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Kleine Wuppertaler Stadtgeschichte
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eBook234 Seiten2 Stunden

Kleine Wuppertaler Stadtgeschichte

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Über dieses E-Book

Wuppertal war im 19. Jahrhundert das "deutsche Manchester". Schon früh gingen seine Bewohner zur industriellen Fertigung von Textilien über und handelten weltweit mit ihnen. Doch sie erfuhren auch die sozialen Folgen dieser Veränderung, die Spaltung der städtischen Gesellschaft in ein Proletariat und eine schmale bürgerliche Schicht. Das geistige Profil der Stadt wurde bestimmt von den protestantischen Gemeinden im Tal, die sich unabhängig von politischer Herrschaft organisierten. Heute behauptet sich die Stadt im Kreis ihrer größeren Nachbarn an Rhein und Ruhr.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Sept. 2013
ISBN9783791760018
Kleine Wuppertaler Stadtgeschichte

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    Buchvorschau

    Kleine Wuppertaler Stadtgeschichte - Volkmar Wittmütz

    Zum Buch

    Wuppertal, 1929 zusammengefügt aus Elberfeld, Barmen und weiteren Städten an der mittleren Wupper, war im 19. Jh. das „deutsche Manchester: Schon früh gingen seine Bewohner zur industriellen Fertigung von Textilien über und handelten weltweit damit. Doch das „Experimentierfeld der Moderne erfuhr auch die sozialen Folgen dieser Veränderung, die Spaltung der städtischen Gesellschaft in ein Proletariat und eine schmale bürgerliche Schicht.

    Bemerkenswert ist auch das geistige Profil der Stadt, bestimmt von den protestantischen Gemeinden im Tal, die sich unabhängig von politischer Herrschaft organisierten. Heute behauptet sich die Stadt im Kreis ihrer größeren Nachbarn an Rhein und Ruhr.

    Die Kleine Wuppertaler Stadtgeschichte nimmt Sie mit auf eine informative und kurzweilige Reise durch die Geschichte der Stadt – von ihren Anfängen bis zur Gegenwart.

    Zum Autor

    Volkmar Wittmütz, Dr. phil., geb. 1940, studierte Geschichte, Anglistik und Romanistik. Er war Professor für Regionalgeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal.

    Volkmar Wittmütz

    Kleine Wuppertaler

    Stadtgeschichte

    Verlag Friedrich Pustet

    Regensburg

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    eISBN 978-3-7917-6001-8 (epub)

    © 2013 by Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

    eBook-Produktion: Friedrich Pustet, Regensburg

    Umschlaggestaltung: Kulturdesign Anna Braungart, Tübingen

    Diese Publikation ist auch als Printprodukt erhältlich:

    ISBN 978-3-7917-2523-9

    Weitere Publikationen aus unserem Programm finden Sie auf www.verlag-pustet.de

    Informationen und Bestellungen unter verlag@pustet.de

    Vorwort

    Wuppertal in seiner heutigen Gestalt ist eine junge Stadt, noch keine 100 Jahre alt. Erst 1929 wurden seine Bestandteile, die jeder für sich allerdings auf ein höheres Alter verweisen können, durch ein Gesetz administrativ zusammengefügt. So ganz willkürlich war dieser Akt jedoch nicht: Die Großstädte Elberfeld und Barmen, dazu Cronenberg, Ronsdorf, Vohwinkel und Beyenburg hatten schon im Laufe ihrer geschichtlichen Entwicklung mancherlei Gemeinsamkeiten hervorgebracht und untereinander Verbindungen gepflegt, nicht zuletzt durch ihre Orientierung hin zur Wupper, die im Tal die einzelnen Stadtteile von Ost nach West hintereinander aufreiht und der neuen Stadt den heutigen Namen gab. Die Kommunalreformen in Nordrhein-Westfalen brachten Wuppertal weiteren Zuwachs: 1970 einige Flächen im Nordosten der Stadt, 1975 die Flecken Schöller, Dornap und Dönberg. Heute erstreckt sich Wuppertal wie ein Band der Länge nach über gute 30 Kilometer und umfasst im Tal der Wupper und auf den angrenzenden Höhen eine Fläche von rund 17 000 Hektar.

    Trotz aller Gemeinsamkeiten der früher selbstständigen Kommunen legt doch jeder Stadtteil Wert auf seine Besonderheit und besitzt seinen eigenen unverwechselbaren, historisch gewachsenen Charakter. Gerade weil die Stadtviertel sich in vielerlei Hinsicht ähnlich sind, betonen sie ihre kleinen Eigenarten und das, was sie vom Nachbarn unterscheidet, umso stärker.

