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Die schönsten Tierfabeln
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eBook249 Seiten2 Stunden

Die schönsten Tierfabeln

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Über dieses E-Book

Ein Maulwurf, gefräßig wie alle, die seines Geschlechtes sind, war auf einem Raubzug begriffen. Er wurde von einem Füchslein beobachtet, das ihn nach einer Weile fragte: »Warum gehst du immer nur der Nase nach? Mache doch die Augen auf!« »Werde mich wohl hüten«, erwiderte der Maulwurf, »es könnte mir ja Licht hineinfallen!« (Marie von Ebner-Eschenbach)

Dieses Buch versammelt rund 150 beliebteste und bekannteste Fabeln aus aller Welt. Mit den berühmten Illustrationen von Grandville reich illustriert, bietet es ein intelligentes Lesevergnügen für Jung und Alt!
SpracheDeutsch
HerausgeberBild und Heimat
Erscheinungsdatum14. Nov. 2016
ISBN9783959587365
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    Buchvorschau

    Die schönsten Tierfabeln - Volksmund

    www.bild-und-heimat.de

    Anstatt eines Vorworts

    Die beraubte Fabel

    (Magnus Gottfried Lichtwer)

    Es zog die Göttin aller Dichter,

    Die Fabel, in ein fremdes Land,

    Wo eine Rotte Bösewichter

    Sie einsam auf der Straße fand.

    Ihr Beutel, den sie liefern müssen,

    Befand sich leer; sie soll die Schuld

    Mit dem Verlust der Kleider büßen,

    Die Göttin litt es mit Geduld.

    Mehr, als man hoffte, ward gefunden,

    Man nahm ihr Alles; was geschah?

    Die Fabel selber war verschwunden,

    Es stand die bloße Wahrheit da.

    Beschämt fiel hier die Rotte nieder,

    Vergib uns, Göttin, das Vergehn,

    Hier hast du deine Kleider wieder,

    Wer kann die Wahrheit nackend sehn?

    Von den Falschen,

    den Eitlen und den Listigen

    Der Fuchs und der Wolf am Brunnen

    (Jean de La Fontaine)

    Es war eine klare Vollmondnacht. Ein Fuchs strolchte durchs Dorf und kam zu einem Ziehbrunnen. Als er hinunterblickte, traute er seinen Augen nicht: Da lag ein großer, runder, goldgelber Käse. Er kniff die Augen zu und öffnete sie wieder. Nein, es war kein Traum.

    Der Fuchs besann sich nicht lange, sprang in den Eimer, der über dem Brunnenrand schwebte, und abwärts ging die Fahrt. Ein zweiter Eimer schaukelte aus der Tiefe empor, an ihm vorbei.

    Unten angekommen, wollte der hungrige Fuchs sich sofort auf den fetten Käse stürzen. Aber was war denn das? Seine Nase stieß in eiskaltes Wasser, der Käse verformte sich und verschwand. Verblüfft starrte der Fuchs ins Dunkel, und langsam kehrte der Käse unversehrt zurück. Jetzt begriff er seinen Irrtum. Wie konnte er nur so schwachköpfig handeln! Nun saß er in der Patsche. Er schaute zum Brunnen hinauf. Niemand war da, der ihn aus dem Schlamassel befreien konnte. Nur der Vollmond lächelte ihm hell und freundlich zu.

    Viele Stunden saß der Fuchs in dem kühlen, feuchten Eimer gefangen und schlotterte vor Kälte und Hunger. Da kam ein Wolf an dem Brunnen vorbei. Der Fuchs dachte: Warum sollte dieser Nimmersatt klüger sein als ich? Und mit fröhlicher Stimme rief er ihm zu: »Schau, mein Freund, welch herrlichen Käseschmaus ich gefunden habe. Wenn du mein Versteck nicht verrätst, so darfst du zu mir herunterkommen und dir auch ein gutes Stück von meinem Käse abbrechen. Den Eimer dort oben habe ich für dich bereitgehalten, mit ihm kannst du zu mir herunterfahren.«

    Der Wolf, der nie über Mangel an Hunger klagen konnte, leckte sich die Lippen, und seine Augen traten hervor. Der Käse, den der Fuchs entdeckt hatte, sah wirklich appetitlich aus. Ohne zu überlegen kletterte er in den Eimer, und da er viel schwerer als der Fuchs war, sauste er hinab in die Tiefe und zog den Eimer mit dem Fuchs hinauf.

    Der Fuchs rettete sich sofort auf sicheren Boden und lachte sich eins ins Fäustchen. »Wohl bekomm’s«, rief er spöttisch und eilte davon.

    Der Rabe und der Fuchs

    (Gotthold Ephraim Lessing)

    Ein Rabe trug ein Stück vergiftetes Fleisch, das der erzürnte Gärtner für die Katzen seines Nachbars hingeworfen hatte, in seinen Klauen fort.

