Der falsche Highlander: Wer einmal lügt, #2
Von Jill Barnett
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Über dieses E-Book
Jill Barnetts klassische, humorvollen Erzählung wurde bereits vorher unter dem Titel Fall from Grace - In Ungnade gefallen veröffentlicht. Sie spielt in den Highlands von Schottland, wo der Clan McNish von dem rivalisierenden Clan der McNabs überfallen, geplündert und dem Hungertod überlassen wurde. Als Enkelin des Clanchefs beschließt Grace McNish, dass es ihre Pflicht ist, einen abscheulichen McNab gefangen zu nehmen und mit ihm Lösegeld zu erpressen. Aber sie und ihre Bande fangen irrtümlich den falschen Mann, Colin Campbell, Graf von Argyll und Lord of the Isles, der auf dem Weg ist, über das Schicksal der beiden kriegführenden Clans zu entscheiden. Für Fans von Julie Garwood und Jude Deveraux.
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Buchvorschau
Der falsche Highlander - Jill Barnett
Inhalt
Inhalt.....................................................................................................................................2
Kapitel Eins..................................................................................................................3
Kapitel Zwei..............................................................................................................11
Kapitel Drei...............................................................................................................19
Kapitel Vier................................................................................................................23
Kapitel Fünf...............................................................................................................27
Kapitel Sechs............................................................................................................33
Kapitel Sieben..........................................................................................................38
Kapitel Acht...............................................................................................................46
Kapitel Neun.............................................................................................................49
Kapitel Zehn..............................................................................................................53
Epilog..........................................................................................................................57
GLOSSAR...................................................................................................................59
Der Teufel ist immer gut zu Anfängern.
— altes schottischen Sprichwort
Kapitel Eins
Der Mann war bewusstlos.
Grace McNish saß auf seiner Brust und sah auf ihn herab. Ihr Kopf war erstaunlich klar, wenn man in Betracht zog, dass sie gerade erst ausgerutscht und von einem alten Vogelbeerbaum gefallen war und dabei das Riesenglück hatte, auf einem heimtückischen McNab zu landen.
Sie erinnert sich, wie er den Pfad entlang ritt, als wenn es seiner wäre, das grässliche McNab Plaid um seinen großen Körper gewickelt, und wie es ihn umwogte, als sei er der Teufel in Person. Sie erinnerte sich daran, dass sie ihren Dolch, den Dirk, zog. Sie erinnerte sich auch daran, dass sie auf einen niedrigeren Ast stieg, so dass sie im genau richtigen Moment auf ihn springen konnte. Das Problem war nur - sie konnte sich an genau diesen Moment nicht mehr erinnern.
Sie lehnte sich nach vorne, den Dirk fest in einer Faust und sah ihn mit grimmigem Gesichtsausdruck an, wobei sie sich darum bemühte, niederträchtig, arrogant und verschlagen auszusehen. Wie die McNabs. Sie suchte sein Gesicht nach Hinweisen dafür ab, dass er versuchte, sie hereinzulegen. Jeder in den Highlands wusste, dass man einem McNab nicht trauen konnte. Sie hatten ein unersättliches Verlangen nach Land, überhaupt nach allem von Wert, und speziell dann, wenn es dem Clan McNish gehörte, den sie aussaugten wie Blutegel.
Sie hielt die Klinge ihres Dirksnahe an seinen Hals.
Er bewegte sich nicht.
War er tot? Sie wippte ein paar Mal auf ihm herum.
Er atmete mit einem leisen Zischen aus.
Sie beobachtete ihn genau... sehr, sehr genau.
Sein Atmen war langsam und flach, wie bei jemandem, der schläft oder bewusstlos ist. Auf seiner Stirn war eine Beule, so groß wie ein Ei, direkt über seinen dichten, dunklen Augenbrauen.
Sie rieb sich über ihre eigene Stirn und zuckte zusammen. Sie hatte auch so eine Beule. Ihre Köpfe waren auf einander gestoßen, was ihren Großvater vermutlich sehr erfreuthätte. Mehrfach hatte er ihr Vorschläge gemacht, wie sie ihren Dickkopf am besten einsetzen könnte.
