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Star Trek - The Next Generation: Herz und Verstand
Star Trek - The Next Generation: Herz und Verstand
Star Trek - The Next Generation: Herz und Verstand
eBook433 Seiten5 Stunden

Star Trek - The Next Generation: Herz und Verstand

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Über dieses E-Book

Captain Jean-Luc Picard und die Besatzung der Enterprise entdecken etwas, das sie zuerst für eine bisher unentdeckte Welt halten, mit einer Zivilisation, die sich noch von den Auswirkungen eines globalen Nuklearkriegs erholt. Eine erstaunliche Botschaft aus dem Sternenflottenkommando warnt, dass mehr hinter diesem Planeten steckt, als auf den ersten Blick zu erkennen ist, und schnell wird Picard klar, dass die Geheimnisse dieser Welt mit Jahrhunderten geheim gehaltener menschlicher Geschichte in Verbindung steht …
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum2. Dez. 2019
ISBN9783966580076
Star Trek - The Next Generation: Herz und Verstand

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    Buchvorschau

    Star Trek - The Next Generation - Dayton Ward

    Kontrolle«).

    KAPITEL 1

    U.S.S. Enterprise, NCC-1701-E

    2386

    Der Dartpfeil traf die Zielscheibe und blieb im Zentrum stecken, genau über den beiden anderen. Ein durchdringender elektronischer Piepton erklang und tat jedem in der näheren Umgebung kund, dass jemand ins Schwarze getroffen hatte. Schon wieder.

    »Damit musst du jetzt aber langsam wieder aufhören«, sagte T’Ryssa Chen, als Taurik von der weißen Wurflinie zurücktrat, an der die Spieler sich positionierten, wenn sie an der Reihe waren. »Mit der Voodoozauberei oder was du da sonst machst!«

    Lieutenant Rennan Konya erhob sich von seinem Platz neben Chen. »Genau!«, sagte er. »Oder Sie werfen mit geschlossenen Augen. Langsam wird’s lächerlich.«

    Taurik wandte der Dartscheibe den Rücken zu, die im hintersten Winkel des Happy Bottom Riding Club an der Wand hing, und kam zum Tisch zurück. »So wie ich es verstanden habe, geht es bei diesem Spiel darum, die richtigen Felder je dreimal zu treffen. Da mir das mit den Zahlen 15 bis 20 bereits gelungen war, blieb nur noch der Mittelpunkt übrig – das Schwarze, um Lieutenant Konyas Bezeichnung zu verwenden. In Anbetracht der Regeln, die vor Spielbeginn erläutert wurden, gab es keine Alternative dazu.«

    Konya versuchte nicht einmal, sich das Lachen zu verbeißen, und Chen konnte nur den Kopf schütteln. Auch an den umliegenden Tischen trug Tauriks Erklärung zur allgemeinen Heiterkeit bei.

    Lieutenant Dina Elfiki prostete Taurik zu. »Gut gekontert, Commander!«

    »Ermuntere ihn nicht noch«, sagte Chen und warf der Wissenschaftsoffizierin der Enterprise einen tadelnden Blick zu. Dann wandte sie sich an Elfikis Begleiter, Gary Weinrib. »Lassen Sie ihr da keine freie Hand! Lenken Sie Ihr Date gefälligst ab, Weinrib.«

    Der Steuer-Offizier der Gamma-Schicht tat so, als würde er vor ihr salutieren. »Aye, aye, Lieutenant!«

    »Lass das lieber«, sagte Elfiki und rollte mit den Augen. »Sonst dreht sie nur noch mehr auf.«

    Chen musterte Weinrib mit gespieltem Misstrauen. »Warten Sie mal. Hat Ihre Schicht nicht längst angefangen?«

    »Vier Stunden habe ich noch.« Weinrib hielt sein Glas in die Höhe. »Und das ist bloß Altairwasser.«

    »So mag es vielleicht aussehen

    Wenn es nicht zu Abweichungen vom Dienstplan kam, füllte sich die Schiffsmesse normalerweise mit gut gelaunten Offizieren, sobald die Alpha-Schicht zu Ende war. Beinahe jeder Platz an der Bar und ausnahmslos alle Tische waren besetzt. Crewmitglieder entspannten sich auf den Sofas, die vor den großen Fenstern positioniert waren, oder standen mit ihren Drinks in der Hand mitten im Raum, da, wo sie eben gerade ein freies Plätzchen hatten ergattern können. Der Happy Bottom Riding Club (William Riker, der ehemalige Erste Offizier, hatte die Messe so getauft, ehe er die Enterprise verlassen hatte, um das Kommando der U.S.S. Titan zu übernehmen) war zu einem der Orte geworden, an denen Chen ihre freie Zeit am liebsten verbrachte. Die Atmosphäre war immer fröhlich. Hier gelang es ihr und ihren Kameraden, ihre anspruchsvollen Pflichten eine Weile lang zu vergessen, und sie hatte Gelegenheit, Freunde wie Dina Elfiki zu sehen, deren Aufgaben sie zumeist auf der Brücke oder in einem der Wissenschaftslabore der Enterprise festhielten. Dasselbe galt für Taurik, der zumeist irgendwo in den Tiefen des Maschinenraums, in einer der zahllosen Jefferies-Röhren oder einem der engeren Wartungsschächte schuftete, die sich durch das gewaltige Raumschiff zogen.

