Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Einigen - der schönste Punkt der Welt
Einigen - der schönste Punkt der Welt
Einigen - der schönste Punkt der Welt
eBook185 Seiten2 Stunden

Einigen - der schönste Punkt der Welt

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Mit dieser Hommage an Einigen soll einem Dorf, welches der Schriftsteller Hans Müller 'Der schönste Punkt der Welt' nannte, ein 'Denkmal' gesetzt werden. Einigen, die kleine Bäuert am Thunersee, ist lebendige Geschichte. Die 3500 Jahre alten Gräber, die über 1000-jährige Kirche und die Strättliger Chronik, welche unserem Ort die schönsten Sagen schenkte. Der Kanderdurchstich, die Allmenden und der Aufbau des Schulwesens bilden einen Teil dieser Arbeit. Aber auch vier grosse Persönlichkeiten, welche Einigen als ihren Wohnsitz wählten, werden mit einer Kurzbiografie gewürdigt. Möge es gelingen, die Schönheiten von Einigen zu erkennen und Sorge zu tragen zu Mensch, Tier, Boden und Luft, damit es bleiben kann, was es ist: Der schönste Punkt der Welt.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum21. Okt. 2010
ISBN9783038183006
Einigen - der schönste Punkt der Welt

Ähnlich wie Einigen - der schönste Punkt der Welt

Ähnliche E-Books

Historienromane für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Einigen - der schönste Punkt der Welt

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Einigen - der schönste Punkt der Welt - Arthur Maibach

    Mit den Augen des Dichters

    Vor mir liegt das Buch «Geliebte Erde» von Hans Müller Einigen aufgeschlagen. Unter dem Titel «Ich hab ein Holzhaus» finden wir folgende Worte: «Wo denn? Am Thunersee, im Berner Oberland, sechshundert Meter über der menschlichen Eitelkeit, links, zwischen Spiez und Thun. Warum? Ja, weil es der schönste Punkt der Welt ist, ganz einfach.» Wie recht Hans Müller Einigen mit diesen Worten hat. War doch die erste Bezeichnung für diesen Ort am Thunersee «Zum Paradies». Da wo die Wunderquelle in den See rann, da wo Menschen gesund wurden. Diesem Ort gab man den Namen zum Paradies. Hier wurde die erste Kirche erbaut, vor über tausend Jahren. Diese unsere Kirche gehört zu den ältesten der Schweiz und wurde zu Beginn der Christianisierung in der Thunersee-Gegend gebaut. So ist es nicht verwunderlich, dass ein weitgereister Mann, der Wien die schönste Stadt Europas nennt, der New York, Hollywood, London, Berlin, München, Paris, Rom und all die gigantischen Sehenswürdigkeiten der Welt sah, sich in Einigen niederliess. Müller, ein Mann mit feinem Gefühl, erkannte die Kraft, die von diesem Ort ausging, und wollte den Rest seines Lebens am schönsten Punkt der Welt verbringen. Hier schrieb er auch sein noch heute bekanntestes Bühnenstück «Im Weissen Rössl».

