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Die Asutra
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eBook242 Seiten3 Stunden

Die Asutra

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Durdane III

Etzwane trank nachdenklich von seinem Bier. Ifness sah ihm steinern von der Seite her zu. Etzwane fragte: »Studieren Sie immer noch die Asutra?«
»Das tue ich.«
»Glauben Sie, dass sie mit Shant fertig sind?«
»Ich glaube gar nichts.« Ifness sprach mit seiner didaktischen, eintönigen Stimme. »Die Asutra haben eine biologische Waffe an den Menschen von Shant erprobt. Die Waffe – das heißt die Roguskhoi – hat versagt, weil die Ausführung unausgereift war, hat aber zweifellos ihren Zweck erfüllt. Die Asutra sind jetzt besser informiert. Sie besitzen immer noch zahlreiche Möglichkeiten. Sie können ihre Experimente fortführen, indem sie andere Waffen verwenden. Auf der anderen Seite könnten sie sich dazu entschließen, die menschliche Existenz auf Durdane vollständig auszulöschen.«


Der Kampf um Durdane geht in die letzte Runde. Um seine Heimat zu verteidigen, muss Gastel Etzwane sie verlassen. Was führen die geheimnisvollen Asutra im Schilde? Welche Interessen verfolgt Ifness? Werden Etzwanes ehrgeizige Pläne aufgehen?
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum16. Sept. 2018
ISBN9781619473461
Die Asutra
Autor

Jack Vance

Jack Vance (richtiger Name: John Holbrook Vance) wurde am 28. August 1916 in San Francisco geboren. Er war eines der fünf Kinder von Charles Albert und Edith (Hoefler) Vance. Vance wuchs in Kalifornien auf und besuchte dort die University of California in Berkeley, wo er Bergbau, Physik und Journalismus studierte. Während des 2. Weltkriegs befuhr er die See als Matrose der US-Handelsmarine. 1946 heiratete er Norma Ingold; 1961 wurde ihr Sohn John geboren. Er arbeitete in vielen Berufen und Aushilfsjobs, bevor er Ende der 1960er Jahre hauptberuflich Schriftsteller wurde. Seine erste Kurzgeschichte, »The World-Thinker« (»Der Welten-Denker«) erschien 1945. Sein erstes Buch, »The Dying Earth« (»Die sterbende Erde«), wurde 1950 veröffentlicht. Zu Vances Hobbys gehörten Reisen, Musik und Töpferei – Themen, die sich mehr oder weniger ausgeprägt in seinen Geschichten finden. Seine Autobiografie, »This Is Me, Jack Vance! (»Gestatten, Jack Vance!«), von 2009 war das letzte von ihm geschriebene Buch. Jack Vance starb am 26. Mai 2013 in Oakland.

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    Buchvorschau

    Die Asutra - Jack Vance

    Jack Vance

    Die Asutra

    Edition

    Andreas Irle

    Hunschlade 27

    51702 Bergneustadt

    2018

    Originaltitel: The Asutra

    Copyright © 1973, 2005 by Jack Vance

    Originalausgabe: The Asutra – Magazine of Fantasy & Science Fiction, 1973

    Deutsche Erstausgabe: Magnus Ridolph – Heyne: München, 1976

    Copyright © dieser Ausgabe 2018 by Spatterlight Press

    Titelbild: Konstantin Korobov

    Karte: Christopher Wood

    Satz: Andreas Irle

    Übersetzung: Andreas Irle

    Lektorat: Thorsten Grube, Gunther Barnewald

    ISBN 978-1-61947-346-1

    V01 2018-04-13

    E-Book Distribution: XinXii

    www.xinxii.com

    spatterlight.de

    Management: John Vance, Koen Vyverman

    Das Buch

    Etzwane trank nachdenklich von seinem Bier. Ifness sah ihm steinern von der Seite her zu. Etzwane fragte: »Studieren Sie immer noch die Asutra?«

