Sie hatte das Vertrauen verloren: Chefarzt Dr. Norden 1153 – Arztroman
Von Jenny Pergelt
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Über dieses E-Book
So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
Über Nacht war der Winter noch einmal mit frostigen Temperaturen zurückgekehrt. Der feine Regen, der am frühen Morgen begonnen hatte, verwandelte den kalten Boden sofort in eine spiegelglatte Eisschicht. Allen, die nun zur Arbeit eilten, bescherte das eine unfreiwillige Rutschpartie. »Das hat uns gerade noch gefehlt«, schimpfte Daniel Norden, als er mit seiner Frau vor der Behnisch-Klinik aus dem Wagen stieg. »In der Notaufnahme werden wir es heute bestimmt haufenweise mit Glätteopfern zu tun bekommen.« »Nun sieh mal nicht gleich so schwarz, Dan. Vielleicht wird's gar nicht so dramatisch. Gegen Mittag hat die Sonne den ganzen Spuk bestimmt wieder weggetaut.« »Bis dahin kann viel passieren«, unkte Daniel mürrisch. Felicitas lächelte ihrem Mann aufmunternd zu. Leider schien das diesmal nicht zu helfen. Das Glatteis war nicht das einzige Problem, mit dem sich ihr Mann derzeit herumschlagen musste. Seit einer Woche herrschte in München die Grippe. Noch war es zu früh, um von einer Epidemie zu sprechen. Dazu waren die Erkrankungszahlen nicht hoch genug, außer in der Behnisch-Klinik. Hier hatte es inzwischen viele Mitarbeiter erwischt. In allen Abteilungen war es zu einem gefährlichen Personalnotstand gekommen. Die wenigen Pflegekräfte und Ärzte, die es noch nicht getroffen hatte, arbeiteten bereits bis an ihre Grenzen.
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Buchvorschau
Sie hatte das Vertrauen verloren - Jenny Pergelt
Leseprobe:
Vorwiegend heiter
LeseprobeProfessor Dr. Egidius Sonntag ist ein wahrlich ungewöhnlicher Chefarzt, überaus engagiert, aber auch mit kleinen menschlichen Fehlern behaftet. Sie machen diese schillernde Figur ganz besonders liebenswert, aber auch verletzlich. Manchmal muss man über ihn selbst den Kopf schütteln, wenn er etwa den 15. Hochzeitstag vergisst und seine an Brustkrebs erkrankte Ehefrau töricht vernachlässigt. Er tut dies nicht aus Lieblosigkeit, aber er ist auch nicht vollkommen. Dr. Sonntag ist der Arzt, der in den Wirren des Lebens versucht irgendwie den Überblick zu behalten – entwaffnend realistisch geschildert, aber nicht vollkommen. Diese spannende Arztserie überschreitet alles bisher Dagewesene. Eine Romanserie, die süchtig macht nach mehr!
Chefarzt Dr. Norden
– 1153 –
Sie hatte das Vertrauen verloren
Katja war ein gebranntes Kind
Jenny Pergelt
Über Nacht war der Winter noch einmal mit frostigen Temperaturen zurückgekehrt. Der feine Regen, der am frühen Morgen begonnen hatte, verwandelte den kalten Boden sofort in eine spiegelglatte Eisschicht. Allen, die nun zur Arbeit eilten, bescherte das eine unfreiwillige Rutschpartie.
»Das hat uns gerade noch gefehlt«, schimpfte Daniel Norden, als er mit seiner Frau vor der Behnisch-Klinik aus dem Wagen stieg. »In der Notaufnahme werden wir es heute bestimmt haufenweise mit Glätteopfern zu tun bekommen.«
»Nun sieh mal nicht gleich so schwarz, Dan. Vielleicht wird’s gar nicht so dramatisch. Gegen Mittag hat die Sonne den ganzen Spuk bestimmt wieder weggetaut.«
»Bis dahin kann viel passieren«, unkte Daniel mürrisch.
Felicitas lächelte ihrem Mann aufmunternd zu. Leider schien das diesmal nicht zu helfen. Das Glatteis war nicht das einzige Problem, mit dem sich ihr Mann derzeit herumschlagen musste. Seit einer Woche herrschte in München die Grippe. Noch war es zu früh, um von einer Epidemie zu sprechen. Dazu waren die Erkrankungszahlen nicht hoch genug, außer in der Behnisch-Klinik. Hier hatte es inzwischen viele Mitarbeiter erwischt. In allen Abteilungen war es zu einem gefährlichen Personalnotstand gekommen. Die wenigen Pflegekräfte und Ärzte, die es noch nicht getroffen hatte, arbeiteten bereits bis an ihre Grenzen. Lange würden sie diese hohe Belastung nicht aushalten können. Sollten auch sie noch ausfallen …
Daniel Norden wusste, was das bedeuten würde. Er müsste alle planmäßigen Operationen absagen und könnte neue Patienten nur noch als Notfälle aufnehmen. Die Routineabläufe würden zum Erliegen kommen. Für die Klinik bedeutete das eine wirtschaftliche Katastrophe. Doch für ihn als Arzt mit Leib und Seele war es noch viel schlimmer. Er liebte seinen Beruf mit jeder Faser seines Körpers. Die schreckliche Vorstellung, Menschen, die medizinische Hilfe bräuchten, abweisen zu müssen, war für ihn kaum zu ertragen und sorgte für manche schlaflose Nacht.