    In anderen Städten, die durch Eingemeindungen gewachsen sind, hat sich im Laufe der Zeit ein Mittelpunkt – meist um Rathaus, Marktplatz oder die zentrale Kirche – herausgebildet. Nicht so in Wuppertal. Hier führt jeder Stadtteil immer noch sein Eigenleben und pflegt nicht nur seine Traditionen, sondern auch seinen Mittelpunkt. Bis heute hat Wuppertal nicht eines, sondern mehrere Zentren, ist von großer Vielfalt, aber auch von einer gewissen Unübersichtlichkeit gekennzeichnet. Für den Besucher ist dies nicht ohne Reiz. Es bedeutet aber auch, dass er, wenn er Wuppertal wirklich kennen lernen will, nicht umhin kommt, alle Stadtteile zu besuchen. Der Stadthistoriker muss sich ebenfalls auf sie einlassen.

    Abb. 1 Die aktuelle Wuppertaler Gebiets- und Verwaltungsgliederung.

    Langerfeld wurde 1922 nach Barmen eingemeindet, Heckinghausen ist historisch ein Teil Barmens, während Uellendahl-Katernberg im Wesentlichen aus der nördlichen Erweiterung Elberfelds besteht.

    Ein urbanes Leben hat sich eigentlich nur in den beiden größten Quartieren Elberfeld und Barmen entfaltet. Ihnen gilt deshalb unsere größte Aufmerksamkeit. In Barmen steht heute das Wuppertaler Rathaus, aber auch Elberfeld besitzt aus der Zeit seiner Selbstständigkeit einen repräsentativen Sitz der Verwaltung, ein Rathaus mit einem Marktplatz davor. Einen Dom oder eine historisch bedeutsame Kirche hat keine der beiden Städte, ein Theater dagegen haben beide. Hier zeigt sich bereits ein Strukturelement der Kommunalpolitik, das gelegentlich noch heute die Entscheidungen des Stadtparlaments beeinflusst: Was Elberfeld besitzt, sollte Barmen auch haben und vice versa. Das Zusammenwachsen der Wuppertaler Glieder zu einem organischen Ganzen ist mühevoll und bis heute nicht ganz gelungen, wenn auch die Konkurrenz der beiden großen und der kleineren Stadtteile die frühere Schärfe verloren hat.

    Eine Geschichte Wuppertals muss sich also zuerst der Historie der ehemals selbstständigen Siedlungen im Tal und auf den Höhen widmen. Erst danach kann sie sich mit der Gesamtstadt beschäftigen und deren Entwicklung seit 1929 skizzieren.

    Machen wir uns also an die Arbeit!

    Wie alles begann – das Wuppertal im Mittelalter

    Die Anfänge der Besiedlung

    Für die Römer waren die rechtsrheinischen Urwälder ohne Reiz. Da keine nennenswerten Spuren einer dauerhaften Besiedlung in den bergigen Regionen gefunden wurden, war die lange Zeit vorherrschende Auffassung diejenige, dass das Stadtgebiet erst im 8. Jahrhundert zögernd urbar gemacht und besiedelt wurde, vielleicht im Rahmen der Kriege Karls des Großen gegen die Sachsen. Diese drangen aus Nordosten in das Bergische Land vor, während die Franken aus dem Westen kamen. Auch im Bereich des heutigen Wuppertal trafen beide Siedlungsströme aufeinander, wie insbesondere die Ortsnamenforschung glaubt nachweisen zu können. So könnte etwa der „Mirkerbach" (Markenbach, Grenzbach) in Elberfeld auf eine Grenzmarkierung hinweisen.

    Das war der gesicherte Stand der Forschung bis vor kurzem. Im Jahre 2003 wurde allerdings eine archäologische Entdeckung gemacht, die die frühe Besiedlung in neuem Licht erscheinen lässt: In einer Baugrube wurden Keramikscherben gefunden, die aus einer Abfallgrube des 6. bis 4. vorchristlichen Jahrhunderts stammen. Die Funde geben überraschende Hinweise auf eine eisenzeitliche Besiedlung im Tal der mittleren Wupper, deren Bewohner von Ackerbau und Viehzucht lebten. Vermutlich kam ihnen dabei das Klima entgegen, das in jener Zeit wärmer und trockener war als nach Christi Geburt. Warum diese frühen Bewohner ihre Heimat verließen und das Land sich weitgehend entleerte – diese Frage kann noch nicht beantwortet werden.

    Die ersten schriftlichen Zeugnisse für Wuppertal stammen aus dem hohen Mittelalter. Eine allerdings im 12. Jahrhundert gefälschte Urkunde bezeichnet Sonnborn im Westen Elberfelds als Oberhof des um 870 gegründeten Konvents Gerresheim, heute ein Stadtteil Düsseldorfs.

    Die direkten Hinweise auf Elberfeld und Barmen sind einige Jahrhunderte jünger. 1161 wird in einem Schreiben eines Burchard, Notar des Kaisers Barbarossa, an den Abt von Siegburg ein „villicus von Elberfeld erwähnt, der offensichtlich eine „villa, einen zentralen Hof oder Fronhof mit einer Reihe abgabepflichtiger Bauernsitze verwaltete. Der Fronhof Elberfeld und einige benachbarte Höfe wie Hilden, Schwelm und Hagen, ursprünglich wohl karolingisches Königsgut, sicherten den Zugang vom Rhein ins sächsische Gebiet nach Westfalen. Sie waren eine Tagesreise voneinander entfernt und lieferten dem König, später dem Erzbischof von Köln, in dessen Besitz sie übergingen, Unterkunft und Verpflegung bei der Reise nach Sachsen. Für sie ist deshalb der Begriff „Tafelhof" gebräuchlich geworden. 1176 verpfändete Erzbischof Philipp von Heinsberg seine Tafelhöfe in Hilden und Elberfeld dem Grafen Engelbert von Berg. Dieser gab ihm dafür 400 Mark, vielleicht zur Anwerbung weiterer Truppen für Barbarossas Feldzüge in Oberitalien.