    »Das tue ich.«

    »Glauben Sie, dass sie mit Shant fertig sind?«

    »Ich glaube gar nichts.« Ifness sprach mit seiner didaktischen, eintönigen Stimme. »Die Asutra haben eine biologische Waffe an den Menschen von Shant erprobt. Die Waffe – das heißt die Roguskhoi – hat versagt, weil die Ausführung unausgereift war, hat aber zweifellos ihren Zweck erfüllt. Die Asutra sind jetzt besser informiert. Sie besitzen immer noch zahlreiche Möglichkeiten. Sie können ihre Experimente fortführen, indem sie andere Waffen verwenden. Auf der anderen Seite könnten sie sich dazu entschließen, die menschliche Existenz auf Durdane vollständig auszulöschen.«

    Der Kampf um Durdane geht in die letzte Runde. Um seine Heimat zu verteidigen, muss Gastel Etzwane sie verlassen. Was führen die geheimnisvollen Asutra im Schilde? Welche Interessen verfolgt Ifness? Werden Etzwanes ehrgeizige Pläne aufgehen?

    Der Autor

    Jack Vance (richtiger Name: John Holbrook Vance) wurde am 28. August 1916 in San Francisco geboren. Er war eines der fünf Kinder von Charles Albert und Edith (Hoefler) Vance. Vance wuchs in Kalifornien auf und besuchte dort die University of California in Berkeley, wo er Bergbau, Physik und Journalismus studierte. Während des 2. Weltkriegs befuhr er die See als Matrose der US-Handelsmarine. 1946 heiratete er Norma Ingold; 1961 wurde ihr Sohn John geboren.

    Er arbeitete in vielen Berufen und Aushilfsjobs, bevor er Ende der 1960er Jahre hauptberuflich Schriftsteller wurde. Seine erste Kurzgeschichte, »The World-Thinker« (»Der Welten-Denker«) erschien 1945. Sein erstes Buch, »The Dying Earth« (»Die sterbende Erde«), wurde 1950 veröffentlicht.

    Zu Vances Hobbys gehörten Reisen, Musik und Töpferei – Themen, die sich mehr oder weniger ausgeprägt in seinen Geschichten finden. Seine Autobiografie, »This Is Me, Jack Vance! (»Gestatten, Jack Vance!«), von 2009 war das letzte von ihm geschriebene Buch. Jack Vance starb am 26. Mai 2013 in Oakland.

    Informationen über ihn und sein Werk finden Sie hier:

    www.editionandreasirle.de

    Kapitel I

    Die Roguskhoi und die sie dominierenden Asutra waren aus Shant vertrieben worden. Am Boden geschlagen von den Tapferen Freien Männern, aus der Luft gepeinigt von den Fliegern von Shant, hatten sich die Roguskhoi nach Süden zurückgezogen, durch den Großen Salzsumpf nach Palasedra. In einem trostlosen Tal war die Horde vernichtet worden, und lediglich eine Handvoll von Häuptlingen war mit einem auffallenden rotbronzefarbenen Raumschiff entflohen – so war die seltsame Invasion von Shant zu einem Ende gekommen.

    Gastel Etzwane hatte der Sieg nur vorübergehend Freude bereitet, nachher verfiel er in eine mürrische und in sich gekehrte Stimmung. Er wurde sich einer großen Aversion gegen Verantwortung und öffentliche Tätigkeiten im Allgemeinen bewusst und wunderte sich, dass er es so lange und so gut durchgehalten hatte. Zurück in Garwiy trat er mit nahezu beleidigender Abruptheit aus dem Purpurnen Rat aus und wurde wieder zu Gastel Etzwane, dem Musiker: nicht mehr und nicht weniger. Sofort hoben sich seine Geister, er fühlte sich befreit und im Gleichgewicht. Zwei Tage hielt die Stimmung an, danach schwand sie, als sich ihm die Frage stellte: Was nun? – und er keine natürliche oder einfache Antwort darauf fand.

