden in einer Urkunde „wachszinsige" Bauern erwähnt, Bauern also, die den im Mittelalter begehrten Rohstoff Wachs für Kerzen liefern und einen Laurentius- und einen Katharinenaltar versorgen mussten. Elberfeld hatte also eine Kirche mit dem Heiligen Laurentius als Schutzpatron. Dieser Märtyrer wurde der Legende nach am 10. August 258 in Rom auf einem Rost verbrannt. Die Verehrung des Heiligen verbreitete sich rasch, vor allem, als Kaiser Otto I. 955 die Ungarn auf dem Lechfeld am Todestag des Heiligen Laurentius besiegte. Zahlreiche nach der Schlacht errichtete Kirchen und Kapellen wurden jetzt dem Heiligen gewidmet. Auch die archäologischen Befunde unterstreichen, dass in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts in Elberfeld eine Kirche gebaut wurde und ein Kirchspiel entstand.
Die Kirche steigerte die Attraktivität des Hofes. Elberfeld mit seinem südlich gelegenen Annex Cronenberg entwickelte sich zum herrschaftlichen Sitz mit einer Burg. Es wurde von den Kölner Erzbischöfen immer wieder als Sicherheit bei Geldgeschäften verpfändet. Mit der Zeit war die rechtliche Bindung zu Köln brüchig geworden, und seit 1430 war die Herrschaft im Besitz der inzwischen vom Kaiser zu Herzögen erhobenen Grafen von Berg. Schon zehn Jahre zuvor war Elberfeld als „Freiheit" bezeichnet worden. Das heißt, Burg und angrenzende Siedlung besaßen bereits bestimmte, allerdings nicht exakt umrissene Rechte, vielleicht die Freiheit von bestimmten Steuern, vielleicht auch ein geringes Maß an Selbstverwaltung, vielleicht sogar schon Marktrechte.
Und Cronenberg auf der Berghöhe im Süden der Freiheit blieb ebenfalls weiterhin mit Elberfeld eng verbunden. 1428 wurden die Einkünfte des Elberfelder Gutes Steinbeck dem Katharinenalter in der Elberfelder Laurentiuskirche und dem Vikar gestiftet, der an diesem Altar Gottesdienst feierte und die Cronenberger Bevölkerung geistlich versorgte. Im Zuge der Reformation wurde die Vikarstelle 1582 in eine vollwertige Pfarrstelle umgewandelt.
Der Hof Barmen begegnet uns wieder zu Beginn des 13. Jahrhunderts. 1203/04 verpfändeten die Grafen von Ravensberg (um Bielefeld), die inzwischen Barmen besaßen, diese „Grundherrschaft" an die Grafen von Tecklenburg. Der Hof Barmen muss also in der Zwischenzeit zu einem Oberhof mit abhängigen Höfen herangewachsen sein. Wie er in den Besitz der Grafen von Ravensberg kam, ist unbekannt. Wenig später erscheinen die Ravensberger erneut als Besitzer Barmens. Sie richteten hier einen neuen Fronhofsverband mit einem Oberhof Wichlinghausen, heute ein Stadtteil Wuppertals, ein und ordneten ihm etliche Barmer Höfe zu. 1245 verkauften sie die Barmer Grundherrschaft, die weit weg von ihrem Kernbesitz um Bielefeld und Minden lag, an die Grafen von Berg.
Abb. 2 Die Burg der Grafen und späteren Herzöge von Berg, die im Spätmittelalter den Mittelpunkt ihrer Herrschaft nach Düsseldorf verlegten. Die Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt und verfiel; 1887 begann der Wiederaufbau zu einer der größten Anlagen ihrer Art.