Daddy Boys
Von Richard Rosen
()
Über dieses E-Book
Ähnlich wie Daddy Boys
Ähnliche E-Books
URSULA DRENCK Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLondon? Paris! Oumps.: Liebes. Leben. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBruderkrieg: Endlich frei ?!? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNicht von dieser Welt: Die Rückkehr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeonoras Haus: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDER SÜSSE DUFT DES TODES: Der Krimi-Klassiker! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFast kein Land Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBrockendämmerung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Vermächtnis des Drachenlords Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDorf der Wolkenmacher Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStollengeflüster: Nore Brands zweiter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie letzte Instanz: Teil 1 Kalte Augen - Tote Seele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas ewige Rätsel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchützenmaske Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen3 Mitternachts-Thriller: Die Tote aus dem Geistermoor / Jägerin der Nacht / Brich den Fluch oder stirb! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarrass: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Träume des Herrn Norbert: Eine verstörende Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHerr Novak und die Mausfrau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRübsam, der Igel: eine Geschichte für Attac TF Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWonderful Berlin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Vater Weihnachtsmann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErniedrigte und Beleidigte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerschollen in Ben Abu Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis der fünf Frauen: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNicht von dieser Welt: Das Ende der Reise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTotenläuten: Vincent Jakobs' 6. Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerfluchtes Erbe Gesamtausgabe: Band 1 und 2 in einem Buch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNicht von Ungefähr: Ein Kontinentalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBount Reiniger - Ein Sarg für den Prediger: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Rembrandt Radierungen: Maike Bramows erster Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Heinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das Nibelungenlied: Vollständige Ausgabe der Nibelungensage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das Schloss Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ich war dabei - Ich hab's erlebt: Kindheitserinnerungen an den Zweiten Weltkrieg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Zauberberg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSigmund Freud: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCity on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie starken Frauen der Weltliteratur - 26 Romane in einem Band: Jane Eyre; Madame Bovary; Anna Karenina; Stolz und Vorurteil; Sturmhöhe; Die Kameliendame… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönig Artus: Die Geschichte von König Artus, seinem geheimnisvollen Ratgeber Merlin und den Rittern der Tafelrunde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErich Kästners Kinder- und Jugendbücher in der Grundschule und Sekundarstufe I Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Harry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJenseits des schweigenden Sterns: Die Perelandra-Trilogie, Band 1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMetamorphosen: Bücher der Verwandlungen: Mythologie: Entstehung und Geschichte der Welt von Publius Ovidius Naso Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
Rezensionen für Daddy Boys
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Daddy Boys - Richard Rosen
Hals
Von allein wäre Marvin wohl kaum auf den Gedanken gekommen, Herrn Öztürk zu küssen. Aber manchmal bringen uns andere auf tolle Ideen, ohne selbst etwas davon zu merken. In diesem Fall war das Vera. Marvin hörte ihr zu, in der Küche – und da wusste er plötzlich, was er wollte.
«Aber dieser Schnurrbart», kicherte Vera, «der kratzt doch bestimmt furchtbar beim Küssen. Das wär ja nichts für mich!»
Marvin stand neben dem Küchentisch und wollte seine Mutter eigentlich nur kurz etwas fragen. Aber es war immer schwierig, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ganz besonders, wenn ihre Freundin Vera da war. Meistens redeten die beiden Frauen über Männer. Sie zogen über die Männer her, die sie kannten oder gekannt hatten (besonders über Marvins Vater). Über Männer, die sie nicht kannten, sprachen sie anders – mit aufgeregten, leisen Stimmen und mit leuchtenden Augen. Ganz besonders strahlten sie, wenn sie über Männer redeten, die ganz weit weg und ganz unerreichbar waren – Brad Pitt zum Beispiel oder auch George Clooney. Herr Öztürk war der einzige Mann, über den sie sich so aufgeregt unterhielten, obwohl sie ihn kannten. Er sah ja auch wirklich sehr gut aus. Marvin war da ganz ihrer Meinung.
Herr Öztürk war schön. Anders konnte man das nicht nennen.