    An einem diesigen Herbstmorgen, an dem die drei Sonnen hinter von ihnen selbst geschaffenen Scheiben aus milchweißen, rosafarbenen und blauen Nimbussen faulenzten, ging Etzwane die Galias Avenue entlang. Bandbäume ließen purpurne und graue Bändel über seinem Kopf baumeln. Neben ihm wälzte sich der Jardeen auf seinem Weg zur Sualle dahin. Andere Leute schlenderten ebenfalls über die Galias Avenue, doch niemand nahm Notiz von dem Mann, der vor Kurzem noch über ihr Leben bestimmt hatte. Als Anome hatte Etzwane aus Notwendigkeit jegliche Allbekanntheit gemieden; er war ohnehin kein auffälliger Mann. Er bewegte sich mit sparsamer Effektivität, sprach in flachem Ton, gestikulierte nicht – all das erzeugte eine düstere Ausstrahlung, die in keinem Verhältnis zu seinem Alter stand. Blickte er in einen Spiegel, spürte er oft einen Missklang zwischen seinem Erscheinungsbild, das finster, sogar ein wenig grimmig war, und dem, was er für sein wahres Selbst hielt: ein von Zweifel befallenes, von Leidenschaften geschütteltes Wesen, das hin und wieder von irrationalen Hochgefühlen durchflutet wurde; eine für Charme und Schönheit übermäßig empfängliche Person, die sehnsüchtig nach dem Unerreichbaren strebte. So betrachtete Etzwane sich, halb im Ernst, selbst. Nur wenn er musizierte, spürte er eine Angleichung seiner ansonsten unvereinbaren Teile.

    Was nun?

    Lange Zeit hatte er die Lösung für selbstverständlich gehalten: Er würde wieder zu Frolitz und den Rosa-Schwarz-Azurblau-Tiefgrünen stoßen. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher und blieb stehen, um zu beobachten, wie abgerissene Stränge der Bandbäume über den Fluss schwebten. Die alte Musik in seinem Kopf klang weit entfernt, wie ein Wind, der ihm aus der Jugend nachwehte.

    Er wandte sich vom Fluss ab, ging über die Avenue weiter und erreichte nicht lange danach ein dreigeschossiges Gebäude aus schwarzem und graugrünem Glas mit dicken maulbeerfarbenen Glasscheiben, die sich zur Straße hin wölbten: Fontenays Gasthaus, das Etzwane an Ifness erinnerte – Erdenmensch und Forschungsmitglied des Historischen Instituts. Nach der Vernichtung der Roguskhoi waren er und Ifness mit dem Ballon durch Shant nach Garwiy gefahren. Ifness hatte eine Flasche im Gepäck gehabt, die einen dem Leichnam eines Roguskhoi-Häuptlings entnommenen Asutra enthielt. Die Kreaturen ähnelten einem großen Insekt von zwanzig Zentimetern Länge und zehn Zentimetern Dicke: eine Mischung aus Ameise und Tarantel, gekreuzt mit etwas Unvorstellbarem. Sechs Arme, die jeweils in drei geschickten Fühlern mündeten, hingen vom Rumpf herab. An einem Ende schützten Erhöhungen aus violett-braunem Chitin die optischen Fortsätze: drei ölschwarze Kugeln in flachen, mit Haarbüscheln besetzten Höhlen. Darunter waren ein Fressapparat und eine Gruppe von Mandibeln in ständig bebender Bewegung. Während der Reise hatte Ifness gelegentlich gegen das Glas geklopft, worauf der Asutra lediglich mit einem Flimmern der optischen Organe reagiert hatte. Etzwane hatte die Musterung als entnervend empfunden. Irgendwo im Innern des glänzenden Torsos fanden subtile Prozesse statt: Nachdenken oder ein ähnlicher Vorgang, Hass oder eine entsprechende Empfindung.

    Ifness hatte sich geweigert, über die Natur der Asutra zu spekulieren. »Zu raten hat keinen Zweck. Die Fakten, wie wir sie kennen, sind vieldeutig.«

    »Die Asutra haben versucht, das Volk von Shant zu vernichten«, hatte Etzwane erklärt. »Ist das nicht von Bedeutung?«

    Ifness hatte nur die Schultern gehoben und hinausgeblickt in die purpurnen Weiten des Kantons Shade. Sie waren gerade hart am Nordwind gesegelt, bockend und gleitend, während der Windhüter das Beste aus der Conceil, einem notorisch launischen Ballon, herausgeholt hatte.