    Chen grinste Elfiki und Weinrib freundlich an, überließ sie ihrem Gespräch und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Taurik zu. Als der Vulkanier sich zu ihr an den Tisch gesetzt hatte, winkte sie zur Dartscheibe hinüber. Konya war dort damit beschäftigt, ein neues Spiel vorzubereiten.

    »Du lässt mich ziemlich schlecht dastehen«, sagte sie. »Wie kommt’s, dass du noch nie Darts gespielt hast?«

    Taurik griff nach seinem Glas, das, wie Chen wusste, Mineralwasser in Raumtemperatur enthielt. »Vor dem heutigen Abend war es nicht erforderlich, sich damit auszukennen«, erwiderte er. Er nahm einen Schluck und fügte hinzu: »Es ist ein recht unkompliziertes Spiel. Die Hand-Auge-Koordination ist natürlich entscheidend, außerdem ein Mindestmaß an Muskelkraft im Arm, um mit dem Dartpfeil das gewünschte Feld zu treffen.«

    »Moment mal«, sagte Konya, der sich auf seinen Stuhl fallen ließ. Drei Dartpfeile hielt er noch in der Hand. »Soll das heißen, dass Sie jedes Mal genau vorhersagen können, wo Ihr Pfeil die Scheibe treffen wird?«

    Taurik hob die rechte Augenbraue. »Das habe ich nicht gesagt, Lieutenant.« Er nahm noch einen Schluck Wasser. »Bei näherer Überlegung muss ich allerdings zugeben, dass meine Bemerkungen so interpretiert werden könnten.«

    »Also habe ich Sie richtig verstanden?«, fragte Konya.

    »Ja.«

    Konya lächelte breit und klopfte mit der freien Hand auf den Tisch. »Ich habe ganz den Eindruck, dass wir gerade herausgefordert worden sind, Lieutenant Chen!«

    »Da könnten Sie richtigliegen, Lieutenant Konya!«

    Chen lächelte auch. Es war schön zu sehen, dass er sich amüsierte. Er kam erst seit ein paar Monaten alle paar Abende mit ihr her. Zuerst war er nur selten mitgegangen, aber mittlerweile hatte er sich auf den Gedanken eingelassen, dass es gut war, sich nach einem langen Tag ein bisschen zu entspannen. Für jemanden wie Rennan Konya, der sich stundenlang in seiner Arbeit vergraben konnte, war das ein großer Schritt. Auch wenn kein drängender Notfall vorlag, keine Krise zu bewältigen war, hatte der stellvertretende Sicherheitschef viele fordernde Aufgaben. Konya verbrachte einen Gutteil seines Arbeitstages damit, die Sicherheitsoffiziere zu trainieren, damit sie auf verschiedene Szenarien angemessen und schnell reagieren konnten. Ständig verbesserte er Abläufe und Holoprogramme. Er fand immer Wege, ins Training einfließen zu lassen, was er auf Außenmissionen und in Gefechtssituationen dazugelernt hatte. Er und Lieutenant Aneta Šmrhová hatten ihre Bemühungen in dieser Hinsicht verdoppelt, nachdem das Zusammentreffen mit dem Kult der Unbesungenen Opfer gefordert hatte. Eine schmerzhafte Lektion – das Schiff hatte die Erkundung des Odysseeischen Passes abbrechen und sich in Föderationsgebiet zurückziehen müssen –, die deutlich gemacht hatte, wie dringend notwendig es war, laufend zu trainieren und sicherheitsrelevante Fertigkeiten zu perfektionieren.

    Vielleicht zog seine neue Ausgeglichenheit noch andere positive Entwicklungen nach sich: Mit jedem Monat, der verstrich, schien Konya mehr er selbst zu sein. Nach der Invasion der Borg hatte er schwer an Schuldgefühlen und einer Depression getragen. Die Sitzungen mit dem Counselor der Enterprise, Dr. Hegol Den, hatten ihm sehr geholfen, und er hatte Chen gestanden, dass auch das Wiederaufleben ihrer Beziehung entschieden zu seinem geistigen Wohlbefinden beigetragen hatte. Es widerstrebte ihr, die Lorbeeren für seine Fortschritte einzuheimsen – aber es war schön zu wissen, dass er so große Stücke auf sie hielt.

    Dass sein Ehrgeiz sich wieder zeigte, konnte als weiteres gutes Zeichen gewertet werden.

    »Also gut, Commander«, sagte der Betazoide, hielt Taurik die drei Dartpfeile hin und lächelte ihn spitzbübisch an. »Bei allem Respekt, Sir, Lieutenant Chen und ich sind der festen Überzeugung, dass man seinen Worten Taten folgen lassen sollte!«

    Der Ingenieur stellte sein Wasserglas ab und nahm die Dartpfeile entgegen. »Nun gut. Wenn Sie darauf bestehen.«

    Der freundschaftliche verbale Schlagabtausch und die Herausforderung hatten die Aufmerksamkeit der Umsitzenden auf sich gezogen. Elfiki, Weinrib und einige andere hatten ihre Stühle zurechtgerückt, sodass sie einen freien Blick auf die Dartscheibe hatten.