Vera begann auch gleich, noch einmal die Liste abzuarbeiten, die Marvin schon so oft gehört hatte, dass er sie singen konnte. «Diese Schultern!», seufzte sie, «Sind die nicht unglaublich?» – und Marvins Mutter machte sofort weiter: «Diese Augen! Irgendwie kitzeln sie mich, wenn er mich anguckt! Und dieses Lächeln!»
Den Rest hörte Marvin nicht mehr. Er wollte ja nicht zu spät kommen. Denn Herr Öztürk machte immer nur eine Stunde Mittagspause. Und seit ein paar Tagen leistete ihm Marvin dabei Gesellschaft.
Seine Mutter und Vera wussten davon nichts und dabei sollte es nach Marvins Meinung auch bleiben. Auch Frau Öztürk hatte keine Ahnung. Sie stand ja vorne im Laden, während ihr Mann seine Pause machte.
«Hallo, Marvin», sagte Herr Öztürk ruhig – und da war es auch gleich wieder, dieses breite Lächeln unter dem schwarzen, üppigen Schnurrbart, das Marvin immer ganz kribbelig machte. Vielleicht kam das nicht nur davon, wie Herr Öztürk lächelte, vielleicht lag es auch daran, wie Herr Öztürk ihn dabei mit seinen dunklen Augen ansah. Schwarz waren diese Augen, pechschwarz sogar, und doch leuchteten sie auf geheimnisvolle Weise stärker als Marvins blaue Augen. Ihr Blick war ruhig – und zugleich doch irgendwie auch … herausfordernd, so als ob Herr Öztürk auf etwas wartete.
Marvin schluckte. Wie immer konnte er erst einmal gar nichts sagen. Aber das war okay – das spürte er. Herr Öztürk redete ja auch nicht viel und deshalb fand er es wohl in Ordnung, dass Marvin oft so schweigsam war, wenn sie zusammen saßen.
Während er langsam ruhiger wurde, blickte Marvin sich um. Er sah, dass die Mauer aus leeren Kisten, hinter der sie saßen, seit gestern noch weiter an Höhe gewonnen hatte. Seit Marvin Herrn Öztürk in seiner Mittagspause Gesellschaft leistete, waren jeden Tag neue Kisten dazu gekommen. In einem Gemüseladen gab es halt jeden Tag neue leere Kisten, und irgendwo mussten sie ja gelagert werden. Jetzt hatte die Mauer eine Höhe erreicht, dass niemand mehr in diese Ecke des Hinterhofs gucken konnte. Sogar die Fenster von Marvins Zimmer waren hinter ihr verschwunden, und er wohnte mit seiner Mutter doch im obersten Stockwerk.
Marvin lehnte sich zurück und genoss die Sonne, die auf seiner Haut brannte. Ruhig war es hinter dieser Wand aus Kisten, fast still und gemütlich. Die Ecke war zu einem Versteck geworden.
Langsam wandte Marvin den Kopf und sah Herrn Öztürk an. Eigentlich wollte er etwas sagen, aber noch immer kam kein Ton über seine Lippen. Der Mann schien das zu verstehen. Er grinste noch etwas breiter und sagte dann: «Heiß hier!». Ganz ruhig sagte er das, so wie er immer sprach. Und dann zog er den weißen Kittel aus, den er jeden Tag im Laden anhatte.
Marvin schluckte wieder. Plötzlich war er noch aufgeregter als zuvor, denn ohne diesen weiten Kittel hatte er Herrn Öztürk noch nie gesehen. Nervös rutschte der Junge auf seinem Platz hin und her. Erst wagte er gar nicht aufzusehen, aber dann nahm er sich doch ein Herz. Herr Öztürk saß ruhig in der Sonne und schien Marvin vergessen zu haben. Seine Augen waren geschlossen und der Kopf lag leicht auf der Seite, so als höre er in sich hinein. Das gab Marvin Zeit, seinen Blick wandern zu lassen.