    Der Name „Barmen taucht zuerst in einem Register, einer Abgabenliste der Abtei Werden an der Ruhr (bei Essen) von etwa 1070, auf. Das Kloster, bereits 799 gegründet und von Karl dem Großen und seinen Nachfolgern mit reichem Grundbesitz ausgestattet, hatte die Aufgabe, auch die Urbarmachung und Besiedlung des Barmer Raumes voranzutreiben. Dazu gehörten Gebiete zwischen Ruhr und Wupper, und die Abtei richtete neben anderen Höfen einen Hof „Barmen ein, der seine Abgaben an den Oberhof in Halver in Westfalen, südöstlich von Barmen gelegen, lieferte.

    Elberfeld und Barmen im hohen Mittelalter

    Folgen wir der Entwicklung beider Städte noch kurz. Zunächst zu Elberfeld. 1371 werden in einer Urkunde „wachszinsige" Bauern erwähnt, Bauern also, die den im Mittelalter begehrten Rohstoff Wachs für Kerzen liefern und einen Laurentius- und einen Katharinenaltar versorgen mussten. Elberfeld hatte also eine Kirche mit dem Heiligen Laurentius als Schutzpatron. Dieser Märtyrer wurde der Legende nach am 10. August 258 in Rom auf einem Rost verbrannt. Die Verehrung des Heiligen verbreitete sich rasch, vor allem, als Kaiser Otto I. 955 die Ungarn auf dem Lechfeld am Todestag des Heiligen Laurentius besiegte. Zahlreiche nach der Schlacht errichtete Kirchen und Kapellen wurden jetzt dem Heiligen gewidmet. Auch die archäologischen Befunde unterstreichen, dass in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts in Elberfeld eine Kirche gebaut wurde und ein Kirchspiel entstand.

    Die Kirche steigerte die Attraktivität des Hofes. Elberfeld mit seinem südlich gelegenen Annex Cronenberg entwickelte sich zum herrschaftlichen Sitz mit einer Burg. Es wurde von den Kölner Erzbischöfen immer wieder als Sicherheit bei Geldgeschäften verpfändet. Mit der Zeit war die rechtliche Bindung zu Köln brüchig geworden, und seit 1430 war die Herrschaft im Besitz der inzwischen vom Kaiser zu Herzögen erhobenen Grafen von Berg. Schon zehn Jahre zuvor war Elberfeld als „Freiheit" bezeichnet worden. Das heißt, Burg und angrenzende Siedlung besaßen bereits bestimmte, allerdings nicht exakt umrissene Rechte, vielleicht die Freiheit von bestimmten Steuern, vielleicht auch ein geringes Maß an Selbstverwaltung, vielleicht sogar schon Marktrechte.

    Und Cronenberg auf der Berghöhe im Süden der Freiheit blieb ebenfalls weiterhin mit Elberfeld eng verbunden. 1428 wurden die Einkünfte des Elberfelder Gutes Steinbeck dem Katharinenalter in der Elberfelder Laurentiuskirche und dem Vikar gestiftet, der an diesem Altar Gottesdienst feierte und die Cronenberger Bevölkerung geistlich versorgte. Im Zuge der Reformation wurde die Vikarstelle 1582 in eine vollwertige Pfarrstelle umgewandelt.

    Der Hof Barmen begegnet uns wieder zu Beginn des 13. Jahrhunderts. 1203/04 verpfändeten die Grafen von Ravensberg (um Bielefeld), die inzwischen Barmen besaßen, diese „Grundherrschaft" an die Grafen von Tecklenburg. Der Hof Barmen muss also in der Zwischenzeit zu einem Oberhof mit abhängigen Höfen herangewachsen sein. Wie er in den Besitz der Grafen von Ravensberg kam, ist unbekannt. Wenig später erscheinen die Ravensberger erneut als Besitzer Barmens. Sie richteten hier einen neuen Fronhofsverband mit einem Oberhof Wichlinghausen, heute ein Stadtteil Wuppertals, ein und ordneten ihm etliche Barmer Höfe zu. 1245 verkauften sie die Barmer Grundherrschaft, die weit weg von ihrem Kernbesitz um Bielefeld und Minden lag, an die Grafen von Berg.

    Abb. 2 Die Burg der Grafen und späteren Herzöge von Berg, die im Spätmittelalter den Mittelpunkt ihrer Herrschaft nach Düsseldorf verlegten. Die Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt und verfiel; 1887 begann der Wiederaufbau zu einer der größten Anlagen ihrer Art.

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