Und wo bleibt das Positive?
Von Erwin Heigl
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Über dieses E-Book
Erwin Heigl
Der Grafik-Designer und Diplom-Pädagoge Erwin Heigl lebt mit seiner Frau in der Nähe von Stuttgart und zeitweise in Irland in bewusst gewählter ländlicher Umgebung. Sein Motto: Unsere multioptionale Welt ist so komplex geworden, dass wir uns nur noch durch bewusste Beschränkung vor der totalen Konfusion retten können. Neben seinen Gedichtbänden schreibt er auch erziehungswissenschaftliche Bücher und nimmt an der Entwicklung seiner fünf Enkel lebhaften Anteil.
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Buchvorschau
Und wo bleibt das Positive? - Erwin Heigl
„Herr Kästner, wo bleibt das Positive?"
Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.
Erich Kästner, 1930
INHALT
GESCHICHTEN VOM HERRN KNECHT
Der Neumensch
In der Beschränkung zeigt sich der Meister
Leben nach dem Tode
Emissionshandel
Der Garten
Die Trophäe
Volkes Stimme
Der Urlaub
Bescheidenheit
Entwicklung
Wissgier
Schöner scheitern
Verbitterung
Updating
Updates
Raffke
Bewusstseinserweiterung
Das Händi
Downsizing
Werde, der du bist
Zocker unter sich
Der Entdecker
Konjunktivitis
Lebensweisheit
Die Lösung
Lebenslauf
Status
Spätes Jagdglück
Prophylaxe
Ertüchtigung
Vive la liberté
Lottoglück
Introspektion
Versuch und Irrtum
Heitere Gelassenheit
Das Ziel
Das Inserat
Der Kritiker
Freitagabend-Katharsis
Vergeblich
Shades of Grey
Ich rauche, also bin ich
Leben und leben lassen
Freitag, 13
Galgenfrist
Planwirtschaft
Bekehrung eines Realisten
Memento mori
Ethik
Ebenbild
Der Albtraum I
Lösungen I
Ohne Titel
Aufklärung
Freitagabend
Ideal-Ich
Kritik der reinen Vernunft
Das Gott
Gender-Forschung
BILD-ung
Parvenü
Abstammungslehre
Im Hier und Jetzt
Der Albtraum II
Lösungen II
Humanität
Klimawandel
Kritik der reinen Unvernunft
PISA
Werthaltig
Zauderer
Weihnachtsbotschaft 2013
Think Positiv
Der Tierfreund
Bewunderung
Vernissage
Unwillkommener Rat
Ego Shooter
Der Unteilbare
Der Trendsetter
Verhinderter Aufstieg
Self tracking
Sieben Stufen zum Erfolg
Steppenwolf
Mitte rechts, Reihe 2
Rehabilitierung
NOTIZEN EINES VERWUNDERTEN
augmented reality
Ballade vom guten Leben
Wenn du Hunger hast
Ballade vom schlechten Leben
Political Correctness
Der Querdichter
Medienmacht
Sklaventugend
Lehrstück
Späte Erfüllung
Sehr geehrter Herr Heigl
Beim Scheidungsanwalt
Endlösungen
Im Griff
Herbstnacht
Sein und verwehen
Geburtstagsparty
Globalisierung
Nur die Rose ist ohn warum
Der Nerd
Der Neider
Justitia
Krone der Schöpfung
Jägerlatein
Informationsgesellschaft
Hamlet 2014
Unwillkommener Trost
Public viewing – So sehn Sieger aus
Man gönnt sich ja sonst nichts
Melancholie
Ich laike, also bin ich
Offener Brief an unsere Führer
Offener Brief an unsere Journalisten
Offener Brief an unsere wackeren Architekten
Offener Brief an die Marketing-Abteilung
Offener Brief an unsere Rüstungsbosse
Und wo bleibt das Positive?
GESCHICHTEN VOM HERRN KNECHT
Es strebt der Mensch sein Leben lang
nach freiem, aufrecht-stolzem Gang.
Doch ach, im Grunde gehts ihm schlecht:
Er dünkt sich Herr. Und lebt als Knecht.
DER NEUMENSCH
Ein Philosoph mit Namen Knecht
erkennt: Die Welt ist ungerecht,
beschließt, dieselbe neu zu denken
und sie der Menschheit dann zu schenken.