Er hatte sich schon oft gefragt, wie alt Herr Öztürk wohl war, und doch keine rechte Antwort darauf gefunden. Überrascht sah er jetzt, dass wohl nur knapp zehn Jahre zwischen ihnen lagen. Ohne seinen Kittel und mit geschlossenen Augen, entspannt, wirkte Herr Öztürk noch fast jungenhaft. Nur der Schnurrbart passte halt nicht dazu. Aber er lebte so ganz anders als Marvin: mit Frau, einem eigenen Geschäft, sesshaft und so erwachsen. Marvin fühlte sich im Vergleich noch ganz unfertig, suchend und halbgar – und gerade dieser Kontrast machte den jungen Mann für ihn besonders attraktiv.
Herr Öztürk trug ein ärmelloses Unterhemd, das Arme und Schultern frei ließ. Das Hemd war leuchtend weiß, so weiß, dass es für einen Moment Marvins Augen blendete. Aber vielleicht lag das auch nur an dem Kontrast zwischen dem hellen Stoff und der dunklen Haut von Herrn Öztürk. Der war immer so braun wie Marvin nach drei Wochen Mittelmeer-Urlaub.
Arme und Schultern waren so stark, dass Marvin vor Überraschung die Luft anhielt. So stark hatte er sich Herrn Öztürk nicht vorgestellt. Rundung fügte sich da an Rundung und die braune Haut spannte sich, obwohl Herr Öztürk doch ganz still saß und sich nicht bewegte. Auch der blendend weiße Stoff dehnte sich, denn die starken Brustmuskeln zogen ihn in die Breite. An einigen Stellen schienen dunkle Haare durch den Stoff zu schimmern, und rechts und links saßen zwei kleine spitze Berge – das waren Herrn Öztürks Brustwarzen, die dem Stoff Widerstand leisteten.
Marvin spürte ein merkwürdiges Kratzen im Hals und er musste sich räuspern. Das Geräusch schien Herrn Öztürk aus seinem Traum zurückzuholen. Der Mann hob den Kopf und grinste Marvin noch einmal freundlich an.
«Apfel?», sagte er dann.
Marvin nickte wortlos. Mit ruhigen Bewegungen griff Herr Öztürk nach einem Apfel und holte dann ein Messer aus der Tasche seines Kittels hervor. Mit jeder Bewegung verschoben sich die Muskeln unter Herr Öztürks brauner Haut – der Bizeps spannte sich und wurde für einen kurzen Moment ganz groß – dann wölbte sich die Schulter – oder der Muskel hinten am Arm wurde plötzlich stark und dick, um gleich darauf wieder zu verschwinden. Eigentlich tat Herr Öztürk nichts Besonderes. Er schnitt langsam ein Stück aus dem Apfel heraus; aber Marvin beobachtete ihn dabei so genau, als gebe es nichts Wichtigeres auf der Welt.
Marvin hätte nicht sagen können, warum dieses Ritual für ihn so aufregend war. Denn eigentlich war ja gar nichts dabei. Herr Öztürk nahm einen Apfel, schnitt ihn in einzelne Spalten und dann aßen sie die auf – mehr passierte nicht.
Aber Marvin hatte trotzdem gleich beim ersten Mal einen ganz trockenen Hals bekommen vor Aufregung. Und dann ganz schnell auch einen steifen Schwanz. Das war schon komisch, denn Herr Öztürk gab ihm ja einfach nur eine Apfelspalte – und die aß Marvin dann auf. Dabei guckte Herr Öztürk ihm zu. Dann nahm der Mann sich selbst ein Stück Apfel. Er aß es auf, während Marvin ihn still beobachtete. So ging es hin und her, bis der Apfel gerecht geteilt war – erst bekam Marvin ein Stück, dann Herr Öztürk, dann wieder Marvin. Dabei wurde nicht gesprochen. Das war alles. Aber Marvin hielt es doch für so aufregend und spannend, dass er jedes Mal ganz enttäuscht war, wenn das letzte Apfelstück in seinem Mund verschwand.
Auch Herr Öztürk bekam bei ihrem Ritual mit dem Apfel einen Steifen. Jedenfalls meinte Marvin das. Ganz sicher war er sich allerdings nicht, denn natürlich konnte er dem Mann ja nicht andauernd auf den Schritt starren. Außerdem schlug Herr Öztürk meist nach einiger Zeit das eine Bein über das andere, während er den Apfel teilte. So war Marvin manchmal doch im Zweifel, ob er sich das mit Herrn Öztürks steifem Schwanz nicht doch nur einbildete. Vielleicht war die eindrucksvolle Beule, die er sah, ja nichts anderes als eine Falte im Stoff der Hose.
