Die Entführung der schönen Helena: Fürstenkrone 153 – Adelsroman
Von Gitta Holm
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Das Licht des Sonnenuntergangs verlieh dem Schloßpark einen antiken Goldglanz, der die heruntergekommenen Rabatten und unbeschnittenen Sträucher weniger verwahrlost erscheinen ließ. Wenn Papa das Schloß, den Park, die Wälder, den gesamten Besitz verkaufen würde und wir zögen in die Stadt, würde alles leichter für mich sein, dachte Komteß Helena. Ich würde mich weniger einsam, weniger wie eine Gefangene fühlen. »Du bist noch nicht zum Diner angekleidet, Heli?« fragte eine sanfte Stimme hinter ihr. Helena, sah sich um, sah ihre Mutter lächelnd im Eingang stehen. Ein elegantes schwarzes Kleid mit weißem Hermelinbesatz schmückte ihre noch immer jugendlich schlanke Figur. »Wie sollte ich deiner Meinung nach gekleidet sein, Mama?« »Ich würde das kleine Schwarze wählen. Es eignet sich für jede Gelegenheit. Und trage die Haare offen wie gewöhnlich. Und nur eine Spur Rouge. Du hast mit deinen neunzehn Jahren noch kein starkes Make-up nötig.« »Ja, Mama.« »Und beeil dich ein wenig. Er müßte in Kürze hier eintreffen.« »Ja, Mama.« Er, der hier in Kürze aufkreuzte, war der Mann, der sich als künftiger Bräutigam vorstellen sollte. Was für ein Typ mochte er sein? Ach was.
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Die Entführung der schönen Helena - Gitta Holm
Fürstenkrone
– 153 –
Die Entführung der schönen Helena
Läuten für Andreas und seine Komtess die Hochzeitsglocken?
Gitta Holm
Das Licht des Sonnenuntergangs verlieh dem Schloßpark einen antiken Goldglanz, der die heruntergekommenen Rabatten und unbeschnittenen Sträucher weniger verwahrlost erscheinen ließ.
Wenn Papa das Schloß, den Park, die Wälder, den gesamten Besitz verkaufen würde und wir zögen in die Stadt, würde alles leichter für mich sein, dachte Komteß Helena. Ich würde mich weniger einsam, weniger wie eine Gefangene fühlen.
»Du bist noch nicht zum Diner angekleidet, Heli?« fragte eine sanfte Stimme hinter ihr.
Helena, sah sich um, sah ihre Mutter lächelnd im Eingang stehen. Ein elegantes schwarzes Kleid mit weißem Hermelinbesatz schmückte ihre noch immer jugendlich schlanke Figur.
»Wie sollte ich deiner Meinung nach gekleidet sein, Mama?«
»Ich würde das kleine Schwarze wählen. Es eignet sich für jede Gelegenheit. Und trage die Haare offen wie gewöhnlich. Und nur eine Spur Rouge. Du hast mit deinen neunzehn Jahren noch kein starkes Make-up nötig.«
»Ja, Mama.«
»Und beeil dich ein wenig. Er müßte in Kürze hier eintreffen.«
»Ja, Mama.«
Er, der hier in Kürze aufkreuzte, war der Mann, der sich als künftiger Bräutigam vorstellen sollte. Was für ein Typ mochte er sein? Ach was. Ob schön oder häßlich, ob sympathisch oder unsympathisch, der Freier, der sich um ihre Hand bewarb, war ihr vollkommen gleichgültig.
Und wenn er ihr nicht gefiel, so konnte sie immer noch Nein sagen. Ihr geliebter Papa würde sie niemals zu irgend etwas zwingen. Das hatte er mehrfach betont. Und sie wußte, sie konnte sich in jeder Beziehung auf ihren gräflichen Papa verlassen.
*
Rasch und leise glitt der Rolls Royce durch die liebliche, in sanfte Hügel eingebettete Landschaft.
Ein toller Schlitten, dachte Andreas Schöller, während er das Luxusgefährt mit geübter Hand seinem Ziel entgegensteuerte.
Er kam sich in der Prunkkarosse wie ein Halbgott vor. Oder wie ein kleiner Junge, der das erste Mal mit einer elektrischen Eisenbahn spielte. Er registrierte die bewundernden Blicke anderer Autofahrer, wenn er sie mit Leichtigkeit auf der Autobahn überholte.
Fünfhundert Kilometer hatte er schon zurückgelegt, als er die Ausfahrt erreichte, die er im Geist markiert hatte. Sie führte zu einer wenig befahrenen Landstraße, die in eine dörfliche Umgebung mündete. Bei einer Weggabelung stoppte er. Vergebens suchte er nach einem Schild, das ihm die richtige Richtung wies. Ein Bauernmädchen kam ihm auf einem alten Fahrrad entgegen. Er ließ das Seitenfenster herab und rief:
»Weißt du, wie ich fahren muß, um zum Schloß des Grafen Bellinghall zu gelangen?«
»Da müssen S’ rechts entlang!« erwiderte das Mädchen und hielt das Rad an. »Nach ’ner Weile kommt eine Kreuzung. Da müssen S’ links abbiegen. Und dann geht’s immer gradaus.«
Die Fahrbahn wurde enger, war nicht mehr asphaltiert. Unmerklich schien die Zivilisation hinter Andreas’ Rücken zu versinken. Der Weg schlängelte sich eng, knochenhart und warm neben Wiesen, Feldern, Äckern, Gräben entlang. Tief stand die Sonne am Horizont. Die Schatten der Bäume wurden länger und kündigten die nahende Dämmerung an.
