Fabeln - nicht ganz schwarz und nicht ganz weiß: Fabeln und märchenhafte Geschichten
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Über dieses E-Book
Christina Gerlach-Schweitzer
Christina Gerlach-Schweitzer setzt sich seit vielen Jahren für die Wertschätzung von Tieren und ihrer Rechte ein. Dazu veröffentlichte Bücher sind: "Die anderen Tiere" und "Sehnsucht nach Sanftmut." Außerdem schrieb sie ein auch optisch schön gestaltetes Fabelbuch,"Fabeln- nicht ganz schwarz und nicht ganz weiß" und ein Jugendbuch mit vielen Fotos über das Schicksal zweier als Schlachttiere vorgesehenen Kaninchen, die zu Haustieren wurden, "Kaninchenherzen". Zusammen mit ihrer Schwester Silvia gestaltete sie darüber hinaus das reich bebilderte Buch "Silvia malt - Gemälde einer Künstlerin mit Downsyndrom".
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Rezensionen für Fabeln - nicht ganz schwarz und nicht ganz weiß
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Buchvorschau
Fabeln - nicht ganz schwarz und nicht ganz weiß - Christina Gerlach-Schweitzer
„Das Mitfühlen mit allen Geschöpfen ist es, was den
Menschen erst wirklich zum Menschen macht."
Albert Schweitzer
1875 - 1965
Für Georg, Janina und Isabella
Ich bedanke mich sehr herzlich bei Diethelm Kaminski für seine so hilfreiche Unterstützung
Inhalt
Der gefangene Löwe und die freie Ameise
Der hohe Turm
Der Pfau
Der Hahn, der recht hatte
Die schwere Entscheidung
Die Spinne und der Gepard
Die stolze Ratte
Der kleine Marienkäfer
Der Elefant und die Maus
Der weise Uhu
Zwei Schafe und ein Wolf
Der Igel und der kleine Hund
Als die Tiere neidisch wurden
Warnungen
Wer Korn sät, wird Korn ernten
Dem Frieden zuliebe
Lieber guter, böser Wolf
Pferd, Esel und Zebra
Die langsame Schnecke
Der Krebs und das Meer
Ein dicker Fisch als Kritiker
Der Regenbogen
Die Gepardin
Das Paradies der Tiere
Die wilde Wölfin
Der Knochen
Das Unglück des kleinen Wurmes
Die Mörderschlange
Hasen und Igel
Frosch und Spinne
Der Pinguin
Der arme Hase
Die zwei Raben
Schöner starker Gepard
Adler und Schlange
Der Fuchs und die Gans
Von großen und von kleinen Tieren
Mäusejagd
Der griesgrämige Hai und der fröhliche Tintenfisch
Jaguarland
Gutes Lämmchen, böser Wolf
Der Hirte
Die Katze
Die Königswahl
Herr und Hund
Der Horizont
Der Hengst und die Blume
Die blauen Glockenblumen
Maus und Maus
Der gefangene Löwe und die freie Ameise
Ein großer, starker Löwe hatte sich in einem Netz verfangen und war völlig hilflos. Das bemerkte eine Ameise.
„Ha", rief sie dem Löwen schadenfroh zu, „ihr großen Tiere, was seid ihr stolz auf euch, weil ihr glaubt, so großartig zu sein. Ihr denkt, alle schauen immer zu euch auf. Genau deshalb werdet ihr aber gefangen. Die Bewunderung, die man euch Löwen entgegenbringt, musst du jetzt mit deiner Freiheit teuer bezahlen. Uns Ameisen beachtet keiner, und deshalb bleiben wir frei. Niemand nimmt uns unsere Freiheit. Deshalb sind wir
Ameisen die eigentlichen Könige der Welt und nicht ihr Löwen. Ganz sicher möchtest du in diesem Moment nichts anderes sein, als eine winzige kleine, aber so freie Ameise wie ich. Wie musst du mich beneiden." Die kleine Ameise stemmte stolz vier ihrer Füße in die Hüfte, strahlte über das ganze Gesicht und blickte dem Löwen triumphierend in die Augen.
Der Löwe blieb stumm. Er hatte sie gar nicht bemerkt.
Der hohe Turm
Obwohl die Maus sehr stark und sehr selbstsicher war, hatte sie doch Angst vor diesem und jenem und vor der Katze im Besonderen. Eines Tages glaubte sie, sie sei weise geworden. Sie beschloss deshalb, einen hohen Turm zu bauen, der so hoch und so speziell gebaut wäre, dass die Katze sie nicht würde fangen können und von dem aus sie auf alle anderen Mäuse herabsehen könnte. Sie würde jede Menge Nahrungsvorräte ganz hoch oben im Turm verstecken, denn dort wollte sie in Sicherheit alt werden. Von dort oben würde sie nie wieder hinabsteigen.
Sie suchte sich also einen geeigneten Baugrund und schleppte in jeder freien Minute Kies, Sand, Steine und Lehm zu ihrer Baustelle. Die Maus ließ es nicht zu, dass man ihr half, denn es sollte ihr Turm werden, ganz allein ihr Turm.
Und er wuchs. Einmal, zweimal, zehnmal höher als sie selbst groß war. Sie lobte sich sehr und bemerkte gar nicht wie alt sie inzwischen geworden war und wie sehr sich ihre Gelenke durch die schwere Arbeit verschlissen hatten.
Alle Mäuse der Umgebung kamen, um den fertigen Turm zu bewundern. Er war wirklich höher als alle Mausebauwerke, die sie bisher gesehen hatten.
Die Baumaus setzte sich nun endlich zur Ruhe und genoss die Bewunderung ihrer Mäusefreunde, die sich fast die Hälse verrenkten, um sie dort oben auf den Burgzinnen zu entdecken. Alle beneideten sie um den so katzensicheren Turm.
Eines Tages aber kam ein Storch des Weges. Er sah den Turm und die Maus dort oben auf der Turmspitze. Da er keinen Hunger hatte, bekam er Mitleid, als er sie so ungeschützt oben auf dem Turm sitzen sah. Er wollte ihr helfen. Also fasste er sie vorsichtig am Kragen und setzte sie ganz zart nach unten auf die Erde, wo gerade all die Mäuse, die so voller Bewunderung gewesen waren, davonstoben. Es war wirklich, wirklich gut, dass der Storch keinen Hunger hatte.
Der Pfau
„Schau, wie der wieder auf dem Hof auf und ab geht, wie er das Rad so weit schlägt, und wie er seine Federn zur Sonne dreht, damit sie auch besonders schön gleißen, der Angeber." Wispernd wichen die Tiere des Hofes vor dem Pfau aus und machten ihm den Weg frei. Insgeheim brachten sie ihm neben dem Neid aber auch Bewunderung entgegen. Man schwieg, wenn er sich näherte, so schön, so stolz und so unnahbar war er.
Dem Pfau taten die Blicke der anderen weh, aber er wusste eigentlich gar nicht, warum, denn er konnte sein eigenes Rad ja nicht sehen. Viel lieber als hier herumzustolzieren, würde er morgens mit den Hähnen auf dem Mist stehen und tagsüber die Hennen ärgern.
Das wäre sicher ein lustigeres Leben als das, das er gerade führte. Dann hätte er Freunde und könnte Quatsch machen, aber er traute sich nicht.
Und wenn er es doch einfach mal täte? Er zögerte und überlegte hin und her, ob er es nicht wenigstens einmal probieren sollte, so fröhlich zu sein und denselben Unsinn zu