    Etzwane hatte es mit einer weiteren Frage versucht: »Sie haben den Asutra untersucht, den Sie Sajarano entnommen haben: Was konnten Sie in Erfahrung bringen?«

    Ifness hatte in gemessenem Ton gesprochen. »Der Metabolismus der Asutra ist ungewöhnlich und entzieht sich den Möglichkeiten meiner Analyse. Ihrem Fressapparat nach zu urteilen, sind sie offenbar eine von Natur aus parasitäre Lebensform. Ich habe keine Bereitschaft zur Kommunikation entdecken können oder möglicherweise verwenden die Geschöpfe eine Methode, die für mein Verständnis zu subtil ist. Sie haben Freude im Nutzen von Papier und Stift und zeichnen saubere geometrische Muster, mitunter von beträchtlicher Komplexität, allerdings ohne offensichtliche Bedeutung. Sie besitzen Geschick im Lösen von Problemen und sind offenbar sowohl geduldig als auch methodisch.«

    »Wie haben Sie all das in Erfahrung gebracht?«, hatte Etzwane wissen wollen.

    »Ich habe mir Tests ausgedacht. Es kommt darauf an, einen Anreiz zu schaffen.»

    »Wie zum Beispiel?«

    »Die Möglichkeit zur Freiheit. Die Vermeidung von Unbehagen.«

    Etwas entrüstet hatte Etzwane eine Weile über die Angelegenheit nachgedacht, um sich bald darauf zu erkundigen: »Was haben Sie jetzt vor? Werden Sie zur Erde zurückkehren?«

    Ifness hatte zum lavendelfarbenen Himmel emporgeblickt, als nehme er ein entferntes Ziel ins Visier. »Ich hoffe, meine Forschungen fortsetzen zu können. Ich habe viel zu gewinnen und nur wenig zu verlieren. Mit der gleichen Gewissheit werde ich mich auf Entmutigungen von offizieller Seite gefasst machen. Mein nomineller Vorgesetzter, Dasconetta, hat nichts zu gewinnen und viel zu verlieren.«

    Seltsam, hatte Etzwane gedacht, war dies die Art und Weise, wie die Dinge auf der Erde liefen? Das Historische Institut zwang seinen Mitgliedern eine rigorose Disziplin auf, wobei es sich einer absoluten Losgelöstheit von den Vorgängen auf der zu untersuchenden Welt erfreute. Soviel wusste er von Ifness, dessen Hintergrund und dessen Arbeit. Wenig genug, alles in allem genommen.

    Die Reise war weitergegangen. Ifness hatte aus Die Königreiche des Alten Caraz gelesen, und Etzwane hatte säuerlich geschwiegen. Die Conseil war durch die Führungsschiene gesurrt. Die Kantone Erevan, Maiy, Conduce, Jardeen und Wildrose waren unter ihnen dahingezogen und in der herbstlichen Dunkelheit verschwunden. Voraus hatte sich die Jardeen-Kluft aufgetan. Der Ushkadel hatte sich zu beiden Seiten erhoben. Die Conseil war durch das Tal der Stille geweht worden, durch die Kluft gestoßen und zur Südstation unter den erstaunlichen Türmen von Garwiy gelangt.

    Die Stationsmannschaft hatte den Ballon zur Plattform hinuntergezogen. Ifness war ausgestiegen und hatte sich, mit einem höflichen Nicken in Richtung Etzwanes, über die Plaza davongemacht.

    Mit sardonischem Ärger hatte dieser beobachtet, wie die schmale Gestalt in der Menschenmenge verschwunden war. Ifness wollte offenbar auch die beiläufigsten Beziehungen meiden. Jetzt, zwei Tage später, als er über die Galias Avenue blickte, erinnerte es ihn an Ifness. Er überquerte die Avenue und betrat Fontenays Gasthaus.

    Der Schankraum war ruhig. Einige Gestalten saßen hier und dort in den Schatten und grübelten über ihren Humpen. Etzwane ging zum Tresen, wo Fontenay selbst sich zu ihm gesellte. »Na, wenn das nicht Etzwane der Musiker ist. Sollten Sie und Ihre Khitan einen Platz suchen, so ist das nicht einzurichten. Meister Hesselrode und den Scharlach-Malvenfarben-Weißen gehört die Bühne. Es ist nicht böse gemeint, Sie nehmen es mit den besten von ihnen auf. Nehmen Sie einen Humpen Wildrosenbier, gratis.«