    »Wie wär’s mit einer kleinen Wette?«, fragte Elfiki.

    Taurik, der wieder an der weißen Linie stand, ging nicht auf die Frage der Wissenschaftsoffizierin ein. Er studierte die Dartscheibe und die Pfeile, die er in der Hand hielt. Gerade als er einen Pfeil ausgewählt hatte und ihn in der Hand wog, piepte sein Kommunikator.

    »Lieutenant Commander Taurik«, erklang die Stimme des Schiffscomputers der Enterprise. »Sie haben eine Nachricht mit hoher Priorität erhalten. Vertraulich. Autorisationscode: Alpha, Echo, drei, fünf. Bitte antworten Sie sofort.«

    »Was soll das denn?«, entfuhr es Chen. Sie runzelte die Stirn und wechselte zuerst mit Konya und dann mit Elfiki verwirrte Blicke. Natürlich hatte sie schon gehört, wie der Computer Nachrichten mit hoher Priorität ankündigte, aber normalerweise betraf das den Captain. Dass irgendjemand anderes eine solche Nachricht erhielt, war – gelinde gesagt – ungewöhnlich.

    Taurik stand bloß da und sah auf den Kommunikator an seiner Brust hinab. Dann, als hätte er plötzlich gemerkt, dass er zum Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit geworden war, fing er sich und berührte den Kommunikator. »Taurik hier. Zur Kenntnis genommen.« Er wandte sich um und hielt Konya die Dartpfeile hin. »Ich fürchte, wir müssen unseren Wettkampf verschieben.«

    »Selbstverständlich, Sir«, erwiderte der Lieutenant und nahm Taurik die Pfeile ab. »Können wir Ihnen irgendwie behilflich sein?«

    Taurik schien einen Augenblick darüber nachzudenken. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich danke Ihnen für das Angebot, Lieutenant, aber um diese Angelegenheit muss ich mich persönlich kümmern.« An Chen gewandt, sagte er: »Vielen Dank, dass du mich heute eingeladen hast. Ich hoffe, wir können den Rest des Abends bald nachholen.«

    »Taurik …«, begann Chen, erkannte aber am Ausdruck seiner Augen, dass sie ihre Frage nicht stellen musste: Er würde ihr nichts verraten.

    Ohne ein weiteres Wort wandte der Vulkanier sich um und verließ die Messe. Konya kam zum Tisch zurück und setzte sich. Sein Gesicht spiegelte Chens eigene Verwirrung wider. »Ich bin nicht der Einzige, der das gerade seltsam fand, oder?«

    Captain Picard saß allein in seinem Bereitschaftsraum am Schreibtisch und betrachtete sein Computerterminal. Auf dem Bildschirm war das Emblem der Vereinigten Föderation der Planeten zu sehen. Darunter leuchteten die Worte: PRIORITÄTSWARNUNG – NUR FÜR DIE AUGEN DES CAPTAINS BESTIMMT. STIMMAUTORISIERUNG ERFORDERLICH.

    Das Interkom summte, und Captain Picard sah vom Bildschirm auf, als die Stimme seines Ersten Offiziers, Commander Worf, ertönte: »Brücke an Captain Picard.«

    »Ich höre, Nummer eins.«

    »Sir, Lieutenant Šmrhová hat die Überprüfung der Kommunikationslogbücher beendet. Es gibt keinen Vermerk über den Erhalt der Nachricht. In einen geschützten Bereich des Schiffscomputers wurde jedoch eine Datei geladen, die denselben Datumsstempel wie die Nachricht trägt. Zum fraglichen Zeitpunkt lag die Enterprise im Dock der Weltraumstation McKinley.«

    Die ganze Sache war höchst ungewöhnlich, angefangen damit, wie Picard von der verschlüsselten Nachricht erfahren hatte. Unter normalen Umständen hätte ihm Lieutenant Šmrhová, die jede eingehende Nachricht auf der Brücke empfing, Meldung gemacht. Stattdessen hatte der Schiffscomputer ihn persönlich nicht auf eine eingehende Subraumkommunikation, sondern auf eine vorinstallierte Datei hingewiesen. Und nun schien alles darauf hinzuweisen, dass die darin enthaltenen Befehle schon seit drei Monaten in den Speicherbänken des Computers schlummerten.

    Aber warum?

    »Nummer eins, sind Sie sicher, dass die Datei vertrauenswürdig ist?«

    »Lieutenant Šmrhová hat mir versichert, dass sie mit einem originären Verschlüsselungsalgorithmus der Sternenflotte gesichert ist, der Stimmautorisierung durch Sie verlangt, Captain«, erwiderte Worf. »Weder Lieutenant Šmrhová noch irgendjemand sonst kennt den Inhalt der Datei.«

    Captain Picard atmete tief durch, aber es gelang ihm nicht, die körperliche Anspannung zu lösen, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Er war kein Freund von Geheimniskrämerei, und für die Spielchen, die offenbar irgendjemand im Sternenflottenkommando für notwendig hielt, hatte er herzlich wenig übrig.