    Und eben wollte er es auf einer alten Eiche verzehren, als sich ein Fuchs herbei­schlich und ihm zurief: »Sei mir gesegnet, Vogel des Jupiters!« – »Für wen siehst du mich an?«, fragte der Rabe. »Für wen ich dich ansehe?«, erwiderte der Fuchs. »Bist du nicht der rüstige Adler, der täglich von den Rechten des Zeus auf diese Eiche herabkommt, mich Armen zu speisen? Warum verstellst du dich? Sehe ich denn nicht in der siegreichen Klaue die erflehte Gabe, die mir dein Gott durch dich zu schicken noch fortfährt?«

    Der Rabe erstaunte und freute sich innig, für einen Adler gehalten zu werden. Ich muss, dachte er, den Fuchs aus diesem Irrtume nicht bringen. Großmütig dumm ließ er ihm also seinen Raub herabfallen und flog stolz davon.

    Der Fuchs fing das Fleisch lachend auf und fraß es mit boshafter Freude. Doch bald verkehrte sich die Freude in ein schmerzhaftes Gefühl; das Gift fing an zu wirken, und er verreckte.

    Möchtet ihr euch nie etwas anders als Gift erloben, verdammte Schmeichler!

    Kleine Fabel

    (Franz Kafka)

    »Ach«, sagte die Maus, »die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.«

    »Du musst nur die Laufrichtung ändern«, sagte die Katze und fraß sie.

    Die Milbe

    (Novalis)

    »Nichts ist gewisser«, sprach eine Milbe zu der andern, »als dass unser Käse der Mittelpunkt des erhabenen Weltsystems ist und dass wir die besonderen Lieblinge des Allmächtigen sind, weil er uns die vollkommenste Wohnung erschuf.«

    »Törin«, sprach ein Mensch, indem er sie mit ihrem Käse verschlang. »Du denkst, wie viele meiner Brüder denken, du auf deinem Käse, sie auf den ihrigen.«

    Spatz und Schwalben

    (Wilhelm Busch)

    Es grünte allenthalben.

    Der Frühling wurde wach.

    Bald flogen auch die Schwalben

    Hell zwitschernd um das Dach.

    Sie sangen unermüdlich

    Und bauten außerdem

    Am Giebel rund und niedlich

    Ihr Nest aus feuchtem Lehm.

    Und als sie eine Woche

    Sich redlich abgequält,

    Hat nur am Eingangsloche

    Ein Stückchen noch gefehlt.

    Da nahm der Spatz, der Schlingel,

    Die Wohnung in Besitz.

    Jetzt hängt ein Strohgeklüngel

    Hervor aus ihrem Schlitz.

    Nicht schön ist dies Gebaren

    Und wenig ehrenwert

    Von einem, der seit Jahren

    Mit Menschen viel verkehrt.

    Die allzu klugen Fische

    (altindisch)

    In einem Teiche wohnten zwei Fische, Satabuddhi, »Hundertklug«, und Sahasabuddhi, »Tausendklug«. Diese beiden hatten den Frosch Ekabuddhi, »Einmalklug«, zum Freunde. So genossen sie alle drei am Ufer des Teiches das Vergnügen geselliger Unterhaltung und kehrten dann ins tiefe Wasser zurück.

    Als sie nun einmal zur Unterhaltung zusammengekommen waren, schritten um die Zeit des Sonnenunterganges mit Netzen in der Hand Fischer heran, die auf dem Kopf viele getötete Fische trugen. Als diese den Teich sahen, sprachen sie zueinander: »Ah! Dieser Teich scheint viele Fische zu enthalten und hat sehr wenig Wasser. Darum wollen wir morgen früh hierhergehen!« Nach diesen Worten gingen sie nach Hause.

    Nachdem jene aber diese einem Donnerschlag gleiche Rede gehört hatten, hielten sie miteinander Rat. Da sagte der Frosch: »Ach lieber Hundertklug und Tausendklug, was ist hier angemessen: Sollen wir fliehen oder bleiben?« Darauf lachte Tausendklug und meinte: »Ach Freund, lass dich nicht durch das bloße Hören einer Rede in Furcht setzen! Es ist nicht wahrscheinlich, dass sie kommen. Gesetzt aber, sie kämen, dann werde ich durch die Macht meines Verstandes sowohl dich als auch mich zu schützen wissen, denn ich kenne viele Wege des Wassers.«

    Nachdem Hundertklug das gehört hatte, sagte er: »Ah! Was Tausendklug sagt, ist richtig. Man soll daher auf das bloße Hören einer Rede hin nicht den von den Ahnen her von Geschlecht zu Geschlecht vererbten Geburtsort verlassen. Auch keinen Schritt weit dürfen wir uns entfernen! Ich werde dich durch die Macht meines Verstandes beschützen.« Der Frosch erwiderte: »Ich habe nur einen Witz, aber der rät mir zu fliehen. Ich gehe noch heutigen Tages samt meiner Frau zu einem anderen Teiche.«