Sie hielt dem Mann die Spitze ihres Dirksan den Hals.Falls er sich bewegte, würde sie ihn erstechen. Sie sah sich um und suchte das Tal nach weiteren McNabs ab. Manchmal reisten sie allein. Manchmal in Rudeln, wie Wölfe, die nach Lämmern Ausschau hielten, um sie zu verschlingen.Aber das Tal war leer. Genau genommen war der einzige Unterschied in der kleinen Lichtung eine Stelle, an der das Farn niedergetrampelt war, als sein Pferd erschreckt davonlief.
Nur ein McNab konnte so unfähig sein, ein armes, kleines Pferd nicht unter Kontrolle zu halten. Sie schnaubte vor Empörung. Das Pferd war vermutlich sowieso gestohlen.
Sie beugte sich ein wenig weiter nach vorne, bis ihre Nase fast die seine berührte. Sein Atem war sanft und warm und süß, als ob er gerade einen Apfel gegessen hätte. Sie verspürte einen solchen Hunger, dass sie sich selbst über ein altes Kerngehäuse freuen würde. Sie holte tief Luft. Geh weg, Hunger!
Mit ihrer freien Hand suchte sie seinen Oberkörper abfür den Fall, dass er etwas Essbares versteckt hatte. Aber ohne Erfolg. Keine Äpfel. Kein Brot. Kein Käse. Noch nicht einmal ein Kerngehäuse.
In diesem Moment beschloss sie, diesen Mann, der nicht mit seinem Pferd umgehen konnte, zu verabscheuen. Das Pferd hatte vermutlich etwas zu essen in den Satteltaschen. Sie beugte sich vor und durchbohrte ihn mit Blicken, wischte die Haare von seiner Wange, so dass sie ihn ansehen konnte und verfluchte seine herzlose Seele mit ihren Augen.
Die meisten McNabs waren hässlich wie die Nacht. Dieser hier nicht. Seine Stirn war breit und sein blondes Haar lang, fast bis zu seinen Schultern. Sein Gesicht war männlich und rau wie die Berge in der Ferne. Er hatte einglattrasiertes, rechteckigen Kinn, selten für einen McNab, die normalerweise einen Bart trugen, um ihr weiches Kinn zu verstecken.
Er atmete wieder aus. Sein Atem strich über ihre Lippen und ihre Nase.
Äpfel. Apfelkuchen. Apfelmus. Apfeltörtchen. Apfelsirup. Geschmorte Äpfel. Scones mit Apfelaufstrich. Gebratener Kiebitz mit Apfelfüllung...
Ihr Magen grummelte. Sie kannte Hunger sehr gut und wusste, dass er Leute dazu brachte Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würden. Sie sah ihn lange und genau an, um zu sehen, ob er wirklich bewusstlos war oder nur so tat.
Aber sein Atem war immer noch flach, also entspannte sie sich wieder.
Im Gehölz zu ihrer Rechten knackte ein Zweig.
Sie erstarrte. Der Griff um ihren Dirk wurde fester. Ohne ihren Kopf zu bewegen, sah sie schnell nach rechts, dann nach links. Sie hörte ein ihr bekanntes Gemurmel und rollte mit den Augen. Nur eine Sekunde später hörte man ein Geräusch, als wenn jemand durch das nahe Gebüsch schwimmen würde.
Schwimmen oder eher ertrinken.
„Fiona", rief Grace.
„Aye! Ich bin‘s. Ich steck fest." Es klang, als würde eine Horde Ochsen durch das Unterholz trampeln.
Grace wartete.
Fiona McNish stolperte aus dem Gebüsch, schlängelte sichhin und her, murmelte und drehte sich dabei wie ein Derwisch, während sie versuchte, sich und ihr Plaid aus dem dichtenBrombeerstrauch zu befreien.
Grace wusste nicht, ob sie lachen oder sie anschreien sollte.
