Das Leben könnte so schön sein: Der Arzt vom Tegernsee 14 – Arztroman
Von Laura Martens
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Über dieses E-Book
Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen.
Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird.
Dr. Eric Baumann hatte die Füße weit von sich gestreckt, lümmelte gemütlich auf der Couch und gab sich der Zeitungslektüre hin. Er genoß den Samstagabend, den er wie so oft zu Hause verbrachte. Katharina Wittenberg, die schon seinem Vater den Haushalt geführt hatte, kam herein. An der Tür blieb sie stehen und räusperte sich. Der vierzigjährige Arzt ließ die Zeitung sinken. »Schon gut, Katharina, du kannst dir die Worte sparen. Ich bin zu Hause geblieben. Den Kegelabend habe ich abgesagt, ich war zu faul.« »Das habe ich mir schon gedacht!« Mißbilligend verzog Katharina das Gesicht. »Schon gut!« Eric lachte. »Ich sollte mehr Bewegung haben, dafür gehe ich morgen joggen.« Er kannte Katharinas Einwände bereits sehr gut, hielt sie doch nie mit ihrer Meinung zurück, und er mußte zugeben, daß sie auch meistens recht hatte. »Einverstanden! Darf ich dich trotzdem stören?« Sie sah in dem Arzt noch immer das Kind, das sie großgezogen hatte. »Natürlich! Seit wann fragst du?«
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Das Leben könnte so schön sein - Laura Martens
Der Arzt vom Tegernsee
– 14–
Das Leben könnte so schön sein
Laura Martens
Dr. Eric Baumann hatte die Füße weit von sich gestreckt, lümmelte gemütlich auf der Couch und gab sich der Zeitungslektüre hin. Er genoß den Samstagabend, den er wie so oft zu Hause verbrachte. Katharina Wittenberg, die schon seinem Vater den Haushalt geführt hatte, kam herein. An der Tür blieb sie stehen und räusperte sich.
Der vierzigjährige Arzt ließ die Zeitung sinken. »Schon gut, Katharina, du kannst dir die Worte sparen. Ich bin zu Hause geblieben. Den Kegelabend habe ich abgesagt, ich war zu faul.«
»Das habe ich mir schon gedacht!« Mißbilligend verzog Katharina das Gesicht.
»Schon gut!« Eric lachte. »Ich sollte mehr Bewegung haben, dafür gehe ich morgen joggen.« Er kannte Katharinas Einwände bereits sehr gut, hielt sie doch nie mit ihrer Meinung zurück, und er mußte zugeben, daß sie auch meistens recht hatte.
»Einverstanden! Darf ich dich trotzdem stören?« Sie sah in dem Arzt noch immer das Kind, das sie großgezogen hatte.
»Natürlich! Seit wann fragst du?« Eric setzte sich aufrecht hin. »Setz dich! Soll ich eine Flasche Wein aufmachen? Hast du Zeit und Lust, mit mir ein Glas zu trinken?«
Katharinas Wangen röteten sich vor Freude. Sie rieb sich die Hände. »Gerne! Aber ich wollte dich wirklich nicht stören.«
»Du störst doch nicht!« Eric erhob sich. »Was bevorzugst du, weiß oder rot?«
»Nicht doch, Eric, du willst doch nicht mit mir alter Frau ein Glas Wein trinken? Es gibt genügend andere Frauen, die nur darauf warten würden.«
»Stop!« Eric wurde energisch. »Wenn du mich wieder verkuppeln willst, dann trinke ich den Wein alleine.«
»Nein, nein! Ich muß dir etwas sagen. Ich war vorhin etwas an der frischen Luft…«
Eric unterbrach erneut: »Ich höre dir gleich zu, ich hole nur rasch den Wein.« Er eilte aus dem Wohnzimmer.
»Aber ich wollte dich doch nicht stören«, murmelte Katharina. Sie zuckte die Achseln, jedoch verzog sich ihr Mund zu einem zufriedenen Lächeln. Das war nun mal ihr Eric! Für sie hatte er immer Zeit – fast immer, setzte sie in Gedanken hinzu.
Eric steckte den Kopf nochmals ins Zimmer. »Rot oder Weiß?« fragte er.
»Ist mir egal«, sagte die Sechzigjährige wahrheitsgemäß. Natürlich hätte sie es gerne gesehen, wenn ihr Eric sich mit einer jungen Frau getroffen hätte, aber mit ihm bei einem Glas Wein zu plaudern, dies war für sie sehr schön.
»Dann setz dich doch schon! Ich bringe auch die Gläser.«
Eric schenkte ihr ein Lächeln. Nach dem Tod seines Vaters wäre er ohne Katharina sehr einsam gewesen.