Zuvörderst macht er Arm und Reich
in der Reformwelt beide gleich.
Die Klugheit wird zur Bürgerpflicht
und Torheit gibt es künftig nicht.
Nicht Banken, Zinsen oder Schulden
wird er in seiner Neuwelt dulden,
nicht Habgier, Raffsucht, Hehlereien,
nicht Neid noch andre Schweinereien.
Auch Krankheit lässt er unterbinden,
man wird nur noch Gesunde finden.
Dass jene sterben, diese leben,
selbst das wirds künftig nicht mehr geben.
Sodann denkt er sich ein Verbot
an Ampeln für die Farbe Rot.
Wer wahre Freiheit will gestalten,
zwingt keinen Menschen anzuhalten.
Hausbesitzer, die vermieten,
wird er ab sofort verbieten.
Blutsauger, Kapitalisten,
Überflieger, Karrieristen,
Ausbeutung und Sklaverei,
Arbeit, Fron und Plackerei,
alles, alles schafft er ab,
was es noch an Unrecht gab.
Voilà, der Mensch! – Ein Geistprodukt,
das sich in keine Knechtschaft duckt! –
Zwar blieb die Welt wie vordem schlecht,
doch Knecht nennt sich fortan Herr Knecht.
IN DER BESCHRÄNKUNG ZEIGT SICH DER MEISTER
Herr Knecht nutzt die Gelegenheit
zu rühmen die Bescheidenheit
bei einem Selters an der Bar.
Nach Schampus, Trüffel, Kaviar.
LEBEN NACH DEM TODE
Herr Knecht empfindet es als schändlich,
dass dieses Leben kurz und endlich.
Er glaubt ein zweites sich dazu
und bringt sich um die ewige Ruh!
EMISSIONSHANDEL
Herr Knecht fährt einen Spritverprasser,
was sein Gewissen nicht tangiert:
Damit er Schadgas reduziert
trinkt er nur Kohlensäurewasser.
DER GARTEN
Herr Knecht, der gern der Muße pflegt,
hat sich nen Garten angelegt
mit Buchsbaumkugeln und Rabatten,
ein Flieder spendet Duft und Schatten.
Ein frisches Bächlein munter plappert,
woran ein Mühlrad fröhlich klappert.
kurz, lieber Leser, stell dir dies
im Geiste vor als Paradies.
Nach wochenlangem pflanzen, pflegen,
beschließt nun Knecht, sich hinzulegen
inmitten seiner Blumenwiese,
dass er der Mühe Frucht genieße.
Nein lieber stell ich an den Pool
den nagelneuen Liegestuhl.
Noch besser: Unter meinem Flieder
leg ich mich jetzt zur Ruhe nieder.
Man hat ja schließlich, sagt sich Knecht,
nach so viel Arbeit auch das Recht ...
Da schreckt ihn hoch der schrille Ton
von dem mobilen Telefon.
Man hats ja explizit zum Zwecke,
dass es an jedem Ort uns wecke.
Zwar könnt mans einfach klingeln lassen,
doch sicher würd man was verpassen.
Nein, diesmal heißts nur „falsche Nummer". -
Knecht gönnt sich wieder seinen Schlummer.
Das Bächlein gluckst, das Mühlrad rappelt,
im Spinnennetz ne Fliege zappelt,
die Meisen pinken in den Zweigen ...
Da plötzlich, unverhofftes Schweigen:
Der Bach bleibt stumm, das Rad steht still,
dieweil die Pumpe nicht mehr will.
Sogleich fühlt Knecht sich motiviert,
dass er den Schaden repariert.
Ach wie ist der Mensch geplagt,
wenn was Elektrisches versagt.
Doch andrerseits schwellt solcher Frust
auch jedes echten Mannes Brust,
wenn diese Großtat ihm gelang:
Die Mühl geht wieder ihren Gang.
Knecht kehrt zurück und legt sich wieder
zur wohlverdienten Ruhe nieder.
Da reißt ihn jäh aus erstem Schlummer
vom Nachbarhaus ein dumpf Gewummer.
Was dort Musik ist hier bloß Lärm,
der fährt Herrn Knecht tief ins Gedärm.
Doch wehrt sich dieser klug und stracks
mit einer Packung Ohropax.
Da hört er schmerzhaft jetzo Schläge
ner Axt,