Ein kurzer, schriller Schrei, den Fee an seiner Seite ausstieß, riss ihn aus seiner Grübelei und ließ ihn blitzschnell reagieren. Er griff nach dem Arm seiner Frau und verhinderte so, dass sie stürzte, als sie auf der vereisten Fläche ins Rutschen kam.
»Genau das meinte ich!« Daniel zog seine Liebste dicht an sich heran. »So wie dir wird es heute auch anderen ergehen. Und nicht alle haben dann das Glück, einen starken Mann an ihrer Seite zu haben, der sie auffängt und Schlimmeres verhindert.«
Fee lachte und gab ihrem Mann einen Kuss. »Vielen Dank, mein Lebensretter.« Sie strich ihm sanft über seine Wange. »Mach dir nicht so viele Gedanken, Dan. Das ist doch nicht die erste Grippesaison, mit der wir es zu tun haben. Wir werden auch mit dieser klarkommen. Außerdem klingt jede Grippewelle auch irgendwann wieder ab.«
»Dann wollen wir mal hoffen, dass das bald geschieht, bevor hier alles zusammenbricht.«
Daniel betrat mit Fee die Lobby der Klinik.
Die vielen zusätzlichen Ständer mit Desinfektionsmittel zeugten davon, dass in der Behnisch-Klinik das Ansteckungsrisiko sehr ernst genommen wurde. Für die Mitarbeiter war die jährliche Grippeimpfung ohnehin eine Selbstverständlichkeit, um sich und auch andere vor einer Ansteckung zu schützen.
Doch in diesem Jahr hatte der Impfstoff nicht die erhoffte Wirkung gehabt. Dem Virenstamm, der für die vielen Erkrankungen verantwortlich war, konnte er nichts anhaben.
Fee gab ihrem Mann einen Abschiedskuss und winkte ihm noch einmal zu, bevor sie sich eilig auf den Weg in die Pädiatrie machte. So unbekümmert, wie sie sich Daniel gegenüber gab, war sie nämlich nicht. Mit jeder neuen Krankmeldung, die auf ihrem Tisch landete, wuchsen auch ihre Sorgen. Doch während Felicitas Norden nur für ihr kleines Reich in der Kinderabteilung zuständig war, hatte es ihr Mann ungleich schwerer. Ihm unterstand die ganze Klinik mit all ihren Abteilungen. Und für alle trug er die Verantwortung.
Stirnrunzelnd warf Daniel einen Blick auf seine Uhr, als er das Vorzimmer zu seinem Büro betrat und den verwaisten Schreibtisch von Elvira Fischer, seiner Assistentin, erblickte. Auch hier lief nicht alles so, wie er es sich gewünscht hätte. Seit sechs Wochen war Frau Fischer nun Herrin über das Vorzimmer des Klinikchefs. Und genauso lange wünschte er sich sehnlichst seine alte Assistentin zurück, die zu ihrer kranken Mutter nach Berlin gezogen war, um sie zu pflegen. Was er an ihr Gutes gehabt hatte, merkte er erst jetzt so richtig. Sie war die ordnende Hand gewesen, hatte im Hintergrund die Fäden gezogen und dafür gesorgt, dass die Welt des Klinikchefs nicht im Chaos versank. Manchmal hatte er sie im Scherz als wandelnden Terminkalender bezeichnet. Akribisch hatte sie darauf geachtet, dass er keinen Termin verpasste und immer pünktlich war. Von all den anderen vielen Dingen, die sie unermüdlich erledigt hatte, ganz zu schweigen. Nein, Daniel Norden, der Chefarzt der bedeutenden Behnisch-Klinik, hatte wirklich keine Ahnung, wie es ohne sie weitergehen sollte.
Auf die Schnelle einen kompetenten Ersatz zu finden, hatte sich als unmöglich erwiesen. Da es leider an passenden Bewerbern mangelte, war die Wahl schließlich auf Frau Fischer aus der Buchhaltung gefallen. Eine Notlösung, wie man ihm versichert hatte, über die weder sie noch Daniel besonders glücklich war. Doch vorerst war keine andere in Sicht.
Frau Fischer hielt leider nicht viel von Ordnung oder von festen Arbeitszeiten. Gleitarbeitszeit, lautete das Schlagwort. So kannte sie es aus der Buchhaltung und so sollte es für sie auch hier weiterlaufen. Daniel wusste nie, wann sie im Büro erscheinen würde. Unwillig schüttelte er den Kopf. Jeder kam und ging, wie es ihm passte? Woanders mochte das ja funktionieren, aber in einer Klinik?
Seufzend zog er sich um. Es sah nicht so aus, als würde sein Leben in absehbarer Zeit einfacher werden.
Er hatte kaum seinen weißen Arztkittel angezogen, als er die Tür hörte.
»Guten Morgen«, rief seine Assistentin zu ihm hinüber.
»Guten Morgen, Frau Fischer«, begrüßte er sie freundlich, als er zu ihr ins Vorzimmer ging. Doch der Anblick, der sich ihm hier bot, ließ das Lächeln auf seinen Lippen gefrieren. Elvira Fischer stützte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an ihrem Schreibtisch ab und humpelte mühsam zu ihrem Stuhl. Ein feiner Schweißfilm war auf ihrer blassen Haut zu sehen, als sie sich stöhnend setzte.
»Um Himmels willen, was ist denn mit Ihnen passiert?«
Elvira winkte ab. »Ach,