    Etzwane hob den Krug. »Meine Empfehlung!« Er trank. Das alte Leben war letzten Endes doch nicht so übel gewesen. Er blickte sich im Raum um. Dort: die niedrige Plattform, wo er so oft Musik gespielt hatte; der Tisch, an dem er der reizenden Jurjin von Xhiallinen begegnet war; die Nische, in der Ifness auf den Mann ohne Gesicht gewartet hatte. In jeder Ecke hingen Erinnerungen, die ihm mittlerweile unwirklich erschienen. Die Welt war vernünftig und normal geworden … Etzwane spähte durch den Saal. In der gegenüberliegenden Ecke saß ein hochgewachsener weißhaariger Mann unbestimmten Alters und machte Eintragungen in ein Notizbuch. Maulbeerfarbenes Licht fiel durch eine hohe Butzenscheibe und umspielte ihn. Während Etzwane ihn beobachtete, hob der Mann ein Kelchglas an die Lippen und nippte. Etzwane wandte sich an Fontenay. »Der Mann in der Ecke dort drüben – was ist mit ihm?«

    Fontenay blickte durch den Raum. »Ist das nicht Herr Ifness? Er hat meine vordere Suite. Ein seltsamer Schlag, ernst und eigenbrötlerisch. Sein Geld allerdings ist so echt und ehrlich wie Schweiß. Er ist aus dem Kanton Cape, nehme ich an.«

    »Ich glaube, ich kenne den Herrn.« Etzwane nahm seinen Humpen und ging durch den Saal. Ifness bemerkte sein Nahen von der Seite aus dem Augenwinkel. Bedächtig klappte er das Notizbuch zu und nahm einen Schluck Eiswasser aus dem Kelchglas. Etzwane entbot ihm einen höflichen Gruß und setzte sich. Hätte er auf eine Einladung gewartet, hätte ihn Ifness womöglich stehen lassen. »Auf einen Impuls hin, bin ich hier eingekehrt, um mir unsere gemeinsamen Abenteuer in Erinnerung zu rufen«, sagte er, »und finde Sie hier mit der gleichen Beschäftigung.«

    Ifness’ Lippen zuckten. »Die Sentimentalität hat Sie irregeführt. Ich bin hier, weil eine geeignete Unterkunft zur Verfügung steht und weil ich, für gewöhnlich, ungestört arbeiten kann. Was ist mit Ihnen? Haben Sie keine offiziellen Pflichten, die Sie in Anspruch nehmen?«

    »Keine«, entgegnete Etzwane. »Ich habe die Verbindung zu den Purpurnen gekappt.«

    »Sie haben sich die Freiheit verdient«, meinte Ifness in nasal-monotonem Stimmfall. »Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich ihrer erfreuen können. Und nun …«, mit bedeutungsvoller Genauigkeit arrangierte er sein Notizbuch.

    »Ich möchte aber nicht untätig bleiben«, sagte Etzwane. »Mir ist in den Sinn gekommen, dass ich in der Lage sein könnte, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«

    Ifness hob die Augenbrauen. »Ich bin nicht sicher, dass ich Ihren Vorschlag verstehe.«

    »Er ist einfach genug«, erläuterte Etzwane. »Sie sind ein Mitglied des Historischen Instituts. Sie stellen Forschungen auf Durdane und andernorts an. Sie könnten meine Unterstützung brauchen. Wir haben bereits zusammengearbeitet. Weshalb sollten wir das nicht auch weiterhin tun?«

    Ifness sprach mit klarer Stimme. »Das Konzept ist nicht praktisch. Meine Arbeit ist die eines Einzelgängers und führt mich gelegentlich außerhalb dieses Planeten, was natürlich …«

    Etzwane hob die Hand. »Genau das ist mein Ziel«, bekundete er, obwohl sich dieser Gedanke so konkret bisher noch nicht gebildet hatte. »Ich kenne Shant gut. Ich habe Palasedra bereist. Caraz ist eine Wildnis. Ich bin bestrebt, andere Welten zu besuchen.«

    »Das sind natürliche und normale Sehnsüchte«, stellte Ifness fest. »Nichtsdestotrotz müssen Sie andere Arrangements treffen.«

    Etzwane trank nachdenklich von seinem Bier. Ifness sah ihm steinern von der Seite her zu. Etzwane fragte: »Studieren Sie immer noch die Asutra?«

