Der tanzende Elch: Fabeln und andere Geschichten
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Buchvorschau
Der tanzende Elch - Walter Uwe Weitbrecht
Walter-Uwe Weitbrecht
Der tanzende Elch
Fabeln und andere Geschichten
Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Impressum:
© by Verlag Kern GmbH, Ilmenau
© Inhaltliche Rechte beim Autor
1. Auflage, Dezember 2016
Autor: Dr. Walter-Uwe Weitbrecht
Layout/Satz: Brigitte Winkler, www.winkler-layout.de
Bildnachweis Titelmotiv: fotolia | © mozart3737
Lektorat: Manfred Enderle
Sprache: deutsch, broschiert
ISBN: 978-3-957162-199
ISBN
E-Book
: 978-3-957162-359
E-Book
-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016
www.verlag-kern.de
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Übersetzung, Entnahme von Abbildungen, Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, Speicherung in
DV-Systemen
oder auf elektronischen Datenträgern sowie die Bereitstellung der Inhalte im Internet oder anderen Kommunikationsträgern ist ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlags auch bei nur auszugsweiser Verwendung strafbar.
Vorwort
Fabeln, so findet man in der Wikipedia, sind kürzere Geschichten mit belehrender Absicht, die von Tieren, Pflanzen oder Mischwesen mit menschlichen Eigenschaften handeln und die meist eine allgemeingültige Moral beinhalten.
Warum sollte man Fabeln schreiben? Es gibt genug Leute, die uns belehren wollen, wie wir gesund leben oder den Müll trennen sollen. Moral täte uns allerdings bei unserer Zentrierung auf die eigenen Bedürfnisse gut, das zeigen plakativ die Fehltritte einiger bekannter Persönlichkeiten oder das aggressive Verhalten von Protestgruppen bzw. von Kommentatoren im Internet. Fabeln ermöglichen wie die Satire Kritik durch Witz und Überzeichnung alltäglichen Verhaltens. Zudem kommt die Länge einer Fabel dem derzeitigen Leseverhalten – eine Bildschirmseite – entgegen. Anders als in den klassischen Fabeln vermenschlichen die in diesem Band aufgezeichneten modernen Fabeln Tiere nicht komplett. Für alle auftretenden Tierarten wurden Lebensraum, Ernährung und Verhalten recherchiert und, soweit der Anlass der Geschichte es zuließ, berücksichtigt. Anlässe waren die Trägheit der Bürokratie, das Verhalten von Politikern, die menschliche Gier, Eitelkeit, Sucht, aktuelles politisches Geschehen wie Terror, Flucht oder der Militärputsch in der Türkei, bei welchem in der Phase der Aufarbeitung der türkischen Regierung ein weiser Rat gut getan hätte. Andere Motivationen für die Fabeln waren Alltagserlebnisse oder Sprichwörter. So entstanden 38 Fabeln. Dem Leser bleibt überwiegend überlassen, Anlass und die Moral zu erkennen.
Ergänzt wird der Band durch 12 kurze Geschichten teils mit unterschiedlichem Charakter.
Ich hoffe, dass das Lesen so viel Spaß macht wie das Schreiben der Geschichten.
Mein Dank gilt dem Verlag für sorgfältige Bearbeitung und meiner Frau Ulrike für Geduld und kritische Anmerkungen.
W.-U. Weitbrecht, Oktober 2016
Der Frosch und die Kröte
Ein Frosch hatte ein Problem mit seiner Nachbarin, der Kröte. Immer setzte sie sich vor die Tür seines Hauses im Schilf am Ufer des Teiches, produzierte Schleim, der ins Haus geschwemmt wurde und grunzte zur Unzeit, sodass der Frosch aus dem Mittagsschlaf hochschreckte. Sein Bruder kam nicht mehr zu Besuch, weil er sich vor der Kröte fürchtete.
„Kannst du nicht anderswo sitzen, grunzen und Schleim produzieren, als vor meiner Tür, fragte er sie. „Kein Gesetz verbietet mir, hier zu sitzen und zu tun was ich will
, brummte die Kröte und grinste bösartig.
„Wir könnten unser Problem doch im Guten lösen, antwortete der Frosch höflich, „rutsche einfach ein Stück nach rechts oder links.
„Ich bleibe hier sitzen! Wenn der König der Tiere, der Löwe, es anders bestimmt, dann tue ich es. Also frage ihn." Die Kröte rollte ihre Augen und dachte sich, dass der Frosch niemals den Weg zur Höhle des Löwen wagen würde. Doch den Frosch bedrängte die Impertinenz der Kröte so sehr, dass er sich auf den Weg machte.
Am Tor der Höhle des Löwen saßen zwei Hyänen als Wächter. „Was, Frosch, willst du vom König, grollte eine der Hyänen. Der Frosch schilderte sein Problem mit der Kröte und seine Bitte um eine Entscheidung des Königs. Eine der Hyänen verschwand in der Höhle und kam kurz darauf zurück. „Der König lässt dir ausrichten, dass er Probleme dieser Art zur Entscheidung an Minister Nashorn delegiert habe. Du findest ihn in Afrika.