    »Hat Lieutenant Šmrhová den Sensorscan beendet?«

    »Positiv«, erwiderte der Erste Offizier. »Wir sind allein hier draußen und halten uns bereit, unseren Kurs wieder aufzunehmen.«

    Picard schürzte die Lippen und dachte darüber nach, was als Nächstes zu tun war – besonders im Licht der jüngsten Ereignisse. Zwar war die Nachricht von hoher Priorität, aber die Art ihrer Überlieferung missfiel ihm zutiefst. Vor Wochen hatte die Enterprise ihre Mission, den Odysseeischen Pass zu kartografieren, wieder aufgenommen. Zu Zwischenfällen war es nicht gekommen. Im Gegenteil: Es war eine willkommene Abwechslung gewesen, die ungewöhnliche Flugbahn eines Kometen und zwei unbewohnte Sonnensysteme zu studieren. Sogar ein kurzer Landurlaub auf einem einladenden Planeten der Klasse M, den die Crew ganz für sich allein gehabt hatte, war möglich gewesen.

    Dann hatte ihm Wissenschaftsoffizierin Lieutenant Elfiki gemeldet, dass Messwerte, gesammelt von unbemannten Sonden, auf eine unentdeckte Zivilisation in einem nahe gelegenen Sonnensystem hindeuteten. Die Zeit war gekommen, wieder an die Arbeit zu gehen. Die Langstreckensensoren schienen die Daten der Sonden zu bestätigen: Sie verzeichneten schwache Übertragungen und sogar Hinweise auf interplanetare Raumfahrtaktivitäten.

    Die Enterprise war noch keine zwei Stunden auf Kurs gewesen, als der Schiffscomputer Picard über die gespeicherten, verschlüsselten Befehle und die dazugehörige Nachricht informiert hatte. Bis er den Inhalt kannte, sollte er sich dem Sonnensystem nicht weiter nähern. Daher drängte sich die Frage geradezu auf, ob die Befehlsdatei mit dem offenbar bewohnten Planeten zusammenhing – aber wie war das möglich? Soweit Picard wusste, war diese Region des Weltalls noch nie von einem Menschen oder einem anderen Föderationsmitglied besucht worden. Nur die Sonden, die schon vor Jahrzehnten ausgeschickt worden waren, hatten den Odysseeischen Pass durchflogen.

    Je länger man darüber nachdenkt, desto merkwürdiger wird die Angelegenheit.

    »Halten Sie unsere momentane Position, Nummer eins, und geben Sie vorläufig Gelben Alarm. Sobald ich dazu in der Lage bin, informiere ich Sie näher. Picard Ende.« Dann widmete er seine volle Aufmerksamkeit den blinkenden Worten auf seinem Computerbildschirm.

    Zwecklos, die Sache länger vor mir herzuschieben.

    »Computer«, sagte er und drehte das Terminal so, dass er bequem hineinschauen konnte. »Die Nachricht entschlüsseln und abspielen. Stimmautorisierung: Picard, vier, sieben, Alpha, Tango.«

    Augenblicklich verschwand das Emblem der Föderation; dafür erschien das Gesicht von Admiral Leonard James Akaar. Mit seinen einhundertneunzehn Erdenjahren war der Capellaner immer noch ein lebhafter Mann, der körperlich fit zu sein schien. Die Flaggoffiziersuniform spannte über seiner muskulösen Brust und seinen breiten Schultern. Sein einstmals blondes Haar war immer noch schulterlang, mittlerweile aber beinahe vollständig ergraut, und er hatte tiefe Falten im Gesicht. Seine Augen jedoch waren hellwach, und Picard las die vertraute Entschlossenheit darin. Der Admiral saß in seinem Büro im Hauptquartier der Sternenflotte in San Francisco am Schreibtisch. Er lehnte sich ein wenig nach vorn, die großen Hände vor sich auf der Tischplatte gefaltet.

    »Hallo, Jean-Luc! Bitte entschuldigen Sie diese ungewöhnliche Art der Kontaktaufnahme … Mir ist klar, dass Sie viele Fragen haben müssen. Meine Entscheidung, auf diese Weise vorzugehen, liegt darin begründet, dass wir es mit einer höchst sensiblen Angelegenheit zu tun haben. Ich hoffe auf Ihr Verständnis, Jean-Luc, habe ich doch großes Vertrauen in Ihre Diskretion und Ihr feinfühliges Vorgehen. Auch ich bin erst vor Kurzem über diese Sache gestolpert. Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass wir nie davon erfahren hätten, hätte die Sternenflotte nicht entschieden, dass der Odysseeische Pass näher erforscht werden müsse. Sie hören meine Botschaft jetzt einzig aus dem Grund, dass Sie einen ganz bestimmten Planeten anfliegen möchten.«

    Picard spürte, wie sich Ärger in ihm regte, und schüttelte den Kopf. Es fiel ihm schwer, Verständnis aufzubringen. Was sollte das alles? Wenn Akaar ihm »Diskretion und feinfühliges Vorgehen« zutraute, warum hatte er Picard dann nicht zu einer Lagebesprechung gebeten, bevor die Enterprise das Raumdock verlassen hatte? Die »sensible Angelegenheit« schien etwas zu betreffen, das im Odysseeischen Pass zu finden war – oder auf jenem Planeten, der Picards Interesse erregt hatte. Aber worum handelte es sich?