    Am folgenden Tage kamen in der Frühe die Fischer, ähnlich den Dienern des Todesgottes, herbei, bedeckten den Teich mit Netzen, und alle anderen Wassertiere wurden im Netze gefangen. Auch jene beiden, Hundertklug und Tausendklug, waren dabei, obwohl sie flohen und sich lange Zeit durch ihre Kenntnis verschiedener Wege, durch Hin- und Herschwimmen schützten. Doch schließlich fielen sie samt ihren Frauen ins Netz und wurden getötet. Hundertklug wurde wegen seiner Schwere auf dem Kopfe getragen. Den Tausendklug hatte ein anderer an einen Strick gebunden und schleppte ihn so dahin.

    Da sagte der Frosch Einmalklug, der auf den Rand seines neu bewohnten Teiches gestiegen war, zu seiner Frau: »Sieh! Sieh, Liebe! Herr Hundertklug liegt auf dem Kopf, Herr Tausendklug hängt an dem Strick, Herr Einmalklug jedoch spielt munter in der klaren Flut.«

    Ein Großschnabel

    (nordamerikanisch)

    Ein stolzer Falke brüstete sich einst, dass er von allen Vögeln am höchsten fliegen könne; dabei bemerkte er aber nicht den Adler, der dicht bei ihm auf einem Baum saß.

    »Wer fliegt mit mir in den Himmel hinein?«, rief darauf der Adler so laut, dass es alle Vögel ringsum verstanden. »Oh, das wird der Falke tun!«, schnatterten sie ihm zu. »Der kann’s schon mit dir aufnehmen!«

    »Der Falke?« bemerkte der Adler höhnisch. »Mit dem zu fliegen finde ich unter meiner Würde.« Darauf flog er allein auf und war in kurzer Zeit den Blicken der Zuschauer entschwunden.

    »Und ich kann doch am höchsten fliegen«, schrie darauf triumphierend der Falke, als er sah, dass ihn nur noch einige kurzflügelige und schwerfällige Vögel umstanden.

    Der Wolf und der Schäfer

    (Gotthold Ephraim Lessing)

    Ein Schäfer hatte durch eine grausame Seuche seine ganze Herde verloren. Das erfuhr der Wolf, und kam seine Kondolenz abzustatten.

    »Schäfer«, sprach er, »ist es wahr, dass dich ein so grausames Unglück betroffen? Du bist um deine ganze Herde gekommen? Die liebe, fromme, fette Herde! Du trauerst mich, und ich möchte blutige Tränen weinen.«

    »Habe Dank, Meister Isegrim«, versetzte der Schäfer. »Ich sehe, du hast ein sehr mitleidiges Herz.«

    »Das hat er auch wirklich«, fügte des Schäfers Hund hinzu, »so oft er unter dem Unglück seines Nächsten selbst leidet.«

    Der Hund im Wasser

    (Martin Luther)

    Es lief ein Hund durch einen Strom und hatte ein Stück Fleisch im Maul. Als er aber das Spiegelbild vom Fleisch im Wasser sah, dachte er, es wäre auch Fleisch, und schnappte gierig danach. Als er aber das Maul auftat, entfiel ihm das Stück Fleisch, und das Wasser trug es weg. Also verlor er beides: das Fleisch und das Spiegelbild.

    Die Katze und die Ratte

    (Jean de La Fontaine)

    Eine Ratte lebte unter einer hohen, mächtigen Fichte, deren Astwerk bis auf den Boden hinunter wucherte. Ganz in der Nähe hausten eine Eule, ein Wiesel und eine Katze und machten der Ratte das Leben sauer.

    Obgleich die Ratte von so viel Feinden umgeben war, konnte sie sich nicht entschließen, ihre Wohnung zu verlassen; denn die alte Fichte ernährte sie ausreichend mit ihrem Samen, der im Frühjahr auf den Boden prasselte. Auch warf der Sturm oft reife Zapfen zu ihr herab, die sich noch nicht geöffnet hatten, und die emsige Ratte schleppte diese dann hochbeglückt in ihr Nest und sammelte so reichlich Vorrat für das ganze Jahr.

    Eines Morgens hörte die Ratte ein herzzerreißendes Miauen. Sie lächelte schadenfroh: »Einem meiner Plagegeister scheint es an den Kragen zu gehen.« Das Miauen wurde immer jämmerlicher, und die Ratte blinzelte neugierig aus ihrem Loch. Aber sie konnte nichts sehen. Vorsichtig tapste sie in die Richtung, aus der das Klagen kam. Da entdeckte sie

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