Der Frosch machte sich auf den Weg nach Afrika und als er nach vielen Strapazen Minister Nashorn fand, schilderte er diesem sein Problem. Das Nashorn warf sich auf den Rücken und strampelte mit den Beinen. Dabei erzeugte es eine ungeheure Staubwolke. Als es wieder auf den Beinen stand, grunzte es: „Das ist ein schwieriges Problem. Es übersteigt meine Kompetenz. Solche Probleme löst Ministerialrat Storch. Du findest ihn in Asien."
Also machte sich der Frosch auf den Weg nach Asien, um Ministerialrat Storch zu finden. Als er bei ihm nach vielen Strapazen ankam, schilderte er ihm sein Problem mit der Kröte. Der Storch hörte geduldig zu, wiegte den Kopf und klapperte mit dem Schnabel. Schließlich sprach er: „Lieber Frosch, dein Problem löse ich gerne. Du wirst keinen Ärger mehr mit deiner Nachbarin der Kröte haben."
Dann packte er den Frosch mit dem Schnabel und verschlang ihn.
So verschlingt die Bürokratie ihre Bittsteller.
Die Katze und der Hund
Ein Hund und eine Katze lebten gemeinsam in einem Haushalt. Der Hund war groß und schwarz. Er neigte zu mitreißenden Reden über die sozialen Missstände der Hundefamilien in Menschensiedlungen und mied Rüdenkämpfe. Die Katze hatte ein feines Fell, weiß am Bauch, beige am Rücken und sie lispelte ein wenig. Manchmal setzte sie sich würdevoll hin und formte mit den Krallen der Vorderpfoten eine herzförmige Figur. Die Katze mochte den Hund nicht, weil er so schwarz war sowie laut und rau bellte. Dem Hund war die Katze egal bis auf einen Punkt: Er hatte den Eindruck, dass die Katze bei der Essensausgabe bevorzugt wurde, weil sein Fressnapf immer halb leer war. Er stellte sich deshalb häufiger vor die Küchentür, lauschte und hoffte, das Klappern der Fressnäpfe zu hören. Eine Maus hatte ihn mehrfach beobachtet. Die Katze wusste es nicht.
Als die Katze die Maus belauerte, sagte diese: „Du weißt, dass dich der große schwarze Hund immer belauscht, wenn du in der Küche bist."
„Du lügst und sagst das nur, weil du nicht willst, dass ich dich fange."
„Nein, nein! Es ist die reine Wahrheit. Zudem habe ich keine Angst vor dir. Die Ratte hat mir Asyl angeboten, wenn du mich bedrohst. Sie ist stark, da sie immer aus dem Fressnapf des Hundes isst."
Sprach’s und verschwand im Bau der Ratte.
Die Katze schaute irritiert und murmelte: „Die verdammte Ratte fühlt sich größer als sie ist, nur weil sie Russisch sprechen kann."
Als der Hund das nächste Mal an der Küchentür lauschte, riss die Katze die Tür auf und lispelte: „Warum hörst du mein Miauen ab?"
„Woher soll ich sonst wissen, wann es zu essen gibt, knurrte der Hund und fügte hinzu, „keinesfalls sollte dies Abhören sein. Dein Miauen interessiert mich nicht.
„NSA!", sagte die Katze und wollte ihm nicht glauben, „Niemals Sollte man Abhören! Unter Freunden geht das gar nicht. Du kannst es wieder gut machen, indem du mit mir gegen die Ratte vorgehst, die immer aus deinem Fressnapf isst."
„Die Ratte frisst aus meinem Napf? Deshalb ist so wenig drin! Ich hätte nicht gedacht, dass so ein Regionalnager sich dies traut."
So kam es, dass Hund und Katze ein gemeinsames Projekt hatten und sich dennoch weiter belauschten.
Der starke Büffel
In der Steppe Afrikas lebte ein großer schwarzbrauner Büffel. Jeden Morgen trainierte er seine Kraft und seinen wütenden Ausdruck. Nachdem sein Vater verstorben war, hatte er seine Brüder verjagt. Jetzt rannte er tosend durch das hohe Steppengras, den Kopf gesenkt, die spitzen, langen Hörner auf einen Scheingegner gerichtet. Der Boden der Steppe vibrierte. Er bremste abrupt mit allen vier Hufen gleichzeitig ab, sodass sich tiefe Bremsspuren in den roten Boden eingruben, er schnaubte drohend und eine Wolke von Staub stob zum Himmel. Alle hatten Respekt vor ihm und wichen ihm ängstlich aus, die Antilopen, die Zebras und sogar der sonst so selbstbewusste Löwe fürchtete die spitzen Hörner und die grenzenlose Kraft. Die Büffelkühe waren tief beeindruckt und fühlten sich viel sicherer als zuvor, seit er sich um sie kümmerte.
„Du bist der Stärkste, den wir je hatten", sagte seine Mutter und kaute ein Büschel Steppengras.
„Du machst doch nur eine Riesenshow, ohne etwas dahinter", sagte der Rabe und flatterte auf den toten Ast eines Affenbrotbaumes.
„Ich meine es ernst", knurrte der Büffel und warf schnaubend den Kopf hoch, die Hörner in Richtung des Raben schwingend.
„Ra, ra!" lachte der Rabe und flog davon.
Der Büffel schnaubte wütend und schlug klatschend mit dem Schwanz in die Luft.
Eines Tages galoppierte der schwarzbraune Büffel wieder mit gesenktem Kopf durch die Steppe, stoppte plötzlich und stutzte. Ein dunkler