    »Wie ich eingangs bereits gesagt habe«, fuhr Akaar fort, »kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Sie Fragen haben. Und wenn ich Sie nur halb so gut kenne, wie ich es mir einbilde, starren Sie mich jetzt gerade wütend an und denken darüber nach, Ihrem Bildschirm einen Faustschlag zu versetzen.«

    »Gar keine so schlechte Idee«, murmelte Picard.

    »Ein kurzes Briefing aus der Ferne ist in diesem Fall nicht genug. Da ich Sie nicht vor Ort unterstützen kann, habe ich diese Aufgabe einem Mitglied Ihrer Besatzung übertragen – jemandem, von dem ich weiß, dass Sie ihm vertrauen. Und das aus gutem Grund! Der Offizier, von dem ich spreche, hat bereits seine Loyalität und Besonnenheit in einer ähnlichen Situation unter Beweis gestellt. Ich halte ihn für die Person, die am besten geeignet ist, Ihnen in dieser heiklen Angelegenheit zur Seite zu stehen. Er sollte sich recht bald an Sie wenden, und ich bitte Sie eindringlich, sich genau anzuhören, was er zu sagen …«

    Das Interkom summte erneut, und Picard hielt die Videoaufzeichnung an.

    »Brücke an Captain Picard.« Es war wieder Worf. »Bitte entschuldigen Sie die Unterbrechung, Sir, aber Lieutenant Taurik ist hier und bittet um ein Gespräch unter vier Augen mit Ihnen. Er sagt, es sei dringend, Sir.«

    »Taurik?« Picard betrachtete prüfend Admiral Akaars eingefrorenes Gesicht. »Ihn haben Sie also in Ihre Machenschaften mit hineingezogen?«

    »Wie bitte, Sir?«

    Da erst wurde Picard klar, dass er die Frage laut ausgesprochen hatte. Er verdunkelte den Bildschirm seines Computerterminals. »Schicken Sie ihn herein, Nummer eins«, sagte er.

    Einen Augenblick später glitt die Tür des Bereitschaftsraums auf. Davor stand kerzengerade der stellvertretende Chefingenieur der Enterprise. Er hielt die Arme hinter dem Rücken verschränkt.

    »Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie mich empfangen, Captain. Verzeihen Sie, dass ich Sie aufsuche, obwohl Sie nicht im Dienst sind.«

    Picard verengte die Augen. »Ich bin der Captain, Mister Taurik. Ich bin immer im Dienst.« Er winkte den Vulkanier heran, damit die Tür sich hinter ihm schließen konnte. »Lassen Sie mich raten: Sie sind Admiral Akaars Vertrauensmann im Hinblick auf diese ganze mysteriöse Angelegenheit.« Er deute auf seinen Bildschirm.

    Taurik nickte. »Ja, Captain. Während unseres Aufenthalts im Föderationsraum hat mich Admiral Akaar persönlich instruiert. Es war ein sehr … aufschlussreiches Gespräch.«

    »Möchten Sie mich in Kenntnis setzen?« Picard nickte zu den beiden Sesseln hinüber, die vor seinem Schreibtisch standen.

    »Danke, Sir.« Taurik nahm schräg gegenüber von Picard Platz. Dabei schien seine Körperspannung sich nicht das kleinste bisschen zu verringern. »Admiral Akaar wollte, dass ich Ihnen zunächst eins sage: Unsere gegenwärtigen Umstände sind weder auf eine externe Bedrohung noch auf Zweifel an Ihnen oder einem anderen Mitglied der Besatzung zurückzuführen.«

    »Warum sind wir also stattdessen hier, Commander?«

    Es überraschte Picard, dass Taurik einen … nervösen Eindruck machte. Der Ingenieur warf einen Blick über die Schulter, als erwartete er, Worf oder irgendjemand anders würde jeden Moment hereingeplatzt kommen. Und obwohl er die Hände gefaltet und in den Schoß gelegt hatte, wirkte er so unruhig, als könne er, untypisch für einen Vulkanier, sich kaum davon abhalten zu zappeln.

    »So, wie es mir erläutert wurde, Sir«, sagte Taurik endlich, »resultieren die nächste Mission der Enterprise und die Probleme, mit denen wir bald konfrontiert sein könnten, aus Entscheidungen und Taten, die mehr als drei Jahrhunderte zurückliegen …«

    DIE

    ANFÄNGE

    KAPITEL 2

    In der Nähe von Bloomingdale, Georgia

    16. März 2031

    Trotz der Dunkelheit war es nicht schwer, das Schiff zu finden: Umgeknickte, verkohlte Kiefern markierten einen gekrümmten Graben aus aufgewühlter, verbrannter Erde. Das vereinfachte immerhin diesen Aspekt des Problems.