    Hans Müller liebte die Schweiz. Im Besonderen aber einen Flecken Erde am Thunersee. So sei mir erlaubt, mit den Worten des Meisters dies zum Ausdruck zu bringen: «Lang, lang her! Wie oft habe ich seitdem meinen Fuss in dieses lichteste, beste Zimmer Europas gesetzt! Immer wieder suchte und fand ich das Erlebnis der Schweiz; auf Skibrettern von Arosa hinuntersausend … in einem Segelboot vor Luzern … auf der Oschwand des Malers Cuno Amiet … bei der Landgemeinde in Appenzell … mit Freunden vor der Trattoria Ticinese in Bissone roten Nostrano trinkend … am Grabe Pestalozzis … in der Käserei von Oberdiesbach … in der Tonhalle Zürich… auf dem Pferdemarkt von Wimmis … in der St. Nikolauskirche zu Freiburg … zwischen den Büchern der Baslerstadtbibliothek … im Hospiz St. Bernhard nächtigend … ach, und viel weiter drüben: in der 71. Strasse von New York, wo eine winzige St. Galler Wirtsstube echte ‹Röschti›, Mundharmonika-gequiek und das rasende Heimweh verkauft … oder in Tetuan, im spanischen Marokko, in Madame Gardels kleinem Hotel National, das so sauber gehalten wird, als stünde es auf der Heimatwiese der Wirtin, zu Haudères im Kanton Wallis. Überall hier und dort liess jenes kernige, unfrömmlerische, wesentliche Wesen sich erkennen, das vom Sonntag in den Montag einen gangbaren Steg baut. Jeder Sinn für Freiheit, aus dem zugleich Besonnenheit entspringt. Und eine blutvolle Art unbefohlenen, man möchte sagen unliterarischen Humors, dem auch noch im Komischen das Komische nicht entgeht. Zuletzt dann aber, vor nun bald zehn Jahren, wurde mir das bis anhin nur Erlebte zum eigenen Leben: als ich in der Schweiz mein Häuschen fand. Und dazu achtzehnhundertzweiundneunzig Quadratmeter grünen Umschwung am Thunersee. Eine Wahlheimat bedeutet mehr als eine Geburtheimat. Man hat sich durch die Welt bis an diesen Punkt hindurchgeschlagen, endlich landet man in einem Hafen nach dem eigenen Kompass. Und nun möchte man nie, nie mehr auf unbekannte, drohende Meere hinaussegeln.»

    Einigen-Lied

    us em Chindergarte

    Mys Dörfli, wo-ni läbe,

    isch dr schönscht Platz uf der Wält!

    I wett mit niemerem tuusche

    ou nid um e Huuffe Gäld.

    I ghöre d’Kander ruusche,

    im See spieglet s Himmels-Zält.

    I bi so glücklich u so froh,

    dass i grad hie, grad hie uf d’Wält bi cho!

    Mis Dörfli, wo-ni läbe,

    isch dr schönscht Platz uf der Wält!

    I wett mit niemerem tuusche

    ou nid um e Huufe Gäld.

    I ghöre d’Glogge lüüte

    vom Chilchli Sankt Michael.

    We d’wosch dr Himmel uf Ärde gseh,

    so chumm i ds Paradies am Wendelsee!

    Text von Maria Ringgenberg (1929 – 1984). Sie war ab 1969 im Kindergarten Einigen als Kindergärtnerin tätig.

    «I bi so glücklich und so froh, dass i grad hie, grad hie uf d’Wält bi cho!» Dieses Lied wurde im Kindergarten geübt und von den Kindern auf dem Nachhauseweg aus voller Kehle gesungen. Was kann es Schöneres geben, als Kinder singen zu hören. Glückliche Kinder, die singen: «Ich bin so glücklich und so froh …»

    Ortsname

    Als ich vor Jahren nach Einigen zog, stellte ich fest, dass ältere Bewohner ein «Z» vor das Wort Einigen stellten. «Zinigwald», «Zinigen» waren Bezeichnungen, die mir zu Ohren kamen. Als dann Fahnen angeschafft wurden, um unser Dorf für einen Grossanlass herauszuputzen, es handelte sich um das Zeitfahren der Tour de Suisse im Jahre 1997, hatte ich den Auftrag, das Originalwappen ausfindig zu machen. So lernte ich Herrn Otto Aeschbacher kennen, der mir das Interesse an der Dorfgeschichte von Einigen weckte und das Buch «Einigen» von Hans Gustav Keller überreichte. Ein Buch, das ich nicht nur las, sondern studierte. Auf Seite 24 fand ich eine sehr ausführliche Beschreibung unseres Ortsnamens. Er schreibt, dass wahrscheinlich der Ortsname ein Zeugnis der germanischen Besiedelung sei. Er wird im Laufe der Jahrhunderte wie folgt geschrieben:

    Ceningen (1228)