Katharina Wittenberg hatte es sich auf der Couch gemütlich gemacht, als Eric mit einer Flasche Rotwein zurückkam. Er stellte diese auf den Tisch und ging zum Schrank, um Gläser zu holen. »Eric, eigentlich sollte ich… Ich kann uns auch etwas zum Knabbern holen.«
»Bleib sitzen!« Mit den Gläsern in der Hand kehrte der Arzt zum Tisch zurück. »Ich dachte, du willst mir etwas erzählen?«
»Im Grunde ist es nicht so wichtig, aber ich dachte, daß du es doch wissen sollst. Du gehst mit Franzl schließlich täglich einmal vors Haus.«
»Sicher!« Eric hielt beim Öffnen der Flasche inne und sah auf Katharina. »Ist etwas mit unserem Hund?«
»Nicht, daß ich wüßte, aber da ist ein anderer Hund in der Gegend. Ich habe ihn heute schon einige Male gesehen.«
Erics Interesse war erwacht. »Ein fremder Hund?« fragte er.
Katharina nickte. »Er scheint wohl niemandem zu gehören, er streunt herum.«
»Moment, der Wein! Von dem Hund mußt du mir mehr erzählen.«
Eric füllte die Gläser, dann setzte er sich auf die Couch. »Auf dein Wohl! Findest du nicht auch, daß nichts über einen gemütlichen Samstagabend geht?«
»Schon!« Katharina zögerte, sie nippte an ihrem Glas. »Für mich trifft das sicher zu, du jedoch solltest etwas unternehmen. Wenn du einmal Frau und Kind hast, dann kannst du die Samstagabende zu Hause verbringen.« Sie seufzte. »Ich hoffe, daß ich das noch erleben werde.«
»Themawechsel«, sagte Eric. Er schlug die Beine übereinander und nahm genüßlich einen großen Schluck.
Beleidigt drehte Katharina das Weinglas zwischen den Händen. Seit Eric die Praxis seines Vaters übernommen hatte, suchte sie eine Frau für ihn. Sie war der Ansicht, daß es endlich an der Zeit war, daß er sein Junggesellenleben aufgab. Aber sie hatte auch bereits seinen Vater vergebens zu einer weiteren Ehe überreden wollen. Dr. Baumann senior hatte nach dem Tod seiner Frau nur noch für seine Arbeit gelebt.
»Erzähl mir von dem Hund«, forderte Eric nun seine Haushälterin auf.
»Ja, dieser Hund! Er ist mir aufgefallen. Irgendwie benahm er sich eigenartig. Er knurrte und bellte, hetzte dann aber immer davon.«
»Eigenartig«, stimmte Eric zu. »Im Grunde gibt es bei uns keine streunenden Hunde.«
»Der Hund trug jedenfalls kein Halsband. Er strich an unserem Gartenzaun entlang, und später sah ich ihn nochmals am Bootssteg. Ich habe mich auch nach einem Besitzer umgesehen, aber der Hund war allein.«
»Ist er gefährlich?«
»Ich weiß nicht, ich hatte aber jedenfalls ein ungutes Gefühl. Du weißt, ich mag Hunde, aber diesem Hund würde ich nicht über den Weg trauen.«
»Da sollten wir etwas unternehmen.« Dr. Eric Baumann war sehr nachdenklich geworden. »Ob ich nochmals einen Spaziergang mache?« Er streckte die Beine von sich, er trug bereits seine Pantoffeln und eine alte ausgebeulte Hose.
»Das hat doch jetzt keinen Sinn mehr«, sagte Katharina rasch. »Es ist schon dunkel. Willst du vielleicht mit der Taschenlampe nach dem Hund sehen? Sicher hat er sich schon irgendwo verkrochen.«
»Ich könnte Franzl mitnehmen«, überlegte Eric laut.
»Nein!« sagte Katharina resolut. »Da hätte ich Angst um Franzl. Stell dir nur vor, dieser fremde Hund fällt ihn an!«
»Katharina!« Eric schüttelte den Kopf. »Wenn das der Fall wäre, so müßten wir sofort etwas unternehmen.«
»Morgen«, beharrte Katharina. »Morgen sehen wir uns nach dem Hund um. Du kannst das schon bei deinem morgendlichen Jogging tun. Wenn du ihn siehst, und er streunt noch irgendwo herum, dann kannst du ihn dir ja näher ansehen.«
»Das werde ich ganz sicher tun.« Eric griff nach dem Glas und lehnte sich wieder zurück. Er hatte keine Lust auf einen Spaziergang im Dunkeln. Beiläufig fragte er: »Was gibt es sonst Neues, Katharina?«
Oh, da gab es eine ganze Menge. Katharina setzte sich in Positur und begann zu berichten. Als Eric ihr Glas zum zweiten Mal füllte, kehrte sie mit ihren Gedanken in die Vergangenheit zurück, und schmunzelnd hörte Eric zu, wie sie einstige Jugendstreiche von ihm zum besten gab.
*
Dr. Eric Baumann hielt kurz inne, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Eigentlich hatte er noch vor dem Frühstück joggen wollen, doch dann hatte er sich in der Zeitung festgelesen, und nun sandte die Sonne bereits ihre warmen Strahlen zur Erde. Irgendwo bellte ein Hund, und er trabte wieder weiter. Schon seit er das Haus verlassen hatte, hielt er nach dem Hund Ausschau, von dem Katharina erzählt hatte.
Er lief am Seeufer entlang, die ersten Boote fuhren bereits hinaus. Unweit des Kinderspielplatzes hielt er erneut an. Tief atmete er durch, um