    Gunnery Sergeant Erika Figueroa wagte sich südlich der Absturzstelle langsam und vorsichtig ein paar Schritte weit unter den Bäumen hervor und hielt inne, um sich in der frisch geschlagenen Schneise umzuschauen. Sie stellte das optische Visier auf ihrem M4A3-Karabinergewehr auf Wärmebildmodus und spähte hindurch. Das Schiff hatte beim Absturz thermische Spuren hinterlassen, die noch gut zu sehen waren. In größerer Entfernung hielt der Boden nur noch etwas Restwärme, wenn überhaupt – ein Großteil des umgepflügten Geländes war im Verlauf der Nacht bereits abgekühlt.

    Dem Dreck geht’s besser als uns.

    Obwohl es bis zum offiziellen Frühlingsanfang noch vier Tage dauerte und auch von der hohen Luftfeuchtigkeit noch nichts zu spüren war, die den Osten Georgias in den kommenden Monaten mit schwüler Hitze plagen würde, lief Figueroa unter ihrem schwarzen T-Shirt und ihrer Uniformjacke der Schweiß über Brust und Rücken. Die jüngsten Regenfälle hatten den Boden aufgeweicht, und die Sohlen ihrer Kampfstiefel sanken bei jedem Schritt leicht ein. Auf der anderen Seite der unebenen Furche, gerade noch sichtbar zwischen den Bäumen, die noch standen, sah sie die Hälfte ihres sechsköpfigen Teams. Ihre Männer und Frauen bewegten sich mit derselben bedächtigen Vorsicht wie sie selbst.

    »Smitty, messen Sie irgendeine Strahlung?«, fragte sie. Obwohl sie leise sprach, fing der Transceiver in ihrem rechten Ohr die Worte auf und übertrug sie auf dem gesicherten Kanal des Teams.

    »Negativ, Gunny«, erwiderte Sergeant Matthew Smith, Figueroas stellvertretender Teamleiter. Durch das Nachtsichtgerät ihres Head-up-Displays in ihrem Visier sah sie, wie Smith die Hand hob und ihr zuwinkte. »Alles im grünen Bereich.«

    Es war Bestandteil ihrer umfassenden Ausbildung gewesen, sich eingehend mit nuklearer, biologischer und chemischer Kriegsführung und Verteidigung zu beschäftigen. Smith war jedoch der unbestrittene ABC-Experte des Teams und trug einen der beiden kompakten Geigerzähler der Einheit bei sich. Der zweite sowie ein Messgerät, das gefährliche chemische und biologische Kampfstoffe orten konnte, steckten in ihrer Einsatzweste.

    Figueroa sah sich noch einmal um, dann signalisierte sie ihrem Team, der Schneise zu folgen. »Weiter geht’s!«, sagte sie. »Wir wissen immer noch nicht, womit wir es zu tun haben.«

    Ihr Team war Bestandteil der groß angelegten Reaktion auf einen taktischen Alarm, der ausgelöst worden war, nachdem Radarstationen des United States Space Command am frühen Abend ein unidentifiziertes Flugobjekt entdeckt hatten, das der Ostküste des Landes nach Süden folgte. Zwei F-35A-Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeuge waren von der Langley Air Force Base in Virginia entsandt worden und hatten das Flugobjekt in kürzester Zeit abgefangen. Daraufhin war das Schiff von seinem merkwürdig schlingernden Kurs an der Atlantikküste entlang abgekommen und hatte einen Angriff gegen die beiden Kampfflugzeuge eingeleitet. Eins der Kampfflugzeuge war von einer Art energiedämpfendem Strahl getroffen worden; im letzten Bericht hatte es geheißen, dass ein Rettungsteam den Piloten bereits gefunden hatte. Der zweite Pilot hatte mehr Glück gehabt: Er hatte eine Rakete auf das Flugobjekt abgeschossen, die es außer Gefecht gesetzt hatte. Kurz nach Sonnenuntergang war es abgestürzt und hatte nordwestlich von Savannah ein beträchtliches Waldstück verwüstet.

    Ein Transportflugzeug des Marine Corps hatte Figueroa und ihr Team vom Stützpunkt Camp Lejeune in North Carolina hierhergebracht; sie waren mit Fallschirmen abgesprungen. Unterstützung war auf dem Weg, auch ein Helikopter, um das Team wieder abzuholen, aber für die nächste Stunde, die auf Mitternacht zuschlich, würden Figueroa und ihre Leute auf sich allein gestellt sein.