    Ceiningin (1236)

    Ceiningen (1272)

    Ceningue (1285)

    Sceiningen (1318)

    Zeiningen (1336)

    Zeinungen und Zeiningen (1338)

    Zeningen (1453)

    Zeiningen (1477)

    Zeiningen (1578)

    Zeynigen (1607)

    Einigen (1654)

    Zeinigen (1710)

    Zeynigen (1713)

    Einnigen (1725)

    Einigen (1750)

    Zeinigen oder Einigen (1765)

    Einingen (1766)

    Zeinigen (1796)

    Einigen (1797)

    Einigen (1838)

    Die heute (1944) gebräuchliche Form des Ortsnamens ist «Einigen». Doch bemerkten die Herausgeber der «Fontes rerum Bernensium» (der bernischen Geschichtsquellen), «in der Volkssprache» werde «noch jetzt Zeinigen» statt Einigen gesprochen, und 1934 ist mir von einem Ortskundigen versichert worden, dass «alte Leute noch Zeinigen, nicht Einigen sagen.»¹

    Um das Jahr 1450 hat Elogius Kiburger in der «Strätlinger Chronik» erzählt, der Ort habe ursprünglich «im Paradies» geheissen, und die Kirche «Sant Michel im Paradies». Diese Bezeichnung komme von der Fruchtbarkeit und des guten Wassers, besonders aber des heiligen Brunnens wegen.

    Die Bearbeiter des «Schweizerischen Idiotikons» leiten den Ortsnamen Einigen von «Einigi» = Einzigkeit, Verlassenheit, Einsamkeit ab.

    ¹ Hans Gustav Keller, Einigen, Thun, Druck- und Verlagsanstalt Adolf Schär, 1946, S. 26/27

    Zum Paradies

    «Der hochwirdig sant Michel» war der «patron und schirmer der kilchen des Paradieses», so schreibt Elogius Kiburger in der «Strätlinger Chronik». Elogius Kiburger war wohl der bekannteste Pfarrherr von Einigen und der Verfasser der «Stätlinger Chronik». Er berichtete, er habe damals, im Jahr 1446, als «Kilchherr der kilchen in Paradies sant Michels» ein Teil des Kirchendachs der Kirche Einigen neu herstellen, einen Taufstein machen und ein Sakramentshäuschen aus Stein anbringen lassen.

    Im dritten Kapitel der «Strätlinger Chronik» preist er mit begeisterten Worten den Segen, der von dem «Paradies» am Wendelsee ausgehe. Um das Jahr 223 beschloss, erzählt er, Herr Arnold von Strätlingen, eine Kirche am Wendelsee zu Ehren des Erzengels Michael erbauen zu lassen. Die Stimme des Erzengels wies die Bauleute zu dem Platz in dem «garten oder matten, die da geheissen was die hofstatt des Paradieses», wo sich auch ein Brunnen befinde, führte sie dorthin und sprach alsdann wiederum: «Hie an diesem end des Paradieses findet man einen schatz, der so gross ist, dass in niemant geschetzen oder bazalen mag» … Diesen Angaben zufolge war das Gebiet, welches das «Paradies» genannt wurde, recht gross.

    Wir dürfen stolz sein, an einem Ort zu wohnen, dessen alte Bezeichnung «zum Paradies» genannt wurde. Ich glaube nicht, dass Elogius Kiburger diese Ortsbezeichnung erfunden hat. Sicher sprachen die Bewohner von «Zeningen» vom Paradies, wenn es sich um die Kirchenregion handelte. Dieses Gebiet musste wunderschön gewesen sein, da wo das «Jucki-Brünnelein», der «St.-Michaelsbrunnen» sprudelte. Ob dieser Ort schon vor dem Bau der ersten Kirche diesen Namen trug, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit nie bezeugt werden können. Auch ist es nicht von Wichtigkeit, wer wann diesem Ort das Wort «Paradies» zuordnete. Freuen wir uns doch ganz einfach, in einem Dorf zu leben, das die alttestamentliche Bezeichnung «Zum Paradies» trägt.