Endlich befreit, drehte sich Fiona um und ging auf Zehenspitzen an Graces Seite. Sie kniete sich neben den Mann, beugte sich vor und starrte ihn an. Nach einer Weile drehte sie sich um und sah Grace an, während sie sich nervös mit den Händen durch ihre lockigen, roten Haare fuhr. „Ist er tot? Sie sah ihn wieder an. „Oh, lieber Gott im Himmel, Grace McNish! Bitte sag mir, dass du den Mann nicht umgebracht hast!
Grace steckte ihren kleinen Dirk wieder in ihren Gürtel. „Er ist nicht tot. Nur bewusstlos geschlagen. Das Beste, was einem McNab passieren kann."
Fiona stimmte nicht in ihr Lachenein. Sie machte eher den Eindruck, als würde sie gleich zum alten Laird zurücklaufen und ihm von Graces neustem Fehler berichten.
Grace streckte die Arme aus und nahm Fionas Kopf sanft zwischen ihre Handflächen. Sie drehte ihn so, dass sie in ihr linkes Ohr sprechen konnte, weil Fiona auf dem rechten fast taub war. „Wir haben Glück, Fiona McNish, dass dieser Mann außer Gefecht ist, weil du genug Krach gemacht hast, um sogar den alten MacAfee aufzuwecken."
Fiona runzelte die Stirn. „Der alte MacAfee ist tot."
„Aye, das mein ich ja."
Fiona starrte sie verwirrt an und sagte dann: „Oh. War ich so laut? Ich bin mit dem Plaid hängengeblieben."
„Du solltest dich hinter dem Ginster auf der anderen Straßenseite verstecken, bis ich dich rufe."
„Ich hatte mich in einem Busch versteckt."
„Nicht da, wo ich es dir gesagt habe."
„Aye, aber ich habe mir Sorgen um dich gemacht."
„Sorgen um mich gemacht? Erzähl, warum solltest du dir Sorgen um mich machen?"
„Das ist ein großer Kerl, Grace."
Grace piekte ihren Finger in seine Brust. „Dieser Tölpel? Och! Sie wandte sich ab und verschränkte angewidert ihre Arme vor der Brust. „Schottland wäre ein besseres Land mit einem McNab weniger.
„Ich habe mich nicht um ihn gesorgt, Grace, sondern um dich."
„Mich?"
„Aye. Du hast so laut geschrien, dass ich dich mit meinem rechten Ohr hören konnte."
„Schreien wie ein ängstliches Weib? Ich? Hah! Niemals!" Grace wedelte abwertend mit ihrer Hand in der Luft, als ob sie nicht noch immer einen wunden und rauen Hals hätte, als ob sie sich nicht fast die Lunge aus dem Hals geschrien hatte, als sie fiel. „Um mich brauchst du dir keine Sorgen machen. In meinen Adern fließt das Blut alter Krieger. Aufrecht und tapfer. Ich bin die Enkelin des Lairds."
„Ich dachte, du hättest dir etwas gebrochen."
„Das hab‘ ich. Ich habe ihn gebrochen... aus dem Sattel." Sie lachte und lachte. Aber Fiona lachte immer noch nicht.
„Mach dir keine Sorgen um mich. Sieh her. Ich habe einen McNab geschnappt. Grace sah ihr ins Gesicht. „Ich verspreche es dir. Diesmal wird alles gut gehen.
Fiona sah Grace an, als hätte diese ihr gerade versprochen, auf den Mond zu fliegen.
„Er ist ein McNab, Fiona. Sieh dir das Plaid an."
„Aye. Ich kann sehen, dass er ein McNab ist. Das bezweifle ich auch nicht. Ich weiß, du glaubst, dass alles gut geht. Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen dem, was du glaubst, Grace, und dem was wirklich passiert. Fionas Gesichtsausdruck wurde mürrisch „Ich sehe Ärger auf uns zukommen.
„Das einzige Ärgernis, das kommt, heißt McNab." Grace lehnte sich zurück und versuchte dann aufzustehen.
Etwas hinderte sie daran und sie landete mit einem plopp! wieder auf seiner Brust. Ihr Plaid war unter diesem Kerl eingeklemmt. Sie langte um ihn herum und griff zu, dann zog sie mit aller Kraft, bis ihr Gesicht rot anlief.
Einen Moment später hörte man den Stoff reißen.