    »Das tue ich.«

    »Glauben Sie, dass sie mit Shant fertig sind?«

    »Ich glaube gar nichts.« Ifness sprach mit seiner didaktischen, eintönigen Stimme. »Die Asutra haben eine biologische Waffe an den Menschen von Shant erprobt. Die Waffe – das heißt die Roguskhoi – hat versagt, weil die Ausführung unausgereift war, hat aber zweifellos ihren Zweck erfüllt. Die Asutra sind jetzt besser informiert. Sie besitzen immer noch zahlreiche Möglichkeiten. Sie können ihre Experimente fortführen, indem sie andere Waffen verwenden. Auf der anderen Seite könnten sie sich dazu entschließen, die menschliche Existenz auf Durdane vollständig auszulöschen.«

    Etzwane gab keinen Kommentar dazu ab. Er leerte den Humpen und signalisierte Fontenay, trotz Ifness’ Missbilligung, um Wiederauffüllung. »Versuchen Sie immer noch, mit den Asutra zu kommunizieren?«

    »Sie sind alle tot.«

    »Und Sie haben keine Fortschritte gemacht?«

    »Im Wesentlichen keine.«

    »Haben Sie vor, noch andere zu fassen zu bekommen?«

    Ifness bedachte ihn mit einem kühlen Lächeln. »Meine Ziele sind bescheidener als Sie vermuten. Mir geht es prinzipiell um meinen Status am Institut, damit ich weiterhin meine gewohnten Vorrechte genießen kann. Ihre und meine Interessen überschneiden sich in nur sehr wenigen Punkten.«

    Etzwane blickte finster und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Zögen Sie es vor, wenn die Asutra Durdane vernichten würden?«

    »Als ein abstraktes Ideal würde ich dieses Vorhaben nicht begrüßen.«

    »Die Situation selbst ist nicht abstrakt«, zeigte Etzwane auf. »Die Roguskhoi haben Tausende getötet! Hätten sie hier gewonnen, wären sie vielleicht weitergezogen und hätten Erdenwelten angegriffen.«

    »Die These ist etwas weit hergeholt«, entgegnete Ifness. »Ich habe sie als eine Möglichkeit angeführt. Meine Kollegen neigen zu anderen Sichtweisen.«

    »Wie kann daran ein Zweifel bestehen?«, wollte Etzwane wissen. »Die Roguskhoi sind aggressive Waffen.«

    »Augenscheinlich, aber gegen wen? Die Erdenwelten? Lächerlich, wie könnten sie gegen eine zivilisierte Bewaffnung ankommen?« Ifness vollführte eine abrupte Gebärde. »Jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ein gewisser Dasconetta sichert sich seinen Status auf meine Kosten und ich muss über diese Angelegenheit nachdenken. Es war nett, mit Ihnen zu reden …«

    Etzwane beugte sich vor. »Haben Sie die Asutra-Heimatwelt ermittelt?«

    Ifness schüttelte ungeduldig den Kopf. »Es könnte eine unter zwanzigtausend sein, wahrscheinlich zum Zentrum der Galaxis hin.«

    »Sollten wir diese Welt nicht ausfindig machen, um sie aus der Nähe zu studieren?«

    »Ja, ja, natürlich.« Ifness klappte das Tagebuch auf.

    Etzwane erhob sich. »Ich wünsche Ihnen Erfolg bei Ihrem Ringen um Status.«

    »Vielen Dank!«

    Etzwane kehrte durch den Raum zurück an seinen ursprünglichen Platz. Er trank noch einen Krug Bier und blickte finster zu Ifness hinüber, der gelassen am Eiswasser nippte und Notizen in das Tagebuch schrieb.

    Etzwane verließ Fontenays Gasthaus, ging am Jardeen entlang nach Norden und dachte über eine Möglichkeit nach, die selbst Ifness noch nicht in Betracht gezogen haben mochte … Er bog in die Avenue der Purpurnen Gorgonen ab, wo er eine Kutsche zur Korporations-Plaza erwischte. Er stieg beim Justizium aus und begab sich hinauf in die Büros des Nachrichtendienstes im zweiten Geschoss. Dessen Direktor war Aun Sharah, ein ansehnlicher

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