    »Streuner, hier spricht Stubenhocker«, sagte ein Mann in ihr Ohr. Er benutzte die Codenamen, die für den nächtlichen Einsatz ausgewählt worden waren. »Wie ist Ihr Status? Können Sie das Zielobjekt sehen?«

    »Wir nähern uns, Stubenhocker«, antwortete Figueroa und achtete darauf, nicht ins Stolpern zu geraten, während sie über den verrottenden Stamm einer umgestürzten Kiefer stieg. »Wir überprüfen lediglich, ob das hier eine anständige Wohngegend ist.«

    »Wir haben einen engen Zeitplan, Streuner. Wir müssen Tempo zulegen.«

    »Ach ja?«, fragte Figueroa. »Gibt es denn hier was zu finden, von dem wir noch nichts wissen?«

    Figueroa wusste, dass die Kommunikation von der Kommandozentrale der Mission im Camp Lejeune überwacht wurde: Bereits die wenigen Worte, die sie mit ihren Teammitgliedern gewechselt hatte, waren dort angekommen. Im unwahrscheinlichen Fall, dass noch jemand zuhörte, wurde jede Aussage sorgfältig verschleiert; Euphemismen wie »Wohngegend« wurden für die Absturzstelle gebraucht. Die Bilder, die die Head-up-Displays in den Helmen aufzeichneten, kamen ebenfalls als Livefeed direkt im Stützpunkt des Marine Corps an. Man war dort also auf dem Laufenden – mit dem entscheidenden Vorteil, sich nicht persönlich durch den düsteren, dichten Wald kämpfen zu müssen. Trotzdem schienen die »Stubenhocker« ungeduldig zu werden.

    Gottverdammte Schreibtischhengste!

    Über die verschlüsselte Kommunikationsfrequenz sagte die Männerstimme: »Die örtliche Strafverfolgungsbehörde mobilisiert bereits Einsatzkräfte, um die Wohngegend zu inspizieren. In schätzungsweise sechs null Mikes haben Sie Gesellschaft.«

    »Aber ein Absperrteam ist auf dem Weg, oder?«

    Im Flugzeug waren Figueroa und ihr Team knapp und bündig über die anstehende Mission gebrieft worden. Man hatte Figueroa zugesichert, dass spätestens eine Stunde nach Landung ihres Teams Unterstützung eintreffen würde, die die Autorität besaß, die Absturzstelle abzuriegeln. Ihr war klar, dass ihnen nur wenig Zeit blieb. Das unidentifizierte Flugobjekt war zwar in einem einsamen Waldgebiet nördlich der ruhigen, abgelegenen Stadt Savannah aufgeschlagen, aber das brennende Wrack, das vom Himmel gefallen war, war sicher nicht unbemerkt geblieben. Dennoch: In der näheren Umgebung lebten kaum mehr als 2.500 Menschen, und für den Katastrophenschutz standen nur begrenzte Kapazitäten zur Verfügung. Figueroa nahm daher an, dass es nicht schwer sein würde, die Einsatzkräfte der Polizei sowie der Feuerwehr aus dem Gebiet herauszuhalten – gesetzt den Fall, dass das Absperrteam rechtzeitig kam. Andernfalls würde sie ein interessantes Gespräch mit einem griesgrämigen Provinzpolizeichef führen müssen, der mitten in der Nacht aus dem Bett geholt worden war.

    Eins nach dem anderen, Gunny. Packen wir’s an!

    Wieder sah sie sich um. Corporal Eric Tate und Lance Corporal Jason Bayley standen mehrere Meter voneinander entfernt vollkommen reglos in der Dunkelheit und warteten auf ihr Signal. Sie hatten das Ende des Grabens erreicht. Der Nachthimmel war wolkenlos, und im Mondlicht war eine dunkle Silhouette zu erkennen.

    Das Schiff hatte sich mit seiner kantigen Front zwischen zwei dicken Kiefernstämmen verkeilt. Es war über und über mit verkohlter Erde bedeckt. Als sich seine wilde Rutschpartie verlangsamt hatte, waren ihm nur noch wenige Bäume zum Opfer gefallen, doch lagen auch hier noch einige gefällte Kiefern, die den Preis dafür hatten zahlen müssen, im Weg zu stehen.

    »Stubenhocker«, sagte Figueroa, »wir haben Sichtkontakt. Nähern uns weiter.«

    »Verstanden, Streuner. Seien Sie vorsichtig.«

    Anstelle einer Antwort wandte Figueroa sich Tate und Bayley zu und verdrehte theatralisch die Augen. Damit brachte sie die beiden Männer zum Grinsen.

    Das Vorwärtskommen wurde leichter, als sie sich dem Schiff näherten. Es hatte die größte Zerstörung am Anfang der Schneise angerichtet, wo es durch die Bäume gebrochen und mit großer Geschwindigkeit durch die weiche Erde gepflügt war. Dabei hatte es alles entwurzelt und zermalmt, was ihm im Weg gewesen war. Seit sie die Absturzstelle gefunden hatten, hatte Figueroa sich, so gut es ging, im Schutz der Bäume gehalten; jetzt trat sie aufs offene Gelände hinaus, das M4 im Anschlag. Ihr Blick tastete über den massigen Umriss des Schiffs und seine unmittelbare Umgebung. Dunkle Ausbuchtungen am hinteren Ende deuteten auf eine Art Düsenantrieb hin, waren jedoch nicht vergleichbar mit einem Raketentriebwerk – nicht einmal mit dem Antrieb eines jener anderen merkwürdigen Schiffe, die ihr, seit sie zu dieser Einheit gehörte, untergekommen waren. Die glanzlose Schiffshülle hatte zahllose Beulen und Risse, die sicher von dem Sturz durch die Baumkronen stammten.