    Was ist nun aber ein oder das Paradies? In unserem Fall handelt es sich ganz klar um den Garten Eden. Nicht um die Zwischenzeit zwischen Tod und Auferstehung, noch um das endzeitliche Paradies. Paradies ist ein Lehnwort aus dem Altpersischen, wo parideza eine Umwallung, dann auch das Umwallte, den Park oder Garten bezeichnet. In dieser Bedeutung ging Paradies in das Hebräische pardes, Aramäische pardesa, Griechisch paradeisos und auch Lateinische paradisus ein. Als die LXX (Septuaginta, griech. Übersetzung des Alten Testaments) das hebr. «Gottesgarten» der Schöpfungsgeschichte in 1. Mose 2 mit paradeisos übersetzte, wurde Paradies im griech. Judentum zum religiösen Begriff. Das hebr. Judentum hat zur Bezeichnung des Gottesgartens seinen alten Ausdruck «Garten» oder «Garten Eden» beibehalten und spricht nicht von Paradies. Wenn daher im hebr. Alten Testament das Wort Paradies nicht vorkommt, so heisst das nicht, dass ihm auch die Sache fremd wäre. Der «Garten» oder «Garten Eden» oder auch «Gottesgarten» ist die Schöpfung selber. Seine Fruchtbarkeit ist unbeschreiblich, ebenso sein Reichtum an Gewächsen und Tieren.

    Wie schön muss wohl diese Gegend gewesen sein, dass ein Mensch diesem Garten, diesem Brunnen, diesem schönsten Punkt der Welt (Hans Müller Einigen) die Bezeichnung «Zum Paradies» gab. Und wir haben das Vorrecht, hier, gerade hier zu wohnen.

    Möge es uns gelingen, zu unserem Paradies Sorge zu tragen.

    3500 Jahre alte Gräber in einem Garten

    Am Holleeweg in Einigen wurden im Jahr 1970 bei Aushubarbeiten für ein Treibhaus im Garten von Rudolf Neuenschwander Grabreste entdeckt. Neben Knochenfragmenten erschienen im gelockerten Aushubmaterial auch grünpatinierte Bronzegegenstände. Diese Umstände veranlassten den Grundbesitzer richtigerweise, die Arbeiten einzustellen und den Fundaufschluss dem Archäologischen Dienst melden zu lassen². In einem Communiqué des Archäologischen Dienstes schreibt Herr Hans Grütter Folgendes:

    Das Grab eines Jünglings

    Die archäologischen Untersuchungen des Grabplatzes lieferten vorläufig folgende Erkenntnisse: Die vom Grundbesitzer angeschnittenen Skelettreste gehörten zweifellos zur Bestattung eines dreizehnjährigen Jünglings. Obwohl die durch die Aushubarbeiten stark fragmentierte Beisetzung nur noch in der Unterschenkelpartie in situ angetroffen wurde, kann anhand der geborgenen Grabbeilagen gesagt werden, dass in der ehemals mit Steinen ausgekleideten Grabgrube der Tote in gestreckter Lage beigesetzt war. Bei den Grabbeigaben handelt es sich um zwei Gewandnadeln, eine Rollenkopfnadel von 15 cm Länge und eine Ösenknopfnadel von 20 cm Länge. Bei den Objekten eignet die in charakteristischer Weise gebogene Nadelspitze; eine wohl damals übliche, als Schutz gegen Stichverletzungen angebrachte Sicherheitsvorkehrung. Im Weiteren hatte der Tote ein, wie die Patinafärbung erkennen lässt, ursprünglich an einem Holm befestigtes meisselartiges Gerät mitbestattet erhalten. Schliesslich umfasste das Beigabeninventar eine Dolchklinge. Der Griff, welcher anhand der in der Patina überlieferten Strukturen aus organischem Material gefertigt gewesen sein muss – ob Knochen oder Geweih bleibt erst noch zu

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1