Andreas drosselte das Tempo, umkurvte einen Sandhügel, der mitten im Weg lag. Dann gab er vorsichtig wieder Gas.
Graf Mauritius von Bellinghall nahm die Parade seiner Mini-Dienerschaft ab, die in seinem Arbeitszimmer zur Musterung angetreten war.
Für diese ganz besondere Gelegenheit waren einige Beförderungen vorgenommen worden. Carl, weißhaariger Schloßgärtner und langjähriges Faktotum der gräflichen Familie, war zum Butler avanciert. Er schien sich in dem engen, schwarz-weißen Jackett nicht sehr behaglich zu fühlen.
Liesel, seine Frau, hatte ihre alten Funktionen als Köchin und Wirtschafterin beibehalten. Nur, daß sie heute ungewöhnlich gut frisiert war und über dem festlichen Trachtendirndl eine feinbesticke Seidenschürze trug.
Katrin, die Schwester von Carl und Liesel, die zeitweise in der Küche aushalf und bei Tisch servierte, war in den Rang einer Kammerzofe erhoben worden.
»Seien S’ ganz unbesorgt, Herr Graf«, meldete sich Carl zu Wort. »Es ist alles bestens arrangiert. Das Gästezimmer wurde auf Hochglanz gebracht.«
»Gut, gut«, nickte der Graf. »Wie ihr sicher schon begriffen habt, erwarten wir einen Gast, der mit besonderer Rücksichtnahme zu behandeln ist. Allerdings ohne allzu große Vertraulichkeit, wenn ich bitten darf. Behandelt ihn mit gebührender Distanz. Haben wir uns verstanden?«
Er machte eine leichte Handbewegung, und das Terzett nickte freundlich zustimmend.
»Also begebt euch an eure Plätze!« sagte der Graf. »Ihr wißt ja, was ihr zu tun habt, wenn unser Gast hier eintrifft.«
Allein geblieben, warf er einen Blick auf die Ahnenporträts, die die Wände des weitläufigen Raumes zierten.
Unter den Bellinghalls sind Marschälle und Admiräle die strahlenden Helden der Familie gewesen, dachte er wehmütig. Übriggeblieben bin ich. Ein alter Stratege, der eine Heirat zustanden bringen soll, um die Reste des ehemaligen Glanzes zu erhalten. Er trat an das Terrassenfenster, schob den Vorhang beiseite und blickte die Auffahrt hinunter. Es begann zu dunkeln. Der erwartete Gast mußte jeden Augenblick eintreffen…
*
Andreas Schöller sah in der Ferne ein Waldstück auftauchen, hinter dessen Baumwipfeln die Türme des Schlosses sichtbar wurden. Eine schnurgerade Platanenallee führte zu einem hohen, schmiedeeisernen Tor, dessen Flügel weit geöffnet waren.
In der Dämmerung wirkte das Schloß imposant, sehr alt und ehrwürdig. Ein strenger Barockbau mit klar gegliederter Front, der den Eindruck von Reichtum und Wohlstand erweckte. Bei näherem Besehen bemerkte man jedoch starke Zeichen des Verfalls.
Der Rolls Royce fuhr die lange Baumallee entlang und hielt vor dem Portal. Etwas steifbeinig von der langen Fahrt in den Süden Deutschlands kletterte Andreas aus der Luxuslimousine und musterte neugierig die Umgebung.
Ein herrlicher Besitz, dachte er. Schade, daß er so heruntergekommen ist. Der Schloßherr scheint nicht gerade in Geld zu schwimmen. Na ja, nobel muß die Welt zugrunde gehen.
Auf den Stufen des Portals erschien Carl und bemühte sich um ein distinguiertes Auftreten, wie der Graf es ihm anbefohlen hatte.
»Schönen guten Abend«, grüßte Andreas locker und lächelte den Mann, der hier offenbar als Butler fungierte, freundlich an.
»Der gnädige Herr werden schon erwartet«, unterbrach ihn Carl und verbeugte sich ehrerbietig. »Wenn Sie bitte nähertreten wollen…«
Mit solch einem erlesenen Empfang hatte Andreas nicht gerechnet. Er schwieg verblüfft.
»Ich werde Ihren Koffer in das für Sie bereitstehende Gästezimmer tragen«, sagte Carl und trat einen Schritt beiseite, um dem Gast den Vortritt zu lassen.
»Aber ich habe gar keinen Koffer dabei«, sagte Andreas, noch immer konsterniert
»Verstehe. Er wird später kommen. Der Koffer, meine ich.«
»Nein, wirklich…«
»Der gnädige Herr spricht ausgezeichnet Deutsch«, stellte Carl mit einigem Erstaunen fest.
»Kommt Ihnen das ungewöhnlich vor?«
»Hier entlang, wenn ich bitten darf«, sagte Carl, ohne auf die lächelnd gestellte Frage von Andreas einzugehen. Damit führte er den Gast zu einer Seitentreppe, über die man zum Gästeflügel gelangte.
Wo, zum Teufel, bringt der mich hin? fragte sich Andreas.
»Hören Sie, ich müßte den Grafen sehen«, versuchte er den weißhaarigen Alten, der hier als Butler fungierte, zurückzuhalten, doch dieser setzte unbeirrt seinen Weg fort.
»Sie sehen den Herren Grafen in Kürze, gnädiger Herr. In einer halben Stunde wird das Diner serviert.«
»Danke, aber ich…«
»Sie haben genügend Zeit, sich ein wenig frisch zu