    »Kein Kennzeichen, kein Emblem«, sagte Sergeant Smith, der sich so vorsichtig wie Figueroa von der anderen Seite her an das Schiff heranpirschte. Er war jetzt nah genug, dass sie seine Stimme nicht nur durch den Transceiver in ihrem Ohr, sondern außerdem von der anderen Seite des Grabens her hören konnte. »Erkennt irgendwer die Silhouette? Ich hab noch nie was Ähnliches gesehen!«

    Die Antworten ihres Teams bestätigten, was Figueroa dachte. »Sieht so aus, als hätten wir’s mit einem neuen Akteur zu tun.« Sie justierte ihr Head-up-Display am Helm und ließ ihren Blick von links nach rechts über die »Lichtung« wandern, die das Schiff geschlagen hatte. Auf dem Wärmebild sah sie nur die anderen Mitglieder ihres Teams.

    »Gunny!«, sagte Corporal Tate. Er hatte sein Karabinergewehr auf das Schiff gerichtet. »Hier steht eine Luke offen.«

    Auch ohne die Unterstützung des Helms konnte Figueroa das Oval ausmachen, das sich schwarz an der Backbordseite der dunklen Schiffshülle abzeichnete. Sie zielte auf die Luke und spähte in die Finsternis dahinter. Sie suchte nach Lebenszeichen, aber nichts regte sich.

    »Alle machen noch eine Runde! Sichern Sie unsere Flanken und unsern Rücken!« Noch während sie sprach, bewegte sie sich auf die offene Luke zu. Sie war so angespannt, dass sie nicht sofort spürte, wie ihre Finger kribbelten und ihr Kiefer schmerzte – sie umklammerte das Gewehr wie eine Ertrinkende und biss die Zähne zu fest zusammen. Als sie auf der Höhe der Luke angekommen war, schob sie die Mündung ihres Gewehrs hindurch und spähte umher.

    Das Innere des Schiffs war ihr so fremd wie sein Äußeres. Sie sah Oberflächen, die inaktive Bedienpulte sein konnten. Es hatte im Schiff gebrannt; Figueroa zuckte vor dem Geruch zurück, den sie kaum beschreiben konnte, verkohltes … Irgendwas … Ihre Intuition sagte ihr, dass jemand oder etwas in den Flammen umgekommen war.

    »Hier ist noch jemand am Leben!«

    Figueroa wandte sich um. Tate und Bayley hielten auf eine Baumgruppe zu, die Gewehre auf etwas gerichtet, das sie nicht erkennen konnte. Die beiden Marines näherten sich ihrem Ziel von zwei Seiten, hatten es in die Zange genommen – sie suchte mit Blicken zwischen ihnen den Boden ab, bis sie endlich entdeckte, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.

    Verdammte Scheiße!

    Eine Gestalt lag zu Füßen der beiden Männer. Sie war in eine Art dunklen Ganzkörperanzug gekleidet, der offenbar eine Schutzfunktion erfüllte. Von dort, wo Figueroa stand, wirkte die Gestalt menschlich oder doch zumindest menschenähnlich; allerdings hatte sie die Erfahrung gemacht, dass der äußere Schein trügen konnte. Der Anzug bedeckte sogar den Kopf des Wesens. Ein undurchsichtiger Gesichtsschutz verbarg seine Züge. Als Figueroa auf das Grüppchen zuging, sah sie, dass es sich regte. Es war jedoch offensichtlich verletzt und reagierte nicht auf Tate und Bayley, die es anherrschten, sich nicht zu bewegen.

    »Es kann wahrscheinlich kein Wort verstehen.« Figueroa zielte ebenfalls auf das Wesen am Boden. Die Leute, die ihr Team entsandt hatten, um zu bergen, was hier gefunden werden konnte, besaßen Technologien, die es ihnen vielleicht ermöglichen würden, mit diesem … was immer es eben war … zu kommunizieren. Natürlich war sie neugierig, aber das Wesen in Gewahrsam zu nehmen, hatte Priorität. Sie studierte es durch ihr Wärmebildgerät und knurrte leise. Der Schutzanzug hatte offenbar isolierende Eigenschaften. Das erklärte, warum sie und ihr Team es nicht früher bemerkt hatten. Außerdem warf es die Frage auf, ob es Freunde zur Party mitgebracht hatte …

    Na toll, Paranoia! Das kann ich jetzt gebrauchen.

    »Stubenhocker, wir brauchen definitiv eine Crew hier draußen. Das Ziel ist nicht in unserem Katalog verzeichnet«, sagte sie, um ihre Unterstützung wissen zu lassen, dass sie so etwas wie dieses Schiff noch nie gesehen hatten.

    »Verstanden, Streuner«, sagte ihr Kontaktmann. »Verstärkung ist auf dem Weg. Geschätzte Ankunftszei…«

    »Gunny!« Der Schrei Corporal Tates schnitt den Rest der Antwort ab. Direkt darauf folgten Schüsse, die auf der anderen Seite des Wracks abgefeuert wurden. Figueroa lief auf das Heck zu und

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