Nervös rutschte Marvin auf seinem Platz hin und her. Während der Apfel scheibchenweise kleiner und kleiner wurde, wuchs mit der Aufregung des Jungen aber auch seine Ratlosigkeit. Bestürzt merkte er, dass er gar keinen Plan hatte. Er wollte heute einen Schritt weiter gehen – aber wie sollte das geschehen? Er konnte doch nicht einfach aufstehen und … ja, er wusste ja noch nicht einmal genau, wie man jemanden richtig küsst, mit Zunge. Für einen solchen Kuss musste man verdammt sicher sein oder mutig. Marvin war weder das eine noch das andere. Und die Worte, die man vor so einem Kuss brauchte, die kannte er schon gar nicht. Marvin sah sich schon wieder unverrichteter Dinge davon schleichen, aufgeregt und mit steifem Schwanz, aber ohne Kuss, wie auch schon an den anderen Tagen, wie immer.
Aber der Zufall kam ihm zur Hilfe.
Bei dem letzten Apfelstück, das Marvin zustand, passierte Herrn Öztürk ein Missgeschick: Er verlor die dünne Scheibe und sie fiel nach unten auf den Boden. Marvin hatte die Hand schon ausgestreckt und berührte plötzlich Herrn Öztürks Daumen und Zeigefinger. Ein kleiner Stromschlag schien von dieser Berührung auszugehen. Erschreckt erstarrten beide für eine Sekunde; dann zog der Mann schnell seine Hand zurück.
Er wollte etwas sagen, aber da hatte Marvin schon die Initiative ergriffen, denn plötzlich wusste er, wie das Ritual vielleicht zu durchbrechen war. Rasch stand er auf, griff nach dem letzten Apfelstück und reinigte es flüchtig. Dann hob Marvin seine Hand. Sie wanderte langsam vor Herrn Öztürks Mund und dann schob der Junge die Obstscheibe zwischen die leicht geöffneten Lippen des Mannes. Herr Öztürk lächelte. Sein Blick hielt Marvins Augen fest.
Für eine Sekunde oder auch für eine Ewigkeit geschah gar nichts.
Dann beugte sich der Mann kaum merklich nach vorn. Marvin fühlte Herrn Öztürks Zungenspitze an seinem Zeigefinger. Ihm wurde fast schwarz vor Augen und instinktiv wusste er, dass er für den Bruchteil einer Sekunde noch die Wahl hatte. Er konnte die Hand zurückziehen – und alles würde sein wie immer. Oder er konnte seinen Finger dort lassen, wo er war – dann würde etwas Neues gesehen, etwas, von dem er nur unklare Vorstellungen hatte und das ihm deshalb plötzlich doch Angst einjagte.
Marvin zitterte. Aber seine Hand hielt er still. Herrn Öztürks Lächeln wurde breiter. Und dann schmiegte sich die Zunge des Mannes dicht an Marvins Finger und ein sanfter, aber doch unwiderstehlicher Sog ließ Apfel und Finger tiefer und tiefer gleiten. Der Junge stöhnte überrascht auf und sah mit weit aufgerissenen Augen, wie Herrn Öztürks Lippen sich um seinen Knöchel schlossen. Die langen Schnurrbarthaare kitzelten sanft auf seinem Handrücken. Da kratzte nichts – Vera hatte also keine Ahnung. Der Bart fühlte sich ganz weich an, so als wäre er aus Seide. Marvin mochte das Gefühl.
Aber es kam noch besser.
Plötzlich spürte der Junge ein Saugen und Lecken an seinen Fingern, das lustvolle Elektroschocks durch seinen ganzen Körper jagte. Er hielt seine Hand ganz still und genoss die feuchte Wärme, die sich von den Fingern auf geheimnisvolle Weise über seine ganze Haut ausbreitete. Marvin schluckte, das Blut brauste laut